Was ist neu

Schreibtischattentat

Seniors
Beitritt
10.10.2006
Beiträge
2.635
Zuletzt bearbeitet:

Schreibtischattentat

Kira war einsam. Der Kummer ihr alleiniger Begleiter. Ich sehe sie in einem Jugendzimmer sitzen, weiß nicht recht, was von dem Zimmer zu halten ist. Schwarz sehe ich es häufig, aber auch in Weiß. Manchmal prasselt Regen gegen das Fenster, manchmal fällt Sonnenlicht hinein, oft ist es Nacht, doch manchmal, in den engsten Momenten, ist das Zimmer fensterlos.
Ein Buch hat sie in der Hand, mit dunklem Einband, dann ein weißes, strahlend klar. Das Haupt gebeugt, das Haupt gereckt, Kira ist sehr wandelbar.
Und ich nähere mich der Holden, streiche hin und streich zurück. O komm doch, will ich schreien, du Süße, gemeinsam finden wir ins Glück. Doch kein Glück ist’s, was wir finden, bleibt sie doch allein zurück, denn das Einzige, was man kann erhoffen, ist doch nur ein schneller-

Maag hatte sich schon wieder hinreißen lassen, starrte mit Unwillen auf das Papier: Die Druckerschwärze funkelte wie Blut auf reinem Laken. Gierig zog er an einer Zigarette, die Glut fraß sich durchs Papier. Maag merkte, dass er rauchte, hustete zweimal, riss sich die Zigarette aus dem Gesicht und rief: „Ich muss sie umbringen!“

Kira, nicht mehr in den besten Jahren, saß auf dem Bett und aß Torte. Schwarzwälderkirschtorte stopfte sie in sich hinein, einen Mohnkuchen, eine Erdbeertorte, einen Nougatstreusel, einige Arten Eclairs und Pralinen, einen Früchtekuchen, einen Obstsalat, zwei ganze Schmalzkringel und einen Liter dickster Schokoladenmilch.
Der Busen wuchs, während sie fraß. Ihr Bauch schwoll an, ihre einst so zarten Schenkel wurden dick und unförmig. Die Haut riss vernehmlich an verschiedensten Stellen und die mächtigen Brüste drückten ihr die Lebensader ab.
Krümel von Mohn trompeteten in den Ohren. Glitten die edlen Rundungen entlang, saugten Fress-Schweiß willfährig auf. Und ein Krümel, ein ganz mutiger, trat den beneidenswerten Abstieg von ihrem Kinn an. Rutschte am wogenden Busen herab, umschiffte die klaffende Lücke, die ihr Nabel war, und irrte durch buschige Wälder schließlich in eine feuchte, nasse, herrlich warme Lagune der ewigen –

„Verdammt noch mal!“, schrie Maag, der sich kräftig über die Augen rieb, um wollüstiges Fleisch zu verdrängen. Die nächste Zigarette hatte sich in seinen Mund gestohlen und wurde nun noch grober als die letzte von dort entfernt.

Kira lag in ihrem Bett und keuchte. Die Schwindsucht nagte nicht mehr an ihr, sie kaute. Das einst perlend schwarze Haar hing in den Kissen. Der vormals so zarte Hals, aus dem Töne geflogen waren, um die eine Nachtigall sie beneidet hätte, sang nur noch in Röcheln und Rasseln. Und ihr Geist, ihr edler, großzügiger Geist, war vom Fieberwahn zerfressen wie von Würmern.
Die Augen huschten delirierend durch die Höhlen, suchten am Weiß der Decke nach einem Punkt, der lang nicht mehr war. Blut hustete sie in ein perlend weißes Taschentuch, das ihr ein Pfleger vor den Mund hielt, der ihren ausgemergelten Körper aufrichtete, ihr über den Rücken mit einem Waschlappen strich, am sichtbaren Rückgrat vorbei, das aus ihrem Leib getreten war wie bei einem prähistorischen Tier. Zärtlich strich der Pfleger über den Rücken der Todgeweihten, ahmte jede Bewegung ihres morschen Körpers nach, hauchte, wenn sie hauchte, röchelte, wenn sie röchelte, stöhnte, wenn sie stöhnte. Wie ein Spiegelbild, ein Pendel, ein Zwilling. Wie ein chiraler Wiegengefährte.

