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Schneewittchen in Blau

Seniors
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30.06.2004
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Schneewittchen in Blau

„Entschuldigung, ist hier noch frei?“
Arne blickt auf und sieht Theresa. Ein rundliches weißes Gesicht, das von dichtem schwarzen Haar in lockeren Wellen umrahmt wird.
„Theresa“, der Name rutscht ihm heraus, bevor ihm klar wurde, dass die junge Frau nicht Theresa sein kann. Noch bevor er registriert, dass die Nase dieses Mädchens ein bisschen breiter ist, die Lippen schmaler und die Augen blau statt braun. Erst, als er es gesagt hat, nimmt er den Ring in ihrer Augenbraue wahr, die leuchtend blaue Strähne, die sich zwischen den dunklen Locken ringelt und die Jugend des Mädchens. Theresa ist keine zwanzig Jahre mehr alt, wie damals, als er sie zuletzt gesehen hat.
„Bitte?“ Verwirrung ist auf das Gesicht des Mädchens getreten und Arne kann es ihr nicht verdenken. Ärgerlich über sich selber winkt er ab.
„Nichts, entschuldigen Sie bitte, Sie erinnern mich an jemanden. Natürlich können Sie sich setzen.“
Sie lächelt flüchtig, schiebt den Korbstuhl zurecht und lässt sich darauf fallen. Mit einer Hand legt sie eine überdimensionierte schwarze Umhängetasche neben sich auf einen Stuhl, mit der anderen greift sie nach der Getränkekarte auf dem Tisch. Arne mustert sie, während sie konzentriert blättert.
Sie trägt eine leichte Tuchhose in einem leuchtenden Blau und ein ärmelloses Top in der gleichen Farbe. Ihre bloßen Füße stecken in blauen Ledersandalen. Sie ist durch die Hitze gelaufen und Schweißperlen glitzern auf ihrer Stirn. In ihren Achselhöhlen haben sich dunkle Flecken gebildet. Schneewittchen in Blau, denkt Arne und muss lächeln.
Außer den dunklen Haaren hat sie kaum etwas mit Theresa gemein. Sie ist kleiner und rundlicher, mit einem Gesicht, das zum Lachen gemacht scheint. Trotzdem ist es fast schmerzhaft, sie anzusehen. Er hat so lange nicht mehr an Theresa gedacht, hat geglaubt, sie vergessen zu haben, alles überwunden und begraben. Und nun sitzt hier dieses Mädchen und plötzlich sind all die Erinnerungen und Bilder wieder da, so frisch wie damals, nach der Verabredung.
Sie legt die Karte auf den Tisch und lächelt Arne an. In einem Anflug von Scham wird ihm bewusst, dass er sie angestarrt hat. Verlegen erwidert er ihr Lächeln, und überlegt sich, wie schnell er von hier weg kann. Ein Blick auf seine Armbanduhr sagt ihm, dass es noch mindestens eine halbe Stunde dauert, bis Björn ihn zum Kino abholen will. Wie immer ist Arne viel zu früh dran. Einen Augenblick lang zieht er in Betracht, einfach sein Buch aus der Tasche zu nehmen und zu lesen. Alles, nur um dieses Mädchen nicht ansehen zu müssen.
„An wen erinnere ich Sie?“
„Was?“ Ihre Stimme ist so unvermittelt in seine Gedanken eingedrungen, dass Arne einen Moment orientierungslos ist.
„An wen ich Sie erinnere. Eine Freundin?“ Ihr Lächeln ist offen, freundlich. Er spürt, wie ihm das Blut ins Gesicht steigt. Er greift nach der Karte und blättert darin, ohne zu lesen.
„Eine Bekannte“, antwortet er, den Blick auf das Foto eines Eisbechers gerichtet. „Ist schon länger her. Wir kannten uns aus der Uni.“ Ungebeten kommen die Bilder wieder.

