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Schulmädchen

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24.08.2003
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Schulmädchen

Das Mädchen betritt die Klasse. Der Schulranzen auf ihrem Rücken fühlt sich unangenehm leicht an. Sie hat noch keine Bücher dabei, nur noch Hefte, neue Hefte, eins für jedes Fach. Die Linien - Keller, Erdgeschoss und Dachboden - sind leer und warten nur darauf, mit ordentlichen neuen Buchstaben gefüllt zu werden. Ein neuer Anfang.
"Hallo..." sagt sie.
Eisiges Schweigen antwortet.
Ihr Gesicht glüht, das Lächeln tropft auf den Boden. Hilfesuchend wandert ihr Blick zur Lehrerin. Ein Tausendwattlächeln, so nennt Vater das immer, strahlt ihr entgegen. „Schön, dass du jetzt bei uns in der Klasse bist. Ich bin sicher, wir werden eine Menge Spaß miteinander haben. Setz dich doch neben Jana, da ist noch ein Platz frei!“ Die Vokale ihrer Stimme sind sanft gerundet, die Konsonanten perfekt geschliffen. Eine Bilderbuchlehrerin an einer Bilderbuchgrundschule. Nur das Schweigen, das ist aus einer Gruselgeschichte.
Der Boden unter ihren Füßen ist hart und kalt, die Schritte hallen, die bunten Tuschebilder an den Wänden fressen den Hall gleich wieder auf. In der letzten Reihe ist ein freier Platz neben einem dicken, dunkelhaarigen Mädchen. Zaghaft setzt sie sich hin, bemüht sich, nicht mit dem Stuhl zu scharren, die Stille nicht aufzustören. Die Schließen des Rucksacks bohren sich in ihre Finger, als sie ihre Federtasche herausholt und sie auf den Tisch legt.
Das Federmäppchen ist noch neu und schön, die Stifte sind gut sortiert und ein rosa-perlmuttfarbener Füller steckt in der großen Schlaufe am Rand der Stiftreihe. Das Mädchen ist stolz auf den Füller, es findet ihn schön.
"Hallo" sagt sie zu Jana. Aber die antwortet nicht, rückt nur ein wenig weiter an die Tischkante und schweigt sie an.
Die Lehrerin beginnt mit dem Unterricht. Die Klasse soll einfache Sätze schreiben. "Fu und Fara fahren Fahrrad", schreibt der Füller. Sie kann bereits schreiben, sie kann auch schon lesen. Eigentlich ist sie in der ersten Klasse fehl am Platz. Aber jedes Kind muss die erste Klasse besuchen, denn hier lernen Kinder die Dinge, auf die es in der Schule ankommt.
Lesen. Schreiben. Hausaufgaben machen. Ordentlich schreiben. Still sitzen.
Das Mädchen wippt ein wenig mit den Beinen, ihre rosa Zungenspitze lugt zwischen ihren Lippen hervor, während sie schreibt. Ihre Sitznachbarin schaut ihr dabei misstrauisch zu.

Es klingelt. Das Mädchen hat in Schönschrift eine Liste mit sinnlosen Sätzen über fahrradfahrende Handpuppen abgeliefert, die mit ihren sprachbehinderten Freunden zusammen Oma suchen, die mit Mama und Papa am See ist.
Die Lehrerin verlässt die Klasse. Stühle scharren, das Schweigen explodiert, Lachen, Reden. Jana sieht das Mädchen aus kalten Augen an.
„Hallo...“, sagt sie leise. Ihre Stimme erstirbt. „Ich heiße...“ Harter Druck in ihrer Kehle. Voller Entsetzen fühlt sie, wie ihre Augen anfangen zu brennen. Eine Träne löst sich, rinnt ihre Wange herunter.
Dann beginnt sie zu weinen.

Die Federtasche gleicht einer Müllhalde. Die Stifte sind abgebrochen, bekritzelt, schmutzig. Die kleinen Hände, die mit ihnen schreiben, sind voller Kritzeleien, mit Kugelschreiber. Alles fliegt kreuz und quer durchs Mäppchen, die Stifte, das Radiergummi, der Anspitzer.
Das einzige, was noch in den Gummischlaufen steckt, sind die Einzelteile eines rosa-perlmuttfarbenen Füllers. Er ist am Schraubgewinde abgebrochen.
Sie weiß nicht mehr, wie lange es her ist, dass sie sich auf die Schule gefreut hat. Die schwarzen Steinplatten geben ein verzerrtes Spiegelbild von ängstlichen Augen wieder, die ihr entgegenblicken. Ordentliche Kleidchen mag sie nicht mehr. Sie trägt lieber Jeans und T-Shirts. Die meisten haben Löcher.
Ihr langes braunes Haar hat sie mit der Papierschere abgeschnitten und im Klo runtergespült. Auf ihrer Wange ist eine dünne, zackige Narbe. Sie zieht sich über das Auge und weit in den Haaransatz hinein.
"Was ist passiert?", hatten ihre Eltern sie gefragt, als sie ihre blutüberströmte Tochter aus der Schule geholt und ins Krankenhaus gefahren haben.
"Ich bin auf der Treppe ausgerutscht."
"Hat dich jemand geschubst?"
"Ich bin gerannt." Sie fragen nicht weiter.

Es ist nicht mehr lange bis zum Klingeln. Und hier sind drei Fluchtwege. Nach links, nach rechts, und durch die Tür und das Fenster vom Klo. Sie macht keine Anfängerfehler. Sie werden sie nie wieder in einer Ecke erwischen, und nur noch fünfhundert Sekunden bis es klingelt, vierhundertneunundfünfzig, vierhundert..., bis sie ins Klassenzimmer huschen kann, ganz kurz vor dem Lehrer, manchmal kommt sie zu spät. Die Lehrer waren deswegen schon bei ihren Eltern. Aber das hat nichts genützt. Die haben ihr nur gesagt, dass sie pünktlicher sein soll.

Sie haben sie nicht ernstgenommen. „Kleines Mädchen mit großen Sorgen“, hat Vater gesagt und ihr die Haare zerstrubbelt. „In den Sommerferien fahren wir nach Malta, was hältst du davon?“
Mama hat wenigstens die Eltern von Maximilian angerufen. Am Tag danach ist Maxi zu ihr gekommen und hat ihren Kopf in eine Toilette im Jungsklo gehalten und abgespült. So lange, bis sie ganz nass war. Nein, sie darf ihren Eltern nichts sagen.
Warum steht sie jeden Tag auf? Warum ist sie hier? Sie hat im ganzen Jahr nichts gelernt, nur ein paar Überlebensregeln. Sie hat sechs Feinde. Sie heißen Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Maximilian. Samstag und Sonntag sind mit den anderen verbündet, denn sie gehen viel zu schnell vorbei.

Als Schritte durch den Gang hallen, bleibt ihr fast das Herz stehen. Es sind doch nur noch dreihundertfünfundfünfzig Sekunden! Aber es ist bloß ihre Klassenlehrerin.
„Was machst du denn hier?“, fragt sie, und ihre gerundeten Vokale und die geschliffenen Konsonanten sind so falsch wie ihre Perlenkette.
„Verstecken“, nuschelt sie.“
„Ver-stek-ken?“, jede Silbe perfekt betont, mit zwei k, „wovor denn das?“
Das Mädchen schweigt.
„Ärgert dich jemand?“
„...le.“
„Wie bitte?“
„Alle“, flüstert sie und hasst sich dafür. „Besonders Maximilian. Der ist der Schlimmste.“
„Maximilian? Aus der Vierten? Der ist doch eigentlich ein netter Kerl... bestimmt meint er es nicht so.“ Die Lehrerin beugt sich zu ihr und lächelt. „Das siehst du bestimmt nur im Moment so. Bald seid ihr wieder Freunde.“
Das Mädchen nickt mechanisch. Erwachsene verstehen nichts, und wenn man etwas loslässt, dann fällt es nach unten und geht kaputt, so wie der Füller.
„Morgen scheint die Sonne wieder“, will die Lehrerin sie trösten. „Nicht weinen.“
Sie weint nicht. Schon lange nicht mehr.
„Gehen wir in die Klasse? Es klingelt gleich!“
Fu und Fara fahren Fahrrad. Samstag und Sonntag sind schön.

