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Scheißegal

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03.05.2003
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Scheißegal

Er sah auf seinen Zettel: ERDE. Scheiße! Nicht schon wieder Erde!
Sehnsüchtig blickte er zu den wesentlich kleineren Warteschlangen vor den Planeten Alderan, Ulthar, oder Mjork. Aber auf der Erde hatten sie derzeit eine Überbevölkerung von Menschen, und deswegen schickten sie mittlerweile fast jede Seele dorthin.

Shelka war eine Seele, die schon einen sehr hohen Bewußtseinsgrad erreicht hatte, und er hoffte, daß diese Inkarnation die letzte in die materielle Welt werden würde. Er hatte noch nicht auf die Karte mit seiner Lebensaufgabe gesehen. Aber jeder wußte, daß die letzte Aufgabe meistens auch die schwerste ist.
Er konnte sich an einige Seelen erinnern, die ihre letzte Aufgabe gelesen hatten und dann lächelnd verkündeten, dabei würden sie noch nicht einmal allzu alt werden müssen. Tatsächlich aber verbrachten sie dann mit ihrer letzten Aufgabe fast 96 Leben und mehr.

Shelka hatte sich in die Warteschlange zur Erde eingereiht, aber es würde wohl noch eine ganze Weile dauern, bis er seinen Inkarnationskörper zugeteilt bekäme. Er sah sich seine Karte genauer an.
Jede Karte hatte immer zwei Seiten, nur, daß man die zweite Seite erst lesen konnte, wenn man die erste verstanden hatte - und das war meistens dann, wenn man die Aufgabe eh schon gelöst hatte. Shelka hatte auch
schon mal davon gehört, daß irgendjemand Brillen verkaufte, mit denen man die zweite Seite schon vorher lesen könne, aber bis jetzt war er noch nicht an eine solche herankommen.

Auf der ersten Seite konnte er seine Aufgabe lesen:
LASS DIR ALLES EGAL SEIN

Gott, was für eine Scheiße! 'Laß Dir alles egal sein!' Er hatte immer gehofft, daß dieser Kelch an ihm vorübergehen würde, aber jetzt hatte es ihn doch erwischt. Er hatte die Looser-Karte gezogen.
Nein, schlimmer noch: Er hatte DIE Looser-Karte!
Shelka drehte sich entnervt um. Er überlegte, ob er auf dem Olymp noch einen Ambrosia-Cocktail trinken solle, da stand Jagal vor ihm. Jagal war in vielen Leben sein Freund oder Feind gewesen, und einmal waren sie sogar miteinander verheiratet gewesen. Diese Ehe war ein einziges Chaos geworden. Sie hatten sich geliebt, gestritten, geprügelt und wieder geliebt. Eigentlich war sie fast ein Abbild ihrer viellebigen Freundschaft.

"Wohin des Weges, mein Freund?" Diese Frage war in jedem Leben ihr Erkennungszeichen gewesen und hatte schon oft zu ausschweifenden Wiedersehenszeremonien geführt. "Jagal!" "Shelka!" Die Wiedersehensfreude der beiden Freunde war wie immer groß. "Komm, laß uns noch einen Ambrosia trinken", forderte Shelka seinen Freund auf, aber dieser lenkte ein: "Geht nicht..." und zeigte auf seinen Zettel mit dem Bestimmungsplaneten. Ein blauer Punkt deutete daraufhin, daß er sich auf direktem Wege dorthin zu begeben hatte.
"Hmm, kennst du schon deine Aufgabe?" fragte Shelka seinen Freund. "Naja, ", antwortete Jagal und lächelte, "soweit ich weiß, hat mein zukünftiger Vater eine große Firma, und auf meiner Karte steht: LERNE ZU HERRSCHEN....." Man konnte spüren, wie Jagal die kurze Pause genoß. Von solchen Inkarnationen gab es nicht allzu viele, und deshalb waren sie entsprechend begehrt. "Und du?"
Shelka hatte diese Frage befürchtet. "Ich? Naja, ich hab wohl meine letzte Aufgabe bekommen."
Jagal sah seinen Freund gespannt an "Und?" "Naja, es steht drauf 'Laß Dir alles egal sein'."

