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Scharfstein

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04.03.2018
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Scharfstein

Scharfstein kniete vor der Felsplatte. Er schob die dünne Schneedecke beiseite und legte die Ascheschicht darunter frei. Direkt daneben schichtete er Stücke weißer Rinde. So wie er es von Finsterblick gelernt hatte, als dieser noch aufrecht gehen und große Steine heben konnte.
Aus der frisch gerissenen Rinde troff der Saft, schmolz kleine Löcher in den Schnee. Scharfstein brach den Bast gegen die Wölbung, drückte die Stücke flach aufeinander und häufte feuchte Asche darüber. Als von den weißen Fetzen nichts mehr zu sehen war, beugte er sich hinunter zu seinem Tragegestell und löste die Riemen. Dünne Äste und trockene Zweige rollten herunter.
Geübt stellte er drei armlange Hölzer mit den Spitzen aneinander über den mit dunklem Staub bedeckten Haufen. Er lehnte weitere daran, knackte die Zweige klein und schob sie in das Holzgerippe. Dann stand er auf, rupfte einige Büschel gelbes Gras aus dem Schnee, klopfte die Wurzeln aus und warf es auf den Stein. Ein kleiner Wind streichelte sachte die Baumspitzen.
Er stand still und horchte. Nur das Glucksen des Tauwassers, sonst nichts. Bevor er sich wieder hinkniete, spähte er Richtung Waldrand, dann hinunter zum Bachlauf. Keine Spuren im Schnee außer den seinen. Der weiße Abhang glitzerte im Sonnenlicht.
Er schloss die Augen, stand still und sog die kalte Luft ein, bis sie sich in die Brust fraß. Kleine Falten standen auf seiner Nase. Da war etwas hinter dem nassen Stein, dem Holz, der Asche. Seit einigen Tagen roch die Luft anders. Es war nicht nur der junge Frühling, der die ersten Halme durch den Schnee drückte und die Bäume knospen ließ. Dahinter war etwas anderes, eine Witterung, die ihm fremd war.

Aus dem Beutel an seiner Hüfte nahm er Feuerstein und Schwefelkies. Den Zunder, der auf dem toten Baum im Tal wuchs, trug er an seiner Brust, wo er trocken blieb und warm. Er brach ein kleines Stück und legte es auf den Schwefelkies. Schon nach wenigen Schlägen mit dem Stein glomm der faserige Brocken. Scharfstein nahm ihn auf, hauchte flach in das knisternde Rot und legte ihn unten auf die zerbrochenen Zweige. Schnell bedeckte er die glimmende Stelle mit Grasbüscheln und blies hinein. Kleine Flammen züngelten aus dem Gras, leckten an den Spitzen der Äste. Scharfstein wartete, bis das Feuer klar wurde. Erst dann legte er nach, wärmte die geschwärzten Finger. Anfangs musste das Feuer groß sein und heiß. Die Flammen schlugen in die eisige Luft, ließen den Waldsaum zu einem dunkelgrünen Fleck verschwimmen.

Der Rauch trieb ihm Bilder in den Kopf. Alles wütende Klopfen gegen die Schläfen half nicht. Er sah es in den auflodernden Flammen: das große Feuer am Eingang der Höhle, hinter dem aufgeschütteten Wall aus Steinen, Knochen und Fellen. Und wenn es dunkel wurde, erzählte Finsterblick Geschichten von Jagden, von runden Bäuchen voller Fleisch, von kurzen Sommern und von denen, die gegangen waren.
Er sah Eisbach, die vor ihm weglief, Haken schlug wie ein Schneehase und sich immer wieder umdrehte. Dabei blitzte ihr Lachen durch das glänzende, helle Haar. Später ließ sie sich von ihm fangen und fiel mit ihm in das warme Sommergras. Auf dem Boden umklammerte sie ihn fest wie einen Baumstamm und schob die Hand unter sein Fell, wo er schon auf sie wartete.
Im Winter danach lag Eisbach am großen Feuer und fror. Das verdrehte Bein mit der Wunde, wo der Eber sie erwischt hatte, heiß und blau. Unter den vielen Fellen zitterte sie so stark, dass selbst er nicht vermochte sie festzuhalten. Irgendwann stöhnte sie nicht mehr, wurde in seinen Armen kalt und bleich. So weiß wie das Häufchen Asche, das von ihr blieb, bis der Wind hineinblies.

Das Feuer zischte, erste Tropfen quollen hervor, warfen auf dem heißen Stein Blasen. Zu früh, der Stein musste kälter sein, bevor er das zähe Schwarz abkratzen konnte. Oben stand ein Totenvogel in der Luft, krächzte rau. Scharfstein räusperte sich, bewegte die schwarze Feder in seinem Haarschopf, rief den Gruß zurück.
Die Nadelbäume hinter dem Schneebrett warfen dunkle, spitze Zähne auf die gleißende Fläche. Ein weißer Hase zog bei seiner Flucht eine tiefe Furche durch die Schneehaut des Abhangs, bevor er im Walddunkel verschwand.
Er nahm den langen, geraden Trieb, den er zuvor geschnitten hatte und begann, mit seinem Faustkeil, die weiße Rinde, die kleinen Auswüchse und das weiche Äußere abzuschaben. Sobald er damit fertig war, würde er das dickere Ende anspitzen und einen Spalt hineinritzen.
Tief unten im Beutel lag das Stück, das er aus der Steinknolle geschlagen hatte. Scharfstein konnte die Klinge im Stein spüren, schon bevor er sie freilegte. Nur er vermochte, derart lange und scharfe Stücke zu schlagen und das beste von ihnen wollte er in den Spalt einsetzen – sobald das Feuer erlosch und das Schwarz zu dampfen aufhörte.

Scharfstein ahnte die Bewegung mehr, als dass er sie sah. Er riss den Kopf herum und spürte den Luftzug an der Schläfe. Wütend griff er die unfertige Lanze, sprang auf die Füße und wirbelte herum. Nichts zu sehen. Der schwarze Vogel kreiste über den weißen Stämmen am Bachlauf, vom Hasen keine Spur. Ein Rascheln, dann eine blitzschnelle Bewegung am Rande des Sichtfeldes. Mit einem Grunzen sank er zu Boden, als etwas sein Knie traf. Ein faustgroßer, rund behauener Stein rollte in den Schnee.
Er hatte gesehen, aus welcher Richtung er kam und kroch hinter den flachen Stein. Das Knie pochte wild, der Schmerz nahm ihm den Atem. Er wischte mit dem Handrücken seine Augen trocken.
Vorsichtig spähte er durch das Feuer. Sie kamen die Geröllhalde vom Bach herauf. Zwei geduckte Gestalten, die von Fels zu Fels hasteten. Ihre Haut war dunkler als die seiner Gefährten, die Haare schwarz und wirr. In den Händen trugen die Fremden dünne, kurze Speere. Sie zischten Laute und zeigten sich zuckende, verdrehte Finger. Neulinge.

