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Schlampenfieber

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05.07.2003
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Schlampenfieber

„Gefällt es dir?“
Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. „Das kannst du dir doch denken, Süße!“
„Ich hab an dich gedacht, als ich es anprobiert habe. Und nicht nur gedacht...“ Sie lächelte, neigte den Kopf zur Seite und fuhr sich mit der Zungenspitze über die purpurrot geschminkte Oberlippe. „Auch gehandelt...“ Vielsagend ließ sie das End-t in einem Luftkuss seinen Klang aushauchen, zog den Vorhang ihrer Wimpern über die Pupillen und legte die Hände unter die Halbschalen des schwarzen Spitzen-BHs. „Den Slip hätte ich auf keinen Fall zurückhängen können – so feucht wie er danach war...“
„Du Luder!“ Seine Stimmbänder schienen mit Schleifpapier bearbeitet worden zu sein.
„Aber so magst du mich doch – oder?“ Langsam ließ sie die schwarz lackierten Nägel um ihre Nippel kreisen, die durch den dunklen Spinnweb-Stoff schimmerten. „So bin ich eben.“ Professor Unrat hätte seine Freude gehabt an dem Augenaufschlag, mit dem sie den strassbesetzten Verschluss zwischen ihren Brüsten öffnete.
„Zeig sie mir! Los, zeig mir deine Titten!“ Der Qualm der Zigarette, die ungeraucht zwischen seinen Fingern verglühte, ließ ihn die Augen zusammenkneifen.
„Sind wir etwa auf der Flucht, Clyde?“ Lachend lehnte sie sich in dem schwarzen Ledersessel zurück, schlug die nahtbestrumpften Beine übereinander und ließ ihre Haare über die Rücklehne rieseln. Immer noch hielt sie mit einer Hand den BH in der Mitte zusammen, während sie mit der anderen nach dem Glas auf dem Tisch neben ihr tastete.
Die Lackschwärze ihrer Nägel ließ den Eiswürfel zwischen ihren Fingern um so heller schimmern. Sie küsste ihn, leckte ein paar Tropfen von der Oberfläche, dann ließ sie ihn langsam ihren Hals abwärts gleiten, die Linie ihres Dekolletees entlang, steckte ihn erst in eines der Körbchen, dann ins andere...
Mit perfekt gespieltem Schaudern ließ sie die Hände fallen und schüttelte ihre Schultern. Ihre weißen Brüste mit den kälteharten Nippeln hüpften wie Derwische.
„Du machst mich verdammt geil, du Miststück. Weißt du das?“ Ohne sie aus den Augen zu lassen, tastete er nach dem Verschluss seiner Hose.
„Das tut mir aber leid!“ Ihre Stimme klang nicht sehr schuldbewusst. „Dann sollte ich dir meinen anderen Einkauf wohl besser nicht zeigen - oder?“ Wieder lächelte sie ein träges Alligatorenlächeln und streichelte scheinbar selbstvergessen mit den Fingerspitzen um ihre Brüste.
„Mach schon!“ Seine Hand verschwand zwischen seinen Schenkeln.
„Aye, Sir!“ Sie ließ sich Zeit mit dem spannenlangen schmalen Karton.
Er schluckte wieder und leckte sich über die vom schnellen Atmen trockenen Lippen.
„Na, was meinst du? Nicht so schön wie deiner, aber immerhin...“ Sie hielt einen Dildo aus tiefblauem Glas in der Hand. „Weißt du, ich bin mal wieder ziemlich feucht...“ Der Rauch einer durchjazzten Nacht lag in ihrer Stimme. Sie führte den Kunstschwanz an ihren Mund, während sie mit der anderen Hand ihren Schoß massierte. Träge umspielte die Zungenspitze die polierte Spitze, dann schloss sie die Lippen darum.
„Kleine Schlampe!“ Rot angeschwollen ragte seine Eichel aus seiner Faust. Sie lachte lasziv. Wieder lehnte sie sich im Sessel zurück und zog die Knie zur Brust. Nur sein Keuchen war zu hören. Gemächlich spreizte sie die Schenkel, legte sie über die Seitenlehnen. Der Blick war frei auf ihren schwarzen Spitzenslip, durch dessen offenen Schlitz ihre rot geschminkten Schamlippen leuchteten.
„Mach schon! Steck ihn dir rein!“ Die Worte taumelten aus seinem Mund.
Sie schien ihn nicht mehr wahrzunehmen, während sie die Hände zu ihrem Schoß führte. Den Mund geöffnet, die Augen geschlossen, spreizte sie mit zwei Fingern ihre Spalte und ließ den Dildo in sich gleiten. Ein Ausdruck bodenloser Lust lag auf ihrem Gesicht. Ihr Becken fing an zu zucken, dann begann sie den Glasschwanz in sich zu stoßen...

