Was ist neu

So oder So

Mitglied
Beitritt
18.11.2008
Beiträge
4
Zuletzt bearbeitet:

So oder So

So oder So!!

Seit einer halben Stunde schon hatte sie bemerkt, dass der Kerl an der Bar sie beobachtete. Nun, es machte ihr nichts.
Was konnte er an ihr schon besonderes erkennen?
Auf ihrem Tisch lag eine Packung Tabak, Paper, Feuerzeug. Eine Zeitschrift über
die “In & Out´s“ der Hollywoodlounge und ein Glas Wasser. Nichts, woraus er schließen konnte wer sie war und wie sie ihr Leben lebte.
Aber auch sie hatte bereits begonnen ihn zu mustern.
Er war groß – vielleicht sogar einen ganzen Kopf größer als sie. Seine schwarzen, etwas längeren Haare konnten darauf schließen, dass er eine lockere, legere Lebensart bevorzugte. Der Drei-Tage-Bart passte zu seinen etwas kantigen Gesichtszügen – machte ihn männlicher. Auf gar keinen Fall war er jedoch ungepflegt. Das zeigten ihr seine akribisch sauber geputzten Fingernägel und die wohl frisch aufpolierten Imitatlederschuhe.
Vielleicht war er nur der klassische Bürohengst, der nach Feierabend schon ein oder zwei Bierchen trank und daraufhin beschloss den bösen Jungs anzugehören.
Vielleicht hatte er aber auch nur die Schnauze voll von einem stressigen Arbeitstag als Linienarbeiter, Lkw-Fahrer, Hausmeister oder sonst was.
Seine Kleidung war gebügelt und frisch. Das Hemd hatte kaum Sitzfalten. Wahrscheinlich bügelte ihm seine Mutter. Kein Ehering. Warum sollte auch ein Kerl, der eine Frau oder Freundin hatte, sich um diese Zeit in die Kneipe sitzen und sie beobachten. Man könnte in Betracht ziehen, dass seine Freundin zickte, oder sie hatten sich wegen seines Rauschs letztes Wochenende gestritten, oder wegen ihrer ständigen Stimmungsschwankungen, weil sie schwanger ist. Wer weiß das schon?
Gut möglich auch, dass das hier seine Stammkneipe war. Er nannte den Wirt beim Vornamen. Ab und An wechselten sie auch ein paar Sätze untereinander. Da ging es dann um Motorräder, Autos oder den Bekanntenkreis. Es musste tatsächlich seine Stammkneipe sein.
Sie konnte erkennen, dass ein Mercedesschlusselanhänger an seinem Bund hing. Bestimmt fuhr er eine ältere Klasse. Wohl kaum ein aktuelles Modell. Aber mit Sicherheit ohne Dellen. Er achtet auf sein Zeug. Jedes Mal nachdem er eine Zigarette angezündet hatte steckte er das Zippo, den Tabak und das Paper wieder sorgfältig in seine Brusttasche.
Was ihr am meisten gefiel war seine bedachte Gestik und Mimik wenn er mal seinen Blick von ihr abwand um mit dem Wirt zu plaudern. Bedachte Gestiken konnten auf eine gute Wortwahl und Selbstsicherheit schließen. Ihr fiel das auf. Sie war schließlich eine Frau. Sensibel auch noch dazu. Sie mochte Menschen die eine etwas andere Wortwahl hatten, vielleicht schon fast eine etwas intellektuelle Wortwahl. Jedoch runzelte sie die Stirn vor allem bei Menschen die zu viele “Äähhss“ und “Aahhss“ im Satz bildeten.
Aber so einer war er bestimmt überhaupt nicht. Es konnte aber natürlich auch noch sein, dass er schüchtern war und dies mit seiner Gestik überspielen wollte. Wenn es so war, gelang ihm das mit Bravour. Er wippte auch stets mit dem Fuß im Takt der Musik, egal ob er sie beobachtete, mit dem Wirt redete oder Gedankenverloren aus dem Fenster starrte. Wenn ihm einer der Bluesnummern besonders gefiel schloss er kurz die Augen und sang leise für sich selbst mit. Als er die Augen jedoch wieder öffnete stellte er wahrscheinlich mit bedauern fest, dass er hier war. Nicht bei irgendeiner “Frederica“, die er nicht braucht, oder bei einer helfenden Hand die mit ihm durch leben ging.
Ihr kam ein kleines Grinsen aus bei dem Gedanken, dass sie mit allem Recht haben konnte. Aber das war eher unwahrscheinlich. Ihr war der Kerl irgendwie sympathisch.
Vielleicht trank sie später noch einen Kurzen mit ihm.
Der Kerl konnte aber auch ein Arschloch sein. Sie kannte ihn schließlich nicht. Vielleicht trank sie später auch keinen kurzen mit ihm. Wer weiß das schon. Das leben war un/wahrscheinlich. So oder So.
Sie wand ihre Augenwinkel wieder in die Zeitschrift und drehte sich eine Zigarette.

