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Schweigen im Wind

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14.05.2020
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Schweigen im Wind

Erstaunt verknotete sich mein Magen, als ich auf der Düne zum Stehen kam. Im kühlen Wind kniete eine Frau und wirbelte Sand in alle Richtungen. Mein Hund raste hinunter und tat es ihr gleich, aber ich wollte weiter gehen. Und bleiben. Auf einer Fläche so groß wie zwei Picknickdecken waren Löcher im Boden; teilweise frisch, teilweise zusammengefallen. Der sausende Hund überschlug sich an einem merkwürdig bunten Haufen. Stellenweise von Sand bedeckt, lag dort eine Sammlung von Gegenständen. Sie warf eine zerfledderte Wassersandale dazu.
»Kann ich helfen?« Die Frau schnellte in die Höhe und sah mich mit aufgerissenen Augen an. Ein heftiges Nicken und ich eilte hinab. Ich musterte sie kurz, es war zu kalt für T-Shirt und Shorts.
»Was fehlt denn?« Grüne Augen blickten mich verzweifelt an. Während ich auf eine Erklärung wartete, fiel mir auf, wie jung sie sein musste. In Isabellas Alter vielleicht. Sie zeigte auf sich bevor sie weiter schaufelte, ein rostiger Schlüssel im Flug. Ohne zu verstehen, buddelte ich. Schweiß lief meinen Rücken hinab. Graben. Ich fühlte mich nutzlos in meinem Nichtfinden. Stunden vergingen, das Licht ließ nach und ich konnte hören, wie das Meer wütender wurde. Wilde Wolken kündigten Dunkelheit an und ihre dicken Regentropfen schlugen auf meine Kapuze. Die Suchende hatte lange nichts mehr gefunden. Sie schien an Körperspannung zu verlieren als ihre Bewegungen ruhiger wurden und sie endlich mit hängendem Kopf in sich zusammensackte. Deutlich bewegten sich ihre Lippen, aber die tosenden Wellen verschluckten Worte.
»Gehen wir?« Das Beben in meiner Stimme wunderte mich. Sie streckte ihren Arm nach mir aus und legte die Hand auf meine Schulter. Im Aufstehen verweilte sie für einen Augenblick bei ihren Schätzen, dann folgte sie barfuß. Schweigend begaben wir uns in den Schutz der Siedlung.
»Das ist mein Haus«, ließ ich sie wissen, als wir es passierten. Um die Stille zu brechen, aber ich weiß nicht, ob es laut genug war. Nach wenigen Minuten verlangsamte sich ihr Schritt. Sie ließ Zeige- und Mittelfinger durch die Luft marschieren, deutete auf sich und dann auf die Pension, vor der wir zum Stehen gekommen waren. Mit kalten Händen umschloss sie meine zum Gruß.
»Tut mir leid,« mittlerweile krächzte ich. »Nichts gefunden.« Die junge Frau lächelte kaum.


Mit nassem Hund betrat ich die Kneipe am Eck. Sie war mit Touristen gefüllt und ich war froh um meinen Platz an der Theke. Der Mann neben mir fiel auf, denn es war kein Wetter für T-Shirt und Shorts. Kurz hob er sein Bier in meine Richtung, bevor er die Augen senkte. Dann stocherte er in seinem Berg von Pistazienschalen und ich zog mich in die Gedanken zurück. Was hast Du gesucht?
»Meine Wörter.« Ein fransiger Zettel an meiner Haustüre; mit Tesafilm befestigt, flatternd im Wind.

 

Hallo Felis Kato,

du bist neu hier, deshalb ein herzliches Willkommen!

Du beschreibst einen Spaziergang deines Protagonisten mit seinem Hund am an Strand, wo eine Frau im Sand nach etwas sucht. Sein Hund findet Gefallen an der Buddelei und entscheidet für sich, mitzumachen. Dein Prot. beobachtet die Frau eine Weile, dann fragt er sie, ob er helfen kann. Sie hat schon allerhand Strandgut zutage gefördert, aber scheint nicht zu finden, wonach sie überhaupt gesucht hatte. Dunkle Wolken ziehen auf und es fängt an zu regnen. Dein Prot. schlägt vor, dass sie gehen. Er zeigt ihr sein Haus, sie gibt ihm zu verstehen, dass sie in einer Herberge wohnt, sie hat bis jetzt noch kein Wort gesprochen.

