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Sehnsucht

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21.05.2006
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Sehnsucht

Als er aufwachte, lag er nicht in seinem Bett. Im Zimmer war es dunkel, nur das fahle Licht des Mondes fiel zwischen den Vorhängen hindurch, traf hin und wieder sein Auge, wurde aber dann schließlich von Wolkenformationen, die sich vor den Mond schoben, verdrängt. Vor dem Fenster ragte ein Kirchturm in die Höhe, dessen Glocke drei Mal schlug, daraufhin blieb es still. Georg musste plötzlich an ihre letzten Worte denken, an die enttäuschte Stimme: "Ich hatte mich wirklich darauf gefreut. Du hattest mir versprochen dabei zu sein... Ich weiß, du kannst gar nicht anders, so sehr du dich auch dazu bewegt fühlst. Du hast einen Job, musst diesen samt seinen Pflichten erfüllen. Und dazu gehören nun mal jene leidigen Geschäftsreisen. Dagegen bist du hilflos." Das traurige Lächeln, welches sie bei solchen Vorwürfen immer aufsetzte, hatte in ihm einerseits quälende Schuldgefühle und anderseits eine noch sehr viel quälendere Verlustangst erzeugt. Noch hatte diese Beziehung keine solche Festigkeit gewonnen, noch fühlte er sich an ihrer Seite nicht standfest. "Was mache ich hier überhaupt? Warum liege ich nicht neben Judith im Bett, küsse sie auf die Wange und schmiege mich an sie?..."

Plötzlich spürte er, wie ihm die Kontrolle entglitt. Er stieg aus dem Bett, zog sich seine blaue Jeans über und rief zuhause an. Sein Blick wanderte noch einmal über die Uhr an dem Kirchturm, von dort aus das düstere Wolkengebilde entlang, bis er letztlich Vollmond klebte. Es war kalt im Zimmer, durch den schmalen Spalt zwischen Fenster und Rahmen blies der Wind. Georg empfand, wie sich seine Müdigkeit in Spannung wandelte, wie er langsam von einem plötzlichen Aufruhr überschwemmt wurde. Schließlich erklang Judiths freundliche verschlafene Stimme: "Ja?"
Georg erklärte, das er es sei, nicht genau wüßte, warum er anrufe, aber sich ganz sicher wäre, das es in dieser Angelegenheit keine Zeit mehr gäbe. Es müsse sofort gehandelt werden. Judith war verwirrt: "Hättest du damit nicht warten können, bis die Sonne aufgeht?"
"Ich denke nicht... ich kann es nicht einmal präzise erfassen. Wir müssen reden, jetzt."
"Worüber?"
"Du hast mir letzthin gesagt, das du dir sicher über unsere Bindung geworden wärst, das wir uns ineinander fügen wie geschmolzenes Blei. Aber ich... ich kann mir da noch nicht so sicher sein. Irgendwie schreitet diese Beziehung in einem unübersehbaren Fortschritt voran. Heute gemeinsam wohnen, morgen treffe ich deine Eltern - wovon du schon öfter gesprochen hast - und bald wird die Heirat unausweichlich. So will ich es nicht. Ich muss mir einfach im Einzelnen über die Schritte klar werden, brauche ein bißchen... Langsamkeit..." Als er sich so selbst sprechen gehört hatte, wunderte er sich, mit welcher Trefflichkeit er sein Problem schließlich darstellen konnte. Es wurde ihm bewußt, das da eigentlich gar nichts mehr zu überdenken verblieb. Oder?
"Langsamkeit? Wovon sprichst du?"
"Ich meine, das wir unsere Zweisamkeit mit Ruhe behandeln sollten. Weil ich sie brauche! Ich muss mir klar, über unsere Liebe... über die Beziehung zwischen uns werden."
Er wartete. Judiths Atmen im Hörer, plötzlich eine Windböe. Wie würde sie reagieren?
"Du hast ein Leben Zeit dazu. Dir sollte klar sein, das du keine Ewigkeiten besitzt, nicht mit aller Gemach hoffen kannst, das sich deine Zufriedenheit von allein entwickelt... ich bin zu müde, lass uns bitte morgen darüber reden! Es ist 3 Uhr nachts."

