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Schlaf mit mir
Schlaf mit mir
"LH 4435 A'dam 11.45.Schlaf mit mir!"
Lars starrte auf sein Handy, welches wie von Zauberhand plötzlich diese Nachricht zeigte. Er hatte kurz nach der Landung sein Handy angeschaltet gehabt. Die Meldung kam jedoch erst eine ganze Zeit später als er mit seinem kleinen Koffer in der Halle D des Terminals 2 auf dem Weg zum Ausgang war.
Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht, welches zuvor geschäftsmäßig wie viele der Mitflieger aus Boston ausgesehen hatte. Er schob seinen über dem linken Arm hängenden Trenchcoat beiseite, um auf seine Uhr zu schauen. Jetzt war es 11.20 Uhr.
Ob sie pünktlich landete? Er blickte sich um. Stand schon etwas auf der Anzeigetafel, die ein Stückchen weiter dabei war neue Daten Zeile um Zeile runterzurattern? Als Lars nah genug heran gekommen war, um nach dem Flug LH 4435 zu suchen, stand dieser tatsächlich mit der von ihr angegebenen Ankunftszeit auf der Tafel.
Gut, sehr gut, befand Lars und wenn man ihn genauer beobachtet hätte, wäre ein leichtes Kopfnicken aufgefallen. Terminal 1 Halle A, entzifferte er am Ende der Zeile und zögerte kurz, ob er den Shuttlebus nehmen sollte, beschloß dann aber zu Fuß zu gehen.
Kann nicht schaden, wenn ich mich bewege und frische Luft tanke, dachte er und trat durch die Glastür hinaus in einen feuchten Luftzug. Draußen schlüpfte er in den Trenchcoat. Dann nahm er sein Handy und wählte.
"Hallo, Frau Stegmann? Geben Sie mir bitte meine Frau."
"Hallo Inge, ich wollte kurz Bescheid geben, ich bin jetzt in Frankfurt und werde dann gegen Abend nach Zürich weiterfliegen. Wie sieht es bei dir aus? Alles ok?"
Er lauschte eine Weile während er sich so drehte, dass die Windbö, die seinen Trenchcoat erfaßte und wie ein loses Segel flattern ließ, ihm den Stoff an den Körper drückte.
"Gut, dann bis übermorgen", verabschiedete er sich nach einer Weile und drückte den Oberkörper schräg gegen den Wind während er auf den Terminal 1 zuschritt.
Dort angekommen suchte er sich nahe der Halle A einen Platz an einem der Erfrischungsstände und bestellte ein Wasser. Er blickte auf seine Armbanduhr.
Noch 10 Minuten bis zur Landung. Aber dann ist sie noch nicht in der Halle, dachte er nach, am besten ich gehe gegen 11.50 Uhr zum Ankunftsbereich, das müßte reichen.
Er stellte seinen Koffer zwischen seine Beine, trank noch ein paar Schluck und lehnte sich dann mit geschlossenen Augen zurück.
Endlich klappt es, dachte er und er spürte wie sich Wärme in ihm ausbreitete, vier Wochen ist es her, dass wir zusammen waren, und er atmete tief ein und vor seinen Augen sah er eine aus der Ferne fröhlich winkende forschen Schrittes drauflos eilende Frau auf sich zukommen. Er lächelte.
Wie schön sie war, wenn ihre blonden Haare mit ihren Schritten locker mitwippten und sich ihr Mund zu diesem süffisanten leicht ironischen Lächeln verzog. Und jedesmal dachte er, dass sie in ihrem schwarzen Hosenanzug oder blauem Kostüm aussehe wie eine erfolgreiche Immobilienverkäuferin. Das Wort Maklerin hatte sie ihm abgewöhnt. Und er erinnerte sich an all die kleinen neckenden Wortgeplänkel und wie sie ihn endlich dazu gebracht hatte, die Bezeichnung Maklerin nicht mehr zu verwenden. Das klänge anrüchig, hatte sie gemeint und er hatte erwidert, dass er das nicht so sehe, aber in manchen Dingen war sie von bezaubernder Dickköpfigkeit und es brachte ihm Spaß sie zu beobachten, wenn sie sich über etwas aufregte und sein Lächeln verwandelte sich in ein Schmunzeln.
Ihm war als könnte er ihr Parfüm riechen, diese herbe leicht zimtige Note, die übrig blieb, wenn das frische Citron verflogen war und er öffnete rasch seine Augen, um zu prüfen, ob sie nicht wie durch ein Wunder schon neben ihm stand.
