Säulen der Kindheit
Ich weiß nicht wie das ist, alleine zu Hause zu sein. Nach all den Jahren der Kindheit, des sich Fürchtens vor dem dunklen Keller, Schauergeschichten meines älteren Bruders, das ich nächtelang nicht schlafen konnte, habe ich gelernt, das die Dunkelheit nichts Bedrohliches mehr ist.
Früher brauchte ich mindestens ein kleines Licht zum Einschlafen. Jeden Abend das gleiche Einschlafritual. Mami setzte sich an mein Bett und musste mir vorlesen. Ich glaube es war kein Muss für sie, sie hat es so gerne gemacht. Mami ich erinnere mich an deine sanfte warme Stimme. Manchmal hast du mir auch vorgesungen... Ich höre dich heute noch in meinen Träumen.
Dann hast du erst meine Nachttischlampe ausgemacht. Ich sagte nur sehr ängstlich, das gehörte erstrecht zu unserem Gutenachtspiel:
„Mami, bitte nicht!“ .
Du drehtest dich um, gabst mir einen Kuss auf die Stirn und machtest das Licht wieder an. Ich drehte mich beruhigt zur Wand und schlief ein. Per hat sich immer darüber lustig gemacht, was für ein Sensibelchen ich doch sei. Mami hat mich vor meinem großen Bruder und auch immer vor Vater in Schutz genommen, denn nach seiner Meinung musste ein Junge mit zehn Jahren schon im Stande sein, alleine und ohne Licht einschlafen zu können.
Wenn mich Vater ins Bett gebracht hat, dann hat er mir auch vorgesungen. Auch wenn seine Stimme vielleicht nicht so schön war wie Mamis, bleibt mir seine Stimme fast noch besser im Gedächtnis als die von meiner Mutter. Vater hat nie vorgelesen und auch nie das Licht angelassen, aber dafür die Tür einen Spalt offen gelassen. Das ging auch irgendwie. Vati ich denke an dich...