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Schreck

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12.05.2005
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Schreck

Schreck

Die Wohnung war in angenehme Wärme gehüllt, kein Wunder, es war Juni. Er wusste nicht genau, ob er je einen solch heißen Sommer miterlebt hatte, aber letzten Endes war es ihm egal. Scheißegal.
Wie oft hatte er sie schon gesehen, gesprochen und ihr tief in die Augen gesehen. Auch das wusste er nicht. Sie sah so bezaubernd aus, ihre braunen Augen, die wie haselnussfarbene Kugeln in ihren Augenhöhlen saßen. Das braune Haar und die Figur, die einer wirklich angagierten Sportlerin ähnelte, obwohl sie keinen Sport betrieb. Er konnte alles noch nicht richtig fassen. Wie lange waren sie zusammen gewesen? Drei Jahre? Er glaubte, ja. Jetzt war sie glücklich mit ihrem neuen Freund, der aussah, als würde er täglich Drogen nehmen, um seinen enormen Bizeps noch zu steigern.
Er stand auf und ging langsamen Schrittes in die kleine Küche, in die die Abendsonne ihr letztes Licht warf. Es schien ihm fast so, als ob jemand auf der Sonne saß und mit einer unglaublich starken Taschenlampe direkt in seine Küche leuchtete.
Dem jungen Mann, der überlegend in seiner Küche stand, kamen die Tränen. Zu groß war der Schmerz, den sie ihn zugefügt hatte in einem einzigen Satz. >Dave, ich habe mich in einen anderen Mann verliebt, ich möchte mit ihm zusammen sein, es tut mir leid, wirklich.< Wie konnte sie so unbarmherzig sein? Mit einem Mal jemand anderen lieben. Aber vielleicht war es gar kein spontaner Vorgang gewesen und sie hatte sich schon lange vorher mit ihrem neuen Freund getroffen. Er fühlte, wie Wut in ihm aufzüngelte, als ob der Teufel in seinem Körper saß und ihm ständig denselben Satz in sein Ohr flüsterte. Gott konnte nichts dagegen tun, Gott war grausam.
Er ging zum Kühlschrank und nahm sich ein Bier, das er sich vor einer Stunde kalt gestellt hatte. Es ging nichts über ein kaltes Beck´s, dachte er sich, während immer noch heiße Tränen seine Wangen herabliefen. Er trank das Bier in vier großen Schlücken und warf das grüne Glas rücksichtslos in die Ecke, das sofort an der Wand zerschellte und einen gelblichen Film an der Tapete hinterließ.
Die Sache verlassen zu werden war die Eine, nicht zu wissen, wie es weitergehen konnte, die Andere. Sicher, er hatte einen Beruf und verdiente Geld als Redakteur, aber es ging ihm keineswegs um das Geld. Er konnte diesen quälenden Gedanken nicht ab, dass er verlassen wurde und nichts in Petto hatte. Weder wusste er, welche Frau er als nächstes begehren konnte, noch wusste er, ob er es überhaupt je machen würde. Es wird verdammt lange dauern, das alles zu verarbeiten. Diese bittere Enttäuschung. Wieder stieg nackte Wut in ihm auf und sein Gesicht errötete. Er ballte seine Hand zu einer Faust und schlug mehrere Male auf den Esstisch, der in der Mitte der Küche stand. Geschirr fiel zu Boden und Glas zerschellte, als es auf den Fliesen aufkam. Wieder flossen Rinnsale von Tränen bergab.
Er sollte vielleicht Urlaub nehmen, um den ganzen Stress zu vergessen, einen klaren Kopf zu bekommen. Oder es wenigstens versuchen.
Wieso wohnte er überhaupt noch in seiner Studentenwohnung, hatte er es nicht zu mehr gebracht? Ständig die jungen Leute zu sehen, die meisten glücklich, dass sie auf eine der besten Universitäten studieren können.
Er ging in das Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa, griff in seine Gesäßtasche und holte seine Zigarettenschachtel heraus. Es war eine der stärksten Marken, die es gab, so wurde ihm das auf einer Antiraucherkampagne erzählt. Es war ihm gleichgültig. Er würde auch die Marke „Sicherer Lungenkrebs“ rauchen, hätte er sie dagehabt.
Er griff nach dem silbernen Feuerzeug, auf dem sein Name eingraviert war, und zündete sich eine Zigarette an. Kurz darauf durchzogen tödliche Rauschwaden seine Lunge, die ihm zehn Jahre später Lungenkrebs eingebracht hätten. Er sollte es noch bitter erfahren.
Nachdem er seine Zigarette aufgeraucht hatte, merkte er, dass er eine Erektion hatte. Eine nicht passende Situation, dachte er sich, aber was sollte das seinen Penis stören. Plötzlich hatte er den starken Drang seine Daniela zu umarmen, sie überall berühren und mit ihr ins Bett fallen und mit ihr schlafen. Er würde sie so lange lieben, bis vor Erschöpfung tief in der Nacht einschliefen und mittags wieder aufwachten.
Er schlug sich mit der flachen Hand auf den Kopf und versuchte, diesen provozierenden Gedanken zu verbannen. Er konnte nicht ständig so denken, es würde ihn kaputt machen. Aber war er nicht schon längst kaputt? War er überhaupt noch lebensfähig unter solchen Umständen, die ihn so dermaßen quälten? Er wusste keine Antwort.
Lautes Lachen drang zu ihm. Er stand auf, ging zu seinem Fenster und schob die Gardinen auseinander und blickte hinaus. Die Sonne war fast untergegangen aber es liefen immer noch viele Studenten auf dem Campus herum. Wieder ein grelles Lachen, das er nur zu gut kannte. Wie oft hatte er versucht, dieses Lachen herauszufordern, aus ihr herauszubekommen, während er sich zum Affen machte und einen humorvollen Eindruck bei ihr schinden wollte. Er wusste auch dies nicht.