Ein Pfiff, der ihr nachhallte, während sie über den Campus ging. Schwarze Haare, die flogen, als sie sich zu dem Pfeifer umwandte und ihn aus zornigen Augen musterte. Theresa, eine Schönheit, die es nicht sein wollte. Eine zornige Göttin. Arne konnte ihre Augen nicht von ihr wenden, wenn sie ihn passierte. Niemand konnte das, zumindest kein Mann. Sie beachtete sie nicht, keinen von ihnen.
Sie trug immer hochgeschlossene, weite Pullover und lange Hosen, als müsse sie sich verstecken. Alle Männer waren sich einig, dass sich darunter nur ein perfekter Körper verbergen konnte. Doch niemand wagte es, sich mit ihr zu verabreden, der Zorn in ihren Augen war zu groß. Bis Arne sie eines Tages in der Cafeteria abpasste. Es war eine Wette mit Björn gewesen, er hatte verloren und nun die Pflicht, sie zu fragen. Zu seinem größten Erstaunen sagte sie zu, ohne auch nur die Andeutung eines Lächelns.

„Ich bin Martha.“ Das Mädchen streckt ihre Hand über den Tisch und lächelt, als Arne sie ergreift.
„Arne“, erwidert er. „Martha, ist das nicht ein ziemlich ... ungewöhnlicher Name für...“ Er unterbricht sich und flucht innerlich. Musste er immer den gleichen Fehler machen?
„Für jemanden meines Alters meinen Sie?“ Martha lacht. „Ja, wahrscheinlich schon, aber meine Mutter fand den Namen toll. Und mir macht's nichts aus. Nicht mehr.“

„Theresa, ist das nicht ein ziemlich ... alter Name?“ Er war nervös, schwitzte, seine Hände waren feucht und fühlten sich an wie Fremdkörper. Sie saß ihm gegenüber in der Kneipe, steif, das Gesicht beinahe unbewegt. Nur eine kleine, steile Falte, die sich zwischen ihren Augenbrauen bildete.
„Ja und?“ Abweisung in ihrer Stimme, sie war gekränkt. „So heiße ich nun mal. Was dagegen?“
Erschrocken über ihre Aggression duckte Arne sich unmerklich zusammen und senkte den Blick auf die Tischplatte. „Tschuldigung“, murmelte er, wusste aber nicht, ob sie es gehört hatte.

„Tut mir Leid, ich wollte Sie nicht kränken.“ Es ist leichter, das in Marthas lachendes Gesicht zu sagen, als damals in Theresas. Erleichterung durchläuft ihn.
„Macht wirklich nichts, ich hab mich an den Namen gewöhnt. Früher, in der Schule, haben sie mich manchmal damit geärgert, aber inzwischen bin ich eigentlich ganz froh drüber. Wenigstens ist er nicht so gewöhnlich.“
Er nickt nur, weiß nicht, was er sagen soll. Der Kellner rettet ihn aus seiner Verlegenheit.
„Einen Latte Macchiato, bitte!“, bestellt Martha und beginnt, in ihrer Tasche nach einem Portemonnaie zu kramen. Leise schimpfend zieht sie mehrere Bücher heraus und stapelt sie auf den Tisch. Statistik, Mathematik, Analysis.
„Sie studieren?“ Was für eine blöde Frage. Martha legt ihren Geldbeutel auf den Tisch und stopft die Bücher zurück in die Tasche.
„Ja, Mathematik.“
„Ungewöhnlich...“ Wieder unterbricht sich Arne und sieht sie verlegen an.

„Was studierst du?“ Die Frage schien harmlos genug, sie konnte sie nicht verärgern. Tatsächlich sah sie für einen Moment fast entspannt aus.
„Mathematik“, erwiderte sie, einen Anflug von Stolz in der Stimme.
„Ist das nicht ziemlich ungewöhnlich, ich meine, für eine Frau?“
Sofort verhärtete sich ihre Miene wieder.“Ach, du glaubst wohl, Frauen sind zu blöd, oder was?“
„Nein, nein. Natürlich hab ich das nicht gemeint. Ich kenne nur wenig Frauen die...“
„Ach, vergiss es!“, unterbricht sie ihn. Er schämt sich, dass er sie schon wieder verärgert hat.

