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01.11.2018
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Solche Schmerzen hatte ich nicht erwartet.
"Knie-OPs sind bei uns Routine. Nach ein paar Tagen fühlen Sie sich wieder fit, nach wenigen Wochen können Sie wieder laufen und Auto fahren. Die Schmerzen sind gut erträglich."
Ich kann seine Stimme noch hören. Gut erträglich? Von wegen. Mein Knie brennt, als hätte jemand den Knochen von innen mit einem Meißel bearbeitet und ausgehöhlt. Das Bein liegt schwer und unbeweglich in der Schiene. Ohne Krücken geht gar nichts.

Immerhin sind die Kinder in der Schule und Alex bei der Arbeit. So kann ich den Vormittag in Selbstmitleid verbringen. Ich versuche zu lesen, aber die Schmerzen lassen keine Konzentration zu. Frustriert starre ich das zugeklappte Buch an. Ich hatte mir vorgenommen, während der Genesung endlich zu lesen. Endlich Zeit, aber der Körper macht mir einen Strich durch die Rechnung.

Ein Blick aufs Handy. 09:05 Uhr. Noch über vier Stunden bis die Kinder zurückkommen.
Langsam richte ich mich auf und lasse mein Bein vorsichtig mit beiden Händen auf den Boden gleiten. Jeder Millimeter zieht sich. Mit Mühe und Krücken stemme ich mich hoch. Ein Kaffee könnte helfen.
In der Küche stecke ich eine Kapsel ein. Der Duft des frisch gebrühten Kaffees ist wie eine Umarmung. Doch ich muss feststellen: Mit zwei Krücken und einer heißen Tasse komme ich nicht weit. Dann eben Kaffeepause in der Küche.

Draußen bewegt sich die Hecke unruhig im Wind. Die Blätter rascheln. Es wird dunkler.

"Da zieht was auf."

Ich trinke den letzten Schluck und humple zurück ins Wohnzimmer, wo ich mich erschöpft aufs Sofa fallen lasse. Lesen klappt nicht, also Fernsehen. Berieselung. Ich stelle mir vorsichtshalber einen Wecker, falls ich einschlafe. Ich will wach sein, wenn die Kinder heimkommen.
Gerade, als ich eine Serie gefunden habe, flackert das Bild – dann: Schwarz. Auch der Router ist tot. Stromausfall. "So ein Mist."

Der Sicherungskasten ist im Keller. Keine Chance mit dem Bein. Ich greife zum Handy – kein Empfang, keine Verbindung. Nicht einmal ein Anruf funktioniert. Mein Magen zieht sich zusammen. Ich schaue auf meine Schiene. Ein ungutes Gefühl macht sich breit. Die Busse werden schon fahren. Bis die Kinder kommen, ist der Strom sicher wieder da.
Ich versuche zu lesen. Zwei Sätze, dann fällt mir das alte Kurbelradio ein. Es liegt bei den Spielen im Wohnzimmerschrank. Ich kämpfe mich mit den Krücken dorthin, finde das Radio und beginne zu kurbeln. Nichts als Rauschen. Ich drehe den Senderknopf. Wieder nichts.
Mein Herz pocht zu schnell. Ich spüre mein Knie kaum noch. Ich versuche es erneut – wieder nur Rauschen. Ich knalle das Radio auf den Tisch. "Ruhig bleiben. Denk nach. Vielleicht ist der Akku entladen?“

Meine Gedanken springen zu Rosa, der Rentnerin von gegenüber. Sie müsste zuhause sein. Ich humple auf die Terrasse, schlüpfe in die Badeschlappen, quäle mich über die Straße.
Ich klingle. Mir wird bewusst: Ich war noch nie bei ihr. Aber wir sprechen gelegentlich auf der Straße miteinander – wenn wir uns zufällig sehen. Dann schimpfen wir oft über das Wetter. Der Strom ist weg – natürlich! Dann funktioniert auch die Klingel nicht.
Ich ärgere mich über meine eigene Dummheit und klopfe. Schritte. Dann öffnet Rosa die Tür. Sie wirkt freundlich, fast erleichtert.
"Stromausfall", sage ich lächelnd. "Ja", nickt sie. "Ich wollte nur kurz fragen – hast du vielleicht ein Radio?"
Sie nickt wieder. „Komm, setz dich ins Esszimmer“, sagt sie und zeigt geradeaus. „Kaffee?“ Auf der Anrichte steht bereits eine Kanne dampfender Kaffee. Ich nicke und Rosa schenkt mir eine Tasse ein. Sie verschwindet im Flur und ich nippe vorsichtig an der heißen Flüssigkeit.

Als sie zurückkommt, wirkt sie verändert. Ihr Blick ist ernst. "Kein Sender", sagt sie.
"Darf ich mal?" Sie reicht mir das Gerät. Ich probiere alle Frequenzen – Rauschen.
"Die Batterien sind neu?", frage ich. "Gerade eben gewechselt." Sie zeigt mir die alten Batterien in der Hand.
Rosa bleibt ruhig. Ich will sie nicht verunsichern, also bedanke ich mich und humple zurück. 11:15 Uhr. Immerhin zeigt das Handy noch die Uhrzeit.
"Für etwas musst du ja gut sein."