Jagal musterte seinen Freund. Das war wirklich eine verdammt schwierige Aufgabe. Wenn er ihm nur irgendwie helfen könnte. "Kauf Dir auf jeden Fall eine Depression", riet Jagal ihm eindringlich. "Eine Depression?! Kaufen?!" Shelka traute seiner Wahrnehmung nicht. Er hatte Seelen, die sich eine Depression kauften(!), immer für fernab jeglicher Lichtform gehalten.
Ja, natürlich könnte er sich eine Depression kaufen. Er könnte sich auch irgendetwas anderes kaufen, aber bei so weitentwickelten Seelen, wie er es war, langten die mit ihren Preisen ganz schön zu.
Und überhaupt: Eine Depression?!
"Na, was glaubst du, was alles passieren kann.", klärte Jagal ihn auf, "1503 hatte ich mal so eine ähnliche Aufgabe. Ich sollte das Wesen der Armut ergründen. Ob du's glaubst oder nicht, aber ich brauchte drei Leben dafür. Schließlich kaufte ich mir eine Melancholie und wurde Schriftsteller."

Shelka sah seinen Freund an. Naja, vielleicht hatte er ja doch recht. 'Laß Dir alles egal sein'.
Wie sollte er sowas schaffen? Er hatte bis jetzt fast alles gelernt, aber am Ende einer jeden Aufgabe fühlte er immer ein tiefes Gefühl des Verständnisses und der Liebe. Und jetzt sollte ihm auf einmal alles egal sein?
Jagal hatte recht. Bevor er mehrere Leben an dieser Aufgabe herumprobierte, würde er sich lieber eine Depression kaufen.
Shelka winkte einen der Händler herbei. "Was nimmst du für eine Depression?" Der Händler begutachtete Shelkas strahlende Gestalt. "...Hmm, gib mir deine Erinnerung an deine große Liebe dafür."
Shelka's Lichtgestalt zog sich zusammen. Minoh?! Seine Erinnerung an Minoh?! Wenn er in der materiellen Welt zu verzweifeln schien, genügte ein Gedanke an Minoh, und er konnte wieder aufstehen und seine Aufgabe beenden. Minoh war schon in der höheren Astralebene, und wenn er seine letzte Aufgabe hier erfüllt hatte, würden sie auf der neuen Ebene wieder vereint sein. Minoh! Ein Gedanke an Minoh und seine Welt bestand nur noch aus Ewigkeit und Glückseligkeit. Und jetzt sollte er sie für eine 'Depression' verhökern?!

"Oh, ihr müßt nicht bei mir kaufen.....!" lächelte der Händler siegessicher und machte Anstalten, sich mit einer dienerischen Geste zurückzuziehen. Er wußte, daß sein Kunde überall den gleichen Preis zahlen würde - und er wußte auch, daß sein Kunde kaufen würde. Eine Depression fragt man nicht so einfach an. Wer danach fragt, kauft auch.
Shelka sah, daß der Händler sich nicht mit weniger zufrieden geben würde. Und es machte ihn wütend.
"Dann leg zumindest einen VS dazu." Ein VS war ein Vergessensschutz, der bewirkte, daß er durch die Inkarnation nicht sein ganzes vorhandenes Wissen vergaß. Er konnte sich erinnern, solch einen VS einmal
für die Erinnerung an seinen besten Orgasmus erworben zu haben. Mit solchen Preisen kam er immer gut klar. Aber dieser Preis war fast, als würde er seine Seele verkaufen.....


Shelka's Inkarnation war die perfekte Basis für seine Lebensaufgabe Lass-dir-alles-egal-sein.
Seinem Vater war er so egal, daß er ihn nie kennenlernte und seiner Mutter war er irgendwas zwischen egal und nervig.
Aber da er durch seinen VS niemals seine Lebensaufgabe vergessen hatte, sah er über den Schmerz, den diese Menschen in ihm erzeugten, hinweg und versuchte, von ihnen zu lernen. Schließlich schienen sie schon eine ganze Menge über die Eigenschaft 'Egal' zu wissen.
Er versuchte, seiner Mutter so egal wie möglich zu sein und war diesbezüglich unglaublich froh, daß er sich die Depression gekauft hatte. Manchmal hatte Jagal einfach gute Ideen, das mußte man ihm lassen....

