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Scheiß-Welt, der Berg und der Eselmann

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30.09.2005
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Scheiß-Welt, der Berg und der Eselmann

Heftiger Regen trommelte draußen wütend gegen die Dachfenster. Die Tropfen vereinten sich zu kleinen Rinnsalen, die am Dach hinab, durch die Regenrinne zur Erde glitten, wo sie kleine Bäche bildeten, die nach kurzer Zeit zwischen den Pflastersteinen im Vorgarten versanken.
Die kleine Nachttischlampe neben dem Bett tauchte das große Dachzimmer in ein wohliges, gemütliches Licht. Vom Bett heraus konnte man aus dem großen Schrägfenster blicken und die Regentropfen bei ihrem Tanz beobachten.
Unter anderen Umständen hätte Christin dieses Schauspiel genossen. Sie starrte hinaus in den Wolkenbruch.
Bin ich wirklich so masochistisch veranlagt, dass ich mich wieder in diesen Mann verliebt habe? Oder war ich es die ganze Zeit über, und die Gefühle haben nur geschlafen? Habe ich nicht vielleicht doch unbewusst dazu beigetragen, dass die Anfangs unverfänglichen E-Mails so tiefsinnig wurden?
„Mama?“
Warum habe ich ihn nur so verletzt? War meine Intention wirklich die, mich lediglich mit ihm zu unterhalten weil ich seinen Intellekt und Humor so schätze, oder habe ich mich da selbst belogen? Habe ich denn wirklich auf seine Gefühle Rücksicht genommen? Eigentlich war es doch egoistisch und selbstsüchtig ihm...
„Mama!“
Christin schüttelte den Kopf, als wollte sie die traurigen Gedanken verscheuchen. Sie schaute auf ihren Sohn, der nun in dem Bett lag, wo einst sie geschlafen hatte, als die Liebe für sie sich lediglich auf Attraktivität beschränkte und tiefgehende Gespräche nur ihrem Tagebuch zuteil wurden.
„Ja, Schatz?“, antwortete sie, drehte sich zu ihm auf die Seite, und lächelte ihn gezwungen an.
„Warum gehst du?“
Sie strich ihm über das struppige, blonde Haar.
„Weil ich manchmal etwas Zeit brauche, um nachzudenken. Und das kann ich am Besten, wenn ich ganz alleine bin.“
Solange sie denken konnte, war sie immer unterwegs gewesen. Schon im Kindergarten war sie regelmäßig ausgebüchst um ihre Umgebung zu erkunden. Im Urlaub gab es große Polizeiaufgebote weil sie einfach weg lief.
Es war wie eine Sucht für sie, die eingetretenen Wege verlassen um neue Horizonte anzusteuern.
Christin küsste ihren siebenjährigen Sohn auf die Stirn, zog ihm die Bettdecke bis zur Nasenspitze und drückte sie an allen Seiten liebevoll fest, so wie sie es immer tat.
„Aber das kannst du doch auch hier“, erwiderte er ein wenig trotzig
und zappelte seine Arme unter der Decke frei.
„Das stimmt. Aber wenn ich das tun würde, dann könntest du jetzt keine Ferien bei Oma und Opa machen“, sagte Christin und legte den Kopf ein wenig schief als sie ihn anlächelte.
„Hm, das ist wahr. Okay, aber bring mir was Tolles mit, ja?“, antwortete er kompromissbereit.
„Versprochen, ich werde etwas besonders Schönes für dich finden, Schatz. Und pass mir gut auf deinen Bruder auf, ja?“.
„Mach ich, Mama.“. Dennis griff nach seinem Plüschhasen und deckte diesen neben sich zu.
„Schlaf gut. Und grüß mir deine Freunde im Traumland“, sagte Christin und erhob sich von der Bettkante.
Als sie an der Tür war rief er ihr noch hinterher.
„Mama? Lass bitte das Licht im Flur an“.
„Mach ich, aber jetzt wird geschlafen“.
„Jaha“, stöhnte Dennis und schloss die Augen.
Die Stufen knarrten leicht, als sie die Treppe hinab stieg.

