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Ruhe und Frieden (Endversion 2005)

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Ruhe und Frieden (Endversion 2005)

Gewinner der Top-Wahl 2005 in der Rubrik SF

In meinem Urlaub machte ich bei einer Handelsstation irgendwo im Sternbild des Schwans Halt, wo mir ein Barkeeper namens Ratface erzählte, wie sich ein paar Tage zuvor, einer von meiner Sorte, sprich Mensch, ein tolles Stück mit ein paar Piraten geleistet hatte.

„Dieser Typ“, fing er an, „krachte mit seinem verstaubten Blechhaufen auf den Privatplatz von Sebulgo, dem Prächtigen. Ich meine, nicht dass der große Meister hier mal auftauchen würde, aber, na du weißt schon. Rumpelt durch die Tür, zwei Meter der Teufel, mindestens, schaut auf mein Namensschild und sagt: Deluvian Scotch, Ratte! Ich zu ihm: Hei, Hei, nur die Ruhe! Is’ dir klar, wo du bist? Draußen hängen einige von Sebulgos Leuten rum. Wenn die merken, daß du auf seinem Platz parkst, bist du dran.
Und er? Schmeißt seine Waffe auf den Tresen und stülpt den Helm drüber. Na, ich denk mir meinen Teil, was geht’s mich an, such' 'ne Flasche raus und stell' sie ihm hin. So, jetzt schau aber, dass du weiterkommst, Mann! sag ich zu ihm. Und dieser Hund? Greift nach dem Glas von 'nem Besoffenen neben sich, der am Tresen pennt, spuckt rein, wischt es mit seinem Ärmel in Seelenruhe aus und sagt: Wenn ich deine Meinung hören will, sag ich dir, welche. Anfüllen!
Na, was sagt man dazu denk ich mir und schenk’ ihm ein. Ich meine, Schneid hin oder her, aber das is' Wahnsinn!
Draußen ein paar der verrücktesten Typen die dieser Teil der Galaxis je gesehen hat und der verlangt nach dem zweiten Glas. Prost! Todgeweihter! sag' ich zu ihm. Durch die Panoramafenster seh' ich schon die ersten Kranks, die sich um sein Schiff scharen.
Oh Mann, Alter, sag ich zu ihm, jetzt schau aber dass du hier raus kommst, sonst bist’ du’s gewesen. Was sagt er? Luft rauslassen, Ratte! Und schnäuzt unter den Barhocker.
Na, mir soll’s recht sein, solange die Kasse stimmt und von seinen Resten krieg ich sicher auch was ab. Dieser Henker aber, was tut er, greift in seine Brusttasche, holt’ ’n Päckchen Lucky Galaxys raus und steckt sie sich irgendwo in den Bart. Feuer! knurrt er mich an. Na, mir rinnt der Schweiß zwischen den Arschbacken runter, kannst dir ja vorstellen. Also versuch’ ich’s noch mal: Mensch, Alter, jetzt wird’s aber wirklich Zeit.
Draußen, drei Typen, Slack, das Rasiermesser, Joey, der Psycho und Mick, die Nova. Die Oberliga, Mann.
Er zu mir: Was bin ich schuldig? Ich: Nichts, nichts, lass mir nur mein Lokal heil.
Er zieht an seiner Zigarette und sagt: Na da dank’ ich aber für die Gastfreundschaft, Meister. Die Tür fliegt auf, die Kranks kommen rein und fixieren ihn. Der Typ wirft seine Zigarette in das Glas des Besoffenen und sagt: Dauert nicht lange!
Seine Hand, Alter, seine Hand, die zischt unter den Helm, er selbst, vom Stuhl, durch den Raum runter, auf die Tür zu, rammt Slack den Lauf durch die Zähne, während er Mick hinter den Tresen hebelt, tritt Joey die Eier raus und drückt ab. Sechs Mal, ich hab mitgezählt! Er kommt zurück, greift sich den Helm, sagt: Die Jungs haben mich gerade eingeladen. Ich, wie erstarrt, kannst’ dir ja vorstellen. Mit einem breiten Grinsen stapft er raus aufs Flugfeld, startet die Mühle und zischt ab.
Oh, Mann, so was hab ich noch nie gesehen!“

