Was ist neu

Schlaf

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04.06.2007
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Schlaf

Ein neuer Friseursalon hatte eröffnet.
Seit Monaten fuhr er diese Strecke und noch nie war ihm dieser Laden aufgefallen.
Er konnte sich erinnern, das damals als alles noch in Ordnung war, war dort ein Schuhladen.
Er lehnte seine Stirn wieder gegen die Scheibe des Busses und schloss die Augen.
Ihm gegenüber nahm jemand Platz.
„Maden“
„…“
„Ich weiß, dass Er mich hören kann, also stelle er sich nicht so an.“
„Verpiss Dich“
„Nana, ist dies etwa die Art, einen lange nicht gesehenen Freund zu begrüßen?“
Langsam, widerwillig öffnete er die Augen. Obwohl er wusste, was er zu erwarten hatte, empfand er den Schauer, der ihn durchlief, beinahe als reinigend.
„Na also, Er kann es ja doch. Möchte er nicht mit mir reden. Ich hörte, er war beim Arzt, musste Medikamente nehmen.“
„Mein Leben geht Dich einen Scheiß an, Penner.“
„Ah, immer noch voll der Wut. Er fasziniert mich, weiß er das?“
„…“
Obwohl es draußen nieselte, schlug der ihm gegenübersitzende seine Beine, in perfekt gebügelten, trockenen, etwas altmodisch anmuteten Anzughosen steckend, übereinander. Seinen grauen Anzug hatte er beim Setzen schon geordnet.
„Maden. Ich kann es nur immer wieder betonen. Sieh er sich nur an wie sie umherwuseln, noch nicht einmal Ameisen gleich, einfach nur wie Maden, aus denen nur noch mehr Maden schlüpfen.“
„Ich hab´ dir beim letzten mal schon gesagt, dass ich Deinen Arsch nicht mehr sehen will, also verpiss Dich.“
Langsam begannen die anderen Fahrgäste auf das Gespräch aufmerksam zu werden. Obwohl es noch früh am Morgen war, war doch ein gutes Dutzend anwesend.
„Sieht er, was er von seinem Grölen hat. Kleine Kinder kann er damit erschrecken, aber was will er. Vor beinahe einem Jahr besuchte ich ihn zuletzt und nun treffe ich ihn zufällig im Bus und er ergießt seinen Unflat über mich. Hält er das für gerecht?“
„Vor einem Jahr hast du Sack mich in die Klapse gebracht. Tu´ nicht so scheinheilig. Was willst du und sag´ nicht reden, denn das willst du immer „nur“.“
„Er weiß, was ich von ihm halte. Er weiß, dass ich ihn fördern möchte. Sieh er sich das Vieh um ihn herum an. Wie stumpf sie vor sich hinstarren, alle sicher, dass sie den nächsten Tag erleben. Und warum? Weil sie ihn immer und immer wieder erleben. Sie machen es sich nicht mehr bewusst, welche Gnade es bedeutet, jeden Tag erleben zu dürfen. Er hingegen, er weiß was ein Tag kostet, bedeutet, weiß aus welchem Schmerz ein Tag geboren wird und mit welcher Angst er endet.“
„Sei still. Du erbärmlicher Narr. Deine Ratschläge waren es, die mich alles gekostet haben, Deine stinkenden Einflüsterungen haben mir alles genommen.“
„Nun wird er aber wieder ungerecht. Wer hat denn bereitwillig alles getan. Es fällt ihm ja so leicht, alles auf mich abzuwälzen. Ich gab ihm nur die Richtung, gegangen ist er selbst.“
Die Menschen um ihn herum begannen langsam damit, um ihn herum Platz zu machen.
„Und er kann nicht behaupten, dass es ihm keine Freude gemacht hätte. Sie er nur, wie sie ihm Platz machen. Vergiss er nicht, dass er immer noch ein Raubtier ist. Nur weil sie ihm Medikamente gaben und einsperrten, kann er sein Erbe nicht verleugnen. Kann er es noch?“