Scharfstein griff in den Beutel. Schwer lag die Steinspitze in seiner Hand. Mehr hatte er nicht. Er kauerte hinter der Felsplatte. Wartete. Die Neulinge waren vorsichtig. Vor ihm schlug der schwarze Saft Blasen, brach sich als Rinnsal seinen Weg, tropfte von der Steinkante und dampfte in den Schnee.
Er kroch um die Steinplatte herum, bis sie sich genau zwischen ihm und den Neulingen befand, legte sich auf den Rücken und stemmte beide Füße unter die Kante. Das Knie stach, als er es beugte. Alles kam auf den einen Augenblick an.
Ab und zu hörte er einen Stein reiben, dazwischen knirschende, leichte Schritte im Schnee, weit auseinander. Sie kamen von den Seiten. Als er nichts mehr hörte, wusste Scharfstein, der Augenblick war gekommen. Alle Muskeln zum Zerreißen gespannt, der Schmerz im Knie vergessen. Sein Atem ging schnell und doch gleichmäßig. Er war bereit.
Zögerlich wanderte die Spitze des dünnen Speers über das Feuer, neigte sich als könnte sie ihn wittern, wurde ruckartig nach hinten gezogen. Mit aller Kraft ließ Scharfstein seine kräftigen Beine nach vorne schnellen. Die Felsplatte überschlug sich auf die Füße des Neulings. Das kochende Schwarz spritzte an seinen Beinen hoch, ließ ihn vor Schmerz aufbrüllen.
Scharfstein sprang auf die Füße. Mit einem Satz war er beim anderen Neuling. Eine Frau. Aus ihrem Gesicht wich die Farbe. Ohne Zögern stieß er die Faust in ihre Nase, hörte dumpf etwas brechen. Sie sank nieder, schlug hart mit dem Kopf auf und blieb reglos liegen.
Als er sich umdrehte, sah er den Mann auf dem Boden gekrümmt. Er versuchte, die zermalmten Füße unter dem Stein hervorzuziehen. Die Glut fauchte im Schnee, es stank nach verkohltem Fleisch. Scharfstein sprang auf ihn und rammte ihm die Spitze mit beiden Händen in die Brust.

Der Mann versuchte, die Luft zu beißen, etwas davon in seinen Hals zu bekommen, doch es gelang ihm nicht. Rötlicher Schaum und Blut quollen aus seinem Mund. Scharfstein kannte diesen Blick von Beute, die er gestellt hatte. Wieder und wieder bäumte der Mann sich auf, schlug um sich, bis er zuletzt die Augen verdrehte und erschlaffte.
Scharfstein zog die Klinge aus der Brust, wischte sie im Schnee ab und wartete, bis seine Kraft zurückkehrte. Er stand auf und schlug sich die Faust vor die Brust.
Die Gefährtin des Toten lag wenige Schritte entfernt, ein Bein angewinkelt, das andere von sich gestreckt. Blut lief aus ihrer Nase und aus der Wunde am Hinterkopf. Unter dem Fell sah er ihr entblößtes schwarzes Dreieck.
Er ging zu ihr, kniete sich zwischen ihre Beine, drückte sie weiter auseinander und hob ihre Hüfte an. Mit seinem Eindringen wurde sie wach, spuckte Blut und schrie. Sie versuchte sich aufzurichten, schlug ihm die Nägel durchs Gesicht. Scharfstein lachte, drückte ihre Schultern zu Boden, hielt ihre Arme fest und ließ sie schreien, bis er fertig war. Dann legte er die Hände um ihren Hals und hörte erst auf zu drücken, als sie die Augen schloss.
Er wandte sich ab, nahm den Speer des Neulings auf, wog ihn in der Hand. Das Holz war rötlich und schwer, der Schaft schräg gekerbt. Eine brauchbare Waffe.

Auf dem Rückweg folgte er den Abdrücken im Schnee hinunter zum Bach und auf der anderen Seite bergan in das dunkelgrüne Dickicht. Die Spuren der Heuschuhe waren schmaler und länger als seine, lagen weiter auseinander und waren flacher. Hinter dem Bergrücken vereinten sie sich mit weiteren Fußstapfen gleicher Form. Einige folgten seinen eigenen, beinahe verschneiten. Sie führten Richtung Lager.
In seinem Bauch zog sich etwas zusammen, wie mit einem Strick aus Luft abgeschnürt. Mit einem Mal verlangsamte sich die Welt. Er sah den staubigen Schnee von den Bäumen rieseln, als Schauer einzelner Flocken, dicht wie eine Wolke aus Asche. Sein Blut gefror zu Eis.
Ein bitterer Geschmack kroch seine trockene Zunge hoch. Scharfstein leckte mit großen Augen Schnee von seinem Arm und schluckte. Der scharfe Geschmack blieb. Weit entfernt hörte er den schwarzen Totenvogel schreien.

Schon auf dem Kamm der Grassenke sah er, dass etwas nicht stimmte. Am Fuß des Anstiegs in den Berghang befand sich etwas, das dort nicht hingehörte. Die Trockengestelle für das Fleisch lagen umgeworfen dahinter. Von seinem Stamm war niemand zu sehen.
Er hinkte hinunter zu dem dunklen Klumpen, der sich bewegte. Scharfstein spürte den Fuß nicht mehr. Jegliches Gefühl war aus dem Bein gewichen, hatte nur das Stechen im Knie zurückgelassen und selbst das war dumpf.
Der Wolf reckte seine Läufe gen Himmel. Sie zuckten im Rhythmus der Schnabelstöße des Geiers, der faserige Stücke aus seinem Bauch riss. Der Vogel hüpfte krächzend zur Seite, als Scharfstein auf ihn zuhielt. Ein zerbrochener Speer lag im Schnee neben dem Wolf. Aus dem blutigen Schaft war die Spitze entfernt worden, die Riemen lagen zerschnitten daneben. Unter der Spitze war das Holz gekerbt, wie es niemand aus seinem Stamm tat. Der Schnee begann sich zu drehen und mit ihm der wartende Leichenvogel, die Sonne und der gezahnte Waldsaum, bis alles im dunklen Loch in der Bergflanke verschwand.

