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Säulen der Kindheit

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15.09.2005
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Säulen der Kindheit

Ich weiß nicht wie das ist, alleine zu Hause zu sein. Nach all den Jahren der Kindheit, des sich Fürchtens vor dem dunklen Keller, Schauergeschichten meines älteren Bruders, das ich nächtelang nicht schlafen konnte, habe ich gelernt, das die Dunkelheit nichts Bedrohliches mehr ist.
Früher brauchte ich mindestens ein kleines Licht zum Einschlafen. Jeden Abend das gleiche Einschlafritual. Mami setzte sich an mein Bett und musste mir vorlesen. Ich glaube es war kein Muss für sie, sie hat es so gerne gemacht. Mami ich erinnere mich an deine sanfte warme Stimme. Manchmal hast du mir auch vorgesungen... Ich höre dich heute noch in meinen Träumen.
Dann hast du erst meine Nachttischlampe ausgemacht. Ich sagte nur sehr ängstlich, das gehörte erstrecht zu unserem Gutenachtspiel:
„Mami, bitte nicht!“ .
Du drehtest dich um, gabst mir einen Kuss auf die Stirn und machtest das Licht wieder an. Ich drehte mich beruhigt zur Wand und schlief ein. Per hat sich immer darüber lustig gemacht, was für ein Sensibelchen ich doch sei. Mami hat mich vor meinem großen Bruder und auch immer vor Vater in Schutz genommen, denn nach seiner Meinung musste ein Junge mit zehn Jahren schon im Stande sein, alleine und ohne Licht einschlafen zu können.
Wenn mich Vater ins Bett gebracht hat, dann hat er mir auch vorgesungen. Auch wenn seine Stimme vielleicht nicht so schön war wie Mamis, bleibt mir seine Stimme fast noch besser im Gedächtnis als die von meiner Mutter. Vater hat nie vorgelesen und auch nie das Licht angelassen, aber dafür die Tür einen Spalt offen gelassen. Das ging auch irgendwie. Vati ich denke an dich...

 

Hallo JH.Rilke,

nachdem du zwei meiner Geschichten gelesen und kommentiert hast, wollte ich jetzt das selbige mit der deinen hier tun ;)

Allerdings weiß ich bei dieser Geschichte gar nicht, wo ich anfangen soll bzw. wie ich sie finden soll, zum einen finde ich sie ziemlich kurz und ziemlich inhaltslos, zum anderen finde ich, genau dass dieses Inhaltslose es gerade ausmacht an dieser Geschichte, sie vielleicht doch ganz toll zu finden, einfach ein Protagonist, der sich an die Einschlafrituale früher erinnert, diese mit seiner früherein Angst vor der Dunkelheit verbindet, die Schauergeschichten, die der Bruder früher erzählt hat. Das hat schon was, da lässt sich durchaus was draus machen und es regt durchaus sehr zum Nachdenken an.

Allerdings verstehe ich den ersten Satz nicht so ganz "Ich weiß nicht wie das ist, alleine zu Hause zu sein" bzw. weiß nicht so recht, ob ich ihn richtig verstehe. Sind die Eltern des Prots gestorben und er ist somit zum ersten Mal auf sich sich alleine gestellt? Dafür spräche, dass "Ich höre dich heute noch in mienen Träumen", "Vati ich denke an dich" usw. und wenn man die Sache so betrachtet, läuft einem beim nochmaligen Lesen doch ein kalter Schauer über den Rücken.

In den wenigen Zeilen steckt einiges drin, hätte aber vielleicht etwas ausführlicher sein können, dennoch hat mich das Ganze jetzt ziemlich nachdenklich gestimmt.

Nicht schlecht fände ich eine Art Schlusssatz, der das jetzige Leben des Prots beschreibt, vielleicht so nach dem Motto "Ich knipse die Nachttischlampe aus und gehe schlafen, träume von früher. Um mich herum ist es dunkel" bzw. je nachdem, in welche Richtung du es lenken möchtest.

