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Samara

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15.09.2005
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Samara

Prolog:
Der Mond schien voll und rund durch das kleine Fenster unter der Decke. Er tauchte das kleine Zimmerchen in sein helles, klares Licht und schien alles zu beleuchten: Das schäbige Holz des kleinen Bettes schien plötzlich leicht zu schimmern wie blankpolierter Mahagoni. Die Waschschüssel mit den Sprüngen darin, ganzen Scherben, die fehlen – sie war plötzlich von reinem Licht erfüllt, so dass sie ein völlig anderes Gesicht bekam. Die Reflektion warf ein bizarres Muster an die kahle, nackte Wand.
Doch die junge Frau, bemerkte dies alles nicht, schluchzend lag sie auf ihrem Bett, den Kopf fest in das Kissen gepresst. Ihr langes, schwarzes Haar hatte sich aus dem Zopf gelöst und lag nun wirr auf dem Kissen verteilt. Es dauerte lange, bis die Schluchzer leiser und seltener wurden und schliesslich einem ruhigen, tiefen Atmen Platz machten.

Am nächsten Morgen schien die Sonne bereits hell durch das Fenster und zauberte lustige kleine Kreise auf Fais Bett. Als die Strahlen ihre Augenlider erreichten, erwachte sie, durch das plötzliche Licht geblendet, ruckartig. Sie setzte sich erschrocken auf und konnte sich im ersten Moment gar nicht zurechtfinden. Wo waren den die Hügel hin? Die Gletscher? Der Schnee?
Traurig senkte sie den Kopf. Sie war wie immer zu Hause in ihrem Zimmer erwacht.
Jede Nacht träumte sie von fremden Orten, jede Nacht wünschte sie sich, sie könnte weggehen, aber mit jedem neuen Morgen entschwebten ihr diese Träume. Unerreichbar.
Stumm eine Träne, die ihr die Wange hinunterlief, abwischend stand sie auf und zog sich an. Sie hatte nicht viel Kleidung, eine helle Tunika, für bessere Gelegenheiten, und eine dunkelrote für den Alltag. Sie streifte sich teilnahmslos das dunkelrote, oft geflickte Stück über und zog die lederne Hose – ihre einzige – an. Sie wusch sich die Hände und das Gesicht in der Wasserschüssel und kämmte sich widerwillig die Haare. Für wen sollte sie den hübsch aussehen? Etwa für die Gäste? Für ihre Mutter? Ihren Vater? Sie verzog verächtlich den Mund und flocht die Haare zu einem straffen Zopf, der ihr den Rücken hinunterfiel. Sie zog ihn so fest an, dass ihr die Kopfhaut zu schmerzen begann, doch sie hatte das Gefühl, das dies so sein musste. Schuhe hatte sie nie. Sie holte ihren kleinen Dolch hervor, denn sie neuestens immer bei sich trug und befestigte ihn, unsichtbar für alle anderen, an ihrem Gürtel. Dann verliess sie leise das Zimmer, die Türangel quietschte als sie die Tür öffnete und wieder schloss. Und schon im Gang kam ihr dieser schreckliche Geruch nach kaltem Rauch, Bier, Essensresten und vermodertem Holz entgegen. Die Übelkeit begann in ihr hochsteigen, wie sie doch diesen Geruch verabscheute, seit sie denken konnte.

Sie war, wie ihr eines Tages einige betrunkene Männer erzählt hatten, vor wohl etwas mehr als 13 Sommern an der Schwelle eines Hauses ihres kleinen Dorfes im nördlichen Wald der Lichter gefunden worden. Man hatte nicht gewusst, wohin man mit dem kleinen, zarten, kaum zweijährigen Mädchen hinsollte und hat es einfach dem Erstbesten gegeben, der es brauchen konnte. Zu Fais Pech waren das Patjk, ein Kneipenbesitzer und seine nicht besonders liebenswertere Frau Verla. Sie hatten schon von Anfang an Fai als reine Hilfskraft angesehen und ihre Kindheit nur als langwieriger und mühsamer Übergangsstatus zur Magd. Nicht einmal einen Namen gestand man ihr hier zu, sie wurde einfach „Fai“ gerufen, wie Patjks Pferd…
Man hatte ihr auch nie so etwas wie Gefühle entgegengebracht. Nur Verachtung und sehr oft auch Wut und Gewalttätigkeiten, weil sie einfach zu wenig schnell wuchs und nicht so kräftig war.
Man sah diese Behandlung Fai wohl an, oft zierten Striemen oder sogar Wunden ihren schmalen Rücken, den sie allerdings vorsichtig verborgen hielt. Ihre Augen haben noch nie so richtig fröhlich in die Welt gefunkelt, diese Zeit, wenn überhaupt je vorhanden, war schon lange vorbei. Ihre Haut war blass und die ganze Gestalt sehr zart. Sie war jedoch, zu ihrem Leidwesen, trotz ihres zarten Alters, sehr gut proportioniert, was ihr oft derbe Sprüche und anzügliche Blicke der Männer einbrachte.