Auf allen Vieren kroch er den Pfad zur Höhle herauf, richtete sich auf dem Wall aus Steinen, Knochen und Fell auf und schaute hinab auf das Lager. Der Boden war mit rotbraunen Flecken gesprenkelt, Gliedmaßen lagen abgetrennt neben Rümpfen. An den Knochen hingen Fleischfetzen, das meiste hatten sich schon Tiere geholt.
Kälte schoss über ihn, als wäre er ins Eis gebrochen. Als er verstand, begann er zu zittern. Niemanden war übrig, der abends am großen Feuer Geschichten erzählen würde. Es gab keinen mehr außer ihm, er war der Letzte.
Ein Knurren entfuhr seiner Kehle, steigerte sich zu einem einsamen, tierischen Schrei, der durch die Höhle echote. Noch bevor er verklungen war, traf ihn ein Schlag in den Rücken und schleuderte ihn nach vorne. Hart schlug er auf die Seite, hinter ihm barst Holz. Aus seinem Bauch ragte eine blutige Spitze, daran ein gekerbter, roter Stock. In der kurzen Taubheit, bevor der Schmerz kam, drehte er den Kopf.
Verschwommen sah er die Frau, die ruhig hinter ihm stand und auf ihn herabschaute, als würde sie einen großen Fisch jagen. Unter der geschwollenen Nase tanzten ihre rot verkrusteten Lippen mit Lauten, die so neu waren, wie sie selbst. Ohne zu verstehen, hörte Scharfstein ihren scharfen Klang und wusste, es waren Worte des Triumphs, wie auch er sie gerufen hätte. Doch es gab niemand mehr, der sie verstanden hätte.
Die Frau blieb stehen und schaute zu, wie sein Atem flacher wurde. Mit einem Fuß drehte sie ihn auf den Rücken, drückte mit den Zehen auf seine Hoden. Bevor er die Augen schloss, sah er, wie die Frau über ihn stieg, das Fell vorne anhob und auf ihn Wasser ließ.

 

Liebe @barnhelm,

vielen Dank für deine Textbearbeitung, vieles davon konnte ich gebrauchen.

auf ein interessantes Experiment hast du dich da eingelassen. Du begibst dich in die Ötzi-Welt eines Jägers und Sammlers und entwickelst eine Szene, die uns diese archaische Welt für einen kurzen Moment nahe bringt. Es ist eine feindliche Welt, in der die Menschen nicht nur den Naturgewalten ausgesetzt sind, sondern auch den Überlebenskampf mit ihren Artgenossen bestehen müssen.
Die Versuchsanordnung war: Neandertaler trifft auf Homo Sapiens. Das ist ohne viel Tell drumherum vermutlich nicht klarer zu machen (oder ich kann das nicht ;)), und die Unterschiede, die ich hineingeschrieben habe, geben nicht ausreichend Hinweis darauf.

Die jetzige Version deiner Geschichte ist weitgehend entsexualisiert, was ich nicht unbedingt gut finde. Irgendwie fehlt ihr jetzt für mich so etwas wie instinktgetriebenes Verhalten, was ich vorher als recht authentisch empfunden habe. Besonders ist mir am Ende das Kräuseln der Lippen und das Spucken auf den besiegten Feind zu schwach für das von dir skizzierte frühsteinzeitliche Szenarium.
Ja, das ist vermutlich so. Ich habe das Instinktive im Text durch den Ausbruch der Gewalt hinein in die geruhsame, beinahe meditative Feuerszene zeigen wollen. In meiner Vorstellung war das Leben genau so: Monotone, reizarme Phasen wechselten sich ab mit brutalem Überlebenskampf. Es muss wohl noch krasser werden.

Du willst die Wiederholung von ‚er‘ vermeiden. Aber eigentlich ist die Erwähnung des Namens nicht nötig. Da ist zwischenzeitlich kein anderer aufgetaucht. Überhaupt empfinde ich beinahe jedes Mal die Erwähnung seines Namens als überflüssig. (Mal abgesehen davon, dass mir immer die Flintstones in den Sinn kommen.:D)

Finde ich nicht gut formuliert.
Vorschlag:
Alles wütende Klopfen gegen die Schläfen half nicht. In den auflodernden Flammen sah er das große Feuer am Eingang der Höhle, hörte Finsterblicks Erzählungen von langen Jagden, heißen und kurzen Sommern, hörte, wie er von denen sprach, die gegangen waren.
Und er sah Eisbach, die vor ihm weglief, Haken schlug wie ein Schneehase und sich immer wieder umdrehte.
Dein Vorschlag ist geschmeidiger formuliert, aber es fehlt mir das Aufdrängen der Bilder, gegen das er sich nicht wehren kann. Es überfällt ihn quasi, deshalb darf es ruhig rau sein.

‚kullern‘ ist hier so ein niedlicher Begriff, der für mich nicht in dieses ernsthafte Szenarium passt.
Und was sind leichte, weit auseinander (liegende, sich befindende, zu hörende??) Schritte. Da würde ich noch mal neu formulieren.
Ja, das kullerte stört mich auch, hab es durch rollte ersetzt. Zu den Schritten habe ich was ergänzt.

Da wir nicht in Star Wars sind, würde ich hier durchaus das Pronomen wählen: seine Kraft.
okay, gekauft.

Vorschlag:
Die Spuren der Heuschuhe waren schmaler und länger als seine, lagen weiter auseinander und waren nicht so tief. Hinter dem Bergrücken vereinten sie sich mit anderen gleicher Form. Sie führten zum Lager.
Hab´s geändert (so ähnlich), merci.

Scharfstein schüttelte die Starre ab. Auf den Speer gestützt humpelte er (weiter), blieb hin und wieder stehen, musste warten, bis er das Stechen in seinem Knie wieder ertragen konnte. Er wischte die Augen mit dem Handrücken trocken.
Zu spät, das ist schon komplett weg.

Vorschlag:
Als er verstand, begann er zu zittern. Niemand war übrig, der abends am großen Feuer Geschichten erzählen würde. Sie alle waren jetzt bei denen, die gegangen waren. Es gab keinen mehr außer ihm, er war der Letzte.
Ja, ist klarer und prägnanter, hab´s genommen.