Während seiner Studienzeit kiffte Shelka viel und gerne. Der Kiff schien irgendwie sein ganzes Hirn dichtzuschleimen und machte eine zeitlang einen Brei daraus, der ihn über diese ganze Scheiße lachen ließ.
Und manchmal lehnte er sich auch einfach nur zurück und genoß das Gefühl, in einem wohligen nichtssagenden Brei zu leben.

In seinem Wohnzimmer hing eine Nachbildung des 'Bleu' von Miró. Er mochte dieses Bild zwar, aber im Grunde genommen war es ihm auch wieder egal, ob es jetzt an der Wand hing oder nicht. Es löste nichts in ihm aus. Was aber in ihm etwas auslöste, war, wenn Besucher dieses Bild sahen und aussprachen "Oh, Du hast einen Miró?!". 'Miró' - das war der Klang, der in ihm etwas auslöste.
Manchmal, wenn er alleine zu Hause vor dem Bild saß, sprach er diesen Namen ganz langsam und leise vor sich hin. "Miroh". Irgendetwas störte ihn an diesem Namen, schien nicht ganz perfekt zu sein - und doch hatte er dann Tränen in den Augen. Tränen der Sehnsucht. Eine Sehnsucht nach etwas, das er nicht kannte. Und dann fing er an, diese Welt zu hassen, weil sie so langweilig für ihn war und weil sie ihm nichts mehr bieten konnte. Weil sie ihm einfach egal war. Scheißegal. Aber diese Sehnsucht schien ihn an einen anderen Ort zu ziehen. Und doch, selbst wenn diese Sehnsucht ihn völlig ausfüllte - er war in dieser Welt gefangen. Und deswegen haßte er sie.

Maria unterschied sich nicht sonderlich von all den anderen Frauen, die er vor ihr gehabt hatte. Sie hatte das,
was man gemeinhin als 'gutes Aussehen' bezeichnete, war durchschnittlich intelligent und hatte die angenehme Eigenschaft, dann nicht anwesend zu sein, wenn er ihrer nicht bedurfte.
Frauen waren in seinem Leben in erster Linie dazu da, seine Langeweile zu vertreiben und ihn seine innere Leere vergessen zu lassen. Und Maria machte ihre Sache diesbezüglich recht gut. In ihrer Gegenwart lachte Shelka sehr viel. Maria hatte in gewisser Weise ein komisches Talent. In 'gewisser Weise' deshalb, weil sie sich dessen oftmals gar nicht bewußt war. Sie hatte etwas belustigendes für Shelka. Und das Lachen, was sie damit bei ihm auslöste, ließ ihn für einen Augenblick seine innere Leere und den Grund, weshalb er hier war, vergessen. Aber auch nur für diesen Augenblick. Es schwemmte ihn nicht weg, so wie er es mit Jagal oftmals erlebt hatte.

Sex mit Maria war einfach guter Sex. Er hatte zwar nicht den bizarren Kick, den er mit Janice hatte, aber Maria war sehr aufgeschlossen, und mit der richtigen Führung bediente sie ihn recht gut. Es war einfach guter Sex, den er mit der obligatorischen Zigarette danach abschloß.

Eines Abends, nachdem Maria schon eine ganze Flasche Dom Perignon getrunken hatte, sah sie mit ihrem entgleisenden Blick das Bild von Miró an. "Blöh von Mirro" lallte sie. Shelka stand an der Bar und beobachtete sie. "Der blöde Mirroo. Der blööde Mirrrorr. Der blööhde Spiiegel!" Und bei diesem Wortgebilde lachte sie laut auf und verschüttete dabei ihren Champagner. Shelka sah sie an. "Ich möchte, daß Du bis morgen mittag aus der Wohnung verschwunden bist." sagte er, ohne irgendeine Gefühlsregung in seiner Stimme.
Dann nahm er seinen Mantel und ging hinaus in die winterliche Kälte.