Martha zuckt mit den Schultern. „Ja, es gibt nicht viele Frauen in meinem Semester. Immer noch nicht.“
„Seltsam, wie lange sich Vorurteile halten. Dass Naturwissenschaften nichts für Frauen sind und so was.“ Er ist erstaunt, wie flüssig er den Satz heraus bringt. Sie lacht.
„Ja, das sehen selbst ein paar Professoren noch so. Die sind immer ganz verbittert, wenn ein Mädchen ihnen eine richtige Antwort gibt. Oder es wagt, Fragen zu stellen.“
Er muss lächeln. Warum hatte das Gespräch mit Theresa damals nicht so verlaufen können. Hat er sich geändert? Oder ist es die Zeit, die alles verändert hat?
„Ich verstehe das. Ich selber habe Sozialpädagogik studiert. Sie hätten die Blicke der Mädchen in meinem Semester sehen sollen.“ Martha lacht wieder. Arne stellt verwundert fest, wie entspannt sie ist.
Der Kellner bringt ihren Latte Machiatto. Sie bedankt sich mit einem Lächeln und beginnt, mit dem Strohhalm im Glas herum zu rühren, einen Ausdruck höchster Konzentration auf ihrem Gesicht. Plötzlich hat Arne das Bedürfnis, ihr von Theresa zu erzählen, sie zu fragen, was er damals falsch gemacht hat. Er fragt sich, was er sucht. Absolution?
„Sie sind ihr gar nicht ähnlich, wissen Sie?“ Blöd. Warum sollte sie auch, nur, weil sie auch Mathematik studiert?
Martha nippt an ihrem Kaffee und betrachtet ihn aufmerksam. „Theresa? Wieso, wie war sie denn?“
Arne überlegt. Sieht Martha zu, wie sie den Milchschaum von ihren Lippen wischt. Versucht, sich Theresa ins Gedächtnis zu rufen. Er kann ihr Gesicht noch vor sich sehen, aber mehr fällt ihm nicht ein.
„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Ich hab mich einmal mit ihr getroffen, aber wir haben kaum geredet. Ich weiß nicht, warum, irgendwie habe ich sie wohl verletzt.“
Martha sieht ihn weiterhin fragend an. Arne verspürt das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen.
„Ich weiß auch nicht, was mit ihr los war. Wir ... haben nur geredet. Aber sie war irgendwie ... verschlossen. Als wäre die Welt ihr Feind.“ Er seufzt. „Kurz darauf hat sie ihr Studium abgebrochen und irgend so einen Typen geheiratet, zumindest habe ich das gehört.“

Seine Hände waren immer noch feucht, als sie beide aufstanden.
„Kann ich ... können wir uns irgendwann nochmal treffen?“ Ihr Gesicht war unbewegt, als sie den Kopf schüttelte.
„Ich denke nicht, danke.“ Und dann hatte sie sich auch schon umgedreht und verließ die Kneipe. Er blieb zurück mit seiner Nervosität und seinem schlechten Gewissen. Er wusste immer noch nicht, was er falsch gemacht hatte.

Martha stellt ihr Glas ab und mustert ihn ernst. „Vielleicht hatte sie Angst.“
„Vor mir?“
„Vor sich selber.“
Er sieht sie lange an. Versucht, zu verstehen, was sie meint. Beinahe gelingt es ihm.
„Wollen wir los? Der Film fängt gleich an.“ Björn ist neben seiner Schulter aufgetaucht, grinst ihn an und wirft einen fragenden Blick in Richtung Martha.
„Möchtest du mitkommen?“, rutscht es Arne heraus, bevor er noch lange darüber nachdenken kann. Björn sieht verdutzt aus, Martha belustigt, aber sie nickt.
„Warum nicht.“ Sie legt das Geld für ihren Kaffee auf den Tisch und steht auf.
„Wer ist das?“, flüstert Björn Arne zu.
„Meine zweite Chance“, wispert er zurück.
Martha grinst. „Oder Theresas“, erwidert sie gelassen.

 

Hmmmm.... irgendwie ging mir dieser Plot furchtbar lange im Kopf rum, bevor ich ihn aufschreiben konnte, und ich weiß nicht recht, ob nun das draus geworden ist, was ich wollte. Aber ich komm alleine nicht mehr damit weiter...

 

Hi,

kurze Meinung von mir:

Inhalt:
Ein Mann bekommt scheinbar eine zweite Chance, als er irgendwo ein Mädchen trifft, das einer heimlichen Liebe/Anbetung ähnlich sieht.
Es gibt gewisse Parallelitäten zur Vergangenheit, der Unterschied ist, daß das Mädchen lockerer mit dem Protagonisten umgeht.
Am Ende bleibt offen, was passieren wird.

Meinung:
Die Idee (zweite Chance, Deja-vu; Schmerzliche Erinnerung durch eine Begegnung) ist gewiß nix neues und so versuche ich herauszubekommen, was Dich an der Geschichte gereizt haben könnte. Und ich glaube, es kommt noch nicht alles beim Leser an, was Du Dir evtl. ausgemalt hast.

