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Schreibblockade

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16.03.2008
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Schreibblockade

Gedankenblitz

Ich steige den schmalen Bergpfad hinauf und merke dabei wie meine Glieder mit jedem Schritt schwerer werden. Als ich kurz stehen bleibe, um zu verschnaufen, und mein Blick den Weg hinauf wandern lasse, sehe ich, wie sich weiter oben eine Blockade aufbaut.
Mein Herz pocht schneller. Ich gehe wieder los, beschleunige meinen Schritt, hoffe noch an der Blockade vorbei schlüpfen zu können, bevor sie sich endgültig aufgebaut hat, aber als ich da bin ist der Weg bereits versperrt. Graue Gestalten stehen dort in mehreren Reihen hintereinander. Sie haben sich untergehakt und schauen mit leeren Blicken an mir vorbei.
Ich versuche an ihren Gesichtern zu erkennen, was ihr Problem ist. Aber keiner von den Gestalten verzieht eine Miene. Nur der größte von Ihnen, der in der vordersten Reihe in der Mitte steht, schaut schließlich zu mir herunter und lächelt spöttisch.
Ich bin müde und glaube nicht, dass ich es mit dieser Horde grauer Gestalten aufnehmen kann. Deshalb drehe ich mich um und trete den Rückzug an. Beim Abstieg merke ich wie meine müden Beine wieder an Kraft gewinnen. Dann kommt mir der Gedanke, dass ich den Berg wohlmöglich bis zum Fuße wieder hinabsteigen muss, um einen anderen Weg zu finden. Und was, wenn der andere Weg zum Gipfel dann wieder durch eine Blockade versperrt würde?
Plötzlich wird mir klar, dass Weglaufen nicht die Lösung sein kann. Also drehe ich mich um und steige den Pfad wieder hinauf. Wieder beschleunige ich meine Schritte, bis ich in einen Trab verfalle und der Blockade hechelnd entgegen renne. Kurz bevor ich sie erreicht habe, schließe ich die Augen und werfe mich nach vorne. Aber ich pralle gegen etwas Hartes und stolpere zurück. Als ich mich gefangen habe, spüre ich wie meine Schläfen pochen. Ich merke, dass ich Kopfschmerzen bekomme.
Ich beschließe zu warten, setze mich im Schneidersitz vor die Blockade und lasse meinen Blick ruhig von einem grauen Geschöpf zum Nächsten wandern. Mir fällt auf, dass das Geschöpf ganz links in der vordersten Reihe weniger selbstsicher wirkt. Vielleicht weil es am Rand steht. Rechts von ihm steht eine dicke Eiche. Es wäre möglich zwischen der Eiche und diesem Geschöpf vorbei zuschlüpfen. Aber die Reihen der anderen Geschöpfe dahinter würden es bemerken. Und selbst, wenn ich erfolgreich wäre, hätte ich die Blockade nur umgangen. Ich wusste ja, dass ich sie auflösen musste. Sonst würde sie sich weiter oben wieder bilden.
Ich spüre wie meine Augen vor Erschöpfung schwer werden. Bald finde ich keine Kraft mehr mich gegen die Müdigkeit zu wehren. Ich rolle mich zusammen und falle in einen unruhigen Schlaf.
Als ich aufwache ist es stockdunkel. Ich richte mich auf und spähe nach vorne. Da stehen sie immer noch, die grauen Geschöpfe und starren an mir vorbei. Verschlafen erhebe ich mich und baue mich vor das riesige Geschöpf auf, das ganz vorne in der Mitte steht. Als es bemerkt, dass ich es mit meinen Augen fixiere, verzieht es nur verächtlich die Mundwinkel und hält meinem Blick stand. Lange stehen wir uns gegenüber und starren uns an. Keiner von uns beiden zeigt eine Schwäche. Dann sehe ich aus den Augenwinkeln, dass sich aus der hintersten Reihe ein paar Geschöpfe lösen und die Flucht ergreifen. Das gibt mir Mut. Anscheinend befürchten sie etwas. Ich konzentriere mich wieder auf den Riesen vor mir. Er grinste nicht mehr so breit. Außerdem stehen wir uns jetzt in Augenhöhe gegenüber.
„Du bist geschrumpft!“, sage ich.
Er antwortet nicht.
Ich verstehe nicht, warum er geschrumpft ist und einige von den grauen Geschöpfen aus der hintersten Reihe geflohen sind.
„Anscheinend kündigt sich etwas an!“, denke ich. Aber was? Dann donnert es. Unter den grauen Geschöpfen bricht heilloses Durcheinander aus. Ein paar von Ihnen rennen Hals über Kopf an mir vorbei den Bergpfad hinab. Andere versuchen ihn hastig hinaufzusteigen. Dabei kreischen sie wild durcheinander. Der graue Klotz vor mir ist kreidebleich vor Angst geworden. Er wirkt jetzt nur noch wie ein Häuflein Elend.
Verblüfft schaue ich dem Geschehen zu. Im nächsten Moment werde ich von einem Blitz geblendet, der vom Himmel herabzuckt. Als sich meine Augen wieder an das Licht gewöhnt haben sind alle Geschöpfe verschwunden. Im Sternenlicht sehe ich deutlich die Silhouette des Bergpfads, der ruhig vor mir liegt. Lächelnd und gestärkt mache ich mich weiter an den Aufstieg.

 

Hallo Loser,

hätte deine Geschichte nicht den Untertitel "Gedankenblitz", ich muss zugeben, ich hätte das Ende nicht verstanden.

Als ich den Titel gelesen habe, dachte ich: Toll, eine Geschichte über eine Schreibblockade. Das hast du doch schon tausendmal gelesen.

Insofern hat mich deine Geschichte positiv überrascht, da du die Blockade in ein gutes Bild verwandelst. Der Verlauf und das Ende stellen mich allerdings nicht ganz zufrieden; vielleicht, weil bei mir persönlich eine Blockade nicht durch diese Art von Konfrontation zu lösen wäre. Mehr Pepp hätte deine Geschichte für mich dann, wenn dein Protagonist noch verschiedene Arten ausprobiert, wie er den grauen Gestalten gegenüber tritt. Keine Ahnung, wie genau ... er könnte wild drauflos fabulieren, jeder einzelnen eine "Geschichte" geben, wodurch sie ihre Grauheit verlieren und zu wild herumfliegenden Ideen werden.
Dir fällt sicher was Besseres ein. :D

Insgesamt ein netter Happen für zwischendurch, ein altbekanntes Problem mal in andere Bilder gepackt. Daraus könnte aber durchaus noch mehr werden.

Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hallo Malinche,


Ja, das wäre sicherlich der naheliegendste Weg gewesen, dass der Protagonist die Blockade selbst lösst. Das erwartet man. Deshalb finde ich die Variante, dass die Lösung quasi von oben kommt, ohne sein eigenes zutun, persönlich kreativer.

Aber den Konflikt könnte man noch ausbauen, da hast du Recht. Na, ich werde mir mal noch n paar Gedanken machen:)

Vielen Dank auf jeden Fall für dein Lob und Tadel!!

Gute Nacht!

Loser

 

Gerade habe ich gesehen, was für ein Buch du geschrieben hast und mir es sofort bestellt. Ich habe beinah alle Alben von Mano Chao und bin ein großer Fan von ihm. Insofern vielen Dank! Ich bin gespannt!

 

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