Ganz im Gegenteil: Je mehr ich mich mit ihm auseinandergesetzt habe, umso mehr begann er mir zu gefallen.
Danke, geht mir ähnlich. :D

Peace, linktofink

ps. Kleists Penthesilea hab ich nicht gelesen, hab was gefunden über das Hin und Her der Amazonenkönigin mit Achilles, aber der Bezug ist mir nicht klar.

 

Das ist aber echt eine Herausforderung, mit dem Vokabular.
Kellerkind​

Ich noch mal, wenn ich darf, und nicht nur, weil jede Änderung, von der kleinsten bis zur größten, ein gewisses Risiko trägt,

lieber linktofink,

wie etwa hier

Er nahm den langen, geraden Trieb, den er zuvor geschnitten hatte[,] und begann, mit seinem Faustkeil, die weiße Rinde, die kleinen Auswüchse und das weiche Äußere abzuschaben.
(Relativsatz zu Ende, die Konjunktion führt den Hauptsatz weiter) ähnlich hier
Er hatte gesehen, aus welcher Richtung er kam[,] und kroch hinter den flachen Stein.

Aber auch noch ein paar Anmerkungen zum „historischen“ Schreiben seien mir gegönnt:
Das Wort „Geschichte“ (ahd. gisciht) ist vom Verb „geschehen“ (ahd. giskehan) abgeleitet und meint zunächst „Begebenheit / Ereignis /Geschehnis“, um bereits im mhd. die Folge(n) des Ereignisses einzubeziehen und so im 15. Jh. in seiner Bedeutung auch die Erzählung / den Bericht über dieses Geschehen einzubeziehen und historia wird.

Erst mit Herder wird Geschichte zur Wissenschaft und erst mit dem Durchbruch des Geschichtsbewusstseins der Romantik(er) entsteht die „historische“ Erzählung - im deutschsprachigen Raum verknüpft mit den Namen Arnim, Hauff (Lichtenstein und Jud Süß!) und Novalis und einem ersten Höhepunkt in C. F. Meyer, der auch ein Problem auf schlichte Art gelöst hat, indem sein Personal die Sprache der Jetztzeit spricht, was freilich noch genug Fußfallen birgt in Dingen, die es „früher“ nicht gab. (Da werd ich gleich noch zu kommen.)
Für alle Formen „historischen“ Erzählens – selbst für die (Auto-)Biografie gilt, dass es eine Annäherung bleibt, ein Bild, dass sich der Autor von der/den Person/en, dem/den Ereignis/sen macht. Aber zwischen Belletristen und Wissenschaftlern besteht ein entscheidender Unterschied: Müht sich der Belletrist gemeinhin allzu selten, Archive aufzusuchen, um Handschriften zu lesen, die er vielleicht gar nicht entziffern und/oder erst recht nicht verstehen kann oder will, selbst wenn sie in einer alten Fassung seiner Muttersprache verfasst sind, verlässt er sich auf Spezialisten, und wär's der eigene Großvater, die ihm das aufwändige Studium abnehmen (im anderen Falle wär er buchstäblich von allen guten Geistern verlassen). Und obwohl er nicht unbedingt sein Wissen erweitert, schmückt er Vorgekautes aus und deutet es nach seiner Interessenlage. Bei Dir bin ich mir sicher, dass Du nicht unter diese Widerkäuer fällst, und die Mühe des dokumentarischen Puzzles dem/den Spezialisten überlässt – und doch die Freiheit ausnutzt einer begrenzten Datenlage, die einen größeren freien Raum der belletristischen Fantasie ermöglicht, sehn wir mal ab, dass Du Dich einmal ins Bockshorn treiben ließest, denn nun hab ich auch Zeit gefunden, die Vorreden anzuschauen, wobei mir wieder bewusst wurde, wenn @Kellerkind (geradezu) schrei(b)t

Geübt stellte er drei Ellenlange [passt nicht in die Steinzeit] …
und ich bestenfalls die Kleinschreibung des „ellenlang“ angemahnt hätte. Warum?

Biologisch ist unser armer Vetter im Durchschnitt etwas kleiner, dafür aber stämmiger und muskulöser als sein schlanker, etwas längerer Cousin von modernem Menschen. Dümmer als sein Vetter kann er auch nicht gewesen sein (er lebte halt unter gänzlich anderen Bedingungen, an die er sich in Eurasien anpassen musste)

Das Maß „Elle“ gab es so wenig wie den Zentimeter oder die Meile, aber die „Elle“ als Namensgeber des Maßes mit dem „Ellenbogen“ tragen heute noch alle Hominiden, kurz: um zu wissen, dass Homo sapiens und neaderthalensis diesen Unterarmknochen, den wir „Elle“ nennen, hatten, braucht es keines anthropologischen oder historischen (incl. sprachgeschichtlichen) Studiums. Und wenn wir und unser armer Vetter die Spanne zwischen Daumen und Zeigefinger als Maß genommen haben oder nehmen (ca. 20 cm), so auch die Länge einer „Elle“ ( > 50 cm) des Unterarmes, halt "unterarmlang" oder "ellenlang".

Wie dem auch sei - immer noch gern gelesen vom

Friedel,
der noch einen schönen Sonntagabend wünscht!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Friedrichard,
vielen Dank für deinen erneuten Besuch.

Biologisch ist unser armer Vetter im Durchschnitt etwas kleiner, dafür aber stämmiger und muskulöser als sein schlanker, etwas längerer Cousin von modernem Menschen. Dümmer als sein Vetter kann er auch nicht gewesen sein (er lebte halt unter gänzlich anderen Bedingungen, an die er sich in Eurasien anpassen musste)
Sicherlich war der NT nicht dümmer als der Homo Sapiens, sein Gehirn war 10% größer als das des modernen Menschen, wobei unklar ist, ob und wozu er den Größenvorteil nutzte. Er konnte besser riechen und hatte ein stabileres Skelett, war uns also rein physisch überlegen. Sein Verschwinden, sofern er nicht per Durchmischung in den weitaus größeren Populationen des Sapiens aufging (bis zu 4% DNA), war nicht unbedingt in seiner Physis begründet. Die größere Muskelmasse und somit der höhere Kalorienverbrauch brachte ihm zwar Nachteile, sobald sich das Klima änderte und das Angebot an fleischlicher Nahrung geringer wurde. Doch abgesehen von Erkrankungen, die der Sapiens einschleppte, war das eigentliche Problem wohl eher ein anderes: Es gab zu wenige von ihnen, die Gesamtpopulation war zu klein. Die gefährliche Jagd auf große Tiere (Mammuts), die geringe Lebenserwartung von dreißig Jahren und die geringere Reproduktionsrate dürften erheblich mehr zu seinem Ableben beigetragen haben, als alle kriegerischen Auseinandersetzungen.
Insofern nutzt meine Geschichte natürlich belletristische Freiheiten, nicht nur sprachlich, auch bei der Motivlage und will nicht bilden. Dennoch bilde ich mir ein, keine Fakten (falsch) wiederzukäuen, sondern eine kleine Geschichte zu erzählen, die so ähnlich gewesen sein könnte.
Das ellenlang habe ich wieder zurückgetauscht. Es gefällt mir doch besser als das armlang. Das mit dem Bockshorn stimmt ev. schon und da bin ich auch für jeden Hinweis, wie auch allgemein zur Sprache, sehr dankbar.
Dir auch noch einen schönen Sonntag.

Peace, linktofink

 

Hallo Ihr,
Ja sicher; das mit der Elle kann man so sehen, lieber @Friedrichard .
Mir ging es mit meinem Kommentar, “passt nicht in die Steinzeit“ um mein Empfinden der Atmosphäre beim Lesen. Die Verwendung der Elle als Längenmaß, riss mich an dieser Stelle einfach gefühlsmäßig raus, da ich damit sofort im Mittelalter oder früher Neuzeit bin. Das hat keine wissenschaftlich belegbare Gründe, sondern liegt an historischer Literatur, die meine Wort-Assoziation geprägt hat. Jede Kritik ist nun mal persönlich gefärbt und es ist möglich, dass andere Leser das nicht so empfinden. Und Du, @linktofink wirst Dir herauspicken, was Dir nachvollziehbar erscheint und den Rest ignorieren. Das ist Deine Aufgabe als Autor.
Schönen Gruß und viel Spaß noch
Kellerkind

 

Hallo linktofink (was bedeutet der Name eigentlich? bedeutet er etwas?)!


Eigentlich bin ich kein Freund davon, eine KG mehr als einmal zu lesen, entweder entfaltet sie seine Wirkung sofort oder gar nicht. Zumindest nicht die, die sie entfalten soll, laut Autor. Ich weiß natürlich, dass gerade eine kürzere Erzählung geeignet ist, sie besonders unter die Lupe zu nehmen, wie ist dies gemeint, das?

Und so habe ich auch das Stück mehrmals gelesen, habe Stück für Stück gearbeitet und mich gefragt, was gemeint ist. Ist diese Stelle geglückt, drückt sie das aus, was sie ausdrücken soll?


Zunächst vorweg: Mir hat der Text recht gut gefallen, spannend geschrieben, zügig und flott, und nach den ersten Absätzen dann auch recht fassbar. Außerdem mit einem Twist, der mir persönlich ziemlich überflüssig vorkam.

Ich hab die Kommentare meiner Vorredner nur teilweise überflogen, weiß also nicht, wie das bei der Mehrheit angekommen ist.

Ich fand den ersten Absatz sehr schwierig reinzukommen. Du machst ja nicht den Fehler, irgendetwas zu erklären, das hier ist die Steinzeit, zwanzigtausend Jahre vor unserer Zeit oder etwas ähnliches. Das gefällt mir, du lässt den Text sprechen. Allerdings musst du dem Leser dann auch zugestehen, reinzukommen in das Stück. Einige wichtige Informationen wären schön, wie du sie darbringst, das macht die Klasse aus.

Er wischte die dünne Schneedecke beiseite und legte die Asche darunter frei.

Ich hab meine Probleme mit dem Bild, dass er zunächst die Schneedecke abwischt (impliziert ja eine glatte Fläche) und dann darunter - quasi von derselben Konsistenz wie der Schnee - die Asche zum Vorchein kommt. Die Asche würde doch mit weggewischt. Vielleicht wäre Aschehaufen o.ä. besser?


Die Rinde kommt paarmal vor in den ersten Sätzen - unschöne Wortdoppelung.


Aus der frisch gerissenen Rinde troff der Saft, bohrte kleine Löcher in den Schnee.

Die Verben »troff« und »bohrte« schließen sich m.M. nach aus. Bohren ist ein viel zu starkes Wort, wie wäre es mit schmolz? Na ja, ich weiß ja, was du meinst, manchmal sieht es wirklich so aus, als würde in den Schnee etwas hineingebohrt sein, aber als Tätigkeitswort finde ich das hier nicht passend. Bringt mich raus und zum Nachdenken.


Dünne Äste und trockene Zweige rollten herunter.

Hinunter, wenn etwas auf einen zu kommt, dann spricht man von her.


Geübt stellte er drei armlange mit den Spitzen aneinander ...

Tu mir bitte den Gefallen und setze ein Substantiv mit ein. Es wird mit Stocken klar, dass du die Zweige meinst, von denen ein Absatz vorher die Rede ist, aber wenn du dich darauf beziehst, musst du den Absatz wegenehmen oder eben ein Dingwort einsetzen.

Nur das Glucksen des Tauwassers, sonst nichts.

Das hat mir zur Beschreibung der Szenerie sehr gut gefallen, ein Bild, das sich sofort in ein Gefühl umsetzt, ich kann mich dran festhalten. Sehr schön.

Allerdings hätte ich mir gewünscht, wenn du sofort hiermit weitergemacht hättest:


Der weiße Abhang glitzerte im Sonnenlicht.

Zur Veranschaulichung sehr schön.:shy:
Auch das hier:

Kleine Falten standen auf seiner Nase.

hätte mir zur Beschreibung des Prot mehr davon gewünscht. So nebenbei und einen anderen Umstand beschreibend.

Der Rauch trieb ihm Bilder in den Kopf.

Im Nachhinein erschließt sich dieses Bild, doch im ersten Moment musste ich an Kräuter denken, an Drogen, die das Bewusstsein verändern. Um dann wieder die richtige Richtung zu kriegen, war ein wenig Irritation vonnöten, die dem Lesefluss nicht guttat.

Zu der eingeschobenen (na ja, Liebes-) Episode: Da dies ja offensichtlich keine Fantasy-Geschichte ist, sind wohl "Vermenschlichungen" im Sinne von "die Charaktere durch eine heutige Brille sehen" nicht erwünscht. Ich bin nicht sicher, aber diese Andeutungen von Liebe nehme ich den Protagonisten nicht ab, zu rosa die Sicht.


In der Folge fliegen wir durch die Handlung, recht spannend das Ganze, auch weil sich das Geschehen nur nach und nach erschließt. Allerdings häufen sich die Fehlerchen und bringen einen immer wieder raus aus dem Stoff.

Und dann kommen wir (oder Scharfstein) zum heimatlichen Lager. Und du ziehst die Spannungsschraube an und - lässt eine wirklich gute Gelegenheit verstreichen, glaube ich, um die Spannung richtig hochzudrehen:

Schon auf dem Kamm der Grassenke sah er, dass etwas nicht stimmte.

Wir sind gespannt, natürlich, du baust ein kleines Geheimnis auf.
Du gibst einige Details preis:

Am Fuß des Anstiegs in den Berghang befand sich etwas, das dort nicht hingehörte. Die Trockengestelle für das Fleisch lagen umgeworfen dahinter. Von seinem Stamm war niemand zu sehen.

Doch danach weichst du ab vom Weg, ich hätte gehofft, weitere Details zu erfahren, wie es aussieht im Lager, was kaputt ist, was fehlt, wonach es riecht. Sicher, man darf es nicht übertreiben, aber ein wenig hättest du noch verweilen können bei der Beschreibung der Szenerie.
Stattdessen:

Scharfstein spürte den Fuß nicht mehr. Jegliches Gefühl war aus dem Bein gewichen, hatte nur das Stechen im Knie zurückgelassen und selbst das war dumpf
.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dies für ihn jetzt wichtig ist.
Zumal du danach wieder zurückkehrst zur Beschreibung. Wie gesagt, es hätte der Spannung sicher gutgetan, wenn du dich nicht selbst unterbrochen hättest und dich ungestört dem Äußeren widmest.

Und doch, natürlich, ist dir eine spannende Geschichte gelungen, die vielleicht als Intention nur die Beschreibung des schwerlichen Alltags unserer Vorfahren hat. Gut so.
Allerdings stellte sich mir im Laufe des Lesens die Frage, warum sich Scharfstein ganz allein aufgemacht hat, warum er ohne Begleitung und Schutz hier draußen ist. Das ist nicht recht nachvollziehbar, oder habe ich wieder mal was verpasst?

Also, wie gesagt, gut gefallen das Teil, und obwohl du schon dran gefeilt hast, könntest du noch einiges ändern.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hey@Hanniball,

Eigentlich bin ich kein Freund davon, eine KG mehr als einmal zu lesen, entweder entfaltet sie seine Wirkung sofort oder gar nicht.
Vorab ein Danke dafür, dass du es dennoch getan hast. :D Mich persönlich beschäftigen Stories, deren Kern sich sukzessive oder gar im Nachhinein erschließt, mehr als solche, deren Message auf der Hand liegt.

Ich habe mir den Text noch einmal vorgenommen und deine Anmerkungen berücksichtigt, vielen Dank dafür. Gerade die fehlende Beschreibung des Protas und der Umgebung geben mir zu denken, denn eigentlich dachte ich, dazu genug Infos eingebaut zu haben. Das werde ich nochmal sacken lassen, denn wenn es dazu führt, dass der Leser nicht in die Story reinkommt, ist das nicht gut. Zu einigen Sachen habe ich noch Anmerkungen.

Linktofink schrieb: Dünne Äste und trockene Zweige rollten herunter.

Hinunter, wenn etwas auf einen zu kommt, dann spricht man von her.

Da bin ich mir nicht sicher, ob du recht hast. Tatsächlich war hin und her schon mal Thema in einer anderen KG von mir. Ich hab mal die Erklärung rausgesucht, die ich damals dazu gefunden habe: Hinunter oder herunter? Hinauf oder herauf? – kommunikationsABC.de und denke, es geht beides?:D

Linktofink schrieb: Der Rauch trieb ihm Bilder in den Kopf.
Im Nachhinein erschließt sich dieses Bild, doch im ersten Moment musste ich an Kräuter denken, an Drogen, die das Bewusstsein verändern.
Naja, ich weiß nicht, ob Neandertaler gekifft haben, warum nicht? :D Doch gemeint war nur, dass durch den Rauch die Erinnerung an Vergangenes in ihm hochkommt. Hast du eine eindeutigere Formulierung für mich?

Zu der eingeschobenen (na ja, Liebes-) Episode: Da dies ja offensichtlich keine Fantasy-Geschichte ist, sind wohl "Vermenschlichungen" im Sinne von "die Charaktere durch eine heutige Brille sehen" nicht erwünscht. Ich bin nicht sicher, aber diese Andeutungen von Liebe nehme ich den Protagonisten nicht ab, zu rosa die Sicht.
Ich habe gerade noch einmal nachgelesen, ob da irgendetwas missverständlich gesehen werden kann, denn für mich steht da nichts von Liebe, im Gegenteil: Scharfstein nimmt die Gelegenheit wahr, die sich bietet und vergewaltigt die Fremde. Sie rächt sich final, indem sie ihn tötet und seine Hilflosigkeit ausnutzt, um ihn zu erniedrigen. Wo ist da die rosa Brille??? :confused:

Doch danach weichst du ab vom Weg, ich hätte gehofft, weitere Details zu erfahren, wie es aussieht im Lager, was kaputt ist, was fehlt, wonach es riecht. Sicher, man darf es nicht übertreiben, aber ein wenig hättest du noch verweilen können bei der Beschreibung der Szenerie.
Auch das sind noch Hausaufgaben für mich. Ich schaue mal, ob ich das noch etwas ausbauen kann.

Linktofink schrieb: Scharfstein spürte den Fuß nicht mehr. Jegliches Gefühl war aus dem Bein gewichen, hatte nur das Stechen im Knie zurückgelassen und selbst das war dumpf.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dies für ihn jetzt wichtig ist.
Es ist insofern wichtig, weil es ihn daran hindert, in die Senke hinunterzulaufen und ihn zum Humpeln zwingt. Und da er so schnell humpelt, wie es seine Schmerzen zulassen, kann er nicht umhin, die Schmerzen zu spüren.

