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Sommernacht

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19.03.2003
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Sommernacht

Sommernacht

„Warum bleibst du hier?“, fragt er.
Raul sitzt am Küchentisch und trommelt nervös mit den Fingern seine Ungeduld in das abgenutzte Holz.
„Warum besuchst du mich ständig?“, weicht sie seiner Frage aus.
Sandra wärmt am Herd ein Fertiggericht auf.
Behäbig rührt sie die Linsen im Topf, dessen Blubbern die künstliche Stille zwischen Sandra und Raul verrät.
Gehörte Stille, die durch Raul aufgeschreckt wird und sich verflüchtigt.
„Weil du hier bist und ich es nicht verstehen kann“, bohrt er Löcher in das Holz.

Sandra wirft ihren Kopf in den Nacken, strafft die Schultern, als solle es nicht nur ihn besänftigen.
„Du musst es auch nicht verstehen“, sagt sie.
Er sieht sie an. Sieht ihren Missmut. Ihre Verärgerung steht als steile Falte gemeißelt in einem grauen Gesicht.
„Sandra, was willst du in dieser Einöde und in diesem Loch", sagt er.
Weist mit der Hand aus dem Fenster der Fischerhütte. Das Holz ist stark verwittert und benötigt einen neuen Anstrich.
„Mir gefällt es hier, alles ist so klar. Und niemand stört mich.“

Die Hütte steht auf einem Felsen, der steil in den Fjord hinein abfällt. Die meisten Menschen sind fort gezogen, da es für sie hier keine Zukunft mehr gibt. So stehen die benachbarten Häuser leer.
Häuser, die zerfallen: blinde Fenster verhüllen die Schwärze darin.

„Möchtest du etwas mitessen?“
Sie geht zum Küchenschrank und entnimmt ihm zwei Teller und Löffel, dreht sich um, will ihm sagen: „Bleib bitte.“
Zwei Worte, die ihr viel bedeuten, die ihn aber nicht erreichen: Raul sitzt nicht mehr am Tisch.
Er ist ohne ein weiteres Wort gegangen.
Sie deckt den Tisch dennoch für zwei Personen. Deckt ihn für alle Fälle. Manchmal kommt er zurück. Sie hat sonst niemanden hier, der mit ihr gemeinsam isst.
Als sie kurze Zeit später den Eintopf löffelt, kommt er zurück. Schweigend betrachtet er sie, wie sie das Essen hinunterschluckt. Sie schiebt es gleichgültig in den Mund, würgt daran, wie in Zeitlupe.
Er schüttelt seinen Kopf.
„Wie du aussiehst?“, sagt er.
Sandra spürt ihre Krallen ausfahren. Katzenkrallen wachsen aus ihren Fingern. Die Augen zu schmalen Schlitzen geschlossen faucht sie ihn an: „Und wenn schon!“
Sie kontert mit vollem Mund. Den Speisebrei ausspuckend: „Es kann dir egal sein!“
Sie wischt sich mit dem Handrücken über die Lippen, reibt ihre Hand an der Hose sauber.
Dann nimmt sie einen großen Schluck aus der Weinflasche, setzt ein süßliches Lächeln auf, schnurrt: „Entschuldige bitte, dass ich dir keinen Wein anbiete. Ich habe keine Gläser.“
Sie lacht. Lacht, ohne Gefallen daran zu finden. Herb ist es. Wie der Wein, der immer und immer wieder durch ihre Kehle rinnt. Sie stiert vor sich hin, sagt: „Früher haben wir ein Glas mit Freunden getrunken.“
Sie ist rot im Gesicht. Die Haare kleben in filzigen Strähnen an ihrer Kopfhaut.
„Wie kannst du nur so sein?“
Seine Worte sind leise, bittend.
Sie bleibt hart, will sich nicht erweichen lassen.
„Keine Freunde, keine Gläser!“, knurrt sie mit ihrer Katzenstimme.
Eine Stimme, die nichts mehr erdulden möchte. Die warnt.
Aber Raul fährt unbeirrt fort.