Sie ist in einer Ecke, zurückgetrieben, Ecken bieten keine Fluchtwege, Ecken sind böse. Sie hat die Arme um den Körper geschlungen, die Arme wissen, was sie jetzt erwartet, dass sie den Körper abschirmen müssen. Sie wünscht sich Tentakelarme, wie ein Tintenfisch, in die sie sich einwickeln kann und nicht mehr da sein.
Tentakelarme, die um sie herumwirbeln, die alles treffen und es fortschleudern, ein Maul mit Reißzähnen, sie ist ein Monster, ein kreischendes Monster, nicht noch einmal, das war zu viel.
Sie springt Maximilian an, schlägt ihre Klauen in seinen Körper, schlägt auf ihn ein, in diesem Moment verwandelt die Wut sie in ein Monster, ein Monster, das seine Finger in seine Augen rammen kann, das an seinen Haaren reißt und sich für Schläge und Stöße und zerbrochene Füller rächen kann.

„Hör auf damit, du bringst ihn ja um!“

Etwas packt sie und reißt sie zurück. Hände. Sie beißt hinein, bis sie Blut auf der Zunge schmeckt, salzig, heiß, nach Genugtuung... Die Tentakel, die Reißzähne und die Krallen verschwinden. Es bleibt nur Müdigkeit zurück.

Der Stuhl ist trotz des Polsters hart. Der Bezug ist aus grauem Stoff, der aussieht wie ganz viele kleine Karos, die auf der Spitze stehen. Um sie herum – Erwachsene. Mama, Vater, der Direktor, die Lehrerin, Fremde.

„Was hast du dir nur dabei gedacht?“
„Warum hast du das getan?“
„Wie konntest du das tun?“
„Was hat er dir getan? Warum hast du...“, Schluchzen.
„Sperrt sie ein! Sperrt sie ein!“, eine hysterische Frau.
Und dann, eine ruhige Stimme: „Gisela, das Kind ist erst sieben...“

 
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Ahlo Vita!
Lange hab ich nichts mehr zu deinen Geschichten geschrieben...*ich bitte um Verzeihung*...was vielleicht an meiner etwas längeren Abwesenheit aus dem Forum liegt;)
Ich bin beim Stöbern auf diese Geschichte gestoßen und da ich gerne Sachen ausgrabe (ich sollte Archäologe werden) dachte ich mir poste doch mal. Soviel zum Grund kommen wir zu dem Unwichtigen dingen, dem Inhalt :D

Mich überkam das blanke Grauen, nicht weil die Geschichte so schlecht ist, Gott nein!
Aber das ganze ist unglaublich ausdrucksstark und fesselnd geschrieben, dass mir jetzt noch ein leichter Schauer über den Rücken läuft.
Es spannend zu lesen wie du in allem Detailreichtum die Klasse, dass Klassenzimmer beschreibst um dich dann dem Chaos der Gefühle/Empfindungen bedingungslos zu stellen.
Ein Opfer wird zum Täter der Leser zum Mittäter, weil er sich in der aufgeschaukelten Situation vielleicht wünscht das der Prot so handelt wie er es tut.
Auch sehr interessant wie die Beziehungen der Figuren untereinander unterschwellig mit einfließt.

Um sie herum – Erwachsene. Mama, Vater...
Insgesamt sehr überzeugend und ehrlich in der Art und Weise wie es rüberkommt.
Oh Mann, die Kindheit ist doch um einiges brutaler und angsteinflössender als es das Erwachsenenleben später im allgemeinen ist. Man neigt nur so oft dazu im Arbeitsalltag zu stöhnen und zu jammern "in der Grundschule war die Welt noch in Ordnung".
Danke fürs Aufwecken, und für die Kurzweile;)
In diesem Sinne...
Man liest sich
Nice

 

Hallo Nice,
danke für deine archäologische Tätigkeit und für das große Lob, da könnte ich fast rot werden. Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, dass man als erwachsener, einigermaßen vernünftiger Mensch gegen Mobbing vorgeht so gut man kann. Kinder sind ganz schöne Monster, wenn sie wollen.
Deine lange Abwesenheit mache ich dir nicht zum Vorwurf, wie könnte ich - ich habe selber nichts Sinnvolleres als Überarbeitungen zustande gebracht. Aber schön, dass du wieder da bist.

gruß
vita
:bounce:

 
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Moi liebe vita,

was fuer ein Text! Ihn zu lesen war wirklich eine der ganz seltenen positiven Ueberraschungen hier, und ich bin Dir quasi fuer's Verschieben dankbar - entdeckt hätte ich ihn wohl selbst nicht.

Erst das zweite Mal hier, dass mir die Worte fehlen, um das auszudruecken, was mich genau hieran so fasziniert und tatsächlich atemlos gemacht hat.
Die Sprache gefällt mir ausserordentlich gut: harsch, poetisch, kein Wort zuviel, keine aufgedrueckte Betroffenheit oder Gefuehlsduselei. Viele, wirklich wunderschöne Details (s.u.), Du bleibst durch den gesamten Text hindurch schmerzhaft nah an Deiner Protagonistin, aber bietest keine Interpretationen und keine Hintergrundinformationen, die ablenken könnten. Anstatt dadurch vage zu wirken, habe ich aber den Eindruck, Du hast hier als Autorin die Zuegel fest in der Hand, lenkst den Leser genau dahin, wo Du ihn hinhaben möchtest, und gibst ihm dennoch alle Freiheit, die Bilder aufzunehmen.

Die Geschichte hält die Spannung von der ersten bis zur letzten Zeile (beide Sätze perfekte Einleitung/Ausklang, harsch wie die Thematik es erfordert); das Grauen zwischendurch fast unauffällig eingestreut - in abrupten Szenenwechseln und leisen Andeutungen, die plötzlich zu Brutalität verdichtet werden. Die Geschichte ist trotz der bekannten Thematik nie absehbar, und wird zudem auf eine Art gezeigt, wie ich es noch nie gelesen habe.

Man könnte nicht sagen, dass Du hier nur Realität mit Phantastik vermischt – aber die Selbstverständlichkeit, mit der am Ende die Grenzen zwischen beidem verschmolzen werden, ist wirklich bewundernswert. So eine Sichtweise möchte ich eigentlich, wenn ich gute Literatur suche – und finde sie viel zu selten. Diese Szene alleine eröffnet mehrere Ebenen, die ich nicht einmal vollständig analysiert bekomme: eine individuelle Innensicht, und gleichzeitig die Art & Weise, wie das Mädchen selbst die Welt um sich herum wahrnimmt - mit ihren Augen gesehen. Eine Verbildlichung ihrer Emotionen, die umso intensiver sind, als dass sie nicht den Umweg ueber eine Szenenbeschreibung benötigen. Und bietet einen schönen Gegenpart zu dem Ausspruch der Frau ganz am Ende – man kann sich denken, wer das eigentliche Monster ist (muss aber nicht). Hut ab, alleine vor diesem kleinen Absatz!