Der Penner hatte ihm einen Stapel Zeitungen gegeben, auf die er sich setzen konnte. So saßen sie eine ganze Weile in der winterlichen Kälte nebeneinander an der Hauswand und reichten sich abwechselnd die Flasche Glenfiddich, die Shelka ein paar Ecken weiter gekauft hatte.
"Echt guter Stoff...." sagte der Penner hin und wieder und manchmal antwortete Shelka dann darauf mit "Ja".
Er fühlte sich leer - und egal. Er fühlte sich sowas von egal, daß er sich fragte, warum er überhaupt noch hier war. Hatte er etwa seine Aufgabe immer noch nicht gelöst?
"Minoh" sagte der Penner auf einmal. Er sagte es einfach so in die eisige Luft hinein. Shelka sah ihn an. "Was?" fragte er leise. Der Penner lachte leise sein rauhes veralktes Lachen - dann wurde er still.
Er lächelte und seine Augen blickten geradeaus. Starr geradeaus. Die Flasche Glenfiddich fiel ihm aus der Hand und der Whisky bahnte sich eine Spur durch den Schnee. Shelka griff schnell danach. 'Ist dir doch noch nicht alles egal', dachte er bei sich mit einem bitteren Lächeln. Er nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche und sah den Penner an. Dieses Lächeln in seinem Gesicht.... Was mußte mit diesem Menschen passiert sein, daß er solch ein Leben führen konnte? Was mußte es wohl für ein Gefühl sein, in der Einkaufspassage zu sitzen und von all den anderen verachtet zu werden? Und dennoch mit einem Lächeln auf den Lippen zu sterben....
Shelka zog den Körper des Penners zu sich herüber und nahm ihn in den Arm. 'Es is egal, was andere von einem denken', dachte er so bei sich, 'sie denken eh alle, was sie wollen. Nein, nicht ganz. Von Äußerlichkeiten lassen sie sich beeinflussen.'. Er zog seinen teuren Armani-Mantel aus und legte ihn dem Penner um die Schultern.
Und dann mußte er lachen. Lachen, lachen, lachen. Konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. Und während er lachte, fiel er auf eine merkwürdige Weise mitten in diese Welt hinein. 'Das ist ja Wahnsinn', ging es ihm durch den Kopf, 'es ist alles egal. Total egal. Scheißegal...' - und schloß die Augen.

Vor seinem inneren Auge drehte er seine Karte um und las 'LACHEN'...

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© by Shemena (2003)

 

Hallo Heiko,

Danke für Deinen Kommentar und Deine Begrüßung.
Und es freut mich, daß meine Geschichte bei Dir so angekommen ist.
Nur was meinst Du mit 'fast angenehm interessante Form'? Hmm, was fehlte denn, um das 'fast' zu eliminieren....?

Gruß
Sheena

 

Wirklich ein ausgezeichneter Text! Der Einstieg, die Einführung und Darstellung des Protagonisten finde ich klasse, auch die Begegnung mit seinem früheren Gefährten, alles absolut gelungen.
Nur komme ich mit dem Ende nicht ganz zurecht, vielleicht kannst du es erläutern, oder mir fehlt einfach das Verständis...
Mit freundlichen Grüßen,
alexb

 

Hallo Heiko,

Nun, wenn man den Menschen noch nicht kennt, sind mitunter einfach mehrere Interpretationen seines Geschriebenen möglich.
Diese Interpretation Deines ersten Kommentars lässt ihn natürlich in einem völlig anderem Licht stehen.... :-)

Und zufrieden mit meinem Text? Nein, irgendwie noch nicht ganz...

Gruß Sheena

 

@ alexb
Also, erstmal danke für Deinen Kommentar.
Und das mit dem Ende ist so ne Sache, die mich selber auch nie so recht zufriedengestellt hatte.

Und abgesehen von meiner nun folgenden Erklärung sehe ich es generell so, daß der Autor zwar seine Geschichte schreibt, der Leser aber seine(!) Geschichte liest. Wenn also jemand diese Geschichte anders verstanden haben sollte, ist das komplett ok!

Meine Sichtweise:
Unter dem Oberbegriff 'Egal' verbergen sich viele Zustände und Sichtweisen.
Shelka versucht den Zustand 'egal' mit einer Depression zu erreichen. Dieser Zustand 'egal' bedeutet aber auch ein Desinteresse, eine Ablehnung dieser Welt.
Der Zustand 'egal' am Ende der Geschichte ist vergleichbar mit dem mystischen Lachen. Es gibt keine Wertung und somit ist alles gleichwertig und (zueinander) egal.
Dieser Zustand ist ein Annehmen dieser Welt, so wie sie ist in jeder Form.
Quasi also das Gegenteil.

