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Schwere Kost auf die leichte Art
Schwere Kost auf die leichte Art
Banda kam getrost dem Motto "Wer nicht will, der hat schon" aus der Küche. Salz war sein Stichwort. Als er es in der Kochsendung gehört hatte, wollte er mehr über dieses ominöse Gewürz wissen und war sodann in den Essraum geschritten.
Eine Kanne Salz geleitete Banda hinaus, doch verriet ihm das weiße Gold nichts über seine Herkunft oder Pläne. Er machte es sich auf einem langen Sitzmöbel bequem, die Kanne Salz ihm gegenüber. Die beiden sahen sich lange an, doch keiner sagte etwas.
Banda wurde allmählich ungeduldig. Nach einer Weile starrte er an seinem Gegenüber vorbei, um ihn mit Desinteresse zu strafen. Wolln doch mal sehn, wie lange er das durchhält, dachte sich Banda mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.
Doch das Salz stellte sich als Ansammlung ziemlich harter Brocken heraus und gab keinen Mucks von sich.
Sag etwas zu ihm, sagte sich Banda. Mach ihm ein Kompliment.
"Nun, äh, nette Kanne haben Sie da." Keine Reaktion. Vielleicht hat er mich nicht gehört, kam es Banda in den Sinn. "Ähem, nette Kanne!" Das Salz saß so stumm da wie eh und je.
Kein Wunder, ich habe ihm nichts zu trinken angeboten. Banda schalt sich selbst für seine Unhöflichkeit. In äußerster Bemühung, seinen Fehler zu korrigieren, rannte er wie von der Tarantulla gestochen in den Keller und kam mit einem Wasserschlauch zurück.
"Hier, trink!" Mit dieser simplen Aufforderung hielt Banda dem Salz den Wasserschlauch hin. Salz ignorierte Banda völlig. Banda war es nicht gewohnt, derart vorgeführt zu werden. Na schön, vielleicht war er ein schlechter Gastgeber, aber doch immer noch ein Mensch! Er verdiente nach eigenem Ermessen eine gute Behandlung. Trink doch selbst, dachte er griesgrämig und ließ den Schlauch in die Kanne sinken. Stille.
Soweit es Banda betraf, sollten die beiden keine Freunde werden. So ein Ekel, dachte Banda und lugte heimlich hinüber, um sich dann schnell abzuwenden, als hätte Salz ihn ertappt. Wie er mich anstarrt, einfach lästig. Banda wurde zusehends nervös. Wie lange will er dieses Spiel noch spielen?
Die Nervosität machte Banda schläfrig und er nickte immer wieder weg. Schreckte dann jäh auf und warf einen misstrauischen Blick auf Salz, der lässig in seinem Sessel stand und scheinbar nichts tat.
Irgendwann so gegen drei Uhr morgens konnte Banda nicht mehr und schlief fest ein.
Er träumte vom Orient, von Indien und den Bahamas. Er träumte, wie er am Strand lag und die Wellen leise kräuselnd angelaufen kamen. Der Strand war weiß und glitzerte in der Sonne.
Als er aufwachte, war Salz futsch. Der teure Fernseher, der Banda immer wieder mit Kochsachen erfreute, war spurlos von dannen.
Die Wohnungstür stand sperrangeltief offen und auf der Kommode lag ein Zettel, offensichtlich hatte ihn jemand dorthin gelegt.
"So, Bernd, das war's! Ich bin raus hier. Und danke für die Glotze, du Ochse!
gez. S"
Banda stand wie verwurzelt an der Tür, wo er den Zettel gefunden hatte und in ihm kochte eine Wut, ungesalzen...