Einen Tiefschlag in die Magengrube will er ihr versetzen.
Sie soll aufwachen. Morgens aufstehen und wissen: Es ist ein schöner Tag, heute. Es sind die wirklichen Dinge, die das Leben bestimmen. Sie sind nicht verschwunden.
Auch wenn es nicht so aussieht: Es gibt sie, die Normalität.

„Das ist nicht komisch. Sieh dich doch mal an. Du lässt dich gehen. Hast du es immer noch nicht begriffen, in deinem Katzenjammer?“

Seine Stimme bröselt ihm weg.
Sandra hört die Hand, die er ihr reicht. Sie kann sie nicht sehen. Fühlt sie mehr, als dass sie die Hand fest anpacken kann.
Es ist, als ob jemand ein Licht in ihr anschaltet, damit sie besser sehen kann. Erst wird alles klarer. Doch dann wird es wieder eng in ihrem Kopf.

Sie legt ihren Schutzpanzer an. Kann ihren Zorn selbst nicht verstehen.
„Das geht dich nichts mehr an“, sagt sie zu ihm.
Sie nimmt noch einen Schluck.
Prüft den Pegel.
Die Flasche ist fast leer. Der Geist daraus, hüllt sie fest ein. Gibt ihr, was sie braucht. Vergessen.
Sie schwankt ins Bett, rollt sich zusammen und schläft.
Träumt von Wasser.

Eine hohe Brandung läuft auf einen Sandstrand an. Die Wellen spülen den Sand fort, verkleinern das Eiland auf dem sie steht. Erst als die Gischt an ihr hoch spritzt, sieht sie nach unten. Ihre Füße stecken fest.
Sie steckt nicht im Sand: Es sind Hände, die sie halten. Sandra denkt im Traum: Es sind Rauls Hände.
Sandwürmer kriechen an ihr hoch. Finden an ihr Körperöffnungen, um sich vor der Flut zu retten. Ergreifen von ihrem Körper Besitz. Höhlen sie aus.
Rauls Hände versuchen die Würmer zurückzuhalten. Aber es gelingt nicht: Es sind zu viele.

Sie spürt ihren schleichenden Tod. Die tote Sandra schreit.

Schreit in ihrem Bett. Sitzt auf schmutzigen Laken. Erbrochenes verbreitet säuerlichen Gestank.
Sie zittert, betastet ihr Gesicht, ihren Hals. Die Hände gleiten zur Brust, bleiben dort, verharren.
Ihr ist, als sei sie in einem luftleeren Raum. Sie kann ihren Atem nicht fühlen. Fühlt nur Verzweiflung je schneller sie Luft holt. Schweiß dringt aus den Poren ihrer Haut. Er gleicht einem Film, den man riechen kann.

Sandra springt aus dem Bett, als ihr Magen sich umstülpen will.
Sie erbricht sich heftig. Kann nichts dagegen tun. Jede Zelle ihres Körpers wehrt sich.
Doch es muss heraus: das Gift.
Endlich hat sie die Rebellion ihres Körpers überwinden können. Zitternd wischt sie den Mund mit Klopapier ab.

„Das geschieht dir recht“, hört sie plötzlich.
Sie hört es mit ihren Katzenohren. Die sich aufstellen und der Stimme Rauls aus der Küche lauschen.
Die Katze in Sandra kraust die Nase, wittert einen Feind.
Sie ist sprungbereit. Und neugierig.

Sie schleicht sich in die Küche.

„Du bist immer noch da? Mein Gott bist du hartnäckig. Deine Häme kannst du dir sparen. Mir geht es schon schlecht genug“, sagt sie mit ihrer Katzenstimme.

Raul antwortet nicht. Oft genug hat er sich die Nase gestoßen, wenn sie sich aneinander gerieben haben. Warum sollte er ihr Fell glätten, wenn es sich doch so dagegen sträubt?

