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Silberstreifen

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16.03.2015
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Silberstreifen

Mama war sehr wütend, als sie die Erdkrumen entdeckt hatte. »Willst du dich zum Ziel machen?«
Ich wusste nicht, wovon sie sprach, stand bloß da und sah zu, wie sie den trockenen Schmutz aufkehrte.
»Wie die Leute, die für ein paar Rüben von Zügen springen? Die von Scharfschützen oder Tieffliegern erschossen werden!« Mama weinte und ich schüttelte den Kopf, versprach ihr alles, was sie von mir verlangte.
Obwohl ich keiner von den Leuten war, wusste ich sie zu täuschen. Ich schlich erst aus dem Haus, wenn sie eingeschlafen war, und befreite mich von Schuhen und Strümpfen, bevor ich den Acker betrat.

Die Stoppeln kitzelten unter meinen nackten Füßen. Ich stapfte los. Es war wichtig, der erste zu sein, Fritz und Karl konnten jeden Moment hinzustoßen, wohnten nur ein paar Straßen weiter.
Am Rande der Gleise lag das, was ich suchte. Verstreut, wild durcheinander – so wie der Wind sie dorthin getragen hatte. Selbst in stockfinsteren Nächten funkelten und glitzerten sie. Stark reflektierend, das einzig Sichtbare. Ich kam näher und hielt die Hand vor dem Mund, riss die Augen auf. Hunderte, nein, tausende, vielleicht zehntausende. In verschiedenen Längen und Formen. Ich begann die Schätze aufzuklauben. Fritz und Karl würden mir ihre seltensten Stücke anbieten, um einige der heute besonders schönen Silberstreifen abzubekommen.

oOo​

Nächte zuvor hatte ich zum ersten Mal gesehen, wie Flieger lamettaähnliches Gebilde abwarfen, einem Vorhang gleich, der sich langsam dem Boden näherte, sich über Wiesen, Felder und Äcker ausbreitete. Als Ruhe eingekehrt war, lief ich aufs Feld und sammelte einige der Streifen ein.
Am nächsten Tag, ich betrachtete gerade meinen Fund im Sonnenlicht, kamen Fritz und Karl auf mich zu. „Was hast du denn da? Gib her!“, sagte Fritz.
Da die beiden Brüder mich, den Kleinsten in der Schule, immer geärgert hatten, gab ich ihnen welche ab, bevor sie mir alle wegnahmen.
„Wenn du uns sagst, wo du sie herhast, lassen wir dich in Ruhe“, versprach Fritz.
„Gut, kommt mit.“

Nach dem Aufsammeln der restlichen Streifen trafen wir den Opa der Brüder, der mit einer Stange im Schutt herumstocherte. Unseren Fund hatten wir in den Hosen versteckt, aber ein Silberstreifen hing aus Karls Tasche. Der Alte zog ihn heraus. »Papier«, murmelte er, das Teil mit seinen dünnen Fingern betastend. »Hm, … Stanniol. Eine Aluminiumschicht.«
Verdutzt schauten wir drei uns an, während der Alte blinzelnd aufsah. »Von wo habt ihr es? Gibts davon noch mehr?«
»Nein, das war der einzige, den wir im Gebüsch gefunden haben«, log Karl.

Seitdem nahmen wir keinen einzigen der Silberstreifen, die wohl wertvoll sein mussten, mit nach Hause. Fritz besaß den Schlüssel für das abgelegene Gartenhäuschen auf dem ehemaligen Schürmann-Hof, wo wir unsere Sammlungen fortan deponierten. Anfangs war ich skeptisch, hatte Angst, dass sie mich betrügen würden, und ich passte auf, dass sie nicht die besten Stücke für sich beanspruchten, blieb an ihrer Seite. Aber Fritz, der als einziger von uns lesen und schreiben konnte, verwaltete akribisch das Eigentum eines jeden Einzelnen. Er vermaß die Streifen mit einem Stock, in den er Kerben geschnitzt hatte, notierte Abmessungen, Farben, Formen und Besonderheiten in sein Büchlein und verstaute alles in separaten Papiertüten.
Aufmerksam verfolgte ich jedes Mal, wie er die Silberstreifen durch seine Finger gleiten ließ, sie befühlte, gegen das Licht hielt und an den Streifen roch. Mama hatte mir erzählt, dass Papa Schneider war, bevor er in die Ferne ging, und ich stellte mir vor, wie Papa jetzt an einem fremden Ort ähnlich mit kunterbunten Stoffen, glänzenden Tüchern und Fäden von unterschiedlicher Dicke und Festigkeit hantierte.