Wie angekuendigt, ein paar besonders gelungene Stellen, und Winzigkeiten, die ich schöner umgestellt fände:

Das Mädchen betritt die Klasse. Der Schulranzen auf ihrem Rücken fühlt sich unangenehm leicht an. Sie hat keine Bücher mehr dabei, nur noch Hefte, neue Hefte, eins für jedes Fach.
Es gibt zwei Stellen im Text, wo ich schon in Vorerwartung des Schrecklichen den Atem angehalten habe - beide Male trifft nicht ein, was ich erwartete. Das an sich schätze ich. Aber hier: 'mehr' deutet an, dass sie zu anderen Tagen welche dabeihatte. Ich bin davon ausgegangen, dass ihr die Buecher von Mitschuelern gestohlen worden waren, und sie sich nicht traute, was zu sagen, stattdessen sich einredet, der Ranzen wär schön leicht. Es ist aber ihr erster Schultag - das 'mehr' muesste also raus.
(Anders als bernadette meine ich ueberigens, ich hätte am ersten Schultag schon Hefte mitgehabt.)
Die Linien, Keller, Erdgeschoss und Dachboden, sind leer und warten nur darauf, mit ordentlichen neuen Buchstaben gefüllt zu werden. Ein neuer Anfang.
Tolle Beschreibung - aber das sind zwei Ebenen, und sollten getrennt, sonst nimmt man das im ersten Moment wortwörtlich und stolpert. Vorschlag (ergibt finde ich auch einen schöneren Rhythmus): Die Linien - Keller, Erdgeschoss und Dachboden - sind leer und warten nur darauf, mit ordentlichen neuen Buchstaben gefüllt zu werden. Ein neuer Anfang.
Die Schließen des Rucksacks bohren sich in ihre Finger, als sie ihre Federtasche herausholt und sie auf den Tisch legt.
Phantastisches Detail, man ist sofort in der Situation, beinahe im Körper des Mädchens.
Das Federmäppchen ist noch neu und schön, die Stifte sind gut sortiert und ein rosa-perlmuttfarbener Füller steckt in der großen Schlaufe am Rand der Stiftreihe. Das Mädchen ist stolz auf den Füller, es findet ihn schön.
Auch hier. Indirekte, unaufdringliche, aber dennoch sehr pointierte Beschreibung des Mädchens. Man sieht gleich dazu, was sie anhaben könnte, wie ihr Zimmer vllt aussieht.
Lesen. Schreiben. Still sitzen. Hausaufgaben machen. Ordentlich zu schreiben.
Der Schwenk zurueck auf das Schreiben und dann noch mit dem zu finde ich nicht elegant. Es ist ja eher ein Nachgedanke, wuerde ich fluessiger so lesen: Lesen. Schreiben. Ordentlich (zu) schreiben. Still sitzen. Hausaufgaben machen.
Daß sie stolz auf den Füller ist, und auf die Ordnung, daß sie in Schönschrift schreibt, sowas macht ihr Schicksal umso furchtbarer. Enttäuschte Freude oder Hoffnung ist natürlich ein großer Gefühlsmoment für Leser - wirklich toll und leise hingetupft.
Es klingelt. Das Mädchen hat in Schönschrift eine Liste mit sinnlosen Sätzen über fahrradfahrende Handpuppen abgeliefert, die mit ihren sprachbehinderten Freunden zusammen Oma suchen, die mit Mama und Papa am See ist.
Die Lehrerin verlässt die Klasse. Stühle scharren. Jana sieht das Mädchen aus kalten Augen an.
„Hallo...“, sagt sie leise. Ihre Stimme erstirbt. „Ich heiße...“ Harter Druck in ihrer Kehle. Voller Entsetzen fühlt sie, wie ihre Augen anfangen zu brennen. Eine Träne löst sich, rinnt ihre Wange herunter.
Dann beginnt sie zu weinen.
Toll und unaufdringlich die ganze Sitaution in wenigen, harmlos erscheinenden Gesten/Mimik eingefangen, puha, wirklich schön. Ohne falsches Pathos, ohne langes Gequatsche.
Die Federtasche gleicht einer Müllhalde. Die Stifte sind abgebrochen, bekritzelt, schmutzig. Die kleinen Hände, die mit ihnen schreiben, sind voller Kritzeleien, mit Kugelschreiber. Alles fliegt kreuz und quer durchs Mäppchen, die Stifte, das Radiergummi, der Anspitzer.
Das einzige, was noch in den Gummischlaufen steckt, sind die Einzelteile eines rosa-perlmuttfarbenen Füllers. Er ist am Schraubgewinde abgebrochen.
Das war die zweite Stelle, an der mir fast das Herz stehenblieb - auch hier dachte ich, es folgt die Aussage, die Mitschueler hätten das so zugerichtet. Der Schreck reicht aber, und hier finde ich es sehr schön, dass man später im Absatz merkt, dass das Mädchen ihre eignen Sachen zerstört hat. Und zeigt, wie die Gewalt inzw gegen sich selbst gerichtet wird. Es ist irrelevant, wer die Sachen so behandelt hat, der Grund/Auslöser ist der gleiche. Sehr schön, dass Du im Text keine 'krassen' Szenen hast, und keine Erklärung von aussen bietest, warum das Mädchen schikaniert wird. Das ist auch gleichgueltig. Zudem finde ich es nicht unrealistisch, dass eine Ausgrenzung - auch aus nichtigem Anlass wie ein vages nicht-dazugehören - vom ersten Tag an stattfindet.
Sie weiß nicht mehr, wie lange es her ist, dass sie sich auf die Schule gefreut hat. Die schwarzen Steinplatten geben ein verzerrtes Spiegelbild von riesigen ängstlichen Augen wieder, die ihr entgegenblicken. Damals hat sie sich darauf gefreut, mit dem rosanen Füller die grünen Linien vollzuschreiben.
Ordentliche Kleidchen mag sie nicht mehr. Sie trägt lieber zerfetzte Jeans und schlabberige Shirts.
Ihr langes braunes Haar hat sie mit der Papierschere abgeschnitten und im Klo runtergespült. Auf ihrer Wange ist eine lange, zackige Narbe. Sie zieht sich über das Auge und weit in den Haaransatz hinein.
Das empfinde ich als einen (nicht den einzigen) perfekten Absatz - die Narbe kam wie ein Schock, aber auch hier ist kein kuenstliches Drama zugesetzt. Du wertest hier nicht, das ist sehr sehr wichtig. Das Mädel gefriert nicht zu einem Punk-Klischee.
Es ist nicht mehr lange bis zum Klingeln. Und hier sind drei Fluchtwege. Nach links, nach rechts, und durch die Tür und das Fenster vom Klo.
Ich mag nicht so viele und in Reihe, ausserdem hält das hier das harte Tempo kurz an; was hälst Du davon: Nach links, nach rechts, durch die Tür(KOMMA? :shy:) und das Fenster vom Klo.
Sie macht keine Anfängerfehler. Sie werden sie nie wieder in einer Ecke erwischen, und nur noch fünfhundert Sekunden bis es klingelt, vierhundertneunundfünfzig, vierhundert..., bis sie ins Klassenzimmer huschen kann, ganz kurz vor dem Lehrer, manchmal kommt sie zu spät. Die Lehrer waren deswegen schon bei ihren Eltern. Aber das hat nichts genützt. Die haben ihr nur gesagt, dass sie pünktlicher sein soll.
Diese Details, das Zählen, wie sie das Gebäude fuer sich neu nutzen muss, definiert: beneidenswert auf den Punkt gebracht.
Geglaubt haben sie ihr auch nicht. „Kleines Mädchen mit großen Sorgen“, hat Vater gesagt und ihr die Haare zerstrubbelt. „In den Sommerferien fahren wir nach Malta, was hältst du davon?“
Schön auch hier: ein Ausweg, der eigentlich nur eine Pause ist. Nicht einmal genug zur Hoffnung.
Mama hat wenigstens die Eltern von Maximilian angerufen.
Ist ja nicht falsch, aber dieses X von Y hört sich fuer mich immer an wie Dialekt 'dem Vater sein Mantel'. Ginge so: Mama hat wenigstens Maximilians Eltern angerufen.
Warum steht sie jeden Tag auf? Warum ist sie hier? Sie hat im ganzen Jahr nichts gelernt, nur ein paar Überlebensregeln. Sie hat sechs Feinde. Sie heißen Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Maximilian. Samstag und Sonntag sind mit den anderen verbündet, denn sie gehen viel zu schnell vorbei.
Hat ja schon jemand vor mich rausgesucht gehabt, aber dieses Kurze, Harte zusammen mit der fast naiv-kindlichen Sicht ist bewunderswert gelungen. Du sagst auch hier nie mehr, als wirklich nötig ist. Das ist sicher die grösste Stärke des Textes.
Als Schritte durch den Gang hallen, fährt sie zusammen.
Hrumpf, das stelle ich mir immer so bildlich vor, ausserdem bin ich hier wirklich sicher, dass das Dialekt oder Umgangssprache ist. Fällt aus dem Ton.
Als Schritte durch den Gang hallen, zuckt sie zusammen.
Es sind nur noch dreihundertfünfundfünfzig Sekunden! Aber es ist nur ihre Klassenlehrerin.
In beiden Sätzen passend, zweimal hintereinander blöd. Findest Du Ersatz fuer eines? Ganz raus kann es mAn nicht, in keinem Satz. Vllt ein lediglich? Bloss?
Sie ist in einer Ecke, zurückgetrieben, Ecken bieten keine Fluchtwege, Ecken sind böse.
Gruselig realistisch. Ich habe eine Freundin mit Sozialphobie, und die verwendet böse ganz genauso.
Sie hat die Arme um den Körper geschlungen, die Arme wissen, was sie jetzt erwartet, dass sie den Körper abschirmen müssen. Sie wünscht sich Tentakelarme, wie ein Tintenfisch, in die sie sich einwickeln kann und nicht mehr da sein.
Tentakelarme, die um sie herumwirbeln, die alles treffen und es fortschleudern, ein Maul mit Reißzähnen, sie ist ein Monster, ein kreischendes Monster, nicht noch einmal, das war zu viel.
Sie springt Maximilian an, schlägt ihre Klauen in seinen Körper, schlägt auf ihn ein, in diesem Moment verwandelt die Wut sie in ein Monster, ein Monster, das seine Finger in seine Augen rammen kann, das an seinen Haaren reißt und sich für Schläge und Stöße und zerbrochene Füller rächen kann.
Das ist so ueberraschend, und genau ein Blickwechsel, eine Beschreibung, die mir so oft in Literatur fehlt. Nicht, weil hier ein Monster auftaucht, sondern weil es Gefuehle auf eine Art pointiert darstellt, wie es durch eine alltägliche Szene alleine nicht möglich wäre. Fast wie mit der Nahaufnahme rangestossen, man verliert hier die Bodenhaftung - eine Distanzierung wird unmöglich gemacht.
Und dann, eine ruhige Stimme: „Gisela, das Kind ist erst acht...“
Das 'ruhig' macht diesen Satz erst so grauenvoll, und stoppt den Text brutal ab, aber gleichzeitig bietet er das erste ehrliche, sanfte Gefuehl der ganzen Geschichte. Perfekt. Schlimmer gehts nicht - im Positiven gesprochen.

