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Schwarz oder weiß

Seniors
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02.02.2005
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Schwarz oder weiß

Es hat sich sehr schnell herumgesprochen, dass ich hier stehe. Obwohl, wenn es um mich geht, dann sind sie immer ruckzuck informiert. Vor nicht einmal zehn Minuten sind die beiden Jungs vom Bauer Frieder hier vorbeigekommen und haben mich gesehen.
„Was macht denn der Bimbo da auf dem Sockel unseres Freiheitskämpfers?“, hat der Jüngere gebrüllt.
„Der muss da runter! Wenn nicht anders mit Gewalt! Los, holen wir die anderen! Das müssen sie unbedingt sehen!“
Und schon sind sie losgelaufen.
Die anderen, das sind die restlichen 98 Einwohner des kleinen Ortes. Und nun kommen sie, aus allen Himmelsrichtungen, die Bauern in ihren verdreckten Hosen, mit ihren schwatzhaften Weibern im Schlepptau, die Alten und die Jungen.
Bürgermeister Heinze baut sich vor mir am Fuße des Sockels auf. „Was soll das, was machst du Nichtsnutz dort oben?“
„Der will wohl die Stelle unseres Freiheitskämpfers einnehmen“, lacht der Wirt und alle fallen ein.
So ist es immer gewesen. Ständig bin ich zum Gespött der Leute geworden.
„Jetzt komm sofort da runter! Oder soll ich zu dir raufkommen?“ Die Stimme des Gesetzes. Winter, der einzige Polizist in der Einhundert-Seelen-Gemeinde, rückt seine Mütze zurecht und plustert sich wichtigtuerisch auf. „Auf geht’s, du Rotzlöffel!“
Mit 25 Jahren als solcher bezeichnet zu werden ist eine Schande. Doch heute prallt alles an mir ab. Heute sitze ich am längeren Hebel.
Langsam, ganz langsam öffne ich meine Jacke. Ein Raunen geht durch die Umstehenden. Dann herrscht absolute Stille.
„Eine Bombe!“ Ich kann nicht ausmachen, wer diese beiden Worte gerufen hat, die Wirtin oder die Frau vom Bürgermeister. Eigentlich egal. Es sind alle beide hysterische Klatschweiber, die den Tod verdient hätten.
„Ja, eine Bombe! Wer mir zu nahe kommt, den nehme ich mit in die Hölle!“
Entsetzt weichen einige zurück.
„Der Bimbo und ein Bombenbastler! Dass ich nicht lach! Er hat doch im Physikunterricht immer geschlafen. Der kriegt nicht mal eine einfache Schaltung hin, von wegen so etwas Kompliziertes. Lasst euch von dem nicht ins Bockshorn jagen! Holt ihn da runter und bringt ihn nach Hause!“
Lehrer Schmidt, wie er leibt und lebt. Vier Jahre lang musste ich seine Schikanen ertragen.
Einige der Dörfler bleiben trotzdem skeptisch. Hat man nicht schon oft gehört, dass es gar nicht so schwer sein soll, eine Bombe zu bauen?
„He, Winter! Walte deines Amtes!“, befiehlt der Bürgermeister. „Schmeiß ihn endlich da runter!“
Vorsichtig kommt dieser näher, bleibt dann aber wieder stehen. „Warum immer ich? Wer garantiert mir, dass das nur eine Attrappe ist?“
Alle sehen sich an.
„Hast du nicht gehört, was Lehrer Schmidt gesagt hat?“, brüllt ihn Heinze an. „Der kann das nicht, der ist eine Null! Los jetzt!“
Doch der Hüter des Gesetzes rührt sich nicht. Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn. Er hat Angst. Angst vor mir. Ich fasse Mut und versuche ihnen ein kleines Bisschen von dem heimzuzahlen, was sie mir mein Leben lang mit Hänseleien und Schikanen angetan haben.
„Ihr traut euch nicht? Habt ihr etwa Schiss, das Ding könnte wirklich losgehen? Vielleicht könnte es den ein oder anderen von euch mit erwischen?“
Sofort drängen die Dörfler zurück. Nur der Bürgermeister bleibt am Fuße des Sockels stehen.