Ich starrte ihn an und nahm einen Schluck Kaffee. Was soll’s, dachte ich mir, die Bars waren voll von solchen Geschichten auf dieser Route.
Macht die Leute ihr langweiliges Leben vergessen. Ratface fingerte sich sein Trinkgeld aus den Münzen die ich ihm auf den Tresen gelegt hatte und wünschte mir noch eine gute Reise. Als ich aus der Tür gehen wollte rief er mir noch nach: „Wär’ wohl klüger wennste dir ne Knarre besorgst, Alter! Vielleicht bist du der Nächste!“. Nicht mal im Urlaub hat man seine Ruhe.

Mein Ziel war Ravenna 3. Netter Planet. 9 Meere, viel Sonne und tolle Mädchen.
Es war ein offizieller Urlaubsplanet. Der Autopilot surrte und ich sah ein bisschen fern. Frank Meyer. Komödiant, Kabarettist, Lästermaul. Ich mochte ihn. Er ging immer so schön auf Sebulgo los. Daher ließ ich ihn leben.
Jedem König seinen Hofnarren, sag ich immer.

Eingedenk des Killers, ging ich in den Laderaum und sucht in der Waffenkammer nach etwas Schutz.
2 Projektilwaffen der Marke Colt. Mechanisch, aber immer einsatzbereit. Keine Energieversorgung.
3 Sonarwaffen der Marke Sony. Liegen gut in der Hand, nicht zu laut und sehr effektiv.
1 Sporenwaffe der Marke Remington. Verboten, aber hei, in diesen Zeiten.
„Gott schuf den Menschen. Samuel Colt hat ihn gleich gemacht!“, dachte ich und steckte sie ein.

Der automatische Begrüßungsruf weckte mich aus dem Schlummer mit einem freundlichen: „Hallo!“ und „Was für eine Freude, dass wir SIE bei uns begrüßen dürfen!“ und „Ist das nicht ein toller Tag!“.
Vom Landeplatz innerhalb des Asteroiden, ging ich Richtung Kiosk. Tim der Zeitungsverkäufer, wie das Schild neben der Glocke sagte, grinste mich breit an. „Na nind nie auf’m Weg?“, nuschelte er durch seine eingeschlagenen Zähne. „Ja!“, gab ich zur Antwort, um möglichst wenig mit ihm sprechen zu müssen. „Geben sie mir Kaffee, 4 Packungen Galaxys und eine Astra Weekly.“, kommandierte ich ihn. Tims Gichtfinger zitterten mir den Kaffee in einen Becher, zerknüllten mir die Zeitschrift und warfen die Zigarettenpackung hin.

Ich setzte mich an einen der Tische, die im Neonlicht von irgendeiner schmierigen Substanz schimmerten. Zwei Tische rechts von mir saßen drei junge Burschen und ich musste Alibi halber in meiner Weekly blättern, um nicht den Anschein zu erwecken, dass ich ihnen zuhörte.

„Was glaubst du? Na klar ist das wahr. Der sucht Sebulgo.“, krakeelte ein blonder Hüne.
„Nie im Leben! Der muss wahnsinnig sein. Sebulgo macht ihn kalt. Außerdem ist Sebulgo viel größer und angeblich kann er deine Gedanken lesen!“, meinte ein untersetztes Etwas mit Schulterpolster ängstlich.
„Slack, Joey und Mick, Freak! Der hat sie erledigt. Was glaubst du was der mit Big S. macht? Häh? Gestern is er hier durchgekommen. Hab ihn gesehen! Ein Tier, Freak, ein Tier, sag ich!“, fuhr ihn der Dritte an, dessen Äußeres etwas von einem Bagger hatte.
Irgendwie dürfte ich Aufmerksamkeit erweckt haben, denn sie steckten ihre deformierten Schädel zusammen und tuschelten wie die Schulmädchen.

