Mitglied
- Beitritt
- 14.10.2006
- Beiträge
- 76
Schlechter Herbst
Herbstnüchtern blicke ich hinab auf den nassen Asphalt. Irgendwo da hinten verschwindet die Straße im Nebel und knickt kurz dahinter nach unten ab. Alle Autos die im Nebel verschwunden waren sind kurz dahinter in bodenlose Leere gefallen.
Ich glotze nach rechts und erspähe sowohl bunte Bäume, als auch den, von der Sonne bunt gefärbten, Himmel. Das ist keine Natur. Das ist Verarschung.
Ich schlage gegen einen der Bäume die am Straßenrand stehen. Und noch mal. Das ist die einzige Möglichkeit, ihm klarzumachen wie traurig doch seine Existenz ist. Er wächst einfach nur friedlich aus dem Boden und ich verletze mich an ihm. Er kann gar nichts dagegen machen. Ja, was bringt dir deine ganze Stärke, deine Sanftmut, wenn ich dagegen schlage. Ha, du kannst ja nicht mal Emotionen ausdrücken. Für mich siehst du gleichgültig aus.
Ein Reh versucht von der Wiese zurück in den angrenzenden Wald zu fliehen. Weg vom, wenn auch spärlichen, Verkehr der Straße, auf der ich stehe. Wovor flieht es? Vor dem Leben? Na ja, Reh, wir sprechen uns in 10 Jahren wieder. Was hat es dann für einen Sinn, dass du dein Leben lang geflohen bist?
Je näher ich dem Nebel komme, desto weiter schwindet auch der Abgrund in die Ferne.
Ich blicke zurück. Da klebt etwas. Da auf der Straße.
Ich hatte es verloren. Es ist ein Stück von mir. So eine schwarze Masse.
Eklig.
Ich kann mich gar nicht freuen, dass das jetzt nicht mehr in mir drin ist. Viel mehr ist die Vorstellung verabscheuungswürdig, dass das mal in mir war.
Ich pisse auf die Straße. Das hilft auch nicht.
Ich nehme mir vor, vor dem Leben zu fliehen, denn was hat es für einen Sinn, in 100 Jahren sagen zu können: Ich habe mich immer dem Leben gestellt. Und nu?