„Was soll ich können?“
„Kann er sich noch in den Rausch versetzten? Sieht er noch die Wahrheit. Ich will sie ihm noch einmal zeigen.“
Mit einem Mal schwanden ihm die Sinne.
Hart schlug sein Kopf gegen die Scheibe. Der jähe Schmerz machte ihn wieder klar.
Wie klar die Welt doch war.
Er vermisste ein wenig die Tabletten, er hatte die letzten vor ein paar Tagen verbraucht und versäumt, sich neue zu besorgen, denn sie hätten das Pochen in seinem Schädel beseitigt. Ohne dieses Pochen wäre es vielleicht sogar erträglich.
Aber so.
„Ich kann es in seinem Blick sehen, er erinnert sich. Nun, weiß er wieder wer er ist.“
„Ich hab Dir Sack doch gesackt, du sollt mich für immer in Ruhe lassen.“
Speichel spritzte gegen die Scheibe und ein paar Leute zogen ihre Handys und begannen, eine dreistellige Nummer zu wählen.
„Ich werde die nächste aussteigen, will er mich begleiten?“
„…“
„Ich bin mir sicher, dass er will. Ich sehe, dass er sich erinnert. Er ist ein Raubtier.“
„NEIN“
Die Schmerzen wuchsen, die Erinnerung war wieder da. All die Bilder kehrten in seinen Kopf zurück. Das Pochen war zu einem anhaltenden Ziehen geworden, das den Anschein erweckte, sein Schädel verforme sich.
„NEIN“
Abgetrennte Gliedmaßen wirbelten wie Geister vor seinen Augen, der Geschmack von Blut in seinem Mund war süß, angsterfüllte, dann brechende Augen bohrten sich in die seinen, lauter und lauter wurde die Kakophonie der Schreie, schneller und schneller der Reigen der Bilder, ein rasender Taumel aus Rottönen, sich auflösend und nur noch Schmerzen bringend, obwohl die Lieder fest zugepresst, verschwanden die Bilder nicht.
Ein Ort der Stille.
Eine Hand streckte sich ihm entgegen. Der Arm steckte in einem grauen Gehrock, hing an einer ihm so verhassten, aber doch Erlösung bringenden Gestalt.
„NEIN“
Mit einem letzten Aufbäumen versuchte er dem Schmerz alleine Herr zu werden.
Dann ergab er sich.
Nahm die Hand.
„Ich werde die nächste aussteigen, will er mich begleiten?“
Als er die Augen aufschlug, war das Vieh näher herangekommen, sprach in seltsame kleine Kästchen. Doch sein Blick brachte es zum zurückweichen.
„Weißt Du, alter Mann, an sich hab ich dich vermisst.“
„Zu gütig von ihm“
Der Wiederwachte streckte sich. Es tat gut den hängenden Kopf wieder zu erheben.
Als der Bus langsamer wurde, begab er sich mit dem federnden Schritt eines Jägers zur Tür. Noch hatte er keinen Hunger, doch schon stach ihm der Geruch von Beute in die Nase. Dort ein junges Muttertier, dort ein altes, schwaches Vieh.
Beute.
Die frische Luft enthielt ein weiteres Samelsorium von Gerüchen. Ein Lächeln umspielte seine Zähne und ein Knurren drang aus seiner Kehle und obwohl er aussah wie ein Mensch, solange er nicht jagte, wich das Vieh doch zurück.
„Danke, alter Mann, dass Du mich geweckt hast.“
„Es war mir eine Freude. Wir werden uns wieder sehen, wenn er mich wieder braucht. Au revoir.“
„Bis zum nächsten Mal, alter Mann, ich sag den Anderen, dass ich wieder da bin. Wird Zeit.“
Hatte das Vieh es tatsächlich geschafft, ihn zum schlafen zu bringen. Aber er wurde geweckt.
Er wusste , dass er sich auf den alten Mann verlassen konnte.
Er wusste, dass er sich auf die Stimme in seinem Kopf verlassen konnte.