Da klopft jemand energisch an die Haustür. Ich schaue durch den Spion. Es ist Rosa. Sie sieht bleich aus. Auf der Schürze ein dunkler Fleck.
"Ich habe mich erschreckt", sagt sie, "da hab ich Kaffee verschüttet."
"Was ist los?", frage ich. "Ich habe doch noch etwas reingekriegt. Ganz kurz. Ein Sprecher sagte", sie stockt. Dann flüstert sie: "Sie kommen. Versteckt euch."
Mir wird schwindlig. Ich ziehe Rosa ins Haus, verliere fast das Gleichgewicht.
"Tief atmen." Ich fokussiere meine Kraft in einem Atemzug. "Rosa. Ich brauche dich. Ich kann nicht Auto fahren – aber ich muss zu meinen Kindern." Ich hoffe, dass sie sich darauf einlässt.
Sie starrt mich an, dann nickt sie. Zusammen humpeln und hasten wir zu ihrem Auto. Ich lasse mich auf die Rückbank fallen, mein Bein zittert. Rosa startet den Motor.

Die Straße ist leer. Die Allee wirkt anders heute – die Bäume scheinen sich zu neigen, die Straße scheint schmaler. Ich bin schweißgebadet. Mein Brustkorb ist eng, als würde etwas zudrücken. Rosa sagt kein Wort. Das Autoradio ist tot. Rauschen.
Dann – etwas huscht über die Straße. Zehn Meter vor uns. Viel zu schnell. "Was war das?", frage ich.
Rosa antwortet nicht. Ihre Finger umklammern das Lenkrad so fest, dass die Knöchel weiß hervortreten. Ich drehe mich zur Seite, blicke aus dem Fenster, aber da ist nichts mehr. Nur die Bäume, die sich im Wind wiegen. "Ein Tier vielleicht", murmele ich. Doch ich glaube es selbst nicht. Es war zu schnell. Und zu groß. Kein Reh. Kein Hund. Etwas anderes.
"Ich fahr schneller", sagt Rosa leise, ohne mich anzusehen.
Der alte Mercedes schaukelt leicht, als sie beschleunigt. Die Reifen surren über den feuchten Asphalt. Dann erscheint ein weiterer Schatten, weiter vorne, mitten auf der Straße.

Rosa tritt auf die Bremse. Der Wagen kommt mit quietschenden Reifen zum Stehen. Ich kralle mich an die Rückbank. Mein Bein pocht. Jetzt sehen wir es beide.
Es steht reglos da. Nicht wirklich aufrecht. Wie ein Wesen, das sich nicht entscheiden kann, ob es laufen oder kriechen will. Seine Gliedmaßen wirken falsch. Zu lang. Zu viele. Gelenke an Stellen, wo keine sein sollten.
Ich kann es nicht erkennen. Es scheint den Regen zu trinken, den Kopf leicht nach oben gewandt. Kein Gesicht, nur glatte, feuchte Haut.
Dann wendet es sich uns zu. "Rosa", flüstere ich. Sie fährt rückwärts. Langsam. Das Wesen neigt den Kopf. Ein Ruck. Als hätte es uns endlich wahrgenommen. "Fahr!", schreie ich.

Sie legt den Gang ein, gibt Gas. Der Wagen beschleunigt. Ich drehe mich um, sehe das Ding auf allen Vieren über den Asphalt hetzen – schnell, viel zu schnell. Seine Glieder schlagen im Takt gegen den Boden wie Holz auf Stein. "Es verfolgt uns!" Rosa flucht leise. Ich sehe eine Abzweigung. Ich weiß, so können wir auch zur Schule fahren. Noch ein Kilometer. Vielleicht weniger.
Doch das Ding ist plötzlich weg. "Wo?" Ein Krallengeräusch direkt neben mir. Ich reiße den Kopf zur Seite. Es klettert außen am Auto. "Rosa!", schreie ich. "Fenster!" Sie versteht sofort, drückt den Schalter. Die Fenster heben sich quietschend. Das Wesen kratzt über die Scheibe, seine Klauen pressen sich gegen das Glas. Ich sehe sie: lang, fleischlos, grau, gespreizt wie Insektenbeine. Dann ist da ein Geräusch.
Ein Kreischen. Metallisch, bohrend. Das Ding schreit. Oder ruft. Und es springt ab. Verschwindet zwischen den Bäumen.

Stille.

Nur der Regen, der auf die Windschutzscheibe prasselt. Und unser Atem. "Was zum Teufel war das?" Rosa schüttelt stumm den Kopf. Vor uns liegt das Schulgebäude. Gleich bin ich bei Anne und Tom. Gemeinsam würden wir diesem Wahnsinn entkommen. „Rosa“, sage ich, „du bleibst im Auto. Ich bin sofort wieder mit den Kindern da. Am besten lässt du den Motor laufen.“
Dass ihr alter Mercedes jetzt noch abstirbt, fehlte gerade noch. Ich hieve mich mühsam aus dem Auto. Langsam habe ich den Dreh raus. Trotz der Schmerzen humple ich rekordverdächtig auf das Gebäude zu. Die Tür steht offen.

Mein Atem geht flach. Ich bin zu spät.
Mit den Krücken kämpfe ich mich über die Eingangsstufen. Ich muss ins Schulgebäude. Ich muss mich selbst überzeugen. Vielleicht konnten sie sich verstecken.