oOo​

Ich suchte das Gelände weiter ab, übertrat vorsichtig die Gleise. Als ich laute Geräusche vernahm, machte ich mich am Gleisbett ganz klein, schloss die Augen, hielt die Ohren zu, atmete nicht. Eine Weile kauerte ich dort, hörte Donner, dachte, Schreie zu hören. Dann Stille. Obwohl es Hochsommer war, roch ich Kälte. Irgendetwas liegt in der Luft, sagte mir eine innere Stimme. Ich musste wohl an die Züge gedacht haben, an die Hungernden, an die Scharfschützen, an die Tiefflieger.

Ich wartete nicht mehr länger auf die Brüder, zog Strümpfe und Schuhe an und eilte mit vollen Händen und Hosentaschen zum Gartenhäuschen. Es war stets ungewiss, ob das Versteck entdeckt wurde oder der dürftige Holzverschlag, denn mehr war es nicht, noch stand. Ich rüttelte an der verschlossenen Tür und versteckte die Streifen schließlich hinter einem kleinen Hügel, unter Geäst.
Der beißende Geruch in der Luft hatte zugenommen. Ich schmeckte Rauch und Qualm auf der Zunge, zog Rotz hoch und spuckte ihn auf die staubige Erde.

Als ich vor unserem Haus stand, wischte ich mir Dreck von der Kleidung und drehte mich nochmal um. Kurz überlegte ich, dann lief ich los. Ich bog ab, rannte, übersprang Mauerreste, Schutt und Asche, stolperte über bloßliegendes Wurzelwerk, riss mir die Hosen an dornigen Büschen auf, rannte zur Straße, in der die Brüder wohnten.
Zur Straße, in der dichte Schwaden Rauch und Qualm hingen. Zur Straße, die undurchdringlich war.
In dieser Nacht fand ich das Haus der Brüder nicht wieder.

oOo​

Jahrzehnte später las ich einen Artikel über die Operation Gomorrha. Aufgeregt stieg ich ins Dachgeschoss und kramte zwischen den Dingen, die die Zeit überstanden hatten. Schließlich fand ich meinen Schatz in einer Blechdose. Etwa ein Dutzend Silberstreifen, ordentlich gefaltet. Ich brachte es nicht fertig, sie durch die Finger gleiten zu lassen, sondern atmete kräftig aus, schloss die Dose, und hielt sie so lange in Händen, bis ich meine tränenumrandeten Augen wieder öffnen konnte.
Papier, so stand es in der Zeitung, ist sonst keine Waffe. Aber beidseitig mit einer dünnen Aluminiumschicht bedampft stört es als Täuschmittel Radaranlagen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Als ich von dieser Sache erfuhr (von einem – Jahrgang 1938 – der das selbst erlebt hatte und hier quasi die Rolle des Erzählers einnimmt), war ich schockiert und betroffen.
Es war mir völlig fremd, auch die anderen, denen ich davon berichtete, hatten davon noch nie etwas gehört. Das brachte mich auf die Idee, hierüber eine Geschichte zu schreiben.

Edit:
Von dieser Person, Herr Ekkehard Mittelberg, hatte ich mir eine schriftliche Bestätigung eingeholt, dass ich Elemente aus seinen Erinnerungen (bzw. aus seiner Anekdote) für eine Kurzgeschichte verwenden darf. Er kennt auch diese hier gepostete Geschichte und hat keine Einwände, vielmehr freut er sich, dass seine Kriegserinnerungen weitergetragen werden.

 

Hallo @GoMusic,

Am Rande der Gleise lagen sie. Verstreut, wild durcheinander – so wie der Wind sie dorthin getragen hatte. Selbst in stockfinsteren Nächten funkelten und glitzerten sie. Stark reflektierend, das einzig Sichtbare. Ich kam näher und hielt die Hand vor dem Mund, riss die Augen auf. Hunderte, nein, tausende, vielleicht zehntausende. In verschiedenen Längen und Formen. Ich begann die Schätze aufzuklauben. Fritz und Karl würden mir ihre seltensten Stücke anbieten, um einige der heute besonders schönen Silberstreifen abzubekommen.