„Puh... hast mich ziemlich fertig gemacht.“ Er klang immer noch atemlos. Sein wieder weiches Gemächt lag zufrieden an seinen Bauch geschmiegt wie ein neugeborenes Baby, und hätte der Schwanz einen Daumen gehabt – er hätte daran gelutscht. „Ich liebe es, wenn du so versaut bist.“
„Ich weiß... Sie hielt die Arme um die angezogenen Beine geschlungen. Ihr Lächeln war anders jetzt: weicher, schien fast Fado-Stimmung auszudrücken. „Sag mal - magst du mich?“
„Das weißt du doch. Ich hab noch keine Frau getroffen, die so hemmungslos und dreckig beim Sex ist.“
„Das meine ich jetzt nicht. Ich wollte wissen... ach schon gut.“ Sie schüttelte leicht den Kopf, als wollte sie Gedankenfliegen vertreiben.
„Alles klar, Darling?“ Er sah sie prüfend an.
„Mach dir keine Gedanken. Bin wahrscheinlich nur ein bisschen neben der Spur, weil ich so heftig gekommen bin - weil deine Nähe mich so anmacht.“ Sie neigte den Kopf zur Seite und blinzelte ihm zu.
„Na dann ist ja alles in Ordnung. Also dann... bin ziemlich groggy und ‚er’ auch.“ Er warf einen Blick in seinen Schoß und grinste verschwörerisch. „Kein Wunder nach deiner Vorstellung! Ich glaube, wir sollten ins Bett gehen.“
„Gute Idee.“ Sie nickte und sah ihn versonnen an. „Und falls du es noch nicht weißt: Ich hab dich ziemlich gern.“

Nachdenklich wischte sie sich den Bierschaum vom Mund und stellte die leere Flasche auf den Tisch neben dem PC zurück. Das Webcam-Fenster war schon seit einer halben Stunde dunkel, aber das Echo seines Bildes hallte auf ihrer Netzhaut nach. Sie hatte ihn wirklich gern. Zu gern. Irgendwann in einer ihrer rasiermesserscharfen Nächte musste sie die Kontrolle verloren haben. Es war nicht mehr nur Fernnähe. Er beherrschte ihre Gedanken zu sehr. Und er hatte sich den Backstage-Pass für den Zugang zu ihrem Herzen erschlichen. Das machte sie verletzlich, denn sie würde leiden, wenn er eines Tages verschwände in den unendlichen Weiten des Web-Alls. Sie musste schneller sein.

Es konnte nur der Rauch der im Aschenbecher verkokelnden Zigarette sein, der ihre Augen brennen ließ. Nichts anderes. Was man liebt, das muss man loslassen. „Wollen Sie das Profil wirklich löschen?“ Sie sah auf das Foto, das ihrer Cyberschwester ein Antlitz verlieh. „Sieh mir in die Augen, wenn du mich erschießt“, schien sie zu sagen. Und sie drückte ab.

 

Hi Chica,
Schön von dir zu lesen. Sehr erotisch, deine Geschichte. Der blaue Glas Dildo macht das Geschehen schön pikant. Die Auflösung, CS, ist zwar meiner Meinung nach ein ausgelutschtes Thema, aber mir gefällt deine Umsetzung, weil du subtile Ängste ansprichst.
Sehr gerne gelesen.
LG
Goldene Dame

 

Wau, Chica, nach mehr als einem Jahr der Abstinenz, wieder so eine geile Geschichte von dir – bin fast vom Stuhl gefallen, als ich deinen Nick sah!

