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14.12.2009
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„Du ziehst ja eh nie etwas durch. Du bist zu nichts zu gebrauchen. Du machst es eh nur wieder kaputt.“
Die Stimmen hallten in seinem Kopf. Dieses eine Mal, nur dieses eine Mal musste er es durchziehen, danach war sowieso alles vorbei. Er hatte alles ganz genau geplant. Es konnte nur noch wenige Minuten dauern, bis er an seinem Ziel war und dann ging es los. Er durfte jetzt nur nicht umkehren.
Der Zug hielt an und er stieg aus. Die Schule war nur noch wenige hundert Meter entfernt. Wollte er das wirkliche machen, konnte er das überhaupt? Er musste sich ablenken, wenn er zu viel darüber nachdachte, wird er es nicht schaffen, doch es musste sein. Alle haben sie nur auf ihm herumgehackt, ihm gesagt was er falsch machte, es war jetzt genug. Wenn er es nicht durchzog, würde er nur zum Gespött der Leute werden. Es musste sein.

Er spürte das Gewicht der Waffe in seinem Rucksack, mit jedem Schritt, den er der Schule näher kam, wog sie schwerer. Konnte er das wirklich? Wollte er es denn überhaupt?
Die Zweifel wurden immer stärker, doch umkehren ging jetzt nicht mehr. Er war am Ziel.
Er setzt seine Maske auf, nahm die Pistole aus dem Rucksack, lud sie und betrat das Gebäude.
Dann blieb er stehen und wartete. Es war kein Geräusch zu hören, nichts.
War heute etwa doch erst Sonntag? Das konnte doch nicht sein! Er hatte mindesten zwanzig Mal nachgesehen ob auch wirklich Montag war. Denn nichts wäre noch peinlicher, als an einem Sonntag in die Schule zu gehen, wenn man so etwas geplant hatte.

Es musste also doch nicht heute sein. Er wollte sich gerade umdrehen und nach Hause gehen, als er Stimmen hörte.
Noch drei Mal tief durchatmen und dann ging es los. Er lief die erste Treppe hoch und sah sich um, es war kein Mensch zu sehen. Also noch eine Treppe weiter. Es war kurz nach der Pause, die letzten Schüler waren noch im Flur.
Er hatte im Internet darüber gelesen, war gut informiert. Er wusste auch, dass es eigentlich nur die erste Person ist, die ihm grosse Mühe bereiten wird, wenn er das einmal geschafft hatte, wurde es einfacher. Mit jeder einzelnen Person.
Er trat jetzt hervor, ganz leise, so dass ihn niemand bemerkte und betrat das erste Zimmer. Es war leer. Wie konnte das sein? Er hatte alles so genau geplant, und das hat er vergessen. Er wusste nicht in welchen Klassenzimmer Schule war. Wie konnte er vergessen das zu planen?
Er musste noch mal ins Erdegeschoss, denn dort hingen die Stundenpläne. Aber was, wenn ihn jemand sieht, während er hinunterläuft? Wollte er das riskieren? Oder wollte er einfach in jedes Zimmer gehen, bis er jemanden findet? Wäre das vielleicht sinnvoller?
Er verliess das Zimmer und rannte hinunter. Schnurstracks an den Stundenplänen vorbei, in ein Abstellraum. Dort wartete er, bis er sicher war, das ihn niemand gesehen hatte. Dann lauschte er, er konnte nichts hören. Er öffnete die Türe einen kleinen Spalt weit und spähte hinaus, niemand war zu sehen. Langsam ging er zu den Stundenplänen und sah nach, in welchen Zimmern Schule war.
Er musste wieder in den ersten Stock gehen.

