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Rotraud Rose

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25.06.2020
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Rotraud Rose

An einem feuchtkalten Septembermorgen hinkt Rotraud Rose durch ihren verwilderten Vorgarten zum Briefkasten. Diese ersten Herbsttage sind Gift für ihre Gelenke. Die Hoffnung auf eine Nachricht ihres Sohnes treibt sie an, so wie jeden einzelnen Tag in den vergangenen 5 Jahren. Manchmal glaubt sie, der Postbote habe sie längst vergessen. Wenn eine Mahnung ihr dann das Gegenteil beweist, muss sie sich seufzend eingestehen, dass sie diejenige ist, die immer häufiger Dinge vergisst. Wieder nichts. Gerade als sie umkehren will, sieht sie vom Dorf her einen stämmigen Mann flotten Schrittes näherkommen. Es verirrt sich nur noch selten jemand bis zu ihrem Häuschen am Waldrand. Neugierig bleibt sie stehen.

„Haben Sie heute Post für mich?“, spricht sie ihn mit heiserer Stimme an. Es sind ihre ersten laut gesprochenen Worte an diesem Tag. Der Unbekannte zögert, wirft einen hastigen Blick zurück über die Schulter und taxiert danach Rotraud, die abblätternde Fassade ihres Hauses, die kniehohe Wiese und den uralten, verstaubten Motorroller am Ende des Grundstückes. „Ne, hab ich nicht. Aber Sie machen doch bestimmt mal gerne nen Kaffee für uns zwei!“ Er drängt die zierliche alte Frau entschlossen Richtung Haustür, gerade so schnell, dass sie nicht stürzt. Schließlich bugsiert er sie auf einen ihrer Küchenstühle. Blass im Gesicht und etwas außer Atem schaut sie sich ihren unerwarteten Gast genauer an. In abgetragenen Jeans und dunkelblauer Jacke lehnt er an der Wand und beobachtet aufmerksam die Straße. „Da kommt fast nie einer lang, selten mal Herr Stegmann mit Rocco. Der hat es mit der Hüfte, also ich meine den Schäferhund und nicht sein Herrchen. Sagen Sie, kennen wir uns eigentlich? Was sagten Sie, wer Sie sind und was Sie zu mir führt?“ „Sagen Sie einfach Peter zu mir, Ommchen. Wollten wir nicht Kaffee trinken, wir zwei Hübschen?“ „Rose, Rotraud Rose, so viel Zeit muss sein. Das hat schon mein Rudi immer gesagt. Leider habe ich nur Pulverkaffee da, Herr Peter. Ich habe so selten Besuch.“ Mühsam steht sie auf und zündet die Gasflamme unter dem stets gefüllten Wasserkessel an. Auf dem Weg zum Regal dreht sie das Radio lauter, „ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett….“ „Oh, das war Rudis Lieblingslied!“ Sie streut in jeden der beiden Becher drei gehäufte Teelöffel Instantkaffee. „Mach das Ding leiser! Das Schlagergedudel nervt.“, blafft Herr Peter sie plötzlich an. Das Wasser blubbert langsam lauter, gleich wird der Kessel pfeifen. „Wir unterbrechen kurz unsere Hits aus den 60er- und 70er Jahren. Die Polizei bittet um Ihre Mithilfe. Aus der Strafanstalt Burgenau ist gegen neun Uhr ein Häftling ausgebrochen. Der Mann ist zweiundvierzig Jahre alt, circa einen Meter und achtzig groß und von kräftiger Statur. Er ist bewaffnet und gilt als gefährlich. Für Hinweise….“, der grelle Pfeifton übertönt endgültig den Nachrichtensprecher. „Jetzt mach schon endlich die Kiste aus! Wird das heute noch was mit dem Kaffee?“ Die Flöte des Kessels hält dem Druck nicht mehr Stand und fällt klirrend auf den Boden. Rotraud macht gerade das Gas aus, als das Telefon zu klingeln beginnt. Frau Rose und Herr Peter starren sich einen Moment bewegungslos an. Nur nicht wegschauen, denkt Rotraud, keine Angst zeigen. Das hatte Tante Trude ihr beigebracht, damals als Kind mit den Soldaten in der Stadt. Es hatte sich später bewährt, als Rudi nicht mehr ihr Rudi war, oft ausgerastet ist, und Auge in Auge mit ihr die Faust meistens wieder sinken ließ. Ihre Stimme zittert leicht: „Da muss ich ran gehen. Das ist der tägliche Kontrollanruf meiner Tochter, dass ich noch lebe.“ „Kein falsches Wort, sonst ist es dein letztes!“ Schweißtropfen perlen von seiner Stirn, in der Hand hält er jetzt einen kleinen Revolver, wie sie ihn bisher nur im Fernsehkrimi gesehen hat, seine Stimme klingt gefährlich leise. Wieder in der Küche angekommen, sinkt Rotraud Rose erschöpft auf den Stuhl. Peter schaut angespannt aus dem Fenster. „Funktioniert der Roller noch?“ „Rudi ist den gefahren, ich durfte früher manchmal als Sozia mit, das war wunderschön, den Wind im Gesicht. Nach Rudis Tod hat mein Sohn Thomas ihn manchmal genommen, bis vor fünf Jahren, da ist….“ „Klappe! Ich will wissen, ob er noch geht!“ „Ich weiß nicht, vielleicht muss man Benzin kaufen, vielleicht ist noch welches im Kanister im Keller, den Zündschlüssel muss ich suchen….“ Blaulicht spiegelt sich im Glas der Küchenvitrine, eine Autotür fällt zu. „Du sagst der Polente jetzt, dass du nichts gesehen hast und dass du, wenn sie wieder weg sind, die Tür gut abschließt! Klar? Nicht vergessen: Ich kann dich die ganze Zeit sehen!“ Er zieht sie vom Stuhl hoch und schiebt sie grob Richtung Tür als es schon energisch klingelt. Andreas, den Polizisten, kennt sie noch als ihren Schüler. Sie hat Biologie und Chemie unterrichtet, das war nicht gerade Andreas Stärke gewesen. „Keine Angst Frau Rose, wir fragen jeden, ob er etwas gesehen hat. Sie wirken heute erschöpft. Wirklich alles in Ordnung? Ja ja, das Wetter ist nicht gut für Arthrosepatienten, das sagt meine Mutter auch immer. Passen Sie gut auf sich auf!“