Plötzlich rutsche ich fast aus – eine breite, glänzende Spur auf dem Boden. Blut. Frisch.
Ich kann mich gerade noch halten. Links und rechts hängen zerfetzte Kinderbilder an den Wänden, bunte Fingerfarben und fröhliche Gesichter – zerrissen, beschmiert. Schränke liegen auf dem Boden. Ich humple weiter. Raum 23 – Annes Klasse.
Die Tür steht offen. Im Klassenzimmer liegt alles durcheinander. Die Stühle und Tische liegen umgekippt auf dem braunen Linoleum Boden.
Ein beißender Geruch schlägt mir entgegen – wie Kanalisation, wie etwas Verfaultes.
Ich würge. Der Gestank umhüllt mich wie nasser Rauch. Keine Anne. Keine Kinder.
Das Lehrerpult steht seltsam unversehrt in der Mitte des Chaos. Ich beuge mich mit schmerzverzerrtem Gesicht hinunter, sehe darunter: Nichts. Leer.
Ich keuche. Weiter. Toms Klassenzimmer.
Vor der Tür eine große, dunkle Lache. Ich rutsche erneut fast aus, kann mich gerade noch abfangen. Die Verwüstung ist dieselbe. Der Gestank – etwas schwächer, aber immer noch allgegenwärtig.
Keine Kinder. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Der Schmerz im Knie ist längst ein einziger, pochender, heißer Knoten. Plötzlich wird die Luft schwer. Der Gestank verändert sich. Wird schärfer, fauliger. Ich spüre es, bevor ich es sehe. Eine Bewegung am Rand meines Blickfelds. Langsam, schleifend, zuckend. Eines dieser Wesen.
Es kriecht langsam über den Flur. Die Haut glänzt wie geölt. Hat es mich gesehen?

Ich wage einen Blick um die Ecke. Nein. Es bewegt sich weiter weg vom Ausgang. Jetzt. Meine Chance. Ich humple los, so schnell ich kann, Herzrasen, nasser Schweiß auf der Stirn. Dann passiert es. Die Blutspur an der Eingangstür – ich habe sie vergessen.
Mein Fuß gleitet mit der Krücke weg. Ich stürze nach vorne, lande hart auf dem Bauch.
Der Schmerz ist wie eine Explosion. Mir wird schwarz vor Augen. Ich beiße mir auf die Lippe, schmecke Blut. Mein Bein schreit. Die Krücken liegen ein Stück entfernt.
Ich ziehe mich mit den Unterarmen über den glitschigen Boden. Der Schmerz in meinem Bein ist wie ein Messer, das bei jeder Bewegung tiefer schneidet. Dann – endlich – bekomme ich eine Krücke zu fassen. Mit ihr angle ich nach der zweiten, ziehe sie zu mir. Meine Hände zittern.

Ein Blick über die Schulter. Unglaublich! Das Wesen hat mich nicht bemerkt.
Ich presse die Zähne zusammen, stemme mich mit Krücken und dem gesunden Bein mühsam nach oben. Der kalte Schweiß läuft mir den Rücken hinunter. Noch ein Blick zurück: Nichts zu sehen. Ich atme zitternd aus. Ein Schritt. Dann noch einer. Der Ausgang. Fast geschafft.
Plötzlich ein lautes Hupen. Ich ziehe scharf die Luft ein. Nein. Rosa. Nicht jetzt.

Ich humple, so schnell ich kann, auf das Auto zu. Dann sehe ich es. Das Ding. Es hat den Kopf gehoben. Es hat mich bemerkt. Und draußen sind mindestens fünf weitere. Sie nähern sich dem Auto. Ihre Bewegungen sind ruckartig und schnell. Sie schleichen nicht. Sie kommen.
Dann reißt Rosa die Fahrertür auf, springt heraus und rennt mir entgegen. „Komm, Mädchen!“
Ihre Stimme ist fest. Ihre Beine tragen sie mit einer Kraft, die ich ihr nie zugetraut hätte.
Sie packt mich unter dem Arm, stützt mich. Gemeinsam fliehen wir zum Wagen.

Mit einem Ruck öffnet sie die hintere Tür, schiebt mich hinein. Ich ziehe das geschiente Bein im letzten Moment ins Auto, bevor Rosa die Tür mit voller Wucht zuschlägt. Vorne springt sie auf den Fahrersitz, dreht den Schlüssel und der Motor heult auf. Die Reifen quietschen, als sie wendet.
Ich sehe sie im Rückspiegel. Die Monster. Sie rennen. Sie verfolgen uns.
Ihre Körper winden sich, krallen sich über den Asphalt, schneller, als ich es für möglich hielt.
Rosa tritt aufs Gas. Wir rasen Richtung Stadt. Rosa schweigt, ihre Hände klammern sich ans Lenkrad. Ich sitze auf dem Rücksitz, halte mich an dem Haltegriff fest, während mein Bein bei jeder Bodenwelle aufschreit.
„Wie viele waren das?“, frage ich mit rauer Stimme. „Zu viele“, sagt Rosa leise. „Und zu schnell.“

Wir erreichen die Stadt. Ein Ort, der mir sonst vertraut war – doch jetzt wirkt er fremd. Fenster stehen offen, als wären die Bewohner in Panik geflohen. Autos stehen kreuz und quer auf der Straße, Türen geöffnet, vereinzelt Kleidung, Taschen, sogar ein Kinderschuh mitten auf dem Asphalt. Rosa fährt Slalom um liegengebliebene Fahrzeuge. „Hier ist niemand“, flüstere ich.

