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Salzluft

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11.10.2010
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Salzluft

Der kleine Junge stand am Ufer der See und fütterte die kreischenden Möwen mit den Resten eines frischen Bäckerbrötchens, dass seine Mutter ihm heute statt einer warmen Mahlzeit gegeben hatte. Frischer Wind zerzauste sein Haar und Salzluft umspielte seine Nase. Die nackten braunen Zehen vergrub er im reinen weißen Sand. Als seine Eltern nach ihm riefen, warf er noch ein Krümchen hinauf, zog sich ein Büschel Strandhafer als Schwert aus dem Boden und rannte, wild in der Luft herumfuchtelnd, auf und davon. Währenddessen fiel aus der Tasche seiner kurzen braunen Ledershorts ein kleines Plastiksegelboot heraus und landete zwischen den Bohlen eines ehemaligen Steges. Das Boot hatte einen roten Bauch und ein kleines weißes Segel aus Leinen war daran befestigt.
Die Nacht war kalt und stürmisch. Der Wind zerrte an dem kleinen Segel, bis die salzige Luft das Ihrige dazu beitrug und sich die zarten Fäden lösten. Der kleine weiße Fetzen tänzelte wie ein Blatt davon und landete auf einem schäumenden Wellenkamm. Ganz grau und durchnässt wurde er zum Ufer zurückgespült, landete inmitten von Steinen, Muscheln und Seetang, bis er erneut von einer Welle erfasst wurde und verschwand.
Als die Sonne wieder hoch am Himmel stand, lag das kleine Segelboot noch immer zwischen den Bohlen. Nun aber war es nackt und mit einem kleinen braunen Buchenblatt beklebt.
Bald schneite es und der Frost kam, auf der roten Farbe bildeten sich kleine Kristalle, als ob das kleine Boot mit Edelsteinen besetzt wäre. Als die Sonne das Eis wieder taute, nahm sie auch die Farbe mit. Das kleine sandige rosafarbende Ding war in dem weißen, mit Muscheln besetzten Strandstreifen kaum mehr auszumachen.

Eines Tages stand ein großer behaarter Fuß in den salzigen flachen Wellen, die an den Strand geschwappt wurden. Der Fuß war nass und die Sonne spiegelte sich in den winzigen Tropfen. Der Mann, dem der Fuß gehörte, hielt in seiner Hand die Hand eines circa sechsjährigen Jungen. Der Kleine schaute tapfer auf den silbrigen Streifen am Horizont. Tränen liefen seine Wangen hinunter. Der Vater legte seine Hand tröstend auf die weichen Haare seines Sohnes. „Sei nicht traurig“, sagte er. „Irgendwann vergisst Du, dass Du deshalb so traurig warst.“ „Niemals!“ sagte der Junge trotzig und trat wütend gegen eine alte Holzleiste, die drei Daumen breit aus dem weißen Sand ragte. Die Leiste kippte ein Stück nach hinten und legte dabei etwas Müll frei, der sich hier über lange Zeit gesammelt hatte. Gerade wollte der Junge ein etwas größeres Stück davon in die Wellen kicken, als ihm etwas daran interessant genug erschien, es aufzuheben. Das hellgraue Stück Irgendwas hatte die Form eines Bootes, ein Stift, der einmal der Mast gewesen sein könnte, hing schlaff zur Seite. Es war splitterig, kaputt und alt, ja, aber, wenn man es ein bisschen bearbeitete, konnte er sich daraus durchaus ein schönes Segelboot bauen. Plötzlich war er gar nicht mehr traurig! Er drängelte seinen Vater, endlich nach Hause zu gehen. Auf dem Weg durch die vom Strandhafer bewachsenen Dünen stellte er sich vor, wie er dem Boot einen neuen Mast und ein Segel baute. Den Rumpf müsste er ein bisschen abfeilen und dann streichen. Vielleicht könnte er ein bisschen rote Farbe von Papas Autolack stibitzen. Der würde Augen machen, wenn er das fertige Prachtstück zu Gesicht bekommt. Der Junge konnte nicht ahnen, wie Recht er damit haben sollte!