Auf mich wirkt es so, als seien Dir gewisse Dinge wichtig, die damit quasi gesetzt sind:
- der schüchterne-zweifelnde Protagonist
- die unnahbare Schönheit, die er sich teilweise einbildet
- die Mathematik

Und die anderen Dinge gruppieren sich drumherum und mögen den romantisch veranlagten Optimisten zum träumen anregen. Mir bleibt der Realismus etwas auf der Strecke.
Auffallend ist ihre Unbeschwertheit, mit der sie trotz Kenntnis der "Doppelgängerin" nach derselben fragt und damit das Gespräch und den Kontakt am Leben hält und am Ende auch einwilligt, mit ihm+Freund ins Kino zu gehen.

Kurz, es ist zu perfekt:
Sie weiß, er verwechselt sie und sieht in ihr die verlorene Geliebte und sie hilft ihm unbewußt um die Klippen und gleicht damit aus, was die andere nicht vermochte/wollte.
So entsteht die Aussage:
Er braucht sich also nicht ändern, es klappt doch trotzdem, er hatte nur Pech, daß er beim ersten Mal auf einen Eisblock traf.

Und das stört mich. Mich interessiert dann plötzlich Theresa viel mehr. Was waren ihre Wünsche, warum ist sie damals überhaupt mit ihm mitgekommen und warum dann so plötzlich wieder weg gewesen.
Und es mindert den "Wert" von Martha, die es ihm zu leicht macht und über seine "Fettnäpfchen" hinwegsieht, obwohl ja eigentlich kein Grund bestehen sollte.

Es sei, es gibt eine Verbindung zwischen den beiden, die wir+Protagonist nicht kennen und die ihre Beharrlichkeit erklärt.
Einen Moment glaubte ich, der Protagonist ist inzwischen Dozent an der Uni und sitzt der Tochter eben jener Theresa gegenüber, ohne es zu wissen.
Und der Clou wäre gewesen, daß er ihrer Mutter trotz dem aus seiner Sicht verpatzten Date im Gedächtnis geblieben wäre, als schüchterner Träumer.

Wie Du siehst suche ich im Hintergrund nach einer Verbindung einer Motivation dieses Mädchens, sie sich so viel Mühe (Aufmerksamkeit, Engagement) für den Protagonisten zu machen, der seit dem letzten Treffen keinen Schritt vorangekommen ist.

Dies meine Gedanken zu der Geschichte.

Aus technisch-biologischer Sicht erbitte ich Aufklärung zu folgendem Sachverhalt:

Sie trägt eine leichte Tuchhose in einem leuchtenden Blau und ein ärmelloses Top in der gleichen Farbe. Ihre bloßen Füße stecken in blauen Ledersandalen. Sie ist durch die Hitze gelaufen und Schweißperlen glitzern auf ihrer Stirn. In ihren Achselhöhlen haben sich dunkle Flecken gebildet.

Bin gespannt auf die anderen Meinungen. Möglicherweise ist meine Erwartungshaltung auch zu hoch.

Grüße
mac

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Felsenkatze,

Als erstes spukte mir die Frage im Kopf herum, was ist die Auflösung? Doch hoffentlich nicht das Klischee Vater trifft unbekannte Tochter ... so wie in Homo Faber...:D Aber dann habe ich das Alter von Arne nicht einschätzen können. Anfangs war er für mich ein Mann Mitte um die Fünfzig. Aber da er sich mit seinem Jugendfreund Björn trifft, war ich irritiert.Arnes Erinnerungen an Thersea stehen für mich im Prinzip als Sinnbild dafür seine Chancen zu sehen und zu nutzen. Es geht nicht um die Frau sondern um die Fähigkeit die richtige Entscheidung zu treffen, abzuwägen, was richtig ist, was nicht. Die Wertigkeiten des Handelns zu überdenken. Damit meine ich nicht die Sinnkrise schlechthin sondern die Möglichkeit Lebensziele auszuloten und dabei das Erfahrene in Frage zu stellen und sich ggf. neu zu orientieren. Theresa ist die Verbissene, Martha die Spontane und Gelassene, Arne ist der vorsichtige Sensible ein wenig überverantwortlich Björn vielleicht der Erfolgreiche, Selbstbewußte ...