„Fai, hör auf zu Träumen!“ das klatschende Geräusch der schwieligen Hand auf ihrer Wange ergänzte die wütenden Worten. „Geh, es gibt viel zu tun… hast ja wieder mal bis in die Tage schlafen müssen, he?“ Fai hob entsetzt den Blick, als die Hand zum zweiten Mal ihre Wange traf, und schaute direkt in Patjks böse kleine Augen, die sie nun streitlustig anfunkelten. Sie nickte stumm und eilte in den Gastraum. Sie wusste, das Patjk sie nur reizen wollte, doch sie konnte ihre Wut darüber nicht vollständig verbergen. Sie schaute sich im Gastraum um, einige Leute schauten sie mitleidig an, andere schienen sich hämisch grinsend noch über sie lustig zum machen.
Fai wäre am liebsten zu den Tischen derer gegangen, die die kleine Szene offensichtlich amüsiert hatte, und hätte ihnen den Bierkrug um die Ohren geknallt. Doch das hätte ihre Probleme nicht vermindert…

Seufzend begann sie die Tische abzuräumen. Schon am frühen Morgen hatten sich wieder viele leere Bierhumpen, Becher und halbaufgegessene Hasenbraten und Hühnchenkeulen angesammelt. Sie biss die Zähen zusammen, nur keinen Ekel anmerken lassen. Stumm brachte sie den Berg an Tellern in die Küche, holte eine Bürste und einen Lappen und begann die rauen Holztische abzuschrubben. Oft blieben kleine Holzsplitter an ihren Händen hängen und es blieb ihr nichts übrig, als die stechenden Piekser zu ignorieren und die kleinen Splitter hinauszuziehen, damit diese sich nicht entzündeten.
Heute waren etwa die Hälfte aller Tische besetzt, es war trotzdem ein reger Betrieb. Fai kam es vor, als würden die Gäste sie extra dann zurückrufen, wenn sie gerade aus der Tür in die Küche wollte, um noch eine weitere Bestellung aufzugeben oder auch nur einen besseren Stuhl zu verlangen. Sie versuchte sich den Gram nicht anmerken zu lassen und so freundlich wie möglich den Wünschen nachzukommen. Einige bewunderten sie dafür. Dafür, dass sie trotz ihres nicht gerade leichten Lebens ihre Freundlichkeit und Fröhlichkeit behalten hatte. Doch Fai war nicht stolz darauf, dass sie noch fröhlich sein konnte. Wenn Verla oder Patjk sie lächeln sahen, dann setzten sie sowieso alles daran, dieses Lächeln, und sei es noch so klein, aus ihrem Gesicht zu verbannen.

Stumm und, wie immer, so wenig Worte wie möglich gebrauchend, brachte sie ihre täglichen Pflichten hinter sich… Es war viel los in der Kneipe, doch das hatte auch den Vorteil, dass die Zieheltern keine Zeit hatten, ihr noch mehr schreckliche Zusatzaufgaben aufzuhalsen.
Die Latrine hatte sie geputzt. Das hiess, die Schlimmste oder besser gesagt die scheusslichste Aufgabe war erledigt. Das Geschirr war geputzt und poliert und in der Küche war nichts mehr zu helfen. Leider. Denn das Bedeutete, sie musste wohl oder übel wieder in die Schankstube hinausgehen, um zu servieren. Die Männer grölten als sie die Stube betrat, Fai lief es kalt den Rücken hinunter, es ekelte sie, zu diesen Kreaturen, Männer waren das nicht mehr, hingehen zu müssen, ihren nach Bier riechenden Atem riechen zu müssen, ihren Schweiss.
Einfach ekellerregend.