Rotraud kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Es ist längst Zeit für ihren Mittagsschlaf. Hatte sie eigentlich schon nach der Post geschaut? „Gut gemacht, Frau Rotkraut! Was ist mit dem Kaffee? Könnte jetzt auch was zu essen vertragen!“ Dieser grauenvolle, ungehobelte Mann widert sie an. Auf solchen Besuch kann sie verzichten. Sie muss ihn loswerden, nur wie? Könnte sie nur in Ruhe nachdenken! „Herr Peter, ich muss mich einen Moment auf das Sofa legen. Ohne klaren Kopf werde ich den Schlüssel nie finden. Sie könnten ja so lange nach dem Benzin schauen? Ich war seit Monaten nicht im Keller.“ Unter dem eisigen Blick des Eindringlings schleppt sie sich ins Wohnzimmer, ohne eine Antwort abzuwarten. Der wägt die Zeitverzögerung gegen die verlockende Aussicht auf ein unauffälliges Fluchtfahrzeug ab. Bevor er sie unwirsch auf die Polster schubst, baut er sich mit seiner ganzen Masse vor ihr auf: „Keine Tricks! Wehe dir, wenn der Schlüssel nachher nicht auftaucht! Meine Alte wollte mich auch über den Tisch ziehen, dachte sie wäre schlauer als ich. Jetzt guckt sie die Radieschen von unten an!“ Rotraud Rose fröstelt. Trotz des Gedankenkarussells in ihrem Kopf döst sie ein. Im Schlaf ist Rudi wieder da, jung und glücklich. Gemeinsam fahren sie mit dem Motorroller zum Badesee. Mit den Kindern waren sie sonntags auch oft dort. Rudi wirbelt erst Thomas und dann Silke durch die Luft, mit seinem wunderbaren Lachen, in das sie sich gleich verliebt hatte. Plötzlich verzerrt sich das geliebte Gesicht zu einer hässlichen Fratze, aus dem Mund ein höhnisches, hässliches Lachen, die Hand hebt sich, einer Atemwolke aus Whiskey und Bier versucht sie angewidert auszuweichen. Es wird schwarz, dann Rudis friedliches altes Gesicht im aufgebahrten Sarg, auf seiner Brust ein Strauß blauer Blumen aus dem Garten, eigenhändig für ihn gepflückt.