Einer der wenigen Texte, die mir wirklich nahe gehen, die ich wirklich grausam finde, weil Du eben nicht rumquatscht, nicht vorgibst, was wir zu denken haben, und eben weil die Sprache gleichzeitig bildreich und äusserst verknappt ist. Genau das gefällt mir.

Irgendwo in den Komms stand etwas von 'Pruegelei' - ich bin froh, dass Du das gestrichen hast. Sowas hat der Text gar nicht nötig.

So, wenn das nicht enthusiastisch war, weiss ich auch nicht ... aber ich habe den Text gestern nach Verschieben gelesen, und heute frueh nochmal, und an meinem Eindruck hat sich nix geändert - und wird sich sicher auch in ein paar Jahren nicht ändern.
Ausserdem: fuer diesen Text alleine wuerde ich ein Buch kaufen - er verdiente es, gedruckt zu werden. ;)

Herzlichst,
Katla

 

Ja, dieses Schweigen ist mörderisch. Habe ich an eigenem Leib erlebt. Allerdings war ich da schon 12 und konnte damit offensichtlich umgehen. Aber es dauerte schon Monate, bis ich einer derer wurde, die schon 5 Jahre zusammen waren. Sich in solcher Situation Respekt zu verschaffen, ist nicht leicht, zumal Lehrer da kaum helfen können.

In deiner Geschichte, Vita, verläuft das anders, aber diesen Konflikt gibt es anfangs immer. Ich schätze, das Mädchen kommt während des Schuljahres hinzu. Sie dringt in ein schon gebildetes Zusammengehörigkeitsgefühl, das kaum Raum für Neues lässt. Würde sie nur ein paar Tage nach Schulbeginn kommen, würde sie wohl kaum als Fremde empfangen, die Neugierde würde überwiegen.

Es ist in der Tat unwichtig, was sie in den Augen der Klasse anders macht, wichtig ist nur: Sie wird gemobbt. Aber das mit Maximilian ist überzogen und zudem unlogisch:

1. Sie traut sich nicht in ihre Klasse, aber da kann ihr ärgster Feind gar nicht sitzen, weil er schon in die achte geht. Dennoch nennt sie ihn als Grund, nicht rechtzeitig in die Klasse zu gehen, was ihr von der Lehrerin merkwürdigerweise auch abgenommen wird.

2. Eine Verletzung, die eine Narbe wie die ihre hinterlässt, hat sicher einen ärztlichen Eingriff erfordert, bei dem herausgekommen sein musste, was wirklich passierte. Und wenn das in der Schule passiert ist – und alles deutet darauf hin, sonst dürfte die Narbe gar nicht erwähnt werden -, dann hat das sicher zum Alarm bei allen Beteiligten geführt, was wiederum Fragen wie „„Warum hast du das getan?“ zweifelhaft, wenn nicht unmöglich machte, es sei denn, Eltern des Mädchens wie Schulpersonal wären Ignoranten.

Die Rollen Gut und Böse sind ganz klar verteilt, was zwar dem Klischee entspricht, hier aber in Ordnung geht - es handelt sich ja um die Innensicht des Mädchens, die das natürlich so sehen darf.

Es ist eine typisch show, don’t tell Geschichte, also etwas, was wir (fast) alle immer fordern und gern selbst schreiben wollen: Eine emotionale, herzzerreißende Geschichte, beeindruckend dicht und wie für diese Rubrik (Gegen Hass, Gewalt und Mobbing) geschrieben.

 
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Hallo Katla,
danke für die enthusiastische Kritik, ich hatte kurz darüber nachgedacht, sie mir an die Wand zu hängen, aber dann habe ich nur vor meinen Freunden damit angegeben :D
Ich habe die Textsachen, über die du gestolpert warst, umgestellt. Nur

Mama hat wenigstens die Eltern von Maximilian angerufen.
habe ich dringelassen, ich finde, mit sieben oder acht ist sie zu jung für den Genitiv :D
Das mit der Narbe hab ich nochmal überarbeitet. Sie ist die Treppe heruntergefallen. Vielleicht hat sie jemand geschubst oder so, ist ja auch relativ unwichtig. Sie hat die Erfahrung, dass es mehr Ärger gibt, wenn sie erzählt, was mit ihr passiert ist, als wenn sie es vor den Erwachsenen verschweigt, ja sicher schon gemacht.

