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Schicksalspläne
Schicksalspläne
Es war Mittwoch, so gegen halb zwölf, als Frederick sein Haus verlies. Frederick war 25 Jahre alt und berufstätig. Er arbeitete als Beleuchter und Kameramann bei einer Pornofilmproduktionsgesellschaft. „Real Sex Film“ nannten die sich und der Name war Programm. Frederick hasste diesen Job. Er konnte es nicht verkraften, immer mit ansehen zu müssen, wie fette Franzosen hübschen Blondinen ins Gesicht spritzen durften und er nur dabei stand und aufpasste, dass auch ja alles von der Sauerei zu sehen war. Er hatte sich schon lange fest vorgenommen selbst ins Geschäft einzusteigen, hatte es allerdings bis jetzt noch nicht fertig gebracht, seinen Wunsch jemandem zu offenbaren. Heute sollte es soweit sein. Er wollte noch zwei Sessions bis zum Spätnachmittag filmen und nach der Arbeit mit den verantwortlichen Produzenten des Filmes über seine Wünsche und Pläne reden. Er war gut drauf und war sich sicher, dass sein Traum heute endlich in Erfüllung gehen würde.
Frederick machte sich auf den Weg zu seinem Arbeitsplatz. Heute musste er zu einem kleinen Hotel in der Mitte der Stadt laufen. Die Handlung des Streifens sah nämlich folgendes vor:
Ein kleiner, dicker französischer Hotelbediensteter soll eine Flasche Champagner auf ein Hotelzimmer im obersten Stock des Hotels bringen, die von dort aus bestellt wurde. Als er mit dem Fahrstuhl und der bloßen Flasche in der Hand nach oben fahren will, trifft er eine junge, schlanke, hübsche Blondine die etwas fallen lässt und sich danach bücken muss. Die Blondine trägt keinen Slip, also nimmt sie der kleine, dicke, französische Hotelbedienstete erst mal von hinten ran und spritzt ihr dann ins Gesicht. Als er in diesem kleinen Hotel circa 50 Stockwerke im Schneckentempo nach oben gefahren ist und endlich im obersten Stockwerk ankommt, lässt er seine erste Partnerin von oben bis unten besudelt im Fahrstuhl zurück und läuft zu dem Hotelzimmer zu dem er ja seine Flasche Sekt (jetzt ist es halt Sekt), die mittlerweile schon nicht mehr die empfohlene Temperatur haben dürfte, bringen soll. Er klopft an und es öffnet eine junge, hübsche, brünette (!!) Frau die Tür. Sie ist eben erst aus der Dusche gekommen und trägt deshalb nur ein Handtuch, das gerade mal so ihre schlanke Taille verdeckt. Der Hotelbedienstete, schon wieder total spitz und einsatzbereit, gibt ihr die Flasche Weißwein und greift sich dann erst mal in die Hose. Die Frau will die Sprite trinken, die ihr aber doch schon etwas zu warm ist. Deswegen schüttet sie sich lieber alles über ihren Körper und treibt es mit den französischen Hotelbediensteten. Kurz bevor der kommt, stürmen noch zwei weitere französische Hotelbedienstete ins Zimmer, die sich auch an der Brünetten austoben. Und wie die Geschichte endet, kann sich ja jeder selbst denken. Genau, nachdem die Brünette die volle Ladung abbekommen hat, fahren die drei Franzosen wieder mit den Fahrstuhl in die Hotellounge.
Als Frederick auf seinem Weg ins Hotel über die Handlung nachdachte, kam ihm plötzlich ein anderer Einfall. Nein, er wollte nicht mehr mit dem Produzenten reden. Sein neuer Plan sah folgendermaßen aus: Frederick wollte sich als Franzose verkleiden und einfach mit ins Bild stürmen, wenn sie zu der besagten Szene kommen würden. Klein war er ja und dick auch. Die Kamera konnte er einem Praktikant überlassen und er würde vor Beginn der Dreharbeiten einfach den Vorschlag machen, dass man natürliches Licht einsetzen sollte. Dadurch würde der Realismus der Handlung sowieso noch Unterstützt werden. – So sah also Fredricks Plan aus.
Begeistert von seiner eigenen Genialität betrat er das Hotel exakt um 12.56 Uhr, sprach alles Nötige mit seinem Regisseur ab und sprang genau um 14.12 Uhr ins Bild. Er nahm die Brünette, die sich heute eine blonde Perücke aufgesetzt hatte, von drei Seiten ran und spritzte ihr zwischen 14.40 Uhr und 14.41 Uhr fünf Sekunden lang ins Gesicht. Vier Jahre, drei Monate, zwei Woche, drei Tage, 23 Stunde, drei Minuten und 23 Sekunden später starb er, als Letzter der am Dreh Beteiligten, an AIDS, mit dem er sich bei dieser Aktion infiziert hatte.
Ende.