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Sieh'

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27.07.2001
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Sieh'

Du siehst hin. Du bist nur Betrachter. Du siehst zu. Aus sicherer Entfernung wie Du meinst. Das Geschehen, das Geschehene und das was geschehen wird. Du betrachtest es und versuchst Deine Schlüsse zu ziehen. Du hangelst Dich wie an Lianen zwischen den Bäumen von dem, was war zu dem,was sein wird. Du springst zwischen den Zeiten, den Ereignissen, die stattgefunden haben und denen die eintreffen. Du wiegst Dich in Sicherheit. Du richtest Dein Handeln danach aus, was Du gesehen hast in der Vergangeneheit und dem was Du in der Zukunft siehst.

Verstehst Du nicht ???

Du bewegst Dich nicht. Du hängst oben zwischen den Bäumen, verstrickt in Lianen und spulst die Zeit vor und zurück. Was für ein Schwachsinn ! Es gibt keine Zeit. Es gibt vergangene Ereignisse, und es gibt die ungewisse Zukunft. Du glaubst Du könntest die sonnigen schönen Ereignisse erreichen die Du in der Zukunft siehst weil Du glaubst Du seist der Allmächtige, der nach Belieben die Zeit vor- und zurückspulen könnte. Deine Zukunft ist ein Hirngespinst. Niemand wird sich Dir zuwenden, nur weil Du es Dir so ausgemalt hast in Deiner rosigen Zukunft. Niemand interessiert sich dafür, wie Du glaubst dass es geschehen könnte. Niemand richtet sich nach den Bildern in Deinem Kopf, weil sie nicht existieren. Traumzustände, die niemals in Erfüllung gehen. Je weiter Du ihnen folgst desto mehr führt Dich ihr Weg von dem fort, was tatsächlich ist. Du kannst Dir keine schöne gepflasterte Strasse erträumen, auf der Du sicheren Weges gehen kannst ? Und wohin denn auch ? In die Orte, die deinen süffigen Hirngespinsten entspringen, Deinem Dickicht aus Lianen ?? Tu‘ das, und Du bewegst Dich nur in Dich selbst. Niemand wird Dich wahrnehmen während Du Dich in Dir selbst fortbewegst. Du bist erstarrt, isoliert, mit Dir allein. Dann wird aus Deinem Traum ein Trauma. Du läufst Gefahr, immer weiter in das Dickicht zu gehen.

Dort führt Dein Weg hin, wenn Du Dich nicht änderst. Steige herab aus den vermeintlich sicheren Baumkronen, lass die Lianen los, lasse Dich auf den Boden gleiten und du wirst merken, dass Du gehen kannst. Du kannst gehen, zum ersten Mal. Niemand sagt Dir wo es hingeht, Du gehst einfach. Komme herab, bevor Du zu weit in das Dickicht deiner Hirngespinste vorgedrungen bist und den Weg nach draussen nicht mehr findest. Dann, wenn Du erkannt hast, wo Du Dich befindest, wenn Du das Dickicht Deiner Gedanken als solches erkennst.

Und lerne während Du den Weg gehst, lerne von den Menschen die Du triffst, lerne von dem Weg, den Du gehst und von dem, den Du hinter Dir gelassen hast. Lerne aus dem zurückgelegten Weg, wie Du am Besten gehst, ohne zu fallen. Lerne von anderen, wie man sich vorbereiten kann auf einen Weg, den man nicht kennt. Suche Dir Gefährten, denn alle gehen den Weg und niemand weiss wo er hinführt und alle sind dankbar, wenn sie Freunde an ihrer Seite haben. Vetraue auf Deine Erfahrung und meide die dunklen Pfade, die ins Ungewisse führen. Du wirst sie erkennen, wenn Du dir selbst traust. Tue das und Du findest Dich wieder inmitten Gleichgesinnter. Alle haben Schwächen, Vorlieben, Stärken, Abneigungen. Gehe Deinen Weg so wie Du ihn am Besten gehen kannst und Du findest Dich wieder umringt von Deinesgleichen. Gehe. Und wenn Du nach langem Gehen zurückblickst siehst Du die Stelle an der Dein Weg seinen Anfang nahm. Und Du siehst ein Gestrüpp, grau, vetrocknet, wüst. Und Du merkst, das es die Stelle war, an der Du so lange verharrt bist. Und Du siehst, wie farblos und matt die Stelle ist, an der Du standest Und jetzt sieh‘ nach oben. Siehst Du die anderen in ihrem Gestrüpp ? Hier und da. Sie sehen unglücklich aus, blass, sie kämpfen mit den Lianen und Ästen, um freizukommen. Wink‘ sie zu Dir herunter, hilf‘ ihnen wenn sie den Boden betreten und zeige ihnen den Weg.

 

Es erinnert mich an eine Geschichte aus dem Buch Sofies Welt. Die Stelle mit dem Zylinderhut und dem Kaninchenfell.

Was mir sehr gefällt ist die Meinung dazu, sich seiner intuitiven Unsicherheit zu widmen. Es ist nicht alles Vorgefertig in der Welt und in die sog. "Fußstapfen treten" geht nicht, alle haben unterschiedliche Füße. Es soll aber welche geben, die sich auf Zehnspitzen vorwärts bewegen.

Das ganze hättest du allerdings knapper fassen können. Sonst lesen einige vielleicht nicht weiter. Versuch mal ob du das in eine dichtere Geschichte mit Protagonisten fassen kann, das ist meist attraktiver.

 

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