Hallo Dion,
ich glaub, von dir hatte ich noch nie eine uneingeschränkt gute Kritik :)
Zur Narbe hab ich ja oben schon was geschrieben. Wenn sie nicht sagen will, dass sie nicht aus versehen gestürzt ist (weil sie Angst vor noch mehr Prügel hat), werden die Erwachsenen (die ihr Problem ja sowieso nicht sehen oder sehen wollen) auch nicht darauf aufmerksam gemacht.
Zu der Maximilian-Thematik: Bei uns war es so, dass wir bis zur Oberstufe nicht in den Klassenräumen bleiben durften, wir wurden immer rausgekehrt. Dann stehen alle Altersgruppen gemischt auf dem Flur rum, und man vertreibt sich die Zeit damit, den Mobbingopfern ein bisschen auf die Fresse zu hauen (jedenfalls wenn das Aufsichtspersonal nichts sehen will). Deshalb drückt sie sich halt irgendwo rum, wo sie keiner findet und keiner sie festnageln kann. Maximilian ist nicht der Grund, warum sie sich nicht in ihre Klasse traut (der ist ja nur während der Pausen schlimm), aber die anderen sind auch nicht netter. Wenn du einen Vorschlag hast, wie ich den Sachverhalt irgendwie deutlicher machen kann, her damit. Mir ist an der Stelle wichtig, dass sie auch von älteren Kindern gemobbt wird, denn das sind Erfahrungswerte, die ich von vielen (anderen) Mobbing-Opfern kenne, wenn erstmal die eigene Klasse auf einen eindrischt, kommen die Bluthunde von überallher angekrochen.

Danke für das Lob, euch beiden. :)

gruß

 

ich glaub, von dir hatte ich noch nie eine uneingeschränkt gute Kritik :)
Eine Geschichte, die Katla so lobt, die muss einfach gut sein. Habe mir gedacht. Und die Geschichte vielleicht aufmerksamer gelesen als sonst. Danach fand ich Katlas Kritik als zu enthusiastisch. Eine solche Kritik „verdient“ nur eine wirklich fehlerfreie Geschichte. Und das ist deine zu dem Zeitpunkt nicht gewesen. Meiner Meinung nach, selbstverständlich. :)

Das mit der Narbe ist jetzt okay, aber mit dem Maximilian habe ich nach wie vor meine Schwierigkeit: Es ist zwar möglich, aber kaum glaubhaft, dass sich ein Achtklässler mit jemand aus der ersten Klasse dauerhaft abgibt – bei uns jedenfalls waren in dem Alter (Pubertät!) die Erstklässler Luft.

Wenn du schon unbedingt einen älteren Schüler in dieser Geschichte haben willst, dann reicht dafür ein Viertklässler völlig.

 
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Liebe vita, lieber Dion,

eeeeeek, neinneinnein! :sconf: Was ist das mit der Trepperunterfallen? Mach das wieder wech, das macht doch den ganzenText kaputt. Schrecklich, ein Fremdkörper in Perspektive wie Erzählhaltung.

Alles ist so angelegt, daß man nicht weiß, was ganz genau passiert (war). Und das macht die Spannung, die Dynamik und den außergewöhnlichen Charme aus. Nur das bringt (äh für mich) halt diese Intensität. Die Narbe kannst Du ganz streichen, wenn Du jetzt erklärst, warum sie sie hat. Die ist jetzt sinnfrei geworden, nur ein skurriles optisches Merkmal.

Vllt hattest Du mich auch mißverstanden, mit dem "kommt wie ein Schock" - das war positiv gemeint. Und dieser Schreck, ob ein Schüler sie verletzt hat, oder es ein Unfall war, ist dringend nötig. Das ist ja grad die tolle Balance, daß hier nicht alles ausgebreitet wird bis kingdom come, sondern genau perfekt eingestreut und angeschnitten. :shy:

 

Hallo vita, die Erzählstimme ist mitreißend und ich konnte die Verzweiflung des Mädchens nachfühlen. Beim Einstieg stockte ich über das zweite noch bei den neuen Heften. Ob der Max schon in die achte Klasse gehen muss? Ein Viertklässler könnte es genauso sein. Ich hatte den Eindruck, dass das Mädel hochbegabt sein soll. Daher hätte ich sie jünger gemacht. Aber das nur am Rande.
Ich finde diesen Text auch wunderbar geeignet für Schüler der achten Klasse , weil die Möglichkeit besteht, dass nach Lernplan die Kurzgeschichten unterrichtet werden. Daher kann Max auch gerne so alt bleiben ;) Stilistisch hättest du den Schülern schöne Happen vorgesetzt, sollte deine Geschichte ausgewählt werden.
LG
GD

LG

 
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Huhu Katla,
da hast du mich falsch verstanden, das ist nicht das, was passiert ist, das ist das, was sie erzählt hat. Ich mache das noch einmal klarer ;)


Hallo Goldene Dame,
okay, ihr habt gewonnen, ich mache die beiden jünger.
Katla hatte mir eine Anthologie vorgeschlagen, da werd ich mich die Tage mal hinterklemmen und die Geschichte da hinschicken. Vielleicht liest sie ja der eine oder andere Schüler. (Ich hoffe allerdings, nicht in der Schule. Nachdem ich in der Schule erstmal mit dem Lesen eines Textes fertig war, habe ich ihn gehasst und der Autor tat mir Leid.)

Danke fürs (nochmals) lesen euch beiden.


Edit: Katla, guck mal jetzt, ich bin unschlüssig :s
gruß

 
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Liebe vita,

also, sori, ich will Dir ja nix einreden, was Du anders haben möchtest. Aber ich bin mir ziemlich sicher, erst war es so, oder? Manchmal merke ich mir was auch falsch. (Fettes ist neu).

Ordentliche Kleidchen mag sie nicht mehr. Sie trägt lieber zerfetzte Jeans und schlabberige Shirts.
Ihr langes braunes Haar hat sie mit der Papierschere abgeschnitten und im Klo runtergespült. Auf ihrer Wange ist eine lange, zackige Narbe. Sie zieht sich über das Auge und weit in den Haaransatz hinein.
"Was ist passiert?", hatten ihre Eltern sie gefragt, als sie ihre blutüberströmte Tochter aus der Schule geholt und ins Krankenhaus gefahren haben.
"Ich bin auf der Treppe ausgerutscht."
"Hat dich jemand geschubst?"
"Ich bin gerannt." Sie fragen nicht weiter.

Ob das die Erzählerin festlegt oder das Mädchen behauptet, macht für mich keinen Unterschied. Ich finde nach wie vor, Du zerstörst damit Deine Struktur, und - für mich - einen Teil der Wirkung. Deine Konsequenz weicht in der Szene auf.
Es ist ja nicht gesagt, daß sie keine Diskussionen mit Eltern oder Lehrern hatte, aber das kann doch ins off. *find* Vieles andere passiert da ja auch.

Denn was einen wirklich trifft ist das, was im eigenen Kopf stattfindet, wenn es gut und sauber vom Autor angeregt und hingestupst wird. Dazu gehört für mich, daß nicht zu viel gesagt wird. Ob Du nun sagst (Erzähler), sie sei hingefallen, oder ob Du die Prot das behaupten läßt = Du sagst entweder, sie ist hingefallen, oder es ist definitiv eine Schutzbehauptung, damit ist klar, daß es eine zugefügte Verletzung ist. Egal wierum, nimmt es die tolle Ambivalenz. Zudem: In jeden dusseligen Text über häusliche Gewalt kommt der Treppensturz als Ausrede. So ein Klischee kann der Text nicht gebrauchen (selbst wenn es ein reales sein sollte).

Die Dialogszene oder die Bemerkung hilft dem Text in keiner Weise weiter - Lev hat bei mir mal gesagt, "Das ist wie nachgetreten, und nichtmal spannend", und so empfinde ich das hier.

Aber vllt sehe ich den Text auch anders als Du, und für Dich wäre das stimmig. :) Sori, daß ich so drauf rumreite, für mich ist das ne wichtige Szene, in der letztlich die Situation ja auch kippt, daher nicht unwichtig für den gesamten Text.

Liebe Grüße,
Katla

edit @Dion: Tja, ich finde, dass es genau nicht gesagt gehört, wer es wie war. Das geht doch alles aus dem Resttext hervor. Ich mag es einfach nicht, wenn dem Leser alles auserklärt und fein in mundgerechte Stuecke geschnitten vorgelegt wird.

 

Hey Vita!


