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Scheiß Krieg

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10.10.2004
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Scheiß Krieg

Leutnant Pippin sah sich um. Das Wetter hatte sich seit gestern immer mehr verschlechtert. „Wenn das so weitergeht“, dachte er bei sich, „dann können wir die Latrine nicht mehr lange halten.“
An der gegnerischen Front hatten Spähtrupps neu herangeführte starke Kotwerferverbände ausgemacht. Wahrscheinlich würden sie in den nächsten Tagen Stellung beziehen und sich einscheißen. Prost Mahlzeit! Wenn der Gegner dann auch noch mit der Luftwaffe käme! Stinkbomben, Urinsprühangriffe, nicht auszudenken! Dagegen konnten sie mit ihren spärlichen Scheißleistungen wenig ausrichten.
Einzige Hoffnung waren die versprochenen neuen Jauchewerfer. Aber wann die wohl kommen würden? Und überhaupt! Die Infanterie in ihren Löchern saß natürlich am meisten in der Scheiße. Gut getarnte Kuhfladen und Selbstbeschissanlagen erschwerten jeglichen Auftrag. Ja, der Gegner hatte sich sehr gut geschützt. Verdammt noch mal, warum mußte die Pissensive ausgerechnet hier zum Stoppen kommen? Hätte der doofe Oberbescheißhaber uns diese eine Hürde nicht auch noch nehmen lassen können? Bevor sie fast unüberwindbar wurde? Bevor die Fladenpimzer das ganze Gelände vor ihnen mit ihrem Mist überzogen? Jetzt mußte man ja fast täglich mit einer großen Gegenpissensive rechnen. Diese verdammte Welt, die müßte mal von vorn bis hinten ausgemistet werden. Besonders hinten, dort wo die größten Arschlöcher hocken. Ach ja, was waren das doch für herrliche Zeiten unter dem Oberkommando von Oberst Shit. Da wurde nicht gekleckert, da wurde noch richtig geklotzt. Aber jetzt... warum nur hatten sie Oberst Shit das Kommando entzogen? Einfach so, ohne Grund - bestimmt nicht! Wenn er nur wüßte, was da passiert war. Dabei hatte er sich so gut mit Shit verstanden; sie waren beinahe per Du gewesen, trotz des Rangunterschiedes.
„Hallo, Leutnant Pippin! Schön, daß ich Sie endlich finde.“
Pippin fuhr erschrocken herum. „Oberst Shit! Aber, was machen Sie denn hier? Welch eine Überraschung!“
„Mein lieber Pippin, ich bin nicht mehr Oberst, ich bin degradiert worden. Zum Hauptmistmann. Leider.“
„Degradiert – aber warum das denn? Was ist denn passiert?“
„Haben Sie die Nachrichten über die Schlacht im Abschnitt 00 der vierten Südlinie gehört?“
„Ja, das war doch vor ca. 4 Monaten, im Dezember 2834, wenn ich mich recht erinnere. Ja, sicher, das ging doch durch alle Zeitungen. Damals hieß es, ein führender Stabschef sei degradiert worden. Und das waren Sie!“
„Ja, so ist es. Wegen Verschwendung von Toilettenpapier.“
„Verschwendung von Toilettenpapier?“
„Nun, sehen Sie – aber weißt Du was, wir könnten uns doch ruhig duzen, oder? Also ich heiße Abbott, Abbott Shit. Und Du?“
„Peter, Peter Pippin. Aber nenn’ mich einfach Pitti, alle meine Freunde nennen mich so.“
Peter streckte Abbott seine schlanke, aber starke und feste Hand hin, schräg nach oben gehalten. „Abbott!“. Und Abbott schlug ein: „Pitti!“ Und, auch wenn es streng verboten war: sie umarmten sich. So wie es Fußballsportler vor über 840 Jahren bei erfolgreichen Torabschlüssen getan hatten.
„Jetzt erzähl’ mir mal, Abbott, was ist passiert im Abschnitt 00?“
„Weißt Du, der Nachschubkanal zur Südlinie war damals völlig vernachlässigt worden. Wir hatten für die Küchenrollengeschütze keine Munition mehr. Taschentücher oder Mullbinden wollten wir nicht nehmen, also haben wir Klopapier verwendet. Aber meine Entscheidung war fehlerhaft, denn ich hatte befohlen, das 3-lagige einzusetzen. Welch ein Irrtum! Das war doch nur zur Verteidigung gedacht, nicht für den Angriff. Und deshalb bin ich degradiert worden. Verschwendung von 3-lagigem Verteidigungstoilettenpapier!“
„Und was machst Du jetzt hier, Abbott?“
„Ich bin eingeteilt zur Überwachung der Rückstandsbeseitigung an der zweiten und dritten Südlinie.“
„Harter Job, was?“ meinte Pippin.
„Kannst Du wohl sagen, Mann! Kein Tag vergeht, ohne daß jemand mich oder einen meiner Unterhosiziere nach 4766-Döschen oder Chanel No. 9-Fläschen fragt.”
„Hast Du welche vorrätig, Abbott?“
„Nein Pitti, tut mir leid. Ich muß mir meine Ration auch genau einteilen. Zum Glück habe ich die schlechte Nase meines Vaters geerbt, somit rieche ich diesen Gestank weit weniger als andere. Und meine letzte Ration habe ich fast vollständig einem meiner Unterhosiziere gegeben. Der arme Kerl ist nämlich gegen Schwefelwasserstoff ziemlich allergisch.“
„Tja, Du Glücklicher. Ich muß das hier immer alles ertragen; da kommst Du mit der normalen Ration nicht immer besonders gut aus. Aber im Moment geht es ja, weil der Regen eingesetzt hat.“
„Aber schau mal hier, Pitti, was ich hier habe.“
„Lavendelsamen! Getrocknete Maiglöckchenblüten! Wo hast Du denn diese Kostbarkeiten her?“
„Verrat’s bitte nicht weiter, aber auf dem Weg hierher zu Euch, zu Dir, bin ich durch das Städtchen gekommen, und dort gibt es ein Mädchen, in einem Lädchen, und die hat ein geheimes Lager, oijoijoij ...“
„Aber verstößt so ein geheimes Lager nicht gegen die Spouckinger Konvention?“
„Nein, ganz und gar nicht. Nur Extrakte, Öle und Essenzen sind vom Lagerverbot der Spouckinger Konvention betroffen. Wie wär’s, wollen wir das Mädchen mal besuchen? Hast Du demnächst irgendwann frei? Ich habe gerade drei Tage Sonderurlaub bekommen!“
„Ja, morgen vormittag habe ich Zeit. Gerne! Das ist eine klasse Idee! Wie heißt sie eigentlich?“
„Florence Flakon.“
„Seltsamer Name.“
„Aber sie arbeitet sehr effektiv. Sie hat sich in der Schlacht von Klobursthausen sehr um die Nasen der Verwundeten gekümmert, und auch sonst so. Kaum, daß einer rief ‚Hilfe, ich stinke’, schon kam sie angelaufen und hat ihn gewaschen, gepudert und parfümiert.“
„Diese Frau will ich kennenlernen! Auf Abbott, morgen früh fahren wir beide nach Alcolitan!“

