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Schlaflos
3 Uhr morgens, las ich von meinem Radiowecker ab, als ich wieder einmal aus dem Schlaf gerissen wurde. Am Tag zuvor war ein neuer Nachbar in die Wohnung über mir gezogen, was mich ja nicht zu kümmern brauchte - dachte ich - doch wer hätte denn ahnen können, dass er die ganze Nacht lang einen solchen Radau veranstaltet? Ständig hörte man ein hämmerndes Klopfen, untermalt von lauter Musik und ständigem Gerede von mehreren Leuten in einer Sprache der ich nicht mächtig war. In dieser Nacht rief ich bereits des Öfteren die Polizei an, um wegen nächtlicher Ruhestörung anzuzeigen, doch jedes Mal wenn die Beamten eintrafen, verstummte der Lärm, nur damit er später wieder von neuem begann.
Doch nun packte mich der blanke Zorn. Rasch zog ich mir meinen Mantel über und meine Schuhe an, stürmte aus der Wohnung und rannte die Treppe hinauf. Vor der Tür des neuen Nachbarn blieb ich stehen und drückte mehrere Male auf die Klingel. Wieder verstummte sämtlicher Lärm. Einige Schritte waren von der anderen Seite der Tür zu hören, bis sie schließlich von einem verschlafenen Mann geöffnet wurde, der selbst noch im Nachthemd war.
"Was wollen sie?", fragte er mich mies gelaunt. Ich blickte über seine Schulter und sah, dass seine Wohnung menschenleer war, und alle Lichter ausgeschalten waren. Hatte ich mich an der Tür geirrt? Nein, es war die richtige Nummer, die Wohnung die genau über meiner lag und derselbe Mann den ich diesen Nachmittag in unserem Wohnblock willkommen geheißen habe. Als ich ihm nicht antwortete schlug er mir die Tür vor der Nase zu. Zur Gänze verwirrt ging ich in meine Wohnung zurück, legte meine Kleidung ab und mich selbst wieder ins Bett. Kurz darauf fing der Lärm erneut an zu ertönen, doch ich ignorierte ihn und schaffte es schließlich einzuschlafen.
Halb 4 Uhr morgens. Erneut wurde ich aus dem Schlaf gerissen, allerdings hat sich die Geräuschkulisse leicht verändert. Die schrille Musik, die Gespräche und Gelächter waren noch immer zu hören, doch statt einem Klopfen war nun ein lautes Krachen zu hören, als würde jemand versuchen eine... Wand aus Holz zu durchbrechen. Ich stand auf und wollte mich wieder beschweren, in dem Moment verstummte jedoch jedes Geräusch. Das war mir bereits ziemlich unheimlich - und ich dachte auch, ich hätte es bloß geträumt - doch als ich mich wieder unter die Decke begab, hörte ich es erneut. Dennoch schlief ich ein.
Ein schmerzverzerrtes Kreischen riss mich aus dem Schlaf. Zusätzlich hörte ich ein weiteres Mal die Musik und die anderen Elemente die ich bereits vorhin aufgezählt hatte. Jenes Kreischen verwandelte sich in flehendes Jammern und ich fragte mich, was wohl dort oben vor sich gehe. Zu den anderen Geräuschen im Hintergrund passte es einfach nicht. Angst überkam mich, woraufhin ich als erste Reaktion das Licht einschaltete. Als ich das Leiden weiterhin vernahm begab ich mich rasch in mein Badezimmer und übergab mich bei der Vorstellung an die Bilder die sich in meinem Hirn zu dem vernommenen Wehklagen formten.
Als ich mir anschließend das Gesicht wusch, stellte ich anhand meines Spiegelbildes fest, dass mir ein ganzes Stück Haar am Kopf fehlte. Lange Zeit überlegte ich ob mir das irgendwie im Schlaf passiert gewesen sein könnte, doch ich fand kein einziges Härchen in der Nähe meines Kopfkissens. Trotz Verwunderung über diese Entdeckung legte ich mich erneut schlafen, geplagt von schrecklichen Alpträumen. Der Lärm ertönte weiter, die Uhr schlug 5.
Ein weiteres Mal schreckte ich aus meinem Schlummer hoch. Dieses Mal jedoch war es komplett still und eben diese Stille war es die mir nach dieser Nacht nicht geheuer war. Ich warf einen schnellen Blick auf die Uhr und las, dass es bereits 6 Uhr war. in einer Stunde würde ich zur Arbeit gehen müssen, also hätte es keinen Sinn mehr gehabt erneut einzuschlafen. Wie aus heiterem Himmel hörte ich plötzlich eine Polizeisirene von der Straße ertönen und vernahm wie sich mehrere Leute im Haus befanden. Neugierig schritt ich aus der Wohnung und sah wie mehrere meiner Nachbarn die Treppe hocheilten, also tat ich es ihnen gleich.
Vor der Wohnung des neu zugezogenen Nachbarn war eine Absperrung der Polizei gespannt. Offenbar war die Tür durchbrochen worden und nach Aussagen der Beamten wurde der Mieter der Wohnung brutal ermordet. Die einzigen Indizien die sie gefunden hatten, waren die Spuren eines Kampfes und ein Haarbüschel welches das Opfer krampfhaft festhielt.