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Schlaf mit mir

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08.01.2002
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Schlaf mit mir

Schlaf mit mir

"LH 4435 A'dam 11.45.Schlaf mit mir!"
Lars starrte auf sein Handy, welches wie von Zauberhand plötzlich diese Nachricht zeigte. Er hatte kurz nach der Landung sein Handy angeschaltet gehabt. Die Meldung kam jedoch erst eine ganze Zeit später als er mit seinem kleinen Koffer in der Halle D des Terminals 2 auf dem Weg zum Ausgang war.
Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht, welches zuvor geschäftsmäßig wie viele der Mitflieger aus Boston ausgesehen hatte. Er schob seinen über dem linken Arm hängenden Trenchcoat beiseite, um auf seine Uhr zu schauen. Jetzt war es 11.20 Uhr.
Ob sie pünktlich landete? Er blickte sich um. Stand schon etwas auf der Anzeigetafel, die ein Stückchen weiter dabei war neue Daten Zeile um Zeile runterzurattern? Als Lars nah genug heran gekommen war, um nach dem Flug LH 4435 zu suchen, stand dieser tatsächlich mit der von ihr angegebenen Ankunftszeit auf der Tafel.
Gut, sehr gut, befand Lars und wenn man ihn genauer beobachtet hätte, wäre ein leichtes Kopfnicken aufgefallen. Terminal 1 Halle A, entzifferte er am Ende der Zeile und zögerte kurz, ob er den Shuttlebus nehmen sollte, beschloß dann aber zu Fuß zu gehen.
Kann nicht schaden, wenn ich mich bewege und frische Luft tanke, dachte er und trat durch die Glastür hinaus in einen feuchten Luftzug. Draußen schlüpfte er in den Trenchcoat. Dann nahm er sein Handy und wählte.
"Hallo, Frau Stegmann? Geben Sie mir bitte meine Frau."
"Hallo Inge, ich wollte kurz Bescheid geben, ich bin jetzt in Frankfurt und werde dann gegen Abend nach Zürich weiterfliegen. Wie sieht es bei dir aus? Alles ok?"
Er lauschte eine Weile während er sich so drehte, dass die Windbö, die seinen Trenchcoat erfaßte und wie ein loses Segel flattern ließ, ihm den Stoff an den Körper drückte.
"Gut, dann bis übermorgen", verabschiedete er sich nach einer Weile und drückte den Oberkörper schräg gegen den Wind während er auf den Terminal 1 zuschritt.
Dort angekommen suchte er sich nahe der Halle A einen Platz an einem der Erfrischungsstände und bestellte ein Wasser. Er blickte auf seine Armbanduhr.
Noch 10 Minuten bis zur Landung. Aber dann ist sie noch nicht in der Halle, dachte er nach, am besten ich gehe gegen 11.50 Uhr zum Ankunftsbereich, das müßte reichen.
Er stellte seinen Koffer zwischen seine Beine, trank noch ein paar Schluck und lehnte sich dann mit geschlossenen Augen zurück.
Endlich klappt es, dachte er und er spürte wie sich Wärme in ihm ausbreitete, vier Wochen ist es her, dass wir zusammen waren, und er atmete tief ein und vor seinen Augen sah er eine aus der Ferne fröhlich winkende forschen Schrittes drauflos eilende Frau auf sich zukommen. Er lächelte.
Wie schön sie war, wenn ihre blonden Haare mit ihren Schritten locker mitwippten und sich ihr Mund zu diesem süffisanten leicht ironischen Lächeln verzog. Und jedesmal dachte er, dass sie in ihrem schwarzen Hosenanzug oder blauem Kostüm aussehe wie eine erfolgreiche Immobilienverkäuferin. Das Wort Maklerin hatte sie ihm abgewöhnt. Und er erinnerte sich an all die kleinen neckenden Wortgeplänkel und wie sie ihn endlich dazu gebracht hatte, die Bezeichnung Maklerin nicht mehr zu verwenden. Das klänge anrüchig, hatte sie gemeint und er hatte erwidert, dass er das nicht so sehe, aber in manchen Dingen war sie von bezaubernder Dickköpfigkeit und es brachte ihm Spaß sie zu beobachten, wenn sie sich über etwas aufregte und sein Lächeln verwandelte sich in ein Schmunzeln.
Ihm war als könnte er ihr Parfüm riechen, diese herbe leicht zimtige Note, die übrig blieb, wenn das frische Citron verflogen war und er öffnete rasch seine Augen, um zu prüfen, ob sie nicht wie durch ein Wunder schon neben ihm stand.
Er blickte auf die Uhr, noch 10 Minuten, wenn alles klappt, kann ich sie in meine Arme schließen und an ihrem Ohrläppchen riechen.
Sein Herz pochte schneller und er schloß seine Augen.
Wie lange kannte er sie, grübelte er, drei Jahre? Vier Jahre? Ihre erste Begegnung, damals im Flugzeug, als sie nebeneinander saßen, zunächst plauderten, um sich gegenseitig die Langeweile zu vertreiben. Dann wurden ihre Gespräche ernster und bekennender und am Ende dieses Fluges hatte er trocken bemerkt, dass er ihr mehr von sich erzählt hatte als seiner Frau in den ganzen Ehejahren. So hatte es angefangen und nach all den Jahren verband sie eine innigvertraute Magie.
Er beschloß loszugehen, als sein Handy läutete. Mit einem Blick auf sein Handy, was sofort ein breites Lächeln bei ihm hervorrief, drückte er die Empfangstaste und sagte: "Hallo Liebchen", weiter kam er nicht,
"Hallo Lars, ich stehe hier wie eine Piksieben am Laufband, weiß der Henker wieso die unser Gepäck nicht reinschicken, so ein Mist, wo steckst du grad?"
"Beruhige dich, das Gepäck wird schon kommen und wir haben Zeit, ich bin ein paar Meter von dir entfernt und erwarte dich mein Liebchen."
"Oh gut, dann hat das geklappt, ach, das ist schön, Lars. Hast du uns schon ein Hotelzimmer besorgt?"
"Nein, ich dachte wir gehen gleich rüber ins Sheraton, die haben meistens ein Zimmer, auch ohne Reservierung."
"Ok, versuchen wir es. Wann mußt du fort, Lars?"
"Ich fliege heute mit der letzten Maschine nach Zürich, ich glaube gegen acht. Und wie sieht es bei dir aus?"
"Warte, das Gepäck kommt grad, ich mach Schluß, bis gleich, Lars."
Ein paar elend lange Minuten später, die ihm vorkamen wie ein langezogenes Gummiband, das sich weigerte endlich zu reißen, kam sie mit hastigen Schritten auf ihn zu, einen widerspenstig rollenden Koffer hinter sich her zerrend. Sie strahlte als sie ihn entdeckte und wie so oft fiel ihm auf, dass sie eine Brille tragen sollte, denn er fand sie hätte ihn viel früher sehen und mit ihrem freudigen Winken begrüßen können. Er zog sie dicht an sich heran, hauchte ihr Küsschen auf die Wangen und sie lächelte strahlend, nachdem er in ihr Ohr:"Wie schön, dich endlich hautnah bei mir zu haben", geflüstert hatte.
Sie strebten zügig dem gleich nebenan liegenden Hotel zu, mieteten ein Zimmer für eine Nacht und standen beide sich tief in die Augen blickend im Fahrstuhl, auf dem Weg zum dritten Stock.
"Sag, Lars, wenn du heute nochmals nach Zürich fliegst, habt ihr also noch Probleme mit der Schweizer Holding?" ,meinte sie nachdenklich. Er lächelte milde. "Liebes, laß uns unsere Sorgen vor der Zimmertür abstellen."
Beschämt, als habe man sie bei einer ganz dummen Äußerung ertappt, blickte sie ihn an und sagte nickend:
"Ok, aber gestatte mir, dass ich kurz meine Familie anrufe und ihr mitteile, für ein paar Stunden in Amsterdam festgehalten zu sein."
"Ich wünschte, wir müßten unsere Ehepartner nicht belügen" ,sagte er und seine Stimme klang traurig. Er ergriff ihre Hände.