„Ach, du fühlst dich wohl sehr mutig?“ Wo nehme ich nur den Schneid her, so mit dem Mann zu reden? Obwohl, es ist schon alles egal, da ich sowieso nicht mehr lebend aus dieser Sache herauskommen werde. Also, weiter.
„Ihr habt mich nie akzeptiert, habt mich nie in eure Gemeinschaft aufgenommen.“
„Schau mal in den Spiegel, dann weißt du warum!“ Der Sohn des Wirts wagt einen neuen Angriff.
„Vielleicht machst du mal das Gleiche? Sieh dich doch an. Mindestens 30 Kilo Übergewicht, kaum noch Haare auf dem Kopf und x-Beine hattest du schon in der Schule!“
Dieses Mal habe ich die Lacher auf meiner Seite. Der Wirtssohn dreht sich um und schaut wütend in die Menge, die sofort verstummt.
„Aber immerhin weiß ich, wo ich herkomme, habe ein anständiges Zuhause und kenne meinen Vater!“ Höhnisch grinsend wendet er sich wieder an mich.
„Das stimmt!“, mischt sich der Wirt ein. „Meine Frau hat nicht mit jedermann herumgehurt und ist dann mit einem Bankert im Gepäck wieder in ihrem Heimatort aufgetaucht.“
„Bist du dir da so sicher, Wirt, dass du wirklich der Vater bist?“
Ist es wirklich nur die Bombe allein, die mich so mutig macht?
„Das wirst du mir büßen!“ Der Wirt wird jedoch von seiner Frau zurückgehalten.
„Bist du wahnsinnig! Wenn das Ding losgeht!“
Ich verziehe den Mund zu einem Lächeln. Wieder habe ich eine Runde gewonnen.
„Hol doch einer mal seine Mutter! Die soll dem Bastard zur Vernunft bringen!“
„Das kannst du dir sparen, Bürgermeister! Meine Mutter ist gestern Abend gestorben!“
Erstaunt sehen mich die Leute an.
„Ja, habt ihr das denn nicht gewusst? Sonst funktioniert die Buschtrommel doch auch immer wunderbar.“
„Endlich hat sich die Hure vom Acker gemacht!“, ruft der Sohn des Wirtes.
„Woran ist denn deine Mutter gestorben?“, fragt Doktor Müller neugierig und bahnt sich einen Weg durch die Menge.
„Warum … warum sie gestorben ist, so solltest du eher fragen!“, schreie ich ihn an.
Erschrocken weicht der Arzt einen Meter zurück.
„Jetzt, wo meine Mutter elendig zugrunde gegangen ist, jetzt drückt dich dein Gewissen. Als es ihr schlecht ging, hatte der verehrte Doktor ständig andere Termine.“
„Ist doch nicht schade um die!“, keift die Frau Bürgermeister. „Die war sowieso nur ein Schandfleck in unserem Dorf!“
„Und damit der ganze Schandfleck in eurem Ort beseitigt wird, will ich einen Abgang, der jedem von Euch im Gedächtnis bleiben soll!“
Endlich werden die Bewohner aufmerksam auf mich.
„Alles, alles habt ihr mir genommen, meine Kindheit, meine Jugend und meinen Stolz. Jetzt habt ihr auch noch meine Mutter auf dem Gewissen.“
Ich schaue in die Runde und sehe zum Teil bedrückte, in sich gekehrte Gesichter. Aber es ist immer noch der ein oder andere dabei, der grinst. Dieses Grinsen soll ihnen auch noch vergehen.
Langsam hebe ich den rechten Arm und aktiviere den Zeitzünder. Noch zwei Minuten, dann ist alles vorbei.
Erschrocken starren alle auf die leuchtenden Zahlen, die im Sekundentakt blinken. Die ersten haben den Ernst der Lage erfasst und verlassen fluchtartig den Platz. Panik bricht aus.
Nur einer scheint die Situation gelassen zu nehmen. Der Sohn des Wirts steht wie zu Stein erstarrt vor mir und grinst immer noch.
„Bimbo, Bimbo da hast du allen einen schönen Schrecken eingejagt. Das reicht! Komm jetzt runter und geh nach Hause!“
Ich sehe auf die Uhr. Noch eine viertel Minute.
„Hast du nicht schon immer wissen wollen, ob ich innen genauso schwarz bin wie außen?“
Ich lächle, als er in letzter Sekunde versucht, sein Leben zu retten.