„Willst du wirklich fahren?“
„Nein Mama, jetzt wo du fragst bleib ich natürlich hier“. Ihre Mutter stand in der Küche und räumte gerade die Teller vom Abendbrot in die Spülmaschine. Jetzt hielt sie bei ihrer Arbeit inne, und sah ihre Tochter an, die im Türrahmen lehnte.
„Ich meine es Ernst Christin, du hast Verantwortung!“
Christin verdrehte innerlich die Augen, das Letzte, was ihr jetzt noch fehlte war eine
moralische Grundsatzdiskussion mit ihrer Mutter. Ihre Eltern waren gegen Alles, was nicht ihren Vorstellungen entsprach. Ihre Mutter würde niemals alleine verreisen, weil sich das einfach nicht gehört, wenn man Familie hat. Sie konnte ihre Freiheitsliebe einfach nicht nachvollziehen.
„Gerade deshalb tu ich es ja…“, antwortete sie ihrer Mutter, „…und jetzt muss ich los, sonst verpasse ich meinen Flieger“.
„Soll ich dich wirklich nicht fahren?“, schaltete sich jetzt ihr Vater ein, der mit ihrem Jüngsten auf dem Arm aus dem Wohnzimmer kam.
„Ne, lass mal, ich nehme lieber den Bus“, antwortete sie und nahm ihm den Kleinen aus dem Arm. Der jauchzte vergnügt, als sie ihn mit feuchten Küssen bedeckte.
„Tschüss, meine süße Babymaus, sei schön lieb“.
Der Einjährige Tim patschte mit seinen kleinen Händchen in ihrem Gesicht herum, als sie ihn noch einmal küsste, bevor Christin ihn wieder ihrem Vater übergab.
Sie zog ihren Mantel über und nahm sich den grauen Reiserucksack, der neben der Haustür stand.
„Also dann, passt gut auf meine Kinder auf, in ein paar Tagen bin ich ja auch schon wieder da“, sagte sie fast entschuldigend und umarmte ihre Mutter.
„Pass gut auf dich auf und übernachte bitte im Hotel“, mahnte ihre Mutter, als sie ihre Kapuze über ihr rotes Haar zog und in den Regen hinaus trat.
An der Ecke drehte sie sich noch einmal um. Tim winkte mit seinem kleinen Ärmchen heftig und sie winkte zurück.
Zum Glück fällt ihm die Trennung von mir nicht so schwer. Wenn er weinen würde, könnte ich nicht fahren
Der Bus kam pünktlich und um neun Uhr saß sie in ihrem Flugzeug, das sie nach Spanien bringen sollte.
Während der Flieger abhob, starrte sie von ihrem Fensterplatz hinaus in den Regen.
Regen, Regen, immer nur Regen. Warum tut man sich nur freiwillig so etwas an?
Dabei gibt es so schöne Orte auf der Welt, wo fast immer die Sonne scheint.
Nur nicht für mich. Ich trage meine dunkle Wolke seit Wochen bei mir und sie löst sich scheinbar niemals auf

