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Solanum Tuberosum

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18.04.2002
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Solanum Tuberosum

DRITTES INTERNATIONALES WISSENSCHAFTLICHES SYMPOSIUM FÜR


NATURWISSENSCHAFTEN


AUX TERRES, FRANKREICH, 2002​


Nachdruck der Ansprache von Herrn Prof. Dr. Cato F. L. Schneyder, Havard (USA).

SOLANUM TUBEROSUM, Teil I

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, es ist für mich eine große Freude heute vor diesem Auditorium zu sprechen, zumal sie als Fachkollegen nicht nur Interesse an dem heutigen Vortragsthema heucheln, sondern das Thema „Die sozialen Verhältnisse der kaukasischen Kartoffel, Solanum tuberosum, nach der Unabhängigkeitserklärung Grönlands“ zu schätzen wissen. Schließlich dürfte allgemein bekannt sein, dass wissenschaftliche Bildung ein elementares Bedürfnis des menschlichen Geistes ist.
Ich möchte meine Ausführungen mit einem kurzen historischen Rückblick beginnen, eine Geste des Dankes an meinen Lehrer, Prof. Knight Netasch der zwar hart, aber gerecht wie sein Gartenweg war und sich der Erforschung der Äpfel, Pferdeäpfel und schließlich der Erdäpfel annahm, während einer Zeit, in der andere Forscher ferne Galaxien erforschten, obwohl diese aller Voraussicht nach nie der menschlichen Ernährung dienen werden. Ungeachtet pessimistischer Strömungen in der Ernährungsforschung, die mit der Bestimmung von Unglückshormonen in verzehrsfähigen Produkten beschäftigt waren, versuchte Prof. Netasch die Kartoffel als Teil der Dimensionen des Universums zu beschreiben.
Doch dieses Vorhaben musste an der Komplexität der Fragestellung scheitern. Welches Forscherschicksal, welche menschliche Tragödie kann man hinter den nüchternen Zahlen seiner Forschungsberichte erahnen! So lesen wir zum Beispiel in der bescheidenen Tagebucheintragung vom 18.4. 1955: „Achthundertsechsundachtzig Kartoffeln untersucht. Außerhalb ihrer Materie findet der Forscher nichts als Leere.“
Ausgehend von diesem Gedankengang beschloss ich erstmals zu definieren, was zwar selbst seiend, dennoch nicht Kartoffel ist. Die Kartoffel ist exempli causa kein Automobil, was schon durch die völlig verschiedene Schreibweise der beiden Termini zum Ausdruck gebracht wird.
Mein Kollege, der Psychologe Dr. G. L. Abin, ein Mann mit besonderem Weitblick, der bei wolkenlosem Wetter sogar seine Fußspitzen sehen kann, hat kurze Zeit später, etwa genau um fünfzehn Uhr sechsunddreißig nachgewiesen, dass Kartoffeln keine Psychopathen sind, nein - sie sind de facto Politik eher abgeneigt.
Kartoffeln lassen sich durchaus mit Hilfe von Teilmengen nicht kartoffelhaltiger Partikel describieren. Wahrscheinlich konnte deshalb niemand bis jetzt eine Beeinflussung der Sozialität der kaukasischen Kartoffel durch die „Grönländische Unabhängigkeitserklärung“ feststellen.
Schopenhauer vertrat die Ansicht, Liebe sei eine Täuschung, auf alle Fälle ist es aber eine Täuschung anzunehmen, Kartoffeln wären sozialpolitisch aktiv, weil sie im Untergrund vorkommen. Schon an dieser Erkenntnis sieht man, wie sehr die Kartoffelsoziologie mit anderen großen Erfindungen gleichzusetzen ist, wie zum Beispiel der Höhe von 10.834 Metern oder der Aprikosenkernsteuer.
Durch weitere Forschungen, ich denke hierbei vor allem an die vollmechanisierte Solanum tuberosum-Ernte, werden die noch anstehenden Probleme sicher in Kürze gelöst werden.
Ich danke dem Auditorium für sein Interesse.

(Beifall braust auf).


5. 02 S.W. Für An.

 

Hi Woltochinon,

wie du ja schon selber erwähnt hast könnte der Titel etwas abschrecken. Ich habe deine Geschichte dennoch angeklickt auch wenn ich zuvor ein paar mal wegen des Titels drüber hingweggelesen habe.

Und das Lesen habe ich sicherlich nicht bereut. Man muss nur mal irgendwelche wissenschaftlichen Abhandlungen lesen und sofort kann man sich in deine Geschichte hineinversetzen.

Geradezu genial fand ich die Idee über solch ein Thema eine Satire zu schreiben. Ist ja nicht gerade was alltägliches, was sich sofort aufdrängt, zumindest für mich nicht.

Am Stil gibts nichts auszusetzen und die versteckten Details geben deiner Geschichte eine gewisse Würze.

Sehr gerne gelesen.

lg neukerchemer

 

Hallo neukerchemer,

es freut mich besonders, wenn du die Geschichte gelesen hast, obwohl der Titel nicht so einladend ist!
Vielen Dank für das Lob, ich habe sehr oft den Eindruck, man will mit gestelzten Worthülsen Eindruck schinden, ganz gleich ob in Wissenschaft, Politik oder sonstigen Disziplinen. Komisch, dass da eine Bereitschaft zu bestehen scheint (?) sich das bieten zu lassen.

L G,

tschüß Woltochinon

 

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