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Schumann's

Team-Bossy a.D.
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23.02.2005
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Schumann's

„Na, was meinst du, wo lassen die uns noch rein?“, fragte ich Kathrin und versuchte gleichzeitig grob zu überschlagen, wie viel Wein ich den Abend durch denn nun so getrunken hatte. „Hhmmm...“, sie zog eine kleine Schnute, die mich bei ihr den Pegel bei mindestens drei Vierteln ansetzen ließ.
„Vielleicht Schumann’s?“, fragte sie spielerisch ernst. „Na die sowieso!“, erwiderte ich mit gleicher aufgesetzter Miene. Ich versuchte uns so zu betrachten, wie ein Türsteher meiner Phantasie nach vermutlich zwei Zwanzigjährige mustern würde, die in alltäglichen Klamotten durch Münchens Nachtleben zogen.

Mein Schritt war nicht mehr ganz beständig; da ich mich aber bei Kathrin unterhakte, war das von andern nicht zu bemerken. Hinter uns hörten wir mehrere Stimmen durcheinander sprechen. „Wenn der Meister morgen wieder meint , wir würden so lange arbeiten wie heute, machen wir aber Rabatz!“, war eine Stimme herauszuhören.
Kathrin drehte sich in einem Ruck um; ich wurde gezwungenermaßen in die gleiche Richtung mitgerissen. Für einen Moment wankte ich, bis ich mein Gleichgewicht wieder fand.
„Stefan!“, jauchzte sie, „Du kommst wie gerufen. Du willst doch sicher ins Schumann’s und hast doch nichts dagegen, wenn wir als Begleitung mitgehen?“ Wie konnte sie manchmal lächeln! Dafür liebte ich sie. Stefan kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht. Optisch war nichts Auffälliges an ihm zu finden: Saubere Jeans, gewöhnliche Jacke, Turnschuhe. Für meinen gerade geübten Türsteherblick zu gewöhnlich.

Aber dieser Blick war rotweingetrübt und so hatte ich mich getäuscht.
„Ist ja auch unter der Woche“, raunte mir Kathrin zu, als wir in die Bar eintraten.
„Na guck mal wer da hinten sitzt....der Jörg“, rief Stefan so laut, dass jener seine Stimme hören konnte. Jörg schaute langsam in Stefans Richtung und sein Gesicht verzog sich ganz leicht zu einer Art Grinsen. Ich konnte es nicht eindeutig als Zeichen der Freude ausmachen. “Kommt Mädels, wir setzen uns zu ihm“, forderte Stefan uns auf und schob uns leicht in diese Richtung. „Die anderen seh’ ich drüben, ist ja auch besser, wenn nicht die ganze Horde zusammensitzt“, schrie Stefan uns in die Ohren und nahm das Lautstärkenduell gegen Joe Cocker auf.
Der Tisch war in einer Nische und der Musik wurde dadurch etwas an ihrer Aufdringlichkeit genommen.

„Hallo Jörg“, sagte ich lächelnd und versuchte ihm in die Augen zu sehen. Sein kraftloses „Hallo“ ließ mich einiges ahnen . Er saß vor einem Cocktail, den Kopf leicht vorne über gebeugt, ein paar Strähnen seiner fettigen dunklen Haare hingen ihm in die Stirn. Er trug eine Brille mit sehr großen Gläsern, die mich an eine Eule erinnerte.
Seine Zigarette, die er in den kerbigen Rand des Aschenbechers geklemmt hatte, brannte schon länger einsam Asche ab.

Ich nahm mir den nächsten freien Stuhl neben ihm und hörte Stefan und Kathrin zu, die sich neben uns setzend über ein neues Drehbuch und den Ärger mit dem Regisseur unterhielten. „Aha“, dachte ich mir, „scheinbar hat die Filmbranche problemlos Zutritt.“

In angeheitertem Zustand war mir wieder einmal nach provokanten Fragen und ich wandte mich wieder an das Eulengesicht. „Sag mal, Jörg, sitzt du immer hier? Du siehst so nach Inventar aus.“ Er schaute mich gespielt erschrocken an. „Hab’ ich schon die Farbe der Wand angenommen?“ Ich taxierte den hellen Kalkputz, dann sein fahles Gesicht und musste zugeben: „Du bist dabei.“ „Solange es nicht die Täfelung ist, die du meinst“, kam es trocken mit einer Kopfbewegung in Richtung Bar von ihm zurück.