Sie zieht die zerdrückten Kleider aus und geht nach draußen. Hinter dem Haus befindet sich eine provisorische Dusche. Das kalte Regenwasser ergießt sich in einem Schwall. Trifft sie unvermittelt, gleich einem Schlag ins Gesicht, der sie vor Empörung japsen lässt.
Sie ist wie ein Kind, wütend, weil die Mutter sie mit der Dusche überrumpelt hat. Ohne Vorwarnung auf den kalten Schrecken.

Sie schließt die Augen, sieht ihre Mutter, die sie abfrottiert. Die Haut rubbelt, bis sie rot wird. Ganz warm wird ihr.

„Du bist alt genug“, wird ihre Mutter irgendwann später sagen, „dich selbst abzutrocknen“.

Die Mutter muss arbeiten, den Dorsch zum Trocknen aufhängen.

Sandra hat den Dorsch nie gemocht. Sein Geruch hing in der Luft.
Eine Luft, die sonst so klar schien, wenn die hellen Sommernächte die Zeit vergessen ließen.

Sommernächte, in denen die springenden Lachse Zuschauer haben.

Sandra und Raul stehen auf der Brücke. Die glitschigen Leiber spiegeln die rötliche Mitternachtssonne. Sandra fühlt sich wohl neben Raul.

Raul streichelt Sandras Haut. Kühl ist sie.
Er küsst die Kuhle zwischen ihren Brüsten. Er begehrt Sandra, er mag sie. Was ihn wochenlang umtrieben hat, es geschieht. Endlich und unerwartet.
Sie mag es auch. Seine Art sie zu bewundern, ihr zu bestätigen wie schön sie sei, prickelt als Schauer vom Kopf bis zum Fuß.

Der Dorsch stinkt weniger, seit sie weiß, er will Fischer werden.

Als er sie bittet zu heiraten, sagt sie ja.

Bleibt in diesem Dorf, an dem die neue Welt vorbeizieht, ohne Spuren zu hinterlassen.


Sandra trocknet sich lustlos mit dem Handtuch ab. Ihr Kopf dröhnt noch, wenn sie ihn senkt, aber: wenigstens ist ihr nicht mehr schlecht.

Sie weiß, Raul hat Recht. Sie lässt sich gehen.
Sie treibt auf einer Scholle im Nirgendwo. Ist auf dieser Insel gelandet. Hat dort die Übersicht verloren. Im warmen, weichen Sandstrand.
Dort, wo der Frieden trügerisch ist. Das Meer ihre Füße umspült. In dem sie ertrinkt.

Diese Erkenntnis bringt ihr die erste Vernunft. Doch wie geht es weiter? Warum kämpfen, wenn der Tod jedem Menschen vorher bestimmt ist?

Sie hat es doch gesehen und Raul kennt es auch.
Damals, als der Fisch nicht mehr geschwärmt hat. Die Boote im Hafen geblieben sind. Der Trockenfisch zur Vergangenheit wurde.
Sie haben ihre Netze geflickt. Haben auf Regenströme gestarrt. Eine Sonne färbte die Luft in goldene Streifen, spiegelte sich auf dem Meer, wie eine Verheißung.

Zuerst sind nur die Jungen gegangen. Die Alten sind geblieben, haben etwas gemurmelt: über die guten Zeiten.
Und sie? Sie waren jung und sind trotzdem geblieben.
Sandra sieht ihren Raul in der Hütte. Seine Zuversicht. Seine Liebe zum Dorsch.
Sie bleibt bei ihm.
Bis zum bitteren Ende. Das Risiko, den Fisch zu fangen wird immer größer. Immer weiter müssen die Boote hinaus. Kleine bunte Flecken müssen den Horizont überwinden.


Wie kann er von ihr verlangen, von hier fort zu gehen? Sie spürt, wie ihr Katzenfell sich sträubt
Es ist doch noch alles, was ihr geblieben ist.
Das Dorf mit seinen Häusern. Der Friedhof mit seiner Stabkirche. Alles windschief, vertraut.