 

Hallo zusammen,

ich weiß nicht, ob ich hier in "Gesellschaft" richtig bin oder die Geschichte eher unter "Alltag" gehört.
Es ist das erste Mal, dass ich in dieser Richtung einen Text poste und bin auf eure Kommentare gespannt.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

erstmal kann ich dich beruhigen, der Text ist meiner Meinung nach in Gesellschaft gut aufgehoben.

Es ist eine interessante Situation, die du hier beschreibst, der "Bimbo" so umkreist von den Massen und eingezwängt und traut sich erstmal sich zu wehren. Auch vom Erzählstil hast du das geschickt gemacht, zum einen ist der Prot der einfache Ich-Erzähler, zum anderen gleichzeitig eine Art allwissender Erzähler, der aber aus seiner eigenen Sicht von der Statue aus alles erzählt, was unten vorgeht, ja, das hat schon was. Auch sprachlich hat mir die Geschichte gut gefallen und ich finde auch, dass sie richtig spannend ist, weil ich bis zum letzten Moment gegrübelt habe, ob er wirklich ne Bombe hat oder ob das alles nur Schau war oder er vielleicht nur ne Attrappe in der Hand hält.

Das einzige, wozu ich nicht viel sagen kann, ist der Inhalt bzw. die Situation an sich, weil ich selber nicht weiß, wie ich dazu stehen soll. Auf der einen Seite ist dir die Situation des Prots gelungen und ich denke auch, dass es viele solche "Bimbos" (es müssen ja nicht unbedingt Schwarze sein) in der hiesigen Gesellschaft gibt. Auf der anderen Seite finde ich das so, wie ich es in deiner Geschichte wiederfinde, alles ein bißchen zu plakativ oder klischeehaft. Ja, die dummen Bauern auf dem Dorf, die 100-Seelen-Gemeinde, die von der Welt ja doch nichts versteht, der Wirt eine der zentralen Personen in der Gemeinde, die Schicki-Micki-Frau des Bürgermeisters usw usf.
Du gehst also gar nicht wirklich auf die Probleme ein, die den Fremdenhass schüren, du stellst einfach nur fest, dass er da ist. (Vielleicht kann ich es so am besten ausdrücken)
Warum zum Beispiel konfrontiert niemand den Prot damit, dass ein Großteil des Dorfes keine Arbeit hat, nur weil "immer mehr Bimbos und Kanacken hier rumrennen" oder warum beklagt sich niemand, dass man nicht mehr in die Stadt fahren kann, ohne durch ein "Bimbo-Ghetto" laufen zu müssen, in dem man Angst um sein Leben hat.... usw usf.

Ich will hier jetzt keine politische Diskussion vom Zaun brechen, aber das sind meiner Meinung nach Gründe für Fremdenfeindlichkeit (und gleichzeitig auch Versäumnisse der Integrationspolitik) und das hat mir ein wenig gefehlt in deiner Geschichte, gerade weil der Prot so direkt mit den Vorwürfen der Dorfbewohner konfrontiert ist.

Trotz allem ist dir Gechichte aber durchaus gelungen und wie gesagt, ich fand es sehr interessant und spannend, sie zu lesen.

Viele liebe Grüße,

Sebastian

 

Guter Text! Ich glaube nicht, dass du in deiner Geschichte noch weitere Hintergründe hättest verarbeiten müssen (@Smilodon). Es sollte dem Leser überlassen bleiben, dass "Warum" und "Wiso" selbst hinein zu interpretieren. Letztendlich sind die Gründe für den Hass von Andersartigem doch eh immer die Gleichen.
Die Art, wie du schreibst, gefällt mir sehr gut.

