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Schmutziges Wasser

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27.05.2018
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Schmutziges Wasser

Lärmende Gaffer in den Straßen, es brennt das Hochhaus lichterloh, in schwindelnder Höhe Feuers Gleißen mit bangen Gesichtern verfolgt, zitternd, vom Brodeln umzingelt drückt Esther ihr Kind Sarah an ihre Brust, nicht bereit, ihr Kind und sich dem Feuer zu opfern.

Neugier treibt Massen geifernder Schaulustiger an. Sarahs Handeln erwächst aus Verzweiflung, sie hält das Kind in Armen und springt in die Tiefe, sie fällt mit Sarah, doch stürzt sie nicht, es scheint als schwebe sie hinab auf die Straße, auf der ihr sicherer Beine zu stehen gelingt. Und hinter ihr an der Mauer des Hauses glimmt ein Schatten auf, doch kein schwarzer sondern ein roter, es ist eine Gestalt, kleine Flammen züngeln an ihren Konturen. Und Esther nimmt die Erscheinung wahr, die den Gaffern zu entweichen scheint. „Du hast uns gerettet.“
„Als Herr des Feuers vermag ich Feuer zu entfachen, aber ihm auch zu gebieten.“ Indem die Voyeure sich um die Frau und ihr Kind ringen spricht sie zu ihnen, „ihr seid kalt wie Eis in eurer Gier, so werdet zu dem.“

Das ist einige Zeit her, das Haus ist renoviert worden, in einer der Etagen wohnen Esther und Sarah und ein Mann mit einem auffällig roten Gesicht, der sich Saulus nennt. Als in der Nähe ein Zug entgleist, bei dem es Tote und Verletzte geben könnte, sind die Gierigen am Ort des Geschehens, auch Esther, Sarah und Saulus sind dort. Doch die von Katastrophen Besessenen rühren sich nicht, stehen zu Eis erstarrt herum. Saulus löst es mit einem Wink zu schmutzigem Wasser auf, und der Erdboden verschlingt es augenblicklich, derweil die Insassen des verunglückten Zuges allesamt unverletzt aussteigen. Als Esther und Sarah Saulus erstaunt ansehen, sagt dieser nur, „ich kann zwar aus Wasser keinen Wein machen, aber jene, die nach dem Schlimmsten trachten und es so herbeiführen, zu dem verwandeln was sie sind, das kann ich.“


 
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Hallo Pheedor,

nach dreimaligem Lesen glaube ich zu erahnen, was du eigentlich sagen willst: dass Gaffen asi ist?
Naja, für mich ist das wenig Aussage, die dafür umso verschwurbelter daherkommt. Nur wird's dadurch nicht besser, wie meistens bei solchen Fällen.

Ich würde z.B. dringend den ersten Satz in zwei aufsplitten, da jetzt nicht eindeutig ist, wann vom Feuer auf Sarah geschwenkt wird.

spricht sie zu ihnen, „ihr seid kalt wie Eis in eurer Gier, so werdet zu dem.“
ihnen: „Ihr seid kalt wie Eis in eurer Gier, so werdet zu dem.“
-> Was das heißt, wird ja noch klar, aber so ist es ein furchtbarer Satz. "diesem" statt "dem" fände ich wenigstens schon mal einen Tick besser.

augenblicklich verschlingt,
derweil die Insassen
Warum Umbruch?

sagt dieser nur, „ich kann zwar aus Wasser keinen Wein machen, aber jene, die nach dem Schlimmsten trachten und es so herbeiführen, zu dem verwandeln was sie sind, das kann ich.“
nur: „Ich kann zwar aus Wasser keinen Wein machen, aber jene, die nach dem Schlimmsten trachten und es so herbeiführen, zu dem verwandeln, was sie sind, das kann ich.“
-> Was soll das Wasser zu Wein? Zusammenhang?
Am Ende sind auch noch ein paar Leerzeilen drin.

Ja, also nichts für mich, sorry. Leute, die sich so verschwurbelt ausdrücken, haben oft nicht viel zu sagen, und so kommt mir das hier auch vor.

