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Schnelle Freunde

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24.02.2005
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Schnelle Freunde

Riesige Glühwürmchen schwirren durch die warme Nacht, Vogelstimmen, wir sind breit, erzählen. Idiomas wollen die beiden studieren, vor allem Englisch, für die Touristen, aber das Studium ist so teuer. Morgen können wir eine Kameltour machen, ihr Onkel bietet so Touren zu einer Lagune an, das macht echt Spass, so auf dem Kamel zu hoppeln, und die Natur drumrum, te gustaria?

"Wieviel kosten die Kamele?" frage ich. Später bitten sie mich, bei mir Fernsehen gucken zu dürfen. Bei ihnen zu Hause gibts kein Kabelfernsehen, nur Reiche haben Kabel. Naja, so gings mir auch mal, o.k Jungs, una horita. Sie klopfen mir auf die Schulter.

"Danke Nico, morgen stellen wir dir unsere Familien vor, wenn du willst."

Wir schauen Jean-Claude van Damme, ein gelungener B-Streifen, sie sind total gebannt. Es ist kein Wasser mehr da, ich bin durstig, aber faul, drücke Chamilo Geld in die Hand.

"Und noch n bisschen Bier, oder Nico?"

"Bring doch gleich n Sixpack mit, die sind billiger!" meint Juan.

Wir trinken Bier, kiffen noch einen, was für wesentliche Wesen, spontan, fröhlich, im Moment lebend. Juan versucht mit meinem Nagelknipser den Apfel zu dritteln, das nenn ich Entertainment!

"Mann Nico, in der Selva wird es dir gefallen. Die Leute sind sehr gut dort, die geben dir alles, ihr Wissen, ihre Wäme...Viele Ausländer leben deswegen hier."

Irgendwann werden auch sie müde.

"He, Nico, kannst du uns n bisschen Geld geben, für den Heimweg, wir wohnen da am Stadion, weisst du?"

Das Stadion ist vielleicht eine Viertelstunde Fussweg entfernt, denke ich.

"Also ich will nichts sagen, dass ihr mich ausbeutet, aber ihr lasst euch schon alles bezahlen, hmm?"

Chamilo windet sich auf der Bettkante, Juan druckst herum und duckt sich. Ich kann es meinen kleinen Hobbits irgendwie nicht übel nehmen und gebe ihnen das Geld - die beiden warens ja auch irgendwie wert. Ich möchte noch ein Foto machen, in dem Flur mit der sechs Meter hohen Decke, was für ein Bild, sie starren andächtig in die Höhe, ich dirigiere sie, drücke den Selbstauslöser, beuge mich über sie, yeah!!

"Bis morgen, Nico!"

"Bis morgen amigos, gracias!"

Ich gehe vergnügt in mein Zimmer, mache den Fernseher aus. wo sind die 30 Soles hin, die ich vorhin aufs Bett gelegt habe? Ich suche sie eine halbe Stunde lang in allen möglichen Ecken und ich suche sie immer noch.

 

Was vom Abend übrig blieb...

Ist es eine Geschichte über Ausbeuterei? Oder eine Geschichte über die Suche nach Freundschaften im Ausland?

Der Erzählstil ist dynamisch und hält sich nicht lange mit Bildern und Nebensächlichkeiten auf.
Mir gefällts, wenngleich das, was am Ende übrigbleibt, als Pointe nicht ganz meinen Erwartungen entspricht.

Was aber die Qualität des Textes in keiner Weise kleinreden soll.

 

Hi Cruzha,

jaja, du liegst schon richtig. Es geht darum, dass es im Leben keine schnellen Freunde gibt.

Schön, dass dir mein Stückwerk gefallen hat.
Beste Grüße,

nico

 

Hi Nicolaijewitsch!

nun ja, mich hat Deine Geschichte eher weniger angesprochen. Hauptsächlich deshalb, weil ich sie zu bruchstückartig finde und einen ansprechenden Textfluss vermisse. Die umgangssprachliche direkte Rede nervt eher, sorry :sad:

Haben sich meines Erachtens auch ein paar Fehler eingeschlichen...

zB:

Wir trinken Bier, kiffen noch einen, was für wesentliche Wesen, spontan, fröhlich, im Moment lebend.

