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Schlussstrich

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08.01.2006
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Schlussstrich

Deborah George

Schlussstrich

Sie lagen gemeinsam im Gras. Am Himmel zog ein Schwarm Vögel vorbei, der laue Sommerwind bog die dünnen Halme und der Duft der uralten Linde lag in der Luft. Schon seit einer Stunde lagen sie nebeneinander, keiner sagte auch nur ein Wort. Er schien glücklich zu sein, liebevoll hielt er ihre Hand und döste vor sich hin. Doch sie hasste es, das Schweigen, das Nichtstun, schon immer hasste sie diese Eigenschaften an ihrem Freund. Was hielt sie eigentlich zusammen? Der Unterschied zwischen ihnen klaffte wie eine nicht heilende Wunde und je mehr sie darüber nachdachte umso klarer wurde ihr, dass sie ihn nie wirklich liebte, lediglich hatte sie das Gefühl, dass jeder genau dies von ihr erwartete. Sicher würde es irgendwann noch kommen, dachte sie immer, irgendwann würde sie schon etwas für ihn empfinden und in der Zwischenzeit vergnügte sie sich anderweitig. Ohne sein Wissen. Das Erschreckende war nur, dass sie keine Sekunde lang auch nur im Entferntesten ein Schlechtes Gewissen hatte. Nein. Vielmehr sah sie es als ihr gutes Recht, sich das zu holen was er ihr nicht geben konnte. Er jedoch opferte sich komplett für sie, liebte sie von ganzen Herzen, war bereit alles für sie zu geben und ahnte dabei nicht, das der Teufel von ihr Besitz ergriffen hatte. Es würde ihm nur das Herz brechen, wenn er erfahren müsste, was seine Freundin in seiner Abwesenheit trieb. Sie wollte ihm die Wahrheit nicht zumuten und entschied sich deshalb immer wieder für ihn, auch wenn sie sich in seiner Nähe stets eingeengt fühlte, wie ein Raubtier in einem viel zu kleinem Käfig. Noch nie fand sie ihn in irgendeiner Weise attraktiv oder anziehend, immer wenn sie ihn in die Augen sah wusste sie, dass er nicht gut genug für sie war. Jedoch wollte sie allen die scheinbar heile Welt zeigen, in der sie lebte, mit einem Partner an ihrer Seite, der immer zu ihr hielt und ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Sie sollten sie darum beneiden. Doch irgendwann kommt für jeden der Tag, an dem man für alles bezahlt und dieser Tag rückte mit unaufhaltbar großen Schritten auf sie zu, lange konnte sie dieses meisterhafte Schauspiel nicht mehr durchhalten. Die Leere ihn ihr wuchs sekündlich und bevor diese Leere ihre Seele komplett einnehmen konnte musste sie einen Schlussstrich ziehen. Ein halbes Jahr hielt sie diese Mitleidsbeziehung nun schon durch, jedes Mal wenn sie bei ihm war hasste sie sich mehr für das was sie tat, die einzigen Momente in denen sie sich fallen lassen konnte waren jene, in denen sie sich mit anderen Männern vergnügte. Wie sollte sie es ihm sagen? Persönlich von Angesicht zu Angesicht? Mit einem Brief oder einem Anruf? Sie wollte ihn nicht ansehen und nicht mit ihm reden. Aber es musste nun schnell gehen, jetzt wo aller Mut zusammengefasst war musste es übe die Bühne gebracht werden. Sie entschloss sich es ihm heute Abend noch zu sagen, aber erst wollte sie nach Hause und sich darauf vorbereiten.
Sie stützte ihren Kopf auf ihre Hand und flüsterte ihm leise ins Ohr, dass sie gehen wollte. Langsam schlug er die verschlafenen Augen auf und lächelte sie an. Gemeinsam packten sie die Picknickdecke zusammen und verstauten sie im Auto. Vor Ihrer Haustür legte er sanft seine Arme um ihre Taille und küsste sie, „Du fehlst mir jetzt schon Liebling!“. In der Gewissheit, das es der Letzte sein würde gab sie ihm einen Kuss und stellte sich die Frage ob er es bemerken würde. Danach verschwand sie im Haus.

Im Arm ihres Liebhabers tippte sie nun die entscheidenden Worte in ihr Handy: „Es tut mir leid, wir passen nicht zusammen. Ich hoffe du findest bald das wahre Glück.“ In diesem Moment fühlte sie sich frei wie einer der Vögel, die heute Nachmittag hoch über ihr den Himmel durchquerte. Nun war die Wahrheit endlich ausgesprochen und sie konnte endlich wieder das Leben führen, nach dem sie sich so lange gesehnt hatte.

 

Hallo Pearl,

und erstmal herzlich Willkommen hier.

Irgendetwas wird ihr Freund ihr geben, sonst wäre sie nicht mit ihm zusammen. Neben der Vorstellung des perfekten Paars, die sie allen abliefern kann, ist es wohl in erster Linie das hier:

Er jedoch opferte sich komplett für sie, liebte sie von ganzen Herzen, war bereit alles für sie zu geben
Ich glaube, es würde deiner Geschichte gut tun, wenn du noch ein wenig näher an die beiden herangehen würdest. Du schreibst, zwischen ihnen klaffen große Unterschiede, sie fühlt sich eingeengt. Aber worin bestehen diese Unterschiede, wie äußert sich all das? Einige Details mehr halte ich hier für sinnvoll.

Probleme hatte ich auch mit der etwas unklaren Perspektive: Ist dies ihre Version der Geschichte, ist es seine, ist es eine völlig neutrale? Das wechselt aus meiner Sicht.

Kleinigkeiten:

ahnte dabei nicht, das der Teufel von ihr Besitz ergriffen hatte
dass
immer wenn sie ihn in die Augen sah wusste sie, dass er nicht gut genug für sie war
ihm

Liebe Grüße,
Juschi

 

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