Der Hüne stand langsam auf und stolzierte auf mich zu.
„Meister mit der Astra! Das haben wir hier aber gar nicht gern, wenn man so’n Ohr hat!“.
Ich lehnte mich natürlich gemütlich zurück und legte die Astra auf meinen Oberschenkel.
„Und wen genau interessiert das?“, sagte ich.
In diesem Moment sprangen die zwei Monster hinter ihm vom Tisch auf, er jedoch ging in die Knie und zielte mit einer Fleischkanone auf mich.
Ich stieß mich mit den Füßen vom Tisch ab und rollte rückwärts aus meinem Stuhl. Die Tischplatte fuhr dem Knienden ins Gesicht und zertrümmerte seine Stirn. Der Bagger hatte die Kugel gar nicht kommen sehen. Wie kann die Evolution auch nur Facettenaugen an der Seite des Schädels anbringen. Äußerst kurzsichtige Strategie. Dem Untersetzten fuhr das Projektil durch den Hals. Was für eine Sauerei. Tat mir fast ein bisschen Leid.
Ich schnappte mir meine Astra, zahlte und machte mich aus dem Staub.
Man muss sein Glück ja nicht überstrapazieren, sag ich immer.

Der neue Kurs führte mich durch einen der schönsten Teile dieses Sonnensystems. Ruhig schwebten die Nebel von Trael im Raum, begleitet von Mozarts zweites Hornkonzert. Sie erlaubten mir ein paar Minuten der Ruhe und des Friedens.

Ravenna 3 kam in Sicht. Mein stets nüchterner Autopilot landete inmitten traumhafter Palmenarkaden, flutete das Cockpit mit Sonne und der süßlichen Atmosphäre des Planeten. Es war himmlisch.
Dienstbare Robobutler luden mein Gepäck aus, warteten mein Schiff und waren im Großen und Ganzen aufdringlich zuvorkommend.

An der Rezeption tummelten sich Wesen aller Art, um mit ausgeklügelten Bestechungsversuchen, eine der heiß begehrten Suiten ab dem 30. Stockwerk zu ergattern.
Wie es sich für ein ordentliches Hotel gehörte, hatte auch dieses eine VIP-Rezeption. Persönliche Betreuung, Belüftung durch riesige Palmwedel und wandelnde Minibars unterstützen das Gefühl, hier wirklich willkommen zu sein.

„Mister Jones! Was für eine Freude, sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen!“, flötete ein junger Atlatus, der laut Namensschild Frenggo hieß.
„Ich darf ihnen versichern, dass die Sicherheitsmaßnahmen seit ihrem letzten Besuch verdoppelt wurden, Sir“, folgte ein verkniffenes Heucheln. Wohlwollend hinterließ ich meinen Sanctus, in Form einer gefälschten Spukprobe auf dem Anmeldeblock und begab mich zu den Liften.

In einem der Penthousegemächer, hatte man bereits alles vorbereitet um mir den nötigen Luxus zu bieten. Mädels auf Abruf, Essen, Zigaretten, und mehr zu trinken, als man jemals Durst haben könnte.
In den Wänden und in der Decke waren kleine Öffnungen eingelassen.
Die Suite erkannte intuitiv, bei der Kontrolle der körperlichen und seelischen Bedürfnisse, wann Bier nötig war und feuerte es bei einem Griff ins Leere, in die Hand des Urlaubers.
Hatte ich mir einbauen lassen. Ein netter Gag bei Partys.
Man rief: "Hände hoch, das ist ein Überfall!" und die Leichtmetalldosen rieselten von der Decke. Die Kleinkriminellen brauchten danach immer frische Unterwäsche.

Die warmen Sonnenstrahlen jagten durch den Raum, als sich die getönten Scheiben des Panoramafensters hoben und den Weg auf eine riesige Terrasse freigaben.
Ich legte mich auf eine der angenehm temperierten Liegestühle, streckte nachlässig die Hand aus, in die prompt eine Dose Bier fiel, die mir fast die Finger fror. So lag ich und dachte über die Story von Ratface nach.
Wer zum Teufel hatte mich soweit verfolgt? Besser gesagt, wer zum Teufel war mir soweit voraus? Oder hatte der Killer einfach nur auf gut Glück bei ihm vorbeigeschaut? Klar hatte der letzte Waffendeal meine Gegner auf den Plan gerufen. Als größter Waffenschieber in der äußeren Zone war mir das nicht zum ersten Mal passiert. Aber ich hatte ja, Gott sei Dank, einen Schutzengel. Mit dieser genüsslichen Beruhigung schlummerte ich ein.