Viele Grüße
Maeuser

 

Guten Tag @Pheedor,

mein erster Gedanke - schon während des Lesens - war: was willst Du uns/mir sagen? Aus meiner Sicht drückt sich eine Botschaft aus diesem Deinem Text. Und es kommt mir vor, als handele es sich hier um etwas wie eine billige Rache. Der Herr wird es richten. Er sandte seinen Racheengel und ließ all die bezahlen, die gafften. Um der Gerechtigkeit willen.

Aus meiner Sicht ist das keine Kurzgeschichte und auch keine kurze Geschichte. Eher so etwas wie eine (Rache-)Fantasie. Ein wenig verpackt, denn Gaffersituationen gibt es überall und das seit Anbeginn des Menschwerdens. Dass ein Werkzeug wie das Smartphone das Begaffen von Tragik, Leid, Tod in weltumspannende mediale Höhen katapultiert, ist dann nur die logische Fortsetzung dieser Gaffsucht.

Aber wo ist jetzt die Geschichte? Und was hat es mit diesem religiösen Duktus auf sich? Es erinnert stark an eine Zwangsmissionierung.

Das Thema 'Gaffen' ist durchaus diskussionswürdig und hat Geschichten verdient, aber das geht weitaus besser und subtiler, ohne das Schwert des Herrn zu führen.

Grüße
Morphin

 
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„Als Herr des Feuers vermag ich Feuer zu entfachen, aber ihm auch zu gebieten.“​

Das Zitat klingt nach „Gottes“ Stimme und die Namenswahl (durchweg hebräische Namen „Esther, Sarah, Saulus“) lässt mich einerseits einen religiösen und das Feuer einen politischen / ideologischen Hintergrund erahnen Deines kleinen Debuts -

und damit erst einmal

herzlich willkommen hierorts,

lieber Pheedor!,

der Momentan in der sozio-politischen Landschaft eine Umkehrung gegenüber dem alten Antisemitismus findet, indem dem Staat Israel dergleichen gegenüber den arabischen Einwohnern (auch sie: Semiten!) Palästinas vorgeworfen wird … Ein Problem, das eigentlich seit der „Gründung“ Israels besteht und im sechs-Tage-Krieg eine bittere Pille für alle Nachbarn (bis zum Iran und Ägypten) Israels wurde.
Das erstaunliche ist ja daran, dass Noah von den mythischen Stammvätern (seinen Söhnen) der Völker dieser Welt "Kanaan" verflucht hat, weil der sein "Blöße" gesehen ... -
das als Römische Provinz Palästina nur die Philister bezeichnete und nicht erst Heinrich Heine hat in der Harzwanderung den Begriff auf andere Völkerschaften erweitert ...

Mit den Gaffern (die es immer schon gegeben hat, man denke an Pranger und öffentliche Hinrichtungen – nicht nur zur Einschüchterung, sondern auch zum Vergnügen der „Guten“ Bevölkerung.

Ich komm auf diesen weiten Kreis und unterstelle eigentlich, dass Du mit den Gaffern – ich übersteiger es mal – den Rest der Welt meinen könntest. Die Welt brennt und alle gucken zu und machen sich z. T. in die Hosen vor Nervenkitzel, bannen das Unheil auf ihren Bildschirmen - hier im Kleinen und vor den Bildschirmen im Großen.

Deine Sprach hat gelegentlich durch den Satzbau Elemente von Dichtung – schon im ersten Satz, wenn es heißt​


Lärmende Gaffer in den Straßen, es brennt das Hochhaus lichterloh, in schwindelnder Höhe Feuers Gleißen mit bangen Gesichtern verfolgt, zitternd, vom Brodeln umzingelt drückt Esther ihr Kind Sarah an ihre Brust, nicht bereit, ihr Kind und sich dem Feuer zu opfern.​
Wenn mit dem „es“ das neutralste und älteste Satzsubjekt nach „Gott“ eingebaut wird (Luther: „… und es wurde Licht.“)

Gleichzeitig baust Du mit den Gaffern ein an sich uraltes Element ein, das die moderne Soziologie in der Gesellschaft der „Singularitäten“ wiedererkennt, wenn jeder „bekannt“, gar auch mal „berühmt“ werden will, wobei „Singularität“ keineswegs einen Individualismus meint, sondern den falschen Ehrgeiz, „bekannt“, gar „berühmt“ zu werden – und wäre es nur für einen Augenblick (ein Phänomen, das es schon seit der Ermordung John Lennons oder dem Messerstecher auf Andy Warhol gibt; wer wüsste noch die Namen der Attentäter?, aber sie erzeugten Schlagzeilen. Den Namen des Kennedy-Attentäters wissen wahrscheinlich noch viele meiner Generation ...)