 

Hallo terranomis,
und erstmal herzlich willkommen auf kg.de! :thumbsup:

Leider ist Dein Text nur zu 2/3 eine Geschichte. Danach ist es eine Art moralischer Apell. Die Idee an sich finde ich gut und konsequent umgesetzt, allerdings hast Du keine richtige Geschichte draus gemacht - Handlung und Figuren fehlen einfach völlig.

 

Stimmt, da kann man mehr draus machen. Appell raus, Protagonisten rein. Ach ja: die Idee ist wirklich gut. Und warum ich das hier schreibe, obwohl Uwe schon alles gesagt hat? ICH WEISS ES NICHT!!! ;)

Grüße

Dante_1

 

Hallo Uwe Post,
danke schön für die freundliche Begrüßung und für das anerkennende Lob an den Anfänger. Ja, Du hast recht; mir selbst ist beim Schreiben aufgefallen, daß da noch irgendwas fehlt bzw. daß der Schluß mit seinem moralischen Apell (gute Charakterisierung, danke) noch nicht ganz rund ist bzw. noch ein bißchen unbefriedigend.
Ich werde die Geschichte überarbeiten (sie ist wirklich arg kurz!) und freue mich über jede weitere Anregung :)

 

Danke, Dante_1, daß Du Dein Lob und auch Deine Kritik mir als Anfänger auf Kurzgeschichten.de mitteilst. So fühl' ich mich gleich in die Gemeinschaft aufgenommen.
Ich werde die Geschichte überarbeiten (sie ist wirklich arg kurz!) und freue mich über jede weitere Anregung :)

 

Hallo auch hier nochmal Terranomis :)
Eine lustige Idee hattest du da. Ziemlich eklig irgendwie. Möchte mich anschließen an meine beiden Vorredner, obwohl ich sehe, dass es schon Veränderungen gab. Sehr viel Geschichte ist es wirklich nicht (und das sage gerade ich, der man das sonst immer selbst sagen muss...). Gerade den ersten Abschnitt finde ich sehr handlungsarm.
Nichtsdestotrotz hat das Lesen mich amüsiert. Du hast dir ein paar wirklich witzige Namen und Bezeichnungen ausgedacht!
Wenn das deine Vision von der Welt in 840 Jahren ist, na dann Prost Mahlzeit. Obwohl ich nicht wirklich davon ausgehe und die Geschichte diesen Hintergrund vielleicht nicht braucht, wolltest du irgendwas damit "sagen", also in Richtung Gesellschaftskritik? Oder "nur" Spaß und witzig?
:) Zazie