Die Lichter der Stadt wurden kleiner, bis sie bald nur noch kleine Punkte weit unter ihr waren.
Wie Glühwürmchen. Oder Sterne. Wäre die Nacht klar, dann wüsste man nun nicht mehr wo unten und oben ist.
„Darf ich ihnen etwas zu trinken anbieten?“, fragte die Stewardess, nachdem sie ihre Flughöhe erreicht hatten.
„Gern, einen Früchtetee bitte!“, antwortete Christin, „Und könnte ich wohl noch ein Kissen bekommen?“
„Selbstverständlich“, sagte die blau gekleidete, junge Frau und reichte ihr das dampfende Getränk, „Ich werde es ihnen gleich bringen“.
Christin legte beide Hände um die Tasse und nippte daran. Obwohl das Flugzeug angenehm beheizt wurde, fröstelte sie.
Nachdem ihr die Stewardess das Kissen gebracht hatte kuschelte sie sich an ihrem Fensterplatz zusammen und döste langsam weg. Der Plätze neben ihr waren nicht besetz. Auch ansonsten war es in der Maschine eher ruhig. Das leise Gemurmel einiger Gespräche und das konstante Dröhnen der Turbinen sorgten dafür, dass sie in eine wohlige Lethargie verfiel.
Sie war immer eine Einzelgängerin gewesen. Freundschaften waren ihr zwar wichtig, aber sie zog sich oft und gerne zurück, manchmal meldete sie sich sogar Wochenlang nicht bei Freunden und Familie. Diese nahmen ihr das nicht Übel, nur deswegen konnten diese Freundschaften bestehen.
Vielleicht war sie sogar ein wenig misantrophisch veranlagt, aber wenn es Schwierigkeiten gab, konnte man immer auf sie zählen.
Ihre Kinder liebte sie sehr und sie versuchte ihnen so gut wie möglich fürsorglich Werte zu vermitteln, und sie zu guten Menschen zu erziehen.
Dabei war es ihr wichtig Zeit mit ihnen zu verbringen, und sie nicht den ganzen Tag in einer Tagesstätte unterzubringen um die Erziehung anderen zu überlassen.
Aber sie brauchte auch Stunden für sich alleine, deshalb war sie dankbar, wenn ihr Vater ab und zu mit den Kindern etwas unternahm, und sie sich zurückziehen konnte.
Als der Pilot durch die Lautsprecher den Landeanflug bekannt gab, setzte sie sich auf und schnallte sich an.
Die Stewardess rollte mit ihrem Getränkewagen vorbei, und nahm ihren Platz hinter dem Cockpit ein.
Während das Flugzeug langsam, aber beständig an Flughöhe verlor, schaute Christin aus dem Fenster in die dunkle Nacht.
Schade, bei Tag kann man das Meer sehen
Das Flugzeug landete rumpelnd auf der Landebahn. Einige Minuten später drängten sämtliche Passagiere zum Ausgang der Maschine. Auch Christin erhob sich und griff nach ihrem Mantel über ihrem Sitz.
Da bin ich nun. Als ob es hier besser wäre als irgendwo anders. Der Einzige Unterschied besteht darin, dass es hier etwas wärmer ist, aber ansonsten liegt auch über diesem Flecken Erde ein unsichtbarer, schwarzer Film, der sich langsam in die Hirne der Menschen frisst und alles verfaulen lässt, was einst positive Eigenschaften waren.
Nächstenliebe, Zivilcourage, Mitleid, Engagement und der ganze verdammte Rest.
Es geht stetig bergab und alle nehmen es einfach so hin. Ich ja wohl auch.
Außer einem Patenkind in der dritten Welt, dem ich jeden Monat bequem per Bankeinzug ein paar Euro überweise, tu ich ja nun auch nicht sonderlich viel für diese Welt.
Und dann setzte ich noch Kinder hinein, in der Hoffnung, dass sich irgendwas bessert.
Das sie etwas verbessern. Sollen die Anderen das mal machen. Ich kann sowie so nichts tun.
Was könnte ich auch schon ändern, ich bin doch nur ein kleiner Fisch im großen Teich.