Du … äh, deine Prot weiß eben, was Männer anmacht, daß das auch per Ferne funktioniert beweisen die Telefon– und Internetsexdienste nach wie vor. Doch du verschleierst das geschickt, so daß ich bis zuletzt glaubte, der Mann wäre real präsent.

Deine Geschichte besticht durch Realitätsnähe und durch die erotische Stimmung, die fast zwangsläufig entsteht, wenn sich zwei Menschen so nah sind – oder der Leser glaubt, sie wären das. Okay, das Geschehen wäre trotzdem nicht weiter erwähnenswert, wenn es da nicht eine Geschichte hinter dem Offensichtlichen gäbe – der Abhängigkeit, diesmal auf der anderen Seite der Medaille: Bei der Frau.

Ich habe mir schon gedacht, daß auch bei Frauen, die einem von zuhause aus beim Bügeln oder Kochen einen Orgasmus vorstöhnen, Solches nicht ewig spurlos vorbeigehen kann, dies vor allem dann nicht, wenn sie beinahe tagtäglich einen sogenannten Stammkunden bedienen – sie müßten aus Stein sein, wenn sich da nicht im Lauf der Zeit so etwas wie ein persönliches Verhältnis oder Zuneigung entwickelte.

Diesen Aspekt aufgegriffen zu haben ist verdienstvoll und keineswegs ein abgelutschtes Thema - ich finde, du hast das gut umgesetzt. Kompliment.

Dion

 

Hallo Chica,

ich schließe mich den Vorschreibern an. Erotisch, nah. Jedoch anders als GD empfand ich bei dieser Geschichte die Auflösung nicht ausgelutscht, weil ich dies vorher mit keinem Gedanken in Erwägung zog. Gerne gelesen :).

Kleinigkeit:

immer noch hielt sie mit einer Hand den BH in der Mitte zusammen, während die andere nach dem Glas auf dem Tisch neben ihr tastete.
Die Lackschwärze ihrer Nägel ließ den Eiswürfel zwischen ihren Fingern um so heller schimmern.
Ich gehe davon aus, sie trinkt etwas, das mit Eiswürfeln gekühlt wird


Nachdenklich wischte sie sich den Bierschaum vom Mund und stellte die leere Flasche auf den Tisch neben dem PC zurück.
Hier ist es eindeutig Bier :D.
Also zwei Getränke - oder tatsächlich die Eiswürfel nur für die Anmache?

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Chica,

gerade bei erotischen Geschichten ist es sehr schwierig, den richtigen Ton zu treffen. Zu leicht rutscht man in das Lächerliche ab oder aber es liest sich wie ein Porno.
Dieser Spagat ist dir hervorragend gelungen - die erotische Stimmung ist greifbar und wie auch Goldene Dame empfand ich gerade den blauen Glasdildo pikant und erotisch.

Der letzte Funke ist bei mir allerdings nicht übergesprungen, weil ich den männlichen Part sehr unsymphatisch fand. Beim Lesen hatte ich ständig einen alten Herren vor mir, der sich an den Reizen einer jungen Dame erfreut. Allerdings ist Geschmackssache.

Dass es sich um CS handelt hätte ich nicht erwartet. Vielleicht noch nach der Anfangsszene, aber nicht mehr, nachdem sie zusammen im Bett gelegen haben. Das war mir zu "real".
Ich persönlich mag Pointengeschichten nicht sonderlich, aber in diesem Fall fand ich es in Ordnung, weil sich viel zwischen den Zeilen abspielt.

Die Abhängigkeit der Frau von ihrem virtuellen Freund, der sich in ihr Leben einschleicht und ihr plötzlich realer vorkommt, als alles andere.
Gut, dass sie wenigstens erkennt, wie es um sie steht, sonst wäre der letzte Schritt wohl undenkbar.