Flusenlese,
denn schon der zwote Satz versinkt in den Konjunktiefen der deutschen Sprache, wenn es heißt​


Sarahs Handeln erwächst aus Verzweiflung, sie hält das Kind in Armen und springt in die Tiefe, sie fällt mit Sarah, doch stürzt sie nicht, es scheint als schwebe sie hinab auf die Straße, auf der ihr sicherer Beine zu stehen gelingt.​
wo Konj. I, Modus der indirekten Rede (von wem[?] auch immer) gewählt wird, bei einem erstaunlichen Ereignis, das eigentlich auch anders hätte ausgehen können aus dem Bündel an Möglichkeiten.
Konj. I in Schriftform ist zB entstanden aus Gerichtsprotokollen, die (hoffentlich „authentisch“) den Wahrheitsgehalt einer Aussage unterstellt. Da hat der „Schein“ keine Chance und sogar mein alter Deutschlehrer auf der Realschule kommt zur Hilfe und näheren Erläuterung, wenn er behauptete, nur die Sonne scheine, selbst der Mond habe sich sein Licht von ihr geliehen. Damit ergehe es dem „scheinen“ zumeist wie dem „brauchen“, von dem gesagt wird, wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen.
An der Wahl der "indirekten" Rede, KOnjunktiv I magstu erkennen, was ich von der Weisheit meines Deutsch- (und nebenbei Geschichts-)Lehrers halte. Kein Zweifel! Der Konj. II dagegen bietet als Konjunktiv potetentialis Mögliches bis hin zum Unmöglichen, und als irrealis Unmögliches, Unwirkliches, Lüge

Und hinter ihr an der Mauer des Hauses glimmt ein Schatten auf, doch kein schwarzerKOMMA sondern ein roter, es ist eine Gestalt, kleine Flammen züngeln an ihren Konturen.​

Indem die Voyeure sich um die Frau und ihr Kind ringenKOMMA spricht sie zu ihnen, „ihr seid kalt wie Eis in eurer Gier, so werdet zu dem.“​

Wie dem auch wird -

gern gelesen vom

Friedel​

 
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Hallo Pheedor,

Vielen Dank für deine Geschichte!

Die Geschichte erinnert mich an den Film The Gathering. Auch da kam das Gafferthema mit religiösem Kontext zur Sprache. Anmerkung: bei Timescape mit ähnlicher Handlung ist das Vehikel Zeitreisen.

Spoiler***
Im Gegensatz zu deiner Geschichte ist das ewige Leben Strafe für die Gaffer. Und es gibt einen Punkt der Erlösung.
Ende***

Was mir bei deiner Geschichte fehlt ist die Entwicklung des/eines Protagonisten. Saulus ist am Ende wie am Anfang. Warum ist er so? Was treibt ihn an? Sucht er selbst Erlösung?

Den religiösen Rahmen und den Verweis auf Jesus finde ich grundsätzlich okay. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es keinen Saulus, Herr des Feuers, gibt. Und warum verwandelt er dann alle zu Eis? Ich meine, dass man in der biblischen Tradition bleiben sollte, wenn man das Thema in der Form aufgreift. Vielleicht ist er Daniels Ofenheizer oder ein Engel. Dann wären auch Salzsäulen denkbar. Ich könnte mir auch eine Verbindung mit Samael vorstellen.

Sonst habe ich die Geschichte sehr gerne gelesen.

Danke und liebe Grüße,

Joste

 

Hallo @Pheedor!