Es war später Morgen geworden. Die Spitze des Kirchturms stieß nun in die Mitte der Sonne, um sie herum hatte sich das Wolkengebilde größtenteils verzogen. Stattdessen ertönte durch das Fenster nun leise ein Stimmengewirr, zwei Stockwerke unter Georg floßen die Menschenmassen dahin. Als sich dann die Tür öffnete, ihm eine durchaus bekannte Frau zuzwinkerte und er sie mit einem lässigen Kopfschwenken herein bat, sehnte er sich nach einer Heimat.

 

Hallo nackter Otto,

dein Georg geht etwas abstrakt mit seiner Fragestellung um. Weniger fragt er sich, was ihm die Frau bedeutet, als was er nicht will. Und dieses Nicht wollen wird aus dem schlechten Gewissen hervorgerufen, das er bei dem Gedanken an das letzte Gespräch hat (letzte Worte klingt dabei sehr endgültig, das verwendet man normalerweise, wenn jemand gestorben ist.). Eigentlich sperrt sich in ihm alles gegen diese Einvernahme, entsprechend knallt er seiner Freundin auch morgens um Drei Dinge an den Kopf, die zur Trennung führen könnten.
Die Titel gebende Sehnsucht wird nicht so richtig spürbar, nicht einmal am nächsten Morgen.
Mir erscheint das alles sehr wirr, geschrieben, um vielleicht eigene Gedanken zu sortieren.
Technisches:

wurde aber dann schließlich von Wolkenformationen, die sich vor den Mond schoben, verdrängt
Darauf kannst du verzichten. Ich denke, das ist jedem klar.
Vor dem Fenster ragte ein Kirchturm in die Höhe, dessen Glocke drei Mal schlug, daraufhin blieb es still. Georg musste plötzlich an ihre letzten Worte denken
Ohne Absatz und Leerzeile muss Georg so an die letzten Worte von der Glocke denken.
Du hattest mir versprochen dabei zu sein...
sein ... (Leerzeichen zwingend)
Ich weiß, du kannst gar nicht anders, so sehr du dich auch dazu bewegt fühlst.
bremst; bewegt fühlst klingt gerade für wörtliche Rede etwas oversized
Dagegen bist du hilflos.
machtlos wäre passender.
küsse sie auf die Wange und schmiege mich an sie?..."
was ist das denn für eine Zeichensetzung?
und rief zuhause an
zu Hause
bis er letztlich Vollmond klebte.
klebte ist irgendwie unpassend, aber wenn, klebte der Blick am Vollmond.
Georg erklärte, das er es sei, nicht genau wüßte
erklärte, dass/daß
aber sich ganz sicher wäre, das es in dieser Angelegenheit keine Zeit mehr gäbe
wäre, dass/daß (das hast du dauernd falsch, liste ich jetzt nicht mehr auf)
Ich denke nicht...
nicht ... (das auch)
"Ich denke nicht... ich kann es nicht einmal präzise erfassen. Wir müssen reden, jetzt."
wenn mich mitten in der Nacht mein Partner anrufen würde und so wirres Zeug labern, dann würde ich mir ziemliche Sorgen machen oder auflegen.
"Ich meine, das wir unsere Zweisamkeit mit Ruhe behandeln sollten. Weil ich sie brauche! Ich muss mir klar, über unsere Liebe... über die Beziehung zwischen uns werden."
Jetzt würde ich auflegen.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo nackter otto,

leider bleibt die Sehnsucht etwas blass: Ist es nur eine momentane Anwandlung, die den Protagonisten `Langsamkeit´ wünschen lässt? Besteht eine tiefere, schon länger anhaltende Krise? Gibt es nichts, was er an der Frau schätzt?

Die Frau im letzten Abschnitt erscheint etwas nebulös - `stadtbekannt´ kann als Hinweis auf Prostitution gelten, du sagst „durchaus bekannt“. Würde hier gerne genau wissen, wohin die Andeutung zielt.

„Judiths Atmen im Hörer, plötzlich eine Windböe. Wie würde sie reagieren?“

- Soll ihr Atem eine Windbö sein?


„Dir sollte klar sein, das du keine Ewigkeiten besitzt“

- besser finde ich: dass dir keine Ewigkeit zur Verfügung steht (oder Ähnliches).

„Ewigkeiten besitzt, nicht mit aller Gemach“

- aller Gemächlichkeit (Gemach klingt nicht nach aktuellem Sprachgebrauch).


L G,

tschüß Woltochinon

 

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