Vielleicht sucht Arne eine Bestätigung das Richtige gemacht zu haben. Vielleicht sogar eine Absolution?

LG, Goldene Dame

 

Hallo Ronja,

gut geschrieben, aber das ist man ja wirklich gewohnt von dir. Schön erzählt, gerne gelesen. Insgesamt.
Allerdings habe ich auch ich mich am Ende nach der Auflösung gefragt, mir war nicht ganz klar, was du mit dieser Geschichte erzählen wolltest. Zunächst dachte ich auch, dass sie wohl Theresas Tochter ist - allerdings solltest du das in diesem Fall früher klarstellen. Vielleicht ist sie auch nur irgendeine Frau, die Theresa sehr ähnlich ist und die für ihn vielleicht auch die Theresa ist, die er sich damals gewünscht hätte. Vielleicht zeigt dass auch, dass er im Prinzip jahrelang für jemanden geschwärmt hat, der letztlich doch nicht die Person war, für die er sie gehalten hat - möglich, dass Martha ihm diesem Kontrast erst so richtig in Erinnerung ruft.
Du merkst schon - ich bin in diesem Punkt wirklich sehr unentschlossen und ich weiß nicht, ob es so gut ist, wenn zu viel im Dunklen bleibt.

Liebe Grüße, Bella

 

Hallo ihr drei,

sorry für die späte Antwort, ich war nicht zu Hause :)

Der allgemeine Konsens ist leider so, dass ich offensichtlich nicht hinbekommen habe, was ich versucht hab. Na ja, muss auch mal passieren.

@mac:

Und das stört mich. Mich interessiert dann plötzlich Theresa viel mehr. Was waren ihre Wünsche, warum ist sie damals überhaupt mit ihm mitgekommen und warum dann so plötzlich wieder weg gewesen.
Und es mindert den "Wert" von Martha, die es ihm zu leicht macht und über seine "Fettnäpfchen" hinwegsieht, obwohl ja eigentlich kein Grund bestehen sollte.

Hier triffst du den kern schon recht gut. ich wollte versuchen, Theresa nur über Erinnerungen eines anderen zu charakterisieren, und dadurch, dass ich sie im Gegensatz zuu Martha setze. Muss gestehen, marthas Motivation war mir relativ unwichtig, im Vergleich zu Theresa. Hm.
An deiner Reaktion merke ich, dass ich da noch viiiiel zu arbeiten habe.
Trotzdem danke für die enge Auseinandersetzung mit dem Text. Zumindest seh ich jetzt ein paar Schwächen. Vielleicht nehme ich auch einfach das Happy End raus ;)

@Dame: Danke auch dir für den Kommentar. Ja, Arne sucht sicher eine Art Absolution, aber er weiß selber nicht genau, warum. Deine Analyse hat mir gefallen :)
Ich hatte zeitweilig Homo Faber im Kopf, aber so groß soll der Abstand gar nicht sein (zehn Jahre oder so).

@Bella: Danke für deinen Kommentar. Dass Martha die Theresa ist, von der er geschwärmt hat, in die er sich verliebt hat, ist auf jeden Fall richtig. Und dass dadurch ein Kontrast gervorgerufen wird, der Erinnerungen weckt. Aber wie gesagt, das muss ich noch besser ausarbeiten.

Euch allen danke fürs Augenöffnen, ich kam mit dem Ding echt nicht mehr weiter.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hi Ronja,

zum langen Kritisieren habe ich heute Abend keine Zeit - aber ich behalte es mir im Hinterkopf, da die Geschichte interessant ist. Was mir auf die Schnelle auffiel:

Zunächst dachte ich auch, dass sie wohl Theresas Tochter ist - allerdings solltest du das in diesem Fall früher klarstellen.

Das finde ich überhaupt nicht: Seine ersten Worte sind: Theresa!
Falls es die Tochter wäre, würde sie doch sicher anmerken, dass ihre Mutter so heißt.

Mir erschien das Déjà-Vu das Wichtigste - aber mit dem Ende komme ich auch nicht klar, so wie Goldene Dame, da das Alter nicht klar wird. Diese zweite Chance paßt nicht zum Aufbau der Geschichte, da man einfach mindestens eine Generation dazwischensetzt.