Und doch, natürlich, ist dir eine spannende Geschichte gelungen, die vielleicht als Intention nur die Beschreibung des schwerlichen Alltags unserer Vorfahren hat. Gut so.
Allerdings stellte sich mir im Laufe des Lesens die Frage, warum sich Scharfstein ganz allein aufgemacht hat, warum er ohne Begleitung und Schutz hier draußen ist. Das ist nicht recht nachvollziehbar, oder habe ich wieder mal was verpasst?
Der zentrale Konflikt in der Geschichte ist das (nicht friedliche) Aufeinandertreffen von Neandertaler und Homo Sapiens. Die Schwierigkeit dabei war natürlich, dies mit der begrenzten Sprache darzustellen, die alle Begriffe bzgl. Zeit, Einheiten, modernen Kategorien, etc. ausschließt. Andererseits habe ich versucht, eine völlig andere Lebenswirklichkeit mit ständigem Kampf um Futter und Überleben der Sippe nachfühlbar werden zu lassen - auch durch die teils rohe Sprache.
Schwierig. Der Konflikt zwischen den div. Menschenarten wird leider nicht erkennbar, was für mich ein Manko des Textes darstellt, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich es deutlicher machen kann, ohne es hinzuschreiben.

Danke für deinen Kommentar. Ich finde es immer schön, wenn ein Text ausgebuddelt wird und ich mit Abstand nochmal anders draufschauen kann.

Peace, linktofink

ps.

Hallo linktofink (was bedeutet der Name eigentlich? bedeutet er etwas?)!
no meaning, nur ein link zu meinem Klarnamen

 

Hallo Link to nochmal!
Einige Dinge möchte ich nicht unbeantwortet lassen.

Mich persönlich beschäftigen Stories, deren Kern sich sukzessive oder gar im Nachhinein erschließt, mehr als solche, deren Message auf der Hand liegt.

Da hast du schon recht, wenn du meinst, dass die Story nicht platt sein darf und eindimensional. Dass ich was zum Nachdenken bekomme und sie nicht beim Zuklappen schon wieder vergessen habe. Wahrscheinlich mag ich auch gute Storys, die ich mehrmals lesen muss.
Aber ich lese normalerweise nicht gerne mehrmals. Wenn ich den Grundstock einer Geschichte kenne (quasi die Geschichte an sich), dann würde mich das langweilen, mich nochmal mit ihr zu beschäftigen. Aber wenn ich dann die Energie aufbringe und es doch mal tue (das nochmalige Lesen), dann werde ich auch hin und wieder belohnt. Ich wollte nicht ausdrücken, dass ich es nicht tue.


Hanniball schrieb:


Linktofink schrieb: Dünne Äste und trockene Zweige rollten herunter.

Hinunter, wenn etwas auf einen zu kommt, dann spricht man von her.

Da bin ich mir nicht sicher, ob du recht hast.

Oh, ich schon :D. Wenn ich es recht verstehe, rollen die Äste und Zweige hinunter, weil Scharfstein sie in Bewegung bringt (unachtsam oder mit Bedacht, weiß ich nicht). Insofern rollen sie weg vom Prot, also geht nur hin. Oder habe ich was falsch verstanden?


Die Rauch-Episode: Ich habe schon verstanden, wie's gemeint war, aber eben erst nach einigen Sätzen. Nach dem ersten Satz wollte ich falsch abbiegen und zwar nicht in Kiffergasse, sondern eher so in die Schamanenstraße, gleich neben dem Bewusstseinserweiterungsplatz. Naja, so die Ecke. Und dann kam das Sackgassen-Schild und ich musste umkehren und von Neuem losziehen. War mühselig und nur durch die eine Formulierung -

Der Rauch trieb ihm Bilder in den Kopf.
- veranlasst.

Die eingeschobene Naja-Liebesgeschichte meinte ich eher diejenige mit der Stammverwandten, Eisbach, die du eindeutig beschreibst. (Mit der Stammesfremden verbindet ihn ja eher eine [oder zwei] Vergewaltigungsszenen). Aber die Szene mit Eisbach fand ich (ich!) ein wenig rührselig, plakativ und unpassend.

Der zentrale Konflikt? Ich bin mir nicht sicher, ob er in dieser Begegnung besteht (im Übrigen finde ich es unerheblich, ob es sich bei den Fremden um Neanderthaler handelt oder um Homo sapiens. Es sind Fremde, eine andere Gruppe. [übrigens hochspannend, herauszufinden, ob sich in dieser Hinsicht bis in unsere heutige Zeit so furchbar viel verändert hat]).
Scharfstein ist unterwegs, in der Fremde, kehrt zurück und findet seinen Stamm gemeuchelt vor. Wie gesagt, ich weiß nicht, ob es das eigentliche Thema ist.

Insofern ist das doch schon mal gut, ich hab die Story schon mehrmals gelesen. Und sie beschäftigt mich auch weiterhin noch.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Nabend @Hanniball,

hat mich sehr gefreut, dein erneuter Besuch!

Aber ich lese normalerweise nicht gerne mehrmals. Wenn ich den Grundstock einer Geschichte kenne (quasi die Geschichte an sich), dann würde mich das langweilen, mich nochmal mit ihr zu beschäftigen. Aber wenn ich dann die Energie aufbringe und es doch mal tue (das nochmalige Lesen), dann werde ich auch hin und wieder belohnt. Ich wollte nicht ausdrücken, dass ich es nicht tue.
Das geht mir tatsächlich ähnlich, besonders bei Twist- oder Pointen-betonten Stories, da ist ein abermaliges Lesen oft wie einen Witz zum zweiten Mal zu hören. Aber dann gibt es auch die Dinger, die sich festnagen und sich beim Nachlesen auseinanderfalten - womit ich nicht behaupten will, mein Machwerk wäre so eine. :D

Die Hin und Her-Kiste lasse ich mal offen. Da muss ich mal mit Muße und Friedel drüber reden.

Die Rauchepisode: Wenn ich dich damit in eine Sackgasse, oder gar in die Wüste geschickt habe, sollte ich die Piste begradigen. Ich seh das als Arbeitsauftrag.

Die eingeschobene Naja-Liebesgeschichte meinte ich eher diejenige mit der Stammverwandten, Eisbach, die du eindeutig beschreibst. (Mit der Stammesfremden verbindet ihn ja eher eine [oder zwei] Vergewaltigungsszenen). Aber die Szene mit Eisbach fand ich (ich!) ein wenig rührselig, plakativ und unpassend.
Oha, du meinst Eisbach, da war ich ja völlig verpeilt. Okay, denke drüber nach, ob das zu sweet ist.