Vorsichtig sieht sie nach, ob Raul noch da ist. Er sitzt tatsächlich immer noch am Küchentisch. Blass, spitz im Gesicht. Sein Anblick rührt sie. Weckt etwas.
Ihre Sehnsucht brennt. Brennt verzehrend.

Sie liegen im Gras.
Er küsst sie.
Seine Zunge, gierig, in ihrem Mund.
Seine Finger, allwissend, entblößen ihre Brüste.
Die eine Hand umfasste ihr Gesäß, die andere spreizt ihre Beine.

Sie schaudert. Sieht die rötliche Sonne.
Beißt sich auf die Lippen, um nicht zu schreien.
Bietet sich ihm dar, sucht sein Geschlecht.
Das Gesicht, so vertraut wie auch fremd.
Sein Körper versteht den ihren.
Sie reiben sich aneinander.
Die Lachse. Sie springen.
Sind zu sehen und doch nicht wirklich.
Sie spürt seinen Gipfel. Seine Lust durchzieht sie.
Die Grashalme stechen ihr in den Rücken.
Aber das machte nichts. Sie keucht, bebt ein wenig unter ihm. Wunderschön ist es.

Unaufhaltsam. Endlos. Zeitlos.

Er lässt sein Leben auf See.

Der Griff zur Flasche. Der gierige Schluck.
Ihre Haut ersehnt sich Berührung. Will angefasst werden.

Raul sitzt am Küchentisch und trommelt nervös mit den Fingern seine Ungeduld in das abgenutzte Holz.

Ist, der sie hören soll.
Ist, der sie fragt: „Sandra, warum bleibst du hier?

„Ich kann nicht anders, Raul“, antwortet sie. Am Herd stehend. Sieht dabei in seine Richtung.

Sein blondes Haar reflektiert die Morgensonne als goldenen Schimmer. Wie weich es doch ist. Seine blassen Lippen zittern. Sie will ihn berühren mit sanften Katzenpfoten.

Will ihm sagen:„ Ich weiß nicht, was mich hier zurückhält. Außer, die Zeit vergeht als solche von mir unbemerkt, oder sie vergeht gleichförmig unendlich und ohne mein Zutun.“
Sie kann nicht sprechen. Sieht durch das Fenster aufs Meer.

„Seine Liebe zum Dorsch hat ihn getötet“, sagt Sandra, nun nicht mehr stumm doch mehr zu sich selbst. Weint, weil ihre Liebe zu wenig gewesen ist.

Er sagt:„Mein Gefühl sagt mir, wenn ich nach dem warum der Zeit frage, bin ich nicht mehr in ihr. Ich erlebe sie nicht, sie baut sich vor mir auf, verlangt Erklärung, warum sie vergeht.“

Sie geht auf Raul zu, sucht Halt.
Ihre Hand greift ins Leere, spürt keinen Widerstand.

Rauls Konturen verschwimmen im Gegenlicht.
Sie sieht seine Gestalt verblassen. Wie auf einem Foto, das die Zeit vergilbt. Sandra lächelt. Versteht.

Die Fensterläden klappern, als der Wind am Nachmittag auffrischt. Die Tür quietscht in den Angeln. Die baufällige Hütte duckt sich unter tiefen Wolken, die von Böen zerfetzt werden. Am Küchentisch sitzt niemand mehr, der ein Linsengericht isst.
Die Sonne scheint auf blinde Scheiben, schwärzt dahinter die Leere einer Fischerhütte auf einem Felsen, der steil in den Fjord hinein abfällt. Die Kreuze auf dem Friedhof erscheinen windschiefer. Sandra zieht es hinaus. Sie geht den steilen Weg am Fjord entlang. Ihre Schritte werden immer schneller, fröhlich hüpfend. Es scheint, sie will davon springen.