Liebe Grüße,
Sebastian

 

Hallo JH.Rilke,

dein Protagonist scheint die erste Nacht in der ersten eigenen Wohnung zu sein. Dafür spricht die Erinnerung an die Nächte seiner Kindheit. Das hat durchaus etwas für sich, allerdings frage ich mich ein bisschen, warum du es erzählst und ob da nicht mehr Erinnerungen sind als die Einschlafrituale? Und wie rettet der Prot sie? Lässt er vielleicht auch in seiner eigenen Wohnung das Licht an?
Stilistisch sind zwar nicht viele Rechtschreibefehler drin, aber der Satzbau ist manchmal unklar oder falsch:

Nach all den Jahren der Kindheit, der Furcht vor dem dunklen Keller, den Schauergeschichten meines älteren Bruders, durch die ich nächtelang nicht schlafen konnte, habe ich gelernt, dass die Dunkelheit nichts Bedrohliches hat.
(oder "konnte, ist die Dunkelheit nicht mehr bedrohlich für mich")
Mami setzte sich an mein Bett und musste mir vorlesen
sinnvoller: Mami musste sich an mein Bett setzen und mir vorlesen.
sie hat es so gerne gemacht.
das gehörte erstrecht
erst recht
Mami ich erinnere mich an deine sanfte warme Stimme
Vor solchem Wechsel zur direkten Anrede würde ich einen Zeilenumbruch machen.
Per hat sich immer darüber lustig gemacht, was für ein Sensibelchen ich doch sei
Tempus: war
Auch wenn seine Stimme vielleicht nicht so schön war wie Mamis, bleibt mir seine Stimme fast noch besser im Gedächtnis
Tempus: blieb
Vati ich denke an dich...
Auslassungszeichen immer durch ein Leerzeichen trennen: dich ...

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,

danke für das lesen und das Kritisieren.

Fange von unten an.
Die Stimme "meines" Vaters ist nach wie vor nicht so schön, wie die "meiner" Mutter. Habe also bewusst Perfekt nicht benutzt.
Über die Auslassungszeichen habe ich jetzt mehr gelernt, danke ...

Die Mutter setzte sich SO gerne an das Bett ihres Kindes. Das so unterstreicht, wie gern sie es da. Wie "Ich habe Dich so lieb" ...

"Meine" Mutter setzte sich an das Bette und musste dan vorlesen, sie musste sich nicht ans Bett setzen. Das mustte war und ist ganz beswusst (anders) eingesetzt.

Es sind ausschließlich Erinnerungen an Einschlafriruale, weil dem Prot. diese Erinnerungen eben am Abend kommen... Kommt nicht ganz klar raus, gell?

Vielleicht ist es auch Abend und der prot ist einsam in der Familienwohnug, weil er die anderen abgemurkst hat (vgl. sebastian Krebs ...)?

Konnte ich einiges klarer machen?

Liebe Grüße JH.Rilke

 

Hi JH.Rilke,

Fange von unten an.
Die Stimme "meines" Vaters ist nach wie vor nicht so schön, wie die "meiner" Mutter. Habe also bewusst Perfekt nicht benutzt.
das ist der Grammatik egal. Der Tempus richtet sich nach der gewählten Erzählzeit, auch wenn die Stimme des Vaters immer noch weniger schön ist.
Die Mutter setzte sich SO gerne an das Bett ihres Kindes. Das so unterstreicht, wie gern sie es da. Wie "Ich habe Dich so lieb"
Ja, umgangssprachlich macht man das, was nicht heißt, dass es deswegen richtiger wird. "So" ist in deinem Zusammenhang eine Vergleichseinleitung, der der Vergleich nicht folgt. Dadurch hängt es in der Luft.
"Meine" Mutter setzte sich an das Bette und musste dan vorlesen, sie musste sich nicht ans Bett setzen. Das mustte war und ist ganz beswusst (anders) eingesetzt
Sie musste doch weder das eine noch das andere, oder?
Vielleicht ist es auch Abend und der prot ist einsam in der Familienwohnug, weil er die anderen abgemurkst hat
Sorry, wenn ich das will, kann ich mir zu jeder Geschichte irgendwas ausdenken, das nicht darin steht. Träumen kann man auch von Lebenden, dazu müssen sie weder gestorben noch abgemurkst sein. Es gibt keine Hinweise in der Geschichte, anhand derer so etwas auch nur angedeutet wird.

Natürlich steht es dir frei, unter künstlerischer Freiheit auch falsche Grammatik zu verstehen.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo JH. Rilke,

Eigentlich mag ich den Stil, in dem dein Text geschrieben ist. Auch den Titel finde ich ansprechend, es gibt sie, die Säulen der Kindheit.
Der Inhalt jedoch ist unbefriedigend, der Text ist ein fortlaufender Bericht, keine Geschichte, auch wenn manche Empfindung des Protagonisten unterschwellig spürbar ist. Es gibt keinen Wechsel der Ereignisebene, kein Hinstreben auf, z.B., einen Punkt der Erkenntnis, solche Textkonstruktionen sind aber für eine Geschichte essentiell.
Nach meiner Einschätzung hast du leider das Potential der Situation nicht ausgeschöpft.

L G,

tschüß Woltochinon

 

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