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Schmetterlinge

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23.01.2007
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Schmetterlinge

Ich könnte tagelang zusehen, wie du schläfst. Du bist so friedlich dann, so ruhig. Ich lächle still und denke an gestern, denke an deine Hände und an die Stellen, an denen du mich berührt hast.
Deine Lider bewegen sich, was du wohl träumst? Bei mir war es ein Schmetterling, der auf einer Blüte saß, und seine Flügel leuchteten im Sonnenlicht.
Meine Hand wandert unter der Decke hervor, ich lege sie auf deine Brust, vorsichtig, damit du nicht erwachst. Die Bewegung deines Atems setzt sich in mir fort.
Wie schön du bist. Du magst es nicht, wenn ich dir das sage, möchtest groß sein und stark, möchtest nicht süß genannt werden oder schön. Ich beuge mich vor, meine Nase ist neben deiner, ich atme deinen Atem, nehme, was du gibst, und schenke, was ich habe. Ob ich dich küssen soll? Meine Lippen erwarten dich, ich öffne sie leicht und spüre die Berührung - nur kurz - dann schließe ich die Augen und sehe den Schmetterling aus meinem Traum, er flattert auf der Blüte.
Mein Kopf liegt neben deinem, ich atme dich ein, fühle, wie du dich in mir ausbreitest, mich einnimmst. Ich höre, wie mein Körper erbebt, fühle, wie er sich bereit macht. Meine Hand gleitet hinab an dir, vorsichtig, ich halte deine Lider mit meinem Blick und ertaste so die Grenze, an der du gerade noch nicht erwachst. Deine Mundwinkel zucken leicht, als ich dich berühre, du atmest tiefer und ich lächle, als ich spüre, dass dir gefällt, was ich tue.
Meine andere Hand sucht die Stelle an mir, die dir vorbehalten ist, und als ich die Augen schließe, hat sich der Schmetterling in die Luft erhoben und fliegt vor einem tiefblauen Himmel.
Es fühlt sich an, als wären meine beiden Hände eine und ich spüre, wie ich zittere, weil ich mich zurückhalten muss - du sollst nicht aufwachen, noch nicht. Mir wird warm unter der Decke und auch auf deiner Stirn bilden sich Tropfen. Einer läuft an deiner Schläfe herunter und schmeckt salzig auf meiner Zunge.
Meine Hände kreisen und meine Brust hebt und senkt sich im Einklang mit deiner.
Der Schmetterling fliegt höher hinauf, lässt sich treiben, schlägt übermütig Purzelbäume.
Meine Nase berührt deine Wange, dann deinen Mund. Meine Zunge schmeckt Salz und dich. Ich schließe die Augen und der Schmetterling schlägt im Takt mit den Flügeln, es gibt nur diesen einen Takt, den Takt unseres Atems, und jeder Flügelschlag treibt ihn höher, bis er die Flügel spreizt und auf dem Höhepunkt seiner Bahn verharrt, einen Moment nur, das Blau des Himmels ist eins mit den Farben der Erde, dann lässt er sich fallen, die Zeit dehnt sich, er sieht Braun und Ocker - eine Weile taumelt er benommen, dann fängt er sich und ich atme wieder.
Als ich die Augen öffne, siehst du mich verwundert an, du verstehst noch nicht. Dann schleicht sich der Schalk in deinen Blick und du öffnest den Mund, um etwas zu sagen. Schnell lege ich meinen Zeigefinger auf deine Lippen.
»Es muss nicht mehr alles gesagt werden«, hauche ich dir ins Ohr.
Warum?, fragen deine Augen und du legst den Kopf schief. Ich beuge mich über dich und presse meine Lippen auf deine.

 

Hey yours!

Ich hab einige Kritiken gelesen und schließe mich einfach mal fiz und Konsorten an, mir ist das auch alles zu süß, die Schmetterling-Metapher ausgelutscht und die Du-Perspektive eh daneben, wenn ich dafür keinen triftigen Grund sehe. Das könnte auch gut in der Ich-Perspektive sein, jaaa, ist ja Ich-Perspektive, aber dieses Ansprechen mag ich überhaupt nicht, deine Geschichte hat auch nichts daran geändert.