Er kippte den Inhalt seines Cocktailglases ohne sichtlichen Genuss in sich hinein.
„Hat mir vorhin der Herr Verleger spendiert...Mistkerl...dabei weiß er doch, dass ich am liebsten Whisky trinke“, lamentierte er über das nun leere milchige Glas, das in Kombination mit einer eingeschnittenen Orangenscheibe am Glasrand und dem dicken, neongrünen Plastiktrinkhalm wie eine kitschige Vorlage für ein Stilleben vor uns stand.

Er strich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und ließ seine Hand zum Tisch hinunter, mit der er dann ein Päckchen Reval umschloss, das mitten auf dem Tisch lag.
Der Zeige- und Mittelfinger waren gelblich; ich schätzte auf mindestens vierzig am Tag.

Er beobachtete die Richtung meiner Blicke: “Ich dreh’ normalerweise, aber hier in dem Scheißladen gibt es ja nur Zigaretten“.
„Oh,“ kam der mitfühlende Einwand von mir „du bist Stammgast, aber sie bringen es für dich nicht fertig, Tabak vorrätig zu haben?“ „Genau! Wie oft habe ich Charles schon gesagt, er soll mal Tabak hinter die Theke bringen...aber ich bin ja kein Herr Sowieso von der Bavaria...“, schnaubte er und wurde langsam richtig munter. „Wenigstens ohne Filter...“, versuchte ich ihn dann zu trösten.

Ein Kellner mit langer Schürze stellte ein Glas Whisky vor ihm ab und die Stilleben-Vorlage auf sein Tablett zurück.
Ich machte den Versuch, darüber nachzudenken, wann Jörg diese Bestellung aufgegeben haben könnte. „Wenigstens das haben sie gleich kapiert, aber das bringt ja auch die Kohle“, sagte er fast hämisch, obwohl der Kellner noch bei uns stand. Kathrin und Stefan bestellten ihre Getränke und ich entschloss mich wagemutig zu einen Campari-Soda mit viel Zitronensaft, ohne den aktuellen Guthabenstand in meinem Geldbeutel zu kennen.

„Was treibst du denn so, wenn du nicht hier im Schumann’s bist?“, fragte ich ihn mit echtem Interesse; lieber noch unterhielt ich mich mit einem angetrunkenne schrulligen Typ, anstatt nur still die Szenerie zu betrachten. „Ich schreibe“, war seine kurze Antwort und zum ersten Mal sah er mit glasigen Augen durch die Augengläser direkt in meine. Ich hielt dem fordernden Blick stand und wartete.
„Es geht um einen Zirkus. Die Familie macht mir zu schaffen...nein, genauer gesagt die Kinder“, fing er an zu erzählen, „ich hänge an den Kindern fest und komme nicht weiter im Text. Wie soll ich Kinder beschreiben, die nie ein festes Zuhause haben...sag nicht, dass der Wohnwagen eines sei.“
Er nahm die Schachtel Reval in die rechte Hand und klopfte mehrmals mit einer Schachtelecke auf die linke Handwurzel. Zögerlich zeigte sich ein Teil einer Zigarette aus der noch fast vollen Packung. Er bot mir eine an, die ich dankend ablehnte, dafür aber eine Lucky Strike aus Kathrins Schachtel zog.