Obwohl diese Stelle im Grunde wunderschön ist, hatte ich ein kleines Problem bei der Zuordnung. "Am Rande der Gleise lagen sie." - Na klar, Fritz und Karl, dachte ich. Verstreut, wild durcheinander? Glitzernd? Was jetzt, die Gleise? Achso ... Die Silberstreifen. Also, wie gesagt, inhaltlich usw. spitze, aber ein versteckter Stolperer - für mich zumindest.

Anfangs war ich skeptisch, hatte ich Angst, dass sie mich betrügen würden,

Geschmackssache, aber mir gefiele hier "hatte Angst" besser.

Er vermaß alles mit einem Stock, in dem er Kerben geschnitzt hatte, notierte Abmessungen, Farben, Formen und Besonderheiten in sein Büchlein und verstaute alles in separaten Papiertüten.

"in den", oder? Vielleicht fällt dir noch was ein, um das doppelte "alles" zu vermeiden - vielleicht stört's dich aber auch gar nicht.

Ich finde die Geschichte toll, GoMusic, diese Weltkrieg-aus-Kinderaugen-Atmosphäre hat mich von Beginn an eingefangen und es hat sich definitiv nicht nach 2019 angefühlt, eher so, als würde ich Hesse oder etwas in der Art lesen ... Vor kurzem habe ich die Winterbienen von Scheuer gelesen, das spielt auch im zweiten Weltkrieg und hatte einen ganz ähnlichen Vibe.
Dass das ganze auf einem Zeitzeugenbericht fußt, macht es in meinen Augen noch mal spannender, realer ... Ich finde, das hast du super umgesetzt. Hat er die Geschichte schon zu lesen bekommen?

Danke dafür und viele Grüße,

Bas

 

Hallo @GoMusic,
wirklich ein spannender Erzählanlass, finde ich auch! Auf Kinder müssen Düppel eine nahezu magische Anziehungskraft ausgeübt haben. Durch deine Erzählung kann ich mir gut vorstellen, wie der Junge aus deiner Geschichte heimlich aus dem Haus schleicht, um diese vermeintlich wertvollen Silberstreifen zu sammeln - in einer Zeit, in der die materielle Not der Familien groß war. Deshalb fand ich auch den plot twist sehr gelungen, als der Erzähler die wahre Bedeutung seines 'Spielzeugs' entdeckt.

Sprachlich könnte der Text für mich etwas kindlicher klingen, obwohl der Erzähler aus der Erinnerungsperspektive eines Erwachsenen berichtet. Wenn Menschen aus ihrer Kindheit erzählen, fallen sie oft in eine kindliche Sprache zurück. Aber das ist vielleicht auch Geschmackssache.
Sehr gern gelesen!
Viele Grüße
Willi

 