„Genug geschlafen! Jetzt wird gesucht! Sonst fackel ich mit dem hier die Bude ab.“ Rotraud schreckt auf, lässt den Blick unruhig schweifen, hat Mühe sich zu orientieren. Sie liegt auf ihrem Sofa, davor steht ein stämmiger Mann, der ihr wage bekannt vorkommt und bedrohlich einen uralten grauen Benzinkanister vor ihrer Nase schwenkt. „Rudi? Was soll ich suchen?“ „Peter heiß ich, Ommchen! Den Rollerschlüssel und zwar zackig!“ Er zieht sie unsanft vom Sofa hoch. Jetzt ist Rotraud Rose hellwach. Auf ihrem schmerzenden Oberarm zeichnen sich schon dunkle Abdrücke seiner großen Pranke ab. Ihre Gedanken sind so klar wie schon lange nicht mehr. Wenn es wirklich darauf ankam, war sie in ihren dreiundachtzig Lebensjahren immer ganz auf der Höhe gewesen und hatte jedes Problem aus der Welt geschafft. Selbst damals mit ihrem Mann, als der anfing, seinen Whiskeyzorn an ihr auszulassen und sie sich schwor, nie wieder würde ein männliches Wesen sie so behandeln. Plötzlich nimmt der rettende Gedanke in ihrem Kopf Gestalt an. „Finger weg, Herr Peter!“ funkelt sie den verblüfften Ausbrecher resolut an, um dann mit monotonem Murmeln in die Küche zu hinken. „Ich habe den Schlüssel immer versteckt, dass keiner betrunken fährt….vielleicht im Küchenregal? Schauen Sie hier das Bild, war er nicht ein stattlicher Mann, mein Rudi? Eigentlich ein guter Kerl. War dann wohl zu viel für sein Herz, ist schon zehn Jahre her.“ „Keine Romane erzählen! Suchen!“ faucht er sie an und deutet auf den Kanister. Rotraud zieht eine Schublade der Küchenvitrine nach der anderen heraus. „Wäre es Ihnen vielleicht möglich, den Wasserkessel noch mal zu heizen? Der Kaffee würde uns doch jetzt beiden gut tun, oder?“ In der dritten Lade fühlt sie ganz hinten den Schlüssel, lässt ihn zunächst an Ort und Stelle, während sie achselzuckend sorgfältig gebündelte Gummibänder hervorzieht. Erst in der vierten entdeckt sie erleichtert das kleine, noch zur Hälfte gefüllte Glasröhrchen und lässt es unauffällig in der Tasche ihrer Strickjacke verschwinden. Herr Peter kämpft fluchend mit dem alten Gasherd. „Er muss hier irgendwo sein, habe ihn lange nicht gebraucht. Wissen Sie, der Rudi hat am Ende zu viel getrunken, da sollte er nicht mehr fahren. Thomas wüsste, wo ich ihn hingelegt habe, aber der ist seit fünf Jahren nicht mehr da gewesen. Hat mich plötzlich für den Tod seines Vaters verantwortlich gemacht und wollte ans andere Ende der Welt, nur weit weg von hier. Vielleicht kommt morgen ja doch eine Postkarte von ihm.“ Peter versucht ruhig zu bleiben, schließlich führt sein Weg zum Zündschlüssel über diese Nervensäge, und wenn das Teil tatsächlich fährt, würde die verschrobene Alte sich noch als Glücksfall erweisen. „…von dem entflohenen Häftling fehlt bisher noch jede Spur. Bitte seien Sie aufmerksam! Er ist mutmaßlich bewaffnet und gilt als gefährlich. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen….“ Im Hintergrund läuft die ganze Zeit leise das Radio. Er gießt kochendes Wasser in die Becher und schaut misstrauisch zu Rotraud, die kopfschüttelnd nochmals jede Schublade aufzieht, bis sie triumphierend das Objekt seiner Begierde hochhält. „Na endlich!“, er reißt ihr den kleinen Schlüssel aus der Hand. „Du bleibst hier sitzen und rührst dich nicht von der Stelle, für mindestens eine Stunde! Nicht vergessen, für ein Feuerchen bleibt in jedem Fall genug Benzin übrig!“, höhnisches Lachen, „und beim Weglaufen ist ja jede Schnecke im Rückwärtsgang schneller als du!“