Irgendetwas irritierte mein Unterbewusstsein. Mein Gehirn beschloss jedenfalls, dass es wichtig genug sei, um den Rest meines Körpers in einer Überdosis Adrenalin zu ertränken, den Puls zu verdoppeln und Schreckensbilder von Tod und Verderben rauszuschicken.
Mein Verstand hingegen meinte, dass es hier in dieser Umgebung ein bisschen übertrieben sei, das volle Programm anzuleiern, nur um mal nachzusehen, was da draußen in der Realität so los ist.
Der leichte Luftzug, das Bier im Blutkreislauf oder das kaum hörbare Klicken der Tür.

Ich rollte seitwärts aus dem Liegestuhl und zog meinen Colt.
Es klickte erneut. Die Tür war zu und ich nicht mehr alleine in der Suite.
Ein kurzer Kontrollblick. Die Kammern waren leer. Ich verfluchte mich und sah aus meinem Versteck heraus den Schatten einer Gestalt über den Boden wandern.
Vorsichtig, aber zuversichtlich.
Der Eindringling hielt inne. Es raschelte, als er in Deckung ging.
Er hatte mich also gefunden.
Wie gesagt, es war ja nicht das erste Mal.
Langsam schob ich den Colt ins Licht, um meinem Gegner klar zu machen, dass ich bewaffnet war und winkte damit. Ein altes, aber klares Zeichen, sich vorerst ohne Schusswechsel zu zeigen.
Freggo dieser Idiot! Sicherheitsvorkehrungen verdoppelt, so ein Blödsinn!

Ich stand auf und trat mit der Sonne im Rücken in den Raum. Hinter der Couch erhob sich eine Gestalt im Raumanzug. Das Helmvisier wohlweislich geschlossen. Das Licht im Rücken war nutzlos geworden. Seine Handschuhe steckten im Gürtel und in der Rechten hielt er eine doppelläufige Luparra. Abgesägt.
Auf diese Distanz sehr wirkungsvoll, aber prekär für die Einrichtung.
Ich ließ den Arm sinken und fixierte sein verspiegeltes Gesicht.
Er tat es mir gleich und entspannte das Gewehr.
Sein Visier öffnete sich.
Ein Paar tiefschwarze Augen mit weißen Pupillen kontrollierten mich.
Flucht war ausgeschlossen.
Seine Körperspannung einzuschätzen, verwehrte mir der Raumanzug.
Der einzige Anhaltspunkt waren seine Augen.

Da standen wir.
Dies war der Moment, wo man gewöhnlich etwas wie: „Es ist so verdächtig still hier!“, abließ.
Stattdessen marschierte sein stolzer Baß durch den Raum.
„Dieser Tag ist viel zu schön, um ihn lebend zu beenden!“
Mich fröstelte.
„Nur für hässliche Leichen!“, entfuhr es mir.
Ich sah, wie sich seine Pupillen erweiterten.
Ein untrügliches Zeichen, dass er agieren würde.
Gleichzeitig rissen wir die Waffen in die Höhe und ließen sie sofort fallen.

Aus der Decke schossen zwei Bierdosen, die wir statt der Projektile dem Gegner entgegenjagten.
Es klickte, es fauchte und der Bierschaum verteilte sich über unsere Handgelenke.
Ich konnte mich nicht mehr halten und lachte los: „Orion, du Mistvieh! Immer noch zu langsam!“.
„Brüderchen, Brüderchen, du lernst es nie. Urlaub auf Ravenna 3. Alte Gewohnheiten legt man nicht ab!“, sprudelte es, vor Lachen hustend aus ihm.
„Genauso wie schmierige Raumanzüge, du Schwein!“, gab ich zurück.
’Feiges Schwein’ spielten wir seit unserer Jugend.
Wer zuletzt zieht, aber als erster trifft, hat gewonnen.
Nur nicht einrosten, sag ich immer.

Ich drehte mich um, ging auf die Terrasse und ließ mich in den Liegestuhl fallen.
Orion schälte sich aus dem Raumanzug, fläzte sich auf den Stuhl neben mir und schmiss die Füße auf den Tisch.
„Was ist mit dir?“, lachte ich ihn an, „Du solltest mal duschen, Brüderchen. Du riechst sehr, ich sag mal, männlich!“.
Mein Bruder leerte seine Dose auf Ex und schüttelte sich mit verzogenem Gesicht.
„Arbeit, Arbeit, Arbeit, du Idiot!“, spuckte er aus.
„Slack, Joey und Micky schauen jetzt auch so dämlich, oder?“, sagte ich und deutete auf seine Fratze.
Orion brummte mit verkniffenen Augen: „Mmmhm! Musste sein, sie wussten zuviel! Haben die ganze letzte Ladung Visor-5-Raketen auffliegen lassen!“
Ich bemerkte, wie sich meine Augenbrauen dementsprechend zu einem
vernichtenden ’V’ verzogen.

„Was ist eigentlich mit Ratface los?“, fragte ich.
Orion klopfte sich an die Stirn: „Amnesie! Hatte eine drastische Konfrontation mit Slacks Vorschlaghammer. Verdammt üble Nummer! Aber Ratface ist zäh. Hat jetzt ’ne feine Stahlplatte, wo früher seine linke Gehirnhälfte war.“
„Ich hab bei Tim für etwas Publicity gesorgt.“, erwiderte ich und trank.
„Die Ravenbrüder?“, setzte mein Bruder nach.
Ich nickte.
„Wurde auch Zeit!“, sagte Orion und schnäuzte in sein Unterhemd.
„Wer steht als nächstes an, Sirius?“, ergänzte er.
„Sammy das Auge fängt morgen eine Fracht deluvianischen Scotch für Ravenna 2 ab.“, gab ich zurück, zückte meinen Terminplaner und las:
„Die Besatzung lässt du leben, den Informanten grillst du. Frank Chello.“

Tja, so war es eben. Wir waren Sebulgo.
Mein Bruder erledigte die Drecksarbeit, ich die Denkarbeit.
Ein Familienbetrieb, aber hei, in diesen Zeiten ist Blut dicker als Plasma, sag ich immer.

Wir blickten in brüderlicher Eintracht auf das Meer hinaus.
„Aber erst in drei Tagen. Und lass mich nicht vergessen Frank Meyer Blumen zu schicken. Seine letzte Sendung war der Hammer!“.

 

Hallo!

Ich denke ganz und garnicht, dass es sich hier um eine reine flache Unterhaltungsgeschichte handelt:) Nach der einleitung des Barkeepers hat es mich überhaupt nicht mehr gewundert, dass der Held derartig übermächtig dargestellt wird - im Gegenteil - das trägt ja gerade noch zum Amusement bei, da der Autor damit eindeutig eine komödiantisch/ironische Ebene anreißt, die gerade solche Geschichten mit übermächtigen Helden durch den Kakao zieht.

So dachte ich es mir, da es ja offensichtlich nicht zu übersehen war, dass die Einleitung auf einem Stück von Heinrich von Kleist basiert (Anekdote aus dem letzten preußischen Krieg), in der ja auch ein ähnlicher Protagonist gezeichnet wird.
Rauchend, Schnaps saufend und gleichzeitig ein bärenstarker Kämpfer und potenter Liebhaber(siehe den Part mit den Mädchen, die er sich aufs Zimmer bestellen kann - ich hätte aber gut gefunden, wenn der Barmann noch ne Kellnerin gehabt hätte, wie bei Kleist:)) - ein Widerspruch in sich, aber dennoch ein vermeintliches Synnonym für hohe Männlichkeit.
Mit dem Bezug zum Western machst du einen Sprung zu den unbesiegbaren Revolverhelden (die schneller ziehen als ihr Schatten) in das 20. Jahrhundert und durch das SF-Arrangement einen weiteren in die Zukunft. Damit vereinst du Quasi sehr viele Schauplätze und Gegenstände(Colt, Raumschiff, von der Decke haglnde Bierdosen etc.), welche diese konstruierten Superheros während ihrer Erfolgszeit in den Medien besucht/besessen haben.