Während er mir mit dem dritten Streichholz Feuer gab, fuhr er fort: „Ich hab’ mir lange überlegt, ob Zirkuskinder glücklich sein können. Kein gewohnter Spielplatz; keinen Wald, in dem sie sich auskennen. Immer andere Dörfer, Städte; neue „Freunde“ vielleicht mal eine Woche lang...dann müssen sie schon früh mit trainieren anfangen...entweder hängen sie dann dauernd mit so einer Schaukel in der Luft oder müssen mit Tieren arbeiten...kann man da glücklich sein?“
Ich gab ihm zu bedenken: “Die Kinder haben ihre Familie. Die Eltern sind immer um sie herum. Das haben nicht viele. Dann die Tiere. Das gibt doch auch ein Stück Heimat. Im übrigen vermisst man doch nur, was man kennt. Die kennen unser Leben doch gar nicht.“

Erstaunt blickte er mich an: „Du interessierst dich ja wirklich. Das habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Ich bin oft hier, aber keiner will was von mir wissen. Die lassen mich schön einen Whisky nach dem anderen saufen, reiben sich beim Abkassieren die Hände und keiner interessiert sich wirklich für mich, was ich denke, was ich will.“
„Na, du bist auch nicht besonders freundlich“, warf ich ein. „Ich bin ein saufender Buchschreiber für die, sonst nichts“, sagte er verdrossen und sein Gesicht nahm einen mürrischen Ausdruck an.

„Es mag ja sein“, fuhr er dann fort, „dass es glückliche Zirkuskinder gibt. Aber sind es die in meiner Geschichte auch? Da komm ich nicht weiter. Verstehst du?“
„Laß’ sie doch glücklich sein, die werden noch genug andere Probleme bekommen“, schlug ich ihm vor. Sein Blick ging in die Weite. Das Whiskyglas wurde ausgetauscht und mit einem Zug von ihm leergetrunken.
„Ich werd’ drüber nachdenken“, kam es zwischen zwei Rülpsern hervor. „Aber eigentlich sind mir traurige Kinder lieber. Die kann ich besser beschreiben.“
Der Alkohol wurde bei ihm übermächtig.
„Ich lass’ mir ein Taxi rufen, es ist wohl besser, ich gehe. Und danke für dein Zuhören, doch, hat mich wirklich gefreut.“
Er stand auf und ging leicht wankend zum Tresen. Kurz danach verschwand er aus meinem Blickfeld.
Kathrin sprach mich an: „Komischer Kauz, was?“. „Jedenfalls hat er sich kurz gefreut“, gab ich zur Antwort.


Am übernächsten Morgen gab es frische Brötchen zum Frühstück.
Ich war einige Tage bei ihr zu Besuch. Wir hatten beide wenig Geld zur Verfügung und dies gaben wir hauptsächlich abends aus, so waren Brötchen in unseren Augen Luxus. Sie überflog mit einem Blick den kärglichen Rest des Frühstücks, das noch aus Beuteltee, Butter und Erdbeermarmelade bestand.

„Ergün gab mir grade noch den Merkur mit“, sagte sie, während ich mittlerweile herzhaft in ein Brötchen biss. Ich nahm die Tageszeitung an mich und las die Headline auf der ersten Seite.
Der Bissen blieb mir sprichwörtlich im Halse stecken, als ich las: Schriftsteller Jörg Fauser tot! Und in Fettschrift darunter: Der bekannte und beliebte Schriftsteller Jörg Fauser, 43, ist vorgestern nacht von einem LKW überfahren worden. Dann der Fließtext: Nach einer Taxifahrt wollte der Schriftsteller Jörg Fauser (u.a. Der Schneemann) noch einige Schritte zu Fuß gehen. In der Höhe der Anschlußstelle Feldkirchen wurde er von einem LKW erfaßt und starb noch an der Unfallstelle. Viele Freunde und Wegbegleiter meldeten sich zu Wort und waren schockiert über den frühen Tod des bekannten Schriftstellers.

Ich musste lange und schmerzhaft husten und die Anstrengung trieb mir sogar Tränen in die Augen. „Kathrin, das ist doch der Jörg vom Schumann’s“, keuchte ich hervor, nachdem ich mich einigermaßen gefangen hatte.
Kathrin las einen weiteren Artikel über ihn auf der Kulturseite. „Der hatte an dem Tag auch noch Geburtstag.“

Ich dachte an den hellen Kalkputz in Schumann’s. Die Brötchen wurden an dem Tag alt.