 

Hallo Sebastian,
hallo aprilhexe,

habe mich sehr über eure positive Kritik und das Lob gefreut. Es ist prima, dass es mir gelungen ist, die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten.

Ein paar kurze Informationen, weshalb die Geschicht zustande gekommen ist:
Sie war eine Hausaufgabe in einem VHS-Kurs "Schreibwerkstatt". Wir sollten uns eine Situation vorstellen, in der sich einer umbringen will (oder auch nicht) und welch markanten Satz er da zu der Menge sagt, die ihn begafft und was er seinem ärgsten Feind noch zu sagen hat, wenn dieser allein zurückbleibt.
Mein erster Satz war : „Und damit der ganze Schandfleck in eurem Ort beseitigt wird, will ich einen Abgang, der jedem von Euch im Gedächtnis bleiben soll!“
Mein zweiter Satz war: „Hast du nicht schon immer wissen wollen, ob ich innen genauso schwarz bin wie außen?“
wobei der zweite Satz erst im Laufe der Geschichte entstanden ist.

Mir ging es gar nicht so um Rassenhass und dergleichen, sondern eher darum zu zeigen, dass eine dörfliche Gemeinschaft durchaus in der Lage ist, den Fehltritt der Mutter vor 25 Jahren nie zu tollerien.
Das wollte ich vor allem mit den Worten "Hure", "ist nicht schade um die" oder "Schandfleck in unserem Dorf" deutlich machen.

Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen erklären, woran ich beim Schreiben des Textes gedacht habe.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,
ja, das rückt die Geschichte in ein etwas anderes Licht und wahrscheinlich hast du Recht, dass die dörfliche Gemeinschaft noch immer auf den "Fehltritten" rumhacken kann, die sich irgendwer vor 25 Jahren geleistet hat.
Für die Geschichte hätte ich mir dann aber ein bißchen mehr zu dem Fehltritt an sich gewünscht oder vielleicht auch die Mutter auf dem Sockel mit der Bombe in der Hand. Aber ist nur so eine Idee ;)

Viele liebe Grüße,
Sebastian

 

Hallo bambu,

okay, es ist eine Schreibaufgabe. Anfangs fand ich die Situation cool, ging davon aus, dass sich jemand wirklich nur zum Protest auf das Denkmal geschwungen hat. Die Suizidaufgabe allein ist natürlich schon eine, mit der dein VHS Kurs sich hier wenig Freunde machen würde. Also reite ich auch nicht darauf herum, denn letztlich ist sie für den Text oder das, was ich daran kritisiere, nicht wichtig.
Mir erscheint er ein bisschen anachronistisch, wie in den Siebzigern geschrieben. Ich hatte einen ähnlichen Eindruck wie Smilodon, einiges ist ein bisschen nah am Üblichen.
Ich weiß nicht, ob Dörfer heut noch so rückständig und so voller Doppelmoral sind. Vorstellen kann ich es mir allerdings.
Sicher ist es oft so, dass Kinder sozusagen in Erbschuld genommen werden und für das bezahlen, was ihren Eltern als Fehltritt ausgelegt wird. Meist findet sich zwar dann wenigstens einer, der diese Form von Arroganz in die andere Richtung auslebt und übersteigertes Erbarmen mit dem Kind zeigt, aber das muss nicht unbedingt in so einer Geschichte vorkommen. Ich hoffe halt, sie ist nicht so aktuell und notwendig, wie sie in den Siebzigern gewesen wäre.
Ein paar Details:

Wenn nicht anders mit Gewalt!
mMn gehört da ein Komma hin, denn es ist ja die sprechfaule Variante von "wenn, dann".
Und nun kommen sie, aus allen Himmelsrichtungen
kein Komma
Vielleicht könnte es den ein oder anderen von euch mit erwischen?
"mit" würde ich weglassen. Es bezieht sich zwar darauf, dass es den Bimbo in jedem Fall erwischt, sollte das Ding losgehen, aber die Drohung wird ohne prägnanter. Andererseits steckt durch das "mit" natürlich auch die Selbstmorddrohung drin.


Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,
hallo Rosta,

vielen Dank euch beiden fürs Lesen und Kommentieren.

@ sim
Ja, in gewisser Weise hast du Recht, wenn du behauptest, dass sich die Sache eher in den 70iger Jahren abgespielt haben könnte.
Ich schreibe ganz gern mal über das Dorfmillieu. Z.B. meine Geschichte "Späte Rache", die in Alltag eingestellt ist, spielt auch in so einem Dorf, wo es keifende, ratschende Weiber gibt. Vielleicht will ich mich in meinen Texten gerne in so eine Zeit zurückversetzen. Und da war natürlich so ein Fehltritt einer Dorfbewohnerin gerade das richtige Thema, über das man sich auch über Jahre hin noch auslassen kann.
Eventuell ist es so ein kleiner Tick von mir, öfters solche Situationen zu schildern, oder ich habe früher zu viel Heimatfilme gesehen, denn solche Szenen haben sich dort ja immer abgespielt. *g*

Die Fehler werde ich noch berichtigen.

@Rosta
Mensch, der Satz, der dir im Nachhinein noch eingefallen ist, den finde ich super. Ich muss jetzt nur noch die richtige Stelle finden, um ihn einfügen zu können, nicht dass es zu gekünstelt wirkt.
Wie du schon selbst geschrieben hast, wären dann die meisten deiner vorher aufgeführten Punkte überflüssig.
Der Punkt Bimbo-Bombe: Vielleicht war der Bimbo gar nicht so zurückgeblieben, wie die anderen immer behauptet haben. Er wurde ja in der Schule auch schon als Außenseiter behandelt, also wusste eigentlich keiner so richtig, was in seinem Inneren vor sich geht. Er hätte sich durchaus in seiner Freizeit mit Elektronikbasteln oder sonstigen beschäftigen können, ohne dass es jemand bemerkt hätte.
Und dass er im Dorf geblieben ist, hatte wahrscheinlich mit seiner Mutter zu tun, die trotzdem sie gemieden wurde, ihren Heimatort geliebt hat. Jetzt, wo sie nicht mehr lebte, hätte Bimbo eigentlich auch gehen können. Dass er lieber den Freitod gewählt hat, naja, das war halt die Schreibaufgabe.
Den Leichnam seiner Mutter einfach im Haus zurückzulassen, könnte ebenfalls Absicht gewesen sein, dass die Dörfler auch noch etwas zu tun bekommen, dass ihnen die Aufgabe zukommt, das letzte vom Schandfleck wegräumen zu müssen. Das selbe mussten sie ja dann auch noch mit seinen Überresten machen.

Ich hoffe, meine Gedanken bei der Geschichte sind ein bisschen deutlich geworden.
Danke für das Lob für die Dialoge und Selbstgespräche.
Den von dir aufgeführten Satz - Endlich werden die Bewohner aufmerksam auf mich. - werde ich noch herausnehmen. Da gebe ich dir vollkommen recht.

Nochmals vielen Dank euch beiden.
Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

nach diesem Satz

„Was macht denn der Bimbo da auf dem Sockel unseres Freiheitskämpfers?“, hat der Jüngere gebrüllt.
„Der muss da runter! Wenn nicht anders mit Gewalt!
ahnte ich bereits, daß es weniger eine Geschichte, mehr ein Statement, eine Parole werden würde und wenn Dir nicht ein Gutes, im Sinne von wuchtig-wirkendes Ende gelungen wäre, hätte ich meine Kritik darauf beschränkt.