Hallo @GoMusic,

ist das eigentlich grad sowas wie Gedankenübertragung? Nein, natürlich ist es das nicht, aber glaube mir, ich schreibe gerade just an solch einer Geschichte, in der es um die sog. Operation Gomorrha geht, also um die Bombardierung Hamburgs im Sommer 1943 beginnend mit dem 25. Juli bis 3. August. Ein superheißer Sommer, mein Vater, der diese Tage miterlebt hat, meint, so einen heißen Sommer habe es nie wieder gegeben, alles war total ausgetrocknet. In fast allen hamburger Häusern viel Holz, es gab keine Steintreppenhäuser damals, sondern die waren alle aus Holz, überhaupt auch die Fußböden waren fast immer Holzdielen oder Parkett.
Und es flogen in dieser Nacht 739 Lancasterbomber nach Hamburg. Aber zuvor wurden diese Staniolstreifen abgeworfen und keiner aus der Bevölkerung wusste, was die bedeuteten. Erst später wurde klar, dass die dafür Sorge tragen sollten, was sie erfolgreich auch taten, der Flakabwehr vorzutäuschen, dass tausende von Flugzeugen unterwegs seien. Dementsprechend schoß die Flak auch einfach nur in die Luft, weil sie überall Feindflugzeuge ortete.
In dieser Nacht, Hamburg hatte bereits rund 140 Bombenalarme erlebt, wurde es furchtbar, weil die hohe Anzahl an Flugzeugen weite Flächen zerstören konnte.
Das Schema war aber in dieser Nacht dasselbe wie zuvor bekannt, zunächst wurden Sprengbomben abgeworfen, die riesige Löcher in die Häuser bohrten und die umliegenden Gebäude ihrer Fenster beraubten, Türen aufschlugen und durch ihre gewaltige Wucht alles, was nicht standhalten konnte, wegdrückten. Und dann folgten die Brandbomben, deutlich kleiner als die Sprengbomben, aber davon gab es viele und sie fielen auf nahrhaften Boden in die zerrissenen Häuser mit jeder Menge Holz und brennbarem Material.
Es gerieten ganze Straßenzüge auf diese Weise in Brand und die Menschen, die sich dort befanden, hatten allein deswegen keine Chance zu fliehen, weil ein immenser Orkan sie daran hinderte, sondern irgendwo hinfegte. Deswegen spricht man auch vom Hamburger Feuersturm, der in dieser Nacht entstand und der so viele Menschen tötete.
Die Bilanz: ca. 34.000 Tote, ca. 125.000 Verletzte über 250.000 Wohnungen völlig zerstört und somit besaßen etwa 900.000 Hamburger kein Obdach mehr. Das sind Ausmaße, die sich der eigenen Vorstellungskraft völlig entziehen.
Und trotzdem muss man versuchen, dieses Grauen in Worte zu fassen.
Mir ist wichtig und vermutlich auch dir, diese schreckliche Zeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sie sollte jedem als Mahnung dienen, wie grausam Krieg ist und wie unendlich sinnlos.

Dass du deine Geschichte aus der Sicht der Kinder beschreibst, finde ich sehr gelungen. Eigentlich weiß man wohl bis heute nicht, was dieser Krieg in ihren Köpfen und Herzen angerichtet hat. Und dass sie Kinder blieben und für sie diese Stanniolstreifen interessant und Sammelobjekte waren, das war unter Garantie so, sicher haben auch einige Kinder Granatsplitter gesammelt und anderes Kriegsmaterial.

Gelungen finde ich auch, dass die Kinder ihr Ding machen und die Erwachsenen nicht einweihen in ihre Schätze. Das ist für mich sehr stimmig.
In einem Punkt bin ich aber nicht ganz deiner Meinung. Und zwar betrifft das die Ahnungslosigkeit der Kinder. Ich glaube, dass selbst das kleinste Kind wusste, dass Bomben fallen und was die anrichten und dass es Feinde gibt, die das tun und das man sterben kann. Auch, wenn gewiss die Allerkleinsten sich unter dem Sterben nicht dasselbe vorgestellt haben dürften, wie die Größeren.
Ich würde den Jungen daher nicht so sehr ahnungslos darstellen. Aber das lässt sich gewiss noch ändern im Text, ohne ihn total zu verändern in seiner Aussage.

Gelungenes Stückchen Geschichte! Respekt GoMusic!

Lieben Gruß
lakita

 

Hey GoMusic,

wieder was gelernt. An dieser Stelle auch Danke an @lakita für die Ausführung. Für mich hätte die Geschichte eher den tag Historik verdient als Alltag. Aber das nur nebenbei.

... Fritz und Karl konnten jeden Moment hinzustoßen, wohnten nur ein paar Straßen weiter.
Am Rande der Gleise lagen sie. Verstreut, wild durcheinander –
Ja, ich dachte auch, Fritz und Karl lagen verstreut am Rande der Gleise. Autsch.

... um einige der heute besonders schönen Silberstreifen abzubekommen.
Die Silberstreifen kommen ja nun ganz am Ende des Absatzes. Hat sicher seinen Grund, warum Du sie so lange zurück hälst, damit man im Ungewissen bleibt, Spannung und so, aber ich finde das an der Stelle eher verwirrend und kontraproduktiv.

Er vermaß alles mit einem Stock, in dem er Kerben geschnitzt hatte, notierte Abmessungen, Farben, Formen und Besonderheiten in sein Büchlein und verstaute alles in separaten Papiertüten.