Auf dem Rollband rumpelte ihr Rucksack zum zweiten Mal vorbei, als sie endlich danach griff.
Eine dreiviertel Stunde später schmiss sie ihn auf ihr Hotelbett.
Sie schälte sich aus ihren Klamotten und drehte die Dusche auf. Das warme Wasser lief über ihren Körper und sie fühlte sich augenblicklich entspannter. Fünfzehn Minuten genoss sie die wohlige Wärme auf ihrem Körper, bevor sie nach dem flauschigen Handtuch griff und sich darin einhüllte.
Ohne sich anzuziehen ließ sie sich auf das Doppelbett fallen, deckte sich zu und schloss die Augen. Es dauerte lange bis sie einschlief, obwohl sie sehr müde war. Zu viele Gedanken schwirrten durch ihren Kopf.
Ihre Träume waren wirr, ein Gemisch aus ihren Sehnsüchten, Träumen, der Realität und der Vergangenheit.
Als sie am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich wenig erholt. Die Bilder aus ihren Träumen waren mit dem Schlaf verschwunden. Sie drehte sich auf die Seite und versuchte vergeblich in den Traum zurück zu finden.
Nach einer halben Stunde warf sie seufzend die Bettdecke zurück.
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als sie den schmalen Balkon ihres Zimmers betrat.
Sie atmete tief ein. Ihr Blick viel auf einen schmalen Hinterhof, wo eine Menge Wäsche an unzähligen Leinen hing.
Eine Stunde später hatte sie gefrühstückt und sich auf den Weg ins Innere des Landes gemacht.
Sie wollte dahin, wo man selten Touristen vorfand, da, wo man selten überhaupt Menschen vorfand. Sie wollte allein sein.
Als die Häuser immer weniger wurden und die Landschaften immer breiter, kehrten ihre Gedanken zurück.
Bald ist Weihnachten, da werden wir wieder alle recht besinnlich und herzlich. Und dann bekommt auch der Penner an der Ecke mal einen Euro, der im Sommer nichts als Missachtung erntet.Carepakete werden für die dritte Welt gepackt und Kleidung gespendet für die Ärmsten der Armen. Was machen die Bedürftigen eigentlich den Rest des Jahres?
Sich Tag für Tag am Leben halten um bis Weihnachten durch zu halten?

Als die mit dem Mietwagen nicht mehr weiter kam, ging sie zu Fuß weiter.
Obwohl es auf das Ende des Jahres zuging, schwitzte sie unter der spanischen Sonne.
Sie wusste nicht, wie lange sie schon gelaufen war, als sie sich am Fuße eines Berges nieder setzte um zu verschnaufen. Ihre Kleidung war völlig durch geschwitzt, als sie in ihrem Rucksack nach der Wasserflasche griff und einige tiefe Schlücke davon nahm. Stöhnend wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht.
Kann mir irgendwer sagen, warum ich mir das antue? Kein normaler Mensch latscht alleine stundenlang durch die Prärie. Und besser fühle ich mich auch nicht unbedingt.
Aber die Landschaft ist schon imposant.

Sie ließ ihren Blick in die Weite schweifen. Eine wundeschöne Fauna lag vor ihr.
Zwar war es sehr trocken, aber trotzdem blühte es überall in den schönsten Farben.
Christin streckte die Beine von sich und atmete tief durch.
Das Meer kann nicht weit sein.
Sie konnte es riechen, aber nicht sehen. Einige Möwen kreischten in einiger Entfernung.
Die Natur ist so schön. Die Menschen tun alles dafür, um sie zu versauen. Und das nicht ohne einen gewissen Erfolg.
Sie seufzte. Vor ihrem inneren Auge sah sie von Öl verklebte Vögel, Robben, gestrandete Wale, Delphine in Fischnetzen, alle qualvoll verenden.
Der Regenwald, der planmäßig abgeholzt wird, Tiere, die für immer aussterben.
Über diese Gedanken nickte sie erschöpft ein.
Es ist alles so sinnlos. Nein, nicht sinnlos. Der einzige Sinn ist der geplante Tod. Selbstmord auf Raten, nach mir die Sinnflut, im wahrsten Sinne des Wortes.
Liebe? Liebe ist doch nichts anderes als eine Fata Morgana. Sie scheint wunderschön zu sein.
Das, wonach man sich ein Leben lang gesehnt hat. Aber wenn man genau hinschaut, löst sie sich langsam auf wie ein Traumbild. Liebe ist nur eine Illusion, etwas Surreales das wir uns aus Sehnsüchten erschaffen haben.
Warum bin ich nur so ein Träumer? Wenn ich ihn nur endlich loslassen könnte. Wäre ich länger mit ihm zusammen, dann würde ich bestimmt auch erkennen, dass er mir nicht im Geringsten ähnelt und er kaum eine der Eigenschaften besitzt, die ich in ihm zu sehen glaube.
Die Liebe würde verfliegen wie der Duft einer verwelkenden Blume.