Sie balancierte gerade geschickt ein Tablett voller Bierkrüge, als sie plötzlich stolperte. Krachend und scheppernd knallte das Tablett auf den schmutzigen Holzboden. Klirrend zersprangen die Humpen und das Bier schien richtiggehend über die Dielen zu schwappen und eine grosse Pfütze bildete sich auf dem Boden. Fai war flach auf den Bauch gefallen, lag nun mitten im süsslich stinkenden Bier. Alles an ihr schien sich mit dem Bier voll gesogen zu haben und klebte ihr unangenehm auf der Haut. Hinter sich hörte sie die Männer grölen und anzügliche Witze reissen. Mit einem widerlichen Lächeln auf dem Gesicht beugte sich jener, der ihr das Bein zuvor gestellt hatte, hinunter und streckte ihr die schmutzige Hand hin, um ihr aufzuhelfen.
Mit zusammengebissenen Zähnen ignorierte sie ihn einfach und rappelte sich schwerfällig auf. Der Mann lachte widerwärtig und packte sie grob an den Schultern um sie hochzuziehen.
Einen schrecklichen Moment lang fühlte sie sich gefangen, wie in einem Schraubstock in seinen Armen. Ihr zarter Körper wurde an den seinen gepresst und ihr wurde übel von dem Schweiss und den Ausdünstungen des Mannes. Rau drückte er ihr seine dreckigen, fettverschmierten Lippen auf die ihren. Sie trat um sich, wehrte sich so gut sie konnte. Dann fühlte sie seine unrasierten Wangen unter ihren Fingern, mit aller Kraft presste sie ihre Nägel in das Fleisch. Der Mann heulte auf, Fai riss sich mit einem Ruck frei und rannte, vom lauten Grölen der Meute begleitet hinaus, hinaus aus der Kneipe, hinaus aus dem Dorf, einfach weg.

Sie wusste nicht, was über sie gekommen war, doch jetzt war es genug. Vielleicht war es diese dreiste Tat, dieser dreiste Annäherungsversuch gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte… sie rannte, rannte, wie sie noch nie gerannt war. Ihr Tempo beschleunigte sich noch, immer schneller bewegten sich ihre Beine, wie diejenigen des Wildes auf der Flucht. Sie lief weiter, weiter, mitten in den Wald hinein. Auf einer kleinen Lichtung brach sie schliesslich zusammen. Sie presste ihr Gesicht in das weiche Moos, schluchzte, liess ihren Tränen freien Lauf.
Was sollte sie jetzt bloss tun? Zurück? Zu Patjk und Verla? Zurück zu dem Alltag voller Schmutz und Leid? – Zurück die verdiente Anzahl Ohrfeigen zu kassieren, oder gar wieder Schläge mit dem Stock? Zurück in diese schreckliche Kneipe zu diesen widerwärtigen Gästen?
Sie musste würgen, der Mageninhalt drängte, rumorte in ihrem Bauch. Gerade noch rechtzeitig sprang sie auf, rannte zu den Büschen hinüber. Als nichts mehr ihren Magen verlassen wollte, atmete sie auf, jetzt ging es ihr irgendwie wieder besser.
Den üblen Nachgeschmack wurde sie an dem kleinen Bächlein los, welches sich unschuldig durch die Lichtung schlängelte. Gierig sog sie das Wasser in sich hinein. Wie gut es tat, einfach alles wegzuspülen.
Sie hatte sich wieder beruhigt, der Wut, dem Abscheu war ein rationales Denken gewichen. Energisch wischte sie sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen, von den Wangen.
Nein, sie würde nicht zurückgehen… nie mehr!
Entschlossen zog sie sich die Nase hoch und stand auf.

Wohin sie gehen wollte? Sie wusste es nicht. Niemals war sie weiter herumgekommen als in der nächsten Nachbarschaft der Kneipe, wenn sie irgendwelche Botengänge zu verrichten hatte. Und ihre „Eltern“ hatten schon immer dafür gesorgt, dass sie dabei nicht unbeaufsichtigt war.
Eltern, pah… die hatten gar nicht so eine Bezeichnung verdient! Sklaventreiber eher, oder oder Schläger. Es war ja glatter Hohn, wenn sie die beiden „Eltern“ nannte.