Ein verlassener Supermarkt, die Scheiben zerschlagen. Eine Ampel blinkt orange, sonst ist alles tot. Kein Strom, keine Menschen, kein Geräusch außer unserem Motor.

Dann entdecken wir Bewegung. Einige Menschen haben sich in einem Café verbarrikadiert. Fenster wurden von innen notdürftig mit Tischen und Stühlen versperrt. Als Rosa vor dem Eingang hält, kommen zwei Männer mit Knüppeln und Eisenstangen heraus.

„Schnell rein, bevor ihr die Viecher anzieht“, sagt einer. Rosa hilft mir beim Aussteigen. Ich zögere kurz. Dann humple ich in das dunkle Innere des Cafés. Drinnen sitzen vielleicht zwanzig Menschen, unter ihnen Kinder, eine schwangere Frau, ein alter Mann. Alle wirken erschöpft, ausgehöhlt.
Eine Frau mittleren Alters mit kurzgeschnittenem Haar bringt uns Wasser.
„Die haben die Schule evakuiert“, sagt sie plötzlich. „Mit Bussen. Zwei, drei Stunden bevor es losging.“
Mein Herz setzt aus. „Was? Die Kinder?“
„Ja. Ich hab’s gesehen. Militärbusse, voll mit Schulkindern. Sie sind Richtung Norden gefahren.“
„Die Militärbasis“, sage ich.
Ich sinke auf einen wackeligen Stuhl. Mein Bein pocht dumpf, wie von innen heraus geschlagen, aber das rückt in den Hintergrund. Anne. Tom. Ich spüre zum ersten Mal seit Stunden so etwas wie Hoffnung.

Die Frau mit den kurzen Haaren mustert mich. Ihre Stimme wird sanfter. „Wir haben uns noch gewundert“, sagt sie. „Zwei Busse mit Blaulicht, früh am Morgen. Keine Sirenen. Viel zu schnell.“
Ein älterer Mann in einem karierten Holzfällerhemd steht abrupt auf. Der Stoff spannt sich über seinen Bauch, die Knöpfe drohen abzuplatzen.
„Die Arschlöcher wussten es früher!“, brüllt er, spuckt fast dabei. „Uns hat aber keiner gewarnt!“ Sein Gesicht ist hochrot. Über der Nase hat sich eine tiefe, zornige Furche gegraben. Seine Hände zittern. „Wie lange haben die das schon gewusst, hm? Warum haben sie nur die Kinder evakuiert? Was ist mit dem Rest von uns?“

Niemand antwortet. Ein leises Murmeln geht durch den Raum.

Rosa sitzt regungslos neben mir, die Hände gefaltet. Ihr Blick haftet an einem Punkt am Boden. „Vielleicht wollten sie wenigstens die Kinder retten“, sagt jemand zaghaft.
Die Stille, die darauf folgt, ist unangenehm schwer.
Ich ziehe vorsichtig die Krücken etwas näher an mich heran.
Draußen jault der Wind zwischen den Häuserzeilen.

Ich greife nach Rosas Hand. Sie schaut mich nervös an. Der Mann mit dem Holzfällerhemd meldet sich wieder zu Wort: "Diese verdammten Wichser! Scheiß Regierung!" Er schlägt mit der Faust auf einen der Tische. Rosa und ich zucken zusammen. Dann tritt er mit dem Fuß gegen den Regenschirmständer, der daraufhin mit einem metallenen Scheppern zu Boden fällt.

Ein dünner junger Mann, mit einem grauen Anzug und glänzenden Schuhen steht auf und legt die Hand auf die Schulter des Alten. "Wir müssen jetzt Ruhe bewahren. Das bringt uns jetzt nicht weiter". Der Alte packt ihn am Kragen: "Was willst Du geschniegelter Schnösel? Ha?"
"Bitte, ich", stottert der Mann im Anzug.
Im Café ist es still. Der Alte holt aus und setzt zum Schlag an. Ich halte die Luft an und will halt rufen, fühle mich aber wie gelähmt.
Ich sehe, wie die Faust des Alten den Jungen mitten auf die Nase trifft. Es knackt laut und Blut schießt aus seiner Nase. Dunkles Blut breitet sich auf seinem Anzug aus. Blutkleckse verteilen sich auf den glänzenden Schuhen. Der junge Mann taumelt zurück und rutscht an der Wand auf den Boden. Er hält sich die Nase und stöhnt laut. Mehrere Menschen stehen auf.
Zwei Frauen bewegen sich auf den jungen Mann zu, eine davon mit mehreren Servietten in der Hand. Zwischen dem Alten und drei anderen Männern kommt es zu einem Gerangel. Tische, Stühle und Geschirr fliegen durch die Luft.
Der Lärm. Es kracht und scheppert. Einige versuchen sich zwischen die Kämpfenden zu drängen und zu vermitteln, doch entweder werden sie weggestoßen, oder sie ernten selbst einen Schlag.