„Diesmal!“, brüllte Maag und hämmerte rasselnd im Stakkato auf die Tasten der Schreibmaschine. „Ich mach es selbst!“

Ich lege die Hände um Kiras schwindenden Kehlkopf, press die Nase in ihr strohenes Haar, während ich sie würge, reibe mich am klammen Rücken und drücke jeden Atemzug in ihre Lunge zurück. Wie Spinnenbeine krabbeln ihre Finger über das Laken, greifen und reißen am weichen Stoff, ich spüre den Kehlkopf, der unter dem Druck meiner Pranken nachgibt und-

Maag hustete schwer über der Schreibmaschine und kniff die tränenden Augen zusammen.

Endlich war das Zimmer leer und ruhig. Der Pfleger besah seine Arbeit: Ein makelloses Bett. Durchs Fenster schien gleichgültig weiß die Sonne.
Er rieb seine Hände am Laken trocken, ohne Spuren zu hinterlassen.
„Hast hier lang genug gelegen“, sagte er. „Wurde wirklich Zeit für etwas Neues.“
Doch als er zur Türe schritt, in eine so viel größere Welt hinaus, hörte er hinter sich eine Stimme krächzen: „Ich glaube, wir sind hier noch nicht fertig.“

Maag starrte ungläubig auf das schmutzige Papier und griff um Atem ringend zu einer weiteren Zigarette.

 

Hallo Quinn,

da ich diesen Text gelesen habe, kann ich auch einen Kommentar schreiben. Er wird natürlich positiv - wie ja bisher alle meine Kommentare zu Deinen Geschichten positiv waren. :) Die Bescheibungen sind gut gemacht. Besonders mochte ich die Vorstellung, dass Kira sich zu Tode frisst. Der Autor, der sie sich zu Tode fressen lässt, raucht gleichzeitig eine Zigarette nach der anderen. So naht der Tod auf mehreren Ebenen.

Ein guter Einfall, obwohl so naheliegend: den Autor selbst Hand anlegen zu lassen, um das zähe Luder zu ermorden. Und dann war es doch der Pfleger. Aber wem gehört die Stimme, die am Ende sagt: "Ich glaube, wir sind hier noch nicht fertig"? Will der Autor auch den Pfleger erledigen, um endlich Ruhe zu haben?

Sehr gut finde ich, dass der Text eine für das Medium Internet angemessene Länge hat und an nur einem Schauplatz (oder zwei Schauplätzen?) spielt. Er ist interessant, ohne kompliziert zu sein.

Freundliche Grüße,

Berg

 

Yo Quinn,

machst du derzeit eigentlich auch noch mal etwas andres als schreiben?
Kann nur mit Neid auf deine Produktivität schielen. Ich schreibe zwar auch jeden Tag, aber leider gezwungenermaßen an meiner 2. Examensarbeit. Und die will und will nicht fertig werden. :(

Dieses Geschichtchen hat zumindest die morbide Ader in mir erfreut.
Herrlich, deine Überschneidung. Man kann die drei Figuren als eine sehen, jede für sich begreifen, oder, wozu meine Lesart tendiert, dass Pfleger und Autor eine Person abgeben.
Eine Obsession, die Maag nicht loslässt, so sehr er sich auch bemüht. Gott zu spielen, und sei es nur am Schreibtisch, ist eben gar nicht so einfach: Die Schöpfung gewinnt einen eigenen Willen und erweist sich widerstandsfähiger als gedacht.
Thema natürlich ein alder Hud, aber in deiner Fassung angenehm knackig präsentiert. Keine unnötigen Erklärungen, kein Geschnörkel.

Stolperer im Lesefluss:

Matt lag Kira in ihrem Bett und keuchte.
Ist die Nähe zu Maag gewollt? Mich hat das zumindest irritiert. Dachte erst, du hättest dich verschrieben. Vll ein anderes Adj wählen.

grüßlichst
weltenschreiber

 

Hey Quinn,

da ich diesen Text gelesen habe, kann ich auch einen Kommentar schreiben.
Mir gefällt er nicht, vom inhaltlichen her. Das hat Rick viel genialer in seiner R/E-Geschichte gemacht, du erinnerst dich? Also, da die Idee jetzt nix Neues ist, muss man sich schon was einfallen lassen, finde ich.

Der Autor möchte sich nicht von seiner Protagonistin trennen und er weiß, er muss es, aber er hat sie offenbar zu lieb gewonnen, wieso, das erfährt der Leser nicht, sie hat schönes Haar und die Stimme ist goldig, aber sonst ist es wohl ein normales Weib. Man erfährt nichts von ihrer Beziehung, gut, ist ja keine normale Beziehung, aber vielleicht hätte man Maags Vorstellungen und Träumerein bzgl. der Beziehung noch erwähnen können.

