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So ein Glück!

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01.05.2009
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So ein Glück!

So ein Glück !

(nach einer Idee von Wolfdietrich Schnurre)

„Jetzt kommt da eine Frau vorbei, eine jüngere Frau, sieht gut aus,
wäre was für uns, wenn wir nicht hier liegen müssten“.

„Was hat sie an?“

"Einen kurzen Rock und eine weiße Bluse. Hochhackige Schuhe
trägt sie auch“.

„Wie sehen die Beine aus?“

„Prima Beine, lang sind sie“.

„Und die Haare?“

„Schwarze Haare, lange schwarze Haare“.

„Ist sie allein?“

„Nein, ein Mann geht neben ihr, irgendein Schnösel, vielleicht ihr
Freund.“

„Sag mal, Wanitzki, können wir nicht endlich einmal die Plätze tauschen, mein Bett sollte auch mal am Fenster stehen. Wir wechseln täglich ab. Die Schwester könnte das einfach machen“.

„Kommt nicht in Frage, ich liege schon eine Woche länger hier als du. Du brauchst, nicht immer wieder zu fragen, diesen Platz behalte ich. Außerdem beschreibe ich dir ja immer alles genau, was sich draußen abspielt.“


Dieser Wanitzki! Beide sind wir dreißig Jahre alt, beide liegen wir seit Wochen hier in diesem Zimmer im Bett, können nicht aufstehen, nicht einmal aufs Klo gehen, wir beide müssen in die Pfannen scheißen!
Besuch kommt auch nie, ich kann nur die Decke anglotzen.
Aber Wanitzki liegt in seinem Bett am Fenster, kann sehen, was da auf der Straße abläuft, kann das Leben sehen.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob er mir alles genau erzählt.
Manchmal schläft er auch am Tag, berichtet dann nichts.
Er will nicht einmal für kurze Zeit seinen Platz wechseln, unfair, egoistisch ist er.
Geld habe ich ihm schon angeboten, aber der lässt sich auf nichts ein.
Manchmal wünsche ich, er würde verrecken, dann hätte ich endlich seinen Platz, könnte etwas vom Leben sehen.
Eigentlich ist er ein Scheißkerl. Gestern habe ich ihn erwischt, er beschreibt nicht immer genau, was er sieht, erzählt nicht alles, ich muss oft nachfragen.
Da hat er wieder mal gesagt, dass eine junge, schöne Frau vorbeigeht, aber ihre Freundin oder Schwester hätte er fast unterschlagen, die war noch viel schöner! Die wollte er für sich alleine behalten, nicht mit mir teilen! Dieser Mistkerl!
Der kann nicht anständig beschreiben, was er sieht, immer wieder muss ich nachfragen, ihm die Würmer aus der Nase ziehen.

Abend ist es mal wieder geworden, jetzt passiert nichts mehr draußen.
Die Schwester ist noch mal vorbei gekommen, hat uns irgendwelche Tabletten gegeben, damit wir besser schlafen können.
Wanitzki erhält immer noch andere, die sollen seinen Schleim lösen, er röchelt öfter so merkwürdig. Geschieht ihm recht, dem Schweinehund.

Mitten in der Nacht wache ich auf, Wanitzki röchelt fürchterlich. Ich mache das Licht an.
Merkwürdig sieht Wanitzki aus, sein Gesicht ist ganz rot, er fuchtelt mit seinen Händen herum, seine Augen fallen ihm fast aus dem Kopf, er greift sich an den Hals, wirft sich hin und her oder versucht es mindestens.
Jetzt wird sein Gesicht blau.
Ich sollte auf den Notknopf drücken und die Nachtwache rufen, zögere aber.
Das ist meine einzige Chance, den Fensterplatz zu ergattern.
Ich mache das Licht wieder aus, Wanitzki röchelt immer schwächer, dann höre ich nichts mehr.

Als ich am Morgen aufwache, schieben sie gerade Wanitzki aus dem Zimmer, der braucht jetzt keinen Aussichtsplatz mehr, wo der hinkommt, ist nichts mehr zu sehen, alles dunkel.