Er blickte auf die Uhr, noch 10 Minuten, wenn alles klappt, kann ich sie in meine Arme schließen und an ihrem Ohrläppchen riechen.
Sein Herz pochte schneller und er schloß seine Augen.
Wie lange kannte er sie, grübelte er, drei Jahre? Vier Jahre? Ihre erste Begegnung, damals im Flugzeug, als sie nebeneinander saßen, zunächst plauderten, um sich gegenseitig die Langeweile zu vertreiben. Dann wurden ihre Gespräche ernster und bekennender und am Ende dieses Fluges hatte er trocken bemerkt, dass er ihr mehr von sich erzählt hatte als seiner Frau in den ganzen Ehejahren. So hatte es angefangen und nach all den Jahren verband sie eine innigvertraute Magie.
Er beschloß loszugehen, als sein Handy läutete. Mit einem Blick auf sein Handy, was sofort ein breites Lächeln bei ihm hervorrief, drückte er die Empfangstaste und sagte: "Hallo Liebchen", weiter kam er nicht,
"Hallo Lars, ich stehe hier wie eine Piksieben am Laufband, weiß der Henker wieso die unser Gepäck nicht reinschicken, so ein Mist, wo steckst du grad?"
"Beruhige dich, das Gepäck wird schon kommen und wir haben Zeit, ich bin ein paar Meter von dir entfernt und erwarte dich mein Liebchen."
"Oh gut, dann hat das geklappt, ach, das ist schön, Lars. Hast du uns schon ein Hotelzimmer besorgt?"
"Nein, ich dachte wir gehen gleich rüber ins Sheraton, die haben meistens ein Zimmer, auch ohne Reservierung."
"Ok, versuchen wir es. Wann mußt du fort, Lars?"
"Ich fliege heute mit der letzten Maschine nach Zürich, ich glaube gegen acht. Und wie sieht es bei dir aus?"
"Warte, das Gepäck kommt grad, ich mach Schluß, bis gleich, Lars."
Ein paar elend lange Minuten später, die ihm vorkamen wie ein langezogenes Gummiband, das sich weigerte endlich zu reißen, kam sie mit hastigen Schritten auf ihn zu, einen widerspenstig rollenden Koffer hinter sich her zerrend. Sie strahlte als sie ihn entdeckte und wie so oft fiel ihm auf, dass sie eine Brille tragen sollte, denn er fand sie hätte ihn viel früher sehen und mit ihrem freudigen Winken begrüßen können. Er zog sie dicht an sich heran, hauchte ihr Küsschen auf die Wangen und sie lächelte strahlend, nachdem er in ihr Ohr:"Wie schön, dich endlich hautnah bei mir zu haben", geflüstert hatte.
Sie strebten zügig dem gleich nebenan liegenden Hotel zu, mieteten ein Zimmer für eine Nacht und standen beide sich tief in die Augen blickend im Fahrstuhl, auf dem Weg zum dritten Stock.
"Sag, Lars, wenn du heute nochmals nach Zürich fliegst, habt ihr also noch Probleme mit der Schweizer Holding?" ,meinte sie nachdenklich. Er lächelte milde. "Liebes, laß uns unsere Sorgen vor der Zimmertür abstellen."
Beschämt, als habe man sie bei einer ganz dummen Äußerung ertappt, blickte sie ihn an und sagte nickend:
"Ok, aber gestatte mir, dass ich kurz meine Familie anrufe und ihr mitteile, für ein paar Stunden in Amsterdam festgehalten zu sein."
"Ich wünschte, wir müßten unsere Ehepartner nicht belügen" ,sagte er und seine Stimme klang traurig. Er ergriff ihre Hände.
Im Zimmer, nachdem sie ihre Kostümjacke über einen Sessel geworfen und in Windeseile ihre Schuhe von den Füßen gestriffen hatte, zog er sie dicht heran und sagte leise:
"Liebchen, endlich kann ich dich begrüßen." Er küßte sie zart auf ihren noch geschlossenen Mund, wobei er ihren Kopf sanft in seinen Händen barg. Sie hatte die Augen geschlossen und ließ sich von ihm führen, erwiderte seinen Kuß, zunächst vorsichtig, wanderte sie mit ihren Lippen behutsam in winzigen Schritten an seinen Lippen entlang, um dann wie die stürmische See durch eine berstende Flutmauer mit unzähligen kleinen Küssen auf ihn hereinzubrechen. Ihre Arme umschlangen seinen Rücken und er nahm seine Hände von ihrem Kopf, als ergebe er sich machtlos in ihren Sturm aus Küssen. Dann barg seine Hand ihren Hinterkopf und seine Zunge suchte sich einen Weg zwischen ihren Lippen und ihrem leidenschaftlichen Küssen und drang tief in ihren Mund ein. Als habe er sie damit gebändigt, ergab sie sich mit einem leisen Stöhnen und schmiegte sich noch fester an seinen Körper. Ihre Münder schmolzen zusammen zu einer warmen Feuchte, zu zwei miteinander spielenden Zungen, die sich umkreisten und für ein paar Sekunden in die Unendlichkeit versanken.
