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Seine Zeit ist abgelaufen

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06.08.2008
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Seine Zeit ist abgelaufen

Wo bin ich? Was ist hier los? Gleissendes Licht raubt mir die Sicht. Langsam beginnen sich Umrisse zu formen. Ich komme zu mir, in einem hell beleuchteten Raum mit vielen Vorhängen. Ich stehe in der Mitte, sehe hastigen Leuten bei ihrer Arbeit zu. Männer in grünen Kitteln mit weissen Handschuhen unterhalten sich angeregt vor hellen Zeichnungen der Innereien eines Körpers. Weiss gekleidete Frauen, fast noch Mädchen gleiten schnellen Schrittes durch den Raum. Einige von Ihnen tragen silberne Tabletts mit Tupfer und Zangen, einige gebraucht, andere neu. Einige eilen mit blutgefüllten Kunststoffbehältern von einem Ende zum andern des Raumes. Keiner beachtet mich. Sie umgeben mich, aber nehmen mich nicht wahr. Doch es stört mich nicht. Ein Frieden erfüllt mich, keine Angst, keine Sorgen und keine Verlangen etwas zu tun. Der Raum ist unterteilt mit Wänden aus Stoff, Grüne Tücher die über notdürftig gespannte Seile gehängt wurden. Ein Vorhang wird zur Seite geschoben und ein Bett auf Rollen kommt zum Vorschein. Die Silhouette unter dem grünen Stoff lässt einen menschlichen Körper vermuten, ich weiss es ist vorbei, ich spüre es, seine Zeit ist abgelaufen. Ich gehe von einem Abteil zum nächsten, betrachte die Betten und die Namen auf den Schildern. Einige stöhnen vor Schmerzen, andere sind nicht bei Bewusstsein. Einige von Ihnen kommen mir bekannt vor, andere sind mir fremd. Was tue ich hier? Was will man mir sagen.
Da ist diese Gestalt. Eine helle Aura umgibt sie. Ein Mann von stattlicher Grösse, er kommt auf mich zu. Ich habe keine Angst, ich weiss wer er ist obwohl ich ihn noch nie gesehen habe. Er hat eine Botschaft für mich das spüre ich. Er spricht und seine Stimme klingt wie das plätschert eines Baches. Ich befolge seine Anweisung und gehe den Korridor des Raumes nach hinten ins hinterste Abteil. Dort liegt ein Mann Mitte vierzig. Sein Atem geht langsam und schwer. Sein Herz ist müde, ich weiss es, ich bin es. Mein Körper liegt vor mir im sterben. Ich spüre die Hand des Wesens auf meiner Schulter und erinnere mich an das was geschah. Ich war es, der aus Unachtsamkeit mit dem Reisebus von der Fahrbahn abkam. Der LKW war zu stark, er streifte nur, doch die Folgen waren verheerend. Ich fühle Reue. Es öffnet sich vor mir ein Bild, wie ein Film fängt es sich an zu bewegen. Ich sehe meine Frau, unser Kind. Sie ist älter geworden und feiert ihren 6. Geburtstag. Ich komme dazu. Sie grüssen mich freudig und umarmen mich. Ich freue mich, mein Kind zu sehen. Das Bild verschwimmt, vor mir ist die Gestalt. „Ich werde Leben? Ist das meine Zukunft?“ Das Gesicht der Gestalt verrät mir, dass ich keine Zustimmung bekommen werde. Ohne seine Worte erkenne ich die Wahrheit. Es wäre meine Zukunft gewesen, ich habe Sie zerstört. „Bin ich ein schlechter Mensch? Ist das die Strafe?“ Seine Antwort ist klar und lässt mich erschaudern. „Deine Strafe ist es all die Dinge zu sehen, die die Anderen noch hätten erleben können.“ Es raubt mir den Atem, schnürt meine Kehle zu, ich möchte schreien doch ich kann nicht. Einsamkeit umgibt mich. Mein Körper liegt vor mir, der Atem wird schwerer, der Herzschlag verstummt, ich weiss, es ist vorbei, ich spüre es, meine Zeit ist abgelaufen.

 

Hallo marcelwick,

eine düstere Geschichte erzählst du uns hier. Ich hab sie gern gelesen, auch, wenn sie wohl nicht lange in meinem Gedächtnis bleiben wird.

Ein paar Textdetails:

Sie umgeben mich aber nehmen mich nicht wahr

Komma vor "aber".

Ich war es der aus Unachtsamkeit

Komma vor "der".

Ich freue mich mein Kind zu sehen.

Komma vor "mein".

ist die Gestallt

"Gestalt" schreibt man mit nur einem "l". Das hast du öfter.

der Herzschlag verstummt ich weiss es ist vorbei,

Komma vor "ich". Komma vor "es".

Schöne Grüße,

yours

 

Hallo yours trruly

Das ist ja lieb und aufmerksam von dir meine Geschichte a) zu lesen, b) zu kommentieren und c) mir noch die Fehler zu korrigieren. So macht das Ganze doch Spass.

Du schreibst:

auch, wenn sie wohl nicht lange in meinem Gedächtnis bleiben wird.

Woran liegt das? Liegt es an der Geschichte, Art der Geschichte, ist Sie zu kurz, zu wenig persönlich. Liegt es daran, dass die dieser Stil nicht zusagt?

Nimmt mir wunder was ich verbessern könnte.

Gruss Marcel

 

Hallo Marcel,

ich habe eben deine Geschichte nochmal gelesen und noch mehr fehlende Kommas gefunden. Vielleicht liest du sie dir noch einmal durch und schaust.

unter dem Grünen Stoff lässt einen Menschlichen Körper vermuten

"grünen" und "menschlichen" klein.

Nun - er begeht den Unfall ja aus "Unachtsamkeit", wie du schreibst. Und dafür bekommt er eine Strafe aufgedrückt. Das klingt nach Moral und erhobenem Zeigefinger.

Wenn du deinem Prot solche eine große Strafe erteilen willst, dann muss der Grund nachvollziehbar sein. Einfach nur "Unachtsamkeit" reicht nicht. Vielleicht hat er getrunken oder stand unter Drogen. Vielleicht war er wütend und emotional einfach am Rande dessen, was er aushalten kann.

Es muss jedenfalls für mich als Leser nachvollziehbar sein, warum er so hart bestraft wird.

Schöne Grüße,

yours

 

Von der Seite her habe ich es noch gar nicht betrachtet.

Mir ging es dabei eher darum die Art und Weise der Bestrafung zu betonen. Es ist nicht die klassisch "katholische" Art der Bestrafung, Schmerz und Pein am ganzen Körper, unendlich lang, sondern eine emotionelle Bestrafung.

Ausserdem finde ich, auch wenn keine besondere Handlung wie, übermässiges trinken von Alkohol oder dergleichen vorhanden ist, so ist doch Unachtsamkeit im Strassenverkehr, vor allem als verantwortlicher eines Personentransportes, nicht einfach nur auf die leichte Schulter zu nehmen.

Aber schön, dass du mir noch einen anderen Blickwinkel verschaft hast.

Gruss Marcel

 

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