Im Zimmer, nachdem sie ihre Kostümjacke über einen Sessel geworfen und in Windeseile ihre Schuhe von den Füßen gestriffen hatte, zog er sie dicht heran und sagte leise:
"Liebchen, endlich kann ich dich begrüßen." Er küßte sie zart auf ihren noch geschlossenen Mund, wobei er ihren Kopf sanft in seinen Händen barg. Sie hatte die Augen geschlossen und ließ sich von ihm führen, erwiderte seinen Kuß, zunächst vorsichtig, wanderte sie mit ihren Lippen behutsam in winzigen Schritten an seinen Lippen entlang, um dann wie die stürmische See durch eine berstende Flutmauer mit unzähligen kleinen Küssen auf ihn hereinzubrechen. Ihre Arme umschlangen seinen Rücken und er nahm seine Hände von ihrem Kopf, als ergebe er sich machtlos in ihren Sturm aus Küssen. Dann barg seine Hand ihren Hinterkopf und seine Zunge suchte sich einen Weg zwischen ihren Lippen und ihrem leidenschaftlichen Küssen und drang tief in ihren Mund ein. Als habe er sie damit gebändigt, ergab sie sich mit einem leisen Stöhnen und schmiegte sich noch fester an seinen Körper. Ihre Münder schmolzen zusammen zu einer warmen Feuchte, zu zwei miteinander spielenden Zungen, die sich umkreisten und für ein paar Sekunden in die Unendlichkeit versanken.
Er löste sich von ihr und verharrte ein paar Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, strich mit seiner Hand über ihre Haare und schaute sie zärtlich an. Die Hitze, die ihre geröteten Wangen ausströmten vermischten sich mit ihrem heißen Atem und für den Bruchteil eines Atemzuges spürte er den Schmerz, sie loslassen zu müssen.
"Wollen wir duschen?" fragte er.
"Ja", sie löste sich aus seiner Umarmung und begann ihre Bluse aufzuknöpfen. Auch er entkleidete sich und als sie beide nackt voreinander standen, zog er sie zu sich heran und sog den Geruch, den ihre Haut ausströmte tief in sich ein.
"Geh ruhig schon ins Bad", sagte sie leise, "ich rufe schnell zu Hause an." Er nickte.