Die Formulierung "wesentliche Wesen" finde ich doch eher missglückt, abgesehen davon, dass ich keine Ahnung habe, was ein wesentliches Wesen ist.

Die Hauptaussage oder Prämisse "Es gibt im Leben keine schnellen Freunde" finde ich zwar richtig und als Ausgangspunkt interessant, kommt in der Geschichte aber nur ansatzweise rüber.

MfG
palerider

 

Hey,

muss auch sagen, dass ich es ziemlich schwierig fand, deinen text zu lesen. Man bekommt einfach zu wenig Infos über den Hintergrund. Die Idee ist gut!! Und deshalb hättest du sie auch noch ruhig mehr ausbauen können. Mehr Handlung reinbringen, mehr Dramatik. Auch die Pointe finde ich irgendwie lustlos hingeworfen.

Vielleicht hast du ja nochmal Lust, die Geschichte auszubauen.

Skip_Intro

 

Hallo Skip_Intro und Palerider,

danke für eure Kritik. Ja, mehr hintergrund würde meinem geschichtchen vielleicht gut tun..

aber eigentlich wollte ich sie ja so bruchstückhaft schreiben. Eben nur das Wesentliche, die Interaktion dieser aus zwei Welten Stammenden, ohne dabei zu werten, wer wem unrecht tut, oder ob dies überhaupt der fall ist..

habe den text auch noch am selben Abend (Story ist 100% autobiografisch) geschrieben und so kam nur der grobe handlungsstrang hinein, das, was mir sofort einfiel...

aber ich kann verstehen, dass das nicht jedermanns geschmack ist.

beste grüße

nico

 

Hallo Nico,

mir hat deine Geschichte gut gefallen und ich muß sagen, ich finde mich mit der ein oder anderen Urlaubsbegegnung wieder. Man träumt von der grenzüberschreitenden Multikulti-Freundschaft und vergißt ganz, dass man selbst im Urlaub ist und die Leute vor Ort in ihrem Alltag, die zwar nett sind aber auch nicht uneigennützig. Das du genau das nicht verurteilst empfinde ich als Kern der Geschichte, das tun tumpe Pauschaltouristen und mal Hand aufs Herz welcher Deutsche schließt in Deutschland mit einem Touristen Freundschaft bzw. ist die Freundschaft im fremden Land nicht spätestens am Flughafen schon vergessen!

LG
Katinka

 

Hi Kathinka!

danke für dein kommentar und schön das du was anfangen konntest mit meinem text....

Habe gerade gestern einen netten Inder kennen gelernt, der hier studiert. Morgen besucht er mich mal, und wir verbessern dabei mein hindi und sein deutsch...

man kann auch hier offen (für fremde und fremdes) sein!

lg

nico

 

Es ist kein Wasser mehr da, ich bin durstig, aber faul, drücke Chamilo Geld in die Hand, und noch n bisschen Bier, oder Nico?
Er drückt also Chamilo oder Nico Geld in die Hand, um noch Bier und Wasser zu holen? Das kann man jedenfalls mit viel Fantasie aus diesem wirren Satz lesen. Denn bei dir drückt der Prot Chamillo Geld und noch ein bisschen Bier oder Nico (also sich selbst) in die Hand.
"Mann Nico, in der Selva wird es dir gefallen. Die Leute sind sehr gut dort, die geben dir alles, ihr Wissen, ihre Wäme...Viele Ausläder leben deswegen hier."
Hier wüsste ich schon gern, was die Selva ist und warum die Leute dort gut sind, was sie alles geben? Ein Puff?
Ich kann es meinen kleinen Hobbits irgendwie nicht übel nehmen und gebe ihnen das Geld - die beiden warens ja auch irgendwie wert.
Hm, erst wehrt er sich zaghaft und vergeblich, setzt die Grenzen wegen seines eigenen Menschenbilds nicht, das seine Freunde zu Prostituierten macht.
wo sind die 30 Soles hin, die ich vorhin aufs Bett gelegt habe? Ich suche sie eine halbe Stunde lang in allen möglichen Ecken und ich suche sie immer noch.
Mal abgesehen davon, dass "wo" groß geschrieben werden müsste, bekommt deine Geschichte hier eine fast reaktionäre Moral. Vertraue niemandem, schon gar nicht, wenn du ihn bezahlst.