Gruß, Fleur

 

Fleur schrieb:
und wie auch Goldene Dame empfand ich gerade den blauen Glasdildo pikant und erotisch.
Darf man das so deuten, daß blaue Glasdildos jetzt in sind? Wissen das die beiden Flensburger Unternehmer bereits oder hat man noch Zeit, sich ein paar Euronen zu verdienen, in dem man sie auf diesen Sachverhalt hinweist?

Andererseits würde Lea Victoria das sicher ganz anders deuten: Die Flensburger haben die Damenwelt manipuliert, d.h. ihnen eingeredet, daß die Frau von heute unbedingt einen blauen Glasdildo in ihrer Sammlung braucht.

Aber egal wie, Hauptsache ist, die Wirtschaft wird so wieder angekurbelt, oder man merkt jetzt endlich, daß wir von einer Frau regiert werden.

 

Deine Anfrage, lieber Dion ,ist ja wohl volle Kanne offtopic... :D
Klar sind Glasdildos in, kriegste in jedem Sextoyshop und die Versandhäuser haben das gleiche Sortiment. Der blaue Dildo erinnert wunderbar an die vergangenen Zeiten, in denen man (am besten in memoriam an den Ex-Geliebten) zusammen mit IHM den Prosecco aussoff, bevor... :D
Dein erotisch-phantasiereiches Männerherz erhält, dies musst du jetzt eindeutig zugeben, jede Menge Stoff bei solch blauer Verbindung. ;)

Nun aber raus aus der offtopic - Abteilung, rein in die Kritik:

liebste Freundin,

endlich eine Geschichte von dir! Endlich! Du gehörst für mich zu den wenigen Autoren, denen es gelingt im Bereich R/E die Gratwanderung zu vollführen, ohne abzurutschen, weil du elegant auf dem Hügel balancierst zwischen Kitsch, Romantik, Erotik und das Wort "Pornographie" nur streifst. Wunderbar gelungen diese Story.

Mir hat am besten das Knistern gefallen, dieses Nichtwissen, was gleich geschehen wird und dieses Spiel zwischen beiden, das bis zum Ende verfolgt werden musste, weil eben nicht klar war, was passieren würde.

Die Szene zwischen beiden hast du faszinierend eingefangen. Großes Kompliment! Im Grunde genommen ist es ein Spiel zwischen Macht und Sucht, er folgt nur noch seiner Sucht nach IHR, was sie mit Macht über IHN ausstattet, aber ohne seine Sucht ist sie machtlos.


Was mir so rein gar nicht gefallen hat, ist der Rest, er ist narrativ, du steigst aus der Handlung, aus der Aktion aus und berichtest wie ein Zeitungsreporter, was dann noch so am Ende passiert und wies weitergeht. Wie die Beschreibung eines Klappentextes. Das hab ich als Leser eigentlich nicht verdient oder? ;)
Das halte ich für einen wesentlichen Bruch in deiner Darstellung. Diese Geschichte hätte länger werden müssen und können und einen Teil deines Resümees am Ende deiner Geschichte, hätte in die Handlung mit einbezogen werden müssen, aber den größten Teil hättest du mir Leser als Denkaufgabe überlassen können.
Ich hätte mir am Ende der Geschichte von allein sagen müssen: hey diese Frau ist abhängig von IHM, gut, dass sie den Schlussstrich vor ihm zieht oder ich hätte den Schluss gefolgert, dass er verdammt abhängig ist von ihr und der Darstellung ihrer Reize.
So hast du mich wie ein kleines unerfahrenes Mädchen an die Hand versucht zu nehmen und mir drei Türen aufgehalten. Dabei kann ich doch schon selber denken und Türen aufmachen...:D Verstehste was ich meine?

Ich bin aber schon froh, dass du wieder schreibst. Es ist insoweit ein gelungener Anfang und bitte bitte mache weiter. Es gibt so wenige von deiner Sorte im Bereich der erotischen Geschichten. Ihr seid wirklich (leider) nur eine Handvoll...seufz.

Lieben herzlichen Gruß
Elvira

 

Hi Chica,

auch ich habe mich gefreut, mal wieder etwas von dir zu lesen.

