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Schweineinfluenza

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30.01.2009
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Schweineinfluenza

Dreiunddreißig Grad schimmerten die LEDs an der Apotheke, kaum erkennbar, direkt angestrahlt von der heißen Mittagssonne. Emilie lag ausgebreitet, die helle Unterseite ihrer Unterarme nach oben gedreht, halb eingegraben im feinen Kies des spanischen Strandes. Ihre Haut glänzte wegen des Bräunungsöles, das sie großzügig, wie sie war, auf ihrem Körper verteilt hatte. Im Gesicht die große Fliegersonnenbrille, in den Ohren die pinken Ipod-Kopfhörer mit ruhigen Balladen, die Kabel verliefen passend zur Musik, wie gemalt über ihre zierlichen Brüste, für die sie sich wohl niemals geschämt hätte, denn dominant gegenüber solchen Selbstzweifeln stand ein großes Ego.
„ Amy,“ so nannten Emilies Freunde sie, „komm mit ins Meer. Schau dir nur diese Riesenwellen an“. Emilie aber war eingeschlafen, träumte höchstwahrscheinlich -amerikanisch-. Dieses Wort löste in allen ihren Ohren einen Moment der Abstinenz aus, mit den Gedanken gen Westen flüchtend, in Zweibuchstabenstädte à la L.A. , N.Y., Orte, in denen gesamte Lieblingsserien spielten, die sie sich Stundenlang im Originalton anschauten. Nur das war real, echt und richtig.

Lloret de Mar, es war nicht nur ein einfacher Partyurlaub, keine Sauforgie, hot Boys Lagune, Sexparadies, nein, nicht das Emilie das gebraucht hätte, geschweige denn auf der Suche nach Sex war. Ihre Erfahrungen mit ihrem Freund, mit welchem sie kurz vor dem Urlaub Schluss gemacht hatte, weil, ja weil dieses Arschloch doch genau dies mit Lloret de Mar in Verbindung brachte, als sie gemeinsam den Urlaub gebucht hatten, reichten ihr im Bezug auf schlechten Sex bis ins Unendliche. Lloret de Mar, das war auch gleichzeitig etwas Höheres, quasi unbeschreiblich Freiheitliches. „Der erste Urlaub nur mit Freunden, ganz ohne Eltern.“ Diesen Satz hätte sich Emilie am liebsten auf die Stirn tätowiert, um allen Menschen zu zeigen, wie verdammt erwachsen sie sich nun fühlte.

Um so schlimmer wurde es dann, als sich zeigen sollte, welche Bedeutung in diesem verräterischen „erwachsen“ zu stecken schien, als Emilie, während sie für die abendliche Tour ihr feinstes Cocktailkleid, das eigentlich viel zu teuer war, um es für einen solchen Anlass über ihren viel zu schönen Körper zu hauchen, plötzlich merkte, wie ihre Kräfte sie verließen. Sie hebte ein Glas Wasser, versuchte es zumindest, und sah sich selbst hilflos dabei zu, wie die Hand samt Glas langsam, aber dennoch unaufhaltsam, zu Boden sank. Mit dem kalten Wasser auf dem Boden ergriff die Kälte auch ihren Körper. Schüttelnd und glühend griff sie nach ihrem einzigen mitgebrachten Pullover und legte ihn sich über die Schultern. „Das wird schon gleich wieder,“ hämmerte sie sich gedanklich in ihr immer schlimmer von Zweifeln geplagtes Gewissen. Sie wusste, dass in allen Ausreden, die nun im Hundertstel Sekunden Takt durch ihre Gedanken schossen, nur Lügen steckten und sich zu belügen, das war nicht gerade die feine englische - ach, wen zur Hölle kümmert der Mist denn eigentlich?
„Zum Glück wurdest du ja erst in den letzten Tagen krank, hm?“ wollte eine ihrer Freundinnen Emilie trösten. Ein Trost war das nicht, „aber was solls,“ dachte sie sich, „zu Hause lass ich mich untersuchen und dann wird schon wieder alles.“ Wie immer.

Gedacht, geschehen, im trauten siebenhundertfünfzig Quadratmeter Häuschen der vermögenden Eltern gab es nur eine, scheinbar plausible, Reaktion auf diese Situation: „Schweinegrippe! Mein Kind hat Schweinegrippe!“ Mit den gleichen, lyrischen Worten segnete man Emilie im Krankenhaus. „Tamiflu“ hieß das Zaubermittel und es wirkte in vielerlei Hinsicht. Das Fieber sank aus kritischen, vierzig karätigen Höhen wieder in auszuhaltende Siebenunddreißiger.
„Irgendwelche Nebenwirkungen?“ fragte der Arzt.
„Nein, soweit nicht. Nur manchmal, da träume ich. Von Autos, Rennwagen, ganz obskur, aber dann wird’s wieder schöner, mit Elfen, männlichen Schönlingen. Hey, da vorne ist ja wieder einer.“ Emilie griff mit verwundert weit geöffneten Augen nach vorne in die Luft.
Der Arzt notierte und nahm Emilies Mutter, die verständnislos mit dem Kopf schüttelnd in der anderen Ecke des Raumes stand und sich lautstark per Handy über ihre phantasierend, verwirrte Tochter empörte, aus dem Zimmer.