Von einem Ort, einem anderen Ort als ihrem kleinen Dorf, wusste sie nichts. Was war, wenn sie überhaupt nie auf Menschen treffen würde? Musste sie nun für immer alleine im Wald leben, sich von Beeren und Nüssen ernähren? Der Wald, er schien nie zu Ende zu sein… gab es eigentlich gar etwas anderes als den Wald?
Es musste einfach so sein! Die Träume, die Bilder die sie gesehen hatte, das alles konnte einfach nicht nur ihrer puren Fantasie entsprungen sein. - Die Berge, Gletscher, den Schnee aber auch die Ebenen, weite Flächen wo nirgends ein Baum, nirgends ein Stückchen Schatten in der prallen Mittagssonne zu finden war… das alles gab es! Fai war davon überzeugt. Es konnte einfach nicht anders sein!

Wie lange sie gegangen war? Sie wusste es nicht. Wie weit? Noch weniger. Verbissen hatte sie Fuss vor Fuss gesetzt, sich einfach darauf konzentriert, so weit wie möglich zu gehen. So weit wie möglich wegzukommen. Fort von Patjk, weg von Verla – so weit es nur irgendwie ging.
Der Tag ging langsam zur Neige, Durst verspürte sie keinen. Hunger? Auch nicht, zu dieser Jahreszeit war vieles im Wald zu finden und auch wenn Fai beispielsweise diese violettfarbenen Früchte an den hohen Bäumen nicht kannte (solche Leckereien bekam sie in der Kneipe nie), schmeckten sie doch so köstlich, das sie einfach nicht giftig sein konnten…
Doch müde war sie, furchtbar müde und so legte sie sich, als sie einer weichen, moosigen Mulde an der Wurzel eines Baumes ansichtig wurde, auch gleich nieder, kuschelte sich so tief es ging hinein und war auch schon bald tief und selig eingeschlafen.

Das Erwachen am frühen Morgen des nächsten Tages, war nicht gerade so fröhlich. Sie vermisste ihr Bett (was aber auch das Einzige war!). Sich gähnend reckend richtete sie sich auf. Einige der violettfarbenen Früchte, welche sie sich in die Tasche gesteckt hatte, bildeten gemeinsam mit einem Schluck klarem Wasser ihr Frühstück. Sogar waschen konnte sie sich…
Wohin sollte sie sich aber jetzt wenden? Sie kannte keinen Anhaltspunkt. Der Wald sah überall gleich aus, der Himmel auch… einzig die Sonne, die wanderte und so entschloss sie sich der Sonne entgegen zu gehen. Einfach immer in die Richtung.
Der Wald lichtete sich. Es gab nun mehr platz zwischen den Bäumen und gegen Mittag erreichte sie einen Weg. Einen WEG! Erstaunt und neugierig, wie ein kleines Kind untersuchte sie ihn, berührte den festgetrampelten Waldboden. Ja, es war kein Trugbild, das, was hier mitten durch den Wald führte, war ein Weg. Ohne sich irgendwelche Konsequenzen zu überlegen folgte sie ihm. Was würde sie am Ende wohl antreffen?

Es ging nicht mehr lange, und der Weg wurde breiter. Vermutlich wurde er hier öfters begannen. Plötzlich stand sie auf einer Strasse. Ja, das musste es sein, denn sie erkannte die Spuren eines oder mehreren Wagen im Boden. Vielleicht waren gar Menschen in der Nähe. Freudig schritt sie weiter. Dann sah sie es. Eine Tür, eine richtige grosse Tür… nicht nur so eine kleine, die zu einem Haus führte, nein, eine Tür, drei oder viermal so hoch wie sie selbst und mehr als doppelt so breit. Staunend stand sie davor. Links und rechts davon waren Mauern. War das ein Haus? Wer bei der Göttin brauchte so ein Haus?
Als sie neben der Tür zwei Männer erkannte, versteckte sie sich flink hinter einem Baum. Eine Weile beobachtete sie diese. Warum trugen sie Rüstungen? Warum waren sie bewaffnet? Mussten sie das Haus bewachen? – Das Haus, das gar keine Fenster hatte?
Doch die beiden vor dem Tor machten nichts, sie kontrollierten nur diejenigen, welche eintreten wollten. – Unversehens begann Fai zu kichern. Es war ja auch wirklich zu komisch, wie sie sich hier vor Menschen versteckte. Sie würden ihr ja bestimmt nichts tun… sie waren sicher nicht so wie Patjk! Sie war überzeugt. Niemand war so böse und vielleicht war ja in dem Haus so etwas, wie sie es in ihrem Traum gesehen hatte – Schnee oder Felder oder Gletscher.. Warum also versteckte sie sich noch?