 

Hallo Zazie,
danke für Deine Betrachtungen zu meiner Geschichte.
Tja, die Hauptintention ist satirisch-ironisch gemeint. Ein kleines Wortspiel im Titel und im Text, das Spiel mit der umgedrehten Vokalfolge aus dem Wort SCHIESSEN und den sich daraus ergebenden Ableitungen sowie der Aufbau einer imaginären Kriegszenerie mit wohl teilweise infantilem-analem Character (Sigmund Freud läßt grüßen). Und dann die entsprechenden Darstellernamen dazu.

Ich möchte nicht vergessen, daß der Ursprung der Geschichte in 1979 liegt. Zu dieser Zeit hatte ich gerade ein Jahr Abstand zum Militärdienst. Mag auch sein, daß der damalige Pershing II-Beschluß diese Geschichte beeinflußt hat; weiß ich nicht mehr so genau. Auf jeden Fall haben mir die ersten 3 Monate nach der Grundausbildung bei der Bundeswehr etliche Widerwärtigkeiten der menschlichen bzw. der männlichen Fratze gezeigt, und diese Widerwärtigkeiten wollte ich damit treffen und für mich im Nachhinein verarbeiten.
Als ich neulich dann die erste Fassung der Geschichte nach KG.DE brachte, war es deshalb noch eine ganz andere. Nach dem Satz „Besonders hinten, dort wo die größten Arschlöcher hocken“, kam ursprünglich, wie Moderator Uwe Post feststellte, ein allgemeiner Appell gegen physische und verbale Gewaltanwendung. Doch das war keine komplette Geschichte, meinten Uwe Post und Dante_1, also habe ich zwei weitere Figuren hineingebracht.
Und es hat Spaß gemacht, und das ist es, was mich dazu bewegt, die Geschichte noch weiter auszubauen.

Viele Dankesgrüße von terranomis

 

Hallo terranomis

Man könnte es wohl Stilblüte oder besser noch Spielblüte nennen, was du da aus der Ähnlichkeit der Wörter "Schießen" und "Scheißen" zu gewinnen vermagst.

Ein Werk von hoher textueller Güte ist dir zwar nicht gelungen. Auch sind die später eingefügten Characktere eher flach und wirken wie Stichwortgeber um die nächste sprachliche Verballhornung des Kriegswesens in die Wege zu leiten.

Aber unter Berücksichtigung deiner späteren Worte in höhergelegenen Postings muss ich zugeben, mich doch gut bei der Lektüre des Textes amüsiert zu haben ;)


Grüße
Hagen

PS: Na das war doch mal n Kommentar, oder nicht :D

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Hagen,
nochmals danke für Deine ausgewogene Kritik, d.h., PLUS und MINUS kommen gleichermaßen drin vor.
Ja, wenn ich mir heute die Geschichte wieder durchlese, mit einem Abstand von ein paar Wochen, merke ich, daß der "neue Protagonistenteil" mit Oberst Shit und Frau Flakon noch ein wenig aufgesetzt wirkt und die Dialoge durchaus auch aus einer x-beliebigen Soap-Opera stammen könnten...
Da kann ich in der Tat noch ein "büschen" dran feilen.

Andererseits habe ich auch Dich amüsiert und ein wenig zum Nachdenken gebracht, und das freut mich.

Dein Kommentar enthält eine schöne neue Wortschöpfung - Spielblüte. Oder steht dieser Begriff schon im Duden? Ich glaube, eher nicht.
Ist etwas für die Gesellschaft der deutschen Sprache e.V. in Wiesbaden. :idee:

Dich grüßt terranomis und wünscht :xmas: Frohe Weihnachten

 

Hallo terranomis,

tolle Geschichte, erinnert mich an Stefano Bennis "TERRA", in einer Story berschreibt er einen Planeten auf dem Scheiße die offiziele Währung ist. Dünnschiss gleich Inflation. :thumbsup:

Also darauf ein Scheiß Weinachten.
Mummenschanz

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Mummenschanz,

freut mich, wenn die kleine Erzählung Dir gefällt. Danke für den Literaturtipp und die passenden Appetithäppchen dazu.
Ist echt :cool:, sowas.

Na dann auf ein Jahr 2005 ohne viel reale Sche.... (und ohne reales :ak47: , da bin auch ich :dagegen: )

terranomis ;)

 

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