Er beobachtete sie eigentlich nur weil sie neben ihm die einzige in der Kneipe war.
Seine Stammkneipe.
Im Moment drehte sie sich gerade eine Zigarette. Ihm fielen ihre abgekauten Fingernägel auf. Schön war das nicht. Auch wenn sie von vornherein nicht als eine überschminkte Modepuppe bei ihm galt. Warum nur biss sie ihre Fingernägel. War sie nervös? Von seinen Blicken? War ihr das aufgefallen? Wohl kaum.
Sie las in irgendeiner Zeitung über Promis. War sie Gesellschaftsintressiert oder doch nur eine Modepuppe. Eher ersteres?
Sie hatte ein hübsches Gesicht. Als sie einmal kurz aufgrinste fielen ihm die Lachgrübchen auf. Er fand das Süß. Ihre Pechschwarzen Haare waren zu einem Dut geknotet. Das lies sie streng wirken. Das war sie aber nicht, da war er sich sicher. Ihr Busen hatte eine schöne größe. Naja, er musste ihre Brüste anstarren. War er doch ein Mann. Sie war pummelig. Aber es gab wichtigeres. Trotzdem ein paar Kilos weniger würden nicht schaden. Aber das wusste sie auch ohne ihn – sie war eine Frau. Sie wollte von Natur aus perfekt sein. Eben Frau.
So verkehrt konnte sie nicht sein. Sie saß in seiner Stammkneipe. Wenn sie so viel Hirn wie Busen hatte, war sie auf jeden Fall OK.
Sie war noch nie hier. Das hatte ihm der Wirt schon gesteckt. Was sie hier wohl machte? War sie neu in der Stadt? Auf der Durchreise?
Draußen stand ein Mazda mit fremdem Nummernschild vor der Tür. Das Auto würde zu ihr passen. Sie war wohl wirklich auf der Durchreise. Oder besuchte sie eine Freundin oder gar einen Freund? Vielleicht hatte sie ein Streit mit ihrem Freund dazu gedrängt an einen neuen fremden Ort zu fahren. Ach… ihm war’s egal. Er konnte sich vorstellen dass sie Kindergärtnerin war, oder irgendwas mit Tieren machte oder so was halt.
Er fands Klasse wenn eine Frau selber drehte. Hatte was. Der eine Schlüssel an ihrem Bund könnte ein Motorradschlüssel sein. Eine Frau auf nem´ Chopper hatte was. Vielleicht fuhr sie aber auch einen Joguhrtbecher.
Aahhh…a helpin hand. You´ve got to find somebody, somebody you can understand..
Was hört sie wohl für Musik? Nach gutem Blues sieht sie nicht aus. Aber dass sie gar keinen mag auch wieder nicht. Vielleicht ne´ Rockgöre – im besten Fall. Vielleicht hörte sie aber auch die Charts rauf und runter.
Eine Südstaatenflagge am Schlüsselbund. Ist sie am Weltgeschehen interessiert oder gefällt ihr einfach nur das Motiv? Weiber.
Wahrscheinlich ein verzogenes Gör, wenn man so ihre rote imitat Ledertasche sieht. Oder eher Bodenständig worauf ihre ausgelatschten Turnschuhe schließen. Bodenständig findet er gut. Realitätsbezogen, neutral, aufgeschlossen, normal. So wirkt sie eigentlich. Sie könnte aber auch verträumt sein. Wenn ihr Blick so abschweift aus dem Fenster könnte man meinen sie wünscht sich so ein leben wie die Promis in ihrer doofen “In“–Zeitschrift. Oder schaut sie nur zur Pizzeria rüber und überlegt was sie essen mag? Ob sie überhaupt was essen soll? Wegen ihrer Figur und so. Machen Frauen ja ständig. Wenn sie hunger hat soll sie doch was essen. Seit einer halben Stunde sitzt sie da. Sie hat sich kaum bewegt. Sie wirkt ziemlich Gedankenverloren. Überlegt wohl was sie als nächstes Trinkt. Wasser.
Warum kein Pils oder ein Gläschen Wein. Sie wird wohl noch fahren müssen.
Er drehte sich ne Zigarette mit dem Gedanken wie un/wahrscheinlich es wäre, hätte er mit allem recht was er über sie denkt. Sie ist ihm sympathisch. Vielleicht trinkt er mit ihr nachher noch nen´ Kurzen.
Das Mädchen konnte aber auch ne dumme Ziege sein. Er kannte sie schließlich nicht. Vielleicht trinkt er nachher auch keine Kurzen mit ihr. Das leben war un/wahrscheinlich. So oder So. Er wandte seinen Blick ab und sah, dass der Wirt drei Kurze einschenkte. Drei?