 

Hi,
interessante Geschichte, aus dem Leben gegriffen und alltäglich, durch kleine Feinheiten wiederum doch irgendwie besonders. Die Sache mit den Zirkuskindern regt irgendwie zum Nachdenken an. Wenn man weit genug interpretiert (es besteht ja immer die Gefahr, in einer Textstelle zu viel zu sehen) könnte man hier eine Anspielung auf das Ende erkennen.

Nur das Ende an sich hinterlässt mich irgendwie unbefriedigt. Jörg stirbt einfach, dann noch bei einer trivialen Sache wie ein Verkehrsunfall, das auch noch scheinbar versehentlich, also kein Selbstmord. Ich sehe im Tod der Figur keinen tieferen Sinn irgendwie..

Gruss,
Neph

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Neph,

danke für deinen positiven Worte :), die habe ich jetzt brauchen können, da ich überhaupt nicht einschätzen konnte, ob dieses Erlebnis als Geschichte taugt, da ich selbst so gefangen davon war.

Ich habe sie - von minimalen Details abgesehen - so erlebt, deshalb auch dieser Schluß, den ich aber schon auch wichtig für die Geschichte finde.

Ich wollte damit die Einsamkeit des Schriftstellers aufzeigen. Keiner will sich mit ihm auseinandersetzen, am Geburtstag ist er auch alleine und kommt zufällig mit einer jungen Frau ins Gespräch, die gar nicht in diese Szene gehört.

Aber bei der Todesnachricht sind alle "VIP's" geschockt und wollen im Zusammenhang mit ihm genannt werden.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Bernadette,
grundsätzlich hat mir Deine KG gefallen. Besonders Deine Sprache transportiert gut die Stimmung und auch ohne alle Charaktere ausführlich zu beschreiben sieht man sie vor sich...einschließlich der Situation im Schuhmann's. Ich war "in" der Kg!
Worüber ich gestolpert bin...Deine Erzählerin bemerkt nur einen Satz zu den Zirkuskindern und Jörg hat den Eindruck sie interessiert sich für das was er denkt und will? Gerade wenn er doch ein Problem damit hat, dass sich keiner für ihn interessiert ist mir das zu dünn, zu unglaubwürdig. Verzichte entweder auf seinen Eindruck oder aber...passend zu dem Schluss-verstärk dass sie sich wirklich für ihn interessiert bzw. er diesen Eindruck bekommt...und sie sich dessen am Ende bewusst wird??? (was vielleicht schöner wäre und wenn ihn schon sterben zu lassen, unterstreicht warum ihr Brötchen alt wurde...)
Noch ein Logikding, wenn ich auch kein Fanatiker dessen bin..:

Am übernächsten Morgen kam Kathrin mit frischen Brötchen zum Frühstück.
Ich war einige Tage bei ihr zu Besuch.
Wenn Kathrin kommt, geht man davon aus, dass sie die Erzählerin besucht...oder bringt sie die Brötchen aus ihrem eigenen Schlafzimmer mit? Auch der Brötchenluxus...zumindest die Erklärung in wörtlicher Rede kommt merkwürdig.

Und der springt ins Auge:

Kathrin sprach mit an: „Komischer Kauz, was?“.

Hoffe kannst was damit anfangen.
Liebe Grüsse
Micha

 

Hi,
mein Problem ist, dass seine Außenseiterrolle und seine Einsamkeit nicht ausschlaggebend für seinen Tod waren, der trat in meinen Augen sehr trivial und grundlos ein.
Wäre es keine wahre Begebenheit würde ich fragen, warum du die Figur trotzdem hast sterben lassen.