„Wie Sie sehen können, halluziniert Ihre Tochter. Das kann einerseits durch ihr hohes Fieber begründet werden, andererseits tendieren wir unter Berücksichtigung der Tatsache, dass dieses glücklicherweise wieder gesunken ist, zu der Annahme, dass die Halluzinationen Nebenwirkungen der Medikamente sind.“
„Nebenwirkungen? Es handelt sich hier doch um das Medikament gegen die Schweinegrippe. Die ganzen Medien berichten davon. Wie können denn da bitte Nebenwirkungen auftreten?“
„Wir entschuldigen diesen Umstand, aber Tamiflu ist das einzige Medikament, dass uns zur Verfügung steht, um die Verbreitung der Schweinegrippe aufzuhalten. Die Nebenwirkungen sind noch nicht hinreichend geklärt.“
Emilies Mutter atmete resignierend aus und fragte dann mit fast flüsternder, erotisch hauchender Stimme: „Wann kann ich meine Tochter endlich wieder nach Hause nehmen?“, strich dem Arzt dabei vom Namensschild hoch über den Hals hin zum Kinn und letztlich über seine vollen Lippen.

Am nächsten Tag lag Emilie wieder in ihrem Bett. Ihr Husten hatte sich mittlerweile zu einer steinzeitlichen Mischung aus Gegrunze und Gegröle entwickelt und malträtierte ihre Laune, die sowieso nur noch einer schwachen Erinnerung glich, weil dies mittlerweile das zweite Wochenende nach Lloret war und sich immer noch keinerlei Heilungsprozess in Gang gesetzt hatte, im Gegenteil. Samstagnacht und das einzig Party ähnliche war die kaputte Straßenlaterne, dessen hässlich gelbliches Neonlicht einen Krieg gegen die Dunkelheit führte, zum Leid Emilies verflucht ausgeglichen.

Emilie nahm die Bronchialtropfen, verzog ihr Gesicht. Fünfzig Prozent Alkohol, sie musste an Lloret und den unglaublich schlechten siebziger Billigabsinth aus dem Supermarkt denken, den sie zusammen, ohne Nachtrinken und unter Tränen, gleich am ersten Tag herunter gewürgt hatten. Den Tropfen folgten ein paar tiefe Huster und gelblicher Schleim. Sie spuckte ihn in ein Taschentuch, ohne zu wissen, dass es Eiter war. Eiter, der aus ihren Lungen die Luftröhre hoch kletterte. Sie beklagte sich schon lange wegen der Brustschmerzen, dachte es sei nur wegen des ständigen Liegens. Die Schmerzen wurden immer schlimmer, bis ihre Mutter ihrer Trage durch die vielen Krankenhausgänge folgte, auf der Emilie nahezu bewusstlos und die beleidigenden Worteskapaden ihrer Mutter gegenüber den Pflegern nicht mehr mitbekommend, transportiert wurde.

Gerade als sich Emilies Mutter nach Stunden der Empörung, des Feilschens mit Geld, um alle erdenklichen Mittel der Heilung zu ermöglichen, beruhigt hatte, schritt der sehnsüchtig erwartete Arzt aus dem Zimmer in den Flur. Eigentlich verrieten sein zu Boden gesenkter Blick, seine tief in den unendlichen Weiten seiner Kitteltaschen steckenden Hände und der feige, Mauseloch suchende, gekrümmte Rücken die gesamte Situation. Emilies Mutter rang mit den Tränen, setzte erwartungsvoll ihr Taschentuch an, um der Zerstörung ihres sündhaft teuren Make-ups gar nicht erst eine Chance zu geben, steckte es allerdings wieder zurück, als sich der Arzt selbstbewusst vor ihr aufbaute und einfühlsam nach ihrer Hand tastete.
„Frau Richter, es handelt sich um eine Fehldiagnose. Wir, als gesamtes Ärzteteam wissen nicht, wie wir unser gesamtes Leid, unsere gesamte Scham in einer Entschuldigung verstecken vermögen...“

Letztlich stand der Arzt da und trällerte auf Emilies Mutter in allen angebrachten und unangebrachten Phrasen und Verdrehungen ein, welche sich der gesamten Tortur tapfer hingab.
Eigentlich wiegte sie die monotone Tonlage des Arztes nur in eine tiefe Trance, sodass sie schließlich das so lange hinausgezögerte und mit scheinbar unschuldig in die Luft gehobenen Armen hinaus geschleuderte Ende gar nicht mitbekam. Während der Arzt, ein Auge Angstbeladen zukneifend, auf ekstatische Reaktionen wartete, stand Emilies Mutter mit weit geöffnetem Mund da, atmete endlich tief ein, zwinkerte ein paar Mal und fragte:
„Entschuldigung. Wie war das?“
Der Arzt baute sich wieder auf, dachte in atemberaubender Geschwindigkeit darüber nach, wie er „Lungenentzündung“, „Tamiflu stoppt Ausbreitung von Viren im Körper, allerdings nicht bakterielle Lungenentzündung“ und „Blutvergiftung“ wieder in einen logisch, syntaktischen Zusammenhang bringen konnte, bis ihm einleuchtete, dass es die Frau vor ihm doch nicht interessierte und entschied sich.
„Ihre Tochter ist tot.“

 

Hallo jonni,

leider konnte mich Deine Geschichte nur mäßig begeistern.
Klar, sie hat was: im großen Hype um eine Pandemie gehen die alltägliche Probleme respektive Erkrankungen unter, was sich im Nachhinein rächt - das könnte fast in der Rubrik "Gesellschaft" stehen.

Was stört. ist die Umsetzung. Zum einen schlampst Du in Bezug auf Orthografie und Zeichensetzung.
Zum anderen schmälern Mostersätze wie dieser:

Im Gesicht die große Fliegersonnenbrille, in den Ohren die pinken Ipod-Kopfhörer mit ruhigen Balladen, die Kabel verliefen passend zur Musik, wie gemalt über ihre zierlichen Brüste, für die sie sich wohl niemals geschämt hätte, denn dominant gegenüber solchen Selbstzweifeln stand ein großes Ego.
den Lesegenuss erheblich.

Viele Informationen, die Du langatmig ausbreitest, sind für den späteren Handlungsverlauf unnötig; eine Erwähnung mit wenigen Worten hätte ausgereicht, alles andere bläht den Text unnötig auf.
Es sei denn, Du stricktest aus den berichteten Sachverhalten Szenen, in denen Du den Leser viel mehr erleben lässt, was Du bisher nur konstatierst - mehr zeigen statt vorgefertigt auftischen würde den Text ohnehin bereichern.

Außerdem opferst Du zu häufig die Logik der Dramatik: kein Arzt würde eine Patientin mit einer hochinfektiösen Erkrankung entlassen, nur weil die Patientenmutter ihn abbusselt - nicht nur wegen Verantwortungsbewusstsein und Meldepflicht beim Gesundheitsamt sondern auch wegen drohender zivil- straf- und berufsrechtlicher Konsequenzen.

Im Krankenhaus wäre die Lungenentzündung natürlich schneller erkannt worden, was den Verlauf Deiner Geschichte erheblich ändert. Also entweder bleibst Du beim Hahnebüchenen, oder hier ist eine Änderung der Handlung nötig.

LG, Pardus

 

Hallo jonni,

hier hatten wir das Vergnügen ja noch nicht, also willkommen hier.
Leider überzeugt mich deine Geschichte nicht. Mich stört die umständliche Erzählart, zu der ich in den Details viele Beispiele habe. Mich stören aber auch aufgenommene Fäden oder Gedanken, wie etwa das "schlechte Gewissen", das Emilie bekommt. Daraus kann man schon lesen, dass sie schon krank nach Spanien gefahren sein mag, weil ihr der erste Urlaub ohne Eltern so wichtig gewesen ist, spätestens aber, wenn die Behandlung nicht hilft, sollte sie dann aber mit der Wahrheit herausrücken, der Faden also wieder aufgenommen werden.
Details:

Dreiunddreißig Grad schimmerten die LEDs an der Apotheke, kaum erkennbar, direkt angestrahlt von der heißen Mittagssonne.
ein kleiner unauffälliger Fehler, der im Sprachdeutsch dank Wörtern wie "unkaputtbar" oder "unabsteigbar" Einzug gehalten hat. Das Suffix "bar" wird allerdings fast ausschließlich für Adjektive verwendet, wenn das Verb transitiv ist, sich also auf ein im Akkussativ stehendes Satzobjekt bezieht, das dadurch dominiert wird. Dein Satzobjekt steht im Dativ, die LEDs sind also kaum zu erkennen.
Der zweite Fehler ist schwerwiegender, denn die LEDs können schimmern, dies ist aber kein "Anzeigeverb" und die 33 Grad können nicht schimmern, ist ja auch nicht das, was du ausdrücken willst. Nach deinem Satz würden wäre die Temperatur der LEDs 33 Grad. Der Einstieg in die Geschichte ist also leider ungenau formuliert.
Emilie lag ausgebreitet, die helle Unterseite ihrer Unterarme nach oben gedreht
Emilie ist sicher keine Decke, "ausgebreitet" als passives Verb ist also nicht sehr geschickt, auch wenn es Bequemlichkeit suggerieren soll. Auch würde ich nur "Arme" schreiben, nicht nur wegen der Wiederholung von "Unter" sondern vor allem, weil das Armgelenk es nicht mitmacht, die Unterarme nach oben zu drehen, die Oberarme aber nicht.
Ihre Haut glänzte wegen des Bräunungsöles, das sie großzügig, wie sie war, auf ihrem Körper verteilt hatte.
"wie sie war" streichen, es mag eine ihrer Eigenschaften sein, wirkt aber komisch, wenn sie das Öl auf sich verteilt hat.
Im Gesicht die große Fliegersonnenbrille, in den Ohren die pinken Ipod-Kopfhörer mit ruhigen Balladen, die Kabel verliefen passend zur Musik, wie gemalt über ihre zierlichen Brüste, für die sie sich wohl niemals geschämt hätte, denn dominant gegenüber solchen Selbstzweifeln stand ein großes Ego.
Kopfhörer in den Ohren? Dabei würde ich eher an diese Stöpsel denken; pinkfarbenen; Auch beinhalten die Kopfhörer oder Ohrstöpsel die ruhigen Balladen sicher nicht; warum der Verlauf der Kabel zur Musik passen soll, leuchtet mir nicht ein, da das Adjektiv dazu ruhig ist. Sollen die Kabel sich bei Rap dann bewegen?; Über die kleinen Brüste auf Scham zu kommen, die dann sowieso gleich wieder verneint wird, nur um darüber das große Ego zu erwähnen, ist schon sehr umständlich. Zumal an dieser Stelle der verwendete Konjunktiv auch noch Unsicherheit dieser Behauptung gegenüber ausdrückt.
„ Amy,“ so nannten Emilies Freunde sie, „komm mit ins Meer. Schau dir nur diese Riesenwellen an“.
Gut, man kann das vielleicht so machen, ich frage mich aber, warum? "so nannten ihre Freunde sie" ist nun wirklich keine Kennzeichnung für direkte wörtliche Rede.
Emilie aber war eingeschlafen, träumte höchstwahrscheinlich -amerikanisch-.
Du lässt uns permanent im Unklaren über die Erzählperspektive. Dritte Person, das ist klar, aber wer spekuliert da so munter ohne zu wissen, ob es wirklich so ist? Und warum werde ich mit Informationen vollgestopft, deren Inhalt nicht sicher ist? Wenn, gehörte hier "höchstwahrscheinlich" in Gedankenstriche. "Amerikanisches" Träumen würde ich übrigens intuitiv lediglich auf die Sprache beziehen, in der sie träumt.
Dieses Wort löste in allen ihren Ohren einen Moment der Abstinenz aus
Das liest sich, als hätte sie mindestens 5 davon. Auch bin ich nicht sicher, ob Abstinenz hier das richtige Wort ist, denn es trägt das Flair freiwilligen Verzichts, weniger das von Abwesenheit.
Orte, in denen gesamte Lieblingsserien spielten, die sie sich Stundenlang im Originalton anschauten.
in denen die gesamten oder in denen sämtliche; ah, du meintest die Ohren auch der Freundinnen, nicht nur die von Emilie. Das ist genau das, was ich mit "du lässt uns über die Perspektive im Unklaren".
Lloret de Mar, es war nicht nur ein einfacher Partyurlaub, keine Sauforgie, hot Boys Lagune, Sexparadies, nein, nicht das Emilie das gebraucht hätte, geschweige denn auf der Suche nach Sex war.
Hier wieder eine negative Aufzählung, was der Urlaub alles nicht oder nicht nur ist, um uns am Ende noch mal verneinend Emilies Desinteresse an allem mitzuteilen, was vorher schon verneint wurde.
Um so schlimmer wurde es dann, als sich zeigen sollte, welche Bedeutung in diesem verräterischen „erwachsen“ zu stecken schien, als Emilie, während sie für die abendliche Tour ihr feinstes Cocktailkleid, das eigentlich viel zu teuer war, um es für einen solchen Anlass über ihren viel zu schönen Körper zu hauchen, plötzlich merkte, wie ihre Kräfte sie verließen.
Ich habe überhaupt nichts gegen Bandwurmsätze, aber auch hier wird wieder nur vermutet (schien), bevor etwas geschieht. Und wenn in einem Bandwurmsatz zwei Nebensätze mit "als" begonnen werden müssen, sollte der Satz noch mal überprüft werden. Niemand merkt übrigens, "wie" ihn die Kräfte verlassen (treten sie aus dem Mund, durch die Haut oder anderer Stelle aus?), sondern immer nur, "dass" sie ihn verlassen. "Wie" als Einleitung eines Nebensatzes eine Beschreibung der Art und Weise, in der es geschieht. Wenn du die nicht bietest, heißt es "dass".
Sie hebte ein Glas Wasser
sie hebt, sie hob, sie hat gehoben
versuchte es zumindest
ah, also doch nicht.
und sah sich selbst hilflos dabei zu
da "sich" schon reflexiv ist, brauchst du "selbst" nicht, obwohl es schön ist, dass du "selbst" und nicht "selber" geschrieben hast.
wie die Hand samt Glas langsam, aber dennoch unaufhaltsam, zu Boden sank.
wenn dies dem Schwächeanfall zu verdanken ist, mögen wir vielleicht den Moment gern un Zeitlupe festhalten, er findet aber nicht darin statt.
Mit dem kalten Wasser auf dem Boden ergriff die Kälte auch ihren Körper.
So ergreift auch das kalte Wasser auf dem Boden ihren Körper.
Schüttelnd und glühend griff sie nach ihrem einzigen mitgebrachten Pullover und legte ihn sich über die Schultern.
"Schüttelnd" ist ungünstig, da es erstens "sich schüttelnd" heißen müsste und man zweitens auch eher vor Kälte zittert, selbst bei Schüttelfrost.
„Das wird schon gleich wieder,“ hämmerte sie sich gedanklich in ihr immer schlimmer von Zweifeln geplagtes Gewissen.
Warum sollte das Gewissen von Zweifeln geplagt sein, wenn sie im Urlaub krank wird?
Sie wusste, dass in allen Ausreden, die nun im Hundertstel Sekunden Takt durch ihre Gedanken schossen, nur Lügen steckten und sich zu belügen, das war nicht gerade die feine englische - ach, wen zur Hölle kümmert der Mist denn eigentlich?
Ganz schön moralisch und reflektiert für einen Schwächeanfall mit Schüttelfrost.
Das Fieber sank aus kritischen, vierzig karätigen Höhen wieder in auszuhaltende Siebenunddreißiger.
Karat und Grad sind unterschiedliche Maßeinheiten.
Der Arzt notierte und nahm Emilies Mutter, die verständnislos mit dem Kopf schüttelnd in der anderen Ecke des Raumes stand und sich lautstark per Handy über ihre phantasierend, verwirrte Tochter empörte, aus dem Zimmer.
entweder, er nahm sie mit aus dem Zimmer oder er brachte sie aus dem Zimmer; fantasierende, verwirrte
Am nächsten Tag lag Emilie wieder in ihrem Bett
wieder? Soll das heißen, sie wurde so aus dem Krankenhaus entlassen?
bis ihre Mutter ihrer Trage durch die vielen Krankenhausgänge folgte, auf der Emilie nahezu bewusstlos und die beleidigenden Worteskapaden ihrer Mutter gegenüber den Pflegern nicht mehr mitbekommend, transportiert wurde.
der Trage, sonst ist es die Trage der Mutter
Während der Arzt, ein Auge Angstbeladen zukneifend, auf ekstatische Reaktionen wartete
Angst beladen oder angstbeladen

Lieben Gruß
sim

 

Guten Abend Pardus,

leider konnte mich Deine Geschichte nur mäßig begeistern.
Klar, sie hat was: im großen Hype um eine Pandemie gehen die alltägliche Probleme respektive Erkrankungen unter, was sich im Nachhinein rächt - das könnte fast in der Rubrik "Gesellschaft" stehen.

Schade, dass sie dich nur mäßig begeistern kann, trotzdem freut es mich, dass du sie gelesen hast und der kritische Gedanke zumindest kastriert durchdringen konnte.

Zum Handwerk - wohl war, das meines nicht das Beste ist. Ich schreibe zu wenig, als das er sich verbessern könnte. Aber viele Dinge, auf die ich weiter unten eingehen werde, sind eben "ich", wenn ich das so sagen kann. Nein, nicht die langen Sätze, die sind eben schwerer zu schreiben als die kurzen, aber die Wortspielereien eben. Wenn sie nicht gefallen, dann kann ich da leider nichts tun. Geschmäcker sind und bleiben nun mal verschieden und das ist gut so.

kein Arzt würde eine Patientin mit einer hochinfektiösen Erkrankung entlassen, nur weil die Patientenmutter ihn abbusselt - nicht nur wegen Verantwortungsbewusstsein und Meldepflicht beim Gesundheitsamt sondern auch wegen drohender zivil- straf- und berufsrechtlicher Konsequenzen.

Nun ja, da bist du eben in die gleiche Falle getappt, wie es meine Figuren innerhalb der Geschichte getan haben. Eine Infektion mit der Schweinegrippe hat nichts mit "zivil- straf- und berufsrechtlicher Konsequenzen" zu tun, im Falle dessen, dass der Arzt eine infizierte Patientin aus dem Krankenhaus entlässt, weil sie die Schweinegrippe hat und hallizuniert. Halluzinationen sind nicht lebensgefährlich und ein 37 Grad hohes Fieber, welches eigentlich kein Fieber ist, ebenfalls nicht. Zudem hat er ja einen netten Bonus erhalten.

Ich bin nicht uninformiert in diese Geschichte gestartet und habe selbst erlebt, wie es ist, in diesem Kreuzfeuer zu stehen. Wenn ein Krankenhaus jeden unter Verdacht von Schweinegrippe stehenden Bürger bei sich unter bringen würde, dann gäbe es keinen Platz mehr für die wirklich notwendigen Behandlungen. Es ist, wie es in der Geschichte beschrieben wird: Mit dem Medikament gehts ab nach Hause und eine Woche Quarantäne.

Mit dieser Schweinegrippe wird weniger ernsthaft umgegangen, als du es dir vorstellst. Darin besteht eben die fundamentale Kraft der Medien. Es ist ein Hype, ja und du bist ihm unkritisch in die Hände gefallen.

Im Krankenhaus wäre die Lungenentzündung natürlich schneller erkannt worden, was den Verlauf Deiner Geschichte erheblich ändert.

Ja, darin liegt doch der Reiz der Idee. Für einen netten Quickie und das Pfeifen auf einen notwendigen Test, weil ja laut der Symptome die so stark kursierende Schweinegrippe vorliegt, ist hier ein Mensch gestorben.

Also entweder bleibst Du beim Hahnebüchenen, oder hier ist eine Änderung der Handlung nötig.

Wie du nach dem Lesen feststellen kannst, bin ich beim Hahnebüchenen geblieben. Leider kann das, was du Hahnebüchen nennst, laut Theorie zur bitteren Realität werden.

Vielen Dank für die Kritik,

Grüße, J.
__________________________

Guten Abend sim,

Leider überzeugt mich deine Geschichte nicht.

Das finde ich sehr schade. Wir werden wohl niemals Freunde. ;)


Mich stört die umständliche Erzählart

Ja, für die hab ich schon von mehreren Kollegen auf den Sack bekommen, aber tatsächlich auch Gutes zu hören bekommen.

spätestens aber, wenn die Behandlung nicht hilft, sollte sie dann aber mit der Wahrheit herausrücken, der Faden also wieder aufgenommen werden.

Jetzt wo du es erwehnst, ist da wohl wahres dran. Aber ich denke, in dem Punkt steckt mehr ein Verständnisfehler. Dazu auch gleich das hier:

Warum sollte das Gewissen von Zweifeln geplagt sein, wenn sie im Urlaub krank wird?

Es geht nicht direkt darum, dass sie Krank wird. Die Zweifel beziehen sich auf den Satz "Das wird schon gleich wieder", den sie sich da gedanklich ins Gewissen hämmert. Sie versucht also, optimistisch zu denken, obwohl sie gleichzeitig daran zweifelt. Ein innerer Konflikt, wenn man so möchte, der auf zwei Gegensätzen beruht.

Ich weiß auch nicht, wie du auf den Gedanken kommst, Emilie sei schon krank in den Urlaub gefahren. Die Krankheit kam, wie man hoffentlich bemerkt, sehr plötzlich und heftig mitten im Urlaub. Sie macht sich ja fürs Feiern fertig. Das "schlechte Gewissen" hat sie also nicht, weil sie krank in den Urlaub gefahren ist, sondern dieses kommt, als sie krank im Urlaub wird und der Urlaub selbst somit völlig ins Wasser fällt. Eben der innere Konflikt von oben. Ihn später wieder aufzugreifen, das tue ich ja irgendwann in Nähe der Mitte, als Emilie sich wegen der kaputten Straßenlaterne darüber empört, dass sie immer noch krank ist und nicht Feiern kann - das gleiche Problem wie im Urlaub.

Eine Wahrheit? Die Tatsachen, die geschildert werden, zeigen doch, dass sie krank ist. Soll ich in der Mitte erwähnen, wie Emilie vermutet, dass sie wohl eine Lungenentzündung hat? Sie befindet sich doch selbst in diesem Hype, der um die Schweinegrippe gemacht wird und zweifelt nicht an dieser Tatsache, sonst hätte ich es erwehnt und auch nicht geschrieben, dass sie nicht von dem Eiter weiß, den sie für Schleim hält.

Kopfhörer in den Ohren? Dabei würde ich eher an diese Stöpsel denken

Dann ist der Gedanke wunderbar übergesprungen. Es gibt mittlerweile Kopfhörer, die bekannten Ohropax in nichts nach stehen.

warum der Verlauf der Kabel zur Musik passen soll, leuchtet mir nicht ein, da das Adjektiv dazu ruhig ist. Sollen die Kabel sich bei Rap dann bewegen?

Rap? Nö. Vorurteil? Scheinbar. Finde ich verdammt schade, dass du so von mir denkst. Auch wenn es wahrscheinlich nicht so gemeint ist, ich fasse es mal so auf. Es geht um "Balladen", steht ja da. Wenn du dir dann diese dahin "fließende" Melodie der Geige oder des Klaviers vorstellst und parallel dazu "fließende" Kopfhörerkabel, dann funktioniert deine Vorstellungskraft bzw. Phantasie exzellent.

Über die kleinen Brüste auf Scham zu kommen, die dann sowieso gleich wieder verneint wird, nur um darüber das große Ego zu erwähnen, ist schon sehr umständlich. Zumal an dieser Stelle der verwendete Konjunktiv auch noch Unsicherheit dieser Behauptung gegenüber ausdrückt.

Umständlich ist es vielleicht. Warum einfach. Streng dein Denken an.
An der Stelle kann ich ja gleich auf die Erzählperspektive eingehen. Es ist eben keine reale Person innerhalb der Fiktivwelt in der die Geschichte spielt. Wenn du genau hinschaust, wirst du merken, dass der Erzähler vom Geschehen eine Ahnung hat, aber über die Figuren bzw. deren Eigenschaften eigentlich nur spekuliert oder Schlüsse zieht. Genauer weiß er über die Hauptakteurin bescheid und das wars. Muss er sie aber deswegen ganz genau kennen? Darf er nicht an einigen Stellen spekulieren? Nein, ich finde nicht, dass alles innerhalb einer Geschichte immer ganz genau und vollständig sein muss. Vielleicht zeigt es, dass der Autor nicht recht Ahnung von seiner Protagonistin hat. Egal.

Gut, man kann das vielleicht so machen, ich frage mich aber, warum? "so nannten ihre Freunde sie" ist nun wirklich keine Kennzeichnung für direkte wörtliche Rede.

Du fragst warum? Ich kann auf diese Frage nicht anders als mit einem "Warum nicht" antworten. Eine Randidee, kleine Spielerei. Wer kann es mir verbieten innerhalb meiner Geschichte? Darfst dir gerne merken, dass in meinen Geschichten nicht alles einer festen inneren Logik untergeordnet ist. Dafür bin ich zu jung. Nicht alles erwehnte muss dich als Leser auf ein und demselben roten Faden halten.

Du lässt uns permanent im Unklaren über die Erzählperspektive. Dritte Person, das ist klar, aber wer spekuliert da so munter ohne zu wissen, ob es wirklich so ist? Und warum werde ich mit Informationen vollgestopft, deren Inhalt nicht sicher ist?