Immer noch hielt sie mit einer Hand den BH in der Mitte zusammen, während die andere nach dem Glas auf dem Tisch neben ihr tastete
hier ist im Grunde nicht einzusehen, dass die andere Hand sich selbstständig macht, da es den Satz nicht unnötig komplizierter machen wärde, wenn du "während sie mit der anderen" schreiben würdest. Eine ähnliche Stelle gibt es später noch mal.

Bis auf diese technische Anmerkung kann ich mich dem Urteil der anderen Leser auch nur anschließen. Sehr gelungene Geschichte.

Lieben Gruß, sim

 

Allen bisherigen KGB'lern (KurzGeschichtenBeurteilern) danke ich herzlich fürs Lesen, Loben und Kommentiere und natürlich auch für die Rückbegrüßung.

Liebe Goldene Dame, ich stimme dir zu, es ist schwierig, unter der romantischen/erotischen Sonne etwas Neues zu schaffen. Andererseits ist es auch in der Musik üblich, bekannte Stücke neu zu vertonen und zu interpretieren. Darum gieße ich lieber neuen (und hoffentlich sorgfältig gekelterten) Wein in alte Schläuche, als auf Teufel komm raus neue Plots zu schinden. Das stelle ich mir höchst schlauchend vor. ;-)

Ich freue mich, lieber dion, dass du die Hintergrundbotschaft meines Textes heraushebst, die rein quantitativ kurz kommt.
Das Thema der Kommunikation via Netz beschäftigt mich sehr, auch aufgrund eigener sehr intensiver Erfahrungen. Es ist ein Trugschluss zu meinen, die Distanz der Virtualität garantiere Abenteuer light, Spaß ohne Risiken und Nebenwirkungen. Intensiver Austausch berührt fast zwangsläufig die Gefühlsebene, auch oder gerade weil die Cyber-Körperlosigkeit zur Projektion von Idealen, Sehnsüchten und Ängsten einlädt. Die Verlustangst, die eigentlich immer an Bord ist, wenn Menschen füreinander Gefühle entwickeln, kann durch die Anonymität des Mediums und die Gefahr des spurlosen Kontaktabbruchs noch größer sein als bei realen Beziehungen.

Einen blauen Glasdildo finde ich einfach schöner als eines von diesen neonfarbenen Plaste-und-Elaste-Teilen, wie sie sicher das einschlägige Angebot beherrschen. Das Auge vögelt schließlich mit. Ob Frau Merkel einen hat, werden wohl nur einige Diensthabende beim Flug-Sicherheitscheck wissen. ;-)

Danke auch dir, Wolf-Michael, dein Vorschlag hat etwas, aber ich finde meine Version auch nicht schlechter.

Liebe bernadette, du hast richtig gedeutet, auf dem Tisch steht ein eisgekühltes Getränk. Ich finde, man unterfordert die Intelligenz des Lesers, wenn man JEDES Detail explizit erwähnt und nicht auch mal den Kontext sprechen lässt.
Ich dachte bei dem Drink übrigens an einen Caipi, aber es könnte auch ein Saft sein.
Was das Absacker-Bier angeht - ist ja nicht unüblich, an einem langen Abend das Getränk zu wechseln - oder? ;-)

Liebe Fleur, es war mir auch nicht wichtig, einen unbedingt sympathischen männlichen Prot zu schaffen. Jeder Leser darf ihn nach seinen Phantasien besetzen. Ich hatte eher einen jüngeren Mann vor Augen, du einen älteren (wahrscheinlich das Klischeebild des Frührentners in ketchup- und spermabekleckertem Feinripp-Unterhemd *lächel*).
Übrigens kann frau sich auch in ein gstandenes Mannsbild vergucken... ;-)
Gerade die Unterschiede in den Kopffilmen finde ich spannend, darum vermeide ich es nach Möglichkeit, meine Protagonisten allzu detailliert zu beschreiben.