Er ließ den heißen Wasserstrahl auf seine Schultern prasseln und stand bewegungslos abwartend da. Als sie zu ihm in die Kabine schlüpfte, hatte das heiße Wasser seine Anspannungen von ihm weggespült. Er fühlte sich gelassen und mit ruhigen Bewegungen spritzte er Lotion in seine Handinnenflächen, verteilte diese auf ihren Schultern in kreisenden Bewegungen, wanderte über ihre Brüste, die er liebkosend in seinen Händen barg über ihren Bauch zu ihrem Schamhügel. Sie ließ es mit weit zurückgebogenem Kopf widerstandslos geschehen und genoß voller Vertrauen mit geschlossenen Augen seine Berührungen unter dem Fluß des warmen Wassers. Er zog ihre Hände zu sich heran, so dass sie sich einen kleinen Schritt auf ihn zubewegen mußte und legte sie auf seine Hüften. Sie umschlang ihn, so dicht an ihn gedrängt, dass das von oben herabprasselnde Wasser zwischen ihnen keinen Weg mehr fand und in kleinen plätschernden Stößen seitlich wegspritzte. Sie küßte sein Kinn, er beugte sich leicht herab und seine Zunge schob sich gierig in ihren Mund als wolle er aus ihm trinken. Sie standen unter dem warmen Regen engumschlungen sich leicht hin und herwiegend wie ein einsames letztes Paar auf einer Tanzfläche.
Nach einer Weile lösten sie sich voneinander und stiegen aus der Dusche. Er reichte ihr ein Handtuch und nahm seines, um sie vorsichtig als sei sie zerbrechlich abzutrocknen, was sie mit einem schelmischen Lächeln über sich ergehen ließ und dann damit endete, dass sie ihn mit einem breiten Grinsen abrubbelte. Ihm einen kecken Klaps auf seine Pobacke gebend, huschte sie unter die Bettdecke bevor er seinen Protest mit einer eigenen Handbewegung vollenden konnte.
Als er das Bett erreicht hatte, in das er gerade schlüpfen wollte, sagte sie: "Lars, hast du dir den Wecker gestellt? Mein Handy wird mich gegen 18.00 Uhr erinnern und wann mußt du los?"
"Warte, ich guck mal", er zog aus der Jacketinnentasche einen Flugschein, in welchem er blätterte, "ich denke, es reicht, wenn ich gegen 20.00 Uhr losgehe, ich hab's nicht weit", meinte er und griff nach seinem Handy, um die Erinnerungsfunktion zu aktivieren.
"Möchtest du was trinken, Liebchen?"
"Nein, ich habe keinen Durst, ziehst du bitte die Vorhänge weiter zu?" Er tat es und schlüpfte danach unter die Bettdecke zu ihr. Zog sie sanft zu sich heran, schob ihr Kinn hoch, so dass sie zu ihm aufblicken mußte und küßte sie.
Sie rückte ein Stückchen näher und schmiegte sich an ihn, während er sorgsam an der Seite entlangtastete, ob sie auch genügend zugedeckt war. Die Ränder der Decke drückte er an ihren Körper, legte behutsam seinen Arm um sie und flüsterte:
"Schlaf gut, Liebchen und träum etwas Süsses!" und hauchte einen Kuß auf ihre Stirn.
"Ja, Lars, schlaf auch schön", murmelte sie sich eng an ihn kuschelnd.

 

sehr süss, lakita. ein passender schluss für ein liebchen..:) und wo natürlich jeder wartet, auf das, was unvermeidlich kommen muss, lässt du den leser im regen stehen...

das macht die geschichte schön, und gibt ihr einen touch, der uns wegführt, von dem Gewöhnlichen unserer zeit..ich nehme mit dann auch gleich ein paar minuten bei der nächsten zigarette, um darüber nachzudenken..:)

auf der anderen seite, sorgst du mit deinem schluss auch dafür, dass mir etwas fehlt an deiner geschichte. natürlich frage ich mich gleich: warum ist dieses verhältnis ein verhältnis "anderer" art?.. und da wird die offenheit der geschichte ein wenig unbefriedigend für mich - du verstehst??

als leidegeprüfter flieger und sheratonbucher kann ich sagen, dass du die atmosphäre gut rüberbringst..allerdings ist mir die szene bis zum treffen der beiden etwas zu lang - weil dort nicht wirklich etwas passiert..so weiß ich nicht, ob die "ehepartner-absagen" für die story notwendig sind, es reicht zu wissen, dass es welche gibt..

trotz dieser kleinigkeiten bleibt der schöne zuerst beschriebene eindruck dominierend.. wirklich süss..

liebe grüße, streicher

 

Hej lakita!

War ja klar, dass Du noch eine Pointe im Ärmel hast, mit der man aufgrund des Titels nicht rechnet. Und trotzdem hast Du sie nicht geheimgehalten, denn am Ende schlafen sie miteinander - nur eben anders, als vermutet. Sehr schön gemacht!
Auch sprachlich sehr angenehm, die Atmosphäre kommt wunderbar rüber, man wird ganz ruhig und möchte sich am Liebsten gleich daneben kuscheln. Darf ich nur grad nicht, weil ich gleich in die Uni muss. :(
Sehr gerne gelesen!
Lieben Gruß

chaosqueen

 

Hallo Streicher,

lieben Dank für dein Lob, welches du mit dem Eigenschaftswort "süss" bemäntelst ;) und sowas hat nun echt noch keiner je zu einer meiner Geschichten geschrieben. Wenn ich in dir genau dieses Gefühl erzeugt habe, dann freut es mich. :)

Die Frage der Länge an manchen Stellen der Geschichte nehme ich gerne als Kritik und Hinweis dafür auf, nach einer Weile mal zu schauen, ob man nicht den einen oder anderen Satz verändern und straffen kann. Vielleicht hast du recht, mal sehen, da brauch ich noch mehr Abstand ,um es neutraler beurteilen zu können.
Im Moment würde ich mich über jeden einzelnen Satz stürzen und ihn wie eine Löwin verteidigen.

Die Frage nach dem "wieso" möchte ich eigentlich in der Geschichte nicht beantworten, weil ich glaube, da soll jeder seine eigene Bedeutung für sich hineingeben.

Ich selbst gehöre wohl eher nicht zu den Anhängern, die gute sexuelle Erlebnisse für etwas Nebensächliches halten, aber wer in der Geschichte dies als Motiv sehen möchte, mag er es tun.
Vielleicht vermag jemand zu erkennen, dass sich die beiden Protagonisten etwas ganz Wunderbares schenken, nämlich die Freiheit in Ruhe miteinander zu schlafen. Sie beschenken sich mit Zeit für einander und befinden sich wie in einem kleinen Kokon der leistungsorientierten Gesellschaft für ein paar Stunden zu entflohen.

Liebe chaosqueen,

danke für dein Lob, und ganz besonders hat mich gefreut, dass die Ruhe bei dir ankam. Genau das wollte ich erzeugen, ein Gefühl von ruhiger Intimität und Gelassenheit. Miteinander schweigen, nicht nebeneinander.

euch beiden lieben Gruß
elvira

 

Liebe Elvira,

typisch Frau! Kommt einfach nicht in die Gänge (beide nicht, die Protagonistin und die Erzählerin).

Professionell und mit dem gewohnt flüssigen Stil "hälst du dich am Flughafen auf". Während der Balken am rechten Bildschirmrand bedrohlich nach unten rutscht und signalisiert, dass „nicht mehr viel Story kommt", passiert immer noch nichts (was Rubrik und Überschrift doch versprochen hatten).

Aber dann... das Finale.

Ich fand es herrlich, wie du die Leser in das Vorspiel (das vermeintliche) mit einbezogen hast und "so ganz nebenbei" auch noch ein unerwähnt gebliebenes Körperteil integrierst: die Nase, an der du den erwartungsfrohen Leser herum führst.

Trotzdem: Hoffentlich lesen nicht allzu viele deine hübsche Geschichte, sonst muss womöglich das "Anbagger-Vokabular" noch umgestellt werden, weil beim Aufeinandertreffen von Wissenden und Unwissenden beim Stellen der „Gretchenfrage" dann vielleicht die Grundlage für eine große Enttäuschung geboren wird...

Ich freue mich schon jetzt mit einem fröhlichen Schmunzeln auf weitere Aufklärungsarbeit aus deiner Feder.

Liebe Grüße aus Münster
Hannes

 

Lieber Hannes,

vielen Dank für deine Kritik, die ich so verstehe, bitte korrigiere mich, wenn ich wieder mal falsch liege, dass du den Plot ansich nicht übel findest, der Geschichte jedoch ihre Überlängen (sie kommt nicht in die Gänge) bescheinigst.
Mir wäre es hilfreich, wenn du mir sagen könntest, an welchen Stellen es dir zu lang vorgekommen ist. Vielleicht mag ich mich ja zu einer Straffung der Geschichte aufraffen.

Lieben Gruß
elvira

 
Zuletzt bearbeitet:

Umhimmelswillen

liebe Elvira,

als Teil der männlichen Hälfte dieses Universums bin ich es ja gewohnt, nicht richtig verstanden zu werden, wenn mir dieses aber in meiner Eigenschaft als Schreiberling widerfährt, habe ich mich einfach nicht exakt genug ausgedrückt. Für das Erste (die männliche Hälfte) kann ich nichts - der zweite Tatbestand ist unverzeihlich.

Der Hinweis darauf, dass "du nicht in die Pötte" kommst, sollte ausschließlich in einer ironischen Tonlage anklingen. Ich fand Idee und Umsetzung einfach gut, den Leser eben "lange an der Nase" herum zu führen und eine latente Ungeduld ("wann geschieht nun endlich das, was in Überschrift und Titel angekündigt war") zu schüren. Jeder "Cut" wäre wie das berühmte Entfernen der unteren Dose aus dem Slapstick-Stapel im Supermarkt und würde die Story zum Einsturz bringen.

Liebe Grüße
Hannes

 

Lieber Elias,

deine Kritik liest sich spannend, für ein paar Sekunden hielt ich den Atem an, weil ich dachte, oh...nun passiert es, jetzt schreibt dir mal einer, dass die Geschichte eine langweilige Enttäuschung ist. ;)
Und dann machst du dieser Geschichte und mir ein riesiges Kompliment. Ich hab zu danken und ich freue mich sehr, dass du gesehen hast, um was es mir ging.
Die Liebe und einen kleinen Ausschnitt davon, wie sie auch sein kann. :)

Danke auch für deine Fehlerhinweise, hab es sofort korrigiert.

Lieben Gruß
lakita

 

guten morgen elvira,

ich habe jetzt deine geschichte zum zweiten mal gelesen. der eindruck verändert sich nicht: ich fühle mich um die frucht betrogen. solche stories leben in der regel davon, dass die vom leser ERWARTETE pointe gegen eine UNERWARTETE ausgetauscht wird. aber du hast in meinen augen deine geschichte einfach amputiert, verstümmelt - ihr ein künstliches ende angehängt, das auf mich aufgesetzt und fast billig wirkt. tut mir leid, das sagen zu müssen. aber vielleicht denke ich als mann einfach zu einfach und zu einseitig?

aber hier der positive teil meiner kritik: ich habe das gefühl bekommen, dass du aus einer welt berichtest, in der du dich sehr gut zuhause fühlst. die vielen kleinen, mit vielen details beschriebenen nebensächlichkeiten, sind für mich der beweis dafür. vom zeilenweisen rattern der anzeigentafel bis zum typischen aufbau eines gesräches von zwei reisenden, die in einem Fernflug zufälligerweise nebeneinander sitzen.

wem wohl in wirklichkeit das "süffisante, leicht ironische lächeln" gehört???

ich habe deine geschichte gern und mit freuden gelesen.

liebe grüße
ernst

 

Lieber Ernst,

lieben Dank für deine Kritik. Womit fang ich an?

Also zunächst mit deinem Lob. Ich betrachte, was du nicht wissen kannst, deine Vermutung, dass ich mich in der von mir beschriebenen Welt gut zu Hause fühle, als extra Lob, weil ich nämlich schon seit einigen Jahren nicht mehr auf Flughäfen gewesen bin. Ich habe das erste Mal für eine Geschichte Recherchen betrieben und mir via Internet das Frankfurter Flughafengelände etc. angeschaut, um ein wenig Background zu haben. Daher freut es mich besonders, wenn ich den Eindruck vermitteln konnte, in der Sache gut zu stecken. :)

Nun zu deiner Kritik, dass du dich um das fulminante Ende meiner Geschichte betrogen gefühlt hast. Das tut mir leid, weil ich zwar zugebe, einen etwas aufreißerischen Titel gewählt zu haben, jedoch von Anfang an immer (also beim Schreiben) vorhatte, diesen Schluß zu schreiben. Es ist also keine Geschichte, in der ich irgendwann zum Ende zu die Lust verloren hab und dann quasi ein praktisches schnelles Ende gesetzt habe, abgesehen davon, dass ich dann die Geschichte hier nicht gepostet hätte. ;)
Nein, es ging mir gerade um diesen Schluß und ich fasse deine Kritik so auf, dass es mir nicht gelungen ist, auf exakt diesen Schluß hinzuarbeiten, dass ich wohl in deinem Kopf laufend Bilder bzw. Erwartungen erzeugt habe, die konträr zum eigentlichen Geschehen liefen.
Vielleicht hätte ich innerhalb des Textes mehr Hinweise geben müssen, darauf, dass die beiden neben ihrer erotischen Verbindung aber auch eine viel tiefergehendere eingegangen sind, obwohl es eine Beziehung auf Distanz ist, von der man meistens ja zu glauben meint, sie erschöpfe sich in gelegentlichen sexuellen Begegnungen.
Ich muß noch viel lernen, bevor ich Menschen wie dich mit meinen Geschichten überzeugen kann und von daher danke ich dir, dass du mir dies nochmals klar gemacht hast durch deine Kritik.

Lieben Gruß nach München
elvira

 

Lieber Elias,

wie wahr!


"Ich wünschte, wir müßten unsere Ehepartner nicht immer so belügen." sagte er und seine Stimme klang traurig.
Diesen Satz hätte ich nicht in die Geschichte gesetzt, wenn es nur um eine Lebenart der Zuneigung gegangen wäre. Da gehe ich mit dir d'accord.
Das Fremdgehen der beiden ist und bleibt ein Fremdgehen, jedoch ein vielschichtiges, eben keines, welches sich in erfüllender erotisch-sexueller Begegnung erschöpft, sondern beide geben sich etwas, was sie vielleicht in ihren Familien nicht mehr finden können: gemeinsame Ruhe.
Dieses Gut ist ihnen offensichtlich sehr viel wert, denn die Protagonisten scheuen weder Geld, noch Planungsaufwand, noch den Makel des Fremdgehens, um an ein paar gemeinsame Stunden dieser gemeinsamen Ruhe heran zu kommen.
Aber, da stimme ich dir zu, es bleibt Fremdgehen, welches aus meiner Sicht bereits im Kopf und nicht erst unterhalb der Gürtellinie anfängt.

Danke für deinen Hinweis und deine Rückenstärkung wegen der Pointe. :)

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Lakita,

hm, ich fand deine Geschichte grundsätzlich gut, habe allerdings auch was zu nörgeln. Ich fang mal mit der Meckerei an:

Grundidee und –aussage der Geschichte gefallen mir sehr gut, aber ich persönlich habe das Gefühl, daß der Vorlauf – will sagen: das Vorspiel – nicht so recht dazu paßt. Du verwendest Stellen wie die folgenden:

um dann wie die stürmische See durch eine berstende Flutmauer mit unzähligen kleinen Küssen auf ihn hereinzubrechen.

Dann wieder ergriff seine Hand ihren Hinterkopf und seine Zunge suchte sich einen Weg zwischen ihren Lippen und ihrem leidenschaftlichen Küssen und drang tief in ihren Mund ein. Als habe er sie damit gebändigt, ergab sie sich mit einem leisen Stöhnen und schmiegte sich noch fester an seinen Körper.

Sie küßte sein Kinn, er beugte sich leicht herab und seine Zunge schob sich gierig in ihren Mund als wolle er aus ihm trinken.

Öhm... nicht, daß ich grundsätzlich etwas gegen Leidenschaft hätte, aber angesichts des von dir gewählten Endes der Geschichte ist es mir eindeutig zuviel Leidenschaft. Natürlich lockst du den Leser damit in die falsche Richtung, was ja sicher auch deine Absicht war, aber insbesondere die Szenerie unter der Dusche ist nicht nur intim, sondern schon sehr sexuell ausgerichtet. Irgendwie kann ich mir nur schwer vorstellen, nach diesem „Tanz unter der Dusche“ ins Bett zu hüpfen und einfach einzuschlafen. Um es in meiner Muttersprache auszudrücken – die müssen doch geil wie die Hölle sein.
Nach meinem Empfinden käme eine zärtliche Intimität, die nicht so leidenschaftlich dargestellt wird, deutlich besser.

Ok, nun zum Lob :D
Ich habe die Geschichte gerne gelesen. Sie ist flüssig geschrieben. Ich finde sie auch nicht langwierig, da ich es mir in der Story gemütlich machen kann, und das mag ich.
Die Aussage, die du in der Geschichte triffst, gefällt mir ebenfalls sehr gut. Abstand gewinnen, Ruhe finden, statt einfach wieder nur zu rammeln – schöner Gedanke, und, wie ich finde, ein berechtigter Gedanke.

Detailanmerkungen:

'Ob sie wohl pünktlich landete?' Er blickte sich um.
Die Gedankenstriche würde ich den Mülli schmeißen, weil sie mMn aufgrund der Formulierung nicht passen. Würdest du etwas in der Richtung „Hoffentlich landet sie pünktlich“ schreiben, wäre die Gedankenauszeichnung passender.

während er sich so drehte, das die Windbö,

dass

und drückte den Oberkörper ein wenig schräg gegen den Wind
Beispielhafte Stelle – du relativierst sehr häufig. Da heißt es dann im Text (sinngemäß):
„Drückte den Körper ein wenig schräg gegen den Wind - Ein wenig pochte sein Herz schneller – schob ihr Kinn ein wenig hoch – drückte die Decke ein wenig an ihren Körper“
Mein Vorschlag: jag die „ein wenig“ allesamt in die Prärie.

und an ihrem Ohrläppchen schnuppern.
Hm, ich würde ihn einfach „riechen“ lassen. Schnuppern hat so etwas Animalisches :D

'Wie lange kannte er sie nun schon?' grübelte er
Nach meinem Empfinden wieder überflüssige Gedankenstriche; du schreibst ja nicht „Wie lange kenne ich sie nun schon?“ Dann würde es wieder passen.

smalltalkten,

Ähm... plauderten?

gab sie ihm einen klatschenden Klaps auf seine Pobacke und huschte geschwind unter die Bettdecke
Ich plädiere für einen einfachen „Klaps“
„Huschte geschwind“ ist mir zu märchenhaft formuliert

Die Hitze, die ihre geröteten Wangen ausströmten vermischten sich mit ihrem heißem Atem und für einen Bruchteil eines Atemzuges
heißem = heißen
einen Bruchteil = den Bruchteil? (Vermeidung von „einen... eines“)

Sodale, genug genörgelt :D
Wie gesagt, deine Geschichte hat mir gefallen, nur sind mir eben die obigen Punkte ins Glasauge gefallen. Vielleicht kannst du ja was mit den Anmerkungen anfangen.

Gruß,
Somebody

 

Hallo Lakita,

eine schöne Geschichte, obwohl mir das Ende etwas abrupt kam. Da Du des öffteren in der Geschichte auf die Ehepartner der Beiden hingewiesen hast, hatte ich eigentlich erwartet das diesbezüglich in diesem Zusammenhang noch etwas passiert.

Wahrscheinlich wolltest Du am Anfang, als der Mann auf seine Geliebte am Flughafen gewartet hat, eine erotische Spannung aufbauen. Leider war die Szene etwas zu lang, so dass es etwas verloren ging.

Ich hoffe, meine Kritik kommt jetzt nicht so negativ rüber, denn ansonsten fand ich Deine Geschichte schön zu lesen.

Gruß Chrisstories

:cool:

 

Hallo Chris,

nein keine Sorge, deine Kritik kam jetzt nicht zu negativ bei mir an, denn du hast ja schlicht nur einzelne Punkte herausgegriffen, die dich etwas gestört haben. Danke dafür. Und danke für dein liebes Lob, dass du die Geschichte schön zu lesen gefunden hast. :)


Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Elvi,

ich war/bin in letzter Zeit sehr wenig hier und möchte umsomehr die knappe Zeit auf dieser Page geniessen. Da freut es mich besonders gleich mal wieder ein "Machwerk" von dir vorzufinden, das meinem Wunsch Rechnung trägt.

So schön die Aufforderung im Titel klingt, so schön ist die Geschichte. Man spürt die Nähe deiner beiden Protagonisten, ihre Harmonie und so wird die "Enttäuschung" des lesenden Voyeurs, den vermeintlich folgenden Akt nicht miterleben zu können, schnell und leicht in ein schmunzelndes Sehnen gewandelt, beim Kuscheln dabei sein zu dürfen.

Man spürt die Erkenntnis des Autors/Autorin, dass es ausser dem Aufeinanderrumgehopse auch noch andere angenehme Dinge gibt. Danke fürs Erinnern :)

Liebe Grüße
Maris

 

Lieber Maris,

schade, sehr schade, dass du in letzter Zeit nicht häufiger auf KG anzutreffen bist. *seufz* Aber ich gehe davon aus,dass es gute Gründe sind, die dich davon abhalten hier mehr Zeit zu verbringen. :)
Umso mehr freut und ehrt es mich, dass du deine knappe Zeit gerade mit meiner Geschichte verbracht hast und obendrein noch lobst.
Und gut finde ich, dass du nicht geschrieben hast, dass es ausser dem Aufeinanderrumgehopse noch angenehmere Dinge gibt, sondern dass du schriebst: "noch andere angenehme Dinge", weil exakt so ich es auch sehe. ;)

Ich wünsch dir alles Gute
lieben Gruß
elvi


@ Somebody

eigentlich hab ich dir deswegen nicht sofort auf deine höchst erfreuliche und konstruktive Kritik geantwortet und mich für die ganze Mühe, die du hast walten lassen, bedankt, weil ich dachte, ich lasse Taten sprechen statt Worte.
Aber dazwischen hat sich nochmals heftig meine Erkältung gelegt, so dass ich nun einsehen muß, dass es sträflich wäre, dir jetzt nicht mal beizeiten ein Feedback zu geben, anstelle abzuwarten, bis ich die Korrektur der Geschichte vorgenommen habe.
Ich habe allerdings vor, sie dennoch so schnell wie möglich zu korrigieren.

All deine Hinweise werden von mir aufgesogen wie ein Schwamm und du wirst erkennen können (nach der Korrektur) dass ich fast alles aufgegreifen werde an deinen Bemängelungen und Vorschlägen.
Hab tausend Dank dafür, es bringt mich sehr viel weiter und der Lerneffekt ist nicht zu unterschätzen.

In einem Punkt bin ich mir allerdings höchst unsicher, ob ich dir da folgen möchte. Es ist dein Vorhalt, dass ich zu viel Leidenschaftlichkeit in die sog. erotischen Szenen gelegt habe.
Ich wollte damit klar machen, dass es sich eben nicht zwischen den beiden um eine rein platonische Beziehung handelt, sondern dass sie beide sehr wohl auch die sexuelle Begegnung kennen und begrüßen, sich aber dennoch dafür entscheiden, sich etwas sehr Wichtiges anderes zu schenken.
Aus diesem Grunde hab ich etwas dicker aufgetragen bei diesen Szenen und bin eigentlich nicht bereit daran etwas zu ändern. Zumindestens bin ich unsicher, ob es wirklich Sinn macht.
Vielleicht habe ich ja das Glück und ich bekomme noch ein paar kritische Stimmen hierzu zu hören.

Auf jeden Fall hab ganz ganz herzlichen Dank, lieber Rolf, für deine Mühe und diese konstruktive Kritik.

Lieben Gruß
elvira

 

Liebe Elvira!

Ich bin sehr unschlüssig bei dieser Geschichte, ob ich sagen kann, daß sie mir richtig gut gefällt. Ich würde mir gerne wegdenken, daß die beiden ihre Ehepartner betrügen – dann wäre es für mich eine sehr schöne Geschichte. Aber die Sache mit dem Wegdenken funktioniert nicht…
Das Gute an Deiner Geschichte, so wie sie jetzt da steht, ist für mich folglich, daß sie zum Denken anregen kann. :)

Gerade nämlich diese Art von Betrug finde ich den Schlimmsten – wenn es nicht rein um Sex geht, sondern geistige Tiefe bzw. Liebe auch vorhanden sind. Dann ist es kein „Ausrutscher“ oder was auch immer, wo einer seine Hormone nicht im Griff hatte, sondern dann ist es für mich „echter“ Betrug, weil es dann Bestand hat (in Deiner Geschichte ja schon drei oder vier Jahre…) und nicht bloß eine einmalige Verfehlung war. – Würde jeder der beiden das an Liebe, Spontanität, Einfühlsamkeit, Ruhe usw. in seine Partnerschaft einbringen, könnte die auch wieder besser funktionieren. Ich denke mir, sobald man jemand anderen hat, mit dem man dies teilt, versucht man es in der Ehe gar nicht mehr zu finden, das heißt, man entzieht es dem Partner, betrügt ihn also darum, was es unmöglich macht, daß sich die Beziehung wieder verbessert.
Und das kann ich mir beim Lesen Deiner Geschichte einfach nicht wegdenken, wodurch ich den beiden ihr Glück gar nicht gönnen will.

Wären die beiden ein normales Liebespaar, das sich wann immer es sich einrichten läßt, trifft (vielleicht wohnen sie ja weit auseinander…), dann fände ich die Geschichte wesentlich schöner, romantischer. – Ich weiß nicht, ob es Dir darauf ankam, einen Betrug zu erzählen, oder ob er nur das Mittel war, warum sie sich bloß so kurz sehen können. Wenn der Betrug nur ein Mittel war, das kurze Treffen zu begründen, könntest Du den Rahmen ja ändern…;)
Wenn nicht, ist es jedenfalls eine Geschichte, die man sehr kontrovers sehen kann und die über Themen wie Liebe, Sex und Treue nachdenken läßt.

Ob ich noch Fehler finde, schau ich morgen. ;)

Was ich etwas anstrengend fand, sind die vielen Uhrzeiten. Vielleicht überlegst Du Dir ja, ob Du die Stellen, die Zeitangaben erfordern, überhaupt etwas kürzen willst, sodaß diese vielleicht überflüssig werden?
Im ersten Teil, am Flughafen, würde ich Dir auf alle Fälle eine Kürzung vorschlagen, wobei es dabei auch drauf ankommt, was nun Deine Intention (siehe oben) war.

Jedenfalls hab ich sie gern gelesen und hab mir auch die Gedanken darüber gern gemacht. :)

Liebe Grüße,
Susi

 

Liebe Susi,

ja, es ging mir um die Darstellung des Betrugs. Es ist eine romantische Geschichte dieser Zeit. Es geht um Zuneigung, Innigkeit und Vertrautheit, aber um die bittere Seite, dass man dies nicht mit dem geliebten Ehepartner ausleben kann.
Es geht um zwei, die sich ein kleines Stückchen Glück stehlen.
Und die Frage, ob man deswegen dieses kleines Stückchen Glück dem Ehepartner wegnimmt,ob es wirklich ein Diebstahl ist, die gehört zwar nicht in die Geschichte geschrieben, ist aber eine Frage, die in den Köpfen der Leser auftauchen sollte.
Ich könnte es nicht beantworten. Einerseits würde ich sagen, ich kann mehrere Menschen zur gleichen Zeit lieben und ihnen meine Zuneigung schenken, eben jeden zu seiner Zeit.
Aber ich kann dir nicht erklären, weshalb in mir das schlechte Gewissen verbliebe, dass es doch nicht richtig ist, so etwas zu tun. Das Fremdgehen ist mir also ein ernstes Anliegen in dieser Geschichte und da du grad dies so deutlich ansprichst, bin ich sehr beruhigt, dass es mir gelungen ist, in diese Richtung zu weisen.
In diesem Punkt her vermag ich also meine Geschichte nicht zu kürzen.
Ob ich, wie du es vorgeschlagen hattest, noch etwas straffer im ersten Teil werden kann, muß ich mir noch mal anschauen und das mit den Zeiten glaub ich, könnte eventuell tatsächlich gekürzt werden.
Ich schau es mir nochmals an.

Auf jeden Fall, liebe Susi, hab vielen herzlichen Dank für deine nachdenklichen Worte, dein Lob und deine Kritik. :)

Lieben Gruß
elvira

 

Liebe Elvira!