Eisiges Schweigen antwortet.
ehm ... ja.
Ein Tausendwattlächeln, so nennt Vater das immer, strahlt ihr entgegen.
Ich verstehe nicht, warum der Vater da rein muss?
Eine Bilderbuchlehrerin an einer Bilderbuchgrundschule. Nur das Schweigen, das ist aus einem Horrorfilm.
Der Boden unter ihren Füßen ist hart und kalt, die Schritte hallen, die bunten Tuschebilder an den Wänden fressen den Hall gleich wieder auf.
Ich find das alles bisschen übertrieben und künstlich aufgebauscht.
Diese Situation als sie die Klasse betritt, viele werden das kennen, mit den Umzügen, neue Schule, neue Schüler und alles und klar wird man nicht immer begeistert aufgenommen, es gibt diese skeptischen Blicke, Getuschel, und wenn irgendwo gelacht wird, bezieht man das auf sich - aber muss das aus einem Horrorfilm sein, müssen die Bilder den Hall auffressen? Ich würd das ganze etwas langsamer angehen, die Spannung leiser aufbauen und nicht von anfang an so konkret werden. Andeutungen fände ich ok, aber du machst es ja mit Hammerschlägen. :P
Die Schließen des Rucksacks bohren sich in ihre Finger, als sie ihre Federtasche herausholt und sie auf den Tisch legt.
DAS z.B. wäre ein guter Hinweis auf das Unheil, das sie bald überfallen wird.
Aber die antwortet nicht, rückt nur ein wenig weiter an die Tischkante und schweigt sie an.
Jaaa, so platt. Dieses Nicht-Antworten und Weggucken genügt völlig. Aber nein, sie rückt noch weiter weg.
Die Lehrerin verlässt die Klasse. Stühle scharren. Jana sieht das Mädchen aus kalten Augen an.
„Hallo...“, sagt sie leise. Ihre Stimme erstirbt. „Ich heiße...“ Harter Druck in ihrer Kehle. Voller Entsetzen fühlt sie, wie ihre Augen anfangen zu brennen. Eine Träne löst sich, rinnt ihre Wange herunter.
Dann beginnt sie zu weinen.
Ich finde, das ist eine tolle Gelegenheit, um das Verhalten der Mitschüler zu erklären, nicht unbedingt erklären, aber ihnen einen "Schein"-Grund geben, warum sie sie mobben. Hier könnten andere auf sie aufmerksam werden.
Ich weiß, dass ich einmal in der dritten Klasse im Sportunterricht geheult habe und wurde danach so für paar Wochen deswegen blöd angemacht. Also, Schwäche zu zeigen, ist schon das Todesurteil. Deshalb finde ich diese Szene bearbeitunswürdig.
Die Federtasche gleicht einer Müllhalde. Die Stifte sind abgebrochen, bekritzelt, schmutzig. Die kleinen Hände, die mit ihnen schreiben, sind voller Kritzeleien, mit Kugelschreiber. Alles fliegt kreuz und quer durchs Mäppchen, die Stifte, das Radiergummi, der Anspitzer
Mir gefällt dieser harte Bruch nicht. Erinnert mich an das Video von Pearl Jam "Jeremy" - eigentlich tut das die ganze GEschichte. Im Video klappt das wunderbar mit den harten Brüchen, das hat auch den visuellen Vorteil, bei Schreibsachen muss man den Leser so bisschen darauf vorbereiten, finde ich.
Der Bruch ist einfach zu krass. Manchmal klappt das, manchmal nicht.
Die schwarzen Steinplatten geben ein verzerrtes Spiegelbild von riesigen ängstlichen Augen wieder, die ihr entgegenblicken.
Ich merke, du neigst gerne dazu, die Sätze zu überlasten. Ich finds zu viel.
Ordentliche Kleidchen mag sie nicht mehr. Sie trägt lieber zerfetzte Jeans und schlabberige Shirts.
Ihr langes braunes Haar hat sie mit der Papierschere abgeschnitten und im Klo runtergespült. Auf ihrer Wange ist eine lange, zackige Narbe. Sie zieht sich über das Auge und weit in den Haaransatz hinein.
"Was ist passiert?", hatten ihre Eltern sie gefragt, als sie ihre blutüberströmte Tochter aus der Schule geholt und ins Krankenhaus gefahren haben.
"Ich bin auf der Treppe ausgerutscht."
"Hat dich jemand geschubst?"
"Ich bin gerannt." Sie fragen nicht weiter.
Ich finde das echt schwierig. Klamotten sollen ja ihre Stimmung widergeben, das ist ihr 'stummer' Hilfeschrei und auch die abgeschnittenen Haare - das ist mir zu pubertär, zu punkig, zu rebellisch, zu weit entfernt vom Verhalten einer Siebenjährigen. Die Eltern sollten sie lieber fragen, wo sie die schlabberigen T-Shirts und die zerfetzten Jeans her hat. :D
Mit den Eltern finde ich es auch bisschen schwierig, entweder sind das Arschloch-Eltern, die sich nicht um das Kind kümmern, also Säufer-Vater und völlig gleichgültige Mutter oder Business-Eltern, die nichts mitbekommen, oder das sind fürsorgliche Eltern und die fragen dann ihr Kind, was verdammt noch mal los ist.
Ich kann sie nicht einschätzen. Ich glaube, das ist auch eine verdammt schwierige Phase für die Eltern, bernadette hat dir das ja schon gesagt. Die Eltern leiden da mit dem Kind. Das müssen also echt riesen Ignoranten sein, wenn sie das Verhalten so hinnehmen.
Es ist nicht mehr lange bis zum Klingeln. Und hier sind drei Fluchtwege. Nach links, nach rechts, und durch die Tür und das Fenster vom Klo. Sie macht keine Anfängerfehler. Sie werden sie nie wieder in einer Ecke erwischen, und nur noch fünfhundert Sekunden bis es klingelt, vierhundertneunundfünfzig, vierhundert..., bis sie ins Klassenzimmer huschen kann, ganz kurz vor dem Lehrer, manchmal kommt sie zu spät. Die Lehrer waren deswegen schon bei ihren Eltern. Aber das hat nichts genützt. Die haben ihr nur gesagt, dass sie pünktlicher sein soll.
Finde ich gut.
Geglaubt haben sie ihr auch nicht. „Kleines Mädchen mit großen Sorgen“, hat Vater gesagt und ihr die Haare zerstrubbelt. „In den Sommerferien fahren wir nach Malta, was hältst du davon?“
Mama hat wenigstens die Eltern von Maximilian angerufen. Am Tag danach ist Maxi zu ihr gekommen und hat ihren Kopf in eine Toilette im Jungsklo gehalten und abgespült. So lange, bis sie ganz nass war. Nein, sie darf ihren Eltern nichts sagen.
Warum steht sie jeden Tag auf? Warum ist sie hier? Sie hat im ganzen Jahr nichts gelernt, nur ein paar Überlebensregeln. Sie hat sechs Feinde. Sie heißen Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Maximilian. Samstag und Sonntag sind mit den anderen verbündet, denn sie gehen viel zu schnell vorbei.
Warum glauben sie ihr das nicht? Ist sie eine Lügnerin?
„Wie bitte?“
„Alle“, flüstert sie und hasst sich dafür. „Besonders Maximilian. Der ist der Schlimmste.“
„Maximilian? Aus der Vierten? Der ist doch eigentlich ein netter Kerl... bestimmt meint er es nicht so.“ Die Lehrerin beugt sich zu ihr und lächelt. „Das siehst du bestimmt nur im Moment so. Bald seid ihr wieder Freunde.“
Das Mädchen nickt mechanisch. Erwachsene verstehen nichts, und wenn man etwas loslässt, dann fällt es nach unten und geht kaputt, so wie der Füller.
„In hundert Jahren ist alles wieder gut“, will die Lehrerin sie trösten. „Nicht weinen.“
Sie weint nicht. Schon lange nicht mehr.
„Gehen wir in die Klasse? Es klingelt gleich!“
Fu und Fara fahren Fahrrad. Samstag und Sonntag sind schön.
Das finde ich auch gut. Die Szenen, bei denen du auf deine Figuren achtest, da kommt man richtig rein und fühlt mit, wenn du da anfängst poetisch zu werden, mit zu vielen Adjektiven und komischen Emo-Bildern, falle ich raus.
Sie ist in einer Ecke, zurückgetrieben, Ecken bieten keine Fluchtwege, Ecken sind böse. Sie hat die Arme um den Körper geschlungen, die Arme wissen, was sie jetzt erwartet, dass sie den Körper abschirmen müssen. Sie wünscht sich Tentakelarme, wie ein Tintenfisch, in die sie sich einwickeln kann und nicht mehr da sein.
Tentakelarme, die um sie herumwirbeln, die alles treffen und es fortschleudern, ein Maul mit Reißzähnen, sie ist ein Monster, ein kreischendes Monster, nicht noch einmal, das war zu viel.
Sie springt Maximilian an, schlägt ihre Klauen in seinen Körper, schlägt auf ihn ein, in diesem Moment verwandelt die Wut sie in ein Monster, ein Monster, das seine Finger in seine Augen rammen kann, das an seinen Haaren reißt und sich für Schläge und Stöße und zerbrochene Füller rächen kann.
Den Absatz finde ich auch stark - das gönnt man ihr. Ob das jetzt wirklich passiert, sollte vielleicht nicht so klar gesagt werden. Ich finde diese surrealen Elemente schön eingearbeitet und es sollte der Phantasie des Lesers überlassen werden, ob sie jetzt shcon explodiert. Klar ist, dass sie das tun wird, wenn es nicht aufhört.
Etwas packt sie und reißt sie zurück. Hände. Sie beißt hinein, bis sie Blut auf der Zunge schmeckt, salzig, heiß, nach Genugtuung... Die Tentakel, die Reißzähne und die Krallen verschwinden.
"Clearly I remember
Picking on the boy
Seemed a harmless little fuck
But we unleashed a lion
Gnashed his teeth, bit the recess lady's breast"