Du zeigst Dich in dieser Geschichte ambitioniert, und der Vergleich von sim mit einem Text aus den 1970ern finde ich so passend und zutreffend, daß ich mich dieser Einschätzung nur anschliessen kann.
Mag sein, daß Dorfgemeinschaften so ticken können, mag sein, daß dort die Zeit stehen bleibt (ich selber kann keine und bin lebenslang ein Städter mittlerer Größe gewesen), daß Menschen dort so s/w denken und vor allem handeln, doch auch mich stört, irritiert der fehlende Link, warum Dein Prot dann nicht mit 15,16 oder spätestens nach der Schule abhaut, flieht, was ihn hält, die Nummer 100 in dem Dorf zu sein, warum er statt dessen Bombenbau lernt und sich rächen will.

So ist sie mir in vielem zu sehr Skizze, Schema, doch die latente Unsicherheit ob es eine Bombe ist oder ob nicht und die Eskalation dieser Frage im letzten Satz gefällt mir dagegen sehr, die ist subtil, die lässt mir als Leser Raum für eigene Gedanken und zündet dann im letzten Satz :)
Also endet sie positiv (für mich), wo ich anfänglich dieses für unwahrscheinlich hielt. Was netto keinen völligen Ausgleich erzeugt, doch zumindest ein Gegengewicht schafft.

Da sind mehr Facetten vorhanden, mehr Farben als nur schwarz und weiß, immer, auch im Dorf, auch bei Fremdenfeindlichkeit, auch bei Suizid.

Die soll dem Bastard zur Vernunft bringen!
ist das Absicht, da Dialekt ? Korrekt jedenfalls wäre dem Bastard Vernunft bringen oder, korrekter : den Bastard zur Vernunft bringen
ch sehe auf die Uhr. Noch eine viertel Minute.
ich fände "noch 15 Sekunden" besser, da es die üblichere Notation ist.

Grüße,
Colourfull Seltsem

 

Hallo bluefin,
hallo Seltsem,

auch euch vielen Dank fürs Lesen und Kritisieren,

@ bluefin
Tut mir leid, dass dir die Geschichte und die Art und Weise, wie ich sie geschrieben habe nicht gefallen hat. Finde es trotzdem toll, dass du sie bis zum Ende gelesen hast.
Entmutigen lasse ich mich durch deine Kritik auf keinen Fall, denn auch mit negativen Anmerkungen muss ein guter Autor leben können.

@ Seltsem
Ich muss dir in Bezug auf den Titel mal eine Frage stellen: Wie wird das "Schwarz/Weiß" eigentlich von Leser aufgefasst?
Wie ich aus deiner Kritik rauslese, dann meinst du, und ich glaube auch die anderen, dass es sich um ein "Entweder/Oder" handelt.
Ich dagegen habe den Titel auf den vorletzten Satz bezogen, die Frage danach, ob er innen genauso schwarz ist wie außen.
Vielleicht wird das in dieser Rubrik gesellschaftskritisch ausgelegt, was ich jetzt eigentlich gar nicht gemeint hatte.

Deine Bemerkung, warum der Prot nicht schon früher ausgestiegen ist, kann ich nur so beantworten, dass er sich irgendwie für seine Mutter verantwortlich gefühlt hat, vielleicht auch ein bisschen schuldig, und wollte sie so nicht in dieser "Dorfidylle" zurücklassen. Hätte es ihn nicht gegeben, dann wäre es auch seiner Mutter besser gegangen.

Deine weiteren Verbesserungsvorschläge werde ich noch in den Text einarbeiten.

Nochmals Dank an euch beiden für die hilfreichen Kritiken.

Viele Grüße
bambu

 

halöle Bambu
Ich fand diese Geschichte gut.
Das sie in wie in den 70ern geschrieben ist, wie hiern paar kritiesieren, kann ich nicht bemeckern, denn was ist daran falsch? kann ja in den 70ern spielen!

Ich dacht so fast am Ende des Textes, warum wirft er die Bombe nicht einfach in die Dorfleute?
Aber das habe ich wohl meinem Jugendlichen leichtsinn zu verdanken.
Denn dann gäbe es ja keinerlei Moral in der Geschicht, denn dan wäre er nicht viel besser.
Also war es richtig wie du es geschildert hast, auch wenn ich mich nicht gkleich mir ner Bombe ins Dorf stellen würde ...