Aber hey, super Stil, gefällt mir, also mal was ganz anderes, passend natürlich. Die Geschichte ist auch nicht unbedingt zusammenhängend, sie besteht aus Absätzen, die man beliebig austauschen könnte.
Und das komische ist, ich finde eigentlich alle Absätze gut formuliert, wenn sie so allein dastehen, aber als Geschichte sind sie dann doch langweilig.
Z.B. die Passage mit dem mutigen Krümmel, großes Kino.
Oder wie sie in ein Monsterweib verwandelt wird. Klasse Beschreibungen.
Das Ende nehme ich einfach so hin, nachdem er seine "Geliebte" ermordet hat, tötet er auch den Pfleger, wieso? Weiß ich nicht, vielleicht aus Rache, weil er meint; mal was Neues? :D Das wäre lustig, ach nee, doch nicht.
Oder moment, Maag hat sich nicht mehr unter Kontrolle, also es steht fest, dass Kira sterben muss, und dann reitet er sich wieder in die Kacke. Kenn ich nämlich vom Schreiben, man hat eigentlich eine Szene zu Ende geschrieben und dann kommt so ein Satz und man weiß, man ist doch nicht fertig, arg, das kann einen ganz irre machen.
Oder die Szene ist einfach nur da, um dem ganzen wieder eine Ebene zu geben, also dass die Fiktion natürlich auch eine eigene Realität ist. Aber ach, das ist doch die ganze Zeit so?
Abschließende Worte: Die Geschichte lässt mich ganz kalt. Guck dir mal den Film "Schräger als Fiktion" an, der lässt einen auch ganz kalt, vielleicht lernst du dann aus ihren Fehlern. :P

Nächstes Mal gibts aber ganz viel Lob, enttäusch mich nicht!

JoBlack

 

Hallo Quinn!

Ich finde den Text sehr gut, sehr dicht. Sicher, auch hier verselbständigt sich die weibliche Figur, die der Autor schafft, aber es ist doch eine ganz andere Intention als bei Rick. Während bei Rick der Autor sich gerne Inspiration über das Weibliche holt, will der hier sich dieser Inspiration entziehen.

Dieser hier will sich von der Macht der oder einer bestimmten Frau befreien, die sie als sexuelles Wesen über ihn hat. Warum, schwer zu sagen, es scheint ja so, dass er sich von jeder Sucht befreien will, das Rauchen passt ihm ja auch nicht, vielleicht will er völlig vergeistigt sein, vielleicht will er wichtigere Dinge schreiben als nur vom Vögeln, aber das kommt ihm am Ende jedes Bildes in die Quere, oder besser, dass er, egal wie sie aussieht, noch immer das Weib in ihr sieht.

Es ist ja auch deutlich ein Dreischritt bei den Bildern: Zuerst die Jugend, mit ihrer Schwärmerei und Melancholie, die Jugend, die romantische Gedichte schreibt, dann im nächsten Bild, die Zeit der Reife, du stellst hier sehr gut das Chthonische des Weiblichen dar (musst halt googeln :p), diese überbordende Materialität ihres Körpers, dem sowohl die Fruchtbarkeit (Kiras Körper verändert sich hier wie in einer Schwangerschaft), aber zugleich auch schon der Tod innewohnt (die mächtigen Brüste drücken ihr die Lebensader ab), und dann schließlich das letzte Bild des Alters, der Krankheit. Interessant ist, das nur im ersten und letzten Bild von Kiras Persönlichkeit gesprochen wird, im zweiten ist sie nur Körper.

Endlich scheint im vierten Bild das Papier und das Laken leer und sauber zu sein, vielleicht hofft er, dass er die Frau nicht mehr zum Schreiben braucht, und ganz von vorne beginnen kann. Aber das ist natürlich ein Irrtum. :D

Und das ist natürlich auch ein sehr barocker Text, man merkt deine Freude an der Beschreibung des Körperlichen, diese schiere Fülle und das Ausufernde und das Verfallende. Und dazu als Kontrast: Das Schwarz und das Weiß als Symbol des Schreibens, als Symbol für das Unlebendige, Nichtfarbige.