Die Schwester fragt mich, ob ich denn nichts gehört hätte. Tief geschlafen hätte ich, sage ich zu ihr.
Wanitzki sei verschieden, sagt sie.

Ja, den Fensterplatz bekäme ich, sie werde nachher mein Bett ans Fenster schieben.

Endlich, denke ich, endlich kann ich etwas anderes als die Decke sehen, endlich kann ich nachholen, was mir so lange Zeit entgangen ist.

Nach dem Frühstück kommt die Schwester mit einem Pfleger. Sie schieben mein Bett ans Fenster und gehen wieder.
Ein schöner Tag heute, die Sonne scheint, auf der Straße wird viel los sein.

Ich hebe den Kopf ein wenig, schaue aus dem Fenster und sehe eine Mauer.

 

Hallo Kurtchen,

also nachdem ich gestern deine Geschichte Inshallah korrigiert habe, regen sich bei mir die Zweifel, dass du sie geschrieben hast. Bei der einen Geschichte warst du oberflächig, hast unnötige Dinge geschrieben und dein Schreibstil hat mir auch nicht gefallen.
Bei dieser Geschichte ist es anders. Sie ist knapp und gut geschrieben. Sie passt aber nicht zu deiner ersten Geschichte. Sollte ich mich täuschen, dann kann ich dir sagen, dass du sie gut geschrieben hast.

Gruß
Kyrios

 
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regen sich bei mir die Zweifel, dass du sie geschrieben hast.
Diese Zweifel hab ich auch. Die Geschichte war außerdem schon vor ein paar Jahren einmal auf kg.de.

Und, Kurtchen (alias Pedrito alias Paolo?), warum besserst du denn den bei letztem Link aufgezeigten Fehler (Winatzki/Wanitzki) nicht auch hier aus? Bist du doch nicht derselbe Autor oder möchtest du uns auf die Probe stellen, wie lange wir brauchen, bis wir es bemerken?

Ach ja: Kannst du mir was über deine Intention erzählen, die du mit dem Text verfolgst? Ich sehe leider die gesellschaftliche Aussage nicht, aber als Autor wird es dir sicher nicht schwer fallen, mich aufzuklären.

 

Oder auch Pedro oder Paul?
Auf alle Fälle hättest du auf den Ursprungstext hinweisen sollen, der hier neu bearbeitet ist. Aber das kannst du ja gern noch nachholen.

 

Hallo Are-Efen,

freue mich, dass dir der Text gefallen hat.

Gruß

Kurtchen

Hallo Kyrios, hallo Häferl,

bei Euch regen sich Zweifel, ob ich die Geschichte geschrieben habe.
Ich kann Euch beruhigen, ich habe sie selbst geschrieben.

Kurtchen

Hallo Chausie,

Humor ist eine seltsame Sache.

Kurtchen


Hallo sim,

es gibt keinen Ursprungstext, auf den ich hinweisen müsste. Vor Jahren kann diese Geschichte auch nicht hier eingestellt worden sein, da lebte ich in Südamerika. Da habe ich die Geschichte zum ersten Mal in spanischer Sprache geschrieben, sie kam ganz gut an.

Kurtchen

 

Hallo Kurtchen!

Vor Jahren kann diese Geschichte auch nicht hier eingestellt worden sein,
Doch, das war sie. Das ist eine Geschichte, die im Gedächtnis hängen bleibt, deshalb bin ich mir da so sicher.

da lebte ich in Südamerika. Da habe ich die Geschichte zum ersten Mal in spanischer Sprache geschrieben, sie kam ganz gut an
Vielleicht hatte sie jemand ohne Dein Wissen übersetzt und dann hier eingestellt?

Wäre aber lieb, wenn Du mir trotzdem noch erklärst, welche gesellschaftlich relevante Aussage Du damit treffen wolltest, bzw. was Du damit aufzeigen oder kritisieren willst.