Der Wirt meinte zu der jungen Frau sie solle doch zu ihnen rüberkommen – mittrinken. Sie kam. Und trank. Sie Trank nur einen. Sie war auf der Durchreise und musste noch fahren.
Er trank noch drei. Er hatte die Schnauze voll von seinem stressigen Arbeitstag.
Beide unterhielten sich noch gut. Es wurde spät.
Wie un/wahrscheinlich war diese Unterhaltung doch gewesen. Das leben ist so un/wahrscheinlich. Vielleicht werden sie sich wieder sehen. Näher kennen lernen.
So wahrscheinlich oder so unwahrscheinlich wie der Wirt auf seine eigenen Kosten die Kurzen ausgab.
So oder So.

By EllaM

 

Friedvolle Grüße

und Willkommen auf KG.de.

Dein Einstand ist durchaus kein schlechter, auch wenn ich noch einige Kritikpunkte habe. Aber der Reihe nach.

Du beginnst mit der Frau, die da in einer Kneipe sitzt und sich ein Bild macht von dem einzigen Gast, einem Mann. Dann schwenkst Du auf die Sichtweise des Mannes, und schilderst die selben Denkabläufe. Das ist recht amüsant, und da konnte ich mich schon wiederfinden, denn so wie Du es beschreibst, versucht man schon, unbekannte Menschen einzuordnen. Wie sieht die Person aus, wie zieht sie sich an, gibt sie sich beim reden, was liest sie?
Das hast Du gut beobachtet, unterhaltsam und flott geschrieben.

Meine Kritik startet bei Deinem Abschluß. Der dritte und letzt Abschnitt fällt in meinen Augen stark ab und lässt mich sehr unbefriedigt zurück. Da beginnst Du leider zu philosophieren, womit die Aussage über die Un/Wahrscheinlichkeiten des Lebens zu dick aufgetragen werden.

Erwartet hatte ich hier, das Du nun aus der Perspektive des Wirtes, der dritten und eigentlich unbeteiligten Person, den Rest der Ereignisse schilderst. Wie sich die beiden unterhalten, während der Wirt sich schon auf den Feierabend vorbereitet, die Gläser einsortiert, Flaschen wieder zurück stellt, die Theke putz. Aus den Augenwinkeln beobachtet er sie dabei, sieht wie sie gemeinsam lachen, oder sich auch mal peinliche Stille einstellt, sie am Ende vielleicht Telefonnummern austauschen, oder auch nicht, und schließlich offenbleibt, ob sie sich wiedersehen. Das würde für mein Verständnis die Geschichte besser abschließen, und den Punkt, den Du klar machen möchtest, dennoch nicht verwässern.

Alles in allem hat mir der Text gefallen, und ich freue mich darauf, mehr von Dir zu lesen.

Kane

 

Hey Brother Kane,

mensch ich bin ja super happy über deine kritik. Mich freuts total dass ich doch gut weg komm.

Deinen Vorschlag zu diesem alternativen schluss lass ich mir auf jeden fall durch den kopf gehen. Hatte diese eventuelle schlusssituation noch gar nicht bedacht.

Auch deine kritik des philosophierens nehme ich durchaus ein bissl positiv auf, da ich nie gedacht hätte, in irgendeiner weise dazu fähig zu sein.

Bin jetzt richtig motiviert. Dafür will ich dir danken...und ein YYYYIIIIEEEPPPHHHH... draufsetzen. =D

CIAO ELLA

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo rueganerin,

vorweg: das mit dem kommas hab ich kapiert,danke!


Zitat:
Ihr kam ein kleines Grinsen aus
Wie bitte?
<----Was heißt hier "Wie bitte?"