Macht und Sucht sprichst du an, liebe lakita... In jeder Gefühlsbeziehung spielt die gegenseitige Sucht aufeinander und die Macht, die aus der Abhängigkeit des Gegenübers entsteht, eine Rolle. Leider ist die Machtbalance nur selten ausgeglichen.
Wir wissen zu wenig über den männlichen Part, aber so wie es aussieht, ist er mehr nach dem erotischen Thrill süchtig, den sie ihm bietet, weniger nach ihrer schönen Seele. Das bringt ihn in die bessere Position, denn geile Shows gibt es auch anderswo, während sich Zuneigung, Verliebtheit, Liebe auf das unaustauschbare Individuum beziehen. Insofern ist ihre Entscheidung nachvollziehbar - und in gewisser Weise bewundere ich ihre Härte gegenüber sich selbst. Ich könnte das nicht... *lächel*

Dein Unbehagen mit dem Schluss der Story kann ich gut nachvollziehen. Der "Schnitt" ist hart. Es wäre sicher die Mühe wert, die beiden Ebenen der Geschichte stärker ineinander zu verweben. Andererseits führt der abrupte Stilwechsel zu einem Überraschungseffekt, wie ich ihn zum Beispiel auch bei Filmen sehr mag. Ich werde mir eine Überarbeitung des Textes in Richtung stärkere Synthese von Erotik- und Emotionsanteil noch mal durch den Kopf gehen lassen.

Hallo sim, DANKE für deinen Vorschlag. Genau an dieser Stelle war mir selbst ein wenig unbehaglich, aber die Betriebsblindheit hat mir die Sicht auf die Alternative verstellt. Wird sogleich nachgeschliffen. :-)

Ganz herzlich...

Chica

 

Hallo Marius,

auch dir danke ich für das ausführliche Feedback.
Ich stimme dir zu: Auch meiner Ansicht nach geht es den Anhängern von Tele-Erotik primär um Sex als l'art pour l'art. Das ideale Medium für Nähe-Flüchtlinge, Verschmelzung ohne emotionale Kontamination zu erleben. Eventuell keimende Gefühle sind da geradezu ein GAU.

Das ist die Realität oder zumindest ein Ausschnitt davon. Ist die Schilderung von Realität automatisch platt? Banal hätte ich den Plot gefunden, wenn es der Mann gewesen wäre, der sich pinscherhaft feige verpieselt hätte. Eben weil - wie du oben selbst schriebst - dem Klischee nach vor allem Männer das Net als Pralinenschachtel verstehen, die Genuss ohne Reue verspricht.

Im übrigen glaube ich nicht, dass die Prot sich daran stört, von ihrem Cyber-Liebhaber als Wichsmodell wahrgenommen zu werden; die tabulose Schlampe gilt doch mittlerweile geradezu als neue Ikone der Weiblichkeit, und Exhibitionismus ist zwingend angewiesen auf Voyeure. Sicher gibt es - real und im Netz - nicht wenige Frauen, die mit erotischen Signalen und Taten um Liebe kämpfen. Das gilt aber sicher nicht für meine "Heldin". Sie hatten beide Spaß am Spiel. Nur wurde sie über ihre virtuelle Marionette mit Gefühlen geschwängert, und eine solche "widerrechtliche" Empfängnis ist leider auch in anderen Kulturen ein Grund zur Exekution.

Grüße!

Chica

 

hello chica,

tolle Geschichte, mitreissend - allerdings schließe ich mich lakitas Kritik hinsichtlich des zweiten Teils an, das läßt sich sicher erzählerischer lösen.

'Glas auf dem Tisch neben ihr' - neben ihr ist eigentlich klar...

Viele Grüße vom gox

 

Merci bien, gox, du und lakita, ihr habt sicher Recht, aber ich widme mich so ungern erneut meinen "Jungen", wenn ich sie erst mal aus dem Schreib-Nest verstoßen habe.