Mir gefällt´s sehr gut! :)

Schwarz sehe ich es häufig, aber auch in weiß
groß: Weiß
denn das einzige, was man kann erhoffen
groß: Einzige
Die Druckerschwärze funkelte wie Blut auf reinem Laken.
das ist toll - die Entjungferung des weißen Papiers und auch der Hinweis, dass er die Jungfräulichkeit Kiras zerstört hat. Das Erotische zerstört die geistige Leistung des Schreibens, bringt es aber auch hervor, oder so ähnlich. ;)
Die Schwindsucht nagte nicht mehr an ihr, sie kaute.
das wiederum ist schlecht ;)

Gruß
M.

 

Hallo Jynx,

Diese Geschichte fand ich deshalb auch echt gut. Sicherlich hätte man noch mehr an Handlung oder Fleisch drumrum stricken können. Aber in dieser Kürze hat die Umsetzung der Idee auch was für sich
Ja, man kann von diesem Ausgangspunkt in die verschiedensten Richtungen gehen. Im Moment ist mir wieder mehr nach kurzen Texten. Ich wird auch wieder längere schreiben.

Gerne gelesen, dass am Ende die Figur einfach nicht totzukriegen ist, war eine nette Abrundung. Denn wer kennt das vom Schreiben her nicht, die Biester machen sich einfach selbständig und schleichen einem ungefragt hinterher...
Ja, das war so die Idee dahinter, dass sie sich da auf jedes Papier zwängt und den Autor richtig in diesem Zimmer gefangen hält. Es ist ja klaustrophobisch fast schon.

Ach so, dazu fällt mir ein: Warum denn eigentlich nicht Schreibtischattentäter?
Ja, ich hatte da vier Titel zur Auswahl: Schreibtischtat, Schreibtischtäter, Schreibtischattentat und Schreibtischattentäter. Es hätte jeder der vier werden können, glaub ich. 

Freut mich, dass ich mit der Geschichte deinen Geschmack getroffen habe, danke dir für den Kommentar
Quinn

Hallo Berg,

Besonders mochte ich die Vorstellung, dass Kira sich zu Tode frisst. Der Autor, der sie sich zu Tode fressen lässt, raucht gleichzeitig eine Zigarette nach der anderen. So naht der Tod auf mehreren Ebenen.
Schön, ja genau. Der Autor, also Maag, sollte da auch einen Verfall durchmachen, es sollte ihm an die Substanz gehen, wenn man so will. Schön, wenn das rüberkommt.

Ein guter Einfall, obwohl so naheliegend: den Autor selbst Hand anlegen zu lassen, um das zähe Luder zu ermorden. Und dann war es doch der Pfleger. Aber wem gehört die Stimme, die am Ende sagt: "Ich glaube, wir sind hier noch nicht fertig"? Will der Autor auch den Pfleger erledigen, um endlich Ruhe zu haben?
Nein, der Pfleger in der Geschichte ist ja nur so eine Art alter Ego, um etwas mehr Distanz zu schaffen; als der im 1. Absatz fehlt, fängt das lyrische Ich ja gleich zu dichten an und denkt gar nicht daran, sie umzubringen. Die Stimme am Ende gehört wieder zu Kira.

Sehr gut finde ich, dass der Text eine für das Medium Internet angemessene Länge hat und an nur einem Schauplatz (oder zwei Schauplätzen?) spielt. Er ist interessant, ohne kompliziert zu sein.
Du wirst mich nicht davon abbringen, dass ich weiter von Purpur schwärme. :)

Danke dir für die Kritik, schön dass dir der mundgerechte Happen gemundet hat
Quinn

Hallo weltenläufer,


machst du derzeit eigentlich auch noch mal etwas andres als schreiben?
Kann nur mit Neid auf deine Produktivität schielen. Ich schreibe zwar auch jeden Tag, aber leider gezwungenermaßen an meiner 2. Examensarbeit. Und die will und will nicht fertig werden.
Naja, also das sind ja „Textchen“, die letzten paar. Wenn ich jetzt jede Woche so ein Ding wie (Nein, ich sag nicht wieder den Namen) raushauen würde, dann könnte ich den Neid verstehen und mich darin sonnen, allerdings scheint in deiner Situation mit der Examensarbeit jeder beneidenswert zu sein.

Eine Obsession, die Maag nicht loslässt, so sehr er sich auch bemüht. Gott zu spielen, und sei es nur am Schreibtisch, ist eben gar nicht so einfach: Die Schöpfung gewinnt einen eigenen Willen und erweist sich widerstandsfähiger als gedacht.
Sie paralysiert ihn auch, er kommt ja nicht aus diesem Zimmer raus.