 

Upps - so kann es gehen wenn Kommentare gleichzeitig verfasst werden. Nun jetzt weiß ich um die Authenzität. Ändert aber nichts an meinem Vorschlag, im Gegenteil.
Deine Wirkung auf ihn "interessierst Dich ja wirklich" und damit seine auf Dich aufgrund seiner Einsamkeit, muss noch nachvollziehbarer werden, damit Dein Empfinden am Ende noch klarer wird. Wenn Dich das Umfeld und ihre Heuchelei bewegt hat, stell auch dies am Ende klarer raus. Den Satz von Freunden und Wegbegleitern hab ich mehr überlesen als daraufhin gedeutet. Heuchelde Nachrufe in Kombination mit o.g., hätte es mir anschaulicher gemacht.
Sein Tod als solches ist ein Unfalltod und gemäss dieser Tatsache suche ich kein Bezug zu seinem Leben. Leider ist ein solcher Abgang immer trivial.
Als Geschichte taugt es durch die Sprache die einen reinzieht - weniger durch den Inhalt - daher ja meine Anregungen, Dein "gefangen" von dem Vorfall herauszuarbeiten.
Lieben Gruß
Micha

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Micha,


grundsätzlich hat mir Deine KG gefallen.

:) :) danke.

Worüber ich gestolpert bin...Deine Erzählerin bemerkt nur einen Satz zu den Zirkuskindern und Jörg hat den Eindruck sie interessiert sich für das was er denkt und will?

Das kommt vielleicht etwas schnell, da hast du recht. Da werde ich mir mal Gedanken drum machen.

unterstreicht warum ihr Brötchen alt wurde...)

Das ist nun interessant für mich. Ich hatte in der ursprünglichen Fassung stehen: "An dem Tag wurden die Brötchen alt, weil ihnen die Nachricht so nahe ging."
Aber das würde dir wahrscheinlich noch nicht reichen.

Noch ein Logikding, wenn ich auch kein Fanatiker dessen bin..:
Wenn Kathrin kommt, geht man davon aus, dass sie die Erzählerin besucht...oder bringt sie die Brötchen aus ihrem eigenen Schlafzimmer mit?

Ach, das ist so eine Sache aus meinem Dialekt. Werde ich natürlich verbessern.

Auch der Brötchenluxus...zumindest die Erklärung in wörtlicher Rede kommt merkwürdig.

Kann man ja auch gut weglassen ;)


Hoffe kannst was damit anfangen.

Aber sicher! Danke :)


Viele Grüße
bernadette

 

HI,

auf die Geschichte gestoßen bin ich, weil ich das Schumanns kenne (Schumann selbst ist ja noch der netteste drin) - und da schon neben Boris Becker getrunken habe ;-)).


Die Geschichte ist dicht erzählt, nur hätte ich sie mit der Szene am Tisch begonnen. Das Vorige ist nicht wichtig. Dass der Mensch an dem Tag Geburtstag hatte --- . Dicht erzählt :thumbsup:

Zu diesem Einwand

mein Problem ist, dass seine Außenseiterrolle und seine Einsamkeit nicht ausschlaggebend für seinen Tod waren, der trat in meinen Augen sehr trivial und grundlos ein.
Wäre es keine wahre Begebenheit würde ich fragen, warum du die Figur trotzdem hast sterben lassen.

Folgendes: Ich teile ihn nicht. Das Leben ist halt manchmal sehr komplex - und gute Geschichten auch. Und wenn jemand an seinem Geburtstag allein und stockbesoffen durch die Nacht taumelt - hat das sehr viel mit Einsamkeit zu tun. Das Ende ist nicht zwingend, aber es ist realistisch und stimmig.

 
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Hallo Bernadette,

die Stimmung ist nett beschrieben, aber ich habe da noch einen grundsätzlichen Einwand:

Auf der einen Seite spricht die Hauptperson von dem schweren sozialen Los von Zirkuskindern, ergeht sich aber danach in vollkommen egozentrischen Überlegungen:

„Du interessierst dich ja wirklich. Das habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Ich bin oft hier, aber keiner will was von mir wissen. Die lassen mich schön einen Whisky nach dem anderen saufen, reiben sich beim Abkassieren die Hände und keiner interessiert sich wirklich für mich, was ich denke, was ich will.“

Trauerst Du als Erzählerin über den Sozial Engagierten oder über den Egozentriker?
Ich dachte an den hellen Kalkputz in Schumann’s. Die Brötchen wurden an dem Tag alt.