Auch wenn der Schmetterling nur eine Metapher ist - aber die gleiten doch nie in der Luft, hab ich noch nie gesehen - soll aber nix heißen, trotzdem stelle ich mir das schräg vor.

Deine Geschichte sehe ich so: Es muss nicht alles gesagt werden, weil man sich auch hinter staubigen Metaphern verstecken kann. :P

Nein, hat mich nicht überzeugt.


JoBlack

 

Hallo yours,

wie schon angedroht, schreibe ich auch einen Kommentar. ;)
Diese Geschichte ist ein Überschwang an Zärtlichkeit, ein einziger Bruce-Moment - und ich glaube, dass es gut ist, auch einmal so etwas zu schreiben, einfach, um es auszuprobieren und im Repertoire zu haben. Dein Stil ist seit Deinen frühen Geschichten sehr viel besser geworden. Gefallen haben mir ungewöhnliche Sätze wie z. B.

Du bist so friedlich dann, so ruhig.
Was mir an dieser Szene ein wenig gefehlt hat, war ein Grund, mit den beiden zu fühlen. So sind sie einfach zwei x-beliebige Menschen, über die ich nichts weiß. Insgesamt aber ganz hübsch.

Freundliche Grüße,

Berg

 

Hallo Yours!

Auch hier muss ich mich Feirefiz wieder anschließen: Mir ist das auch alles zu duftig-süßlich, vor allem find ich den Schmetterling schlecht gewählt, weil es mich an die Sache mit den Bienen erinnert, und so wird das Ganze unfreiwillig komisch für mich. Ja, und es wirkt prüde auf mich in dieser Ablenkung auf den armen Schmetterling.

Das Grundmotiv des Textes ist das Einsein oder Einswerden mit dem Partner, und egal, wie man das im wirklichen Leben sieht, als literarisches Motiv ist das halt furchtbar abgebraucht und deswegen uninteressant.

Meine Hände kreisen und meine Brust hebt und senkt sich im Einklang mit deiner
und der Schmetterling schlägt im Takt mit den Flügeln, es gibt nur diesen einen Takt, den Takt unseres Atems, und jeder Flügelschlag treibt ihn höher, bis er die Flügel spreizt und auf dem Höhepunkt seiner Bahn verharrt

Und, mein Hauptkritikpunkt: Es gibt nicht den Hauch eines Konfliktes oder Bruches in dem Text, es ist so harmonisch-einstimmig, wozu wird das überhaupt erzählt?
Ist halt überhaupt nicht meins. ;)

Gruß
Andrea

 

Hallo Manuela!

Ich hab sie dringelassen, die Blumen. Aber etwas ausgemistet habe ich doch. :)


Hallo Makita!

Danke dir für deine Liste, ich hab sie nun umgesetzt. An Manchem hing ich zu arg, als dass ich es rausstreichen könnte, aber das Meiste flog. Und auch dein Vorschlag für das Ende gefällt mir.


Hey Jo!

Ich denk auch, du bist einfach zu cool für die Geschichte, hrhr. Danke dir trotzdem fürs Lesen und für deinen Kommentar!


Hallo Berg!

Ja klar, viel erfährt man nicht, es ist ja nur eine Szene. Schade, dass es dich nicht erreichen konnte, aber danke fürs "hübsch" finden. :)


Hallo Andrea!

Es gibt nicht den Hauch eines Konfliktes

Wohl, wohl, Milady! Das ist ganz subtil. Sie klaut ihm ja was, er schläft da ja. Und dann, wenn er aufwacht, ... ja. Okay, das als handfesten Konflikt zu bezeichnen, da geb ich dir natürlich recht, das wäre überzogen. Aber ETWAS ist da. Irgendwo. Ein Hauch! Ja. Aber nicht mehr. Danke fürs Lesen und für deinen Kommentar!


Euch allen schöne Grüße,

yours

 

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