Plötzlich durchschneidet ein markerschütterndes Geschrei die Kampfgeräusche. Alle halten inne. Auf der Straße rennt eine Gruppe von Menschen. Dicht gefolgt von den Wesen. Eine Frau liegt bäuchlings auf dem Boden.
Ein Monster stemmt ein Bein auf sie und reißt ihren Rücken mit seinen Krallen auf. Blut spritzt nach oben. Ich drücke die Hände auf meinen Mund und unterdrücke einen Schrei.
Ich erkenne die Frau. Es ist Betsy. Betsy von der Post. Ich hoffe, dass die Monster uns nicht bemerkt haben.
Rosa hält meine Hand ganz fest. Ihre Hand ist blutleer und weiß. Ich höre ein Geräusch. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie eine Glasflasche auf den Rand der Theke zu rollt. Ganz langsam.
Ich halte die Luft an. Die Kellnerin versucht noch nach der Flasche zu greifen. Doch es ist zu spät. Die Flasche rollt auf den Boden und zerspringt mit einem lauten Klirren.

Ein unnatürlicher Schrei von draußen. Ohrenbetäubend laut, animalisch und doch wieder nicht. Rosa springt auf, packt mich unter dem Arm und zieht mich hinter die Theke in Richtung Küche. "Es gibt einen Hinterausgang". Ich blicke kurz zurück und sehe wie sich die Wesen auf das Café zubewegen. Einige folgen uns.

Wir humpeln und rennen durch eine schmale Küche. Wir streifen herabhängende Töpfe. Hinter uns Geschrei. Rosa stößt die Türe wie von Sinnen auf und wir rennen durch eine enge Gasse. Ich blicke kurz zurück. Männer und Frauen rennen in Panik in alle Richtungen.

Zwischen den Hauswänden hallen unsere Schritte wider. Meine Krücken klappern auf dem Pflaster, jeder Hieb durchzuckt mein Bein. Ich keuche.
Hinter uns das Echo der Schreie.
Rosa stützt mich, zerrt mich weiter, schneller, als ich es je alleine schaffen würde. „Gleich da“, flüstert sie. „Wohin?“, frage ich, mit aufgerissenen Augen.

„Da vorne ist ein altes Lagerhaus“. Wir biegen um eine Ecke. Die Gasse mündet auf eine schmale Straße. Kein Auto, kein Mensch. Nur ein Einkaufswagen, ein leerer Kinderwagen, der auf der Seite liegt. Rosa zerrt mich weiter. Meine Lunge brennt. Ich will schreien, aber ich weiß: Jeder Laut könnte uns verraten. Dann: Ein Tor. Rostig. Verbeult. „Da!“, zischt Rosa.

Mit einem Ruck öffnet sie es, die Angeln quietschen erbärmlich laut. Ich zucke zusammen. Wir schlüpfen hindurch. Ein ehemaliges Lagerhaus, halb verfallen. Alte Holzkisten, eine verlassene Sackkarre, leere Jutesäcke und Säcke mit Mehl oder Sand. Rosa schließt das Tor und verriegelt es notdürftig mit einem Riegel aus Eisen. Dunkelheit. Nur das Licht durch ein paar hohe, staubige Fenster.
Ich sacke auf den Boden, mein Bein zuckt unter mir, der Schmerz pulsiert wie ein Herzschlag.
„Glaubst du sie haben das Café erreicht?“ frage ich.
Rosa antwortet nicht sofort. Dann sagt sie leise: „Ich glaube ja.“

Ich schließe die Augen. Ich sehe Betsys Gesicht vor mir. Ihr freundliches Lächeln. Dann sehe ich, wie sie bestialisch aufgerissen wird. Ich schlucke. „Was sind das für Dinger, Rosa?“
Sie setzt sich neben mich. Ihr Atem geht schwer. „Ich weiß es nicht“, sagt sie.
Dann hören wir es. Ein Kratzen. Hoch oben. Eines dieser Wesen ist aufs Dach geklettert und macht sich am Wellblech zu schaffen.

Rosa legt den Zeigfinger auf den Mund. Ich halte den Atem an. Da ist er wieder: Dieser Gestank. Der Gestank nach Fäulnis, Exkrementen und Tod. Wieder stellen sich meine Nackenhäärchen auf. Rosa sucht Blickkontakt. Ich schüttle meinen Kopf. Ich weiß, dass ich meine letzten Kraftreserven verbraucht habe. Der Schmerz erfüllt meinen ganzen Körper.

Rosa streicht mir über mein verschwitztes Haar und küsst mich auf die Stirn. Sie zieht mich unter einen Arbeitstisch und wirft schnell ein paar leere Jutesäcke über mich.

Ich greife nach ihrem Handgelenk. Ich habe Angst, dass sie mich verlässt. Sie flüstert: "Alles gut mein Liebes. Ich locke es weg. Alles wird wieder gut". Ich will rufen: Nein. Doch da rutscht ihr Handgelenk bereits aus meiner Hand. Kraftlos falle ich nach hinten auf den kalten Boden. Ich höre Sie rufen: "Hier. Komm schon Du Mistding!" Sie klopft mit einer Stange auf Metall. Dann höre ich nur noch wie die Türe ins Schloss fällt. Da wird es mir schwarz vor Augen und ich verliere das Bewusstsein.