Auch stark, besonders weil es mich an den Song erinnert hat. :P
Ende finde ich ok.

Ich finde die Geschichte gut, teilweise hast du einfach zu dick aufgetragen, besonders den Anfang find ich etwas unglücklich in seinen Formulierungen.
Ich würd aber gerne den Text als Material für meine Schüler nutzen, wenn du nix dagegen hast und es okay findest, gehasst zu werden. :) :P

JoBlack

 

Die Narbe kannst Du ganz streichen, wenn Du jetzt erklärst, warum sie sie hat.
Warum denn das? Es werden auch andere Geschehnisse beim Namen genannt bzw. erklärt – zum Beispiel beim Gespräch mit der Lehrerin, in dem Max als der Hauptübeltäter explizit genannt wird, obwohl der Leser das schon längst weiß.

Grundsätzlich meine ich, dass wenn ein Detail genannt wird, es dann auch eine Rolle in der Erzählung spielen sollte - das vor allem in einer Kurzgeschichte, bei der es auf jeden Satz ankommt. Ich finde die Erwähnung der Narbe essentiell, weil die erst die tatsächliche Gewalt, der das Mädchen ausgesetzt ist, klar macht – sonst könnte man das Ganze auf das Mädchen selbst abschieben: Ein Sensibelchen, das schon bei einem "kalten" Blick zu weinen anfängt. (siehe die Szene am Anfang).

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo vita,
Ich finde deine Geschichte großartig. Du hast die Einzelheiten gut beschrieben. Du hast sie so gut beschrieben, das ich jede Situation genau nachfolziehen konnte:
"Der Boden unter ihren Füßen ist hart und kalt, die Schritte hallen, die bunten Tuschebilder an den Wänden fressen den Hall gleich wieder auf."
Besonders diese Situation war sehr gut beschrieben. Ich kenne es nämlich genau so. Denn als ich eingeschult wurde, war es genau so im Klassenzimmer. Deswegen finde ich deine Geschichte so schön.
Gruß princess Jojo

 

Der Schulranzen auf ihrem Rücken fühlt sich unangenehm leicht an. Sie hat noch keine Bücher dabei, nur noch Hefte, neue Hefte, eins für jedes Fach.

das "nur noch Hefte" stört irgendwie, warum "noch"?

Gruß
M. Glass

 
Zuletzt bearbeitet:

Es ist bewundernswert, welche Mühe Du Dir mit dem Kommentieren gegeben hast. Hut ab, das schafft wahrlich nicht jeder - elegant sogar einen Halbsatz angeschnitten, tja ...

Besser nur, Du hättest iwie abgekürzt, so ein langes Wort stört hier die Prägnanz.

 

Hallo Vita,

ich finde die Story gelungen. Sehr schön geschrieben. Der Ausraster zum Schluß … sehr realistisch, ich mag die Tentakel.
Der Inhalt ist auch gut, man kann eigentlich nicht Konkretes ankreiden … ich finde es halt sehr allgemeingültig.
Man weiß nicht nicht wieso das Mädchen gemobbt wird, man weiß auch sonst recht wenig über sie. Sie ist ein perfektes kleines Ding, eine Quelle der Unschuld, und dann kommen die bösen Mobber aus dem All, tunken sie in Toiletten und zerstören ihr Leben, während gleichgültige Lehrer und Eltern zuschauen …
Das ist okay, Gewalt ist häufig auch sinnlos, aber naja … nimm's mir nicht Übel, aber ich hätte mir da eine etwas differenzierte Betrachtungsweise gewünscht, etwas das ein wenig mehr vom Standardskript abschweift.

mfg,

Julian

 

huhu ihr Lieben,
ich hab euch nicht vergessen, hab nur gerade zu viel um die Ohren, um mich in Ruhe ums Schreiben kümmern zu können! Ich setz mich hier dran, sobald ich Zeit habe, versprochen.

gruß

 

Beeindruckend - muss man zugeben.
Die richtigen Worte für eine beklemmende Situation gefunden. Obwohl, nicht alles war richtig ;)
müsste heißen:
der Radiergummi

rosanen geht meines Wissens nie

ver-stek-ken nach alter Deutscher Rechtschreibung
ver-ste-cken nach der neuen Variante

"In hundert Jahren ist alles wieder gut"
finde ich sogar von einer derartigen Lehrerin etwas zynisch, sagen die nicht eher solche möglich berechenbare Phrasen wie "Wenn du heiratest, ist alles wieder gut"

Ganz allgemein will ich doch hoffen, dass derartige Gewaltmobbings nicht wirklich schon mit sieben Jahren stattfinden, weil dann wär die Welt ja noch schlechter, als ich sie einschätze.

Danke. Gute Geschichte. Intensive Geschichte. Kalt. Hart. Brutal. Und trotzdem irgendwie in rosa Watte. Heftig.
lg
lev

 

So, ich habe es erfolgreich geschafft, mich die ganze letzte Woche davor zu drücken, für die Klausuren zu lernen, jetzt gehen mir die Ausreden aus, da trifft es sich doch gut, dass ich noch meine Geschichte überarbeiten muss :D

huhu Katla,
Danke, dass du so viel Arbeit in den Text steckst, ich weiß das zu schätzen, ehrlich.
Ich werde die Szene mit der Narbe aber drinlassen, vielleicht nochmal am Wortlaut rumschrauben. Das nimmt der Situation ein wenig die Härte, klar, aber ich finde, es unterstreicht die völlig abweichende Wahrnehmung der Erwachsenen und des Kindes - "ich bin gerannt", ah, denken die Erwachsenen, die es nicht wissen wollen, die haben gespielt.