Springt zurück in die Zeit.

 

Hallo Goldene Dame,
zunächst einmal ein großes Kompliment zu der Sprache, die du in deiner Geschichte benutzt. Sie hat mir sehr gut gefallen, sehr bildreich und gefühlvoll.
Man wird vollkommen in die Stimmung hineingezogen.
Bezüglich des Inhalts weiß ich nicht, ob ich es richtig verstanden habe. Ich habe es so verstanden, dass Raul schon längst tot ist, wobei ja eigentlich nicht richtig klar wird wie er gestorben ist. Sandra trinkt und lebt in ihren Erinnerungen an vergangene Zeiten. Ich denke mal am Schluß liest es sich für mich auch so, dass sie nun ihrem Leben ein Ende setzen will. Aber wo sind die ungewöhnlichen Todesursachen oder-umstände?
Klär mich doch mal auf, ob ich das so richtig interpretiert habe. :)

Ein paar Kleinigkeiten noch:

"Behäbig rührt sie die Linsen im Topf, dessen Blubbern die künstliche Stille zwischen..."
Müsste es hier nicht besser "deren" Blubbern heißen, weil es sich auf die Linsen bezieht?

„Das geht dich nichts mehr an.“, sagt sie zu ihm.
Der Punkt hinter an muss weg.

Hab die Geschichte gerne gelesen.
LG
Blanca :)

 

Hallo Blanca,
Danke fürs Lesen,
Du hast die Geschichte verstanden.
Die ungewöhnliche Todesursache ist das Schicksal. Wenn du so willst, stirbt eine ganze Region, die auf den Dorschfang angewiesen ist.

LG
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

irgendwie kommt mir die Geschichte bekannt vor. ;) Hattest du sie nicht schon mal gepostet?
Die Überarbeitung hat ihr gut getan.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,

irgendwie kommt mir die Geschichte bekannt vor. Hattest du sie nicht schon mal gepostet?
Die Überarbeitung hat ihr gut getan.
Ein Hoch auf dein Gedächtnis ;)

Danke fürs nochmalige Lesen


Lieben Gruß, Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame

Gehörte Stille, die durch Raul aufgeschreckt wird und sich verflüchtigt.
Sehr schön!

„Du musst es auch nicht verstehen“, sagt sie.
Er sieht sie an. Sieht ihren Missmut. Ihre Verärgerung steht als steile Falte gemeißelt in einem grauen Gesicht.
Ab hier lenkst du den Leser auf eine falsche Spur. Um nichts auf der Welt hätte ich angenommen, wie die Geschichte ausgeht.


Sandra hört die Hand, die er ihr reicht. Sie kann sie nicht sehen. Fühlt sie mehr, als dass sie die Hand fest anpacken kann.
Es ist, als ob jemand ein Licht in ihr anschaltet, damit sie besser sehen kann. Erst wird alles klarer. Doch dann wird es wieder eng in ihrem Kopf.
Vorher schon ein sehr toller Absatz; beim zweiten Lesen noch beeindruckender.

Sie spürt ihren schleichenden Tod. Die tote Sandra schreit.
Ich finde, hier haben wir die ungewöhnliche Todesursache. Und so habe ich deine Geschichte auch verstanden. Sandra stirbt. Vielleicht zunächst noch nicht körperlich, aber psychisch ist sie bereits tot.

Sie schließt die Augen, sieht ihre Mutter, die sie abfrottiert. Die Haut rubbelt, bis sie rot wird. Ganz warm wird ihr.
Du bringst schöne, nachvollziehbare Erinnerungsblöcke ein. Auch der spätere auf der Wiese.
Eine beeindruckende Art der Charakterisierung *vollerneiderblass*

„Du bist alt genug“, wird ihre Mutter irgendwann später sagen, „dich selbst abzutrocknen“.
Eigentlich ein recht trauriger Satz ...

Der Dorsch stinkt weniger, seit sie weiß, er will Fischer werden.
:lol: süß ...