Wenn es Deine Intention war, diese Gedanken hervorzurufen, dann ist es Dir bei mir wohl gelungen, aber wenn ich manche Vorkritiker lese, die sich eher um den Schluß betrogen gefühlt haben, dann denk ich, solltest Du da vielleicht noch was machen, damit derlei Gedanken leichter hervorgerufen werden.

aber um die bittere Seite, dass man dies nicht mit dem geliebten Ehepartner ausleben kann.
Man glaubt vielleicht oft nur, daß man es mit dem Partner nicht kann, weil man mit ihm den Alltag erlebt und nicht bloß ein paar schöne Stunden, in denen niemand irgenwelche anderen Verpflichtungen hat. Aber ich habe mir bereits an der Stelle, wo er meint, seiner Frau nie so viel erzählt zu haben, gedacht, daß die Beziehung vielleicht auch mehr an Tiefe gewonnen hätte, wenn er es ihr erzählt hätte …


So, aber ich bin Dir ja noch die Fehler schuldig... Einige stilistische Sachen sind da auch dabei, schreck Dich also nicht wegen der Länge, es sind nicht alles Fehler. ;)

»ob er den Shuttlebus nehmen sollte, beschloß dann aber zu Fuß zu gehen.«
– beschloss

»dass die Windbö, die seinen Trenchcoat erfaßte«
– erfasste

»drückte den Oberkörper schräg gegen den Wind während er«
– Wind, während

»Dort angekommen suchte er sich nahe der Halle A … und bestellte ein Wasser.«
– angekommen, suchte
– würde schreiben „ein Glas Wasser“ oder nur „und bestellte Wasser“ – aber „ein“ Wasser gibt es nicht

»Noch 10 Minuten bis zur Landung.«
– nachdem Du eh so viele Uhrzeiten hast, wäre es schön, wenn Du diese Minutenangaben ausschreiben würdest: zehn Minuten – wobei natürlich auch gegen zum Beispiel (im nächsten Satz) „elf Uhr fünfzig“ nichts einzuwenden wäre. ;)

»das müßte reichen.«
– müsste

»Endlich klappt es mal wieder, dachte er und er spürte wie sich Wärme in ihm ausbreitete, fast vier Wochen ist es her, dass wir zusammen waren, und er atmete tief ein und vor seinen Augen sah er eine aus der Ferne fröhlich winkende forschen Schrittes drauflos eilende Frau auf sich zukommen.«
– das ist ja ein Monstersatz, Elvira. Würde die Gedanken in halbe Anführungszeichen setzen, außerdem nach „ausbreitete“ und „atmete tief ein“ jeweils einen Punkt machen (und das „und“ zwischen „ein“ und „vor“ streichen).
Außerdem würd ich bei „dachte er und er spürte wie“ das zweite „er“ streichen, und nach „spürte“, sowie „wirkende“ einen Beistrich machen.

»irgendwie brachte es ihm Spaß sie zu beobachten, wenn sie sich über etwas aufregte und sein Lächeln verwandelte sich in ein Schmunzeln.«
– Spaß, sie
– würde nach „aufregte“ einen Punkt machen + „und“ streichen (ansonsten Beistrich nach „aufregte“).

»Ihm war so als könnte er ihr Parfüm riechen, diese herbe leicht zimtige Note, die übrig blieb, wenn das frische Citron verflogen war und er öffnete rasch seine Augen, um zu prüfen, ob sie nicht doch schon wie durch ein Wunder neben ihm stand.«
– so, als – nach „verflogen war“ schlage ich wieder mal einen Punkt vor, oder Beistrich nach „war“

»er schloß wieder seine Augen.«, »Er beschloß loszugehen, als sein Handy läutete.«
– schloss, beschloss

»Wie lange kannte er sie nun schon? grübelte er, drei Jahre? Vier Jahre?«
– wenn Du seinen Gedanken schreibst (›Wie lange kenne ich sie nun schon?‹), dann paßt „grübelte er“. Aber so würd ich es eher umdrehen: Er grübelte, wie lange er sie nun schon kannte, drei Jahre?

»Mit einem Blick auf sein Handy, was sofort ein breites Lächeln bei ihm hervorrief«
– das „was“ ist nicht wirklich schön… Mein Vorschlag: Ein Blick auf das Display des Handys rief ein breites Lächeln bei ihm hervor.

»Wann mußt du wieder weg, Lars?"«
– musst

»denn er fand sie hätte ihn schon viel früher«
– fand, sie

»hautnah bei mir zu haben" ,geflüstert hatte.«
– bei vielen direkten Reden ist Dir da der Beistrich verrutscht, der gehört direkt nach den Anführungsstrichen: haben“, geflüstert

»Liebes, laß uns unsere Sorgen vor der Zimmertür abstellen.«
– lass

»Er küßte sie zart auf ihren noch geschlossenen Mund«
– küsste

»erwiderte seinen Kuß, zunächst ganz vorsichtig, wanderte sie mit ihren Lippen behutsam in winzigen Schritten an seinen Lippen entlang«
– „ganz vorsichtig“ und „behutsam“ sagt dasselbe aus, besser eines streichen – die „Lippen“ und „seinen“ sind auch doppelt (seine/seinen kommen im nächsten Satz auch gleich noch einmal)
– Kuss

»"Ja", sie löste sich nun ganz aus seiner Umarmung und fing an ihre Bluse aufzuknöpfen.«
– fände besser: „Ja.Sie löste
– fing an, ihre

»sog den Geruch, den ihre Haut ausströmte tief in sich ein.«
– ausströmte, tief

»die er liebkosend in seinen Händen barg über ihren Bauch«
– barg, über

»unter dem Fluß des warmen Wassers«, »Schritt auf ihn zubewegen mußte und legte«, »Sie küßte sein Kinn«
– alle ß = ss

»unter dem warmen Regen engumschlungen sich leicht hin und herwiegend wie ein«
– eng_umschlungen, sich leicht hin- und herwiegend, wie

»ob sie auch mit genügend zugedeckt war«
– das „mit“ dürfte zuviel sein ;)

»"Schlaf gut, Liebchen und träum etwas Süsses!" und hauchte einen Kuß auf ihre Stirn.«
– Süßes, Kuss
– würde eins der beiden „und“ vermeiden

»murmelte sie sich eng an ihn kuschelnd.«
– sie, sich


Liebe Grüße,
Susi :)

 

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