Siehe oben. Der Erzähler ist nicht viel klüger als dein inneres Auge.

"Amerikanisches" Träumen würde ich übrigens intuitiv lediglich auf die Sprache beziehen, in der sie träumt.

Ja, genau das war das Problem bei der Idee. Die Intuition bzw. eher gesagt die Gewohnheit macht es so, daher die Striche links und rechts, in der Hoffnung, der Gedanke springt über. Ist er aber anscheinend, also ist es gut. Deute das "würde" jedenfalls so.

Das ist genau das, was ich mit "du lässt uns über die Perspektive im Unklaren".

Ich weiß nicht, wieso man die Stelle instinktiv als Fehler deutet. Der Satz ist grammatikalisch richtig. Die Freunde sind vorher schon erwähnt, als Emilies Freunde sie "Amy" nennen.
Kommt wohl durch die eingeschobene Information, Emilie wäre eingeschlafen und bekäme den Ruf ihrer Freunde demnach nicht mit.

Habe halt versucht, von dem Traum, in dem sie amerikanisch träumt, aufs gemeinsame Hobby von Emilie und ihren Freunden zu kommen. Ebenfalls eine Idee, kleine Spielerei, handwerklich ein wenig sehr in den Sand gesetzt.

Hier wieder eine negative Aufzählung, was der Urlaub alles nicht oder nicht nur ist, um uns am Ende noch mal verneinend Emilies Desinteresse an allem mitzuteilen, was vorher schon verneint wurde.

Es wird vorher verneint, weil Lloret de Mar Emilie mehr bedeutet (erster Urlaub ohne Eltern), als das, was die Allgemeinheit darüber denkt. Ich bin davon ausgegangen, man ist mit der Information bekannt bzw. weiß, mit welchen Erwartungen die Leute diesen Ort stürmen. Jedenfalls weisst du nun, dass Emilie diese Erwartungen nicht hatte. Der Erzähler erwehnt nur die allgemeinen Erwartungen und macht dir klar, dass Emilie anders darüber denkt und erleutert.

ah, also doch nicht.

Exakt. Wenn du dir die Situation vorstellst, wirst du sehen, dass sie ihren Arm nicht hebt, sondern ihre Hand samt Glas nach unten schwenkt.

wenn dies dem Schwächeanfall zu verdanken ist, mögen wir vielleicht den Moment gern un Zeitlupe festhalten, er findet aber nicht darin statt.

Eventuell ist es gar möglich, dass dies relativ langsam vonstatten ging, weil Emilies Gedanke war, dass Glas zu heben und mit der Realität, also der fehlenden Schwäche, versuchte, schlimmeres aufzuhalten (was sie, wie geschrieben, nicht konnte - "unaufhaltsam"). Ist relativ abstrakt beschrieben, mag sein, aber ich hab erlich gesagt keine Lust, es gewöhnlich zu machen. Nur vorstellen wäre gut.

Karat und Grad sind unterschiedliche Maßeinheiten.

Idee nicht gerallt. Macht nichts. Oder sie gefällt nicht? Macht auch nichts.

wieder? Soll das heißen, sie wurde so aus dem Krankenhaus entlassen?

Genau das, wo wir beim Inhalt wären, auf den du so gut wie gar nicht eingehst, was ich sehr schade finde. Wer sich so engagiert auf die Oberfläche wirft, sollte dann auch den Inhalt probieren. Ganz oder gar nicht.

Die Dinge, die ich nicht kommentiert habe, verbessere ich. Vielen Dank dafür.

Grüße, J.

 

Hallo jonni,

ich habe selbst in diversen Gesundheitseinrichtungen gearbeitet - vielleicht wird in den Kankenhäusern, die Du kennst, so nachlässig mit hochansteckenden Infektionskrankheiten umgegangen, dort, wo ich beschäftigt war, jedenfalls nicht.

 