Ein andermal mehr
Lieber Gruß
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Felsi,

so, jetzt geh ich nochmal in diese KG ran. Erst mal zum Text:

„Theresa“, der Name rutscht ihm heraus, bevor ihm klar wurde, dass die junge Frau nicht Theresa sein kann.
Das hier ist für mich ein Indiz, dass er um einiges (nicht nur ca. 10 Jahre, wie du es angegeben hast) älter sein müsste. Nehmen wir an, sie ist als Studentin zwischen 20-25 Jahre, dann wäre er 35. Ein 35-jähriger würde doch nie von einer jungen Frau sprechen, oder :hmm:

Erst, als er es gesagt hat, nimmt er den Ring in ihrer Augenbraue wahr, die leuchtend blaue Strähne, die sich zwischen den dunklen Locken ringelt und die Jugend des Mädchens.
Hier nochmal. Das erweckt den Eindruck, der Prot müsste mindestens 40+ sein.
Dazu hat sie auf einmal Locken, jedoch vorher:

Ein rundliches weißes Gesicht, das von dichtem schwarzen Haar in lockeren Wellen umrahmt wird.
Locken und Wellen - das sind Unterschiede (ich schreib aus Erfahrung, wie du ja weißt ;) )

Mit einer Hand legt sie eine überdimensionierte schwarze Umhängetasche neben sich auf einen Stuhl, mit der anderen greift sie nach der Getränkekarte auf dem Tisch.
überdimensioniert empfinde ich als unpassend zum Kontext. Wieso nicht einfach : eine auffallend große

In ihren Achselhöhlen haben sich dunkle Flecken gebildet.
Wurde schonmal moniert. Bei einem ärmellosen Top können sich höchstens an der Seite, aber nicht in der Achselhöhle Flecken bilden, da dort ja kein Stoff ist.

Zu seinem größten Erstaunen sagte sie zu, ohne auch nur die Andeutung eines Lächelns.
Der Teilsatz hakt, schöner fände ich, wenn das zu hinter Lächelns wäre und die Kommas weg.

„Ich bin Martha.“ Das Mädchen streckt ihre Hand über den Tisch und lächelt, als Arne sie ergreift.
„Arne“, erwidert er. „Martha, ist das nicht ein ziemlich ... ungewöhnlicher Name für...“ Er unterbricht sich und flucht innerlich. Musste er immer den gleichen Fehler machen?
„Für jemanden meines Alters meinen Sie?“ Martha lacht. „Ja, wahrscheinlich schon, aber meine Mutter fand den Namen toll. Und mir macht's nichts aus. Nicht mehr.“
Wenn Martha sich mit Vornamen vorstellt und der Altersunterschied nicht so groß ist, wäre es doch realistischer, wenn die Zwei sich duzen, oder?

Arne konnte ihre Augen nicht von ihr wenden, wenn sie ihn passierte.
Arne konnte seine Augen

Martha zuckt mit den Schultern. „Ja, es gibt nicht viele Frauen in meinem Semester. Immer noch nicht.“
Alternativ, ich fänds besser: Noch immer nicht.


Arne stellt verwundert fest, wie entspannt sie ist.
Warum verwundert ihn das? Der Situation entsprechend müsste er doch eher neidisch sein.

Er fragt sich, was er sucht. Absolution?
Wenn er das Bedürfnis zu reden hat, bedeutet das doch nicht gleich, dass er etwas sucht. Ich finde, da nimmst du dem Leser zuviel Eigeninterpretation weg.

Martha nippt an ihrem Kaffee und betrachtet ihn aufmerksam.
Kaffee oder Latte Macchiato (übrigens mit zwei c und einem t, ist weiter oben falsch geschrieben) - ist das kleinlich, wenn ich schreibe, das es nicht das Gleiche ist :shy:


„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Ich hab mich einmal mit ihr getroffen, aber wir haben kaum geredet. Ich weiß nicht, warum, irgendwie habe ich sie wohl verletzt.“
Der Arme hat immer noch nicht begriffen, dass er nichts dafür kann.


Martha stellt ihr Glas ab und mustert ihn ernst. „Vielleicht hatte sie Angst.“
„Vor mir?“
„Vor sich selber.“
Er sieht sie lange an. Versucht, zu verstehen, was sie meint. Beinahe gelingt es ihm.
Das wage ich zu bezweifeln.

Warum nicht.“ Sie legt das Geld für ihren Kaffee auf den Tisch und steht auf.
Nochmal Kaffee.