Zuerst will ich sagen, dass mir dein Schreibstil sehr gut gefällt. Du kannst mit Worten umgehen und du schaffst es gut, ein Bild zu vermitteln. Allerdings gibt es da ein Problem mit der Satzlänge. Aber ich werde dir einfach mal ein paar Dinge zeigen, die mir aufgefallen sind:

Lärmende Gaffer in den Straßen, es brennt das Hochhaus lichterloh, in schwindelnder Höhe Feuers Gleißen mit bangen Gesichtern verfolgt, zitternd, vom Brodeln umzingelt drückt Esther ihr Kind Sarah an ihre Brust, nicht bereit, ihr Kind und sich dem Feuer zu opfern.

Das ist ein sehr langer Satz in dem du auch die Thematik bzw. den Fokus änderst. Zunächst geht es noch um die Gaffer, die um das Haus stehen, das in Flammen steht. Das ist quasi der erste "Halbsatz". Dann geht es um Esther und ihr Kind, die im Feuer bzw. im brennenden Haus gefangen sind und noch im selben Satz geht es dann auch noch darum, dass Esther nicht bereit ist ihr Kind zu opfern und an ihre Brust drückt. Das alles in einem Satz. Im ersten Satz.

Sarahs Handeln erwächst aus Verzweiflung, sie hält das Kind in Armen und springt in die Tiefe, sie fällt mit Sarah, doch stürzt sie nicht, es scheint als schwebe sie hinab auf die Straße, auf der ihr sicherer Beine zu stehen gelingt.

Auch das ist ein sehr langer Satz, der auch mehrere Handlungen umfasst. Zunächst erklärst du, dass ihr Handeln der Verzweiflung entspringt, dann hält sie das Kind (noch) in den Armen, fällt in die Tiefe - aber sie stürzt nicht, dann schwebt sie und dann steht sie. Ich persönlich bin kein Fan davon, wenn in einem Satz so viele Sachen passieren, weil es mir schwer fällt, dem gedanklich zu folgen. Ich lese gerne Satz für Satz nur im Grunde ist es hier so, dass wenn ich am Ende des Satzes bin, ist eigentlich der ganze Fall und der Sturz und das Schweben schon wieder irrellevant. Ich hatte keine Zeit das zu fühlen, weil sie aus dem Haus "fällt" und gleich wieder steht.

„Als Herr des Feuers vermag ich Feuer zu entfachen, aber ihm auch zu gebieten.“ Indem die Voyeure sich um die Frau und ihr Kind ringen spricht sie zu ihnen, „ihr seid kalt wie Eis in eurer Gier, so werdet zu dem.“

Das Auftauchen der Feuergestalt fand ich super. Ein Problem habe ich hier nur dem "spricht sie zu ihnen" - das "sie" bezieht sich hier vermutlich auf die Gestalt, aber ich habe es beim ersten Mal so gelesen, dass die Frau zu den Gaffern spricht und nicht die Feuergestalt und das käme mir dann doch ein wenig unnatürlich vor.

Das ist einige Zeit her, das Haus ist renoviert worden, in einer der Etagen wohnen Esther und Sarah und ein Mann mit einem auffällig roten Gesicht, der sich Saulus nennt.

Ich finde den Satz nicht schlecht. Also den ganzen letzten Absatz nicht, aber mir fällt da eine Veränderung deines Stils auf. Es klingt nicht mehr so poetisch, sondern (im Vergleich zum ersten Teil) wie eine sachliche Beschreibung dessen, was danach passiert ist.

Saulus löst es mit einem Wink zu schmutzigem Wasser auf, und der Erdboden verschlingt es augenblicklich, derweil die Insassen des verunglückten Zuges allesamt unverletzt aussteigen. Als Esther und Sarah Saulus erstaunt ansehen, sagt dieser nur, „ich kann zwar aus Wasser keinen Wein machen, aber jene, die nach dem Schlimmsten trachten und es so herbeiführen, zu dem verwandeln was sie sind, das kann ich.“

Hier verstehe ich einfach nicht ganz, was Saulus sagen will. Was Gaffer sind ist also "schmutziges Wasser"? oder Eis? Die Aussage ergibt für mich nicht wirklich Sinn.


Alles in allem fand ich deinen Text gut. Auch die Idee gefällt mir. Wer kann schon Gaffer leiden, die sich an dem Leid anderer ergötzen, dann noch ihre Handys zücken und online vielleicht auch noch auf mitleidig machen, aber an Hilfeleistung denken sie nicht.

LG Lucifermortus

 

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