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Sarah

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24.01.2011
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Sarah

„Hallo, mein Name ist Salah, und ich bin sechs Jahre alt.“

Eigentlich mag ich den Kindergarten, aber manchmal sagen die Kinder dort, ich soll Wörter mit „L“ sagen und dann lachen sie furchtbar über mich, das finde ich doof.
Bertha sagt dann immer: „In der Übung der Toleranz ist der Feind stets der beste Lehrer.“ Das hilft mir, obwohl ich nicht wirklich verstehe, was sie mit Toleranz meint.

Weil meine Eltern arbeiten und auch studieren, bin ich oft das letzte Kind, das darauf wartet, abgeholt zu werden. Dafür kann ich fast immer länger spielen als die anderen Kinder und einmal durfte ich sogar mit Feh, meiner Kindergärtnerin, nach Hause fahren. Dann hat sie mir gezeigt, wie man aus Milch Pudding macht.

Normalerweise darf ich so was nicht essen, weil da Zucker drin ist. Wenn ich etwas nicht essen darf, sagt Bertha immer zu mir: „Denke daran, dass etwas, was du nicht bekommst, manchmal eine wunderbare Fügung des Schicksals sein kann.“

Heute hat keiner Zeit, mich in den Kindergarten zu bringen, das ist nicht schlimm, so kann ich zeigen, wie groß ich schon bin. Ich mag den Weg dorthin. Unterwegs laufe ich an der Schule vorbei, auf die ich bald gehen werde, am Bioladen, in dem wir oft einkaufen und an der Frau, die immer freundlich winkt, wenn sie mich sieht. An der großen schweren Holztüre des Kindergartens angekommen, muss ich nach dem Klingeln brav warten, bis jemand öffnet.

Einmal musste ich richtig lange warten. Zum Glück hatte ich Essen und Bertha dabei, sonst wäre ich wahrscheinlich verhungert oder vor Langeweile gestorben. Bertha sagte damals: „Geduld zu üben ist die wirksamste Methode, unseren inneren Frieden zu wahren.“

Nach langer Zeit hat mich ein altes Ehepaar zum Mann im Schaufenster gebracht. Ich durfte in seinen roten flauschigen Ball sprechen und meinen Namen sagen. Anschließend kam überraschend mein Onkel, um mich abzuholen und hat mir zwei neue Worte beigebracht Radio und Feiertag.

Im Kindergarten spielen wir heute Familie, das machen wir oft, weil Lena immer sagt heiraten, Kinder kriegen und eine Familie sein, ist wie im Paradies sein.


Heute ist Sarah die Erste, die vom Kindergarten abgeholt wird. Die anfangs herrschende Euphorie und die vor Freude leuchtenden Augen Sarahs verfliegen im Moment, indem sie in die Augen ihres Vater blickt. Trauer, Wut, Angst und Verzweiflung zeichnen sich im Gesicht des Mannes ab, der sonst so stark und unzerbrechlich wirkt.

Sarah, irritiert und überfordert von der Ambivalenz und Intensität der empfangen Gefühle, schweigt auf dem Nachhauseweg nachdenklich, wohl gewiss, dass die Ursache der Trauer ihres Vaters auch Teil ihrer Welt werden könnte.

Zu Hause angekommen, erblickt Sarah ihre Mutter in eine Decke gewickelt auf dem Sofa kauernd. Das Gesicht geprägt von tiefen Falten des Trauerns und der Wut, die schmerzerfüllten Augen von der schier unendlich Flut vergangener Tränen gepeinigt, mit zittriger Stimme sprechend: „Papa zieht aus ...“

Sarahs kleines Herz fängt wild an zu pochen, ihr Blick wird stumpf, das Leuchten in ihren Augen verblasst und sie senkt ihren Kopf leicht zur Seite. Eine Träne rinnt über die weichen Züge ihres Gesichtes bis zum Kinn und tropft zu Boden. Langsam richtet sie sich auf und blickt verständnislos, nach Schutz und Geborgenheit suchend, in die Augen ihrer Mutter. Ihre Mutter schweigt.

Ein eisiger Hauch durchfährt ihre zarten zerbrechlichen Glieder, ihre Knie werden weich und sie fühlt einen Sog, der sie in das tief schwarze Nichts zu ziehen scheint. Am ganzen Körper zitternd, entreißt sie sich der Hand ihres Vaters und verlässt das Haus.

Auf dem Gehweg angekommen, setzt sie einen Fuß vor den anderen, mit jedem Schritt vorwärts lässt sie ein Stück von der Trauer und Verzweiflung, die sie in sich trägt, hinter sich.
Sie läuft an der Schule vorbei, auf die sie bald gehen wird, am Bioladen, in dem sie oft einkaufen und an der Frau, die immer freundlich winkt.

Bertha ist bei ihr und sagt sanft: „Je tiefer wir das Leiden durchschauen, umso näher kommen wir dem Ziel der Befreiung vom Leiden. Öffne der Veränderung deine Arme, aber verliere dabei deine Werte nicht aus den Augen ...“

Nach einer Weile des Laufens und Schweigens fragt Sarah Bertha mit hoffnungsvoller Stimme: „Was ist eigentlich das Paradies?“

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo 0815poet,

habe Dir gerade eine PM geschrieben. Bitte lass mich wissen, in welche Rubrik diese Geschichte soll. In der Kinder-Rubrik ist sie fehl am Platz.

Aus Kinder in Gesellschaft verschoben.

 

Hallo 0815poet

So richtig gelungen ist dir die Geschichte leider nicht, es spricht der erwachsene Erzähler auf seiner Ebene, doch aus der Perspektive des Kindes. Dadurch sind die Worte für eine Sechsjährige, obwohl diese manchmal durchaus kluge Weisheiten von sich geben, unwahrscheinlich. Es sind auch Kleinst-Episödchen, die sich hier abspielen. Wenn es ganz auf das Kind und in seiner Sprache fokussiert wäre, könnte ich dir dies abnehmen, aber so nicht. Ein wichtiger Teil scheint mir der Weggang des Vaters, ein einschneidendes Moment für ein Kind, doch auch dies kommt nur mit wenigen Sätzen aus.

Die Inhalte selbst sind nicht Leid, doch müsstest du hinsichtlich Perspektive und Fokus nochmals darüber gehen, um es glaubwürdig zu gestalten, und zur Geschichte runden lassen.

Mit Einschränkung gern gelesen. :)

Gruss

Anakreon

 

Ich finde die Geschichte total ver-wirr-end.
Erst die Ichperspektive des Mädchens, dann übergangslos die des auktorialen Erzählers und dazwischen immer wieder Bonmots die das Kuscheltier oder die Puppe des Kindes weitergibt und die an Intruktionen einer Sekte erinnern. Dann wiederum verstehe ich nicht, warum das Kind in einen normalen KiKa gehen soll, wenn es denn aus einer so weltfremden Familie kommt. Und das Ende...ist auch nicht rund. Man bleibt ziemlich ratlos zurück.

 

dazwischen immer wieder Bonmots die das Kuscheltier oder die Puppe des Kindes weitergibt und die an Intruktionen einer Sekte erinnern. Dann wiederum verstehe ich nicht, warum das Kind in einen normalen KiKa gehen soll, wenn es denn aus einer so weltfremden Familie kommt. Und das Ende...ist auch nicht rund. Man bleibt ziemlich ratlos zurück.

Interessant Deine Interpretation von Bertha...
Ich glaube es ist zu schwierig zu erkennen, dass Bertha eine imaginäre Freundin ist, die in Dalai Lama Zitaten spricht.
Ich muss wohl noch üben :)

 

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