Hmm, weiß jetzt nicht so ganz, ob das Deine Frage beantwortete....

Gruß
Sheena

 
Zuletzt bearbeitet:

Mir hat der Text gut gefallen, besonders die ersten 6,7 Abschnitte waren hammermäßig, doch danach verlierst du dich meiner Meinung nach zu sehr in Details (siehe das Handeln um die Depression oder den VS) und der eigentliche Hintergrund, nämlich der hinduistische (buddhistische) Grundgedanke der Wiedergeburt, rückt etwas in den Hintergrund.

Gegen Ende des Textes kehrst du wieder zum Wesentlichen zurück und beschreibst toll die Abartigkeit unseres materiellen Wahns.

Ich freue mich schon auf deine nächsten Texte!

Gruß,
Jingles

 

Hallo Shemena!

Auch ich hab Deine Geschichte gern gelesen und sie hat mir wirklich gut gefallen! :)
Du hast sehr viele schöne und tiefsinnige Ideen eingebaut, die zum Denken anregen, oder auch: die einem ganz und gar nicht egal sein können. ;)

Bin schon gespannt, mehr von Dir zu lesen!

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Ein Text der mich mit Fragen zurücklässt.
Witzig, ernst, traurig, schön, komplex. Er ist Vielfältigt. So Vielfältig, dass ich zwar ebenfalls sagen kann, dass er sich an einigen Stellen in Details verfängt, aber nicht wo. Seit langem eine Kurzgeschichte, an der ich nicht wirklich etwas kritisieren kann, außer vielleicht, dass sie etwas aus dem Schema der von mir bevorzugten Kurzgeschichte fällt. Dennoch, Hochachtung.

Grüße, Frederik

 

Hallo shemena,

gut, dass Du den Mut hattest, ernste Gedanken in eine amüsante Handlung zu verpacken. Es ist eine schöne Symbolik, wenn eine Depression Rettung darstell, man sie aber ausgerechnet durch den Wegfall schöner Erinnerungen erkaufen kann - und schon ist man von der Geschichte in die Realität gelangt.
Vielleicht ist man bei dem Titel geneigt, eine `Egalhaltung´ generell als negativ einzuschätzen, Du änderst geschickt die Perspektive, `egal´ kann auch Befreiung von gesellschaftlichen Konventionen bedeuten und dadurch zur Menschlichkeit führen, ist also nicht unbedingt verletzende Gleichgültigkeit.
Der Schluß macht einen Zen orientierten Eindruck, das paßt gut zu dem menschenorientiertem `Egal- Verhalten´ des Protagonisten. (Schöne Idee, die Brille, die´s auf dem Seelenschwarzmarkt zu kaufen gibt).
„dann nicht anwesend zu sein, wenn er ihrer nicht bedurfte“ - in diesem Fall ist das `Egal´ etwas arrogant, aber die Aussage trifft das Problem mancher Beziehungen, habe das in der Mundart- Rubrik auch ´mal aufgegriffen.

Noch drei Kleinigkeiten:

„dabei werden sie noch nicht einmal allzu alt werden müssen“ - das `Wobei´ ist etwas undeutlich- bei der Erfüllung ihrer letzten Prüfung.

„viellebiegen“ - viellebigen.

„geht nicht....“ - normalerweise drei Punkte.

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

Hi, shemena!

Eine bezaubernd esoterische Geschichte.
Sehr warm, einfühlend und hintergründig mit einem dosiertem Schuß Selbstironie.
Da ich selbst auch von solch einem "Lehrplan" unseres Seins überzeugt bin, empfand ich deine Geschichte als besonders gelungen.

Lieben Gruß

Delavega

 

Eine Geschichte total nach menem Geschmack, ich hab sie mir gleich ein paar mal durchgelesen. Hab nix zu bemängeln. Mir gefällt es.

 

Hallo, Shemana.