Glockenläuten holte sie zurück in die Wirklichkeit.
Christin streckte sich und hielt Ausschau nach einer Kirche, doch das klingen schien näher zu kommen.
Als sie aufstand sah sie einen älteren Mann näher kommen, der einen Esel bei sich führte.
Das Tier war bepackt mit allerhand Körben, Decken und Gefäßen.
Mehrere Tonkrüge schlugen bei der Bewegung aneinander und erzeugten so den glockenähnlichen Klang.
Der Mann schien so um die sechzig zu sein. Kurze, grau-braune Haare schauten unter seinem gebrauchten Strohhut hervor, lange Hosen schlackerten an seinen dünnen Beinen und sein kurzes, einst wohl beige gewesenes Hemd, gab den Blick auf zwei halbwegs muskulöse Arme frei.
Als er sie sah, grinste er sie an und entblößte damit den Blick auf eine nicht mehr ganz vollständige Kauleiste. Unzählige Falten bildeten sich auf seinem Gesicht, als er lachte.
Man sah ihm an, dass er wohl lange Zeit im Freien gearbeitet haben musste. Seine Haut hatte die Farbe von Kastanien und wirkte sehr trocken. Er blieb direkt vor ihr stehen. Seine lustigen, blauen Augen waren so klar wie ein Bergbach und studierten sie nun genau.
Christin fühlte sie etwas unbehaglich. Zwar sah der Mann sehr freundlich aus, aber sie hatte das Gefühl, als könne er ihre Gedanken lesen.
Der Esel schnüffelte unterdessen interessiert an ihrem Rucksack.
!!„Senora…nicht gut fuhelen?“, fragte der Alte nun plötzlich in gebrochenem Deutsch und schaute ihr neugierig in die Augen.
Christin schnappte erstaunt nach Luft.
Der konnte doch nicht wissen, dass sie aus Deutschland kam, oder?
„Ähm, nein, alles bestens“, antwortete sie etwas verwirrt.
„Aber Augen sagen anderes“, sagte der Mann und sah sie weiter forschend an.
Sie bekam eine Gänsehaut.
„Naja, es ist halt sehr warm und ich bin schon weit gelaufen“, versuchte sie ausflüchtend zu erklären.
Dem wird ich bestimmt nicht von meinen Problemen erzählen, kann der nicht einfach verschwinden?
„Seien nicht traurig, dass Liebe gegangen, sondern freuen, das Liebe uberhaupt gefunden.
Viel Menschen niemals sehen echt Liebe“. Jetzt grinste er wieder.
Er drehte sich zur Seite und zeigte mit seinem ledernden Finger zu dem Berg.
„Gehen da hinauf Seniora, sehen Leben, fuhlen Leben, dann gehen Hause und glucklich sein.
Leben sie. Nur wenn glucklich seit kann, dann auch Gluck wieder kommt.“
Na klar. Ich geh jetzt auf den Berg und dann bin ich ein neuer Mensch. Vielleicht gibt es da ja einen brennenden Dornenbusch, oder eine Tafel mit Regeln zum glücklich sein.
Der Typ ist komplett irre.

