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SIE

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25.11.2008
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SIE

Den Gang herunter, schneller, nach links abbiegen, Spintreihen. *Boom* Mädchenkörper zittert - an die Tür gepinnt - fällt zu Boden, blutet. Weiter. Nicht ausrutschen. Überall Blut. Nicht reintreten. Leute schreien. So laut - fuck, haltet doch die Fresse ihr Wichser, das war nicht meine Idee! Einen Jungen anrempeln, zurückschubsen. Blond - David landet im eigenen Saft. Urin? *Peng* rutscht wegen der einschlagenden Kugeln herum. Hände klatschen wie Hüpfefische auf das Linolium. Urin spritzt auf. Ich wollte das nicht tun, Davie! Losrennen, hinfallen, aufrappeln. Waffenlauf gegen den Kopf der Lehrerin. *Patsch* und *dongs* gegen die Wand. Sie schreit.
Nicht meine Schuld. Haltet doch die Fresse. Hört auf zu schreien. Blindfeuer in einen Gang. Erstaunlich wenig Rückstoß. Wow, Händevibrieren aber sonst nichts. Herz klopft. Leute fallen zu Boden. Um die Ecke schauen. Vier. Tot am Boden. Einer spuckt noch Blutsabber. Ich wollte das hier nicht.
Polizeisirenen werden lauter. Alles laut. Hand von hinten an der Schulter. Erschrocken umdrehen und *kawhoosh* abknallen. Herzschlag, Knoten im Hals. Trockene Fresse. Riker, mein Kumpel. Zuckt noch. In den Kopf schießen. Tränenwegwischen und nochmal wegwischen und irgendwas brüllen und Knieezittern und rotzen und jammern und schluchzen beim Schießen. Noch drei wegmachen, dann rausrennen. Weiterschießen. Niemand da. Bullen noch nicht da. Weiterrennen. Pumpgun in den Rinnstein fetzen. Weiterrennen. Weinen und weiter. Taxistand. „einmal aus der Stadt raus. Keine Fragen, hier Geld!“
Wegfahren.

***​

Curtis fürchtet sich vor vielen Dingen. Vor der Dunkelheit und vor Spinnen - die großen mit den spitzen, kleinen Fängen. Manchmal vor den langen Busfahrten im Grayhound, wenn er die Grenzen der Zivilisation von L.A hinter sich lassen muss und der Bus mit ihm, als den letzten Passagier, durch die dunkle Wüste rast. Er fürchtet sich auch vor den Menschenmassen am Gettycenter, wenn er morgens früh zur Arbeit durch den Strom der Menge gedrückt wird, die Laptoptasche fest an die Brust gepresst und sich nicht sicher sein kann, ob er die Subway, die ihm ebenfalls Unbehagen bereitet, heute überleben wird. Hin und wieder läuft ihm ein Schauer über den - meist eh verschwitzten Rücken - wenn er in den Nachrichten neueste Kriegsberichte sieht. Doch an die gewöhnt er sich seit Bush (einer der gruseligsten Präsidenten seit langem! Wie Curtis gern betont, wenn er mit sich selbst spricht, um die bedrückende Stille zu übertönen) in den Irak einmaschieren lässt und die Todesberichte fast täglich über seinen Schirm flimmern. Er giesst dann Kaffee nach, führt die Tasse mit zittriger Hand an den schmalen Mund und wartet auf die Ansage der liebreizenden Wetterfrau. Sonne...morgen gibt es Sonne.
Curtis fürchtet die Sonne, allein wegen der Brände in den Hollywood Hills, doch nicht so sehr wie ihn die Regenzeit ängstigt, wenn die Gärten überfluten und man jeden seiner Schritte im Matsch nachvollziehen kann. Doch nichts schreckt ihn sosehr wie SIE, die ihn verfolgen. SIE, die ihm immer einen Schritt voraus sind.
Gestalten die ihn jagen und seine Gedanken ins stocken bringen, ihm den kalten Schweiß auf die Stirn treiben und ihn rastlos im Zimmer des Motels auf und ab tigern lassen, aus Angst sie würden ihn erwischen. Natürlich ist er deswegen beim Arzt gewesen. Er hat einen neuen Namen, ein neues Zuhause und neue Arbeit - aber die alten Ängste.
Einmal haben SIE ihn bereits erwischt, damals an seiner Schule, als sie ihm die Pumpgun gaben und ihn zwangen sie zu benutzen. Noch hat ihn niemand belangt und wenn SIE nicht wären, könnte er hin und wieder vielleicht wagen zu lachen. Vorm Lachen fürchtet er sich. Es ist anstrengend und tut in den Mundwinkeln weh. Also wie gesagt ist er beim Arzt gewesen, Auflage vom Chef der IT-Abteilung, in der Curtis arbeitet - und natürlich sagte man ihm, das SIE nicht existieren. Nur in seinem Kopf. Seit dem hat Curtis Angst vor seinem Kopf. Denn jeden Abend wenn er den Fernseher ausschaltet und der Raum für einen Moment ganz finster ist, nur das Neonlicht der Motelreklame einen Streifen vor sein Fenster malt, sieht er SIE. Sieht wie SIE sich auf dem Parkplatz rotten und auf ihn warten. Seit ein paar Nächten weiß er sicher, das Riker bei ihnen ist. Curtis hat es längst vermutet und jetzt, da er ihm unmittelbar ins Gesicht gesehen hatte, ist er sicher.