Als ich wieder zu mir komme, ist der Gestank weg. Ich schiebe die schweren Jutesäcke von Kopf und Körper und atme tief ein. Ich lebe. Doch wie geht es Rosa? Hat sie es geschafft? Wie geht es meinen Kindern? In Gedanken sehe ich meine Kinder. Sie stehen in der Türe. Wir verabschieden uns. Nur ganz kurz. Schließlich dachten wir, dass wir uns nach der Schule wiedersehen. Ihr Lächeln - unbekümmert. Ich schluchze. Tränen strömen mir heiß über die Wangen. Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, sie jemals wiederzusehen.
Und wie geht es Alex? Hatte Alex mehr Glück als ich? Vielleicht ist er auch zur Schule gefahren? Oder nach Hause zu uns? Bestimmt ist es so! Wahrscheinlich haben wir uns sogar verfehlt.
Eine tiefe Verzweiflung macht sich in mir breit. Ich ziehe meine Krücken zu mir und stemme mich mit aller Kraft nach oben. Mit einem tiefen Atemzug versuche ich meine letzte Kraft zu sammeln. Vorsichtig öffne ich die Türe.
Ich linse durch den Spalt, bevor ich die Türe ganz öffne. Nichts zu sehen. Ich bewege mich aus dem Gelände hinaus und humple die Gasse wieder zurück. Da ist der Hintereingang des Cafés. Es ist absolut still. Nichts zu sehen. Es wird langsam dunkel.

Da höre ich einen Motor. Ich humple auf das Motorengeräusch zu. Ich muss das Fahrzeug erreichen! Der Jeep fährt geradewegs an mir vorbei. Ich winke wild mit einer Krücke hinterher und hoffe, dass der Fahrer mich noch sieht. Das Auto wird langsamer. Der Fahrer muss mich gesehen haben, denn er wendet.
Im Auto sitzen mindestens drei Personen. Ich glaube es nicht! "Alex." Ich humple taumelnd auf den Jeep zu. Tränen und Schweiß brennen in meinen Augen. Ich will schreien, doch nur ein heiseres Krächzen kommt über meine Lippen.

Die Beifahrertür wird aufgerissen. Alex springt heraus. „Oh mein Gott. Du… du lebst!“
Ich sinke fast in seine Arme, mein Körper ist weich wie Gummi. Er hält mich fest, stützt mich, hebt mich fast hoch. Seine Hände zittern. „Ich dachte, ich habe dich verloren“, flüstert er und drückt mich an sich. Ich will ihm antworten, aber es kommt nur ein Schluchzen. Ich vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter.
„Die Kinder“, flüstere ich. "Sie wurden abgeholt".

Alex nickt. „Die Busse. Ich habe es gehört. Ein Ruck geht durch mich. Ein Gefühl aus Hoffnung, Schmerz und Überforderung. Ich ziehe mich aus seiner Umarmung, sehe ihn an. „Wir müssen ihnen folgen“, sage ich mit fester Stimme.
Alex nickt sofort. „Wir finden sie.“

Die anderen im Auto steigen aus. Zwei Männer, eine Frau – alle sehen erschöpft aus. Einer von ihnen öffnet die hintere Tür und hilft mir hinein.
Alex setzt sich ans Steuer. Ich sehe zurück. Der Gasseneingang. Das Café. Keine Lebenszeichen. Keine Spur von Rosa. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. „Sie hat mich gerettet“, sage ich leise zu mir selbst.

Alex sieht mich kurz an und startet den Motor. Der Jeep setzt sich ruckelnd in Bewegung.
Die Straße nach Norden ist unheimlich still. Der Himmel über uns schwärzt sich langsam. Der Jeep fährt vorbei an liegengebliebenen Autos, ausgebrannten Häusern, zerschmetterten Straßenschildern.

Stillstand und Flucht. Mehr ist von der Welt nicht übrig. Hinter uns schließen sich weitere Fahrzeuge an. Ein Wohnmobil mit eingeschlagener Seitenscheibe. Ein alter Transporter, an der Fensterscheibe ein blutiger Handabdruck. Noch ein Jeep, der aus einer Nebenstraße schwenkt. Menschen, gezeichnet, aber entschlossen. Alle haben das gleiche Ziel.

Wir werden langsamer, als sich vor uns der Stacheldrahtzaun der Militärbasis aus dem Abendnebel hebt. Flutlichtkegel schneiden durch die Dunkelheit. Bewaffnete Soldaten in voller Montur stellen sich uns in den Weg. Gewehre erhoben.
Einen Moment lang denke ich, sie lassen uns nicht durch. Dann hebt einer von ihnen die Hand. Er ruft einem anderen etwas zu. Die Schranke hebt sich.
Wir fahren auf das Gelände. Es ist stiller, als es sein sollte. Kein Schrei, kein Befehl, kein Rufen. Nur das Surren elektrischer Lampen. Plötzlich werden die Soldaten unruhig. Ein durchdringendes Brüllen. Nicht menschlich. Die Monster kommen.
Wie aus dem Nichts, aus dem dunklen Feld hinter dem Zaun. Fünf, zehn, mehr – rennend, mit Krallen und aufgerissenen Mäulern.

Schüsse. Panik.

„RAUS! UNTERIRDISCHE ANLAGE! LOS!“ schreit ein Soldat.
Alex reißt meine Tür auf, hilft mir raus. Ich spüre das Blut, das an meinem Oberschenkel klebt, doch ich laufe. Krücken, Schmerz, alles verschwimmt. Ein metallisches Tor öffnet sich vor uns – ein Hangartor in der Erde, das langsam in den Boden gleitet.
Menschen rennen hinein. Nicht alle schaffen es. Hinter uns mischen sich menschliche Todesschreie mit dem fürchterlichem Gebrüll der Monster. Wir stolpern durch die Öffnung. Hände ziehen uns hinein. Die Tür kracht hinter uns zu. Ein tiefes Rumpeln. Ein Surren. Versiegelung.