Zum glück tust du das so originell überzogen, dass eigentlich klar sein sollte, dass man sich nicht mit dem Helden zu identifizieren hat. Hier ist eher Distanz und Reflexion angesagt - und wir können froh sein, dass in der modernen Welt immer weniger Charaktere geschaffen werden, die diesem stereotypen Trend folgen. Trotzdem machst du dich, zu Recht, lustig über jene Form der Rambo-Heldensdarstellung.

Gleichzeitig sehr unterhaltsam! Top!


An Woltochinon:

Deine Verbesserungsvorschläge sind, glaube ich, hinfällig, da er die Sätze aus Kleists anekdote abgeleitet hat und bewusste Änhlichkeit provozieren wollte ... sicher bin ich jedoch nicht ...

 

@ XioN:

Na endlich! Kriegst ein Mitarbeitsplus.
Nach 17 MONATEN, spricht mal wer die Anekdote vom preusischen Krieg an.
Vollkommen richtig.

Und das Überziehen der Überhelden ist auch richtig.
Ich sag mal a la Fünftes Element. Das sind Übrwesen, bei denen sich jeder Vergleich erübrigt.

bg, LE

@ all:

RETOURNIERE IN BÄLDE!!! Zieht die Köpfe ein... :D

 

Tja, Deutsch-LK machts möglich:-)

"pwned!", wie man in der Gamerszene sagen würde:)

Aber ich unterstelle hier einfach mal, dass das ein paar stumme Mitleser bestimmt schon vorher bemerkt haben - sonst wäre die Geschichte hier ja nicht so erfolgreich gewesen, wenn die Mehrheit diese Verknüpfung nicht kapiert hätte. Auch wenn Stil und Plott auch so schon erstklassig sind:)

Aber gut, dass du das so lange für dich behalten hast - finde es wichtig, dass man seine Geschichten nicht verzweifelt gegen Kritik verteidigt, indem man z.B. literarische querverweise gibt, die eventuell nicht offensichtlich oder gar bei den Haaren herbeigezogen sind ... so wie es leider viele machen.
In diesem Fall war das aber wirklich total offensichtlich ... schon allein die Gliederung und Wortwahl am Anfang - hab da schon nach dem ersten Satz gestuzt. Wundert mich ...

 

Hi XioN,

aber das allerallerallerschönste ist die Perfektion von Kleist, die selbst bei so einer einfachen Neubearbeitung immer noch funktioniert.
So was nenn ich Qualität.
Denn gerade der erste Teil hat allen gefallen.

Daher: Immer brav die Klassiker studieren und ausprobieren.
Die haben sicher nix mehr dagegen wenn man Gutes von ihnen übernimmt :D

lg, LE

 

In meinem Urlaub machte ich bei einer Handelsstation irgendwo im Sternbild des Schwans Halt, wo mir ein Barkeeper namens Ratface erzählte, wie sich ein paar Tage zuvor, einer von meiner Sorte, sprich Mensch, ein tolles Stück mit ein paar Piraten geleistet hatte.

:rotfl:
Du wirst es nicht glauben - aber die altertümliche Sprache fällt mir erst jetzt auf. Oh Mann, das ist einfach stark. Hahaha! :lol:
Du musst mir mal sagen, wo ich diese Anekdote finde.

 

Na, dann nimm mal meine Entschuldigung an, Herr Lems Erbe! :)
Allerdings braucht man von mir in Sachen klassischer Literatur keinen Blumentopf erwarten: Ich bin ungefähr so belesen wie ein durchschnittlicher Dosenöffner. Kleist? Ich meine, den Namen mal in einem Lexikon gesehen zu haben ... :Pfeif:

 

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