Keine unnötigen Erklärungen, kein Geschnörkel.
Ja, das gefällt mir im Moment, so zu schreiben, was vielleicht auch den hohen Ausstoß erklärt (und dabei veröffentliche ich nichtmal alles :) ). Es wird auch wieder, bin ich mir sicher, weniger werden; und ich versuch es dadurch auszugleichen, dass ich auch relativ viel kommentiere.

Danke dir für die Kritik
Quinn

Hallo Jo,

Das hat Rick viel genialer in seiner R/E-Geschichte gemacht, du erinnerst dich? Also, da die Idee jetzt nix Neues ist, muss man sich schon was einfallen lassen, finde ich.
Uhm, na ja. Also an Ricks Geschichte hab ich dabei nicht gedacht. Die hier zieht die Sache ja schon ganz anders auf und geht nicht derart ins Persönliche, sondern bleibt ein literarisches Spiel. Auch ein Kammerspiel.

Der Autor möchte sich nicht von seiner Protagonistin trennen und er weiß, er muss es, aber er hat sie offenbar zu lieb gewonnen, wieso, das erfährt der Leser nicht, sie hat schönes Haar und die Stimme ist goldig, aber sonst ist es wohl ein normales Weib. Man erfährt nichts von ihrer Beziehung, gut, ist ja keine normale Beziehung, aber vielleicht hätte man Maags Vorstellungen und Träumerein bzgl. der Beziehung noch erwähnen können.…
Ja, natürlich hätte man. Es wird halt im ersten Absatz so gesetzt. Da fängt er an von ihr zu dichten, noch verliebter kann er kaum sein. :)

Abschließende Worte: Die Geschichte lässt mich ganz kalt. Guck dir mal den Film "Schräger als Fiktion" an, der lässt einen auch ganz kalt, vielleicht lernst du dann aus ihren Fehlern. :P
Ja, du erwartest hier auch etwas von der Geschichte, was sie nicht leisten kann, das hat Ricks Geschichte da wohl gemacht. Das hier ist mehr so ein: „Ach guck mal, was für schöne Bilder!“-Text und es wird eigentlich ein „geistiges“ Problem körperlich dargestellt. Mehr sollte der Text da nicht groß machen. Aber wenn dich das kalt lässt, ist’s natürlich doof.

Nächstes Mal gibts aber ganz viel Lob, enttäusch mich nicht!
Du hast natürlich auch das Talent, genau die Texte dann zu loben, die nur uns beiden gefallen, von daher, weiß ich nicht, ob das ein Versprechen ist, auf das ich mich freuen sollte. :)

Danke dir für die Kritik
Quinn

Hallo Andrea,

Ich finde den Text sehr gut, sehr dicht.
Ja, das war die Intention. Wirklich viele Bilder, verschiedene Stimmungen auch, und dicht zu schreiben.

Dieser hier will sich von der Macht der oder einer bestimmten Frau befreien, die sie als sexuelles Wesen über ihn hat. Warum, schwer zu sagen, es scheint ja so, dass er sich von jeder Sucht befreien will, das Rauchen passt ihm ja auch nicht, vielleicht will er völlig vergeistigt sein, vielleicht will er wichtigere Dinge schreiben als nur vom Vögeln, aber das kommt ihm am Ende jedes Bildes in die Quere, oder besser, dass er, egal wie sie aussieht, noch immer das Weib in ihr sieht.
Es lähmt ihn halt, der Pfleger spricht ja von der Tür in eine größere Welt, aber er kommt nicht aus diesem Zimmer raus. Das hab ich auch versucht als Bild einzuführen, am Anfang ist das Papier immer weiß, aber Kira schleicht sich jedes Mal aufs Papier. Er kommt da nicht weg.

du stellst hier sehr gut das Chthonische des Weiblichen dar (musst halt googeln)
Muss ich gar nicht, weiß ich alles.

Interessant ist, das nur im ersten und letzten Bild von Kiras Persönlichkeit gesprochen wird, im zweiten ist sie nur Körper.
Ja, im zweiten Bild versucht er ja gezielt sie umzubringen, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Im ersten Bild ist er das lyrische Ich, da wird klar, er muss sie loswerden, weil sie ihn lähmt (er fängt zu dichten an!); dann im zweiten Bild will er sie sich selbst umbringen lässt, wird aber spitz auf sie und im dritten Bild hat er dann diese Kombination aus Krankheit und Pfleger (der allerdings auch spitz auf sie wird) und macht es dann in diesem kleinen Abschnitt mit dem lyrischen Ich dann doch selbst, was ihn ganz schön fertig macht.