„Ach, wirklich? Na, dann werde ich den Berg gleich mal besteigen“, versuchte sie möglichst überzeugend zu sagen, damit der Alte endlich weiter zog.
Das Letzte, was sie wollte, war bei der Hitze auch noch einen Berg zu besteigen.
Der Mann lachte jetzt noch breiter, machte aber keine Anstalten weiter zu gehen.
„Gehen Frau, gehen auf Berg. Gut ist.“
Mann, ich muss jetzt nicht echt diesen verschissenen Berg hoch, oder? Sowas hat mir jetzt echt noch gefehlt. Naja, geh ich einfach ein paar Meter, und wenn der Typ weg ist, geh ich halt wieder runter
„Ja, dann auf Wiedersehen. Und danke.“ Sie nahm ihren Rucksack, lächelte den Kerl noch einmal an und lief dann auf den schmalen Pfad zu, der auf den Berg führte.
„Viel Gluck“, rief ihr der Alte hinterher und winkte. Der Esel schien im Stehen eingeschlafen zu sein.
Groß war der Berg zwar nicht, aber der Anstieg war ziemlich steil. Nach einigen Metern brach ihr bereits wieder der Schweiß aus.
Das kann doch jetzt wirklich nicht wahr sein!
Im Laufen drehte sie sich um und schaute zu der Stelle, wo sie gerade noch mit dem Mann gesprochen hatte. Er stand dort nach wie vor und winkte ihr nun zu.
Christin winkte genervt zurück und kletterte weiter.
Bald fühlte sie sich völlig ausgelaugt, konnte aber schon das Ende des Pfades sehen.
Sie blieb stehen und schaute nach unten.
Na, wo ist er denn jetzt hin?
Von hier oben konnte sie relativ weit blicken, aber sie konnte den Alten nirgends entdecken.Egal. Jetzt bin ich eh fast oben, dann geh ich eben auch noch den Rest.
Schwer atmend erklomm sie die letzten Meter.
Oben angekommen erwartete sie kein brennender Dornenbusch, dafür aber ein phänomenaler Blick auf das Meer. Der Felsen endete mit einer Seite direkt im Meer und die Brandung brach sich rauschend am Felsen. Sie trat an den Rand der Klippe.
Also das dass Meer SO nah ist, habe ich nicht erwartet. Wow, sieht ja schon toll aus.
Wie hoch mag das hier sein? Zwanzig Meter? Dreißig? Oder doch weniger?

Sie sah sich weiter um. Hier oben war die Ebene flach, einige Bäume wuchsen wild und unter ihren Füßen befand sich trockenes Gras. Der Felsen ging über in weitere Felsen, die aber alle spitzer zuliefen und am Meer entlang lagen, so weit sie sehen konnte.
Christin rollte ihre Isomatte aus und setzte sich drauf, so dass ihr Blick dabei auf das Meer fiel. Sie nahm die Wasserflasche und trank sie in einigen großen Zügen leer.
Dann legte sie sich auf den Rücken und schaute in den Himmel.
Es ist wirklich sehr schön hier oben, der Alte hatte Recht, aber zu irgendeiner besonderen Erkenntnis komm ich hier nicht wirklich. In dieser Minute sterben immer noch unschuldige Menschen, Kinder verenden wegen mangelnder Ernährung und Hygiene, hunderte sind Arbeitslos und er hasst mich immer noch. Super Sache.
Sie schloss die Augen. Das Rauschen des Meeres entspannte sie und kurz darauf war sie eingeschlafen.