Gedacht, getan und schon hatten ihre Füsse sie zu dem Tor getragen. Zu ihrem Glück kamen gerade in diesem Moment einige Karren daraus und die Wache habenden Männer waren genug damit beschäftigt, deren Inhalt zu kontrollieren so dass sie der unscheinbaren Gestalt, die hindurchschlüpfte keine Beachtung schenkten.

Den ganzen Abend schlenderte Fai in der Stadt herum. Mit grossen Augen bestaunte sie die vielen grossen, prächtigen Gebäude, die vielen Menschen, die da herumliefen. Sooo viele Menschen. Sie hätte nie geglaubt, dass es so viele Menschen an einem Ort geben kann….
Besonders ein Gebäude hatte es ihr angetan. Hoch war es, so hoch gebaut. Weiss leuchtend im Licht der untergehenden Abendsonne. Zögernd trat sie näher, fasziniert, geblendet von dem Anblick. Schlanke Säulen trugen das anmutig geschwungene Dach, wiesen ihr den Weg zur grossen, aus dunklem Holz geschnitzten Tür.

Wie sie den Mut gefunden hatte, einzutreten wusste sie sich im Nachhinein nicht mehr zu sagen. Doch sie hatte es geschafft. Sie fand sich vor einer übermenschlich grossen Statue der Göttin wieder, weiss und aus dem schönsten Marmor gemeisselt, goldenes Geschmiede schmückten den zarten Hals, die Handgelenke. Sie hielt den Atem an. So etwas schönes hatte sie noch nie gesehen!

Wie lange sie dort gestanden hatte, einfach gestanden und die Statue bewunderte, sie wusste es nicht. Es interessierte sie auch nicht, bis zu dem Zeitpunkt, als sie durch eine Berührung aus ihrer Versunkenheit geholt wurde.
Erschrocken zuckte sie zurück, doch die Priesterin hob beruhigend die Hände. “Es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken…“ begann sie leise, und ihre Stimme war so fein, wie Fai noch nie eine gehört hatte. „..aber die Nacht bricht herein, wir müssen den Tempel schliessen.“

Fai schluckte leer, als ihr die Folgen dieser Worte klar wurden – sie würde gehen müssen. Aber es war dunkel und Nacht, sie wusste nicht wohin und sie hatte Angst. Vielleicht… vielleicht.. sie nahm ihren ganzen Mut zusammen, lief der Priesterin, die sich bereits abgewandt hatte um mit dem Löschen der Kerzen zu beginnen, nach. „Entschuldigt…“ sie errötete, als der fragende Blick der Priesterin sie traf. „Könnte ich nicht hierbleiben. Ich.“ Sie schluckte. „ich habe kein Zuhause und es ist schön hier.“
Die Augen der Priesterin schienen sie zu durchleuchten. Einige Minuten, die ewig zu dauern schienen, verstrichen. Dann lächelte sie plötzlich. „Sei willkommen, Schwester.“ Und sie umarmte die völlig verdutzte Fai unverhofft.
Als sie sich wieder löste, lächelte sie immer noch. „Folge mir.“


Epilog:
Jahre später sass Samara, wie sie nun genannt wurde, im Lotussitz auf einem weichen Teppich auf dem Fussboden in einem kleinen Raum, der sich im hinteren Teil des Temepl befand, dort, wo auch die Zimmer waren. Die Kinder machten Mittagsschlaf und liessen ihr nun auch etwas Ruhe zu.

Sie war im Tempel aufgenommen worden, Fragen hatte man ihr gestellt, viele Fragen. Doch aus Angst, zurückgeschickt zu werden, hatte sie keine von ihnen beantwortet. Nie.
Die Priesterinnen waren daraufhin auch nicht weiter in sie vorgedrungen. Sie hatten Samara bei sich aufgenommen, akzeptiert, das sie nichts preisgeben wollte und ihr geholfen, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, auszuschließen, sie den Glauben der Göttin gelehrt.