Schnelle Freunde kann man natürlich nicht kaufen und Freundschaft dauert sicherlich lange, da Vertrauen eben erst aufgebaut werden muss. Was mich an dieser Geschichte leider pikiert ist, dass der dargestellte Leichtsinn und die dargestellte Ichschwäche des Erzählers negativ auf die Fremden abfallen, die anscheinend, wer hätte es anders erwarten sollen, klauen. So wird, auch wenn es sicher nicht in deinem Interesse lag, Ausländerfeindlichkeit erzeugt. Genau auf diese Weise arbeitet die BILD mit Emotionen, um diese politisch zu manipulieren.

Nun lese ich in deinen Antworten, diese Geschichte wäre zu hundert Prozent autobiografisch. Das macht meinen Kommentar natürlich in sofern gefährlich, weil du ihn als Wertung deinerseits betrachten könntest, gerade, was die Beurteilung des Prot betrifft.
Ich denken nicht, dass du so bist. Ich habe mich dabei nur am Text orientiert. Dein letztes Posting lässt ja auch vermuten, dass du bestimmt nichts Ausländerfeindliches schreiben wolltest. Nur der Aufbau der Geschichte bewirkt in mir eben leider etwas anderes.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,

danke für dein Kommentar.

La Selva ist spanisch und heisst eigentlich Wald, in Peru ist mit Wald Dschungel/Regenwald gemeint.

Mmh, also Ausländerfeindlichkeit kann man meines Erachtens nur in meinen Text hineinprojezieren..jedenfalls hatte ich nicht beabsichtigt, die Beiden zu verurteilen...

Es geht hier viel eher um das Dilemma, das jeden westlichen Touristen in einem ärmeren Land befällt. Einerseits möchte er sich mit den Einheimischen auf einer Ebene in Kontakt treten, andererseits ist ihm das durch seine Kaufkraft eben verwehrt...

Es ist oft ein Tauschgeschäft, das ich noch nicht einmal als unfair bezeichnen würde..

Schnelle Freunde begegnen jedem "Dritte-Welt"-Reisenden, täglich. Es ist ein interessantes (rein menschliches) Phänomen, das mit Fremdenhass rein gar nichts zu tun hat. Die schnelle Freundschaft hat ihren Preis, das ist alles was ich mit meiner Geschichte sagen wollte.

Wenn ein deutscher Penner einem Japaner zum Bier trinken einlädt, dann steht für ihn auch schon fest, wer dieses zahlt..

Beste Grüße

nico

 

also ich muß mich nochmal zu Wort melden. Ich finde in der Geschichte nichts Fremdenfeindliches, der Prot stellt nur fest, dass er das Geld vermißt, er unterstellt niemandem etwas(was die Bild tun würde). Er geht sogar offen damit um, als er den beiden sagt, dass sie sich gerne aushalten lassen. Trotzdem ist der Prot weiterhin vergnügt.Bei mir kommt die KG genau so an wie du sie gemeint hast.
Was ich in einem Kommentar vorher sagen wollte war, dass natürlich die Leute vor Ort auf den Geldbeutel schielen, aber sie bieten Freundschaft an. Man muß sich ja nicht drauf einlassen, wenn man Angst hat. Läßt man sich drauf ein, hat mn die Chance wirklich LAnd und Leute kennen zu lernen. Einem Touristen in Deutschland wird das Geld legal aus der Tasche gezogen durch überteuerte Altstadtkneipen beispielsweise, aber Freundschaft bietet der Deutsche nicht an. D.h. nicht, dass es Deutsche gibt, die Fremde zu ihren Freunden zählen.

 

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