Hallo jonni,

Das finde ich sehr schade. Wir werden wohl niemals Freunde. ;)
Ach, meine besten Freunde lesen meine Geschichten nicht einmal, vielleicht sind sie es deshalb? ;) Also: Freundschaft hat mit dem Kommentaren nichts zu tun, Kommentare haben mit Freundschaft nichts zu tun. ;)
Ich weiß auch nicht, wie du auf den Gedanken kommst, Emilie sei schon krank in den Urlaub gefahren.
Vielleicht ist das "schlechte Gewissen" einfach ein ungenauer Begriff. Ein schlechtes Gewissen habe ich, wenn ich mir etwas zu Schulden kommen lasse, im Falle von Emilies Erkrankung könnte sie zum Beispiel eines haben, weil sie ihren Freundinnen einen tollen Abend versprochen hat, den sie wegen der Erkrankung nicht einhalten kann, sie kann auch eines haben, weil sie wegen des Schwächeanfalls wider besseren Wissens durch die Diskos zieht. Oder eben, weil sie solchen Zustand bevor sie geflogen ist, daheim auch schon hatte. Von allem ist aber nicht die Rede. Deine Erklärung bezieht sich ja auch eher auf einen innneren Konflikt als auf das, was ich unter einem "schlechten Gewissen" verstehe.
Sie befindet sich doch selbst in diesem Hype, der um die Schweinegrippe gemacht wird
Das, finde ich, wird in der Geschichte nicht deutlich.
dass sie nicht von dem Eiter weiß, den sie für Schleim hält.
Das zeugt einfach von Unkenntnis deiner Protagonistin. Schleim ist klar, ist er gelb, ist es Eiter. Bei jeder Erkältung zu beobachten, schnupfst du klar, ist es Schnupfen, schnupfst du gelb, ist es eine Nebenhöhlenentzündung.
Dann ist der Gedanke wunderbar übergesprungen
Den Begriff Kopfhörer finde ich dafür trotzdem ungenau.
Rap? Nö. Vorurteil? Scheinbar. Finde ich verdammt schade, dass du so von mir denkst
Nein, ich habe nur nach einer Musikrichtung gesucht, die im Vergleich zur Ballade lebhafter ist und eher in die Beine geht. Da ich gegen Rap keine Vorurteile habe, habe ich auch mit dieser Wahl keine Wertung über dich vorgenommen.
Aber jedes Musikgenre wäre dabei natürlich ungenau, denn sowohl beim HipHop als auch bei Heavy Metal gibt es eben auch Balladen. Ich finde allgemein das "fließende Kabel" nicht bildhaft, da Kabel immer eine gewisse Widerspenstigkeit habebm die sie einfach nicht so fließfähig machen, wie zum Beispiel einen weichen Stoff.
Umständlich ist es vielleicht. Warum einfach. Streng dein Denken an.
Die Antwort hat mit meiner Kritik nichts zu tun. Ich denke gern nach und strenge mein Denken auch gern an. Aber eine umständliche Formulierung hat nichts mit Denken zu tun, sondern führt im Zweifelsfall dazu, dass Leser aussteigen. Der Inhalt muss das Denken anregen, und wenn eine umständliche Formulierung den Inhalt besser transportiert, oder ihn vielleicht in anderes Licht rückt, gern.
Wenn du genau hinschaust, wirst du merken, dass der Erzähler vom Geschehen eine Ahnung hat, aber über die Figuren bzw. deren Eigenschaften eigentlich nur spekuliert oder Schlüsse zieht.
Ja, genau das habe ich ja kritisiert.
Genauer weiß er über die Hauptakteurin bescheid und das wars. Muss er sie aber deswegen ganz genau kennen? Darf er nicht an einigen Stellen spekulieren?
Grundsätzlich schon, auch wenn ich da durchaus Ausnahmen sehe, die im Inhalt der Geschichte begründet liegen müssen.
Nein, ich finde nicht, dass alles innerhalb einer Geschichte immer ganz genau und vollständig sein muss.
Genau muss es sein, vollständig nicht zwangsläufig. Aber gerade im Weglassen muss es sehr genau sein.
Du fragst warum? Ich kann auf diese Frage nicht anders als mit einem "Warum nicht" antworten. Eine Randidee, kleine Spielerei. Wer kann es mir verbieten innerhalb meiner Geschichte? Darfst dir gerne merken, dass in meinen Geschichten nicht alles einer festen inneren Logik untergeordnet ist. Dafür bin ich zu jung.
Da stimmt sicherlich, ist aber keine literarische Begründung. Mir geht es dabei ja um den bewussten Einsatz literarischer Mittel.
Es wird vorher verneint, weil Lloret de Mar Emilie mehr bedeutet (erster Urlaub ohne Eltern), als das, was die Allgemeinheit darüber denkt. Ich bin davon ausgegangen, man ist mit der Information bekannt bzw. weiß, mit welchen Erwartungen die Leute diesen Ort stürmen. Jedenfalls weisst du nun, dass Emilie diese Erwartungen nicht hatte. Der Erzähler erwehnt nur die allgemeinen Erwartungen und macht dir klar, dass Emilie anders darüber denkt und erleutert
Die Überlegung habe ich grundsätzlich beim Lesen verstanden, nur ist die Ausführung nicht so, dass sie ankommt.
Nur vorstellen wäre gut.
Das aber ist doch genau meine Kritik. Ich habe oft das Gefühhl, dass du dir gar nicht vorgestellt oder ins Bild gerufen hast, was du beschrieben hast. Selbst, wenn sie Arm mit Glas langsam anhebt, wird der Versuch, Schlimmeres zu verhindern, den Vorgang des "Fallen lassens" eher beschleunigen.
Genau das, wo wir beim Inhalt wären, auf den du so gut wie gar nicht eingehst, was ich sehr schade finde.
Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich dem Hype um die Schweinegrippe gar nicht folgen konnte. Die Neuinfizierungen stiegen oder steigen, der Verlauf ist eher unspektakulär, die Berichterstattung hat mich weder geärgert noch wirklich interessiert. Der Inhalt wäre für mich auf einer Metaebene interessant, wenn die Schweinegrippe für ein gesellschaftliches Prinzip stehen würde, das daran nachzuweisen wäre.
Die Möglichkeit dazu hätte es auch gegeben, wenn vor lauter Schweinegrippe die tödliche Lungenentzündung nicht erkannt wird, die politischen Anachronismen, die mir dazu einfallen, sind mir allerdings zu weit weg.

Lieben Gruß
sim

 

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