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21.01.2006
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Seitenblicke

Schleichend muß es geschehen sein und über viele Jahre unbemerkt von mir weil ich zu beschäftigt war mit wichtigen und unwichtigen Dingen die um mich herum stattfanden. Schlange sind sie alle gestanden und haben gebettelt, gefleht um wenigstens einige Sekunden mit mir zu sein. Sie hielten meine Hand
und streichelten mein langes Haar. Ich sehe aus dem fahrenden Zug und meine Hände krallen sich um die Handtasche die auf meinen Beinen ruht. Extrem unlocker und unentspannt fahre ich nach Hause und wundere mich über mich selbst. Ich bin doch noch jung genug, hübsch genug höre ich mich im Geiste sagen. Die Jahre sind schnell vergangen, zu schnell wie ich finde. Keiner der mehr Schlange steht und um Sekunden mit mir bettelt. Die Glätte und die Frische meiner Augen wichen einem trüben Blick vom Alltagstrott gezeichnet.
Keine Magie und Anmut mehr die einst die jungen Burschen reihenweise um den Verstand brachte. Ja, jetzt schau ich den Burschen hinterher, in der Hoffnung nur einer von Ihnen würde mich bemerken und vielleicht, ja vielleicht mir einen Seitenblick schenken. Aber nein, diese Zeiten sind wohl wirklich vorbei. Das muß schleichend geschehen sein mit dem älter werden.
Und ich sitze im Zug, sehe aus dem Fenster und wundere mich.

 
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Hey Namalje,

ein schönes Schlaglicht, das Du da gezeichnet hast. Sehr ruhig und nachdenklich. Gefällt mir gut.

Aber trotzdem will ich noch ein paar Dinge anmerken, die mir aufgefallen sind. Also wenn ich es richtig verstanden habe, geht es um eine Berühmtheit, die ins Alter gekommen ist. Früher hat sie von der Anerkennung der anderen gelebt, die sie nun nicht mehr bekommt. Dabei ist dieses Nachsinnen so ein Auftauchen. Dass niemand sie mehr so anhimmelt wie früher ist wohl nichts Neues für sie, aber genau eben an diesem Moment wird es ihr deutlich, funktioniert ihr Verdrängungsmechanismus nicht mehr. Hab ich das soweit richtig verstanden?

Was mir dann darauf als erstes aufgefallen ist.
"Sie hielten meine Hand und streichelten mein langes Haar." Das hat mich erst etwas verwirrt. Also mir hat sich erst das Bild einer armen Krebspatientinaufgedrängt.
"Extrem unlocker und unentspannt fahre ich nach Hause" Den Gegensatz in dem Satz davor find ich cool, aber das wäre noch cooler gewesen, wenn Du es gezeigt hättest, anstatt es zu erzählen.
"Die Glätte und die Frische meiner Augen wichen einem trüben Blick vom Alltagstrott gezeichnet" Wie Soll ich mir die Glätte der Augen vorstellen. Dazu fand ich die Zeit, die du in dem Satz benutzt irgendwie merkwürdig. Hat mich irgendwie aus dem Lesefluss rausgreissen. Den Alltagstrott finde ich auch nicht ganz passend. Ist es wirklich Alltagstrott? Was ist denn für sie überhaupt Alltag? Sie ist ja nicht mehr diese Berühmtheit, sondern abseits vom Rampenlicht und eigentlich sollte das doch das Gegenteil vom Alltag sein, finde ich.
Beim letzten Satz weiß ich auch nicht genau, worauf Du hinauswillst. Den Zug sehe ich als Symbol der Reise sich selbst zu finden und vielleicht auch dem Wunsch, das Leben endlich zurücklassen zu können. Aber warum davor das "und"? Und;) was genau spitzt diese letzte Aussage noch einmal zu? Über was genau wundert sie sich? Dass sie es nicht früher erkannt hat?


Also verstehe mich nicht falsch. Ich fand's wirklich gut:). Aber das sind einfach so die Sachen, die mir aufgefallen sind. Große Teile davon sind wahrscheinlich bullshit, weil ich irgendwas nicht richtig verstanden habe, und der nächste Leser sieht es vollkommen anders.

Liebe Grüße

Thomas

 

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