Werden die Brötchen alt, weil soziale Kälte einzieht oder weil wir alle individuell und einsam leiden?

OK, etwas kopflastig mein Kommentar, aber offen gesagt, ich mag unreflektierte Opfergeschichten nicht.

LG
W Urach

 

Hi bernadette!

Die Geschichte hat mir gefallen - das gleich vorweg.

Es ist in meinen Augen eine typische Alltagsgeschichte, es passiert nicht viel, aber trotzdem ist es irgendwie spannend, man will weiterlesen.
Dann hast du diesen Schriftsteller zum Aufhänger gemacht und er ist auch für die "Pointe" verantwortlich.
Der Stil ist ganz flüssig und liest sich locker. Stimmige Atmo.

Insofern. Nicht schlecht.

Eines noch:

„Sag mal, Jörg, sitzt du immer hier?
Sind ja ziemlich viele Namen, die so auf den leser einprasseln. Deshalb wäre hier eine Referenz auf das vorher beschriebene Erscheinungsbild Jörgs sinnvoll, damit der Leser sich leichter orientieren kann, denn ich musste nachlesen - und das mache ich immer ungern.

In diesem Sinne
c

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen Dank für eure Kommentare :-).

Ich habe mich sehr gefreut, dass ich bei euch nicht so bodenlos durchgerasselt bin (außer groper), wie man es hier auch öfters erleben kann ;).


@ FlicFlac

Ich hatte den Anfang sogar noch länger, dann aber doch gekürzt. Jedoch finde ich es wichtig, dass der Leser mitbekommt, dass Kathrin und die Ich-Erzählerin kein übliches
Schumann's-Klientel sind und eher zufällig dort landeten.
Schön, dass dir die KG gefallen hat :-).


@ Urach

Danke für die positiven Worte :).

Ist es denn ein Gegensatz, wenn sich ein Schriftsteller Gedanken über "soziale" Umstände macht, weil er zu einer Lösung kommen will, wie er jemandem in einem Buch beschreibt (also geht es um seine Arbeit) und selbst aber ein Egozentriker ist (privat)?

Der helle Kalkputz sollte symbolisieren, dass er nun "nicht mehr dabei ist", die Farbe des Putzes anzunehmen, sondern durch seinen Tod diese Farbe nun angenommen hat.

Etwas weit hergeholt für den Leser, gebe ich zu. Aber es kann ja auch so ausgelegt werden, dass die Ich-Erzählerin in Gedanken bei den Schumann's-Geschehnissen ist.

Ja, und über was wurde getrauert? Im Grunde genommen gar nicht. Es war eher der Schock, der den Appetit nahm.


@ chazar

Danke auch für dein Lob :-).

Ich habe doch Stefan direkt im Absatz vorher rufen lassen: " Wer ist denn da...der Jörg".
Oder meinst du, ich sollte ihn noch irgendwie beschreiben? Was meinst du mit Referenz. Bitte erklär mir das.

@ groper

Auch ein Danke an dich :-).

Ich kann fast froh sein, dass dir meine Geschichte nicht gefällt, sonst hätte ich tatsächlich noch geglaubt, sie wäre richtig gut ;).

Da ich schon einige Kritiken von dir gelesen habe, (manchmal sind die richtig abgefahren :D), weiß ich die an mich auch entprechend einzuschätzen.

Zum Inhalt deiner Kritik. Ich kann mich nur wiederholen (was dir gegenüber eigentlich unnötig ist, gell? ;) ):

Ich wollte wissen, ob die Ereignisse, die ich so erlebte, in eine Geschichte verpackt werden können, dass sie auch als KG durchgeht. Wieso der Fauser an der Anschlußstelle Feldkirchen aus dem Auto steigt, haben sich sicher viele - so wie du - gefragt. Es war eben so. Ich wollte die realen Ereignisse auch nicht ummodeln, damit es (vielleicht) eine bessere Geschichte wird.

