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Sex mit Möbeln

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16.01.2011
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Sex mit Möbeln

Der Typ in der Ecke war so betrunken das er seine Schuhe nicht mehr anbekam: Ein Leiden, das auch mir wohl bekannt war. Die schmierigen Fenster ließen nur den orangenen Schimmer der matschigen Straßenlaternen nach drinnen. Die schummrige Birne an der Schnur, die an der Decke baumelte machte auch nicht viel an stimmungsvoller Beleuchtung her; oder vielleicht gerade doch?
Immerhin musste man im Twilight, im schmutzigen Zwischenlicht meiner Bohemme Wohnung nicht den vollen Anblick der übriggeblieben Gestalten ertragen. Die echte Party fängt erst nach der falschen an. Die offizielle, die Party zu der man kommt und geht, war längst vorbei. Die besoffenen Übriggebliebenen, die bleiben, waren noch da. Die Party nach der Party.
Nach einem – wie ich fand – feldherrischen Blick, machte ich mein Glas zwischen den leeren Chipspackungen und Flaschen aus. Halbvoll. Gentlemanlike.
Ich prostete dem Pärchen (war ihr Freund nicht schon gegangen – und wenn, wer war er?) mit einer würdevollen Geste zu und ging ins Schlafzimmer. Das Schlafzimmer schaffte es sogar noch beschissener auszusehen als mein Wohn- Schrägstrich Essraum: Meine Freundin und zwei ihrer Freundinnen (Wie hiess noch gleich die dralle mit der zerlöcherten Jeans?) waren voller Hingabe damit beschäftigt sich gegenseitig Sambuca von den entblößten Bäuchen zu lecken. Mein Bett sah aus wie eine moderne Kunstaktion im Schlachthaus.
Rote, gelbe und sogar veilchenfarbende Flecken hatten meine einst blaue Bettwäsche in eine widerwärtige Hundertwasser Adaption verwandelt; Das passende Sammelsurium leerer, süßer Schnappsflaschen stand direkt neben dem Bett oder lag den letzten klebrigen Rest von sich gebend darauf. Die jauchzenden Frauen ignorierend wandte ich mich der einzigen allein verbliebenden Person im Raum zu: Der Typ hieß Jonas oder Jonathan oder so was. Er studierte irgendwas mit sozialem Flair, Sozialwissenschaften oder ähnlichen Bockmist mit dem hinterher sowieso niemand etwas anfängt außer unpassende Zitate aus pädagogischen Lehrbüchern einzuwerfen oder Taxifahrer zu werden. Oder noch schlimmer: Lehrer.
Jonas war nicht halb so betrunken wie ich. Er artikulierte sich wie eins von diesen stressgepeinigten Buchstabierwettbewerbskindern und war an sich ein furchtbar analfixierter Typ. Zum Kotzen.
Schlicht gesagt war es verflucht anstrengend dem Kerl zu folgen: „Ich mag diesen surrealen Flair, in der Tat. Wirklich nett. Trotzdem verstehe ich nicht warum du ein Plakat von Luis Amstrong und daneben eins von einer Anti-Drogen-Kampagne hast? Ich meine war der nicht drogenabhängig dieser Armstrong?“
„Hab mal About A Boy gelesen“, lallte ich. Der Satz sollte würdevoll klingen, kam aber so holprig über meine Lippen, dass ich mich selbst lächerlich fand - gerade durch den Kontrast zu diesem Penner und seiner gestochene Stakkatosprache.
„Was soll denn das heissen?“

„Ach egal...Was hast’n heute noch vor“ Klare Intention: Ich wollte den Kerl loswerden. Klappte aber nicht;
„Naja, ich glaube ich bleibe noch ein bisschen hier. Meine Freundin holt mich erst so gegen acht ab, bis dahin hab ich Zeit.“
Ich resignierte, was blieb sonst zu tun: Ich bin im Gegensatz zu den meisten anderen Betrunkenen noch unehrlicher, als wenn ich nüchtern bin. Also blieb ich höflich und hörte mir das verbohrte Geschwafel von dem Kerl an.
Nach einer gefühlten Stunde fand ich heraus, dass sein Vater Möbelpacker gewesen ist. Gewesen ist? Jup – der Typ ist von einem Tisch erschlagen worden.
„Papa stand unten im Erdgeschoss. Sein Kollege wollte diesen riesen Eichenholztisch von der ersten Etage abseilen. Das Seil ist gerissen. Der Tisch war wirklich schön. Mit Gravuren und so. Hatte sogar so kleine Schubladen mit Schlüssellöchern. Angeblich antik. Bismarckzeit.“
Ich bin zwar immer höflich, wenn ich betrunken bin, aber ein beschissener Heuchler:
„Das tut mir Leid. Jetzt ehrlich.“
„Na das ist schon O.K. Den Eichenholztisch haben die uns hinterher geschenkt.“
„Sorry, aber is das nicht nen bisschen makaber.. Ich meine weil der deinen Dad ja zerquetscht hat und so?“
„Nene. Du musst wissen als der Tisch auf meinen Papa gekracht ist, da ist ihm die Kante, also die vom Tisch genau in das Gesäß gekracht.“
„Hm“
„Meine Mama hat immer gesagt, mein Papa war ein komischer Kerl.. also so richtig komisch... da denkst du, du kennst einen und dann findest du hinterher heraus, das mein Vater, also Papa sich immer Sachen in den Hintern geschoben hat. Also Schraubenzieher und so etwas.“
„Hmm“
Mir selbst nachzuschenken schien mir eine gute Idee, immerhin war’s nicht mehr so langweilig mit dem Kerl. Aber so richtig gut irgendwie auch nicht.
„Und wie seid ihr drauf gekommen, dass dein Dad sich gerne Sachen hintenreinsteckt... ich meine habt ihr irgendwie Beweise oder so gefunden?“
„Neee, das war so: Der Kollege von meinem Papa, also der, der den Tisch hat fallen lassen. Der hat gesagt, als mein Papa seine letzten Atemzüge getan hat, da hat er glücklich ausgesehen, verstehst du? So mit dem Tisch im Rektum... Mein Papa hat nie so richtig glücklich ausgesehen, aber im letzten Augenblick, kurz bevor er... hinübergeglitten ist... da hatter gelächelt..“
„Mit nem Tisch im Arsch..?“
„Ja, mit einem Tisch im Arsch, aber glücklich!“
„Verstehe..“
„Sag mal, dein Schreibtisch ist ja echt ein Prachtstück...“