Hallo JoBlack,
auch dir danke für die Kritik, nach so viel positivem Feedback hast du mir wieder zu etwas Bodenhaftung verholfen ;) Gut, dass nicht jeder den Text in den Himmel lobt.

Ich verstehe nicht, warum der Vater da rein muss?
Muss er nicht, aber ich dachte mir, das Tausendwattlächeln ist ein eher "erwachsenes" Bild.

Diese Situation als sie die Klasse betritt, viele werden das kennen, mit den Umzügen, neue Schule, neue Schüler und alles und klar wird man nicht immer begeistert aufgenommen, es gibt diese skeptischen Blicke, Getuschel, und wenn irgendwo gelacht wird, bezieht man das auf sich - aber muss das aus einem Horrorfilm sein, müssen die Bilder den Hall auffressen? Ich würd das ganze etwas langsamer angehen, die Spannung leiser aufbauen und nicht von anfang an so konkret werden. Andeutungen fände ich ok, aber du machst es ja mit Hammerschlägen.
Ich persönlich finde nichts gruseliger als Kinderlieder (abgesehen vielleicht von Spieluhren). Meine Kindheit war nicht eitel Sonnenschein, vielleicht kommt es daher, aber in der gängigen Horrorliteratur ist das ja auch ein beliebtes Motiv. Ich bin mit dem Horrorfilm nicht zufrieden, deshalb mache ich jetzt eine Gruselgeschichte draus, aber mir geht's um das Gefühl, das sie hat - und das sind Hammerschläge für sie. Sie fühlt sich von Anfang an nicht wohl, und bei Kindern ist das (nicht immer, aber häufig) so, als würde man mit nem Nagel im Fuß im Piranhabecken schwimmen wollen… :)

Jaaa, so platt. Dieses Nicht-Antworten und Weggucken genügt völlig. Aber nein, sie rückt noch weiter weg.
Kinder sind nicht eben subtil. Außerdem, sieh es aus Janas Perspektive, die hatte die ganze Zeit einen Einzeltisch, und jetzt muss sie teilen :D

Ich weiß, dass ich einmal in der dritten Klasse im Sportunterricht geheult habe und wurde danach so für paar Wochen deswegen blöd angemacht. Also, Schwäche zu zeigen, ist schon das Todesurteil. Deshalb finde ich diese Szene bearbeitunswürdig.
Auf der einen Seite denke ich, der Grund ist letztlich unwichtig, sie weint halt (vielleicht weil sie Angst hat?), auf der anderen Seite - mach doch mal Vorschläge, das ist eine von den Stellen, wo ich mir eine Ausarbeitung gut vorstellen könnte.

Die Eltern sollten sie lieber fragen, wo sie die schlabberigen T-Shirts und die zerfetzten Jeans her hat.
Du hast Recht, ich hab das geändert, das war zu explizit. (Wobei ich bis zu einem gewissen Alter (ungefähr 20) von meinen Eltern auch nur Jeans bekommen hab, weil alles andere sofort kaputt war :D)

Warum glauben sie ihr das nicht? Ist sie eine Lügnerin?
Stimmt, das ist zu hart. Ich ändere das mal in "Sie haben sie nicht ernstgenommen".

Du darfst die Geschichte gern deinen Schülern vorwerfen, mal schauen, was die dazu sagen, hältst du mich auf dem Laufenden? Das interessiert mich jetzt wirklich :)
Zu dick aufgetragen, hmm - ich hab noch ein oder zwei Adjektive gekillt, aber eigentlich gefällt es mir so.

Hallo Dion,
die Erklärung bleibt drin, siehe oben. Danke nochmals für die Rückmeldung.

Hallo princess jojo,
Danke für dein Feedback zu besonders diesem Detail. Ist immer gut zu wissen, dass noch jemand ein Gefühl kennt, das ich einfangen will. Nachträglich herzlich willkommen auf kg.de!

Huhu M. Glass,
danke für dein ausführliches Feedback - "noch" deshalb, weil sie noch keine Bücher hat - die bekommt man ja erst später im Lauf des ersten Schultages.

Hoi JuJu,
auch dir danke für dein Feedback (und schön, dass du die Tentakel mochtest, ich mag auch Tentakel… Cthulu calay :D).
Ich kann deinen Kritikpunkt nachvollziehen, mir geht es an der Stelle aber um generelle Kritik, ich möchte nicht die Geschichte eines bestimmten Menschen erzählen, sondern sie möglichst vage halten - Grund: Mobbing ist leider nunmal ein Alltagsphänomen nach Schema F und findet nach dem Standardskript statt, und ja, Gewalt ist immer sinnlos. Ich kenne die psychologischen Mechanismen dahinter, dass gerade die sozial schwächeren das Omegatier am stärksten mobben, weil sie Angst haben, dass sie ansonsten fällig sind (in der Position sehe ich Maximilian). Die Mechanismen dahinter sind uralt und immer die gleichen, deshalb hat sich das Phänomen Mobbing auch in unserer aufgeklärten erleuchteten Gesellschaft noch nicht erledigt, sondern ist immer noch ein großes Problem, sobald jemand anders ist, ist er (meistens) fällig… Ich glaube, du möchtest lieber eine andere Geschichte lesen. Vielleicht schreibe ich die auch noch irgendwann. Trotzdem vielen Dank für dein Feedback!

liebe vita,
das ist ja nett, dass du solchen Mist unter meine Geschichte schreibst, aber die faulen Ausreden glaubt dir eh keiner.

Hallo Lev,
auch dir danke für dein Feedback. Ich habs in die Überarbeitung einfließen lassen.
Aber ich finde, es heißt "das Radiergummi". Vielleicht ist das Ausdruck meiner verdorbenen Persönlichkeit, aber vor "Gummi" steht bei mir immer "das" :D
Das Verstecken hab ich geändert, danke für den Hinweis, so, wie es jetzt ist, gefällt es mir noch besser. Und anstatt von der Sache mit den hundert Jahren sagt die Lehrerin jetzt "morgen scheint die Sonne wieder", was mindestens genauso abgedroschen ist.

Ganz allgemein will ich doch hoffen, dass derartige Gewaltmobbings nicht wirklich schon mit sieben Jahren stattfinden, weil dann wär die Welt ja noch schlechter, als ich sie einschätze.
Ich arbeite gerade sehr daran, mein Weltbild zu verändern (jemand, dessen Meinung mir etwas bedeutet, hat sich beschwert, ich sei immer so negativ). Ich erkläre zum Beispiel nichts mehr mit böser Absicht, was sich auch durch Unfähigkeit, Unwissenheit oder reine Verplantheit erklären lässt. Aber ich finde Kinder immer… hmm, an Kindern sieht man immer, wie dünn die Decke der Zivilisation eigentlich ist, die über uns allen liegt. Kinder sind ehrlich und hart und schonungslos und uncharmant, und dann werden jahrelang Manieren draufgepinselt, aber in Wirklichkeit…
Danke. Gute Geschichte. Intensive Geschichte. Kalt. Hart. Brutal. Und trotzdem irgendwie in rosa Watte. Heftig.
Freut mich, dass es dir (nicht) gefallen hat, Ziel erreicht.

Danke euch allen für das Feedback, ich habe den Text nochmals geringfügig überarbeitet und werde immer zufriedener damit.

gruß

 

Auf der einen Seite denke ich, der Grund ist letztlich unwichtig, sie weint halt (vielleicht weil sie Angst hat?), auf der anderen Seite - mach doch mal Vorschläge, das ist eine von den Stellen, wo ich mir eine Ausarbeitung gut vorstellen könnte.

Nee, es geht mir gar nicht darum, WARUM sie weint, das kann sich jeder denken, aber dass die Schüler auf sie aufmerksam werden und sie deswegen aufziehen. Weil sie eben Schwäche gezeigt hat und eine "Heulsuse" ist.
Das ist doch schon der Vorschlag, was willst du noch? :D Geld habe ich nicht. Dreckige Phantasien auch nicht. :P

 

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