Endlich scheint im vierten Bild das Papier und das Laken leer und sauber zu sein, vielleicht hofft er, dass er die Frau nicht mehr zum Schreiben braucht, und ganz von vorne beginnen kann. Aber das ist natürlich ein Irrtum.
Ja, genau. So war das gemeint. Dass sie endlich weg ist, aber ein körperlicher Mord, auch auf dem Papier, kann natürlich keinen geistigen Komplex lösen. Das ist so als würde jemand ein Lied schreiben, in dem er seine Unsicherheit umbringt, dadurch wird er keinen Deut selbstsicherer.

Und das ist natürlich auch ein sehr barocker Text, man merkt deine Freude an der Beschreibung des Körperlichen, diese schiere Fülle und das Ausufernde und das Verfallende. Und dazu als Kontrast: Das Schwarz und das Weiß als Symbol des Schreibens, als Symbol für das Unlebendige, Nichtfarbige.
Hm, ja, freut mich, dass es dir gefallen hat. Der war auch so gedacht als ein richtiges in die Tasten hauen, wenig Leerlauf, viele Bilder, viel Sinnliches auch.

Vielen Dank für die Kritik, die kleinen Sachen arbeite ich gleich ein
Quinn

 

>Kira war einsam. Der Kummer ihr alleiniger Begleiter< nenn ich einen feinen Beginn ohne viel Federlesens,

lieber Quinn.

"Kummer" (worüber?) ist nicht einfach "einziger" Begleiter, sondern >alleiniger<. Folglich sind Kira & Kummer all(emal) einig und es herrscht Einverständnis unter den beiden, kein Widerstand gegen die seelische Not. Das nähert sich wieder der Ökonomie der Zeiten, als Heine noch was vergessen hatte, denn >Krümel von Mohn trompeteten in den Ohren< Kiras und ich mutmaße, dass es nur Schlafmohn sein kann. Das gibt nicht unbedingt eine gute Melodie zum Vergessen. Da verhalten sich Pfleger und Gepflegte wie die rechte Hand zur linken (die ja nach der Volksweisheit auch nicht unbedingt alles voneinander wissen).

Mit Vergnügen gelesen, wenn auch der lyrische Teil, brächte man ihn nach dem Motto "Reim dich oder stirb" zu Ende, nicht sonderlich erotisierend wirkt.

Bliebe noch die Frage: Scheint die Sonne nicht immer "irgendwie" >gleichgültig<?

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

danke für deinen Kommentar.

Gruß
Quinn

 

Doch als er zur Türe schritt, in eine so viel größere Welt hinaus, hörte er hinter sich eine Stimme krächzen: „Ich glaube, wir sind hier noch nicht fertig.“

Maag starrte ungläubig auf das schmutzige Papier und griff um Atem ringend zu einer weiteren Zigarette.

Mir scheint, jetzt ist sie in der Welt des Schriftstellers erschienen.
Das finde ich gut.
Generell bleibt mir allerdings verborgen, warum sie a) so lebenstüchtig ist und warum b) er sie nicht vorher umbringen kann. Das ist für mich doch ein grobes Manko, weil so wirkt der Text irgendwie gezwungen.
Das ist eigentlich Schade, denn die Beschreibungen sind treffend und die Sprache präziese. Also stilistisch eine 1

LG
Bernhard

 

Hallo Bernhard,

ja, die Gründe, warum er sie nicht so leicht los wird, sind aus dem Text nicht so deutlich zu entnehmen. Ich finde es immer schwierig, solche "banalen" Sachen in einem Text dann deutlich zu machen. Ich finde, es ist schon zu erkennen, dass er besessen von ihr ist, in sexueller Weise vor allem. Der erste Absatz sollte diese Besessenheit deutlich machen, der zweite, warum sie so schwer umzubringen ist; und im dritten, wenn er's dann fertig bringt, sollte klar werden, dass es nicht so leicht ist.
Aber das ist natürlich auch alles ein wenig verschroben dargestellt und man muss das bestimmt nicht so sehen.

Es freut mich, dass dir zumindest Stil und Sprache etwas geben konnten, danke für den Kommentar
Quinn

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom