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Schön wars mit euch

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08.08.2002
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Schön wars mit euch

Sie hat ihr Leben wieder in den Griff bekommen. Es sind Tage der Verzweiflung gewesen und Tage der Euphorie. Sie wurde herumgeschüttelt und durcheinandergewirbelt von den Erkenntnissen, die sich ihr aufgedrängt haben, nach dem Aufprall auf dem Boden der realen Todessehnsucht, der Seeligkeit im Leid. Sie brauchte ein Ventil dafür es herauszulassen, mit der Wucht fertig zu werden, welche die Welle der Emotionen in ihr an Druck verursachte. All das Kommunizieren und Aussprechen, therapeutisch und im Freundeskreis war zu wenig. Ihre Erfahrungen, ihre Fragen und Zweifel wollte sie in den Raum werfen. Sie sollten nicht ungehört verhallen, sondern Reaktionen und Gedanken provozieren, Anregungen finden zum Weitermachen. Schritte finden, einen nach dem anderen setzen. Wenn sie nachts nicht schlafen konnte, die Gedanken hochkrochen in ihrer Seele und die Tränen an der Innenwand des Herzens ihren Weg suchten, war sie allein. Dann setzte sie sich an den PC und ließ den Schmerz, den Wahnsinn und die Unsicherheit, aber auch die aufkeimenden schönen und sinnvollen Gedanken in die Tasten fließen. Sie nahm Verbindung auf zu Menschen die sie aufgrund ihrer eigenen Lebensdarstellungen fast ein wenig lieben, zumindest aber schätzen lernte. Sie fühlte sich verstanden, aufgedeckt, gebremst und getrieben von den Kritiken dieser Menschen. Ihr eigenes Aufgewühltsein wurde durchleuchtet, hinterfragt, zerlegt und zusammengekittet.


Und dann eines Tages, heute, war der Punkt erreicht. Sie fühlte, dass es in den verschiedensten Bereichen ihres Lebens Zeit wurde abzuschließen. Seit einigen Wochen fand dieser Prozess bereits unvermindert statt. Eine Lade nach der anderen wurde geschlossen in der Regalwand der Erinnerungen, Enttäuschungen und Verletzungen ihres Lebens. Alles hatte sie sich angesehen, alles umgestülpt. Sich nicht gescheut alle Fragen zu stellen, nichts zu beschönigen und alles als Teil ihres Lebens anzunehmen. Sie lernte unendlich viel in dieser Zeit, über sich, die Menschen an sich und wie alles zusammenhängt. Sie fand den roten Faden der sich durch ihr Leben zog, wickelte das Knäuel auf bis zum Beginn ihrer Kindheit. Verstand, dass nichts zu ändern aber alles neu zu bewerten war um den roten Faden zu zerreißen. Und dann wusste sie, es ist Zeit zu gehen von manch Altbekanntem. Sich endlich zu lösen und statt Ventilen, Höhlen und Nischen des bisherigen Lebens hinaus zu schreiten in die Zukunft, mit dem Wissen um das was bis zu diesem Zeitpunkt geschah. Sie lernte zu lachen ohne von etwas oder jemanden abhängig zu sein und sich dem zu öffnen was immer da kommen mag. Sie streifte die Siegfriedshaut ab, die eine Unverwundbarkeitsbarriere bietete und lernte zu sagen; Achtung, Aufpassen – verwundbar. Sie legte auch die Masken der Stärke ab und brauchte nun ihre Unsicherheit, Traurigkeit, Wut und ihre Zerrissenheit dahinter nicht mehr verbergen. Sie fand sich langsam selbst und schaffte es im Laufe der Zeit, sich von der dritten Person zu verabschieden, wenn sie sich selbst beschrieb.

Ich habe mich selbst als wertvoll zu achten gelernt, mich mit eigenen erwachsenen Augen zu sehen. Manchmal werde ich euch vermissen.

 

Hallo Eva!