L.G. Jonas

 

Hallo bluefin,
hallo Jonas,

@ Jonas
Ich freue mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Obwohl du die 70er Jahre ja nicht erlebt hast finde ich es toll, dass du den Text nicht danach kritisiert hast.
Vielleicht wollte ich ja verhindern, dass am Ende noch weniger Bewohner im Dorf leben, als es am Anfang eh schon sind. Daher habe ich erst gewartet, bis nur noch einer da geblieben ist. *g*

@bluefin
Ich habe deine Kritik schon ernst genommen. Werde auch noch an dem Text arbeiten. Nur im Moment fehlt mir ein bisschen die Zeit.
Ich hatte nur bei deinem ersten Beitrag den Eindruck, dass du dir so ein Dorf, lassen wir es halt in den 7oern sein, nicht wirklich vorstellen kannst. Vor allem auch nicht, wie es da manchmal zugegangen ist. Als Info wäre mal so ein richtig schnulziger Heimatroman gut. Da kommt die Mentalität und auch die Sturheit der Bauern sehr gut zur Geltung.
Das wollte ich vor allem mit meinem Text aussagen, dass es Menschen gibt, und ich glaube, die gibt es bestimmt in manchen verlassenen Gegenden immer noch, die Ereignisse, die vor längst vergangener Zeit passiert sind, einfach nicht ruhen lassen können, die immer wieder darauf herumreiten.
Deshalb sind sie keine "Wichser" oder "Vollidioten", wie du sie in deiner Kritik gesehen hast. Es ist einfach ein anderer Menschenschlag.
Da du wenig in deinem Profil geschrieben hast, kann ich nicht einschätzen, ob du dich schon mal in einem Dorf aufgehalten hast, für längere Zeit, und die Menschen mal ein bisschen studieren konntest. Es mag nicht mehr für viele Dörfler zutreffen, dass sie die Dickköpfigkeit der alten Zeit beibehalten haben. Doch es gibt unter ihnen schon noch ganz schöne Sturschädel, wobei ich diese jetzt nicht in ein schlechtes Licht stellen will.
Es gibt immer noch Streitigkeiten zwischen Nachbarsfamilien, wo man gar nicht mehr weiß, weshalb man eigentlich streitet. Aber es war schon immer so, und da ist es heute halt auch noch so. Obwohl die jetzige Generation doch schon wieder moderner denkt und sich gegen die alten Traditionen stellt. Da spielen aber auch noch andere Faktoren eine Rolle, wie z.B. die fehlende Arbeit im Dorf. Dadurch sind die Jungen gezwungen, in die Städte zu gehen und dort werden sie dann mit einer ganz anderen Welt konfrontiert, deren Gewohnheiten sie dann auch sehr schnell annehmen.
Ich möchte das jetzt nicht noch weiter ausdehnen. Hoffe, ich habe dich damit nicht gelangweilt. Aber ich wollte dir nur mal vor Augen führen, dass es solch einen Menschenschlag auch heute noch gibt, der in meiner Geschichte eine Rolle spielt.

Nochmals vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren an euch beiden.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Bambu,

leider konnte ich mich mit deiner Geschichte auch nicht anfreunden. Es ist ein sehr interessantes Thema, dass du hier aufgreifst.
Was treibt Menschen dazu, Selbstmordattentäter zu werden? Was sind die Hintergründe und so weiter.
Und genau das verüble ich deiner Geschichte ein bisschen - du machst es dir da sehr einfach.
Zum Einen halte ich es für unwahrscheinlich, dass Mutter und Sohn nie versucht haben, ihre Situation verändern.
Gerade die Mutter - sie ist ja in diesem Dorf aufgewachsen - musste ja wissen, wie das Dorf auf ihren Sohn reagieren würde.
In diesem Punkt müsstest du zumindest verständlich machen, warum sie das nicht probiert haben.