Obwohl es Hochsommer war, roch ich Kälte.
Schön!

Der Erzähler wirkt auf mich sehr distanziert, was auch wiederum passt, da er ja rückblickend erzählt, und irgendwie auch zum Text, der, wie mir scheint, eher die Sache als solches ausführt, als eine Geschichte zu erzählen. Also, er erzählt Geschichte - deswegen liegt für mich auch Historik nahe. Das macht er aber gut. Und ich glaube gern, dass dieses Lametta vom Himmel einen ganz besonderen Reiz für Kinder dargestellt haben muss. Glänzt schön und passiert ja nicht jeden Tag. Was die "Schätze" am Ende bedeuteten und welche Folgen sie hervorriefen, ist ein harter Gegensatz. Das ist bitter. Das ist Krieg. Furchtbar.

Danke für den Exkurs!
Beste Grüße, Fliege

 

Hallo @GoMusic ,
Du fängst hier ganz wunderbar ein, wie Kinder die Welt sehen. Ein gänzlich neuer Fokus entsteht. Besonders die Mutter am Anfang finde ich sehr gelungen. Dass der Leser genau versteht, worum es geht und der Protagonist sich aber ganz andere Gedanken macht. Toll!
Hier nur kurz noch zwei Kleinigkeiten.

Nächte zuvor hatte ich zum ersten Mal gesehen, wie Flieger lamettaähnliches Gebilde abwarfen,
Ich kann mir kein Kleinkind vorstellen, das "Gebilde" sagt.
Zur Straße, die undurchdringlich war.
In dieser Nacht fand ich das Haus der Brüder nicht wieder.
Damit ziehst du dich zu schnell raus. Du brichst einfach ab und entfernst dich. Ein bisschen mehr Schrecken oder Verständnislosigkeit hätte ich mir schon gewünscht. Vielleicht, dass er die ganze Nacht herum irrt und ihn die Mutter erst am nächsten Tag findet. Irgendwas halt. Aber nicht nichts.
Dass du danach die verzögerte Reaktion als Erwachsener zeigst würde dann auch meiner Meinung nach deutlicher werden, weil du davor dann Unverständnis hättest.

Insgesamt hat es mir durchaus Spaß gemacht, deine Geschichte zu lesen. Danke dafür.
Liebe Grüße,
Träumerle

 

Hallo Bas,

danke für deinen Eisbrecher-Kommentar. habe mich sehr darüber gefreut.

Obwohl diese Stelle im Grunde wunderschön ist, hatte ich ein kleines Problem bei der Zuordnung. "Am Rande der Gleise lagen sie." - Na klar, Fritz und Karl, dachte ich. Verstreut, wild durcheinander? Glitzernd? Was jetzt, die Gleise? Achso ... Die Silberstreifen. Also, wie gesagt, inhaltlich usw. spitze, aber ein versteckter Stolperer - für mich zumindest.
Ja, hast Recht. Habe ich geändert. Danke dir.

Anfangs war ich skeptisch, hatte ich Angst, dass sie mich betrügen würden,
Geschmackssache, aber mir gefiele hier "hatte Angst" besser.
[/QUOTE]
Klingt tatsächlich schöner. Habe ich übernommen.

Er vermaß alles mit einem Stock, in dem er Kerben geschnitzt hatte, notierte Abmessungen, Farben, Formen und Besonderheiten in sein Büchlein und verstaute alles in separaten Papiertüten.
"in den", oder? Vielleicht fällt dir noch was ein, um das doppelte "alles" zu vermeiden - vielleicht stört's dich aber auch gar nicht.
"den" oder "dem": Da bin ich im Moment unsicher. Vielleicht gibt's dazu noch eine dritte Meinung.

Ich finde die Geschichte toll, GoMusic, diese Weltkrieg-aus-Kinderaugen-Atmosphäre hat mich von Beginn an eingefangen und es hat sich definitiv nicht nach 2019 angefühlt, eher so, als würde ich Hesse oder etwas in der Art lesen ...
Danke dafür. Und in einen Satz mit Hesse erwähnt zu werden, ist schon toll. ;)

Ich finde, das hast du super umgesetzt.
:thumbsup:

Hat er die Geschichte schon zu lesen bekommen?
Ja, hat er. Sie hat ihm gefallen und er fand sie berührend.