Der zentrale Konflikt? Ich bin mir nicht sicher, ob er in dieser Begegnung besteht (im Übrigen finde ich es unerheblich, ob es sich bei den Fremden um Neanderthaler handelt oder um Homo sapiens. Es sind Fremde, eine andere Gruppe. [übrigens hochspannend, herauszufinden, ob sich in dieser Hinsicht bis in unsere heutige Zeit so furchbar viel verändert hat]).
Ich denke nicht. Viele unserer Handlungen sind irrational, weil sie einem uralten genetischen Code folgen, der letztlich den Homo Sapiens so erfolgreich gemacht hat. Und 300.000 Jahre Evolution lassen sich nicht durch 300 Jahre Aufklärung tilgen.

Insofern ist das doch schon mal gut, ich hab die Story schon mehrmals gelesen. Und sie beschäftigt mich auch weiterhin noch.
Ich bin für Vorschläge immer dankbar.

Wünscht dir eine gute Zeit.

Peace, linktofink

 

Hallo @linktofink,

zu dieser Geschichte wollte dir einen kleinen Kommentar dalassen. Ich habe mich gerne mit dir auf Zeitreise begeben. Deine detaillierten Beschreibungen, das funktioniert für mich hier gut und die Geschichte hallt in mir nach. Musste beim Lesen ein bisschen an das Ötzi-Museum in Bozen denken.

So weiß wie das Häufchen Asche, das von ihr blieb, bis der Wind hineinblies.
Nur mal ganz dumm gefragt: Heißt das, das Eisbach eine Feuerbestattung zuteil wurde?

Sobald er damit fertig war, würde er das dickere Ende anspitzen
Also hier frage ich mich, ob es dann nicht auch im ersten Teil "wäre" heißen muss, weil ja im zweiten Teil "würde" steht. Das ist schließlich alles nur hypothetisch.

Dann legte er die Hände um ihren Hals und hörte erst auf zu drücken, als sie die Augen schloss.
Finde ich gut, weil ich hier denke, dass die Frau tot ist.

Aus seinem Bauch ragte eine blutige Spitze, daran ein gekerbter, rotes Stock.
:Pfeif:
In der kurzen Taubheit, bevor der Schmerz kam, drehte er den Kopf.
Das mit der Taubheit gefällt mir nicht so recht. Ich weiß, dass du die Zeitspanne meinst, bis der Schmerz einschießt. Aber irgendwie denke ich dann, dass er was mit den Ohren hat. :hmm: Vielleicht hier eher ein Zeitmaß verwenden, eine Viertelsekunde oder so etwas in der Richtung?

Bevor er die Augen schloss, sah er, wie die Frau über ihn stieg, das Fell vorne anhob und sich auf ihn setzte.
Äh, also das dürfte er nicht nur sehen, sondern vor allem auch spüren. :D Denn in dem Moment, wo sie sich hinsetzt, muss sie ja ihre Zehen da wieder wegnehmen. Mir würde es besser gefallen, wenn sie ihm stumm in die Augen sehen würde, statt sich auf ihn zu setzen. :shy:

Den Handlungsbogen finde ich gelungen: Erst die Erinnerung an Eisbach (:herz:), dann die zwei Begegnungen mit der namenlosen Frau und schließlich der Tod.

Beste Grüße
Anne

 

Hallo, äh, ¡Hola! @Anne49,
freut mich sehr, dich im Boot zu haben, ja die (kurzzeitige) 2018er Südamerika-Fraktion … :D

zu dieser Geschichte wollte dir einen kleinen Kommentar dalassen. Ich habe mich gerne mit dir auf Zeitreise begeben. Deine detaillierten Beschreibungen, das funktioniert für mich hier gut und die Geschichte hallt in mir nach. Musste beim Lesen ein bisschen an das Ötzi-Museum in Bozen denken
Oh wie schön, hab ich dich also nach Bozen entführt, zur ollen, verdrehten Glibschleiche. Buah.

Nur mal ganz dumm gefragt: Heißt das, das Eisbach eine Feuerbestattung zuteil wurde?
Ja, und da kein Paläontologe das widerlegen kann, behaupte ich jetzt mal, ja, das war so, ganz bestimmt.

linktofink schrieb: Sobald er damit fertig war, würde er das dickere Ende anspitzen
Also hier frage ich mich, ob es dann nicht auch im ersten Teil "wäre" heißen muss, weil ja im zweiten Teil "würde" steht. Das ist schließlich alles nur hypothetisch.
I´m not sure. Hab das nochmal gelesen, fand es so auch stolperfrei?

linktofink schrieb: Dann legte er die Hände um ihren Hals und hörte erst auf zu drücken, als sie die Augen schloss.
Finde ich gut, weil ich hier denke, dass die Frau tot ist.
Sollst du auch …, dann knallt das Ende besser. :xxlmad:

linktofink schrieb: In der kurzen Taubheit, bevor der Schmerz kam, drehte er den Kopf.
Das mit der Taubheit gefällt mir nicht so recht. Ich weiß, dass du die Zeitspanne meinst, bis der Schmerz einschießt. Aber irgendwie denke ich dann, dass er was mit den Ohren hat. :hmm: Vielleicht hier eher ein Zeitmaß verwenden, eine Viertelsekunde oder so etwas in der Richtung?
Wie soll er denn die Viertelsekunde messen, mit seiner Armband-Sonnenuhr? Hüstel. :DKönnte wohl einen Wimpernschlag oder was ähnlich Unverfängliches nehmen.

linktofink schrieb: Bevor er die Augen schloss, sah er, wie die Frau über ihn stieg, das Fell vorne anhob und sich auf ihn setzte.
Äh, also das dürfte er nicht nur sehen, sondern vor allem auch spüren. :D Denn in dem Moment, wo sie sich hinsetzt, muss sie ja ihre Zehen da wieder wegnehmen. Mir würde es besser gefallen, wenn sie ihm stumm in die Augen sehen würde, statt sich auf ihn zu setzen. :shy:
Mit dem Ende bin ich selbst noch nicht 100% happy, vielleicht ist dein Vorschlag eine bessere Lösung, ich prüfe!

Den Handlungsbogen finde ich gelungen: Erst die Erinnerung an Eisbach (:herz:), dann die zwei Begegnungen mit der namenlosen Frau und schließlich der Tod.
Danke Anne, ich hatte die Geschichte schon ad acta gelegt mit all ihren konträren Kommentaren, deshalb freut mich dein Zuspruch gerade sehr.

Hast du was in Arbeit? Würde mich freuen, ich kann mich sehr gut an Wolfstage, Malintzin und Lucy erinnern, allesamt beeindruckende Geschichten.

Peace, linktofink

 

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