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Schwäche spüren
Meine Fingerspitzen frieren in den schwarzen Handschuhen. Ich blase meinen warmen Atem in die geballten Hände. Meine Wangen dürften rot sein. Vereinzelt findet noch eine Flocke ihren Weg auf die Schneeschicht, die sich zentimeterhoch auf den Waldweg gelegt hat. Heute wird die Sonne nicht mehr scheinen.
Als die Krankenschwester dich aus dem Zimmer fuhr, sah ich deine gefalteten Hände. Eine Träne lief dir aus dem Augenwinkel. Ich sah zu, und war kraftlos etwas zu ändern. Ich fühlte noch nie diese Hilflosigkeit, die mich in diesem Moment aufsuchte. Wo waren meine Freunde jetzt? Warum half mir niemand? Ich dachte du würdest zurückkommen. Es wird alles wieder gut, dachte ich. Saß alleine in dem weißen Zimmer, sah aus dem Fenster. Unten die Straße, der Verkehr und die Menschen. Oben der Himmel, die Wolken und der Schnee. Langsam fiel er und erreichte den Boden. Ich hoffte, du würdest nicht fallen.
Als der Mann den Raum betrat, sah er mir nicht in die Augen. Er schaute zu Boden. Fragte mit belegter Stimme, wer ich sei. Sagte mir dann, es täte ihm Leid. Und das Leben, das ich kannte, war vorbei.
Ich schließe meine Wohnungstür auf. Es war ein weiter Weg, den ich heute gegangen bin. Der Wald wirkte verlassen. Ich fühle mich verlassen. Ich sollte die Heizung anstellen. Aber mir würde doch nicht wärmer, oder? Ich spreche laut. Keine Antwort. Ich schalte den Fernseher ein, schalte ihn wieder aus. Fühle mich müde, bin rastlos. Wären meine Hände nass, würden sie bei der Kälte am Balkongeländer festfrieren. Ich blicke über die Häuser. Denke, wie es wäre zu fallen. Es wird schon früh dunkel. Heute wird die Sonne nicht mehr scheinen. Nicht für mich, für dich nie mehr.