Springt zurück in die Zeit.
Und danach musste ich erstmal eine ganze Weile still sitzen.

Du siehst, ich komme aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Ein ganz dickes Kompliment an deine Darstellung eines ungewöhnlichen Todes (zumindest wie ich ihn verstanden habe) :thumbsup:

Gruß! Salem

 

Hallo salem,

Und danach musste ich erstmal eine ganze Weile still sitzen.

Heute Morgen musste ich mir erst den Schlaf aus den Augen reiben. So ein Kompliment, wie deines...*rundumsichfreu*

Danke!!!!! für die vielen positiven detailreichen Anmerkungen. Sowas liest man gern :)
Goldene Dame

 

Hi Goldene Dame,

ich kann mich da nur Salem anschliessen. :)

Ich habe damals die erste Fassung gelesen, die ich auch schon gut fand.
(Existiert die noch?)

Du beschreibst mit, mMn, poetischen Worten (wie meistens ;) )
Die Einsamkeit einer Frau, deren Seele mit ihrem Mann gestorben ist.
Der Geist ihres Mannes kann sie nicht verlassen, weil der langsame Verfall seiner Frau ihn quält.

Der Traum, den sie hatte, zeigt, wie sehr sie schon "gestorben" ist. Das auch die Bemühungen ihres Mannes, nichts mehr ändern können.
Zu ergründen, warum sie in ihrer Stärke so schwach ist, würde wohl zu weit führen.
Ich denke sie wird sich letztendlich von einer Klippe stürzen.

Was in mir ein Fragezeichen aufwirft, ist dein Vergleich mit einer Katze?
Katzen haben sieben Leben, sagt man, fallen immer auf die Füsse.
Das tut deine Prot nicht.
Oder was hat die "Katze" in deiner KG zu bedeuten?

Raul sitzt am Küchentisch und trommelt nervös mit den Fingern seine Ungeduld in das abgenutzte Holz.

Ist, der sie hören soll.
Ist, der sie fragt: „Sandra, warum bleibst du hier?

Ich weiß zwar was du ausdrücken willst, doch hat es etwas meinen Lesefluß gestört.

Ansonsten, eine Klasse Geschichte, starke Bilder :thumbsup:

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo coleratio,
Die alte Fassung ist, glaube ich, ;) im Archiv gelandet.

Was in mir ein Fragezeichen aufwirft, ist dein Vergleich mit einer Katze?
Katzen haben sieben Leben, sagt man, fallen immer auf die Füsse.
Das tut deine Prot nicht.
Oder was hat die "Katze" in deiner KG zu bedeuten?

Ich denke nicht an das mystische Wesen mit den 7 Leben. Nein, ich wollte mit dem Katzenvergleich bestimmte Eigenschaften in Sandra und in ihrer Beziehung zu Raul charakterisieren. Wenn du als Leserin den Katzenvergleich interpretierst und Sandra auf die Füße fallen lässt, könnte der Schluss aber auch ein anderer, als der den du denkst:
Ich denke sie wird sich letztendlich von einer Klippe stürzen.
sein.


Zitat:
Raul sitzt am Küchentisch und trommelt nervös mit den Fingern seine Ungeduld in das abgenutzte Holz.

Ist, der sie hören soll.
Ist, der sie fragt: „Sandra, warum bleibst du hier?


Ich weiß zwar was du ausdrücken willst, doch hat es etwas meinen Lesefluß gestört.


Das habe ich in Kauf genommen. Ich wollte nachhaltig darauf hinweisen, dass Raul nur ein Trugbild ist.

Danke für deine liebe Anerkennung :)

Lieben Gruß, Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

erstmal Textbezüge, danach kann ich vielleicht auch klarer meine Gedanken formulieren:


Weist mit der Hand aus dem Fenster der Fischerhütte. Das Holz ist stark verwittert und benötigt einen neuen Anstrich.