Mir fehlt in der Geschichte ein bisschen die Würze. Obwohl sie, er und sein Hund etwas machen, passiert nicht viel. Es fehlt ein Konflikt, oder ich sehe ihn nicht. Das Ende lässt mich ratlos zurück, aber da sage ich später noch was dazu.

Erstaunt verknotete sich mein Magen, als ich auf der Düne zum Stehen kam.
Wenn der Magen rebelliert, dann wirkt etwas auf einen ein, der genau das auslöst. Eine buddelnde Frau am Strand ist meiner Meinung nicht der Auslöser, denn ich sehe nichts Außergewöhnliches.

In Isabellas Alter vielleicht.
Okay, dann weiß ich es trotzdem nicht. Und Isabella bleibt mir fremd und sie spielt in der Geschichte nie wieder eine Rolle. Wenn du solche Vergleiche anstellst, dann muss Isabella weiter eine Rolle spielen. Ich kann jetzt nur vermuten, dass Isabella die Freundin oder Ehefrau deines Prot. ist.

Mein Hund raste hinunter und tat es ihr gleich, aber ich wollte weiter gehen.
Das ist ein kleines hübsches Detail.

Ich fühlte mich nutzlos in meinem Nichtfinden.
Das gefällt mir.

»Das ist mein Haus.«, ließ ich sie wissen
Der Punkt hinter Haus muss weg, der Satz geht weiter. Das Komma ist korrekt.

Um die Stille zu brechen, aber ich weiß nicht, ob es laut genug war.
Ich würde hinter brechen einen Punkt setzen. Eigentlich müsste der Satz etwa so lauten: Um die Stille zu brechen, ließ ich sie wissen, dass wir an meinem Haus vorbeigingen.

Der Mann neben mir fiel auf, denn es war kein Wetter für T-Shirt und Shorts.
Einmal weiß ich als Leser schon, dass es kein Wetter für T-Shirt und Shorts ist, und zum Zweiten ist es egal, weil der Mann keine Rolle spielt im Geschehen.

»Meine Wörter.« Ein fransiger Zettel an meiner Haustüre; mit Tesafilm befestigt, flatternd im Wind.
Und jetzt kommen wir zum Ende. Ich vermute, der Zettel soll von der geheimnisvollen Frau sein. Erst einmal kann sie nicht ihre Wörter gesucht haben, sonder ihre Worte. Ihre Sprache, die aus Wörtern besteht. Und dann kommt mir der Zettel etwas unvermittelt an die Tür. Kann sie seine Gedanken lesen?

Vielleicht kannst du ja mit meinen Anmerkungen was anfangen.

Schönen Gruß
khnebel

 

Hej @Felis Kato ,

die Szene, ein Bild am Meer, eine Frau, ein Hund und der Erzähler. Sie könnte Teil einer Geschichte sein. Du erzählst sanft und schaffst eine melancholische und surreale Atmosphäre. Leider hängt sie auch in der Luft. Selbst dann, wenn du sie auflöst, in dem er sie nach Hause begleitet und in die Kneipe geht. All die Wörter und Sätze ergeben keine zusammenhängende Geschichte, denn die Figuren bleiben unklar und fremd und ich kann mir nichts selbst erklären.

Es wäre wunderbar, wenn du das Davor ausführen könntest und mir beide und ihr Leben, ihren Charakter und mehr Bilder für ihr Graben - als die Suche nach Wörtern - erklären könntest, denn ich weiß nicht, wo sie sie verloren haben und warum. Dabei würde ich gerne.