 

Tagchen,
ich will mich gar nicht lange mit Begrüßungsfloskeln aufhalten, sondern gleich auf den Text los-, äh, eingehen.
Vielleicht liegt es daran, dass ich in letzter Zeit einige Storys gelesen habe, die eine ganz ähnliche Pointe wie deine hatten, nicht zu vergessen Filme wie "Fight Club" oder "Identity". Jedenfalls hatte ich nach dem Satz:

Ich hörte, er war beim Arzt, musste Medikamente nehmen

bereits den Verdacht, wie die Geschichte enden würde. Und genau so verhielt es sich denn auch. Ich habe den Text ehrlich gesagt nur deshalb noch gelesen, weil ich diesen Verdacht bestätigt wissen wollte und weil der Text angenehm kurz ist. Soll heißen: Leider gab es weder sprachliche, noch plottechnische Mittel, die mich bei der Stange hielten oder gar fesseln konnten.
Die Dialoge lasen sich für mich extrem anstrengend - vielleicht war das ja Absicht. Nur kam für mich da absolut kein Interesse auf, an dem Geschehen neugierig teilzuhaben.

Um auch etwas Positives zu erwähnen: Von einigen augenfälligen Patzern ("Samelsorium", "Er konnte sich erinnern, das damals ...") abgesehen, hast du nicht allzu viele Rechtschreibfehler untergebracht. Ich kann auch dein Bemühen erkennen, einen guten Text zu verfassen. Nur sind die Dialoge noch zu statisch, ist der gesamte Plot zu behäbig, um rund zu wirken. Da sind noch zu viele Kanten drin, die ein flüssiges Lesen verhindern.

Mein Fazit daher: Guter Einstand, der einiges Talent erkennen lässt. Falls du aber planst, wirklich gute, spannende, flüssige Geschichten zu schreiben, liegt doch noch viel Arbeit vor dir.

 

Tachschön Herr Samsa!

Als Deine Figur eines Vormittags aus unruhigen Träumen erwacht, findet sie sich in einem Bus zu einem ungeheuren ... ja was? - Vampir? ... verwandelt. Egal, was es auch sein mag: Es braucht Menschenblut, mag umherfliegende Körperteile ... von daher schon goldrichtig für die Horror-Rubrik.

Aber: Herzlich Willkommen erstmal!

Jau, Dein Einstieg hat mir schon ganz gut gefallen. Ich hab zwar recht früh vermutet, worauf das Ganze hinausläuft, aber unterhaltsam war's doch.

Zum Inhalt will ich mal nicht viel sagen. Stimmen aus dem Unterbewusstsein, die sich in Form imaginärer Personen zeigen, sind derzeit schwer angesagt; gerade, wenn sie der Figur offenbaren, dass mit ihrer Welt etwas nicht stimmt. Da rennst Du offene Türen ein. Mir gefällt sowas auch nach dem fünfzehnten Mal. Aber da soll's auch Andere geben ...

Ich geh mal ein wenig ins Detail. Nicht erschrecken! Da ist noch einiges ausbaufähig und -würdig :)

Ein neuer Friseursalon hatte eröffnet.
Das ist natürlich irre spannend - aber nur in der Welt von Barbie und ihren Freundinnen. Will sagen: Der erste Satz einer Geschichte ist ihr Aushängeschild. Die Werbung, die den Leser anspringt und um seine Aufmerksamkeit buhlt. Da kann so ein Friseursalon eigentlich nur abstinken. Du solltest jetzt natürlich nicht wie die BILD-Zeitung Blut, Zaster und Titten in den ersten Satz packen; aber ein wenig Spannung wäre nicht schlecht. Zu viel hatte sich verändert. Meint dasselbe, klingt aber geheimnisvoller. Probier's selber mal.

Er konnte sich erinnern, das damals als alles noch in Ordnung war, war dort ein Schuhladen.
Der Satz ist Dir irgendwie aus dem Ruder gelaufen.
Er konnte sich erinnern, dass damals, als alles noch in Ordnung gewesen war, dort ein Schuhladen gestanden hatte.
Fließt auch nicht so recht, ist aber wenigstens grammatikalisch rechtens. Würde ich komplett umformulieren.

„Maden“
"Maden (Punkt)"
Das kommt ab und zu mal vor im Text. Wenn die wörtliche Rede ohne Verb des Sagens (, sagte er) ganz für sich alleine steht, dann muss das mit einem Punkt, Frage-, oder Ausrufungszeichen abgeschlossen werden.

Obwohl er wusste, was er zu erwarten hatte, empfand er den Schauer, der ihn durchlief, beinahe als reinigend
Wenn man die Auflösung kennt, passt der Satz irgendwie. Beim ersten Lesen bin ich allerdings drüber gestolpert. Ich würde eher so etwas sagen wie: Er wusste, was ihn erwarten würde, wenn er den Blick hob. Dennoch durchlief ihn ein Schaudern, als er den ... sah. Auf das Reinigende würde ich dann später eingehen. Ist nur ein Vorschlag ...

schlug der ihm gegenübersitzende
Gegenübersitzende

„Maden. Ich kann es nur immer wieder betonen. Sieh er sich nur an wie sie umherwuseln, noch nicht einmal Ameisen gleich, einfach nur wie Maden, aus denen nur noch mehr Maden schlüpfen.“
„Ich hab´ dir beim letzten mal schon gesagt, dass ich Deinen Arsch nicht mehr sehen will, also verpiss Dich.“
Dass "die Beiden" sich ausdrücken, als kämen sie aus verschiedenen Epochen, fand ich gelungen. Du musst nur aufpassen, dass Du da stimmig bleibst. Manchmal redet der Alte für seine Verhältnisse recht anachronistisch ("Ich steig die Nächste aus."), während der Jüngere ein paar Mal in diese "Historischer Roman"-Sprache abrutscht. Achte er darauf!