Aber um es mal mit Butler James auszudrücken: "Well, I'll do my very best." *g*

Ganz herzlich...
Chica

 

Jetzt verstehe ich dich besser. Du findest die Prot also deshalb nicht stark und selbstbewusst, weil sie das Visier nicht ganz geschlossen hatte, so dass ein Amorpfeil durchdringen konnte? Du findest sie melodramatisch und bemitleidenswert, weil bei ihr ein Gefühlsfunke glimmt? Ich fände sie gerade dann des Mitleids würdig, wenn sie so hummerartig gepanzert wäre, dass kein Gefühl mehr eindringen kann.
Ich sehe sie nicht als "Basic Instinct"-Biest. Und die Stimmung am Ende des Textes soll ein wenig sein wie "When the music's over" von den Doors. Da muss ich wohl wirklich noch nacharbeiten.

Herzlich...

Chica

 

Die Stimmung der Prot am Ende, lieber Marius, soll so eine Art "Abschmink-Stimmung" sein, wie sie ein Künstler nach der Vorstellung in seiner Garderobe hat: leer, erschöpft, aber gleichzeitig wissend, das Beste gegeben zu haben.
Dass es Frauen eher als Männern passiert, dass sie in einem auf Sex begrenzten Kontakt die Contenance verlieren und sozusagen vertragsbrüchig werden, finde ich nicht komisch, sondern eher liebenswert. Es adelt sie fast. Gerade weil sich ihr Erleben nicht sklavisch an der Erwartung orientiert, bringen sie durch Chaos Bewegung in Persönlichkeit und Beziehung. Aber mag sein, dass es da grundsätzliche Geschlechtsunterschiede in der Beurteilung gibt.

Grüße!
Chica

 

Neue Geschichte

Halli Chica!

Wieder sehr gut. Diesmal mit etwas direkterer Ausdrucksweise, die passt aber zum Thema und wirkt authentisch. Die Auflösung war für mich total überraschend (also eher nicht ausgelutschtes Thema wie oben jemand geschrieben hat - aber ehrlich gesagt lese ich auch nicht sehr viele Kurzgeschichten und treibe mich auf dieser und ähnlichen Internetplattformen auch erst sei 2 Monaten herum)

Jedenfalls: Bravo.

Danke, Ciao..Gues..

 

Mich stört es auch, lieber Marius, dass sich die Prot verstellt. Sich cooler gibt, als sie ist. Aber auch das ist m.E. und meiner Erfahrung nach Realität. Frauen geben sich im Schnitt viel mehr Mühe als Männer, die Erwartungen ihres Sehnsuchtszieles zu erspüren und sich dementsprechend zu verhalten. Aus Verlustangst, vorauseilendem Gehorsam, als Form arglistiger Täuschung... das ist multikausal. Kennst du das Chanson "Das große Erwachen" von A. Louisan? Wenn nicht, schicke ich dir gern mal den Text.

Ich glaube nicht, dass meine Prot BEWUSST jemanden gesucht hat, den sie zusätzlich zum exhibitionistischen Kick noch lieben kann; ich sehe die emotionale Verwicklung aus ihrer Sicht eher als Betriebsunfall. Aber wie wir seit Freud wissen, gibt es keine Zufälle. ;-)
Deine Suche nach Tiefe finde ich völlig in Ordnung und sogar lobenswert - wobei ich (unter der Voraussetzung, dass du das regelmäßig machst) zugleich an den Spruch "Wir müssen uns Sisyphos als seinen glücklichen Menschen denken" erinnert wurde. Tatsächlich bringe ich gern in meinen Geschichten eine Botschaft unter, und der Themenkomplex "Fernnähe" bzw. Angst vor Nähe bei gleichzeitiger Sehnsucht danach beschäftigt mich sehr. Durchaus möglich, dass ich das nochmals in einem Text unterbringen werde.