Als sie erwachte hörte sie um sich herum Grillen zirpen, in einiger Entfernung kreischten ein paar Möwen. Als sie die Augen öffnete stelle sie fest, das die Dämmerung bereits eingesetzt hatte.
Christin rieb sich die Augen und setzte sich auf. Ihre Knochen schmerzten ein wenig von dem harten Untergrund.
Sie blickte zum Meer und zog erschrocken die Luft ein.
„Was…zur Hölle?“
Sie hatte Bilder, Fotos gesehen, aber das hier war mit nichts von dem zu vergleichen.
Die Sonne versank blutrot im Meer. Eine riesige Scheibe, die den gesamten Horizont einnahm.
Fasziniert und überwältig starrte sie auf dieses Naturspektakel.
Ich glaube, ich habe nie zuvor so etwas Schönes gesehen, das ist...unglaublich.
Sie fühlte sich berauscht. Glücksgefühle, die gar nicht zu ihrer Stimmung passen wollten stellten sich plötzlich ein. Irgendwie machte plötzlich doch alles irgendwie einen Sinn.
Der Mensch als oberstes Mitglied der Nahrungskette, das intelligenteste Wesen auf der Erde?
Sie kicherte laut los.So perfekt wie die Natur kann der Mensch nicht mal annähernd werden. Sie ist voller Wunder und so einzigartig. Ihr allein ist es zu verdanken, dass wir überhaupt Leben.
Christin stand auf, ging an den Rand der Klippe und breitete die Arme aus.
Sie atmete tief ein und blickte lächelnd auf die Sonne, die langsam im Meer ihre Kraft verlor.
Gott ist das schön!
"Jaaaa“, schrie sie, so laut sie konnte dem Meer zu und lachte. Ihre Haare wehten in der leichten Brise. Von Glücksgefühlen völlig benommen schaute sie in die Tiefe. Und dann fasste sie einen Entschluss. Ohne groß darüber nachzudenken lief sie zurück zu ihrem Rucksack, streife ihr T-Shirt über ihren Kopf, schlüpfte aus dem Rock und rannte dann zurück zur Klippe.
Sie breitete die Arme aus und sprang über den Rand, direkt in den Feuerball. Dabei kreischte sie wie wild.
Lauwarme Luft umspielte ihre Haut, als sie mit den Beinen rudernd in die Tiefe viel.
Dann tauchte sie ins Wasser ein. Als sich das kühle Wasser über ihrem Kopf schloss, fühlte sie eine unglaubliche Freiheit, die sie zuvor nie so intensiv empfunden hatte.
Unter Wasser öffnete sie die Augen, beobachtete die sprudelnden Blasen und blickte hinauf zum Himmel, bevor sie sich wieder an die Oberfläche brachte.
Ich lebe. Und wie ich lebe. Es ist einfach fantastisch.
Die Sonne war fast vollständig im Meer versunken, als sie endlich aus dem Wasser kletterte und erneut den Berg hinauf stieg. Diesmal schien es einfacher und schneller zu gehen.
Oben legte sie sich auf ihre Isomatte, und ließ sich von den letzten Sonnenstrahlen trocknen.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht viel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen war ihr Hochgefühl nicht verschwunden. Etwas hatte sich geändert.
Als sie den Sonnenaufgang beobachtete und die ersten Strahlen auf ihrer Haut kitzelten, betrachtete sie ihr Leben plötzlich aus einer anderen Sichtweise.
Für mein Glück bin ich selbst verantwortlich. Niemand trägt die Schuld daran, wenn ich unglücklich bin, das Leben ist viel zu kurz um ständig dem Vergangenen hinterher zu trauern.
Ich habe eine wundervolle Familie, was will ich mehr?
Er ist in meinem Herzen und in meinen Träumen, das ist doch schön.
Und ich werde etwas tun für diese Welt, denn ich bin ich und niemand ist so bezaubernd wie ich es bin. Wenn wir irgendwann tatsächlich noch mal zueinander finden sollten, dann werde ich dir diesen Ort zeigen. Ansonsten wird dieser Platz für immer mein Geheimnis bleiben.

Einige Zeit blieb sie dort noch sitzen und schaute auf das endlos scheinende Meer.
Dann packte sie ihre Sachen zusammen und machte sich auf den Weg hinab.
Obwohl sich in ihrem Leben noch nichts verändert hatte, hatte sie sich verändert.
Sie war nun glücklich, und wollte es auch bleiben. Egal was kommt.
Auf dem Weg zu ihrem Wagen drehte sie sich noch einmal zu dem Berg um.
„Ich komme wieder“, sagte sie lächelnd.
Das Leben ist nicht fair. Gemein und rücksichtslos. Aber es ist verdammt attraktiv.

