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Skat

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05.04.2006
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Skat

Die Drei saßen beisammen in dem dunklen Raum, während der Vierte, welcher in dieser Runde stumm blieb, die Karten mischte. Jemand entzündete eine Kerze, als die 32 auf dem Tisch verteilt wurden. Von oben hatten die Karten den Anschein, als wären sie untereinander identisch, als hätten Farbe und Zahl keinerlei Bedeutung, obwohl sie in Wahrheit doch so wichtige Symbole darstellten. Die Drei nahmen auf und versenkten ihre Blicke in dem Blatt.
Lange sagte niemand etwas, ihre Gesichter analysierten die Karten, als wären sie alles auf der Welt.

Der erste Spieler hatte ein sehr gutes Blatt und war sich sicher, zu gewinnen. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
Der zweite Spieler hatte ein äußerst schlechtes Blatt und verzog die Mundwinkel.
Der dritte Spieler war ebenfalls nicht vom Glück gesegnet, ließ sich seinen Verdruss aber nicht anmerken. Vielleicht ließ sich noch etwas aus den Karten machen.

Geben. Hören. Sagen. Mehr sagen.
Der Zweite, jener mit den besonders schlechten Karten sagte gar nichts, auch der dritte hielt sich zurück, schon bei Achtzehn stoppte er das Spiel der Übermacht. Der erste Spieler sagte das Meiste und nahm dann den Skat auf. Sein Gesicht verriet den anderen, dass die beiden Karten nicht das gewesen waren, was er sich erhofft hatte. Dem Zweiten war dies egal, aber der Dritte ließ sich zu einem Schmunzeln hinreißen. Er würde kämpfen müssen, aber er hatte eine Chance.

Das Spiel begann ernüchternd. Der Zweite spielte sein einziges Ass, welches jedoch sofort vom Ersten gestochen wurde. Der Erste, dessen Blick seit Beginn des Spieles Ehrgeiz verraten hatte, lachte laut, woraufhin sein Gegenüber den Blick senkte.
Es reicht, meinte er, wir haben eh keine Chance. Lasst uns Schluss machen.
Nein, antwortete der Dritte und legte dem Zweiten die Hand auf die Schulter, was bringt das Spiel, wenn wir aufgeben? Der Sinn liegt nicht im Gewinnen, aber darin, Spaß zu haben.
Der Zweite lächelte ein wenig zögerlich.
So spielten sie weiter, obwohl der Erste doch stets die Überhand hatte.

Nach einigen Stichen lagen zwei Zehnen auf dem Tisch, aber der Erste stach die Karten mit dem Kreuzbuben und einem Jubelschrei. Er hatte Glück gehabt. Der Zweite verzog wieder die Mundwinkel, aber der Dritte lächelte nur verschmitzt.
Jetzt ist er wenigstens draußen, meinte er und machte dem Zweiten so neuen Mut.

Ab diesem Moment, etwa ab der Hälfte des Spieles, änderte sich das Glück. Der Erste verlor immer mehr Stiche und am Ende war sein siegessicheres Grinsen längst vom Gesicht verschwunden.
Gut, dass wir nicht aufgegeben haben, lachte der Dritte, und auch der Zweite ließ sich zu einem Lächeln hinreißen.
Doch der letzte Stich ging wieder an den Ersten. Es würde knapp werden, alle drei waren sich dessen bewusst. Der Vierte, den die ganze Sache herzlich wenig interessierte, gähnte ein wenig, als die Spieler schweißgebadet ihre Punkte auszählten.

Der Zweite, jener, der von Anfang an gemeint hatte, er würde verlieren, setzte eine gequälte Miene auf, als er realisierte, dass nur zwei Punkte zu einem Sieg fehlten. Der Erste stieß daraufhin einen Jubelschrei aus.
Ich habe es euch ja gesagt, rief er.
Tja, meinte der Zweite, und legte dem Dritten den Arm über die Schulter, mit so einer guten Hand ist das ja auch keine Kunst. Und letztendlich war es ja doch ein spannendes Spiel, oder?
Der Zweite nickte nun und ließ sich abermals zu einem Lachen verführen. Er war froh, dass er nicht aufgegeben hatte, denn letztendlich hatten sie zwar nicht gewonnen, aber doch einen großen Spaß gehabt.
Was nun, fragte er, von neuem Glück heimgesucht.

Vielleicht spielen wir noch eine Runde, antwortete der Vierte.

 

Nette Geschichte, vor allem finde ich es gut, dass du den Ersten tatsächlich hast gewinnen lassen, ich befürchtete schon, dass das so eine Moralpredigt werden würde, ala "Niemals Hoffnung aufgeben", "Tschaka, du schaffst alles, was du willst" etc., so finde ich es aber wirklich gelungen, dass die beiden zwar gekämpft, dennoch verloren und trotzdem stolz auf sich sind, dass sie es versucht haben.

Allerdings muss man die Skatregeln etwas kennen, um der Geschichte genau zu folgen :D

Liebe Grüße,
Sebastian

 

Hallo Cipolla!

Beim Lesen ein wenig störend sind die fehlenden Namen: Der Erste usw. ist wenig einprägsam.
Ansonsten kann man schon einen gesellschaftlich-philosophischen Bezug sehen: Verschiedene Handlungsstrategien, verschiedene Handlungsweisen (je nach Charakter). Handeln um des Handelns Willen, nicht um zu siegen (zumindest äußert sich der Zweite entsprechend, vielleicht auch nur eine Phrase?).

- Pol

 

OK, die Namen waren mit Absicht so gelassen, damit man sich besser in die Rollen versetzen kann. Die ganze Geschichte ist allerdings mehr als Parabel auf die Art und Weise gedacht, wie Leute ihre Leben leben. Lest sie am besten nochmal unter diesem Gesichtpunkt.

Danke für die Kritik!

 

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