„Meine zweite Chance“, wispert er zurück.
Martha grinst. „Oder Theresas“, erwidert sie gelassen.
Ja, dieses Ende läßt einem als Leser an einer unbekannten Kreuzung ohne eindeutige Hinweisschilder zurück.

Martha macht den Text über den Eindruck auf mich, als hätte sie Theresa als Mädchen gesehen, das komplett kommunikations- und beziehungsscheu ist, aber wert gewesen wäre, den Panzer zu knacken. Sie versucht Arne zu verstehen zu geben, dass es nicht an ihm gelegen hat, dass sich Theresa damals so verhalten hat. Mit ihrer Souveränität gibt sie dann zum Schluß die Antwort: Oder Theresas.

Aber dann passt das oder nicht. Dieses oder impliziert, dass Martha sich auch vorstellen kann, die zweite Chance zu sein. Geht es tatsächlich darum? Oder soll mit dieser Begegnung Arne nur klar gemacht werden, dass er sich nochmal um Theresa mühen sollte (obwohl schon zehn Jahre vorbei sind?)
Hätte Martha auch Interesse an Arne, müsste das innerhalb des Textes irgendwie klarer werden. Hat sie es nicht, dürfte als Antwort kein oder kommen, sondern: Eher Theresas.
Das Wispern deutet an, dass es Arne um Martha geht. Ansonsten hätte er doch eher so etwas wie: Mir sind einige Dinge klargeworden sagen müssen.
Meiner Ansicht nach sollte beim Schluß klarer werden, was Arne und Martha eigentlich wollen oder auch nicht. So vermischst du die alte mit der neuen Situation und beziehst nicht genug Stellung.

Ich hoffe, dir damit geholfen zu haben :).

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Felsenkatze!

Die zweite Chance - wünsche ich mir auch manchmal. Und ich habe sie auch bekommen - ich habe nicht noch einmal besser gelebt, was ich vor dreissig jahren vermasselt habe - abe rich habe verstanden, warum es damals nichts wurde und habe damit meine Slebsvorwürfe und Zweifel überwinden können und verstehe sie jetzt. Und diese Chance hat dein Prot ja hoffentlich auch. So verstehe ich die Geschichte. Alle die angedeuteten Möglichkeiten - wie eng ist die Beziehung zu seinem Juegndfreund - ist Martha die Tochter von Therese (seine ist sie ja nicht, hatte ich anfangs auch gedacht), ich vermute, ds es dir darauf gar nicht ankam. Die Möglichkeit durch einen anderen Menschen, der mich (durch Äußerlichkeiten) an die ergangenheit erinnert, diese Vergangenheit aufzuarbeiten, steht nach meinem Verständnis im Vordergrund.

LG

Jo

 

Hallo bernadette und jobär,

erst mal Danke fürs lesen und die kommentare.

@bernadette: vielen Dank für die diffizile Aufschlüsselung. Jetzt seh ich ein bisschen, woran es hängt, dass die Geschichte nicht so funktioniert wie sie in meinem Kopf war. Wahrscheinlich hab ich mal wieder zu wenig erklärt. Mal sehen, vielleicht komme ich in genf dazu, sie zu überarbeiten.

Martha macht den Text über den Eindruck auf mich, als hätte sie Theresa als Mädchen gesehen, das komplett kommunikations- und beziehungsscheu ist, aber wert gewesen wäre, den Panzer zu knacken. Sie versucht Arne zu verstehen zu geben, dass es nicht an ihm gelegen hat, dass sich Theresa damals so verhalten hat. Mit ihrer Souveränität gibt sie dann zum Schluß die Antwort: Oder Theresas.

Das war die Intention. Aber ich gebe zu, ich muss das ein bisschen besser ausarbeiten. Vielen Dank für die Mühe. Ich setze mich dran.

@jobär: Freut mich, dass die Geschichte dir etwas geben konnte. Ja, Aufarbeitung war sicher ein Thema der Geschichte, ein anderer sollte der Charakter Theresas sein. Aber mal sehen, ob ich in einer Überarbeitung das besser rausstellen kann.

Danke euch beiden für die Kommentare. Nun kommt erst mal mein Roman, ich hoffe, ich hab zwischendurch zeit für die Geschichte hier.

Liebe Grüße,

Ronja

 

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