Jetzt werde ich mal :klug: : Holz als Verkleidung benötigt keine Anstriche, lediglich Fensterholz hat das nötig. Der Rest ist pure Optik. Es wird eben grau.
Das mal am Rande ;).


„Wie du aussiehst?“, sagt er.

Das ist doch eine Feststellung, dh kein Fragezeichen.

Die Augen zu schmalen Schlitzen geschlossen faucht sie ihn an: „Und wenn schon!“

geschlossen, faucht

Sie kontert mit vollem Mund. Den Speisebrei ausspuckend: „Es kann dir egal sein!“

Mund, den (ansonsten wäre der zweite Satz unvollständig)

Sie steckt nicht im Sand: Es sind Hände, die sie halten. Sandra denkt im Traum: Es sind Rauls Hände.

Der kursive Satz liest sich, als wenn jemand während dem Vorlesen diesen Erklärungssatz dazwischenschiebt...hat mich irritiert.
Sandwürmer kriechen an ihr hoch. Finden an ihr Körperöffnungen, um sich vor der Flut zu retten. Ergreifen von ihrem Körper Besitz. Höhlen sie aus.
Rauls Hände versuchen die Würmer zurückzuhalten. Aber es gelingt nicht: Es sind zu viele.

Sie spürt ihren schleichenden Tod. Die tote Sandra schreit.


:thumbsup:


„Du bist immer noch da? Mein Gott bist du hartnäckig. Deine Häme kannst du dir sparen.

Mein Gott, bist du...

Sie mag es auch. Seine Art sie zu bewundern, ihr zu bestätigen wie schön sie sei, prickelt als Schauer vom Kopf bis zum Fuß.

Seine Art, sie zu...

Bis zum bitteren Ende. Das Risiko, den Fisch zu fangen wird immer größer.

fangen, wird


Will ihm sagen:„ Ich weiß nicht, was mich hier zurückhält. Außer, die Zeit vergeht als solche von mir unbemerkt, oder sie vergeht gleichförmig unendlich und ohne mein Zutun.“

Vielleicht ist es die gewohnte Umgebung, die sie hierhält; in der Raul kommen und gehen kann und sich auskennt. Irgendwo anders gäbe es ihn vielleicht in dieser Form nicht mehr...

Er sagt:„Mein Gefühl sagt mir, wenn ich nach dem warum der Zeit frage, bin ich nicht mehr in ihr. Ich erlebe sie nicht, sie baut sich vor mir auf, verlangt Erklärung, warum sie vergeht.“

dem Warum

Obwohl ich deine Art zu schreiben mag, verschließt sich mir der Text ein wenig, vielleicht bin ich auch gerade zu gut drauf, um mich mit solchen traurigen Dingen richtig abgeben zu können.
Mir ist nicht klar geworden, was Raul mit diesem "Warum bleibst du hier?" letztendlich sagen will.
Ist das in ihrer von Alk getrübten Wahrnehmung ein "Komm doch zu mir" oder "Mensch, genieß das Leben"?

Eine Frau, die aus der Trauer nicht herauskommt, weil die Umgebung sie darin festhält. Die Liebe war so groß...warum ihr dann nicht auch folgen...
Ich lese den Text sicher irgendwann nochmal und dann kommt vielleicht auch die Nähe von ihm zu mir, die er sicher verdient.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo bernadette,

Vielen Dank für die Korrekturliste. Ich freue mich, wenn jemand meine Fehler aufklaubt. Ich bin da nicht so fit. :D

Holz als Verkleidung benötigt keine Anstriche, lediglich Fensterholz hat das nötig. Der Rest ist pure Optik. Es wird eben grau.

Vielleicht ist es nicht deutlich geworden. Es ist keine Verkleidung. Die aus Holz gefertigten Hütten und Häuser in Skandinavien sind meistens farbig gestrichen. Die Farbe blättert durch die Witterung ab. Das Dorf ist verlassen. Daher streicht niemand mehr die Häuser an.