Ich sinke auf den Boden. Mein Brustkorb hebt und senkt sich wie wild. Alex keucht neben mir, das Gesicht verschmiert von Blut und Dreck. Zwei Soldaten packen uns. Wir humpeln mit. Ein Aufzug. Klinisch weiß. Neonlicht. „Was ist mit den Kindern?“, frage ich. „Sind die Schulbusse hier angekommen?“ Keine Antwort. Nur starre Blicke. Die Türen schließen sich. Der Aufzug fährt. Wir spüren es sofort. Es geht weit nach unten. Der Druck auf den Ohren ist enorm. Ich schlucke mehrmals, gähne. Meine Ohren knacken. Alex hält meine Hand. „Glaubst du, sie leben?“, flüstere ich. Er drückt nur fester.

Die Türen öffnen sich. Eine Halle, nein eher eine Mensa und Kinder! Hier sind lauter Kinder!
Ich traue meinen Augen kaum. Anne! Tom! Sie sehen uns, ihre Münder offen, das Besteck klirrt auf den Boden. Dann rennen sie los.
„Mama!“ „Papa!“ Ich lasse meine Krücken fallen, breite die Arme aus.

Schmerz ist plötzlich nebensächlich. Sie stürzen in unsere Umarmung, schluchzen, lachen, weinen. Wir alle. „Ich habe euch so vermisst“, flüstere ich. „So sehr.“

Epilog – Sechs Monate später

Sechs Monate. Eine halbe Ewigkeit.

Wir leben immer noch in der Militärbasis. Tief unter der Erde. Kein Tageslicht. Kein Wind. Kein Regen. Nur Beton, Stahl und die ewig summenden Lampen in den Gängen.

Es ist schwer, die Kinder bei Laune zu halten. Es gibt genau fünf Brettspiele hier unten. Also erfinden wir eigene Spiele, malen Spielfelder auf Pappteller, spielen Fangen in engen Fluren, erzählen Geschichten, bis die Stimmen heiser werden.

Wasser und Nahrung reichen laut dem Major für zwei Jahre. Vielleicht länger, wenn wir strenger rationieren. Seine Stimme ist hart, wenn er davon spricht.

Mein Bein ist fast vollständig verheilt. Ich kann wieder gehen, sogar ohne Schiene. Der Schmerz ist geblieben – als dumpfe Erinnerung, die manchmal in kalten Nächten pocht. Aber ich stehe.

Hin und wieder denke ich an Rosa. An ihre Stimme. Ihre Entschlossenheit. Wie sie mir das Leben gerettet hat. Ich hoffe, sie hat es geschafft. Auch wenn ich nicht daran glaube. Manchmal stelle ich mir vor, sie sitzt in einer anderen Anlage. Doch meistens sehe ich sie nur in meinem Traum: Sie verschwindet in der Gasse. Allein.

Woher diese Wesen kamen, weiß niemand mit Sicherheit. Der Major meint, es habe in Amerika begonnen. Vielleicht Außerirdische. Vielleicht waren sie schon immer da?

Die Regierung hat die Schulen zuerst evakuiert, dann die Krankenhäuser. Der Rest ging zu schnell. Zu viele. Zu stark. Sie haben die Welt überrannt.
Insektenähnlich, sagt der Major. Aber intelligenter. Brutaler. Gegen normale Waffen fast immun.

Die Chinesen hätten Atomwaffen eingesetzt, erzählt man sich. Ganze Städte vernichtet. Zivilisten ausgelöscht. Vergeblich. Auch China fiel.

Fast alle Militärbasen weltweit sind inzwischen verloren. Nur wenige unterirdische Anlagen, wie unsere, existieren noch.

Aber wir leben.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Chrissi Bauer
und willkommen (zurück?) bei den Wortkriegern.

Ich habe deine dystopische Allienstory gerne gelesen. Auch wenn der Plot altbekannt ist (Aliens vernichten das Leben auf der Erde) schlägst du kurz nach der alltäglichen Eröffnung einen actionreichen Ton an und ziehst mich gut durch die Flucht deiner Protagonisten vor den grausam wütenden Wesen. Auch wenn es zum Teil recht Hollywood artige Wendungen gibt, ist es eine launige Kurzgeschichte, bei der du erfreulich auf Heldenepos und Happyend verzichtest. Woher die Dinger kommen und ob die Menschheit überlebt bleibt zweitrangig. Für mich war der (Flucht)Weg das Ziel und da hab ich nur Kleinigkeiten zu bemäkeln.

Ich versuche es erneut – wieder nur Rauschen. Ich knalle das Radio auf den Tisch. "Ruhig bleiben. Denk nach. Vielleicht ist der Akku entladen?“
Es ist ein Kurbelradio. Und auch für Rauschen aus den Lautsprechern benötigt es Strom, der mittels Kurbel erzrugt wird. Ich traue deiner Prota eigentlich mehr technisches Verständnis zu.

"Ich wollte nur kurz fragen – hast du vielleicht ein Radio?"
Sie nickt wieder. „Komm, setz dich ins Esszimmer“, sagt sie und zeigt geradeaus.
Für dass sie sich nur vom Sehen kennen gehen sie recht vertraut miteinander um. Da würde ich nochmal nachschärfen.