 

Hallo Sumpfkuh,

ein bisschen zu lang finde ich deine Geschichte, die Monologe übertreibst du in ihrem Selbstmitleid etwas.
Und etwas missionarisch wird hier das positive Denken propagiert. Trotzdem gefällt mir die Beschreibung der Landschaft.
Der Plot allerdings scheint mir wenig glaubwürdig, denn selbst wenn ich dir abnehme, dass deine Prot so leichtsinnigist über eine 20 bis 30 Meter über dem Meer aufragende Klippe hinunter zu springen, ohne auch nur eine Ahnung von der Felsbeschaffenheit unter Wasser zu haben (sie hätte sich den Hals brechen können), bleibt noch, dass sie zum Jahresende ohne Schlafsack draußen auf einem berg übernachtet. So warm ist auch Spanien im Winter nicht.

Fehler zu notieren habe ich irgendwann aufgegeben. Ist es zu viel verlangt, wenigstens mal die Rechtschreib - und Grammatikprüfung des Schreibprogramms zu aktivieren?

„Aber das kannst du doch auch hier“, erwiderte er ein wenig trotzig
und zappelte seine Arme unter der Decke frei.
unsinniger Zeilenumbruch
„Ich meine es Ernst Christin, du hast Verantwortung!“
ernst
das Letzte, was ihr jetzt noch fehlte war eine
moralische Grundsatzdiskussion mit ihrer Mutter.
unnötiger Zeilenumbruch
Der Einjährige Tim
einjährige
Kehrpakete werden für die dritte Welt gepackt
Das sind Carepakete, nicht von zusammenfegen, sondern von Acht geben

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sumpfkuh,

mir ging es auch wie sim, was die (von einem Programm problemlos zu findenden) Fehler betrifft. Anfangs gefiel mir der Plot noch ganz gut und ich war gespannt, wie es wohl weitergehen würde. Doch je länger die Geschichte wurde, desto weniger hat sie mich interessiert.
Was mir auffiel, war die teilweise unterschiedliche Gewichtung von Details. Im Flieger erfahren wir zB, dass die Prot Früchtetee trinken will und ein Kissen braucht und andererseits schläft sie auf dem besagten Berg nackt ein... ohne weitere Erklärungen... und schon ist es morgen. Innerhalb eines Satzes.

Ihr Gedankenumschwung, eingeleitet durch einen bombastischen Sonnenuntergang, ist etwas an den Haaren herbeigezogen. Ich frage mich immer, wie Menschen aus sich selber innerhalb kürzester Zeit solch eine andere Einstellung bekommen können. Nachvollziehen könnte ich das, wenn sie die Nacht hindurch einen Dialog mit jemandem gehabt hätte, der sie auf andere Gedanken bringt. Aber nur aus sich selber heraus?

Das ganze wirkt zum Ende hin etwas gekünstelt für mich - schade, ich freute mich anfangs auf eine Geschichte mit einer aufgestellten Frau und Mutter, die auf die Konventionen pfeift und sich mal ein paar schöne Tage gönnt. Das Lamentieren von der Prot hat dann nicht in meine Erwartungen gepaßt. Aber dafür kannst du ja nichts, wenn mich eine Einleitung zu anderen Vorstellungen verleitet...

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Sim, hallo Bernadette!

Ich muß gestehen, ich dachte mir schon, dass sie zu lang geworden ist und die Gedanken sind wahrscheinlich etwas zu überzogen.
Der ursprüngliche Gedanke war der Sonnenuntergang in seiner Faziantion und das
man vielleicht einfach ab und zu nur mal zu sich selbst finden muss.
Naja, also das mit den Carepakenten ist mir dann doch schon ziemlich peinlich :sealed:
Und ansonsten hatte ich eigentlich ein Fehlerprogramm an beim Schreiben.
Hmm, vielleicht veraltet? Ich werde schnellstens jemanden dran schicken :D .
Danke für`s lesen und kommentieren.
Gruß,
die Sumpfkuh

 

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