Nach kurzem Überlegen fiel ihm auf, dass er auf quantitative Fragen, die er sich in den letzten Stunden gestellt hatte, kaum eine Antwort wusste. War er während ihrer Beziehung wirklich so weit entfernt gewesen? Das konnte kaum sein.
Er drehte seinen Kopf nach rechts und sah den Parkplatz, der frisch von Unkraut befreit wurde. Viele Autos standen dort, doch nur eines viel ihm besonders auf. Es war das einzige Auto, das in der Abendsonne blendete und in irgend einer Art protzig aussah. Es hatte weder Breitreifen noch hatte es äußerlich besondere Merkmale, aber es gefiel ihm nicht.
Er drehte sich wieder um und wollte sich zurück auf sein Sofa setzen, bis ihm auffiel, dass er das Lachen ganz vergessen hatte.
Er öffnete mit schnellen Bewegungen das Fenster und schaute wieder hinaus. Links von ihm saßen nur ein paar Studenten auf einer großen Mauer wie Schüler der siebten Klasse, die grade die neuesten Geheimnisse preisgaben. Rechts von ihm immer noch der Parkplatz mit den Autos. Es musste eine Einbildung gewesen sein.
Das Fenster gab ein Geräusch von sich, als er es schloss, als ob man Metall auf einem Baumstumpf aufschlagen würde. Er wollte sich grade wieder zu seinem Sofa begeben, das er sich vor fünf Jahren gekauft hatte, als sein Studium begonnen hatte, als er wieder das Lachen hörte. Das Lachen, das ihn jahrelang begleitet hatte. Während vieler Nächte, in denen er mit ihr geschlafen hatte und noch tausend so viel Tage, an denen er mit ihr zusammen war.
Er lief wie vom Blitz getroffen wieder zum Fenster, riss die Gardinen weg und hielt sein Hals heraus, nachdem er die Glasscheiben nach außen gestülpt hatte. Er blickte nach links. Immer noch die Studenten mit ihren Büchern auf der Mauer, die sich grade über ihre Liebhaber erzählten. Er blickte nach rechts und er fing an zu stottern vor Wut und Traurigkeit, die fast Resignation hätte sein können.
Das schwache Licht der Abendsonne fiel auf das Auto, welches ihn von Anfang an nicht gefallen hatte, und beleuchtete das Hinterteil seiner gewesenen Freundin, die er grundlos auch zu seiner Frau gemacht hätte. Sie trug enge Jeans, die er so gemocht hatte und stand vor dem Auto. Sie zog ihre Jacke aus und warf sie zu Boden. Jetzt erkannte er auch ihren neuen Freund genauer, der auf der Autohaube saß und sich von ihr in den Schritt fassen ließ während er ihr die Zunge in den Rachen schob.
Es konnte nicht wahr sein. Es musste ein Scherz Gottes sein, dieser Mistkerl. Er wusste es immer, nur in den letzten Tagen traf es ihn besonders. Gott war grausam. Daran ließ sich nichts ändern.
Er lief in die Küche und warf seinen Esstisch um, der polternd auf den Boden aufkam, worauf zwei Fliesen aus ihrem Putz sprangen. Er trat auf ihn ein und gab unkontrollierte Laute von sich, die von einem Wesen aus einer Fantasygeschichte hätten sein können. Als sein Schuh platzte und Blut austrat ging er zurück in das Wohnzimmer und stellte sich vor eine Glasvitrine. Er konnte sein Spiegelbild sehen und merkte, dass er grausam aussah. Sein Gesicht verzerrt vom Schmerz, der nun von allen Seiten auf ihn eindrang.
Er riss die Vitrine von ihrer Halterung und das Glas zersplitterte. Mit ungeschützten Händen, die sich in das Glas schnitten, nahm er das Gewehr, das er von seinem Vater in dem Moment überschrieben bekommen hatte, als er sich von einem Hochhaus stürzte und füllte sich mit Patronen, die sich ebenfalls in der Vitrine befanden.
Er lief mit geladenen Gewehr seines Vaters zum Fenster und sah wieder hinaus. Die Sonne warf ihre letzten Strahlen auf ihn und ließ ihn etwas blinzeln. Er blickte unter Schmerzen in Händen und Füßen wieder nach rechts und sah das Auto und seine damalige Freundin. Vom Typen war nichts zu sehen. Vielleicht war er schon gefahren und das Auto, das einen verzerrten Kontrast zu den andere Autos auf dem Parkplatz darstelle, gehörte ihr. Fast im selben Gedankengang tauchte er wieder auf, nachdem er sich gebückt hatte und zwei Dosen geholt hatte. Er erkannte, dass es Bier war und verzog den Mund.
>>Dosenbier einer Frau anzubieten ist, als ob du einem Goldfisch ein Stück Fleisch ins Aquarium wirfst, du Wichser.<< grunzte er und legte den Lauf des Gewehres auf die Fensterbank.
Er sah durch das Fernrohr, peilte den Kopf des Mannes an, der jetzt seine Freundin nach Hause fahren wollte, um sie dann zu vögeln und drückte ab. Er spürte keine Reue, als der Kopf des Mannes regelrecht explodierte und das Gehirn überall auf das Auto und in ihr Gesicht spritzte. Seine Freundin schrie. Ja, lass sie schreien, sie hat es verdient, dachte er und zielte auf sie.
Er fasste einen Gedanken, in dem er mit seiner Freundin am Traualtar steht und sie küsst, während sie ihm den Trauring über seinen Ringfinger zieht. Er verzog schmerzerfüllt das Gesicht, schloss die Augen und betätigte den Abzug.