Sei still. Du erbärmlicher Narr.
Hier zum Beispiel redet Deine Figur in einer für sie untypischen Art.
(Außerdem täte der Aufforderung zum Schweigen ein Ausrufungszeichen sehr gut.)

ergießt seinen Unflat über mich
Schönes Wort! Warum sterben solche Blüten ab? Dabei eignet es sich vortrefflich zum Fluchen ...

Mit einem Mal schwanden ihm die Sinne.
Hart schlug sein Kopf gegen die Scheibe. Der jähe Schmerz machte ihn wieder klar.
Wie klar die Welt doch war.
Whow! Das geht viiieeel zu schnell! Ihm schwinden die Sinne, und die Welt ist wieder klar. So liest sich das, und das ist nicht gut. Klemm doch diese Rückblend-Visionen dazwischen: Die Sinne schwinden. Visionen. Erinnerungen treiben an die Oberfläche. Jäher Schmerz. Er öffnet die Augen. Die Welt ist wieder klar. So hätte es schon eher den gewünschten Effekt.

obwohl die Lieder fest zugepresst
Lider

ein weiteres Samelsorium von Gerüchen
Da rotiert Grenouille im Zigeunermagen: Sammelsurium heißt das.

Wir werden uns wieder sehen, wenn er mich wieder braucht. Au revoir.
An den Franzosen wird die Welt zugrunde gehen. Ich hab's doch immer schon gesagt.

Jau, das wär's von mir. Mehr Anregungen wirst Du bestimm noch bekommenn. Baue er seinen Stil aus, und verliere er nicht die Lust am Fabulieren!

Bis denne,
Fisch

 

Hallo,

ich fand den Text eher langweilig und vorhersehbar. Auch das Ende war unspektakulär.

Du wiederholst oft Dinge (Bsp: Die Menschen um ihn herum begannen langsam damit, um ihn herum Platz zu machen.), teilweise finde ich die Wortwahl unglücklich (Bsp: Abgetrennte Gliedmaßen wirbelten wie Geister vor seinen Augen).

Mein Geschmack wars nicht. Aber glücklicherweise sind Geschmäcker ja verschieden.

Grüße
Julia

 

Fisch ist zu höflich, um es klar zu formulieren, deshalb mache ich es mal deutlicher: Warum sollte ich mich als potentieller Kritiker mit deinem Text beschäftigen, wenn du eine mehrseitige Detailkritik und Textarbeit mit einem achselzuckenden "Vielen Dank" abtust und der Text unbearbeitet bleibt?
Warum sollte ich dann überhaupt die nächste deiner Geschichte öffnen oder lesen?

Gruß
Quinn

 

Hallo HerrSamsa,
und hallo auf kg.de!
Ich muss mich den anderen leider anschließen und dir sagen, dass dein Einstand nicht wirklich gelungen ist. Die story ist nicht neu, dein Prot ist farblos und die Art und Weise, wie du die Geschichte erzählst leider nicht aufregend. Wenn du dir aber die Kritiken hier mal zur Brust nimmst, und sie auch umsetzt, dann könnte aus dieser kg doch noch etwas werden. Ich würde nicht direkt zu einer neuen Idee springen (den Fehler hab ich auch mal gemacht), sondern diese hier verbessern und so aus den Fehlern lernen.

Einen lieben Gruß...
morti

 

leider war ich ein paar tage nicht da.
nun ich nehme die kritik ernst und mit vielen dank meine ich tatsächlich vielen dank dafür , dass sich menschen so viel mühe machen, meinen text zu lesen und zu korrigieren.
ich nehme mir die kritik zu herzen, nur habe ich erst einmal als quasi "schuß aus der hüfte" die zwei einzigen kurzgeschichten geposted, die ich vor langer zeit geschrieben und nur überarbeitet hatte.(bevor ein einwand zu meiner terminologie kommt, ja die idee war den text "klick" zu ändern und zu posten)
daher kam bis jetzt auch keine neue kg, weil ich tatsächlich versuche anregungen und korrekturen zu verinnerlichen.
mein zweites problem ist, das mein feedback bisher immer nur aus freunden bestand, die, sagen wir es mal so, weniger geneigt waren mir die wahrheit zu sagen und ich mit fundierter kritik auch erstmal umzugehen lernen muß.
heißt,
wenn ich poste


Danke für die Rückmeldungen, ich hab´da wieder eine Idee. Mal sehen .

dann meine ich genau das.

danke

 

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