Obwohl ich deine Art zu schreiben mag, verschließt sich mir der Text ein wenig, vielleicht bin ich auch gerade zu gut drauf, um mich mit solchen traurigen Dingen richtig abgeben zu können.

Ich habe die Geschichte vor zwei Jahren das erste Mal, die Überarbeitung letztes Jahr geschrieben. Eigentlich sollte die Geschichte am Ende Hoffnung aufzeigen. Offenbar ist es mir nicht gelungen. Vielleicht weil ich auch philosophische Ansätze zur Zeit mit eingewoben habe. Wenn Sandra zurück in die Zeit springt, beziehe ich mich darauf, dass sie erkannt hat, nicht mehr in ihr gewesen zu sein. Damit meinte ich, dass sie das Vergangene akzeptiert und loslässt.


Danke fürs Gernelesen meiner Schreibart ;)

Lieben Gruß an dich

Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

tja, so kann man verschieden interpretieren: Das Zürückspringen in die Zeit bedeutet für mich, in dieZeit, in der sie mit Raul zusammen war, dh sie springt ihm (die Klippen hinunter) entgegen.

 

Hallo Bernadette,

Verschiedene Interpreationsmöglichkeiten sind auch ein Resultat, das ich zwar bei dieser KG nicht essentiell gewollt habe, dennoch durchaus positiv sehe.

Danke für deine erneute Rückmeldung

Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

wortgewaltig beschreibst du ein trostloses Schicksal. Ich bin beeindruck von dem Stil, den du für deine Erzählung verwendest; auch wenn ich sagen muss, das dafür die kg etwas zu lang geraten ist. Was am Anfang noch beeindruckend ist, wird mit zunehmender Lesedauer etwas anstrengend. Interessant ist auch der Wandel, der sich innerhalb der Geschichte vollzieht. Man hat die graue Landschaft, und damit zugleich die Seele deiner Prot vor Augen und dann erzählst du von ihrem kurzen Glück und man sieht wirklich, wie das Grau verschwindet, wenn auch nur für wenige Zeilen. Hier ein Kompliment von mir.
Ich möchte an dieser Stelle aber noch darauf verweisen, dass ich mit dem Symbol für Einsamkeit, also die raue und trostlose Umgebung so meine Probleme habe. Aber nur für mich, da ich dieses Klima mag ;) und diese Landschaften einfach wunderschön finde.
Noch etwas: Ich möchte auch noch auf einen Film verweisen, der vielleicht ein wenig in diese Thematik hereinpasst (wenigstens vom Gefühl und der Umgebung her) und den ich erst letztens gesehen habe: Schiffsmeldungen. Sehr zu empfehlen! ;)
Aber noch ein störenden Punkt habe ich. Die Anmerkung, dass deine Prot am Schluss den Suizid bevorzugt, könntest du weglassen. Der Leser kann sich seinen Teil denken. So wirkt es ein wenig wie so viele andere Geschichte und von diesem Durchschnitt kann sich deine kg ohne Probleme lossagen.
Gern gelesen!

Einen ganz lieben Gruß...
morti

 

Hallo morti,
wie immer freue ich mich sehr, wenn du eine Geschichte von mir gelesen hast und das sogar sehr gerne.

Auch ich liebe die karge Wildnis des Nordens. Diese Geschichte entstand aufgrund meiner Eindrücke von Norwegen und Finnland. Meine Geschichte die Auserwählten entstand ebenso durch meine Eindrücke auf Island. Den Film kenne ich nicht. Aber vielleicht werde ich ihn ausleihen.

Dass meine Prot am Ende Suizid begeht, wollte ich nicht aussagen. Das Ende sollte so gedeutet werden können, dass Sandra endlich loslässt von ihrem vergangenen Leben, den Tod ihrer Heimat und den ihres Mannes als Teil des Lebens akzeptiert und einen neuen Anfang wagt.

Danke dir.

Ganz lieben Gruß
Goldene Dame

 

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