Wieder im ersten Stock angekommen, schlich er leise umher. Hoffentlich sah ihn niemand. Nun wusste er genau, in welchem Zimmer SIE war. Noch ein paar Schritte und er war am Ziel. Er musste nur noch die Türe öffnen und schiessen, er wusste genau wo SIE sass. Doch was, wenn jemand anderes auf IHREM Platz sass? Wenn die Sitzordnung geändert hatte? Wenn das so war, konnte es sein, dass ein Unschuldiger starb. Jemand, der ihm nie etwas angetan hatte, nicht so wie SIE. Vielleicht sogar jemand, der nett zu ihm war. Also musste er, wenn er die Türe geöffnet hatte, zuerst nachsehen, ob SIE immer noch auf dem gleichen Platz sass. Aber dann könnte es schon zu spät sein, wenn er nicht sofort handelte, waren sie gewarnt. Sie könnten sich hinter den Schulbänken verstecken oder, wenn sie genug schnell waren, ihn sogar entwaffnen. Er musste es einfach wagen, dann starb halt jemand anderes, aber wenn er geschossen hatte, waren sie in einem Schockzustand und werden nicht so schnell reagieren, was er ausnützen könnte. Also los!

Hey! Wieso bist du nicht im Klassenzimmer? Du hast doch Schule!

Verflucht, was machte die Musiklehrerin hier? Die sollte doch in der Aula Unterricht geben. Er hatte es erst vor ein paar Minuten auf dem Stundenplan gelesen. Jetzt musste er handeln, die Musiklehrerin kam immer näher. Wo sollte er bloss diese blöde Waffe hintun? Wenn sie die Waffe entdeckt, dann ist er am Ende. Es gab noch genau zwei Möglichkeiten, erstens er schoss auf die Lehrerin. Dann würde er aber die Klasse warnen und sie konnten sich im Zimmer verbarrikadieren, was es ihm unmöglich macht, ins Klassenzimmer zu gehen um SIE umzubringen. Oder zweitens, er ging jetzt ins Zimmer hinein und ignorierte die Musiklehrerin einfach.

Hallo!? Was ist los? Warum bist du nicht im Unterricht?

Was sollte er tun? Er konnte die Musiklehrerin doch nicht einfach so erschiessen. Sie war immer so nett zu ihm gewesen. Sie hatte ihm sogar manchmal nach der Schule nochmals alles erklärt, was er nicht verstanden hatte. Also musste er ins Klassenzimmer gehen.
Er öffnete die Tür und ging hinein. Alle, starrten sie zur Türe hin, zu ihm.
Es war so weit, er musste schiessen. Langsam, ganz langsam nahm er die Waffe hinter seinem Rücken hervor, und zielte genau auf IHREN Kopf. Alle, die ganze Klasse zitterte vor Angst, und das nur wegen ihm. Niemand getraute sich zu bewegen oder etwas zu sagen.

E sah IHR genau in die Augen. SIE war plötzlich so ängstlich und zerbrechlich, ganz anders als er SIE kannte. SIE war es gewesen, die immer alle herumkommandiert hatte. SIE, die Mutigste der ganzen Schule, hatte Angst vor ihm, dem grössten Angsthasen, dem ewigen Loser.

Er drehte sich um und verliess das Klassenzimmer. Zufrieden lächelnd, versteckte er die Waffe wieder in seinem Rucksack, lief zum Bahnhof und stieg dort in den Zug nach Hause ein.

 

Hallo Johanna,

herzlich willkommen hier!

Dein Einstieg ist dir recht gut gelungen. Du hast die Spannung langsam gesteigert und bis zum Ende gehalten.
Der Spannungsbogen ist in dieser Geschichte das wichtigste Element, er hält mein Interesse wach, denn für deine Hauptfigur kann ich nicht Partei ergreifen.
Das Motiv - alle hacken auf ihn herum - ist für das Ende, na ja, ich sag mal wohlwollend, ausreichend. Für eine vollendete Tat (Mord) wäre es viel zu schwach. Da hättest du stärkere Gründe aufführen oder das Motiv ganz außen vor lassen müssen.
Ein paar Ungereimtheiten sind mir aufgefallen. Der Junge setzt eine Maske auf, aber die Musiklehrerin fragt nur: "Wieso bist du nicht im Klassenzimmer?" Das ist doch recht seltsam.
Anhand der Stundenpläne prüft er, in welchem Klassenzimmer SIE zu finden ist. Das kann ich noch nachvollziehen. Aber warum diese Sache mit der Sitzordnung? Da bekomme ich den Eindruck, er weiß nicht wie SIE aussieht.

Soweit meine Eindrücke.
Wünsche dir viel Spaß hier bei uns.

Gruß

Asterix

 

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