Sie war eine Priesterin geworden. Die Göttin hatte sie fasziniert und gefesselt. Ihre Liebe schenkte sie der Göttin, niemandem sonst. Sie hatte eine neue Aufgabe gefunden, ein neues Leben.
Sie war nicht oft auf den Strassen, in der Taverne. Den Geruch von Bier ertrug sie auch heute noch nicht. Nur zu wenigen Menschen hatte sie richtig vertrauen gefasst, dies fiel ihr manchmal noch recht schwer. - Ab und zu glaubte sie einen Gesichtszug Patjks oder eine Geste Verlas zu erkennen. Dann zuckte sie zusammen, doch sie hatte sich unter Kontrolle, nur Sekunden dauerte der Schock noch, dann war es vorbei, als wäre nichts geschehen…
Einzig den kleinen Kindern im Tempel, die sie oft betreuen half, konnte sie sich ohne Angst öffnen. Sie sollten eine schönere Kindheit haben als sie selbst, das war Samaras Ziel.

Ab und zu drangen Nachrichten an ihr Ohr. Geschichten von einem kleinen Dorf, nur wenige Tagesreisen westlich… dann hörte sie weg. Sie wollte es nicht hören. Das war Vergangenheit, nichts als Vergangenheit.
Ein Klopfen an ihrer Tür, ein Abwarten und schon wurde sie aufgerissen. Samara blickte auf. Ein kleines Stupsnäschen, zwei grosse, dunkle Augen schoben sich durch den Türspalt hinein. “Samara!“ rief die Kleine über das ganze Gesicht strahlend vor Vorfreude. “Komm, wir wollen doch Kuchen backen. Komm schnell, die anderen warten schon.“
Das Lachen war ansteckend, es spiegelte sich auf Samaras Lippen wieder. “Ich komme.“ antwortete sie lächelnd, stand auf. Sie rollte den Teppich zusammen, legte ihn in den Schrank zurück.

Die Tür fiel mit einem leisen Klick ins Schloss. Sie quietschte nicht.

 

Ja ähm.. das wär einmal was von mir *scheu versteck*

ich hoffe, ich hab den richtigen Topic gewählt, war mir nicht sicher.. aber die Geschichte spielt in einem fiktiven Land... :cool:

geschrieben: Februar 2005
zuletzt bearbeitet: September 2005


so ähm... ich bin gespannt über eure Meinung und hoffe auf konstrukitve Kritik ;)

lg, Kajama

 

Hallo Kajama, herzlich willkommen auf kg.de
Ich finde, die Geschichte kann hier gut stehen bleiben. Ich denke mal, die Irrealitaet ist deutlich genug ausgepraegt.
Das Problem, das ich mit dem Text habe, ist, dass die Sprache teilweise nicht besonders sauber ist. Du benutzt Sätze, die sich gegenseitig negieren und/oder in sich selbst nicht sinnvoll sind, wie zum Beispiel der, dass man ihr die Schläge ansieht, weil sie Striemen auf dem Rücken hat, sie den aber niemandem zeigt.
Teilweise bist du mir auch zu schnell, die Devise lautet ja bekanntlich "show, don't tell" (keine Angst, damit wurde ich hier auch empfangen). Du beschreibst hin und wieder einfach, anstatt den Leser mitfühlen zu lassen. Bleib dichter an deiner Protagonistin beim Schreiben!
Wenn du den Text überarbeitest, kannst du sicher noch eine ganze Menge mehr herausholen.
viel Spaß noch im Forum!

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo Kajama, auch von mir ein herzliches Willkommen auf kg.de!

Rein von der Handlung her hat mir dein Text gefallen, aber bei der Sprache krankt es noch gewaltig. Manche Sätze holpern dahin, dass es eine reine Freude ist (aber nur für Masochisten) - hinzu kommen noch unzählige Rechtschreib- Satzzeichen und Tempusfehler. Sieh noch einmal drüber, die stören das Lesen erheblich.

Ich habe mal ein paar komische Satzkonstruktionen aufgelistet:

Stumm eine Träne, die ihr die Wange hinunterlief, abwischend stand sie auf und zog sich an.
Besser: "Sie wischte sich stumm eine Träne ab, die ihr die Wange hinunterlief, stand auf und zog sich an."

Die Übelkeit begann in ihr hochsteigen, wie sie doch diesen Geruch verabscheute, seit sie denken konnte.
Mach zwei Sätze draus: "Übelkeit begann in ihr hochzusteigen. Sie verabscheute diesen Geruch, seit sie denken konnte."