Rotraud lässt sich auf einen Küchenstuhl fallen und sieht durchs Fenster diesen fiesen Mann an ihrem Roller hantieren. Aus ihrer Jackentasche zieht sie das kleine Röhrchen und dreht es nachdenklich zwischen den Fingern. Vor ihr eine rote und eine blaue Tasse, beide voll mit dampfendem Instantkaffee. Ob er wohl Zucker in den Kaffee nimmt, der Herr Peter? Bei Rudi hatte sie das gewusst, fünfundvierzig Jahre lang zwei Kaffeelöffel Zucker pro Tasse. Das Geräusch des anspringenden Rollers reißt sie aus ihren Gedanken. Fast zeitgleich fährt vom Dorf her ein Polizeiauto langsam durch die Straße. Sie muss sich schnell entscheiden. Der Roller verstummt wieder, ihr Gast kommt durch die Tür gehastet. Sie kann gerade noch das leere Röhrchen in ihre Tasche gleiten lassen. „Muss warten bis die Bullen abgedreht sind. Wenn sie klingeln, alles genau so wie heute Morgen! Ist das klar, Rotkräutchen?“ Sie nickt. „Dann könnten wir ja endlich noch unseren Kaffee trinken, Herr Peter. Wissen Sie, ich bekomme so selten Besuch.“ Der Streifenwagen dreht ab. Der Besucher lacht dröhnend. „Warum nicht? Aber wir tauschen mal besser die Tassen, nicht dass du da Arsen rein gemischt hast! So, du zuerst!“ Rotraud nimmt unter seinen verächtlich grinsenden Augen einen großen Schluck des dunkelbraunen Gebräus. Erst danach greift er zu, nur um die Tasse schnell wieder abzusetzen. „Ist das bitter! Mit dem Kaffee kann man ja Tote aufwecken! Hast du Zucker?“ „Muss ich schauen, Herr Peter. Ich nehme nie welchen, aber mein Rudi, Gott hab ihn selig, der hat immer zwei gehäufte Löffel genommen!“ Sie stemmt sich hoch, greift hinter sich ins Küchenregal. „Sie haben Glück, da ist noch was drin in der Zuckerdose! Die ist ein Erbstück meiner Tante Trude, echt Meißner Porzellan…“ Mit ruhiger Hand stellt sie das Prunkstück vor ihm ab. Ihr Gast schaufelt sich gleich drei Kaffeelöffel in seinen blauen Becher, stürzt alles auf einmal in sich hinein und springt hastig auf. „Gut war‘s! Jetzt düse ich los! Und du bleibst hier sitzen und wartest brav ab, bis ich über alle Berge bin! Alles Gute Frau Rotkräutchen!“ „Danke für Ihren Besuch, Herr Peter. Und passen Sie doch bitte auf das kleine Blumenbeet am Rand auf!“, ruft sie ihm hinterher. „Das sind meine Heilkräuter und der blaue Eisenhut ist sehr giftig, selbst wenn man ihn nur leicht berührt. Den darf man nur mit Handschuhen pflücken!“ Die letzten Sätze hört der ungebetene Gast nicht mehr. Beim Aufsteigen wundert er sich über den bitterscharfen Nachgeschmack des Kaffees. Als er startet bricht ihm der Schweiß aus, Übelkeit steigt in ihm auf, sein Herz beginnt zu rasen, die Arme kribbeln. Nur mit Mühe gelingt es ihm, das alte Gefährt auf die Straße zu lenken.