 
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Hallo Jasper,

Dein Text begeistert mich nicht. Die Erzaehlstimme, so eine ueberhebliche Icherzaehler-Nulpe, ist doch echt ziemlich abgegriffen. Da muesste mal was Neues her. Er ist ja noch nicht mal auf besonders originelle Weise arrogant, dieser Erzaehler. Was er da ueber Sozialarbeiter herzuziehen hat :dozey:, hat man schon tausendfach gehoert.
Auch das Saufsetting ist nicht das innovativste - da geschieht weder irgendwas Erwaehneswertes, noch wird die Trivialitaet durch einen ungewoehlichen Blickwinkel oder aufregende Beschreibung getarnt. Ich frage mich auch, wie das Saufsetting und der Kern, bzw. das Kernchen der Geschichte, eben diese Arschanekdote zusammenpassen. Das scheint mir alles uebermaessig beliebig. Wenn sein Zahnarzt ihm das erzaehlt haette, waehrend Ich da mit offenem Mund nur "hmmm hmmm" kommentieren kann, waere es zwar genauso beliebig, aber wenigstens etwas interessanter geworden. Und die Anekdote ist eben so ein verklemmter Pipi-Kacka-Ficken-Humor. Nicht so meins. Ausserdem: Tischkante im Arsch? Das scheint mir auch n bisschen seltsam. Wenns nun wenigstens das Tischbein gewesen waere - das erschiene mir zumindest etwas passender, wenn auch nicht unbedingt lustiger.
Stilistisch, hmja, da wird schon manchmal sehr angestrengt um Witz gerungen:

Er artikulierte sich wie eins von diesen stressgepeinigten Buchstabierwettbewerbskindern und war an sich ein furchtbar analfixierter Typ.
Es sind auch noch einige Fehler drinne, fehlende Kommata oder auch sowas:
Der Typ in der Ecke war so betrunken das er seine Schuhe nicht mehr anbekam
, dass
Manches koennte ausgekaemmt werden, z.B.:
Die besoffenen Übriggebliebenen, die bleiben, waren noch da.
Ja, waehrend die Partyverlasser, die gehen, schon weg waren. :dozey:

Tut mir leid, dass ich Dir zu Deinem Einstand nichts Positiveres sagen kann, aber ich denke, das ist alles noch ausbaufaehig. Nicht diese spezielle Geschichte, die ist einfach ein bisschen mager, schon von der Grundanlage her, aber man merkt zumindest, dass Du Dich bemuehst, am Anfang Atmosphaere zu erzeugen und Dich insgesamt abwechslungsreich auszudruecken. Wenn Du den Stil noch ein bisschen buegelst, Dir einen interessanteren Prot und einen erzaehlenswerten Plot ausdenkst, koennte es was werden.

lg,
fiz

 

Hallo Jasper

Der Inhalt wird dem ungewöhnliche Titel in keiner Weise gerecht, da am Schluss eine fadenscheinige Deutung folgt. Tatsächlich gibt es Menschen, die gefühlsmässig eine Liebesbeziehungen zu ‚unbelebten Objekten‘ hegen, doch davon ist deine skurrile Geschichte weit entfernt. Im Stil nahm ich sie etwas schludrig wahr, doch ist dies vielleicht Absicht.

Noch einige auffällige Stolpersteine, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

… im schmutzigen Zwischenlicht meiner Bohemme Wohnung
Korrekt lautet es Bohème oder verdeutscht Boheme.

Die echte Party fängt erst nach der falschen an. Die offizielle, die Party zu der man kommt und geht, war längst vorbei. Die besoffenen Übriggebliebenen, die bleiben, waren noch da. Die Party nach der Party.
Dies liest sich sehr unvorteilhaft. In vier Sätzen dreimal die Aussage, dass es die eigentliche Party nach der offiziellen gibt. Auch dass die Übriggebliebenen, bleiben, ist so eine dahingeworfene Floskel.

Wenig glaubwürdig wirkt mir ein ‚Gentlemanlike‘ in einem ‚schmutzigen‘ Bohème Milieu?

„Ach egal...Was hast’n heute noch vor“ Klare Intention: Ich wollte den Kerl loswerden.
Ach egal LEERSCHLAG … Wah hast’n heute noch vor PUNKT

„Sorry, aber is das nicht nen bisschen makaber..
Auch wenn es nicht makaber ist, ein Punkt reicht. Auch an andern Stellen noch doppelter Punkt und fehlende Komma.

Thematisch könnte es schon was hergeben, aber du müsstest es seriös aufarbeiten und darstellen.

Gruss

Anakreon

 

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