Freue mich, dass die Geschichte dir gefallen hat. Danke für den tollen Kommentar.


Hallo Willi,

wirklich ein spannender Erzählanlass, finde ich auch!
Danke dir.

Durch deine Erzählung kann ich mir gut vorstellen, wie der Junge aus deiner Geschichte heimlich aus dem Haus schleicht, um diese vermeintlich wertvollen Silberstreifen zu sammeln - in einer Zeit, in der die materielle Not der Familien groß war. Deshalb fand ich auch den plot twist sehr gelungen, als der Erzähler die wahre Bedeutung seines 'Spielzeugs' entdeckt.
Ja, das war mir wichtig, das Erzeugen von Bildern. Schön, dass es mir bei dir gelungen ist.

Sprachlich könnte der Text für mich etwas kindlicher klingen, obwohl der Erzähler aus der Erinnerungsperspektive eines Erwachsenen berichtet. Wenn Menschen aus ihrer Kindheit erzählen, fallen sie oft in eine kindliche Sprache zurück. Aber das ist vielleicht auch Geschmackssache.
Da habe ich auch die ganze Zeit dran geknabbert, mehrmals hin und her gewechselt.

Schlußendlcih benutzt der Erzähler nur wenig kindliche Sprache/Worte ("Mama" vielleicht), sondern mehr die Sprache eines Erwachsenen, also so, wie er aktuell spricht. Vielleicht liegt es auch am ernsten/traurigen Thema, dass der Erzähler das Erlebte nicht "verkindlichen" will. So könnte ich es mir vorstellen.

Sehr gern gelesen!
Prima.
Danke für deinen schönen Kommentar.

Hallo lakita,

aber glaube mir, ich schreibe gerade just an solch einer Geschichte, in der es um die sog. Operation Gomorrha geht,
Unglaublich. Da bin ich voll gespannt.

Dass du deine Geschichte aus der Sicht der Kinder beschreibst, finde ich sehr gelungen.
Wow!

Gelungen finde ich auch, dass die Kinder ihr Ding machen und die Erwachsenen nicht einweihen in ihre Schätze. Das ist für mich sehr stimmig.
Ja, diese Geheimniskrämerei wollte ich unbedingt haben :-)

In einem Punkt bin ich aber nicht ganz deiner Meinung. Und zwar betrifft das die Ahnungslosigkeit der Kinder. Ich glaube, dass selbst das kleinste Kind wusste, dass Bomben fallen und was die anrichten und dass es Feinde gibt, die das tun und das man sterben kann. Auch, wenn gewiss die Allerkleinsten sich unter dem Sterben nicht dasselbe vorgestellt haben dürften, wie die Größeren.
Ich würde den Jungen daher nicht so sehr ahnungslos darstellen.
Da denke ich nochmal drüber nach. Höre mir dazu auch gerne noch andere Meinungen an.

Lakita, du hast toll von der Operation Gomorrha berichtet. Eine wunderbare Ergänzung zur Geschichte (Hintergrundinfo) gegen das Vergessen!
Vielen Dank.

Wünsche euch allen einen schönen Abend.
Liebe Grüße, GoMusic

Edit: Fortsetzung folgt.
Sehe gerade die teilweise misslungene Formatierung. Auf dem Handy kriege ich das aktuell nicht besser hin ... Hole ich nach.

 
Zuletzt bearbeitet:

Der „Bomberkrieg“ begann für das Ruhrgebiet am 10. Mai 1940 lange vor Goebbels rhetorischer Frage nach dem „totalen Krieg“ mit der Bombardierung von für die Kriegsmaschinerie bedeutsamen Orte (Industrie, Güterbahnhöfe etc.) und – und für das Theaterprojekt im vergangnen Sommer, an dem ich teilhatte und ziemlich viel Vergessenes ausgrub, wie z. B. – dass es schon „Kollateralschäden“ und auch „komische“ Nummern gab.
So fielen in der Nacht zum 11. Mai auf Wohngebiete im Norden der „Wiege der Ruhrindustrie“ erste Bomben, die – kein Witz! - schlimmstenfalls geringen Sachschaden anrichteten und größtenteils nicht zündeten und, wie mir glaubhaft berichtet wurde, die Blindgänger wurden von den Jungen zu „Torpfosten“ für Fußballspiele umgewidmet. Was ganz schön riskant klingt, werden doch heute noch bei Bombenfunden Krankenhäuser und Wohngebiete evakuiert. Aber der wirkliche Clou bei den kleinen Forschungen incl. Augenzeugen, zeigte sich darin, dass der Fliegeralarm erst ausgelöst wurde, als die Flugzeuge bereits abgedreht hatten, was dafür spricht, dass das Regime von seinen „Blitzkriegen“ besoffen war und noch keineswegs mit Gegenwehr rechnete … schon gar nicht im eigenen Land.

Aber nun bistu,

lieber GoMusic

mit Deinen kleinen Anti-Kriegs-Texten im Hier und Jetzt angekommen, wenn nach einem 3/4 Jahrhundert braunes Pack sich in einer formal „bürgerlichen“ Partei sammelt – Prof. Lucke, einer der geschassten Gründer der AfD, ist Volkswirtschaftler und darum sind sich die Wirtschaftsprogramme von FDP und AfD auch so ähnlich, darum ist mir auch der welchem Casting auch immer entsprungene, an sich eher befremdende Lindner sympathischer als der Gauleiter mit seiner Störchin und dem Hocker – und Wehr-, pardon, Kampfsportgruppen, die den Straßenkampf üben.

Zwo kleinere Flusen sind m. E. in diesem feinen Text aufzulesen, zunächst das bisher umgangene Problem der Kerben

Er vermaß die Streifen mit einem Stock, in dem er Kerben geschnitzt hatte, notierte Abmessungen, Farben, Formen und Besonderheiten in sein Büchlein und verstaute alles in separaten Papiertüten.
Wo sind die Kerben eingeschnitten?
„Im“ Stock,
aber in wen oder was wurden sie eingeschnitten: In den Stock!

Ich brachte es nicht fertig, sie durch die Finger gleiten zu lassen, sondern atmete kräftig aus, schloß die Dose, und hielt sie so lange in Händen, bis ich meine tränenumrandeten Augen wieder öffnen konnte.
Ich weiß, beim Schließen weigert sich der Finger, doppel-s zu berühren ...

Wie immer - trotz des heiklen Themas

gern gelesen vom

Friedel,
der noch daran erinnern will, dass zu "Staub" noch eine Antwort offen ist ...

 

Hallo Fliege,

danke fürs Lesen und Kommentieren.

Ja, ich dachte auch, Fritz und Karl lagen verstreut am Rande der Gleise.
Habe ich geändert. Hatten andere auch Probleme mit.

Die Silberstreifen kommen ja nun ganz am Ende des Absatzes. Hat sicher seinen Grund, warum Du sie so lange zurück hälst, damit man im Ungewissen bleibt, Spannung und so, aber ich finde das an der Stelle eher verwirrend und kontraproduktiv.
Auch dies hier. Habe es so geändert, dass es nun passt.
Und, ja: Die Streifen sollten möglichst lang zurückgehalten werden :-)

Der Erzähler wirkt auf mich sehr distanziert, was auch wiederum passt, da er ja rückblickend erzählt, und irgendwie auch zum Text, der, wie mir scheint, eher die Sache als solches ausführt, als eine Geschichte zu erzählen. Also, er erzählt Geschichte - deswegen liegt für mich auch Historik nahe. Das macht er aber gut.
"Historik" ist eine gute Idee. Habe ich übernommen.
Prima, dass du die Erzählsprache passend findest und du findest, dass er es gut macht.

Lieben Dank für deinen tollen Kommentar, Fliege.

Hallo Träumerle,

schön, dich unter meiner Geschichte zu haben.

Du fängst hier ganz wunderbar ein, wie Kinder die Welt sehen. Ein gänzlich neuer Fokus entsteht. Besonders die Mutter am Anfang finde ich sehr gelungen. Dass der Leser genau versteht, worum es geht und der Protagonist sich aber ganz andere Gedanken macht. Toll!
Vielen Dank für das Lob. Freue mich wahnsinnig.

Ich kann mir kein Kleinkind vorstellen, das "Gebilde" sagt.
Hm, da muss ich nochmal drüber nachdenken. Das mit dem Kind stimmt wahrscheinlich.
Andererseits spricht der Erzähler ja jetzt, im Nachhinein, mit der Stimme / den Worten / dem Wissen eines Erwachsenen ...

Zur Straße, die undurchdringlich war.
In dieser Nacht fand ich das Haus der Brüder nicht wieder.
Damit ziehst du dich zu schnell raus. Du brichst einfach ab und entfernst dich. Ein bisschen mehr Schrecken oder Verständnislosigkeit hätte ich mir schon gewünscht. Vielleicht, dass er die ganze Nacht herum irrt und ihn die Mutter erst am nächsten Tag findet. Irgendwas halt
Ja, der Erzähler bricht da schnell ab. Schrecken und Verständnislosigkeit mag er sicher gehabt haben. Wohl sogar noch andauernd bis zum heutigen Tag.
Ich denke aber, dass es klar sein sollte, warum er das tut.
Er erzählt nicht in aller Ausführlichkeit davon, dass oder wie seine Freunde unter Trümmern lagen, im Bombenhagel gestorben sind.

Danke auch dir für deinen Kommentar.

Lieber Friedel,

danke für die Flusen. Einer davon war eher ein Flüchtigkeitsfehler, habe ich das gleiche ss-/ß-Wort doch weiter oben korrekt geschrieben. :)

Wie immer - trotz des heiklen Themas
gern gelesen
Freut mich sehr.

Ich wünsche euch einen tollen Feiertag.

Irgendwie habe ich die Zeitumstellung noch nicht so richtig verinnerlicht. Warum um alles in der Welt sitze ich so früh schon mit einem Kaffee vor dem Rechner? :confused:

Liebe Grüße, GoMusic

 

@lana91

Warum klärst du sowas nicht in einer PN? Warum muss man hier langjährige Forenmitglieder direkt so dermaßen heftig an den Pranger stellen? Vielleicht lässt sich das alles ganz easy aufklären. Aber nein ... Macht man das heute im Zeitalter der Hysterie und der cancel culture so? Setzt diese Art der Empörung eigentlich Endorphine frei?

 

Hallo @lana91

du hast die Stelle herauskopiert bzw. zitiert, die ich als ersten Kommentar geschrieben habe, nämlich dass es sich im Großen und Ganzen um ein wahres Erlebnis von jemanden aus dem Jahrgang 1938 handelt. Von dieser Person, Herr Ekkehard Mittelberg, hatte ich mir eine schriftliche Bestätigung eingeholt, dass ich Elemente aus seinen Erinnerungen (bzw. aus seiner Anekdote) für eine Kurzgeschichte verwenden darf. Er kennt auch diese hier gepostete Geschichte und hat keine Einwände, vielmehr freut er sich, dass seine Kriegserinnerungen weitergetragen werden.

Ich habe das nun entsprechend in meinem ersten Kommentar angepasst/erweitert, um weitere Missverständnisse zu vermeiden.

Schönes Wochenende.
Gruß, GoMusic

 

Wären die Rollen vertauscht, hätte GoMusic den Sachverhalt zur Diskussion ans Team gemeldet, dann hättest du die Gelegenheit gehabt, das entsprechend nicht öffentlich zu erklären und dir wären die gleichen Möglichkeiten aufgezeigt und die gleichen Hinweise gegeben worden, die GoMusic jetzt bekommen hat. Du kapierst jetzt nach diversen Kommentaren dazu immer noch nicht, wieso deine Handlungsweise als Problem angesehen wird.

 

Hallo @jimmysalaryman und @Rob F ,

danke, dass ihr euch mit in die Diskussion eingebracht habt.

Wie all die Kommentare aussehen würden, wenn bei GoMusic und mir die Rollen vertauscht wären, male ich mir gar nicht erst aus. Ich denke, die Messages sind auf allen Seiten angekommen, ad acta.
Lana91, so ein Spruch kann als reine Provokation verstanden werden. Gut, dass ich ein dickes Fell habe und es dabei belasse.

 

Hallo DF,

die Geschichte ist einfach nur gut. Alles weitere erübrigt sich.
Das freut mich.

Vielen Dank für die Auseinandersetzung mit meinem Text und den tollen Kommentar.

Schönen Sonntag auch dir,
GoMusic

 

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