 

Hallo enjoy
Und willkommen auf kg.de :)

Dein Einstand lässt sich recht flüssig lesen und kommt angenehm leicht daher. Aber die tatsächliche Geschihte kommt leide zu kurz weg. Ein junge verliert sein lieblingsspielzeug. Ja, daraus Liese sich was machen, aber diesen eigentlichen Part hältst du dem Leser vor. So bleibt nur Die Moral, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Aber das ist als Geschichte ein bisschen dürftig.
Die Wahl des Titels ist ein bisschen heikel. Das Boot ist schon sehr stark vom gleichnamigen Film sowie Song (doldinger oder auch u96) besetzt. Nicht ganz das gleiche, aber vergleichbar mit Titeln wie z.b. der Rabe. Da kommen unwillkürlich Bilder und Assoziationen auf. Wenn man nicht bewusst damit spielen möchte, sollte man diese Ketten umgehen.

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hi Weltenläufer,
vielen Dank für das Lesen und Kritik üben. Ich werde es mir zu Herzen nehmen und versuchen der Geschichte in den nächsten Tagen noch ein bisschen Pepp zu verpassen.

 

Ist es in Ordnung, wenn ich dafür ein neues Thema aufmache?
Die Geschichte heisst jetzt: SALZLUFT

 

Ist es in Ordnung, wenn ich dafür ein neues Thema aufmache?
Die Geschichte heisst jetzt: SALZLUFT

Nein, das geht so nicht. Du solltest direkt die schon eingestellte Geschichte die Änderungen vornehmen. Kopiere die aktuellste Fassung in deinen ersten Beitrag, danach lösche ich die zweite Version und ändere auch den Titel dieses Threads in Salzluft.
Du solltest auch überlegen, ob die Rubrik hier die richtige ist. Ich fände Alltag passender.

Liebe Grüße
bernadette

 

Liebe bernadette, schiebst Du die Geschichte für mich in die Alltags-Rubrik?
Vielen Dank!!!

 

Also mir hat's gefallen. Mir gefallen dein Stil, die sprachlichen Formulierungen und treffenden Beschreibungen, das leichte Daherkommen des Textes, um weltenläufer zu zitieren, die Atmosphäre. Hab die kleine Geschichte gerne gelesen, ich hatte die See deutlich vor Augen. :)

Den Titel "Salzluft" finde ich sehr schön, die Rubrik treffend. In welcher Rubrik war die Kurzgeschichte denn vorher zu lesen?

Der Inhalt mag ein wenig dürftig sein, gut. Dem muss ich zustimmen. Aber die Geschichte hat immerhin eine Moral und ist sehr kurz, also die Länge dem Inhalt angemessen. Sie zu lesen war keine Zeitverschwendung, ich fand sie einfach schön. Nicht weltbewegend, aber schön. :)

Aus der Grundidee ließe sich durchaus noch mehr machen, mit einem Vielfachen an Länge, aber dann würde vermutlich eine vollkommen andere Kurzgeschichte daraus werden. Zumindest wäre die jetzige Moral mit dem verlorenen Spielzeug, dessen Verlust auf einmal doch nicht mehr soo tragisch ist, dann zu wenig. Letztendlich kommt das darauf an, was dein Ziel beim Schreiben war, also die Wirkung, die das Skript auf den Leser haben soll.

Viele Grüße
Michael

 

Hi Michael, vielen Dank! Freut mich, das es Dir gefallen hat! Ich hatte die Geschichte ein bisschen verändert, nach Weltenläufers Anmerkungen - den Titel und den Schluss. Vorher war die Geschichte bei Romantik. Fällt mir immer schwer, sowas selber einzuordnen. Meine zweite Geschichte 'Flip und das ABARZ' ist wahrscheinlich bei Fantasy auch falsch aufgehoben?! :confused:

 

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