Diese Geschichte ist die erste aus der Rubrik "Philosophisches", zumindest seit langer Zeit, welche ihre tiefsinnigen Aussagen in eine propre Handlung einbettet und dazu noch überaus gekonnt. Mich hat der Text richtig eingelullt und angeheimelt. Mich interessiert, wie lange Du schon schreibst. Hege Zweifel, ob ich mir das so aus dem Ärmel schütteln könnte ;)...


Nichtsdestotrotz möchte ich Dir noch kundtun, was mir aufgefallen ist. Vielleicht willst Du noch ein paar Sachen überdenken...

"Dann leg zumindest einen VS dazu."
Warum schreibst Du nicht gleich "Vergessensschutz"? Ist Dir dieses Wort zu lang? Meines Erachtens schützt Du auch nicht das Vergessen, sondern die Erinnerung (Erinnerungsschutz), oder?

Während seiner Studienzeit kiffte Shelka viel und gerne.
"kiffen" gehört für mein Ermessen zu einer anderen Stilebene als der restliche Text. Ich schriebe hier eher: "Während seines Studiums (...?) rauchte Shelka viel und gerne Haschisch/Marihuana."
Ebenfalls das später verwendete Wort "veralkt", das ich überdies nirgends im Duden gefunden habe ;), sowie "Scheiße" (scheißegal -> verdammt egal?). Das empfinde ich leider alles als Stilbruch.

Wer ist Janice?

Der Penner hatte ihm einen Stapel Zeitungen gegeben, auf die er sich setzen konnte.
Tempusfehler. Müsstest auch hier einfache Vergangenheit benutzen (gab ihm).

Und ganz wichtig: VERMEIDE GROSSSCHREIBUNG (Textoptik)! Zur Hervorhebung setze den Text in Kursivschrift.

Das wäre alles. Fühl dich aber nicht entmutigt, helfe Dir doch nur, dem Text den allerletzten Schliff zu verpassen. Jetzt funke ich schonmal die Moderation an, die Geschichte in die Empfehlungen aufzunehmen ;).


FLoH.

 

Hi shemana!

Ein sehr interessanter Mix aus Unterhaltung und philosophischen Gedanken! Das hast du recht gut hingekriegt, dieses Lachen als Gegensatz zu Scheißegal ist eine gute Lösung. Irgendwie hebt das den Frust auf eine andere Ebene, der ganze Scheiß wird überwunden. Zeigt schön, wie wichtig die Einstellung bei Problemen ist.

aquata

 

Hallo Aquata,

Danke für Deine Anerkennung...! :)

Ich hätte jetzt aber eher gesagt, daß der Frust transformiert worden ist. Wenn er auf einer anderen Ebene ist, hört sich das so an, als wenn er eigentlich immer noch da ist, nur ich geh jetzt anders mit ihm um.
Das Lachen (in diesem Fall) ist deswegen auch nicht der Gegensatz zu Scheißegal, zu dem Frust, sondern im wahrsten Sinne die Auflösung.

Und ja, unser Erleben bestimmt unsere Welt...! :)

 

Marius Manis schrieb:
Stilistisch, grammatisch und im Aufbau ist sie aber noch viel zu kunterbunt.
...
...
...

Schöne Sache also, sollte aber saftig überarbeitet werden.


Öhm... Du meintest aber jetzt nicht 'Scheißegal' damit...?! :susp:

 

Eine wirklich großartige Geschichte.
Die Mischung aus Tiefgründigkeit und Unterhaltung funktioniert hier besser, als ich es selbst hinbekommen würde. Sie macht Spaß und regt gleichzeitig zum Nachdenken an, was sie so einzigartig macht.

Dass sie teilweise überarbeitet werden müsste, denke ich zwar ebenfalls, aber nicht in dem Rahmen, wie íhn mein Vorredner vorgesehen hat. Von einer saftigen Überarbeitung kann nicht die Rede sein. An einigen Stellen müssen ganz sicher Verbesserungen vorgenommen werden, aber das hält sich in Grenzen.

"Scheiße" ist ein gesellschaftlichfähiger Begriff und stört zumindest mich als Leser nicht im geringsten. Die Stelle um das Kiffen ist aber in der Tat etwas unsauber. Durch den lockeren Stil ist mir der Protagonist näher, er wirkt, auch wenn er es im eigentlichen Sinne nicht ist, dadurch einfach menschlicher.

Eine tolle Geschichte.

 

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