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Sehnsucht - die Geschichte von Erika

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16.05.2004
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Sehnsucht - die Geschichte von Erika

Sehnsucht – die Geschichte von Erika

Schon seit Jahrzehnten lebt die Spinne Erika weit unten in einem tiefen runden Schacht. Dunkel und bitterkalt ist es dort, die Wände sind porös, Erde bröckelt herab und hinterlässt narbenähnliche Furchen. Die Menschen fürchten sich vor Erika. Nur selten werfen sie ihr Essbares herab, um sie zu besänftigen. Wirklich nahrhaft sind diese Brocken nicht und wenn Erika sie nicht schnell genug auffängt und gierig verschlingt, drohen sie, ihr Netz zu zerstören.

Manches Mal schon versuchte Erika, an den Wänden hinauf zu klettern, um weiter oben erneut Halt zu finden oder gar einen Lichtschimmer zu erheischen. Doch die Menschen draußen bemühen sich nach Leibeskräften, sie im Schacht zu halten. Es werden viele Legenden über Erika erzählt, demnach ist sie von erschreckend hässlicher Gestalt und böswilligem Gemüt. Tatsächlich gesehen hat sie wohl noch keiner. Erika selbst hätte es gern ein bisschen wärmer. Sie sehnt sich danach, ihre Beine mal so richtig auszustrecken, Wind auf ihrem Körper zu spüren oder einfach festen Boden unter den Füßen zu haben und sich nicht immer so krampfhaft festklammern zu müssen. Auch würde sie sich gern freier bewegen, umherkrabbeln ohne immer wieder auf Wände zu treffen. Und sie würde sich gern einmal so richtig satt essen und in einen wohligen Schlaf fallen. So aber sitzt sie stets auf der Lauer – nach Nahrung, nach Halt.

Obwohl die Menschen sie nicht sehen, rückt Erika immer wieder in ihre Erinnerung. Sie feiern ihre Feste und gehen ihren alltäglichen Aufgaben nach, doch sobald sie zur Ruhe kommen, spüren sie ein leichtes Vibrieren, wenn Erika sich bewegt. Außerdem besucht Erika sie manchmal in ihren Träumen. Dort bringt sie Häuser zum Wanken und nimmt die Verfolgung auf. Ein Entrinnen vor der Sehnsucht gibt es nur durch das Erwachen im Morgengrauen.

 

Hallo mariewulf,

ich bin etwas unschlüssig. Deine Sprache gefällt mir sehr, Du hast erzählerisches Talent, und das ist mehr, als mancher hier vorweisen kann!

Dein Text scheint eine Fabel zu sein, allerdings passt nicht alles so richtig zusammen.

  1. Spinnen sind ausgezeichnete Kletterer, warum also kommt Erika nicht heraus aus ihrem Loch, wenn es ihr dort nicht gefällt?
  2. Spinnennetze sind so konzipiert, dass sie die Nahrung - und zwar meistens lebende, sehr agile! - auffangen und festhalten können, warum also muss Erika ihre Nahrung fangen und damit verhindern, dass ihr Netz beschädigt wird? Zumal Spinnen ihr Netz ständig umbauen und reparieren, das sollte also kein Problem für sie sein.
  3. Warum wackelt der Boden, wenn Erika, die "kleine Spinne" sich bewegt? bist Du jemals von den Erschütterungen aufgewacht, die eine Spinne verursacht? Wohl kaum.
  4. Warum hat die Spinne einen menschlichen Namen?

Ich vermisse eine Aussage in Deinem Text, und jede Menge Logik. Auch vermenschlichte Tiere in Fabeln folgen immer noch ihren eigenen Regeln.

Liebe Grüße
chaosqueen

 
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Anmerkungen zu Erika

Nun habe ich gerade eine ausführliche (Direkt-)Antwort auf die Bemerkungen von Chaosqueen formuliert und konnte sie nicht absenden...

Also noch einmal kurzgefasst:

Du fragst nach der Aussage meiner Geschichte - die Spinne Erika steht für die Sehnsüchte (tieferen Bedürfnisse) der Menschen, vor denen sie sich so sehr fürchten, dass sie sie nicht ans Tageslicht (aus dem Schacht heraus) lassen. Anstatt sich darum zu kümmern, verdrängen sie diese. Dennoch bleiben die Sehnsüchte wirksam und drängen sich ins (Vor-)Bewusstsein, wenn die Menschen zur Ruhe kommen oder träumen. Weil sie ihre Sehnsucht so lang schon unterdrücken und sich ihr nicht stellen, verstärkt sich die Angst davor, so dass aus der kleinen Spinne mit recht harmlosen Wünschen geradezu ein Monster wird, das in Träumen Häuser (als Symbol für das Selbst) zum Wanken bringt und in der Realität Vibrieren/ Verunsicherung auslöst. Du hast recht, die Angst entbehrt der Logik oder Rationalität, was das Gefühl jedoch nicht weniger intensiv werden läßt.

Zu Deinen Fragen - Erika kann die Wände nicht hochklettern, weil diese instabil sind, sie bröckeln ab und so fällt sie wieder tiefer, außerdem verhindern die Menschen ihren Aufstieg. Bezüglich der Nahrungsmittelzufuhr wollte ich darstellen, dass diese begrenzt und auch noch zerstörerisch ist. Die Menschen füttern die Spinne, ihre Sehnsucht, nicht adäquat. Wenn sie ihr etwas zukommen lassen, ist dies nicht nahrhaft (z.B. könnten sie Alkohol trinken, wenn sie sich nach Nähe sehnen, anstatt sich umarmen zu lassen). Vielleicht fällt mir noch ein besseres Bild dazu ein. Die Spinne hat einen menschlichen Namen, weil sie auf allzu menschliche Bedürfnisse verweisen soll.

Möglicher Weise ist meine Geschichte zu bildhaft geraten...

Liebe Grüße von Marie!

 

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