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Rottöne
Wenn ich diesen dreckigen Bastard in meine Finger kriege. Gut, es wird eine Weile dauern bis sie nicht mehr nach mir suchen, aber das ist es mir Wert.
Ein Geräusch schreckt mich aus meinen Gedanken. Irgendsoein Drecksviech, das was trinken will. Mit einem Tritt, in dem mein ganzer Hass und meine komplette Frustration sich kanalisieren, donnere ich gegen die Haustür.
"Mach auf du Drecksack! Mach die verdammte Tür auf!"
Nur das Rauschen des Wasserlaufes an der Rückseite des Hauses ist zu hören. Ich gehe um das Haus, nach einem Eingang suchend.
Selbst durch die Kopfhörer die ich trage kann ich ihr Geschrei gut hören. Das enttäuschte Frauen immer so laut sein müssen. Erst stöhnen sie das Haus zusammen und dann, wenn alles vorbei ist, die gesamte Nachbarschaft. Mir ist es egal. Cradle of filth dröhnt sanft wummernd mir zu einem kleinen Trip die Birne weg. Der Fussboden scheint im Takt mitzuwogen. Als mein Teppich nach mir greift, verlasse ich das Wohnzimmer. Ich schmeisse noch einen Trip, und denke die ganze Zeit angestrengt nach was ich vergessen habe. Ich will noch etwas erledigen. Irgendetwas habe ich vergessen. Ich stosse den Vorhang zur Seite und nehme ihm sein Weinglas weg. Die Boxen lecken wieder, die Musik versaut den weissen Teppich und überzieht ihn mit einem chaotischen Muster aus surrealen Farben.
Durchs Schlafzimmerfenster kann ich Ihn sehen. Er hat wieder diesen Blick drauf. Er kämpft mit dem Vorhang und reist dabei eine Kordel ab. "Rede mit mir!" brülle ich durch das schräggestellte Fenster. Verdammt, warum ist er nur so gleichgültig allem gegenüber. Also gut. Ich ziehe die Waffe aus der Handtasche.
"Hör mir endlich zu oder ich schiess dich über den Haufen!"
brülle ich vor Angst zitternd als ich die Waffe auf Ihn richte. Er sieht durch mich hindurch und tappt langsam auf das Fenster zu. Er öffnet das Fenster.
Sie steht am Fenster. Brüllt irgendwas von wegen hör mir zu. Das Fensterbrett bewegt sich wie ein Mund im Takt zu Ihren Worten. Völlig fasziniert von dem sprechenden Fenster, beschliesse ich es zu öffnen um zu sehen was dahinter wohl ist. Es ist nur sie, mit ausgestreckten Armen und zitternden Händen. Seltsam, dass das Bild sich nicht geändert hat, als ich das Fenster geöffnet habe. Der Musikverschmierte Teppich greift wieder nach meinen Füssen und ich stolpere. Ich stürze halb über das Fensterbrett und habe auf einmal etwas im Mund. Es ist hart und kalt, und es schmerzt. Rottöne dominieren mein Sichtfeld. Wie im Zeitlupentempo springe ich von der Fensterbank auf. Der kalte Gegenstand in meinem Mund ist immer noch da. Ich greife danach.
Unglaublich. Dieser kranke drogenabhängige Spinner hatte sich tatsächlich selbst gerichtet. Ich konnte garnicht schnell genug reagieren, als er das Fenster öffnete und herausstolperte.
Abartig war sein unbeholfener Versuch gewesen sich die Waffe aus dem Mund zu ziehen.
Rottöne dominierten mein Sichtfeld.