Mir wird schwindlig. Ich ziehe Rosa ins Haus, verliere fast das Gleichgewicht.
Ihr wird schwindlig. Da zieht man doch nicht als erstes die Nachbarin ins Haus.
Ich würde sie zutücktaumeln lassen und Rosa nimmt sich die Freiheit reinzuschlüpfen.

Ich weiß, so können wir auch zur Schule fahren. Noch ein Kilometer. Vielleicht weniger.
einen – bin mir aber nicht sicher.

Es klettert außen am Auto.
Es krallt sich aussen am Auto fest.

Sie versteht sofort, drückt den Schalter. Die Fenster heben sich quietschend.
Die waren offen?:eek:
Warum greift das Ding nicht gleich nach den Insassen.

Nur der Regen, der auf die Windschutzscheibe prasselt.
Wo kommt denn auf einmal der Regen her?

Ich bin sofort wieder mit den Kindern da.
Ich komme so schnell wie möglich mit den Kindern zurück.
(Unterstreicht ihre Behinderung)

Ein Blick über die Schulter. Unglaublich! Das Wesen hat mich nicht bemerkt.
QUIETSCH–SCHEPPER–KNALL
Sorry, kauf ich hier nicht ab.

Sie nähern sich dem Auto. Ihre Bewegungen sind ruckartig und schnell. Sie schleichen nicht. Sie kommen.
Ich habe Mühe mir vorzustellen, dass Rosa und Mama da noch soviel Zeit bleibt, sich ins Auto zu retten.

Rosa stößt die Türe wie von Sinnen auf und wir rennen durch eine enge Gasse.
Nö. Das Café ist vorerst ja noch der sichere Hafen. Da wird erstmal rausgeschaut, ob die Luft rein ist.
Aber das wäre natürlich nur mein überlegtes Verhalten, in Panik verhält sich der Mensch nicht rational. Und trotzdem hats mich gestört.

Im Auto sitzen mindestens drei Personen. Ich glaube es nicht! "Alex." Ich humple taumelnd auf den Jeep zu.
Hollywood – aber warum nicht. :D

Alex nickt. „Die Busse. Ich habe es gehört.["] Ein Ruck geht durch mich.
Endzeichen

Rosa streicht mir über mein verschwitztes Haar und küsst mich auf die Stirn. Sie zieht mich unter einen Arbeitstisch und wirft schnell ein paar leere Jutesäcke über mich.
Das hat mir gut gefallen. Assoziation: Ich bin nur eine alte Frau, aber deine Kinder brauchen ihre Mutter.

Ein metallisches Tor öffnet sich vor uns – ein Hangartor in der Erde, das langsam in den Boden gleitet.
Menschen rennen hinein. Nicht alle schaffen es. Hinter uns mischen sich menschliche Todesschreie mit dem fürchterlichem Gebrüll der Monster. Wir stolpern durch die Öffnung. Hände ziehen uns hinein. Die Tür kracht hinter uns zu. Ein tiefes Rumpeln. Ein Surren. Versiegelung.
Dass es nicht alle schaffen, würde ich streichen, das wirft nur Fragen auf, wie es eine an Krücken humpelnde Frau dann schaffen konnte. Aber Alex könnte sie sich auch über die Schultern werfen.

Aber wir leben.
Hier würde mir ein finales noch gefallen:
Aber wir leben. Noch.

Gern gelesen, Liebgruss dotslash

 

Hallo @Chrissi Bauer,

nicht schlecht - hab durchgehalten bis zum Schluss; allemal spannend geschrieben und schlüssig erzählt. Danke für die Geschichte - hab´s gern gelesen.
Inhaltlich hat´s mich jetzt nicht so begeistert - las ich doch schon häufig ähnliche Szenarien oder sah sie in Filmen. Alien überfallen Erde, killen Menschen und die Menschen leiden ... Verfolgungsszenen und zum Schluss die rettende Militärbasis tief in der Erde ... was für ein Zufall, dass die Familie zueinander fand. Das ist - sorry - zu ausgelutscht. Auch wenn das Bein ein wichtige Rolle spielte und für alle Schmerzexzesse herhalten musste - nein, das war zuviel Füllstoff, Ablenkung oder Beiwerk. Natürlich ist das eine dumme Situation, dass ausgerechnet in dem Moment der Strom ausfällt und das Ende der Zivilisation ihren Anfang nimmt.
So, genug gemosert, aber so seh ich das halt.
Mein Tipp - die Hälfte der Dramaturgie entschärfen, weniger Hektik - Spannung erzeugen, in dem die Story mehr Ruhe hat - vielleicht auch die Perspektiven ändern.
Gern gelesen - Beste Grüße
Detlev

 

Hallo @dotslash,
vielen Dank für Deinen Kommentar und Dein ausführliches Feedback. Deine Punkte kann ich alle nachvollziehen, außer vielleicht den Einwand mit dem Kurbelradio - ich meine, die Protagonistin ist stark verunsichert und sucht nach einer schnellen Erklärung. Da kann einem schon mal das technische Verständnis abhanden kommen :-)

Viele Grüße und nochmals Danke!
Chrissi

 

Hallo @Detlev,
herzlichen Dank für Dein Feedback. Freut mich, dass Du die Geschichte bis zum Ende gelesen hast. :-) Ich nehme Deine Kritik gerne zur Kenntnis. Vielleicht täte der Geschichte etwas Entschleunigung gut...

Viele Grüße
Chrissi

 

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