SIE sind hinter mir her, sagte er dem Therapeuten.
Wo SIE denn jetzt gerade wären, wollte der junge Mann wissen.
Curtis war zu dem Entschluss gekommen, dass es nicht wichtig sei ihm zu sagen, das SIE direkt hinter ihm lauerten.

Jetzt sitzt er wieder im Motel und verfolgt den Bericht.
Junger Mann, Therapeut, in seiner Praxis tot aufgefunden.
Er steht auf, sieht zu ihnen rüber auf den Parkplatz und zieht die Gardinen zu.
Ab heute fürchtet er sich vor Therapeuten.

 

Hey Con,

also der Text hat was. Du steigst gleich zu Anfang in eine Szene ein, im Nachheinein ist klar, was da passiert, aber ich musste erst mal überlegen. Zuerst las sich das nach einem Videospiel, irgendwie dachte ich, der Spieler ist so dermaßen in das Spiel vertieft, dass er es als real empfindet. Kommt dann aber schon rüber, dass es sich um einen Amoklauf handelt.

ICH wollte das hier NICHT.
Die Großschreibung würd ich weglassen, es ist ja schon durchs Fette hervorgehoben.

Wenn ich das richtig verstehe, ist dein Prot schizophren und SIE haben ihn dazu gebracht, die ganzen Leute umzubringen. Aber warum kommt er damit ungestraft davon? Wenn er schizophren ist oder eine ähnliche Krankheit hat und/oder nicht schuldfähig ist, wäre er doch zumindest in eine Anstalt eingewiesen worden oder sonstwie weggesperrt.

Curtis war zu dem Entschluss gekommen, dass es nicht wichtig sei ihm zu sagen, das SIE direkt hinter ihm lauerten.
Gruselig!

Insgesamt hat mir die Geschichte gefallen, flüssig geschrieben. Es kommt für mich nicht so ganz rüber, ob SIE den Therapeuten umgebracht haben, oder ob er es selbst war, aber ich interpretiere es mal im letzten Sinn.

Das war's von mir. Lieben Gruß

\

 

moinsen \

danke für deinen Kommentar, freut mich das dir die Geschichte gefällt.

Warum er damit durchgekommen ist? Er ist geflohen und hat sich verkrochen (neuer Name, neue stadt, alte ängste). Vielleicht haben SIE ihm ja auch geholfen? wer weiß schon ob er wirklich schizophren ist ;)

bestes,

Con

 
Zuletzt bearbeitet:

Hoi nochmal,

also von den Schulamokläufen, die ich bisher mitgekriegt hab, war zumindest im Nachhinein immer klar, wer das war. Sowas wie, Täter hat 20 Menschen erschossen und konnte unerkannt fliehen, hab ich noch nicht gehört. Selbst wenn der hätte abhauen können, hätte man den nicht gefunden?

Kann natürlich auch sein, dass er nicht schizo ist und SIE etwas Übernatürliches sind (kennst du die Kamelopedia? Gib da mal SIE ein, ist zum Kreischen). Ich persönlich neige zur Schizophrenie - also in deiner Geschichte jetzt.

Grüßend

backslash

 

Hoi,

du hast schon Recht, meistens werden die Amokläufer geschnappt oder richten sich gleich selbst. mir sind nur zwei Fälle bekannt wo die Täter fliehen konnten, einmal ein Komplize und einmal einer der in einer Bank drei Leute umgelegt hat und weil er so schnell verschwand nie erwischt wurde. An dem hab ich mich orientiert.
Letzten endes wollte ich es dem Leser offen halten wie SIE es interpretieren. (wer weiß was mir sonst passiert *bibber*)

Hab mir die Seite mal angesehen und weine noch immer vor Lachen :D

paranoide grüße :D

Con

 

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