Rotraud Rose spürt eine große Müdigkeit in sich. Sie muss sich noch ein bisschen hinlegen. Der Kaffee war alt und viel zu bitter gewesen. Sie würde neuen kaufen müssen, falls wieder überraschend Gäste auftauchen. Das Radio lässt sie an, so wie immer. Es ist sonst einfach zu still, alleine in dem alten Haus. Die Lebensmittellieferung vom kleinen Supermarkt erwartet sie erst Ende dieser Woche. Bis dahin wird wohl keiner mehr vorbei kommen. „…die Bundesstraße 142 ist wegen eines Unfalls komplett gesperrt. Ein Motorrollerfahrer hat aus bisher ungeklärter Ursache die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und ist ungebremst gegen einen Baum geprallt. Der Fahrer, der keinen Helm trug, verstarb direkt am Unfallort. Laut noch unbestätigter Zeugenaussagen soll es sich bei dem Opfer um den aus Burgenau entflohenen Häftling Peter R. handeln….“ Rotraud Rose döst auf dem Sofa ein. Das Bild des friedlich aufgebahrten Rudis, einen Strauß blauen Eisenhuts auf der Brust, verschwimmt mit der stämmigen Gestalt von Herrn Peter, ihrem einzigen Kaffeebesuch seit langer Zeit.

 

Hallo @Traumtänzer

deine Geschichte gefällt mir ganz gut. Rosa ist so süß tüdelig, da will man wissen, wie das mit ihr endet.

Allerdings ist das Lesen ziemlich anstrengend, da du deine Geschichte nur in ein paar lange Blöcke unterteilt hast. Ich empfehle, eine neue Zeile zu beginnen, wenn eine Handlung oder ein Gedanke/ Erinnerung endet, oder auch wenn die Sprecher und Handelnden wechseln. Bei diesem Abschnitt würde das so aussehen:

„Haben Sie heute Post für mich?“, spricht sie ihn mit heiserer Stimme an. Es sind ihre ersten laut gesprochenen Worte an diesem Tag.
Der Unbekannte zögert, wirft einen hastigen Blick zurück über die Schulter und taxiert danach Rotraud, die abblätternde Fassade ihres Hauses, die kniehohe Wiese und den uralten, verstaubten Motorroller am Ende des Grundstückes. „Ne, hab ich nicht. Aber Sie machen doch bestimmt mal gerne nen Kaffee für uns zwei!“
Er drängt die zierliche alte Frau entschlossen Richtung Haustür, gerade so schnell, dass sie nicht stürzt. Schließlich bugsiert er sie auf einen ihrer Küchenstühle. Blass im Gesicht und etwas außer Atem schaut sie sich ihren unerwarteten Gast genauer an. In abgetragenen Jeans und dunkelblauer Jacke lehnt er an der Wand und beobachtet aufmerksam die Straße.
„Da kommt fast nie einer lang, selten mal Herr Stegmann mit Rocco. Der hat es mit der Hüfte, also ich meine den Schäferhund und nicht sein Herrchen. Sagen Sie, kennen wir uns eigentlich? Was sagten Sie, wer Sie sind und was Sie zu mir führt?“
„Sagen Sie einfach Peter zu mir, Ommchen. Wollten wir nicht Kaffee trinken, wir zwei Hübschen?“
„Rose, Rotraud Rose, so viel Zeit muss sein. Das hat schon mein Rudi immer gesagt. Leider habe ich nur Pulverkaffee da, Herr Peter. Ich habe so selten Besuch.“