Hm ja... und die Dorfgemeinschaft wie du sie geschildert hat, wirkt für mich auch nicht authentisch. Zum Einen klingt das so, als wäre keiner jemals aus diesem Dorf herausgekommen - so sieht auch ein Dorf in den 70ern nicht aus. Auch in den 70ern gingen schon viele Leute in die Stadt zum Arbeiten oder zur Schule.
Die Konstelllation wirkt auf mich eher wie ein Dorf um 1900 herum.

Deine Dorfbewohner wirken allesamt wie Deppen, die nicht bis drei zählen können.
Und dass ist dann für mich auch ein bisschen schwarz-weiß-malerei. Du schilderst deine Protagonisten hier einfach als böse Doofies, die den armen Protagonisten nicht integriert haben.
Aber es gibt verschiedene Menschen - einige haben den "Bimbo" sicherlich vom ersten Augenblick an gehasst, gelästert haben wahrscheinlich die Meisten, aber es gab sicherlich auch welche, die sich mit ihm anfreunden wollten. Und vielleicht hat auch dein Protagonist selbst Fehler gemacht, war hochmütig und wollte nichts mit den "Bauerntrampeln" zu tun haben?

Du musst das natürlich nicht so einarbeiten, dass ist jetzt nur als Anregung gedacht, wie du diese Trennung zwischen "gut" und "böse" etwas aufweichen könntest.

Details:
„Was macht denn der Bimbo da auf dem Sockel unseres Freiheitskämpfers?“, hat der Jüngere gebrüllt.

„Der muss da runter! Wenn nicht anders mit Gewalt! Los, holen wir die anderen! Das müssen sie unbedingt sehen!“

Hm das finde ich komisch. Würden die Jungen nicht an dieser Stelle versuchen, ihn da herunterzubekommen? Würden sie ihn nicht wenigstens anschreien und sagen, dass er da nichts verloren hat etc.?

Die anderen, das sind die restlichen 98 Einwohner des kleinen Ortes.

Kleinigkeit - aber es wirkt unglaubwürdig, wenn es genau hundert Einwohner sind. Und selbst wenn dieser Zufall zuträfe - sind sie wirklich alle anwesend? Müsste nicht irgendjemand arbeiten? Die Bauern auf dem Feld sein? Irgendwo?

Winter, der einzige Polizist in der Einhundert-Seelen-Gemeinde, rückt seine Mütze zurecht und plustert sich wichtigtuerisch auf.

Rosta hat das ja schon angesprochen. Polizisten gibt es in derart kleinen Gemeinden nicht. Und ich glaube, dass es seeeeeeeeehr lange her ist, als Dorfpolizisten in Deutschland noch in Mode waren.

„Schau mal in den Spiegel, dann weißt du warum!“ Der Sohn des Wirts wagt einen neuen Angriff.

Ich bezweifle enorm, dass jemand dass in dieser Situation sagen würde. Schließlich weiß niemand, ob die Bombe echt ist. Vielmehr würde man versuchen, ihn zu beschwichtigen.

„Ist doch nicht schade um die!“, keift die Frau Bürgermeister. „Die war sowieso nur ein Schandfleck in unserem Dorf!“

Auch bei den ganzen Beschimpfungsarien - die würde in so einer Situation einfach niemand sagen.

Lieben Gruß, Bella

 

Hallo bluefin,
hallo Bella,

ich glaube, ich muss langsam einsehen, dass meine Vorstellung von einem Dorf wohl nicht der Realität entspricht. Egal, ob ich es jetzt in die 70er oder in die heutige Zeit setze.
Da du, Bella, genau die selbe Auffassung von den Dorfbewohnern hast wie bluefin, dass sie dir wie Doofies vorkommen, gebe ich mich geschlagen.

Das soll aber jetzt keineswegs klingen, als sei ich beleidigt. Ist wohl doch nicht so mein Ding über gesellschaftliche Probleme zu schreiben.
Es war nur wieder mal ein Versuch in diese Richtung.
Das Komische an der Sache ist nur, dass die Geschichte im VHS-Unterricht beim Dozenten sehr gut angekommen ist. Na ja, die Geschmäcker sind verschieden.

Ich danke euch, für eure Kritik und Hinweise.

Viele Grüße
bambu

 

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