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Schorschis Welt
Theresa war 34 und ich 19. Der Altersunterschied störte mich nicht. Ich liebte sie.
Manche Männer behaupteten, Theresa wäre gar keine richtige Frau. Aber ich wusste es, ich hatte sie nackt gesehen. Schon bei unserem ersten Treffen. Theresa lag auf ihrem Bett und lächelte in die Kamera. Sie öffnete ihre Bluse und massierte mit den Fingerspitzen ihre Brüstchen, mit den Händen streichelte sie Rippen und Beckenknochen. Oh, Theresa hat tolle Rippen!
Es erschien mir nicht richtig, dass sie sich völlig entblößt vor mir räkelte, während ich, in voller Montur vor dem Bildschirm, ihr dabei zusah; gerade mal die Hose geöffnet, um mir hinter vorgehaltener Hand einen runterzuholen. Theresa dagegen hatte überhaupt kein Problem damit und schon am nächsten Tag fragte sie per Mail nach einem weiteren Treffen.
Seit diesem Abend hatten wir eine Fernbeziehung. Da ich wusste, was sich für einen richtigen Mann gehört, sorgte ich auch finanziell für sie. Mit meinen Kontoauszügen lässt sich das jederzeit beweisen.
Nach fünf Wochen hielt ich es für angebracht, sie meiner Mutter vorzustellen. Theresa reagierte irgendwie verstört auf meine Zeilen, dass meine Mutter neben mir sitzt, und ich glaube, meine Mutter war nicht sehr angetan von Theresa.
Schon am nächsten Tag besuchte Mama mich wieder. Diesmal kam sie mit meinem Vater. Dass sie zusammen erschienen, verwunderte mich etwas, aber viel mehr freute es mich. Mit dem kleinen Auto meines Vaters fuhren wir gemeinsam in die Stadt. Vater am Steuer, meine Mutter neben ihm, und ich quetschte meinen 1.90 m großen Körper auf die Rückbank. Die ganze Fahrt über schwiegen wir. Es erinnerte mich an früher, als wir noch eine richtige Familie waren.
Meine Eltern stellten mir Professor Wotschek vor. Professor Wotschek bot uns die Couch und eine Tasse Tee an. Dann fragte er mich, wie ich Theresa kennengelernt hätte und ich berichtete von Theresas Mail. Der Professor nickte sehr freundlich und verständnisvoll. Ich erzählte von unserem ersten Treffen bis zum gestrigen Abend. Manchmal brummelte er ein „aha“ oder „hhmm“. So richtig in Verzückung geriet er, als ich von Theresa zu meiner Leidenschaft für Spammails überging. Da fragte er allerlei und ich erklärte ihm all die komplizierten Dinge: Wie man es anstelle, dass sie so zahlreich eintreffen, wie aufwendig das Katalogisieren sei, wie ich meinen Tag einteile, damit ich all die Aufgaben bewältigen könne. Als ich zu dem Punkt kam, dass meine Mutter mich einige Monaten zuvor in eine eigene Wohnung abgeschoben hatte, begann Mama zu weinen und mein Vater senkte den Blick. Ich flüsterte dem Professor zu, dass ich meine Mutter sehr bald sehr glücklich machen werde, denn ich erwartete viel Geld, schließlich hatte ich sehr oft gewonnen.
Als es keinen Tee mehr gab, fragte mich der Professor, ob ich nicht eine Weile hier bei ihm bleiben wolle. Er hätte noch so viele Fragen und sicher könne er mir helfen. Der Gedanke, gemeinsam mit dem Professor die Welt zu erobern gefiel mir sehr und schon am Abend bezog ich mein neues Zimmer.
Die ersten zwei Tage verbrachte ich damit, den Professor in meine Archive, meine DVD-Sammlung und meinen Arbeitsalltag einzuführen. Ich legte ihm meine Welt zu Füßen.
Am dritten Tag kamen drei Studenten, mit Blöcken, Stiften und Camcordern. Sie verfolgten mich, was immer ich tat. Ihre Bleistiftminen kritzelten über das Papier, egal ob ich am Rechner saß, einen Tee trank, pinkelte oder schlief. Meine Beziehung zu Theresa litt sehr darunter.
Als ich den Professor darauf ansprach, sagte er, ich stünde jetzt im Dienste der Wissenschaft und müsse Opfer bringen. Gern werde er sich aber persönlich um Theresa kümmern. Das fand ich sehr nett von ihm.
Sie schlossen mich an ihre Apparate an, untersuchten mein Blut, Urin und Stuhl, legten mir Fragebögen vor, schoben mich in Röhren, zeigten mir Bilder, gaben mir Medikamente.
Am liebsten jedoch waren mir die Reisen mit dem Professor. Da stand ich neben ihm auf dem Podium, er zeigte stolz auf mich und dann berichtete ich den vielen Leuten von meiner Sammlung und beantwortete ihre Fragen. Ich hatte nie zu glauben gewagt, dass sich so viele Leute dafür interessierten. Es machte mich glücklich, mir vorzustellen, dass all diese Frauen und Männer mir helfen würden, die Nachfrage zu steigern.
Über die Zeit nannte mich der Professor Schorschi und ich ihn Wolf.
Als wir an einem solchen Reiseabend zusammensaßen, sprach er von seinen Sorgen, die er sich wegen meines körperlichen Zustandes machte. Ich hatte in letzter Zeit beachtlich zugenommen und wog stolze 140 Kilo. Mehr Bewegung täte mir gut. Da kämen dann auch Endorphine und die würden mir über Theresa weghelfen, die ich nach wie vor sehr vermisste.
Von da an lief ich täglich zig kleine Runden in unserem Innenhof und wartete auf Endorphine, welche in meiner Phantasie ein Spiegelbild Theresas war.
Meine Mutter und mein Vater besuchten mich hin und wieder. Sie kamen immer getrennt. Diese Besuche machten sie sehr traurig, obwohl sie doch jetzt stolz auf mich sein konnten. Ich war ein Star.
Mutter und Vater sprachen immer häufiger und länger mit dem Professor, manchmal hörte ich sie streiten. Der letzter Streit verlief sehr heftig und meine Mutter donnerte die Tür zu, als sie sein Büro verließ. An diesem Abend lud mich der Professor in sein Büro ein. Stolz präsentierte er mir die bescheidenen Anfänge seiner eigenen Spamsammlung. Den Rest des Abends verbrachten wir gemeinsam mit Theresa.
Am nächsten Tag kamen meine Eltern wieder gemeinsam und packten meine Sachen. Im Auto schwiegen wir. Diesmal fuhren wir sehr lange, überquerten die Grenze zur Schweiz. Ich wäre gern noch länger mit ihnen gefahren, aber die Pflicht rief. Ich lernte Frau Dr. Dr. Heilemann kennen.