Ich habe nicht oft auf deine Geschichten geantwortet, obwohl sie mir ausnahmslos gut gefallen haben. Bin halt nicht besonders gut, im Verfassen von Kritiken und einfach nur "hat mir gut gefallen" zu schreiben, war dann auch nicht mein Ding. Du aber hast mir oft deine Meinung zukommen lassen und ich habe mich darüber immer sehr gefreut. Eigentlich haben deine Kritiken mir Mut gemacht, hier weiter zu schreiben. Für mich war's am Anfang nur ein Versuch, ob man überhaupt auf die Geschichten reagiert - im positiven und im negativen Sinne. Ich möchte dir auf diesem Weg dafür danken und wünsche dir für deine Zukunft alles erdenklich Gute. Allerdings muss ich mich auch der breiten Masse hier anschließen und dir sagen, dass ich dein Weggehen sehr bedauere.

Einen lieben Gruß für dich
Karin

 

Liebe Heidi!

Der Griffel ist im Moment aus der Hand, die Gedanken wandern aber immerfort weiter, sind noch ungeformt. Danke für deine lieben Worte - herzlichen Gruß und alles Gute - Eva


Liebe Karin!

Deine Geschichten sind große Klasse. Auch wenn sie leider manchmal ein bisschen in der Masse untergehen, wie dein Requiem für eine Liebe. Vielleicht, weil manche auch dir nicht nur schreiben wollen wie schön sie sind? Es wäre erwähnenswert, sie sind es.

Lieben Gruß und alles Gute für dich - Eva

 

Hmmm...irgendwie berührt mich dieser Text sehr tief drinnen. Vielleicht, weil ich momentan einige Parallelen (wieviele "L"s waren das jetzt?) zu meinem eigenen Leben finde? Weil es in gewisser Weise zum Leben eines Menschen passt, den ich über alles liebe und trotzdem soeben an ihre "Siegfriedshaut" (schönes Wort übrigens!) verloren habe? Wer weiss...
Insofern wohl ein Text "mitten aus dem Leben", der trifft (zumindest mich) und berührt. Danke!

Gruß,
Horni

 

Servus Horni!

Ich danke dir!!! Durch deine Worte habe ich meine Zeilen wieder gelesen, wusste nicht mehr um ihren genauen Inhalt. Und du machst mir noch eine zusätzliche Weihnachtsfreude mit deiner Empfindung, denn nichts ist mir wichtiger als zu berühren.
Dort wo etwas verloren wurde, Horni, gibt es vielleicht auch etwas zu finden.

Lieben Gruß an dich - schnee.eule

 

Hallo, schnee.eule!

Ist doch schön, wenn man auch mal jemandem eine Freude machen kann. :)

Geschrieben von schnee.eule
Dort wo etwas verloren wurde, Horni, gibt es vielleicht auch etwas zu finden.

Hab im Schmerz schon was gefunden - mich! Unter anderem. Und ein bisserl früher schon andere Dinge. (u.a. hier dokumentiert...) Lieben können, auch wenn's weh tut. Berühren können und sich berühren lassen, feststellen, dass einem nicht alles egal ist - wertvolle kleine Schätzchen, die man beim Rumwühlen in seinen neuen und alten Verlusten so finden kann...

Mein Lebensziel (u.a.): Irgendwann jederzeit ganz spät am Ende wann auch immer vor mich hin treten und sagen können: "Ich bereue nichts!"

"You live - you learn. You love - you learn. You lose - you learn." (Wie Alanis zu sagen pflegt.)

Schöne Festtage wünsche ich dir!

Liebe Grüsse,
Horni

 

Liebe/r/s Horni!

Heee - das meinte ich, dass du dich selbst finden könntest, wollte aber nicht so siebengscheit daher kommen, bin ja selbst erst über mich gestolpert.

Auch dir ein wundervolles Fest - lieben Gruß Eva

 

So ist das mit dem Leben: Man stolpert manchmal über die dollsten Sachen, wenn man nur lange genug im Kreis läuft. (Und die einfachsten Wahrheiten sind eben manchmal doch die besten...) ;)

Lieben Gruss,
Markus (aka Horni)

(Der jetzt noch ein paar andere schnee.eule-Geschichten lesen geht - was ich bis jetzt gesehen habe, berührt mich und gefällt mir ausserordentlich gut!)

 

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