Er löste sich von ihr und verharrte ein paar Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, strich mit seiner Hand über ihre Haare und schaute sie zärtlich an. Die Hitze, die ihre geröteten Wangen ausströmten vermischten sich mit ihrem heißen Atem und für den Bruchteil eines Atemzuges spürte er den Schmerz, sie loslassen zu müssen.
"Wollen wir duschen?" fragte er.
"Ja", sie löste sich aus seiner Umarmung und begann ihre Bluse aufzuknöpfen. Auch er entkleidete sich und als sie beide nackt voreinander standen, zog er sie zu sich heran und sog den Geruch, den ihre Haut ausströmte tief in sich ein.
"Geh ruhig schon ins Bad", sagte sie leise, "ich rufe schnell zu Hause an." Er nickte.
Er ließ den heißen Wasserstrahl auf seine Schultern prasseln und stand bewegungslos abwartend da. Als sie zu ihm in die Kabine schlüpfte, hatte das heiße Wasser seine Anspannungen von ihm weggespült. Er fühlte sich gelassen und mit ruhigen Bewegungen spritzte er Lotion in seine Handinnenflächen, verteilte diese auf ihren Schultern in kreisenden Bewegungen, wanderte über ihre Brüste, die er liebkosend in seinen Händen barg über ihren Bauch zu ihrem Schamhügel. Sie ließ es mit weit zurückgebogenem Kopf widerstandslos geschehen und genoß voller Vertrauen mit geschlossenen Augen seine Berührungen unter dem Fluß des warmen Wassers. Er zog ihre Hände zu sich heran, so dass sie sich einen kleinen Schritt auf ihn zubewegen mußte und legte sie auf seine Hüften. Sie umschlang ihn, so dicht an ihn gedrängt, dass das von oben herabprasselnde Wasser zwischen ihnen keinen Weg mehr fand und in kleinen plätschernden Stößen seitlich wegspritzte. Sie küßte sein Kinn, er beugte sich leicht herab und seine Zunge schob sich gierig in ihren Mund als wolle er aus ihm trinken. Sie standen unter dem warmen Regen engumschlungen sich leicht hin und herwiegend wie ein einsames letztes Paar auf einer Tanzfläche.
Nach einer Weile lösten sie sich voneinander und stiegen aus der Dusche. Er reichte ihr ein Handtuch und nahm seines, um sie vorsichtig als sei sie zerbrechlich abzutrocknen, was sie mit einem schelmischen Lächeln über sich ergehen ließ und dann damit endete, dass sie ihn mit einem breiten Grinsen abrubbelte. Ihm einen kecken Klaps auf seine Pobacke gebend, huschte sie unter die Bettdecke bevor er seinen Protest mit einer eigenen Handbewegung vollenden konnte.
Als er das Bett erreicht hatte, in das er gerade schlüpfen wollte, sagte sie: "Lars, hast du dir den Wecker gestellt? Mein Handy wird mich gegen 18.00 Uhr erinnern und wann mußt du los?"
"Warte, ich guck mal", er zog aus der Jacketinnentasche einen Flugschein, in welchem er blätterte, "ich denke, es reicht, wenn ich gegen 20.00 Uhr losgehe, ich hab's nicht weit", meinte er und griff nach seinem Handy, um die Erinnerungsfunktion zu aktivieren.
"Möchtest du was trinken, Liebchen?"
"Nein, ich habe keinen Durst, ziehst du bitte die Vorhänge weiter zu?" Er tat es und schlüpfte danach unter die Bettdecke zu ihr. Zog sie sanft zu sich heran, schob ihr Kinn hoch, so dass sie zu ihm aufblicken mußte und küßte sie.
Sie rückte ein Stückchen näher und schmiegte sich an ihn, während er sorgsam an der Seite entlangtastete, ob sie auch genügend zugedeckt war. Die Ränder der Decke drückte er an ihren Körper, legte behutsam seinen Arm um sie und flüsterte:
"Schlaf gut, Liebchen und träum etwas Süsses!" und hauchte einen Kuß auf ihre Stirn.
"Ja, Lars, schlaf auch schön", murmelte sie sich eng an ihn kuschelnd.