Ein Leseeindruck und herzliches Willkommen,

Kanji

 

»… VLADIMIR: Go ahead. / ESTRAGON: After you. / VLADIMIR: No no, you first. ESTRAGON: Why me? / VLADIMIR: You're lighter than I am. / ESTRAGON: Just so! VLADIMIR: I don't understand. / ...« aus Samuel Becket: Waiting for Godot

Mein Hund raste hinunter und tat es ihr gleich, aber ich wollte [weitergehen]. Und bleiben.

Ohne zu verstehen, buddelte ich.

Ich fühlte mich nutzlos in meinem Nichtfinden.

Da beobachtet (und hilft in der Folge) ein Dünenwanderer eine junge (?) Frau, von der wir nichts wissen und die vllt. sogar taub oder stumm oder alles zugleich ist oder eben nicht, die Strandgut sammelt, das, was das Meer anspült (und in heutiger Zeit können es ganze Schiffsladungen aus China sein) und halt so hergibt. Und: Erst erinnert es mich ein bisschen an Becket und schließlich an einen meiner ersten poetischen Versuche hierorts: "Trafen sich einst die Gebrechen, / Die zugleich von Frau und Mann / Gern zu eignem Zweck genutzet, / Wenn man so recht nicht will - doch kann. // „Ach,“ der Blinde fragt den Lahmen, / „Wie mag es denn weiter gehn?“ / Sagt der Lahme zu dem Armen: / „Bester Freund, so wie Sie’s sehn!“ // Fragt der Stumme dann den Blinden, / Was dort vor sich geh‘ im Land. / Doch der Blinde kann nichts finden, / Fragt den Tauben ganz entspannt. //Ach!, der Taube, der versteht nicht, / Was der Blinde ihn g‘rad fragt,/ Trotzdem bleiben beide höflich, / Keiner übern andern klagt. // Und der Blinde sagt dem Stummen - / Als der eben vor sich hinbrummt: /„Freund, lass uns ein Liedchen summen, / Dass die ganze Welt verstumme!“// Doch der Stumme denkt für sich: / „Was will dort der Mensch mir sagen? / Oder ist im Kopf er nicht ganz dicht? –/ Leider kann ich ihn nicht fragen.“//Doch der Taube spricht zum Stummen: / „Was Sie mir gesagt, mit Verlaub, / Hört’ ich nicht mal als ein Summen, / Denn, mein Herr, ich bin ganz taub.“// … (aus „wir Gebrochenen“)

Ein paar Flusen wären aufzulesen, wie schon in dem einleitenden Zitat - "weitergehen" ein Wort - auch im übertragenen Sinn

Erstaunt verknotete sich mein Magen, als ich auf der Düne zum Stehen kam.
Warum der Hang zur Substantivierung „zum Stehen kommen“? (kommt weiter unten nochmals vor), wenn das doch die Sprache der Bürokratie ist und die „Verbalisierung“ mittels Infinitiv „zu stehen kommen“ doch viel schöner und eleganter und literarischer wirkt? Oder sagstu freiwillig zur schlichten Ampel "Wechselblinkanlage"?

Die Frau schnellte in die Höhe und sah mich mit aufgerissenen Augen an.
Wenn es Überraschung oder Entsetzen ausdrücken soll, okay, aber an sich kann man mit geschlossenen Augen kaum etwas oder jemand anschauen.
Sollte es Entsetzen, Erschrecken oder Überraschung ausdrücken, würd ich sogar das Attribut um ein "weit" verstärken.

Ein oder zwei Male hastu‘s mit der Zeichensetzung

Sie zeigte auf sich[,] bevor sie weiter schaufelte, …
Sie schien an Körperspannung zu verlieren[,] als ihre Bewegungen ruhiger wurden und sie endlich mit hängendem Kopf in sich zusammensackte.

Wilde Wolken kündigten Dunkelheit an und ihre dicken Regentropfen schlugen auf meine Kapuze.
Naja, interessante Methode auf einsetzende Dämmerung und Regen hinzuweisen ...

Mir gefällt's -ob ich nun mit der Interpretation richtig liege oder auch nicht, und damit erst einmal

herzlich willkommen hierorts, lieber @Felis Kato

Friedel

 

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