Während ich Rosa ins Herz geschlossen habe, kann ich mit dem Bösewicht nichts anfangen. Er kommt mir unecht vor, wie das Abziehbild eines Klischeebanditens. So redet doch niemand. Vielleicht kannst du an dieser Figur noch etwas arbeiten. Oft hilft es dem Bösewicht auch eine positive Seite zu geben. Vllt erklärt er Rosa seine Taten, versucht sich zu rechtfertigen.

Noch ein paar handwerkliche Kleinigkeiten:

gleich wird der Kessel zu pfeifen beginnen.
Auf das "beginnen" kann man in den allermeisten Fällen verzichten. Einfach: ... gleich wird der Kessel pfeifen.

„Mach das Ding leiser! Das Schlagergedudel nervt.“, blafft Herr Peter sie plötzlich an.
Bei einem Aussagesatz gehört kein Punkt in die wörtliche Rede.

Viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo @Nichtgeburtstagskind,

danke für dein Feedback. Ich werde das mit den häufigeren Zeilenumbrüchen mal ausprobieren. Ich hatte in Anbetracht meiner eigenen Lesegewohnheiten Sorge, dass zu viele neue Zeilen den Lesefluss eher stören.

Die sprachlichen Korrekturen werde ich einarbeiten, danke.

Ich habe in der Geschichte den Schwerpunkt tatsächlich mehr auf Rotraud Roses Charakter gelegt, die bei aller liebenswerter Verschrobenheit ja auch ihre dunklen Seiten hat. Dabei ist mir der offensichtliche Bösewicht der beiden Beteiligten vielleicht zu eindimensional geraten. Die überzogen ruppige Art (manche Menschen reden übrigens tatsächlich so...) ist in gewisser Weise auch beabsichtigt gewesen, als Kontrast zu Frau Roses diskreterer, fast sympathischer krimineller Energie. Ich werde mir mal durch den Kopf gehen lassen, wie und wo ich Rotrauds Gegenspieler mehr Farbe geben kann.

Lieben Dank und viele Grüße
Traumtänzer

 

Hallo @Traumtänzer

Was für eine wundervolle Geschichte! Die süße Rotraud Rose, so wundervoll beschrieben, so intelligent. Sie hat meine volle Sympathie. Sehr spannend, ich fiebere mit und hab voll das Kopfkino. Das Ende ist genial. Super gemacht. Mir sind nur 2 Kleinigkeiten aufgefallen.

Zitat Traumtänzer: „Keine Angst Frau Rose, wir fragen jeden, ob er etwas gesehen hat. Sie sehen erschöpft aus.“
Wortwiederholung
Vorschlag: Sie wirken erschöpft.

Zitat Traumtänzer: Peter versucht ruhig zu bleiben, schließlich führt sein Weg zum Zündschlüssel über diese Nervensäge, und wenn das Teil noch fährt, würde die verschrobene Alte sich noch als Glücksfall erweisen.
Wortwiederholung.

LG Silvita

 

Hallo @Silvita,

es freut mich sehr, dass du die Geschichte mit Freude gelesen hast.
Die kleinen sprachlichen Anregungen habe ich gleich eingearbeitet. Vielen Dank!

Viele Grüße
Traumtänzer

 

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