Die Kommentare über dir haben mir aber doch gezeigt, dass sie in der breiteren Masse nicht ganz so mies angekommen ist, das ist ja schon was :).
Falls ich wieder was zum Lesen anbiete, würde ich mich freuen, wenn du es liest und mir dann schreibst, ob ich etwas "tiefer" gekommen bin ;).

 

Was meinst du mit Referenz. Bitte erklär mir das.
Ja, klar, hast du es VORHER rufen lassen, aber dann folgt gleich die Beschreibung. Es wäre nett, du würdest einen Teil dieser Beschreibung (die Brille zB) später noch einmal kurz erwähnen, als deine Icherzählerin anfängt, mit ihm zu reden - damit dem Leser klar wird, dass du den Typ schon mal beschrieben hast.

Gruß
c

 

Hallo bernadette
Ich habe zum ersten mal was von dir gelesen und es nicht bereut. Die Realität hast du gut und glaubhaft in der Geschichte verpackt. Bei den eingeschobenen Kommentaren deiner Ich-Erzählerin, blitzt Humor durch die Zeilen ... toll.

da ich mich aber bei Kathrin unterhakte, war das von andern nicht zu bemerken.
... da ich mich aber bei Kathrin unterhakte, fiel es nicht so auf - so finde ich, klingt es besser.
, kam es trocken mit einer Kopfbewegung in Richtung Bar von ihm zurück.
Die elegantere Variante zu diesen erklärenden Einschiebungen, wären Nachsätze. z.Bsp. ..."Er machte eine Kopfbewegung in Richtung Bar, ... , oder so ...
Der Zeige- und Mittelfinger waren gelblich; ich schätzte auf mindestens vierzig am Tag.
Zeige- und Mittelfinger sind zwei, heißt also: in der Mehrzahl, deshalb muss statt "Der" ein "Die" hier stehen. Klingt komisch, ist aber grammatikalisch richtig.

:thumbsup:

Gruß Phoenix26

 

Hi John,

Absatzeinteilungen sind überaus konfus,

das werde ich mir mal genau ansehen

Ein paar gute Ansätze sind auf jeden Fall zu erkennen. Immer schön weiterschreiben.

... und er streichelte gutmütig über das Köpfchen... :Pfeif:

Das war die zweite oder dritte Geschichte hier und auch wenn man im Nachhinein noch verbessert: Aus einem Nilpferd ist keine Gazelle zu schnitzen.
Mir macht es jedenfalls hier viel Spaß, wenn ich auch erkenne, eher Mittelmaß zu sein :).

Danke fürs Lesen.
bernadette

 

Hi Phoenix26,

Ich habe zum ersten mal was von dir gelesen und es nicht bereut.

Na, das ist doch schon mal was :).

Deine Verbesserungsvorschläge schaue ich mir nachher in Ruhe an.
Mit der Fingermehrzahl hast du natürlich recht.

Danke für die lieben Worte.
bernadette

 

Hallo Bernadette,

ergreifend: Zirkuskinder und Tod des Schriftsteller, schöne Kombination.
Mir ist das Verhältnis des Hineinkommens ins Schumann' s zu dem eigentlichen Thema (s. o.) zu ungleichgewichtig. Heimatlosigkeit der Zirkuskinder und Heimatlosigkeit des Schriftstellers treten zu sehr zurück. Oder meinst Du Heimatlosigkeit von Katrin und Ich auch?
Der Tod durch LKW ist akzeptabel, Unfälle geschehen auch berühmten Schriftstellern und sind trivial, aber (leider) real.
Vielleicht den ersten Teil um ein Drittel kürzen? Hilft immer!
Herzliche Grüße
Wilhelm

 

Hallo Wilhelm,

da hast du ja eine meiner ersten Geschichten rausgekramt.

Ich habe nicht mehr den Bezug dazu, um da (im Moment) noch Arbeit reinzuhängen.
Da du ja keinen endlos langen Kommentar mit x-Verbesserungen dazu geschrieben hast, fällt mir das nun auch leicht, das so zu formulieren.

Trotzdem danke ich dir dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, einen Text von mir zu lesen das hat mich natürlich gefreut.

Liebe Grüße
berndadette

 

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