Was hat eine Südstaatenflagge mit dem Weltgeschehen zu tun?
Gut ich hätte auch einfach nur das wort flagge an sich nehmen können. Wollte das geschehn aber einfach etwas spezifizieren. Tja und was haben falggen in der welt schon zu bedeuten...da hast du vollkommen recht. (ist aber nur sarkatisch gemeint)

Schubladendenken, wie es sich von vorne bis hinten durch die kg zieht
Immerhin hast du den sinn meines textes erkannt.
Die meisten menschen sind nämlich genau wegen diesem schubladendenken unfähig kontakte zu knüpfen und menschen kennen zu lernen. dann kommen nämlich genau solche gedanken auf.

deine kritik finde ich unverschämt. es ist mir ganz recht recht, dass meine texte hier auf fehler, grammatik und auch inhaltlich kritisiert werden.
aber wenn du aus dem fenster springen willst, oder meine protas anzüden willst, dann behalte es doch in zukunft einfach für dich. da krieg ich nur ein schlechtes gewissen und interessieren tut mich das auch nicht.

machs gut. Ciao....yyyiippeehhh...EllaM

 

Hallo EllaM,

ich möchte meine Kritik nicht ganz so harsch formulieren wie rueganerin, aber was den Punkt Rechtschreibung und Kommasetzung betrifft, solltest Du wirklich an Dir arbeiten. Also, mich stört es sehr beim Lesen einer Geschichte, wenn dauernd Rechtschreibfehler drin sind und viele Kommas fehlen. Das behindert irgendwie den Lesefluss. Außerdem gehört es zu den Regeln dieses Forums auf die Rechtschreibung zu achten, ohne dass ich jetzt kleinlich wirken möchte. Ich bin natürlich auch nicht perfekt, aber bemühe mich.

Deine Geschichte fand ich etwas "sperrig" zu lesen, ich mußte mich bei der Stange halten, damit ich sie zu Ende kriege. Ich habe nicht wirklich kapiert, was Du damit aussagen willst. Deine Protas kommen echt ein bisschen beschränkt rüber, da solltest Du auf die Wortwahl achten, wie Du es ja auch in Deinem Text als wichtig erachtest.

Dass sie bei ihm "Imitatlederschuhe" und er bei ihr eine "Imitatledertasche" bemerkt, finde ich einfallslos. Da gibt es wahrlich mehr Möglichkeiten im Leben. Die Vielfalt der Wortwahl macht doch die Sache interessant.

Den Vorschlag von Brother Kane, den dritten Teil des Textes aus Sicht des Wirts zu schreiben, finde ich übrigens super.

LG
Giraffe.

 

Hallo Giraffe,

mit deiner kritik kann ich schon viel besser umgehn. Danke.

Ja die schreibfehler...was soll ich sagen...ich werd daran arbeiten und den text immer wieder lesen und ausbesseren so gut es mir möglich ist.

An dem alternativen schluss will ich auf jeden fall arbeiten und ihn auch möglichst bald veröffentlichen.

Ciao...EllaM

 
Zuletzt bearbeitet:

Grundsätzlich finde ich, weniger ist mehr. Allein die Gedanken der Frau über den Mann sind nicht wirklich schlüssig. Der Mann ist ja bei ihr einmal Linienbusfahrer, mal Topmanager. Zudem wechseln Mann und Wirt ein paar Sätze. Aber über Autos, Motorräder und Bekanntenkreis mal eben ein paar Sätze wechseln? Da stimmt was zeitlich nicht.
Wenn du darstellen willst, wie sich die Frau Gedanken über ihn macht, solltest du ihre Abwägungen konkreter darstellen. Ein Linienarbeiter mit gebügelten Bundhosen, Mercedesschlüssel und akribisch geputzten Fingernägeln? Das verlangt nach gedanklicher Verneinung und würde der KG auch Tempo geben.
Ebenso bekommt man den Eindruck, das er die Frau dauernd anschaut, aber dann bleibt Zeit, mal eben die Augen zu schließen und für kurze Zeit in eine andere Welt zu tauchen? Also entweder er blickt ab und an zu ihr, aber dann sind Sätze wie "..wenn er mal seinen Blick von ihr abwand um mit dem Wirt zu plaudern.." unangebracht, weil sie die Darstellung unschlüssig machen. Oder er starrt sie die ganze Zeit an, was aber nicht nur lästig wäre für die Bestarrte sondern auch seine Handlungen einschränkt.

Das Ende ist flach, wahrscheinlich hattest du keine Zeit und Lust mehr, aber wenn du nochmal drübergehst...

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom