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Selbstmord eines Schleierschwanzguppies

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06.07.2006
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Selbstmord eines Schleierschwanzguppies

Gestern hat sich unser Schleierschwanzguppie das Leben genommen, einfach so. Er lebte in einem mittelgroßen, dekorativ eingerichteten Süßwasser-Aquarium als einziger Schleierschwanzguppie unter vielen anderen Süßwasseraquarien-Fischen. Es war ein Drama, denn als wir ihn fanden, da lebte er noch, unser Süßwasser-Schleierschwanzguppie. Aber es ging ihm schon sehr schlecht, und da war uns klar, dass er seinen Selbstmordversuch nicht überleben würde.

Wie er sich das Leben genommen hat? Ja, man mag sich das gar nicht so recht vorstellen: ein Süßwasseraquarienfisch, der sich umbringt. Der womöglich schon Tage oder Wochen herum schwamm, in seinem dekorativ eingerichteten Aquarium, zusammen mit all den anderen Süßwasserfischen, sehr traurig muss er ja gewesen sein, das muss vermutet werden. Und dann, eines Tages muss ihm diese Idee gekommen sein, die Idee sich das Leben zu nehmen. Auch Fische machen sich offensichtlich Gedanken über ihr Dasein. Schwimmen also nicht nur einfach so herum, hin und her und hin und her, zwischen all den dekorativen Gegenständen.
Der Fall scheint klar: unser Schleierschwanzguppie muss, bereits von Selbstmordgedanken beseelt, im Aquarium herum geschwommen sein, auf der Suche nach einer geeigneten Selbstmordwaffe. Wenn ich jetzt so zurückblicke, so schien er in den letzten Tagen vor seiner Tat wirklich sehr aktiv gewesen zu sein, nun weiß man den Grund.

Er hat sie gefunden, die Waffe, die ihm für seinen geplanten Selbstmord geeignet schien. Allerdings muss ich eingestehen, dass uns niemals der Gedanke gekommen wäre, dass der von ihm für seine Selbsttötung gewählte, dekorative Gegenstand jemals zu diesem Zwecke hätte dienen können, niemals.

Unser Schleierschwanzguppie hat uns eines besseren belehrt. Er wählte, um diesen Gegenstand endlich zu benennen, eine kleine Schatzkiste; sie ist mit winzigem Schmuck gefüllt und sieht aus, als stamme sie von einem alten Piratenschiff. Wir fanden sie immer sehr niedlich, die Schatzkiste: jedes Mal wenn sie sich genügend mit Luft, aus einem kleinen Schlauch zugeführt, gefüllt hatte, hob sich der Deckel und eine dicke Blase entwich. Das war einfach entzückend, fanden wir. Unserem Schleierschwanzguppie muss die Schatzkiste ebenfalls zugesagt haben, wenn auch sein Blickwinkel auf ihre Zweckbestimmung ein anderer war als der unsrige.

Jedenfalls hat sich, um es kurz zu machen, unser Schleierschwanzguppie im Laufe des gestrigen Tages in diese Schatzkiste begeben, wie muss er verzweifelt gewesen sein, hat seinen Schleierschwanz so darin eingehakt und festgeklemmt, dass es für ihn kein Entkommen mehr gab und als wir ihn dann endlich fanden, war er schon abgestorben, sein Schwanz. Dem Rest des Fisches ging es auch schon sehr schlecht.

Natürlich befreiten wir ihn unverzüglich aus seiner misslichen Lage, aber unser Schleierschwanzguppie hatte da bereits keine Überlebenschance mehr. Ein Fisch kann ohne seinen Schwanz nicht überleben, das haben wir gestern gelernt.

Für uns stellt sich nun die quälende Frage: Wieso tat er das, wieso hat sich unser Schleierschwanzguppie das Leben genommen? Wir sind sehr verzweifelt, ob dieser quälenden Fragen, wir nehmen das nicht auf die leichte Schulter. Wenn sich ein Schleierschwanzguppie das Leben nimmt, so finden wir, muss den Gründen nachgegangen werden. Er hatte ein so fröhliches Naturell, und dann so was. Wir fragen uns, ob es ihm in unserem dekorativ eingerichteten Süßwasser-Aquarium nicht gefallen hat, womöglich weil er sich –als einziger Schleierschwanzguppie unter vielen anderen Süßwasserfischen- sehr einsam gefühlt hat. Oder er fühlte sich als Außenseiter, wer möchte das schon sein? Aber sich deswegen gleich umbringen?

Wir werden uns bemühen, dieser schwierigen Frage weiterhin auf den Grund gehen, das lassen wir uns nicht nehmen. Leider konnten wir unseren Schleierschwanzguppie selbst nicht mehr über seine Selbstmordmotive befragen, ihm ging es doch so elend, als wir ihn fanden.

Was wir mit ihm gemacht haben, dem nun toten Schleierschwanzguppie? Wir haben ihn in unserem Garten begraben, unter einem Apfelbaum in einem besonders lauschigen Eckchen. Er soll wirklich in Frieden ruhen, das ist uns sehr wichtig, deswegen dieses lauschige Eckchen unterm Apfelbaum. Gerade eben waren wir noch mal an der Grabstätte unseres traurigen Freundes, der sich das Leben auf so tragische Weise genommen hat, wir haben alle sehr geweint. Und dann haben wir ihm ein kleines Holzkreuz auf das Grab gesteckt, das hat er verdient, stimmten wir überein. So können wir auch die winzige Grabstätte schneller wieder-finden, wenn wir unseren verstorbenen Schleierschwanzguppie einmal besuchen wollen.

Als wir wieder ins Haus zurückkamen, hat das Telefon geklingelt, und ich bin rangegangen – obwohl ich eigentlich noch ganz in Tränen aufgelöst war. Mein Vater war am anderen Ende der Leitung und irgendwie habe ich sofort gemerkt, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Konnte er wirklich schon vom Selbstmord unseres Schleierschwanzguppies erfahren haben, fragte ich mich unwillkürlich. Nur durch einen Schleier der Trauer hindurch konnte ich entgegennehmen, was mein Vater mir zu berichten hatte: Meine Mutter, eine sehr fröhliche, sehr lebensbejahende Person, hat sich heute Nacht das Leben genommen, einfach so. Kein Mensch weiß, warum. Kein Mensch hat damit gerechnet. Man konnte sie auch nicht mehr über ihre Selbstmordmotive befragen, denn als man sie fand, war sie schon tot.

Als mein Vater mir mit trauriger Stimme die Nachricht am Telefon mitteilte, musste ich natürlich gleich an unseren Schleierschwanzguppie denken, draußen im lauschigen Eckchen – und da wusste ich, er würde nicht mehr lange alleine sein, dort unter dem Bäumchen...

(Tanya Simon)

 

Hallo zitrone,

Irgendwie fand ich die Geschichte ja doch ganz rührend *schnüff*, wenn Fische sterben, dann kennen die Tränen kein Halten mehr. Ich war fast schon geneigt mitzuweinen ;)

Na, aber Scherz beiseite: Während ich die Geschichte "seltsamerweise" unterhaltsam fand, hat sie einge Schwachstellen:

  • Süßwasseraquarien-Fischen -> Süßwasserfischen?
  • herum schwamm, herum geschwommen, wieder-finden -> Mut zur Zusammenschreibung
  • Wenn ich jetzt so zurückblicke -> symptomatisch: Füllwörter wie "jetzt" und "so"; auch: eigentlich, nun, sehr
  • Allerdings muss ich eingestehen, dass uns niemals der Gedanke gekommen wäre, dass der von ihm für seine Selbsttötung gewählte, dekorative Gegenstand jemals zu diesem Zwecke hätte dienen können, niemals. -> Was für ein Satz, geht das nicht einfacher?
  • Das war einfach entzückend, fanden wir. -> soso, "entzückend" also...
  • wir haben alle sehr geweint. -> spätestens ab hier kann man die Charaktere nicht mehr so ganz ernst nehmen

Außer diesen Punkten ist mir auch noch aufgefallen: Die Geschichte ist etwas langatmig und (bis auf das glanzvolle Ende) etwas spannungslos. Die Erzählweise ist zerstückelt. Quälend lange Sätze wechseln sich mit leicht albernen aber auch amüsanten ab. Das kann man als Ganzes sicher etwas straffen.
Das Ende hingegen lässt ein bisschen Sadismus blicken. Hätte ruhig schon eher kommen können (der Sadismus).
Dennoch, ich bleibe bei meinem Anfangswort. Ich fand es trotzdem amüsant. Wer will denn immer nur "logisch und durchdacht" ;)

Gruß,
HienTau

 

hallo zitrone und herzlich willkommen im Forum hier...

Deine Geschichte fängt gut an, ermüdet dann aber den Leser sehr schnell. Das liegt z.T. an den langen komplizierten Sätzen, aber maßgeblich an deinen ständigen Wortwiederholungen.
Lass dir mal in Word allein das Wort Schleierschwanzguppie markieren, du wirst sehen wie dicht gedrängt dieser Name den gesamten Text hindurch vorkommt.
Aber auch andere Wörter wiederholen sich stetig, nur ein Bsp sei herausgesucht:

sehr traurig muss er ja gewesen sein, das muss vermutet werden. Und dann, eines Tages muss ihm diese Idee gekommen sein
Das liest sich nicht schön. Mein Tipp: Beschäftige dich eingehender mit Synonymen!
Ansonsten ist das Thema sehr langatmig ausgewalzt und in seiner Beschreibung recht langweilig. Da muss mehr Spannung rein.
Die Analogie mit der Mutter kommt wenig schockierend, da alles in diesem saloppen Ton geschrieben ist, der kaum emotionale Tiefe zulässt. Allerdings ist dieser Ton nicht stark genug ausgeprägt, um den Text mit Humor lesen zu können.
Vielleicht solltest du dir im Vorfeld klar machen, welche Wirkung du mit deinem Text auslösen möchtest. In meinen Augen ist die Kg hin- und hergerissen.
Und so lässt du auch den Leser zurück, das ist unbefriedigend.

EIne Überarbeitung würde sich jedoch lohnen, denn die Grundidee finde ich gelungen...

viel Spaß noch im Forum
grüßlichst
weltentaucher

 

Hallo Hien Tau,
so jetzt habe ich lange genug in der Ecke gehockt und geschmollt, ich glaube, ich kann Dir Deine Kritik noch einmal verzeihen ...(Nein, keine Angst, das war bloß ein Scherz!)
Im Großen Ganzen hast Du mich ja auch überzeugt, ich weiß, dass diese Geschichte eher ein dilettantisches Anfangswerk ist.
Nur eine Sache: natürlich sind die Personen (und auch die Fische) dieser Geschichte in der Tat nicht ernst zu nehmen. Das Ganze sollte bloß eine kleine Skurrilität des Lebens darstellen, nichts weiter.
Aber mal ganz davon abgesehen: so ein bißchen ist diese Geschichte auch wirklich geschehen, unser Schleierschwanzguppie hatte sich nämlich tatsächlich in besagtem Schmuckkästchen verfangen, der Arme. Aber er hat es überlebt, und danach erst fing ich an zu spinnen. Naja.
Grüße: Zitrone

 

Hallo Weltentaucher,
auch Dir noch eine kleine Reaktion auf Deine konstruktive Kritik.
Jaaa, o.k., Du hast ja recht.
Ich hatte mir auch bereits vor dem Senden der Geschichte gewisse Worte markieren lassen, da dachte ich auch schon: Oooch, so rot...!
Danke, dass Du Dich so ausführlich mit meinem "Werk" auseinander gesetzt hast, ich werde Deinen Ratschlag beherzigen und mich an eine gründliche Überarbeitung machen. Ist ja auch ´ne gute Übung.
Viele Grüße
Zitrone

 

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