Ich finde es außerdem unglaubwürdig, daß jemand - nur wegen dem Fensterplatz - einen Mitpatienten so einfach sterben läßt, ohne den Notruf zu betätigen. Er könnte ja z.B. die Schwestern bitten, ihn zu verlegen, sobald in einem anderen Zimmer ein Fensterplatz frei wird. Wie gefühllos muß man sein, um sich dann auch noch über den Tod des Nachbarn zu freuen? - Sorry, aber das wirkt einfach nur wie für die eher laue Pointe zurechtgeschneidert, und nicht nach einem realistischen Charakter.

Grüße,
Susi :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Häferl,

Vielleicht hatte sie jemand ohne Dein Wissen übersetzt und dann hier eingestellt?
- Das kann ich mir nicht vorstellen. Es gibt aber kaum eine "Schreibidee", die nicht schon mal irgendwann von irgendwem aufgegriffen wurde. Ich habe in meinem Leben sehr viel gelesen, finde heute kaum etwas ganz "Neues".
(Das einzige ganz Neue, was mir jetzt spontan einfällt, wurde für mich im Roman "Das Parfüm" erfunden.)

Wäre aber lieb, wenn Du mir trotzdem noch erklärst, welche gesellschaftlich relevante Aussage Du damit treffen wolltest, bzw. was Du damit aufzeigen oder kritisieren willst.

Mit gesellschaftlich relevanten Aussagen bin ich sehr vorsichtig.
Vor einigen Jahren las ich einmal einen Bericht über einen Stamm in Afrika, sie waren Jäger. Soziologen beschrieben sie als äußerst sozial allen Schwächeren gegenüber.
Dieser Stamm wurde dann umgesiedelt, ein Naturschutzgebiet wurde neu angelegt.
Sie sollten nun Ackerbauern werden, was nicht funktionierte. Essenrationen wurden von der betreffenden Regierung kostenlos an sie verteilt, mussten aber von weiter her abgeholt werden. (zu Fuß)
Die "Essenholer" stopften sich Nahrung bis zum Erbrechen auf dem Rückweg hinein, es reichte dann nicht für alle.
Das Sozialverhalten änderte sich vollständig. Alte, Kranke und Schwache verhungerten. Wenn ein Blinder in eine Schlucht stürzte, freuten sich fast alle.
(Ein Esser weniger!)
Es gibt Wissenschaftler, die die Meinung vertreten, dass positives Sozialverhalten ein "Luxus" ist. Es funktioniert nur so lange, bis es ans "Eingemachte" geht. Ich glaube das auch.

Wie gefühllos muß man sein, um sich dann auch noch über den Tod des Nachbarn zu freuen?
Ja, da ging es ans "Eingemachte". Er sah keine andere Möglichkeit, einen Fensterplatz zu bekommen. Der war für ihn das Wichtigste, er glaubte, nur so könne er am Leben teilnehmen.

Gruß

Kurtchen

 

Kurtchen, der Ursprungstext von Wolfdietrich Schnurre "Beste Geschichte meines Lebens" ist so bekannt, dass er in vielen Schulbüchern steht. Und wegen des skizzenhaften Stils dieser Geschichte halten viele Lehrer es für eine gute Idee, Ihren Schülern die Aufgabe zu stellen, die Geschichte auszuformulieren. Den Ursprungstext kann ich wegen der Rechte natürlich nicht hier einstellen. Eine Bearbeitung, die schon 2004 hier eingestellt wurde, aber schon.. Das Original schicke ich dir per PM.
Bei aller Möglichkeit identischer Ideen, so viel Ähnlichkeit ist schon sehr merkwürdig. Und es ist kaum vorstellbar, dass du den Text von Schnurre nicht kennst.

 
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Hallo sim,

jetzt bin ich baff! Kann nicht gänzlich ausschließen, dass ich von der Geschichte schon mal gehört hatte. Erinnere mich aber nicht.
Hatte "meine" Geschichte schon vor längerer Zeit geschrieben.

Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Gruß

Kurtchen

P.S.: Habe den Zusatz: "nach einer Idee von Dietrich Schnurre am Textanfang eingefügt)

 

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