Man hatte nicht gewusst, wohin man mit dem kleinen, zarten, kaum zweijährigen Mädchen hinsollte und hat es einfach dem Erstbesten gegeben, der es brauchen konnte.
- Zu viele Adjektive. Dass ein zweijähriges Mädchen klein und zart ist, kann sich der Leser auch so denken.
- hatte

Sie war jedoch, zu ihrem Leidwesen, trotz ihres zarten Alters, sehr gut proportioniert, was ihr oft derbe Sprüche und anzügliche Blicke der Männer einbrachte.
- trenne "- zu ihrem Leidwesen -" mit Bindestrichen anstatt Kommata vom Satz ab.
- streich diesen Teilsatz inklusive der Kommata. Er bringt nur den Satz zum Holpern.
- sie ist sehr zart und dennoch sehr gut proportioniert? O.o


Sie schaute sich im Gastraum um, einige Leute schauten sie mitleidig an, andere schienen sich hämisch grinsend noch über sie lustig zum machen.
- unschöne Wortwiederholung. Ersetze das Wort durch "sahen"
- das "noch" ist unnötig

Liebe Grüße
131aine

 
Zuletzt bearbeitet:

hi ihr

danke vielmals für die Kritik und auch die Willkommensworte :)

@vita:

O_o OMG - stimmt ja *g*
upsala.. was einem alles so entgeht, wenn man was geschrieben hat und dann nochmals durchliest :)

@Blaine:

Rein von der Handlung her hat mir dein Text gefallen, aber bei der Sprache krankt es noch gewaltig. Manche Sätze holpern dahin, dass es eine reine Freude ist (aber nur für Masochisten) - hinzu kommen noch unzählige Rechtschreib- Satzzeichen und Tempusfehler. Sieh noch einmal drüber, die stören das Lesen erheblich.

ach herrjeh.. *die Augen aufmach*.. :hmm: ich glaub, ich sollt die Geschichten vielleicht jeweils am nächsten Morgen nochmals durchkorrigieren *kopfschüttel* - auf das Word-Korrektur-Programm ist auch kein Verlasse mehr ;)

danke für die vielen Vorschläge :)

ich werd mich dann bei zeiten wohl an die Verbesserung machen :cool:


lg,
Kajama

 

Hallo Kajama!

Deine Geschichte hat mir grundsätzlich mal gefallen. Das ist jetzt vielleicht Geschmackssache, aber ich würde den Titel Prolog/Epilog weglassen, ich denke, das merkt der Leser schon. Rein formal fände ich die Geschichte so schöner.

Nun zum Inhalt: Der Schluss ist meiner Meinung nach zu lange ausgefallen, wenn du ihn offener lassen würdest, könnte sich der Leser selber noch etwas dazu ausdenken. Gerade Sachen wie das Zusammenzucken, wenn sie Verla oder Patjk zu sehen glaubt. So würdest du mehr Raum für eigene Gedanken lassen. (Aber selbstverständlich musst du selber wissen, was du überarbeiten willst und nicht).

Vita und Blaine haben es schon erwähnt, deine Sprache holpert noch an manchen Stellen. Mir ist aufgefallen, dass du sehr viele Adjektive und Partizipien gleichzeitig benutzt und ungünstige Teilsätze konstruierst. Dass heisst, du unterbrichst viele Sätze mit Einschüben, was den Lesefluss stört. Vor lauter Kommas vergisst du manchmal, ein wirklich nötiges zu setzen. Es ist keine Schande, auch mal einen kurzen Satz zu schreiben ;) , frei nach dem Motto "weniger ist mehr". Und bei den "dass"-Sätzen solltest du nochmal drüber, da fehlen an einigen Stellen ein zweites "s".

Heute waren etwa die Hälfte aller Tische besetzt, es war trotzdem ein reger Betrieb. Fai kam es vor, als würden die Gäste sie extra dann zurückrufen, wenn sie gerade aus der Tür in die Küche wollte, um noch eine weitere Bestellung aufzugeben oder auch nur einen besseren Stuhl zu verlangen.
"extra" klingt umgangssprachlich, "absichtlich" wäre besser.

Aber wie gesagt, ansonsten fand ich deinen Stil schon sehr gut!

Liebe Grüsse
sirwen

 

*duck* ja.. ich weiss :) das mit den Adjektiven und denn ähm Schachtelsätzen ist so eine Angewohnheit von mir (die ich mich eigentilch schon lange bemühe, loszuwerden...)

danke schön für deine Kritik!

 

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