Dir, Gues, danke ich fürs Lesen und positive Kommentieren. So ein rundum zufriedener Lese-Kunde ist auch mal ganz schön. *smile*

Herzliche Grüße!
Chica

 

Nun, lieber Marius, da du besagtes Chanson auch kennst und schätzt wie ich, möchte ich dir (und anderen geneigten Lesern) die Version vom "Großen Erwachen" vorstellen, die ich vor einiger Zeit gedichtet habe und die - das weiß ich aus vielen realen und virtuellen Diskussionen mit Frauen - genauso ihre Wahrheit hat:

SCHLAMPEN-VIPER

(frei nach "Das große Erwachen" von A. Louisan)

Ich ging ohne Slip, und das war höchst kalt,
aber mir war klar: Fast-Fick magst du halt.
Ich hab so getan, als wär' ich sehr geil,
wäre rattenscharf auf dein bestes Teil.
Ich bin rumgehumpelt auf den hohen Schuh'n,
denn als Femme fatale muss man so was tun.
Ich war Mata Hari mit dem Bedroom-Blick,
doch das war nur ein Trick,
damit ich dich krieg'...

Und jetzt möchte ich, dass du mich liebst
ganz genauso wie ich wirklich bin
und mir all meine albernen Macken vergibst,
meine Fehler, jetzt verdammt,
nimm sie hin.

Immer griffbereit lag ein Plastikschwanz,
stopfte ihn in mich bis zum Anschlag ganz,
Ich hab dich geblasen, deinen Saft geschluckt,
hab beim Vögeln stets höchst verzückt geguckt,
auch in meinen Po ließ ich dich hinein,
und das tat mir weh, ziemlich hundsgemein.
Trotzdem tat sich so, als stöhnt' ich vor Lust,
alles nur damit du mich mögen musst...

Und jetzt möchte ich, dass du mich liebst,
ganz genauso wie ich wirklich bin
und mir all meine albernen Macken vergibst,
meine Fehler, jetzt verdammt,
nimm sie hin.

Immer wenn du wolltest, ging ich auf die Knie,
spreizte meine Schenkel, war dein Stutenvieh,
piercte meine Nippel, sagte Sauereien,
niemals und zu gar nichts sagte ich mal "nein".
Ich war Schlampenweib, kannte kein Tabu,
und du blicktest nie hinter diesen Schmu.
Doch ich will viel mehr als den Job im Bett,
deine Sympathie finde ich zwar nett,
doch...

jetzt möchte ich, dass du mich liebst
ganz genauso wie ich wirklich bin
und mir all meine albernen Macken vergibst
meine Fehler, jetzt verdammt,
nimm' sie hin.

 

Dir ist hoffentlich klar, Chica, daß deine Version nicht im Radio gespielt würde? Zumindest nicht in Bayern, wo der Bayerische Rundfunk, der Staats- bzw. Parteisender der CSU, das fast 40 Jahre alte Lied Je t’aime… von Serge Gainsbourg und Jane Birkin nach wie vor nicht spielen darf.

 

Ich finde, dass in beiden Versionen die Frauen schlicht und einfach eine Rechnung präsentieren: Das zahlte ich in Form von Verstellung und Überwindung, jetzt will ich die "Ware". Beide verkaufen sich via Verstellung. Sie zahlen nur in verschiedener Währung.

Frauen machen das meiner Meinung nach viel mehr als Männer: das eigene Verhalten, die eigene Erscheinung als eine Art von vorauseilendem Gehorsam männlichen Erwartungen anzupassen. Oft geht die Identifikation mit dem "Aggressor" so weit, dass sie die Selbstverleugnung gar nicht wahrnehmen. Das sind dann die Frauen, die treuherzig behaupten, dass es sich höchst bequem auf 12 Zentimeter hohen Absätzen geht. :-)

Ach, Dion, es gibt ja noch Web-Radio... Und die Bayern könnten meine Version ja mit vielen *beep*'s senden, wie bei den Interviews mit US-Rappern auf MTV.

 

Hi Chica,

wow, was für eine Geschichte- in jeder Hinsicht geil!

Die beiden Sätze fand ich am geilsten:

Sein wieder weiches Gemächt lag zufrieden an seinen Bauch geschmiegt wie ein neugeborenes Baby, und hätte der Schwanz einen Daumen gehabt – er hätte daran gelutscht.

„Sieh mir in die Augen, wenn du mich erschießt“, schien sie zu sagen. Und sie drückte ab.

LG
Katinka

P.S. Ob blau, rot oder braun...
Dildos mögen alle Frau`n....:D

 

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