 
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Hi ihr Lieben :-)
Das ist eine Geschichte, die schon sehr lange fertig gestellt ist und die ich letztens wieder gefunden habe. Ich wusste nicht genau, was ich von ihr halten sollte, weil ich normalerweise nicht so brutal denke und handle aber damals war ich wohl sehr in Rage.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!

Liebe Grüße an Euch! Roland!

 

Oh, verdammt!
Ich hatte Absätze in der Vorlage und wenn ich auf bearbeiten gehe, sehe ich diese Absätze trotzdem aber sie erschreinen nicht im Text auf der Seite!

Hilfe! So kann ich euch den ja nicht anbieten ...

Lg, Roland!

 
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Hi Roland!

Ich hab mal Reihenfolge von Geschichte und Kommentar vertauscht, das ist hier so Sitte. :)
Um die Absätze nachträglich einzufügen, kannst du einfach im Bearbeiten-Fenster ganz normal nach jedem Absatz mit "ENTER" eine Zeile freimachen. Dann spendiere dem Text doch auch bitte gleich schöne Anführungszeichen, also entweder

"Dave, ich habe mich in einen anderen Mann verliebt, ich möchte mit ihm zusammen sein, es tut mir leid, wirklich."
oder
»Dave, ich habe mich in einen anderen Mann verliebt, ich möchte mit ihm zusammen sein, es tut mir leid, wirklich.«
, am besten auch einheitlich. ;)
Zwei Fehler:
darauf durchzogen tödliche Rauchschwaden seine Lunge
und die
die einer wirklich engagierten Sportlerin

So, zur Story an sich:

Ich mach's kurz und schmerzlos, die Geschichte ist ziemlich daneben gegangen. Das durch Eifersucht motivierte Gemetzel ist ein althergebrachter Plot, den der Text leider nicht irgendwie besonders aufbereitet. Er verliert sich in unwichtigen Details, wie mit wie vielen Schlucken ein Bier getrunken wird, die Charaktere bleiben blass. Mit wie vielen Schlucken ich ein Bier trinke sagt nichts Interessantes über mich aus, dass es "wenige Schlucke" sind, reicht eigentlich. Es ist meistens nicht gut alle Details haarklein auszuwalzen, die Kunst ist, sich auf die wichtigen bzw. interessanten Dinge zu beschränken.

Solche Passagen dagegen machen den Charakter schon plastischer:

Er ging in das Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa, griff in seine Gesäßtasche und holte seine Zigarettenschachtel heraus. Es war eine der stärksten Marken, die es gab, so wurde ihm das auf einer Antiraucherkampagne erzählt. Es war ihm gleichgültig. Er würde auch die Marke „Sicherer Lungenkrebs“ rauchen, hätte er sie dagehabt.

wobei das stilistisch auch noch zu verbessern wäre, aber da hilft nur lesen, lesen, lesen und schreiben, schreiben, schreiben. :) Drückt den Nihilismus des Prot jedenfalls gut aus.

Als "Geheimtip" vielleicht eine meiner Lieblingsstories aus unseren Empfehlungen:
Midwinter Blues

Viel Spaß noch hier!
Seaman

 

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